52. Matty, der leider keine grauen Augen hat

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Mattys Auto hat einen Motorschaden. Oder er hat es gegen einen Baum gefahren, wie mein Dad als ich elf Jahre alt war. So genau wissen wir das nicht, weil er Toby, Ginger und mir was anderes erzählt. Bei mir kam die Geschichte mit dem Baum zum Tragen. Ginger meint, dass er mir imponieren möchte und es deswegen extra dramatisch macht. Aber wenn ich ehrlich bin kann ich darüber nur lachen, wenn ich darüber nachdenke, was das letzte Mal die Folge war, als jemand gegen einen Baum gebrettert ist. Auf jeden Fall hat Mattys kaputtes Auto zur Folge, dass wir alle nach Hause laufen müssen. Die Sonne geht langsam unter und weil Samstagabend ist, lassen wir uns Zeit. Das liegt aber auch teilweise daran, dass Toby unbedingt feiern gehen will, die ganze Zeit mit Emily telefoniert und offensichtlich nicht so schnell dabei laufen kann. Ginger erzählt mir von ihrer Freundin, Matty hält meine Hand und Liam hört Ginger genauso zu wie ich. Anthony ist mit dem Motorrad gefahren. Er ist einfach nach der Probe raus gelaufen und gefahren. Matty hat scherzhaft nach Vanessa Ausschau gehalten, aber sie war nicht da. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich das auch gemacht. Und um noch ehrlicher zu sein, war ich erleichtert, als ich ihren großen perfekten Arsch nicht gesehen habe. Toby läuft ein Stück vor uns, redet relativ leise und schüttelt immer wieder den Kopf. Wahrscheinlich versucht er sie zu überreden irgendwas zu machen, ist aber nicht sonderlich erfolgreich. Plötzlich dreht er sich um und formt mit den Lippen mehrere Wörter, die ich als einzige verstehe. Wahrscheinlich, weil ich sein Zwilling bin. Alle anderen schenken ihm nur einen verständnislosen Blick und Ginger hört auf über Rebecca, ihre Freundin, zu reden.

„Was?“, fragt sie, mitten in den Satz, in dem sie gerade über Beccas Familie gequasselt hat.

„Er fragt, ob wir heute zu irgendjemandem nach Hause können“, übersetze ich und alle geben ein einleuchtendes „Ahh“ oder „Achso“ von sich. Toby zwinkert mir zu und zeigt einen Daumen nach oben, während er immer noch rückwärts läuft. Gleich fliegt er, gleich fliegt er. Bitte, ich will was zum Lachen haben. Die abstürzende Taube Toby Morell.

„Also ich weiß nicht, ob meine Mom Zuhause ist. Wenn sie Nachtschicht hat, können wir zu mir“, schlägt Matty vor und Toby macht eine stumme Siegespose, ballt dabei beide Fäuste und sieht nach oben, als würde Gott über ihm her schweben. Dann dreht er sich wieder um, redet weiter mit Olga und legt kurz darauf auf.

„Emm hat keine Lust auf Club, also bitte sag mir, dass deine Mutter Bock hat heute Nacht zu arbeiten“, erklärt er dann und läuft wieder auf unserer Höhe, stolpert aber öfter über den Bordstein, weil wir einfach zu viele in einer Reihe sind. Daher beschließt er auch, wieder rückwärts vor uns zu laufen. Manchmal ist er echt wie ein Kleinkind. Matty seufzt übertrieben theatralisch auf und fischt sein Handy aus der Hosentasche. Ich sehe, wie er Big Mama im Kontaktbuch sucht und muss grinsen. Es tutet mehrmals und dann höre ich die Stimme seiner Mom. Relativ hoch, leise und ruhig. Matty fragt direkt, ob sie Nachtschicht hat, worauf sie noch leiser antwortet und er zieht die Augenbrauen hoch. Sie sprechen nicht mehr lange, Matty sagt nur noch sehr oft „Okay“ hintereinander und dann „Bye“. Toby, der wieder vor uns läuft sieht ihn erwartungsvoll an, doch Matty schüttelt den Kopf, drückt kurz sanft meine Hand und lässt sein Handy wieder verschwinden.

„Sorry Mann, aber da ist nichts zu machen. Sie ist gerade nach Hause gekommen“, erklärt er und Toby sieht so aus, als würde er gleich schmollen. Liam hat ebenfalls volles Haus. Die Zwillinge können wir nicht einfach irgendwo wegsperren und Eltern hat er auch noch. Ginger stöhnt sehr laut und sehr genervt auf, zuckt mit den Schultern und stöhnt nochmal.

„Jaaaah, meine Mom ist zu einer Freundin und“, sie wird von Tobys Triumph unterbrochen und es ist wie in der Schule. Alle reden durcheinander und ich spüre Mattys Lippen an meinem Hals. Gott, da kommt wieder das giggelnde Girly-Gen durch.

und wir könnten zu mir. Aber ich räume das morgen nicht alleine auf“, beendet Ginger ihren Satz und alle nicken sehr ernst, so als wollten wir ihr versichern, dass wir uns nicht verpissen werden.

„Und den Alk besorgt ihr. Ich hab' nichts Zuhause“, hängt sie hinten ran, weswegen sie von mir einen verständnislosen Blick bekommt. Sie zuckt nochmal mit den Schultern.

„Meine Mom findet Flaschen schneller als Drogenspürhunde Koks“, rechtfertigt sie sich und das glaube ich ihr sogar. Bei der Mutter ist alles möglich. Wir sind mittlerweile auf Höhe des Sportplatzes, daher verlässt Liam uns als erster und sagt, dass er in einer Stunde bei Ginger ist. Matty wohnt noch weiter hinter uns, daher bringt er Toby und mich bis zur Haustür. Ginger ist schon früher abgebogen. Toby hüpft wie ein Huhn auf Ecstasy rum und geht gleich rein, weil er noch duschen will, bevor wir los gehen und Emily erst zu uns kommt. Ich lehne mich gegen das Gartentor und Matty stützt seine Hände an meiner Taille ab, küsst mich auf die Lippen und dann auf die Stirn. Er riecht so gut und seine Haut ist so weich. Er zwinkert mir nochmal zu, beißt sich auf die Unterlippe und geht. Ich erwische mich dabei, auf seinen Hintern zu starren, als er verschwindet und versuche mich irgendwie zusammen zu reißen. Komischerweise versuche ich das mit Anthony zu vergleichen, aber mir fällt auf, dass ich noch nie auf dessen Hintern geachtet habe. Dafür weiß ich genau, dass seine Augen grau sind und ich meine mich zu erinnern, dass seine Zähne unglaublich gerade sind. Mattys auch, aber Tony hat diesen spitzen Eckzähne, die mir unbewusst im Kopf geblieben sind, wenn er gelächelt hat. Kopfschüttelnd gehe ich ins Haus, streife die Schuhe ab und rufe einmal laut „Hi“. Oh Gott Zoe, so weit ist es schon gekommen. Jetzt bist du schon nett zu deiner Familie und begrüßt sie höflich. Dieses Girly-Gen macht mich fertig. Ich schleppe meine Tasche hoch und als ich oben angekommen bin, höre ich, wie die Küchentür aufgeht und meine Mutter zurück ruft.

„Zoe?“

„Ja?“

„Ist Toby auch da?“

„Ja, der duscht.“ Wie zur Bestätigung hört man im Bad das Wasser laufen.

„Ist es okay, wenn ich euch etwas Geld da lasse und ihr euch was zu Essen kauft oder bestellt? Euer Vater und ich gehen heute Abend aus.“ Uiuiuiuiui. Jetzt geht’s ja los. Sie gehen essen? Seit wann machen sie sowas? Sie ist mittlerweile unten an der Treppe angekommen und ich stehe oben. Sie hat ein hübsches Kleid an. Weiß mit großflächigen Blumen. Verstohlen mustere ich ihren Bauch, aber da ist noch nichts zu sehen. Sie bemerkt meinen Blick und lacht verlegen. Irgendwie war sie mir noch nie so sympathisch.

„Ich bin doch erst am Anfang. Die Kugel kommt noch“, meint sie und streicht sich über die Körpermitte. Ich nicke, weiß aber nicht was ich darauf antworten soll.

„Also wäre das in Ordnung?“, fragt sie und blickt auf ihre Armbanduhr. Dad kommt sicherlich gleich heim.

„Macht euch einen schönen Abend.“

„Dankeschön“, entgegnet sie mindestens genauso überrascht wie ich selbst. Matty macht mich echt zu einem anderen Menschen. Krasse Scheiße. Sie fischt aus ihrer Tasche einen Schein, hält ihn kurz in meine Richtung und legt ihn dann auf das Schränkchen an der Garderobe und verschwindet wieder in der Küche. Was für eine seltsame Unterhaltung. So nett war ich schon lange nicht mehr zu ihr. Hinter mir geht die Badezimmertür auf und ich fahre verwirrt herum. Mit nassen Haaren und Handtuch um die Hüften verschwindet Toby pfeifend in seinem Zimmer. Wie schnell ging das denn jetzt bitte? Und mal wieder bin ich überrascht von seinen breiten Schultern. Die Antilope auf Diät macht sich echt. Und ich? Ich hab noch nicht mal richtige Brüste. Aber dafür Haare. Darauf kann man doch stolz sein. Es sind bestimmt bald zehn Zentimeter und dann kann ich mir einen Zopf machen. Na gut, vielleicht dauert das auch noch etwas, aber es wird kommen. Und das mit den Titten kriege ich schon noch irgendwie hin. Obwohl Matty das ja nicht wichtig zu sein scheint, sonst wäre er gar nicht erst so zu mir. Ach scheiß drauf, über sowas sollte ich mir keine Gedanken machen.

„Also an deiner Stelle würde ich jetzt duschen gehen, falls du das vorhast. Weil ich in zehn Minuten wieder das Bad besetze“, ruft Toby durch die halb offene Tür und ich verdrehe genervt die Augen. Unglaublich, dass der sich mehr styled als ich.

„Und Emm kommt in einer halben Stunde.“ Oh Gott, hoffentlich macht die mich nicht wieder schick.

Als wir bei Ginger ankommen, hat Olga mich zu minimalem Make-Up, ein paar Shorts und einem luftigem Hemd überredet. Sie selbst sieht natürlich wie aus dem Ei gepellt aus, trägt aber auch wenig Schminke und flache Schule. Ginger hat ja einen Pool. So hat sie das gerechtfertigt. Toby klingelt und ich sehe mich nach Mattys Wagen um, bis mir einfällt, dass der ja kaputt ist. Ein kleiner verstohlener Blick geht auch nach Anthonys Motorrad rum, aber es ist nicht da. Und ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen soll oder nicht.

„Ihr habt euch ja Zeit gelassen“, begrüßt Ginger uns grinsend und wir gehen rein. Sie ist barfuß, trägt einen Rock und ein Bikinioberteil und das dunkle Blau passt zu ihren Haaren und den Sommersprossen. Sie weist auf die Terrassentür, die am Ende des Flures zu erkennen ist. Man sieht sogar schon den Pool und die Gartenmöbel. Toby zeigt auf seinen Rucksack und Emilys und meine Tasche, in der unsere insgesamt achtzig Dollar in Form von viel Schnaps und viel Essen angelegt sind. Rechts geht es zur Küche, die peinlich penibel aufgeräumt ist, aber eigentlich ist mir das ziemlich Wurst, da wir ja eh nur den Kühlschrank beanspruchen. Draußen stehen schon Gläser und eine Schüssel mit Eis. Ginger hat Wort gehalten – sie hat sich um nichts gekümmert. Aber immerhin haben wir ihr Haus zur Verfügung. Emily und ich räumen die Taschen aus, während Toby schon zum Pool sprintet, sein Shirt auszieht und rein springt. Der Junge arbeitet sich echt tot. So ein Sack. Wir hören nur das laute Platschen und Olga lacht, als sie aus dem Küchenfenster in den Garten sieht.

„Du hast sicherlich keine Badesachen mit, oder?“, wendet sie sich dann an mich. Ginger schließt gerade die Kühlschranktür und beobachtet uns dann mit verschränkten Armen.

„Ich gehe heute nicht baden“, zucke ich mit den Schultern und beide runzeln verständnislos die Stirn.

„Wieso?“

„Weil Matty letztes Mal meine Narben gesehen hat und nicht so begeistert ausgesehen hat“, spreche ich das aus, was ich selbst versucht habe zu verdrängen. Er sah wirklich angewidert aus an dem Nachmittag. Vielleicht bilde ich mir das auch ein, aber vielleicht auch nicht. Verstehen könnte ich ihn.

„So ein Quatsch. Der Typ ist verrückt nach dir und die paar Kratzer sieht man doch gar nicht“, versucht Olga mir die Wahrheit auszureden, aber ich lache nur trocken auf.

„Ach naja, Portnarben sind eigentlich ganz gut zu erkennen“, sage ich beiläufig, weswegen sie verstummt.

„Ach, hör auf zu heulen, Prinzessin. Du wirst schon wissen was du tust“, meint Ginger dann jedoch. Vielleicht brauche ich jemanden wie sie, der absolut kein Mitleid hat. Sie tritt von einem Fuß auf den anderen und sieht uns beide an.

„Becca kommt nachher auch noch“, murmelt sie dann plötzlich sehr verhalten und Emily und ich sehen uns an.

„Ist doch schön“, kommt es wie aus einem Munde und Ginger wirkt erleichtert. Bevor die Situation in ein peinliches Schweigen führt, klingelt es und sie geht aufmachen. Ich öffne nochmal den Kühlschrank und suche Platz für zwei Flaschen Orangensaft, als zwei Arme mich umschlingen und jemand mich in den Nacken küsst.

Mattys und meine Hand sind miteinander verschränkt. Wir sitzen am Holztisch in Gartenstühlen und beobachten die anderen im Wasser. Die Musik ist angenehm von der Lautstärke her und wir teilen uns ein Glas, das Ginger allen gemischt hat. Emily und Toby stehen eng umschlungen im Wasser und man kann gar nicht so genau sagen, wo ihr Gesicht aufhört und seins beginnt, weil sie seit Stunden rumknutschen. Becca und Ginger sitzen am Beckenrand und lachen die ganze Zeit. Sie ist relativ schüchtern aber nett, so wie ich das einschätzen kann. Und ihre Hand liegt die ganze Zeit auf Gingers Oberschenkel, was sie irgendwie sympathisch macht. Liam ist etwas verloren bei den ganzen Pärchen, Matty und mir. Er spielt mit seinem Handy rum und greift immer mal wieder nach was zu essen. Er sitzt an der anderen Seite des Tisches. Dafür, dass er Matty nicht gut für mich befindet, ist das schon sehr taktvoll von ihm. Umso später es wird, desto weniger haben die anderen Lust auf Wasser und irgendwann räumen wir den Tisch frei, für irgendein Trinkspiel. Ich checke es nicht so wirklich und Matty lacht die ganze Zeit, weil ich immer wieder nachfragen muss, wie das eigentlich geht. Er küsst meine Schläfe und drückt sich an mich, als Toby, der genau wie ich schon gut angeheitert ist, sagt, dass ich eine Aufgabe erfüllen muss oder einen Shot kippen soll. So richtig blicke ich noch nicht durch, aber Matty sagt, dass das okay ist. Wir spielen eine Weile und mit dem Vodka bin ich auch einverstanden. Rum geht auch klar und die meisten Aufgaben lehne ich grundsätzlich ab, weil ich dafür aufstehen müsste und so geht es ziemlich schnell, bis die Welt ein bisschen heiterer und fröhlicher wirkt.

„Okay, Zoe-Schatz. Entweder du gehst ins Wasser oder ein Kurzer“, sagt mein Bruder nach unendlich vielen Runden und dreht den Deckel vom Tequila ab. So ein Mistkerl, ich hasse das Zeug.

„Isch verweigere. Oder isch schteige aus“, nuschele ich. Nicht besoffen, nur beschwipst. Das versichere ich auch Matty, der verständnisvoll aber irgendwie komisch grinsend nickt. Dann steht er auf, beugt sich runter und greift in meine Kniekehlen und den Rücken.

„Matty wo gehen wir hin?“, frage ich ihn und sehe in den dunklen Himmel. Die Sterne tanzen um uns.

„Deine Aufgabe einlösen, Süße“, raunt er und dann fliegen wir. Die Landung ist so nass und so kalt, aber so schön. Matty lässt mich nicht los, ich lege meine Beine um seine Hüfte und die Arme um seinen Nacken. Ganz entfernt lachen tausend Stimmen. Nicht besoffen, nur beschwipst. Und dann küsst Matty mich, das Wasser rauscht so schön und er berührt mich so sanft. Lichtjahre vergehen, doch wir vergehen nicht und ich öffne die Augen nicht mehr.

Erst dann wieder, als Matty mich aus dem Pool hebt und ich den Rasen in meinem Rücken spüre. Das Shirt ist einfach weg. Und ich weiß auch nicht, ob ich noch einen BH trage.

„Nischt vor den and'ren“, murmele ich, als er sich über mich beugt und ich sein nasses Oberteil an meiner Brust spüre.

„Die sind drinnen, Baby. Wir haben den Jackpot, wir haben den Garten für uns“, beruhigt er mich und ich muss lachen. Was die wohl so machen? Aiaiai, am Ende wird das hier so ein Sexhaus. Das findet Gingers Mommy bestimmt nicht lustig. Ich schon.

„Warte kurz“, murmelt Matty kurz und ich rege mich nicht, als er aufsteht und aus meinem Blickfeld fliegt. Er kommt mit etwas in der Hand wieder und dann knöpft er meine Jeansshorts auf. Wieso hat er keine grauen Augen? Das wäre so perfekt. So perfekt.

„Ist es okay Zoe? Oder möchtest du nicht?“ Ich nicke und dann schlafe ich das zweite Mal in meinem Leben mit jemandem. Matty ist in Zoe immer willkommen, auch wenn es lieber Anthony sein sollte.

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