5. Kapitel

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Frustriert knirsche ich mit den Zähnen. Wieso nur hatte ich die naive Hoffnung, wirklich etwas gehaltvolles von John zu hören?

Ich umfasse das Lenkrad fester und starre geradeaus auf die Straße. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Täter und ich uns um ein paar Sekunden verpasst haben, ist gering. Also besteht nur die Möglichkeit, dass der Täter entweder vor oder nach mir da war, was ziemlich bescheuert ist. Welcher Täter würde schließlich seinen eigenen Tatort aufsuchen, solange die Ermittlungen noch laufen?

Also kann John nur meine Schritte gehört und sie mit denen des Täters verwechselt haben. Denn ich war definitiv allein vor Ort gewesen.

„Die Schritte die Sie gerade gehört haben. Das war ich. Ich habe etwas überprüft." Mit Mühe gelingt es mir, nicht allzu genervt zu klingen. John schnauft am anderen Ende der Leitung überrascht.
„Sie?! Aber Sie haben sich genauso angehört wie der Mörder! Aber Sie sind ja nicht der Mörder..."

„Ach was!", schnaube ich laut auf und fahre abrupt los, als die Ampel vor mir endlich auf grün umspringt.

„Es tut mir leid", seufzt John, aber an seiner Tonlage kann ich erkennen, dass er immer noch nicht überzeugt davon ist, sich verhört zu haben. Was mich sehr wundert, da er sich in der Befragung eigentlich fast gar nicht an die Art der Schritte erinnern konnte. Und nun meint er, sie direkt erkannt zu haben. Das macht doch keinen Sinn. „Ich dachte nur, es könnte Ihnen helfen, wenn es wirklich der Mörder gewesen wäre." Zum Ende hin wird er immer leiser, da ihm scheinbar die Argumente ausgehen.

„Schon gut. Danke trotzdem für die Info." Seufzend lege ich auf und konzentriere mich wieder auf den spiegelnden Asphalt direkt vor mir. Meine Scheinwerfer erhellen die einzelnen Tropfen des Regens. Es wirkt alles so friedlich, obwohl es das gar nicht ist.

Durch diesen dämlichen Anruf hat John mir wenigstens unbewusst ein paar weitere Hinweise gegeben. Wenn er mich für den Mörder hält, muss dieser mir ähnlich sein. Zumindest was das Geschlecht und die Körperstatur angeht. Denn sonst würden wir uns nicht ähnlich anhören, wenn wir beide die Treppe laufen.

Ich ergänze diese beiden Punkte auf meiner imaginären Liste, da ich jetzt im Auto nicht schreiben kann. Und ich bete, dass ich nicht einen weiteren Anruf von John bekomme. Der Kerl ist auf den ersten Blick dumm. Aber mir kommt es langsam so vor, als würde er mehr mitbekommen haben, als er zugibt. Und da er nicht freiwillig redet, frage ich mich, wieso.

Woran liegt es, dass er Informationen zurückhält? Schadet er mit einer Aussage sich selbst? Deckt er jemanden? Traut er sich nicht? So viele Fragen, auf die ich keine Antworten finde. Und eigentlich auch nicht finden möchte, da mir dieser Typ einfach nur suspekt ist.

Bei all meinen Fällen konnte ich mich immer auf mein Bauchgefühl verlassen, damit lag ich eigentlich nie wirklich falsch. Aber so weit gehen und John für den Mörder halten, das werde ich  dann doch nicht. Denn dafür ist er wirklich zu dumm. Und es würde keinen Sinn ergeben.

Der Täter kam von draußen, da jemand seine Schritte im Treppenhaus gehört hat. Das konnten die anderen Nachbarn bestätigen. Zwar wäre es nicht das erste Mal, dass ein Täter nach seiner Tat den Notruf wählt, aber solch eine psychotische Handlung würde ich John wirklich nicht zutrauen. Er scheidet also als Täter aus, verschweigt aber noch etwas. Nur was?

Ich nehme mir vor, im Laufe der weiteren Ermittlungen, gezwungenermaßen nochmal ein Gespräch mit ihm zu führen. Es sei denn, ich finde den Täter auch ohne auf mein Bauchgefühl zu hören. Was eindeutig eine Premiere wäre.

Mit gefühlt verknoteten Gedanken parke ich vor dem Haus mit meiner Wohnung und stiefle die paar Meter durch den Regen.

Ich hasse Regen. Er verwischt jegliche Spuren, was in meinem Beruf einfach eine Strafe ist.

Am nächsten Morgen blicke ich den bunten Haufen meines Teams ausdruckslos an. Caleb lehnt mit verschränkten Armen mit dem Hintern an einem Schreibtisch und sieht mich abwartend an, da ich ihnen allen gegenüberstehe. Jenny steht neben ihm, hält in einer Hand ihren Becher mit Kaffee, während sie sich mit der anderen ihre blonden Haare aus der Stirn streicht. Was Caleb natürlich nicht bemerkt, genauso wie die Seitenblicke, die sie ihm zuwirft.

Mike und Sam sehen etwas müde aus, schaffen es aber dennoch, sich über das reine Nervenbündel zu amüsieren, welches seit heute offiziell zu unserem Team gehört. Jeremy steht mit ein bisschen Abstand neben Caleb und weiß offensichtlich nicht, wohin mit seinen Händen. Mal rollt er den Saum seines Oberteils zusammen, dann stopft er eine Hand in seine Hosentasche, um sie dann sofort wieder rauszuziehen und sich unbeholfen am Handgelenk zu kratzen.

Ich überlege, mir dieses Schauspiel noch ein bisschen länger anzusehen, entscheide mich dann aber doch dagegen. Ein bisschen was müssen wir heute schließlich noch arbeiten.

„Also dann", eröffne ich den Tag und schnappe mir den Edding. Als Schüler habe ich es immer gehasst, vorne an der Tafel zu stehen und meiner Klasse etwas präsentieren zu müssen. Ich habe all ihre Blicke auf mir gespürt, was mich dann nervös werden ließ. Jedes Mal kam es mir so vor, als würden sie nur darauf warten, dass ich einen Fehler mache. Und da ich mir selbst solch einen Druck aufgebaut hatte, versemmelte ich auch zuverlässig irgendwas.

Aber hier vor meinem Team, macht es mir irgendwie überhaupt nichts aus, vorne zu stehen und die Aufgaben zu verteilen. Vielleicht liegt es daran, dass ich sie kenne und wir schon viel zusammen erlebt haben. Oder mein Körper funktioniert auf der Arbeit einfach anders als damals noch in der Schule.

„Mike und Sam, ihr geht bitte nochmal die Aussagen der Nachbarn durch und erstellt ein Zeitprotokoll zum Ablauf der Tat. Also wann wurden die Schritte im Flur gehört, wann war der Schrei, wie lange hat es gedauert bis erneut Schritte im Flur zu hören waren und so weiter. Ihr kennt das ja bereits." Nickend nehmen die beiden diese Aufgabe entgegen und können dabei nicht verhindern, dass ein erleichtertes Lächeln über ihr Gesicht huscht, da ich sie von den Mülldeponien abgezogen habe.

„Jenny, du kümmerst dich heute um die Presse und ein Statement, was wir den lästigen Reportern heute zu dem Fall geben müssen. In den Medien steht ja schon wieder der größte Schwachsinn über diesen Mord. Stell die Fakten klar und mehr nicht. Wir wissen noch zu wenig, um ins Detail gehen zu können."

Jenny nickt erfreut, da sie es aus unerklärlichen Gründen liebt, sich vor die Reporter zu stellen und mit Fragen bombardieren zu lassen. Sie ist zugebenen aber auch die Einzige aus unserem Team, die dabei ruhig und besonnen bleibt. Wir anderen sind einfach viel zu schnell genervt. Was dann dazu führt, dass unsere Antworten nicht mehr konstruktiv sind, sondern zickig und unfreundlich. Daher fällt meine Wahl für eine solche Aufgabe, ohne groß zu überlegen, auf Jenny.

„Und ihr beide", nehme ich meine Aufteilung wieder auf und zeige dabei auf Caleb und Jeremy. „Ihr werdet Euch auf die Suche nach der Tatwaffe begeben."

Jeremys Gesicht ziert sofort ein begeistertes Grinsen, während Calebs Gesichtsausdruck Konkurrenz mit dem eines Psychopathen während seiner brutalsten Psychose macht. „Vergiss es. Ich durchwühle mit dem Frischling keinen Müll", stellt er sofort klar. Jeremy schluckt hart und wirft mir einen hilfesuchenden Blick zu, als wäre ich sein großer Beschützer in dieser grausamen Welt. Der bin ich jedoch nicht.

„Mir egal, wie ihr es untereinander aufteilt. Ich will Ergebnisse sehen." Um keine weiteren Wiederworte zuzulassen, drehe ich ihnen den Rücken zu und notiere die Verteilung der Aufgaben an unserer Glaswand. Dabei sehe ich erneut das Bild der augenlosen Leiche und schlucke hart. Wie kann jemand nur so grausam sein?

„Und was machst du heute? Eier schaukeln?" Ich kann den gehässigen Unterton in Calebs Stimme deutlich hören und schließe kurz meine Augen, um ihn nicht vor den anderen anzuschreien. Ich liebe den Kerl ja, aber manchmal geht er mir mit seinen vorlauten Sprüchen auch einfach nur auf den Sack. Und dieser Moment ist jetzt gekommen.

Ich drehe mich mit neutraler Miene zu ihm um. „Ne, ich dachte ich gehe einmal ausführlich kacken, während ihr arbeitet. Marsch jetzt!", schnauze ich sie dann doch an. Jeremy reißt erschrocken seine Augen auf, obwohl der Anschiss nicht einmal ihm gegolten hatte. Caleb schnaubt und schiebt Jeremy dann in Richtung Ausgang.

„Um eines direkt klarzustellen: Du durchwühlst den Müll, ich mache die Notizen", höre ich ihn beim Rausgehen sagen. Der arme Jeremy traut sich natürlich nicht zu widersprechen, sondern nickt ganz hektisch. Kopfschüttelnd sehe ich den beiden hinterher. Insgeheim bezweifle ich, dass die beiden es bei dieser explosiven Stimmung hinbekommen werden, etwas Sinnvolles zu finden. Aber es sollen ja bekanntlich Wunder geschehen.

Ich lege den Edding an die Seite und informiere Jenny kurz darüber, wo ich die nächsten Stunden sein werde. Dann setze ich mich in meinen Wagen und fahre zu der Bar am Strand. Ich habe mir vorgenommen, Serenas Arbeitsplatz einmal genauer in den Fokus zu fassen. Vielleicht kann mir einer der Mitarbeiter noch mehr über sie erzählen. Oder über Gäste, mit denen Serena in Kontakt stand. Ich brauche irgendeine Spur, die ich verfolgen kann.

Nachdem ich mich durch den Verkehr gequält habe, der mittags in der Stadt herrscht, stelle ich den Wagen direkt vor der Bar ab. Glücklicherweise ist die Tür geöffnet und ich trete ein. Die Bar sieht echt gut aus, es sind ein paar kleine Tische im Raum verteilt und eine große Theke ist vorhanden. An dieser stehen Barhocker, auf denen sogar bereits ein paar Leute sitzen.

Da das Wetter immer noch nicht deutlich besser ist, befinden sich im Außenbereich nur zwei Raucher, die sich unter ein kleines Vordach gequetscht haben und ihrer Nikotinsucht nachkommen. Die Krankenhäuser werden sich in ein paar Jahren freuen, wenn sie ihre zerstörten Lungen retten sollen.

Ich durchquere die Bar und bleibe an der Theke stehen. Eine braunhaarige Frau, ungefähr in Serenas Alter, kommt mit einem Handtuch in den Händen zu mir rüber.

„Hallo, was kann ich Ihnen bringen?", fragt sie höflich nach. Ich halte als Antwort meine Dienstmarke in die Luft und ihre Augen weiten sich kurz. „Sie kommen wegen meiner Kollegin Serena?", rät sie dann einige Sekunden später und ich nicke.

„Können Sie mir irgendwas über Serena sagen? Hatte sie Kontakt zu einem der Gäste? Gab es Gäste, die sich ihr gegenüber auffällig verhalten haben? Oder zu denen sie engeren Kontakt hatte?"

Die Frau vor mir legt das Handtuch an die Seite und blickt mich nachdenklich an. Ihre hellen, grünen Augen wandern über mein Gesicht und ich spüre, wie sich meine Haut unter ihrem Blick erhitzt. Dabei schießt mir durch den Kopf, dass ich verdammt lange nichts mehr mit einer Frau hatte. Deswegen bringt mich diese Kellnerin gerade irgendwie völlig aus dem Konzept. Kurz werfe ich einen Blick auf das Schild mit ihrem Namen. Carol. Irgendwie ein schöner Name.

„Ich war die letzten Tage leider nicht hier, deswegen kann ich zu den Gästen nicht viel sagen", entschuldigt sie sich und lehnt sich mit der Hüfte gegen die Theke. „Aber prinzipiell hatte sie schon viel mit den Gästen geredet. Sie war ziemlich beliebt, konnte zuhören, aber hat auch die Stimmung gelockert. Deswegen würde ich sagen, hatte sie keine Feinde in dem Sinne. Sie war einfach sympathisch, aufgeschlossen und echt gut hier in ihrem Job. Sie fehlt", seufzt Carol und streicht sich ihre Haarsträhne hinters Ohr.

„Es könnte also möglich sein, dass sie einem der Gäste etwas aus ihrem Leben erzählt hat? Ihren eigenen Gewohnheiten oder wo sie wohnt?", hake ich nach und versuche diese flirtende Geste zu übersehen.

„Also Gewohnheiten definitiv, sowas bricht ja bekanntlich das Eis, wenn man auch etwas über sich erzählt. Aber sie hat nie jemandem erzählt, wo sie wohnt. Das hier ist ihr Job, den hat sie nie mit etwas privatem gemischt."

„Sie hat sich also nie privat mit einem der Gäste getroffen?"

„Dazu kann ich leider nichts sagen, so gut kannte ich sie nicht. Theoretisch könnte sie es, aber aufgefallen ist mir nichts." Ein sanftes Lächeln schleicht sich auf ihr Gesicht, während sich meine Laune irgendwie verschlechtert. Die Antworten sind gut, aber wirklich nach vorne bringen tun sie mich nicht. Sie bestätigen nur meine Vermutung, dass der Täter sie hier in der Bar kennengelernt haben könnte.

„Okay, danke für Ihre Zeit", sage ich höflich und sehne mich danach, ihrem intensiven Blick zu entkommen.

„Sehr gerne, Detektiv Reynolds", grinst sie. „Vielleicht sehen wir uns nach Ihrem Dienst ja nochmal. Ich bin bis heute Abend hier."

Hastig nicke ich und flüchte nach draußen. Die frische Luft klärt meine Gedanken ein wenig und ich komme zu der erschreckenden Erkenntnis, dass ein weiterer Besuch in dieser Bar tatsächlich keine schlechte Idee wäre.

Dann könnte ich die Gäste dieser Bar nochmal genauer beurteilen. Und nach diesem Tag habe ich selbst es irgendwie auch verdient, mich mit ein bisschen Alkohol zu belohnen. Ich habe schon viel zu lange nichts mehr getrunken. Nebenbei merke ich, dass ich mich irgendwie auch darauf freue, Carol wiederzusehen. Und das verwirrt mich.

Auf dem Weg zurück zu meinem Wagen klingelt mein Handy. Ich blicke aufs Display, sehe dort den Namen von Sam und nehme den Anruf entgegen.

„Darren. Wir haben Neuigkeiten zu dem Ablauf der Tatnacht. Du solltest sofort herkommen."

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