Kapitel 1

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Ein ungewöhnlich kühler Wind für diese Jahreszeit, es roch nach Regen. Leicht lehnte ich mich zurück und sah in den Himmel. Die tiefgrauen Wolken sahen aus, als könnte es jeden Moment in Strömen schütten. Aber ich wollte noch nicht gehen, mein Blick verweilte weiter auf der so ruhigen Oberfläche des Sees.

Nur der Wind ließ die Oberfläche manchmal kräuseln, ich zog meine Jacke etwas enger an mich heran und verschränkte die Arme leicht vor der Brust. Ich war gerne hier, hier war es still und friedlich. Kaum jemand kam hier vorbei, dabei war es hier wirklich schön. Die Bäume rauschten leise im Hintergrund, man hörte hier und da einen Vogel.

Mein Blick wanderte über den See zu einer der Böschungen, man hörte ein Käuzchen rufen und ich lächelte leicht. Hier konnte ich die Zeit vergessen und durchatmen. Der Geruch von Wasser und frischem Laub war wunderschön und hatte etwas Beruhigendes an sich.

Der Wind erfasste ein paar lose Strähnen meiner Haare und wirbelte sie auf, die rotbraunen Strähnen passten sich zwischen gelben Herbstlaub und der Schwärze des Sees an. Ich steckte die losen Strähnen zurück hinter meine Ohren und zog die Kapuze auf.

Das hier war mein Zufluchtsort, wenn ich wieder vor allem davon rannte. Wenn ich wieder vor mir selbst davon rannte, wenn ich nicht wusste was ich denken oder fühlen sollte. Hier konnte ich einfach sitzen, ich musste nicht denken, nicht fühlen. Ich konnte einfach ich sein, mehr wollte ich auch gar nicht.

Eigentlich verdankte ich es einer Freundin, dass ich diesen Platz gefunden hatte. Wenn man es genau nahm war sie meine beste Freundin, wir kannten uns schon aus dem Kindergarten und waren bis jetzt eigentlich immer durch dick und dünn zusammen gegangen. Nur hier her kam sie nicht und genau deswegen war ich hier, ich rannte gerade weg, und das vor meiner besten Freundin. Es klingt so jämmerlich wenn ich darüber nachdachte, aber seit ich nicht mehr wusste ob wir nur Freundinnen sein sollten hielt ich ihre Nähe nicht aus.

Ich konnte sie kaum noch ansehen und das obwohl ich nichts lieber tun würde. Ich konnte nicht sagen was ich da fühlte, aber ich wusste, dass ich es ihr nicht sagen konnte was es war selbst wenn ich es beschreiben könnte. Es würde enden wie in diesen ganzen Filmen, es würde unsere Freundschaft zerstören und wir würden uns immer so seltsam begegnen und mit ausweichenden Blicken an einander vorbei gehen.

Ich starrte auf ein paar gelbe Blätter, die wie der Wind wohl den baldigen Herbst ankündigen wollten. Sie flogen über den See und fielen auf die Oberfläche, dort blieben sie liegen und ließen sich von den kleinen Wellen schaukeln und trieben umher. Langsam kam Wasser auf die Blätter und sie sanken nach und nach Unterwasser. Wie gerne würde ich wie diese Blätter in der dunklen Leere des Sees verschwinden.

Ich klammerte meine Arme um meine angezogenen Knie, den Kopf darauf abgestützt und mit leerem Blick geradeaus starrend. Warum konnte ich verdammt nochmal nicht normal sein? Warum musste das Leben immer so kompliziert sein?

Wie sollte ich Ally unter die Augen treten, wenn ich es nicht schaffte diese komischen Gefühle loszuwerden? Ich konnte nicht länger mit ihr befreundet sein, aber ich wollte sie auch auf keinen Fall verlieren. Ihre Nähe zerriss mich innerlich, aber ich konnte sie nicht einfach vergessen und hinter mir lassen. Wir so viele Jahrelang schon beste Freunde, sie war meine einzige Freundin. Wen hätte ich dann noch? Ich brauch sie.

Unabsichtlich sah ich auf meine Uhr, shit so spät schon, dass wird Ärger geben. Missmutig rappelte ich mich auf und sah ein letztes Mal über den See und zu dem einen Blatt dass immer noch im dem Wasser zu kämpfen schien und sich weigerte unterzugehen. Wie gerne wäre ich dieses Blatt und hätte die Kraft gegen die zusammenschlagenden Wellen über meinem Kopf anzukämpfen, wie gern hätte ich die Kraft nicht aufzugeben.

Aber ich hatte sie nun mal nicht.

Langsam schlich nach Hause, ich kam eh schon zu spät da machte es keinen Unterschied ob eine halbe Stunde oder eine dreiviertel Stunde. Das Lichte brannte im Wohnzimmer, schon von draußen hörte ich den Fernseher dröhnen, man gewöhnte sich mit den Jahren daran.

Ich krammte meinen Schlüssel aus der Jackentasche und steckte ihn ins Schloss, leise drehte ich ihn herum und versuchte möglichst keine Geräusche zu machen. Vergebens. Trotz des lauten Fernsehers hatte mein Vater mich gehört, oder hatte er im Flur auf mich gewartet und den Fernseher nur an, damit ich mich in Sicherheit wog? Darauf hatte ich keine Antwort.

„Wo zur Hölle warst du?" blaffte er mich mit rauer Stimme an, er hatte getrunken. Selbst auf die 3m die zwischen uns lagen konnte ich es riechen. Mein Magen zog sich zusammen und ich schloss langsam die Tür ehe ich antwortete.

„Ich war im Park, am See."

„Warum?" blaffte er und ich zögerte erst kurz und wusste nicht so recht was er jetzt hören wollte.

„Nur ein wenig den Kopf freikriegen." versuchte ich ihm einen vernünftigen Grund zu nennen und wollte mich dann an ihm vorbei in Richtung der Treppe nach oben schlängeln, aber er packte mich an der Schulter und meinte bitter, „Den Kopf freikriegen, wovon? Mhm, hast wieder in einer deiner Klausuren versagt, so wie sonst. Du weißt ich bekomm das raus also lüg mich nicht an!" wetterte er und ich zog nur den Kopf ein.

„Nein, ich lüge nicht. In der Schule ist alles in Ordnung." meine Stimme war am zittern und leiser als gehofft. Seine kalten blauen Augen starrten mich an, es war kein schönes Blau wie das vom Himmel, nein mehr so ein milchiges Blau wie von kaltem Eis.

Sein Griff lockerte sich und ich flüchtete die Treppe hoch, „Hast du noch Hausaufgaben?" brüllte er hinter mir her und ich hielt in der Bewegung inne, ehe ich ein „Nein, alles erledigt." hervor brachte und möglichst schnell in mein Zimmer verschwand. Dort lag auch mein eigentlich konfisziertes Handy, bekam ich das jetzt wirklich einfach so zurück? Na von mir aus. Oder war das jetzt auch schon wieder einer seiner Tests?

Unsicher betrachtete ich es einen Moment nahm es dann aber in die Hand. Wie von selbst entsperrte ich es und sah 3 verpasste Anrufe, ich wusste eigentlich auch ohne nachzusehen wer mich da angerufen hatte. Ally.

Ob was passiert war, oder wollte sie mir nur wieder was erzählen? Eigentlich wollte ich sie nicht anrufen, ich wollte Abstand halten. Ich war nicht verpflichtet zurückrufen, oder? Erstmal sollte ich runter kommen, meine Gedanken sortieren bevor ich sie von ihr wieder völlig über den Haufen werfen ließ, denn dieses schwarzhaarige Mädchen mit den wunderschönen grauen Augen hatte mir eben den Kopf verdreht und das obwohl es sich so falsch anfühlte. Ich sollte nicht so für sie empfinden, schließlich waren wir Freunde. Es würde nur alles kaputt machen. Ich würde alles kaputt machen.

Und während ich innerlich noch immer mit mir rang, hatten meine Finger schon längst den Zurückrufen-Button gedrückt und man hörte ein Tuten. Es dauerte keine zwei bis man die gut gelaunte Stimme von Ally aus den Lautsprechern meines Handys hörte.

„Hey Lil, hab versucht dich zu erreichen, wo warst du denn?" fragte sie und ich versuchte erstmal tief durchzuatmen und möglichst nicht mich meiner inneren Unruhe hinzugeben. Ich brauchte etwas und eine etwas verwirrt Ally holte mich aus meinen Gedanken zurück.

„Lil? Hey bist du noch dran?"

„Mhm, ja bin ich. Entschuldige was hast du gesagt?" fragte ich etwas verlegen und spielte mit einer meiner Strähnen herum. Man hörte ein Lachen auf der anderen Seite der Leitung. „Man Lil du bist echt gerade etwas verplant oder? Wo du warst hatte ich gefragt. Ich konnte dich nicht erreichen."

Ich nickte leicht obwohl sie das natürlich nicht sehen konnte. „Ähm ja, ich war am See." antwortete ich knapp und merkte wie für einen Moment ihre Stimmung scheinbar völlig kippte. „Ach so." meinte sie nur knapp und ich wusste nicht ob ich einfach was Falsches gesagt hatte. Sie ging nie an den See, aber ich wusste nicht warum und für mich war es eben ein Ort an den ich flüchten konnte wenn ich alles nicht mehr aushielt.

Oder mehr wenn ich es nicht aushielt ihr zufällig über den Weg zu laufen. Seit ein paar Wochen schon versuchte ich ihr ein wenig aus dem Weg zu gehen. Es war einfach jedes Mal ein sehr seltsames Gefühl in meiner Magengegend wenn sie vor mir stand.

Sie schien sich wieder gefangen zu haben, denn so als wäre nichts gewesen meinte sie dann „Also ich wollte nur fragen ob du morgen Lust hast mit mir zu der Beachparty zu gehen, ich hab Karten bekommen. Mike würde uns abholen oder wir laufen hin wie du willst."

Stumm hörte ich zu und versuchte einfach ihren Worten zu folgen. Sollte ich mitkommen, eigentlich würde ich gerne Zeit mit ihr verbringen, sehr gern sogar. Aber ich wollte doch Abstand halten oder? Ich versuchte mich irgendwie herauszureden.

„Ich glaube nicht, dass mein Vater mich lässt du weißt wie er ist." es klang nicht gerade sehr überzeugend und genau das schien Ally zu merken. „Hat er dich nicht erst letztens auf eine Party gehen lassen?"

„Ähm, ja aber da war meine Schwester auch, dass war was anderes." meinte ich dann und hoffte sie irgendwie davon überzeugen zu können, dass ich zwar mitwollte aber nicht konnte. Denn sagen dass ich nicht mit ihr dorthin gehen wollte konnte ich nicht, ich konnte diesem Mädchen noch nie einen Wunsch abschlagen. Für sie tat ich so ziemlich alles.

„Ach komm Lil, du weißt so gut wie ich, dass du sicher darfst wenn du lieb fragst. So schlimm ist dein Vater doch auch nicht." meinte sie und damit hatte sie leider nur halb recht, dass er mich lassen würde wenn ich ihn fragte, ja. Aber dass er nicht so schlimm war sicher nicht, er war ein widerlicher Alkoholiker, ein Kontrollfreak und ein homophobes Arschloch.

Sonst würde mir nicht dauern mein Handy abnehmen, meine Chatverläufe lesen und wie besessen darauf achten wenn ich etwas später von der Schule kam. Aber nach außen wirkte er auf die meisten sehr normal. Er spielte ein doppeltes Spiel und ich versuchte den Schein zu wahren. Ich hatte keine Lust das Mädchen mit dem Psychospinner als Vater zu sein. Ich musste mein Leben nicht noch schwerer machen als es eh schon war.

Mit einem Seufzten gab ich mich geschlagen, Ally hatte eh schon gewonnen. Das Wort nein kannte dieses Mädchen nicht und ich wenn es um sie ging leider wohl auch nicht.

„Okay, ich komm mit. Aber können wir zusammen hin laufen?" meinte ich dann und hörte sie auf der anderen Seite der Leitung jubeln, ja sie hatte wieder mal bekommen was sie wollte.

„Natürlich Lil, du holst mich an der Kreuzung Ecke West ab?" fragte sie zufrieden und ich nickte und meinte dann einfach nur „Ja, ich werde da sein. Bis morgen." Sie verabschiedete sich ebenfalls und wünschte mir eine gute Nacht, dann legte ich das Handy weg. Ich ließ mich auf das Bett fallen und starrte an die weiße Decke, was mach ich da eigentlich? Seufzten schloss ich die Augen, ich musste das einfach vergessen, normal sein. Vielleicht konnte ich dann zur Abwechslung auch mal ein wenig Spaß haben.

Vielleicht wird es dann auch einfach wieder wie früher. In Gedanken griff nochmal zum Handy, sie hatte mir noch geschrieben. Etwas verwirrt öffnete ich den Chat und ein zuckersüßes „Fast vergessen, träum was Schönes." mit zwei Herzen starrte mich an. Ich schmunzelte leicht, ja sie wünschte einem nicht nur eine gute Nacht sondern auch immer schöne Träume, das tat sie schon immer. Das war so sie, es war eins der Dinge die ich so toll an ihr fand.

Denn es macht einen Unterschied ob man sich nur eine gute Nacht wünscht oder eben auch schöne Träume und einen ruhigen Schlaf. 

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