42. Mein Glas, das auf ihren Köpfen aufprallt

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„Was ist das Härtste, das mich treffen kann,
Verweigr ich dem Dimitri die Hand?“

„Demetrius.“

„Was?“

„Der junge Mann heißt Demetrius und nicht Dimitri, Zoe.“ Genervt rolle ich mit den Augen und werfe einen Blick auf die Wanduhr. Nur noch zehn Minuten, dann bin ich endlich durch mit dem Scheiß. Birch sitzt im Zuschauerraum und wir sind über die erste Szene immer noch nicht hinausgekommen. Gut, ich habe auch nur dafür den Text so halbwegs gelernt, auch wenn ich die Hälfte der Sätze, die ich da faseln muss, nicht mal verstehe.

„Bedrückt dich irgendwas, Liebes?“ Jap, mein Wille zur Tür hinaus, aber der ist noch nicht stark genug. Verliert gerade gegen mein wachsendes Pflichtbewusstsein, die Pfeife.

„Nein, nein, alles gut.“ Birch steht auf, richtet seine Brille. Die Haare fallen ihm heute wirr auf die Schultern und er wuselt rum, wie eine angestoßene Hummel.

„Wenn du Probleme hast, können wir darüber reden.“ Nein, können wir nicht.

„Alles cool, meine Katze ist gestorben und mein Bruder hat meine Pancakes heute morgen gegessen“, antworte ich daher minder genervt und stelle fest, dass ich echt eine sehr gute Schauspielerin sein muss, als ich plötzlich von zwei meterlangen Armen eingeschlossen werde.

„Oh Kleines, das tut mir ja so, so unglaublich leid.“ Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich ihm sage, dass ich das nicht ernst gemeint habe? Okay, ich bin ein schlechter Mensch, so oder so. Aber man macht eigentlich keine Witze über tote Katzen. Zumal ich nicht mal eine habe. Ob es Halloweenkostüme für Goldfische gibt? Katzenkostüme um genau zu sein?

„Schaffst du es alleine nach Hause, oder soll ich dich bringen?“ Ob Birch so einen genialen römischen Streitwagen vorfahren würde, wenn ich ja sagen würde? Ich bin versucht, allein deswegen einzuwilligen, aber vielleicht ist er ja auch mit dem Rad da und auf dem Gepäckträger tut einem nach drei Minuten immer der Arsch weh.

„Oh nein, machen Sie sich keine Umstände meinetwegen.“ Er lässt mich endlich los und seine Augen wirken durch die Brille zehnfach vergrößert.

„Wie hieß sie?“

„Was?“

„Das war taktlos, entschuldige bitte...es tut mir so leid, Zoe, es tut mir so leid.“ Oh, er meint meine tote Katze.

„Sie hatte noch keinen Namen“, stottere ich und habe keine Ahnung, was ich hier tue.

„Oh Gott, war sie noch ein Baby?“ Bevor er mir wieder in die Arme fallen kann und Rotz und Wasser heult, klingelt glücklicherweise mein Telefon.

„Verzeihung“, murmele ich nur und hüpfe von der Bühne. Mein Handy versteckt sich ganz unten in der Tasche, aber der Anrufer hat Ausdauer. Oder er kennt mich.

„Zoella“, begrüßt mich Toby, als ich nach drei Stunden endlich das Teil gefunden habe. So hat er mich das letzte Mal glaube ich in der zweiten Klasse genannt, weil er der Meinung war, dass Zoe kein richtiger Name sei. Warum gerade er da so eine große Klappe hatte, weiß ich bis heute noch nicht. Zoe ist Zoe und Toby ist Toby. Kein Tobias, kein Zoeundweiter. Zoe und Toby.

„T-Dog“, antworte ich.

„Oh Gott, sag das nie wieder.“ Wieso bin ich da eigentlich nie früher drauf gekommen. Birch schnäuzt sich im Hintergrund die Nase, laut und ziemlich eklig.

„Wie auch immer, du musst nach Hause kommen.“

„Warum?“ Birch scheint sich zu fassen. Er stellt sich neben mich und packt seine Flasche Biowasser – was zur Hölle ist Biowasser? - und das Skript in die Fransentasche.

„Emily macht dich hübsch und wir müssen um zehn los.“

„Dir ist aber schon klar, dass da noch einige Stunden Zeit sind, oder?“, stöhne ich genervt in den Hörer.

„Vergiss nicht, dass deine Frisur echt viel Zeit in Anspruch nehmen wird, Zoe-Schatz.“

„Schnauze, T-Dog.“

Olga klatscht mir irgendwas auf die Wangen und verteilt es großzügig. Vielleicht will sie mich ja entstellen. Toby ist unter der Dusche und sie ist schon komplett angezogen. Ich hatte ein Minikleid erwartet und Hurenstiefel. Aber Olga hat zugegebenermaßen Klasse. Eine schwarze, enge Hose, hohe Schuhe bei denen man die rot lackierten Nägel sieht und ein weißes Top mit ziemlich großem aber stilvollen Ausschnitt. Ihre Brüste scheinen echt zu sein, die sind nicht besonders groß.

„Du hast echt schöne Haut, Zoe.“ Ich weiß nicht, was ich antworten soll. Sie scheint das ernst zu meinen. Ich hatte noch nie in meinem Leben einen Pickel, das ist schon ziemlich cool. Sie tuscht mir die Wimpern und fummelt in meinen Haaren rum. Vier Zentimeter, vielleicht sogar fünf.

„So sieht es richtig gewollt aus“, erklärt sie mir und sie hat Recht. Sie hat absolut Recht. Meine Augen wirken groß, die Lippen gar nicht mal so hässlich. Ich habe eigentlich einen ganz hübschen Mund, aber die Haut ist dort früher sehr oft aufgesprungen und das war sehr hässlich. Jetzt sieht es gut aus.

„Du bist schön.“ Das sagt Toby. Er steht hinter mir und wir alle starren mein Spiegelbild an.

„Okay okay, Schluss jetzt. Genug geglotzt“, breche ich das ab und Olga geht an meinen Kleiderschrank. Sie lobt Tobys und meinen Einkauf und sagt dann aber, dass nichts davon passend für heute Abend ist.

„Wir tauschen“, sagt sie dann plötzlich und zieht ihr Oberteil aus. Okay, hab mich geirrt. Sie hat große Brüste.

„Du ziehst das hier“, sie reicht es mir, „und das hier an“, sagt sie und fischt eine dunkelblaue Jeans aus meinem Schrank.

„Kannst du auf hohen Schuhen laufen?“ Ich hab damals auf dem Ball getanzt. Richtig getanzt. In meinen einzigen Absatzschuhen, mit meiner Zimmernachbarin. Wir haben uns in den Armen gehalten und getanzt.

„Klar kann sie das“, antwortet Toby für mich und schließlich findet Olga meine Schuhe ganz unten im Schrank.

„Die passen zwar nicht perfekt, aber sie sind ganz süß“, urteilt sie und hält sie mir hin.

„Vergiss es, die zieh ich nicht an.“ Sie legt den Kopf schief und lächelt.

„Du kannst dich bei mir unterhaken“, bietet sie an.

„Ich ziehe diese Schuhe nicht an.“ Sie hatten ihre Nacht.

„Ist okay, Emms, lass sie.“ Olga nickt nur verwirrt und geht an ihre Tasche, die sie auf mein Bett geworfen hat. Sie holt ein paar schwarze Ballerinas raus und gibt sie mir.

„Sind meine Ersatzschuhe“, zuckt sie mit den Schultern und ich weiß jetzt schon, dass mir die Füße weh tun werden. Barfuß ist doch immer noch am besten. Aber ich tu ihr den Gefallen und dann setze ich mich mit Olga auf mein Kopfkissen und wir trinken Sekt. Ich finde das Zeug eklig, sie nennt es Warmtrinken. Wieso kann man sich nicht mit Wodka warmtrinken? Der schmeckt wenigstens. Toby braucht eine halbe Ewigkeit. Um genau zu sein, zwei Flaschen. Aber da ist nicht allzu viel drin, Gott sei Dank. Die Prinzessin ist endlich fertig und wir können gehen, nachdem Olga mir noch meine Handtasche an die Brust gedrückt hat. Wir stellen uns an die Bushaltestelle in die andere Richtung und warten. Es ist nicht besonders warm draußen, eher sehr angenehm und ich wusste gar nicht, dass hier auch was anderes als der Schulbus fährt.

„Nachtbusse für die versoffene Jugend“, erklärt Olga und Toby küsst sie auf die kirschroten Lippen. Sie muss nach Kohlensäure schmecken und Rouge und Zigaretten. Oder Gras. Sie hat ja gutes davon. Der Bus kommt und wir steigen ein. Der Fahrer lässt Toby und Olga durch und schaut mich an.

„Und Ihr Ticket is' wo?“, rotzt er mich an und kratzt sich am Kinn.

„In Ihrer Handtasche“, antwortet Toby und sieht mich an. Ich krame und krame und finde irgendwann mein Portemonnaie. Kein Ticket, aber Kleingeld und das ist ja quasi ein Ticket.

„Ich bräuchte dann eins.“ Er nimmt mir einen Schein ab und gibt mir einen von sich.

„Gute Fahrt.“ Jaja, tu nicht so. Wir setzen uns hin und fahren vielleicht eine viertel Stunde. In der Ecke war ich noch nicht, obwohl es nicht weit von Zuhause und vom Krankenhaus entfernt ist. Die wollen wohl einen kurzen Anfahrtsweg für die Schnapsleichen. Der Club sieht von außen nicht besonders groß aus und vor dem Eingang ist auch keine Schlange. Nur ein riesiger Typ, der uns gelangweilt durchlässt und dann weiter sein Bier trinkt. Ob der wirklich hier angestellt ist, sei jetzt mal dahin gestellt. Drinnen läuft laute aber gute Musik mit unklaren Texten und starkem Bass. Der ganze Raum besteht eigentlich nur aus der Tanzfläche, einer winzigen Sitzecke und der Bar. Neben dem Tresen sind noch zwei Türen, wahrscheinlich die Klos. Die ganzen Leute, die da tanzen, kommen mir größtenteils bekannt vor. Mitschüler wahrscheinlich aber nicht so wichtig, dass ich ihre Namen kenne. Ginger sehe ich nicht. Toby besorgt uns was zu trinken und wir bleiben an der Bar, weil die kleine Sitzgelegenheit besetzt ist von sich ableckenden, schwitzenden Jugendlichen. Die hohen Hocker sind unbequem, aber ich kann damit leben. Niemand fragt, wie alt wir sind, keinen interessiert das. Ich beobachte die komischen Verrenkungen der ganzen Freaks und verwerfe die Idee mitzumachen. Olga kippt ihr Glas runter und sieht Toby an.

„Wann müssen wir raus?“, brüllt sie gegen die Musik an und Toby hält fünf Finger hoch. Sie nickt Richtung Ausgang.

„Dann los.“ Wir brauchen bestimmt zehn Minuten, um durch die Menge zu kommen. Die pressen sich alle wie Insekten aneinander und stecken sich ihre Zungen dahin, wo ich sie nicht sehen will. Die haben echt kein Schamgefühl, diese komischen Menschen. Ob das am Alkohol liegt? Wie ein Korken zwenge ich mich aus ihnen raus und dann ist da die frische Luft und ich muss erstmal tief einatmen. Toby und Olga folgen mir und der angebliche Türsteher ist weg. Wir waren doch gerade mal fünf Minuten drin. Vielleicht zehn. Dafür stehen an der Laterne rechts drei Typen rum und murmeln unter sich. Toby steuert auf sie zu und ich beobachte, wie sie sich alle begrüßen. Sie schlagen ein, Olga wird umarmt und ich stehe daneben.

„Hi“, bringe ich nur hervor und sie nicken mir alle zu.

„Ist sie das?“, fragt einer von ihnen an meinen Bruder gerichtet und er nickt. Toby stellt mich vor und ich zwinge mich zu lächeln.

„Das ist mein Dealer Jack“, er weist auf den im Mittelpunkt stehenden Typ „und von den beiden habe ich vergessen, wie sie heißen“, zeigt er auf die anderen. Jack lacht und er lacht tausend Mal schöner als Anthony. Ein bisschen rauchig, aber noch schön. Er sieht gar nicht schlecht aus. Die Haare relativ kurz geschnitten, kräftiger Kiefer und nicht besonders groß, aber auch nicht schlecht gebaut. Die anderen beiden sehen ziemlich mitgenommen aus. Der eine hat eine monstermäßige Akne und der andere hat so rote Haare, dass er Ampel spielen könnte. Sie teilen sich einen Joint und geben ihn als er fast aufgeraucht ist an Jack weiter.

„Lass stecken, ich hab noch genug“, grinst er und behält den Blick auf mir. Noch einen Moment, dann sieht er Toby an und zieht aus seiner Hosentasche zwei kleine Tütchen. Olga bekommt eins davon.

„Für sie habe ich aber keine mit, T.“, sagt er und weist auf mich.

„Sie kriegt was von mir ab. Hast du noch einen für jetzt?“

„Wenn du mein Geld hast, ja.“ Olga bezahlt Jack und dann dreht er in wenigen Sekunden einen. Unglaublich wie schnell der Typ dabei ist.

„Habt ihr noch 'n Zehner oder warum glotzt ihr jetzt so auf meinen gutaussehenden Joint?“, fragt er die zwei Typen, die aber erklären, dass sie pleite sind und dann endlich verschwinden.

„Die sind echt gruselig“, senkt Jack seine Stimme und Olga lacht leise. Er zündet an und dann reicht er rum.

„Unter anderen Umständen hätte ich ja echt Schiss, dass die mich irgendwann abstechen“, meint er dann noch mit Rauch zwischen den Lippen und ich bin dran. Toby beobachtet mich dabei. Und als ich inhalliere, weiß ich, warum. Verdammt, ist das gutes Zeug.

„Hey, ich will auch noch was“, fährt mein Bruder mich irgendwann an und nimmt mir mein Baby weg. Jack lacht und dann wird ausgetreten.

„Ich will noch einen“, murmele ich.

„Du brauchst erstmal 'ne Pause, Babe. Geh was trinken und ammüsier dich. Hab deinen ersten Zungenkuss und dann kannst du gerne wieder kommen. Ich bin hier die ganze Nacht.“ Ich ziehe die Augenbrauen hoch und verschränke die Arme vor den fast freiliegenden Brüsten.

„Die Ansabberecke ist gerade besetzt und zum Ficken sind auch keine Kabinen mehr auf dem Klo frei. Mal sehen, was sich machen lässt“, antworte ich trocken und dann drehe ich mich um und gehe wieder rein.

„Man merkt kaum, dass ihr verwandt seid“, höre ich Jack nur noch anscheinend zu Toby sagen und dann fange ich tatsächlich an zu tanzen, bis ich klebe.

Einige Drinks später finde ich mich selbst auf der Toilette wieder. Das mit dem Ficken auf dem Klo habe ich mir zwar nur ausgedacht, aber tatsächlich hört man ein ziemlich lautes Stöhnen aus zwei der sechs kleinen Zellen. Ich gehe pinkeln und dann lasse ich Wasser über meine Arme laufen. Mir ist heiß und schwindelig und schlecht und mir geht es so gut wie lange nicht mehr. Den Rest der undefinierbaren Brühen aus meinem Glas verschütte ich und die Sterben tanzen über die dreckigen Fliesen. Bevor irgendjemand, der noch halbwegs nüchtern ist, mitbekommen kann, dass ich das war, verschwinde ich aus dem winzigen Raum und mische mich wieder unter die Menge. Toby und Olga habe ich schon eine Weile nicht mehr gesehen. Keine Ahnung, ob die sich verstecken oder ich sie einfach nicht mehr erkenne. Ich will, dass jemand meine Hüfte berührt und meine Schultern küsst. Ich brauche das jetzt, jetzt sofort. Aber die Typen sind hässlich wie die dunkelsten Nächte.

„Heeeey, ist hier noch jemand frei?“, rufe ich in die kleine Couchecke, doch jeder hat seinen Partner. Hier gibt es kein „Bäumchen wechsel dich“, nicht mal ein Mädchen ist noch zu haben. Dann halt nicht, der Alkohol ist eh viel netter zu mir. Ich schlängel mich wieder zur Bar und die Frau, die dahinter steht, schenkt mir ein Glas ein. Sie sagt nicht, was das ist, sie lächelt einfach. Das muss gut sein, wenn es von so einer freundlichen Frau ist. Ich drehe mich zur Seite und dann ist da er. Er nimmt zwei Shots entgegen und reicht ihr einen und dann kippen sie und küssen sich und ziehen sich aus und er fickt sie auf dem ausgetanzten Boden. Nein, das tut Anthony nicht. Sie küssen sich nur und er tut so, als würde er mich nicht bemerken. Sie drückt sich an ihn und er schiebt seinen Oberschenkeln zwischen ihre Beine. Meine sauren Tränen tropfen in meinen Alkohol und ich starre sie weiter an. Das ist ihr ernst. Ich sehe ihre Zunge in seinem Mund, seinen Penis in der Jeans und ihre Möse und ich kann nicht anders, als laut zu schluchzen. Was sind das für Menschen? Wieso sind sie so bunt und eng und vertraut? Ich hole aus und schleudere mein Glas nach ihnen. Ich höre den Aufprall an ihren verschmolzenen Köpfen nicht. Auch nicht ihr Fluchen. Ich gehe und heule und heule und heule. Draußen ist es eisig kalt im Vergleich zu drinnen und ich kann nicht anders, als mich auf den kleinen Absatz zu setzen, den Kopf in die Arme zu legen und zu flennen. Die Wimperntusche frisst sich in meine Jeans und meine Lippen fließen davon. Ich spüre nur noch mein eigenes Zucken.

„Is' der Alkohol ausgegangen?“ Verwirrt sehe ich auf und da steht wieder Jack unter der Laterne. Er stützt sich ab und sieht immer noch so scheiße gut aus. Ekelhaft perfekt.

„Was?“, presse ich hervor.

„Na 'n anderer Grund, warum du hier den Asphalt wässerst, fällt mir jetzt nicht ein.“ Er löst sich von seinem Stammplatz und kommt zu mir. Mit der Hand hält er sich an der Wand fest und dann lehnt er sich an.

„Ach halt doch dein Maul, Jack“, heule ich weiter und einen Moment ist er tatsächlich still.

„Wer hat dir das Herz gebrochen, Babe? Wen soll ich verprügeln?“ Er bringt mich zum lachen und ich wische mir den Rotz weg.

„Hab ich selbst schon gemacht“, kläre ich ihn auf und er pfeifft anerkennend.

„Hast'e ihm die Nase gebrochen?“ Ich zucke mit den Schultern.

„Keine Ahnung wen von beiden ich getroffen habe und was genau.“ Ich muss mich konzentrieren, damit mir nicht schlecht wird. Er zischt auf, schnalzt dann mit seiner Zunge und schüttelt den Kopf.

„Hast du irgendwelche Zuckungen oder so? Sollte ich was wissen?“, frage ich ihn und er lacht wieder. Er lacht so schön.

„Babe, ich habe gerade versucht Mitgefühl zu zeigen, also zerstör das nicht.“ Beschwichtigend hebe ich die Hände und dann schweigen wir uns kurz an. Ich kriege mich wieder in den Griff, höre zumindest auf zu heulen.

„Ehrlich gesagt, interessiert mich das nämlich einen Scheiß, aber du siehst gerade verdammt heiß aus und ich bin zu betrunken, um dich kreativ anzumachen.“ Ich stämme mich hoch und starre geradeaus auf die unbefahrene Straße.

„Ich bin nicht so eine, Jack. Da musst du die Hure meines Bruders fragen“, kläre ich ihn auf und er nickt wissend.

„Kannst Emily nicht ab, hm?“ Ich zucke mit den Schultern und spüre, wie er mich ansieht.

„Was ist nun? Bekommt der Typ jetzt noch eins auf' s Maul oder nicht? Aber ich bin kein so guter Boxer, also überleg dir das gut.“

„Ist doch nicht mein Problem, ob du abkackst oder nicht.“ Während er schon wieder lacht, perlt sein Atem gegen meine Wange. Er kreist.

„Also mal so rein theoretisch, kann ich nich' verrecken, Babe.“ Jetzt drehe ich mein Gesicht zu ihm und sehe ihn an. Ich kann seine Augen nicht richtig erkennen, es ist so dunkel. Die Kurve seiner Lippen geht nach oben.

„Wie meinst du das?“ Er scheint einen kleinen Moment zu überlegen und kurz verliere ich den Fokus.

„Hattest du schon mal Sex mit jemanden, der unsterblich is'?“ Erst jetzt fällt mir auf, dass er eine Kippe in der Hand hat. Der Rauch steigt auf. Kein Gras, es riecht nicht so streng. Er drückt sie am Putz ab und lässt sie fallen. Erwartet er jetzt eine Antwort? Nein hatte ich nicht und du hast definitiv zu viel gekifft und ich bin jungfrau und hatte noch keinen Zungenkuss. Aber das sage ich nicht, weil er dann nicht mehr mit mir schlafen würde. Und wenn ich es mir so recht überlege, muss er das tun. Denn wenn er mich fickt, wird Toby das erfahren und dann wird es Anthony erfahren und dann habe ich es ihm gezeigt. Dann ist er der gearschte und er kann sich seine dämliche Vanessa sonst wohin stecken. Er wird eifersüchtig sein und er wird sich ärgern, dass er mich nicht entjunpfern durfte, aber es wird zu spät sein und das ist meine Rache. Egal, wie benebelt Jack jetzt ist – er sieht gut aus und er ist um einiges besser als Anthony. Und das wird Anthony am meisten ärgern. Zoe hat jemand besseren gefickt. Jack. Sie hat Jack gefickt. Und deswegen lasse ich es zu, als Jack mich zu sich zieht und seine Lippen auf meine drückt. Ich lasse es zu und ich genieße es. Das hat Anthony jetzt davon. Jack schmeckt nach Kippen und Whisky und so gut, wie kein Kuss, den ich hatte. Er wird fordernder und überall, wo seine Finger sind, brennt meine Haut. Meine Nackenhärchen stellen sich auf und Jack legt seine Hände unter meinen Po, um mich anzuheben.

„Jack“, flüstere ich in den Kuss hinein, es ist schon fast ein Stöhnen, so bunt ist er.

„Können wir zu dir?“, murmelt er an meinen Hals und ich lege den Kopf in den Nacken.

„Ist mir egal, Jack, ist mir egal.“ Ihm ist es auch egal.

Keine Ahnung, wie wir es heil hier her geschafft haben. Jacks Wagen parkt in unserer Auffahrt, er ist gefahren. Er hat keinen Unfall gebaut, mir fehlen keine Gliedmaßen. Und jetzt knie ich auf meiner Matratze und hebe meine Arme, als Jack mein weißes Oberteil über den Kopf zieht. Ihn interessieren die Narben nicht. Er ist zu besoffen, um sie zu sehen oder mich drauf anzusprechen und das ist gut so. Anders könnte ich das hier nicht durchziehen. Ich habe keine Ahnung, wie lange er schon ohne Shirt vor mir sitzt, vielleicht Monate. Er greift nach meinen Händen und schiebt mich nach hinten. Ich liege auf dem Rücken und er küsst mich. Ich höre unsere Lippen und es ist berauschend. Er bittet nicht um Erlaubnis, als er meine Hose aufknöpft und auszieht. Ich trage sogar gute Unterwäsche und er hält meinen Blick fest. Ich kann nicht sagen, ob er das alles schnell tut oder langsam, das ist so irrelevant. Er befreit mich von meinem BH und sein Mund berührt mein Schlüsselbein, den Bauchnabel und dann hebe ich mein Becken an, als er meinen Slip auf den Boden wirft. Kurz ist mir das peinlich, aber dann überwiegt wieder dieses Flimmern und mir geht es besser.

„Du bist so schön, Zoe“, bläst er gegen meinen Oberschenkel und klettert wieder über mich. Jetzt ist er ungeduldig und dann hat er nichts mehr an. Wir drehen uns und ich liege kurz auf ihm drauf, er drückt sich gegen meine Scham und mein Herz schlägt so schnell, dass ich es nicht mehr hören kann. Ich schließe die Augen, spüre wieder meine Decke im Rücken und er stützt beide Hände neben meinen Schultern auf. Mein Unterleib brennt und ich warte und warte und warte. Gänsehaut zieht sich über alle Zonen und ich sauge immer schneller Luft ein. Dieses Kitzeln in meinem Schritt, das Tropfen macht mich verrückt. Sein Atem umschließt meine Lippen und mir kommt ein Gedanke in den Sinn.

„Hast du Kondome bei?“, krächze ich, so schwer fällt es mir zu sprechen.

„Brauchen wir nicht, glaub mir“, murmelt er und er weiß nicht, dass ich noch nie in meinem Leben Sex hatte, als er dann in mich eindringt. Auf den Schmerz war ich vorbereitet, das war mir durchaus bewusst und ich erwische mich dabei ihn als eine vier von zehn einzuschätzen. Es ist eher ein unangenehmes Ziehen und damit kann ich umgehen. Jack hat die Augen geschlossen, sucht immer wieder meine Lippen und ich kann langsam anfangen zu spüren. Jack ist nicht brutal oder egoistisch, wenn man das so nennen kann. Seine Bewegungen sind weich und langsam beginnt mein Körper zu reagieren.

„Alles gut?“, murmelt er in mein Ohr und ich nicke schwach. Ich lege meine Hände auf seinen Rücken und er küsst meine Brust. Er ist mir so nah, wie sonst niemand und ich muss leise aufstöhnen, weil der kleine Schmerz von Gefallen übertönt wird. Jack wird immer schneller und heftiger und mir bleibt die Luft zum Atmen und das Denken weg. Und dann passiert etwas, dass ich sofort wieder verdränge. Als Jack kommt, verschwende ich einen weiteren Gedanken an Anthony und das sollte ich jetzt nicht mehr tun. Ja, der Sex hier ist ihm schon irgendwie verschuldet, aber im Endeffekt ist das mein Vergnügen und mein Leid und mein Orgasmus. Und zu dem bringt Jack mich. Ich halte mich bei ihm fest und er hilft mir. Er gibt mir irgendwie halt und reagiert so auf meine Körperbewegungen, dass es mir leichter gemacht wird. Es ist gut, es ist so gut. Ich glaube, ich habe die ganze Zeit keinen richtigen Ton von mir gegeben, aber jetzt presse ich all meine Luft in den Lungen raus.

„Nicht so laut, Babe, Daddys Karre ist da“, raunt er und fängt mein Stöhnen mit einem langen Kuss ab, bis sich jegliche Anspannung in mir löst und ich müde die Augen schließe. Er geht von mir runter und ich spüre mich selbst nicht mehr, weil alles noch prickelt wie Kaktuseis. Ewigkeiten sagt er nichts und ich sage sowieso nichts und dann zischt es kurz. Süßer Nebel steigt mir in die Nase und er lässt mich tief ziehen. Ich kann nicht mehr richtig wach werden und stelle mir vor, wie der Rauch gegen meine Zimmerdecke schlägt. Wie Wolken.

„Mit dir alles okay?“, fragt er und ich kann wieder nur leicht den Kopf bewegen.

„Das Herz jetzt wieder heil?“ Ich will bejahen, aber kein Wort kommt aus meinem Mund.

„Jack“, murmele ich und dann lacht er sehr leise. Meine Finger streichen über meine Schneidezähne und ich bin fast eingeschlafen.

„Jack.“

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