Kapitel 2/1

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Dared

Bitte ... - WAS HAST DU GETAN?", herrschte Alpha Leonidas aus dem Rhönrudel, der zu seiner Zeit der Adoptivbruder und bester Freund von Alpha Dared aus dem Schwarzwaldrudel gewesen war und von ihm und seiner Schwester Mia nur immer Dennis genannt wurde, seinen eigentlich so genannten Bruder horrend aufbrüllend an.

Beide standen an ihren Grenzverläufen an einem dicken Baum, wo sie sich seit Jahren immer wieder trafen und Dared wagte es nun kaum mehr, seinen Adoptivbruder auch nur anzusehen. Denn er fühlte sich nun wirk-lich hundeelend.

Rahel hatte sich heute Morgen zusammen mit klein Sander in ihrem alten Zimmer unterm Dach eingeschlossen und kam einfach nicht mehr heraus. Sie hatte an der Grenze noch minutenlang getobt und zu Hause, endlich von ihm und Sebastian losgelassen, sofort mit allen möglichen und unmöglichen Sachen nach ihm geschmissen (mit dem Fernseher zum Beispiel), die Fenster eingeschlagen, ... mit Stühlen und Vasen nach ihm geworfen und ihn dann auch noch wie einen winselnden Kotzwurm, unfähig sich zu wehren oder sie auch nur aufzuhalten, aus dem eigentlich geschlossenen Fenster rausgetreten.

Das Rudel und die Wächter und sogar noch die kleinsten Kinder waren sofort verschreckt zusammengelaufen, weil sie so laut und schrill gebrüllt hatte. Doch das war ihr nun alles scheißegal. Sie hatte ihn nur immer weiter und dann sogar auch noch vor aller Augen wüst beschimpft, ebenfalls einen brutalen, kaltherzigen Mörder genannt, eine herzlose Bestie und ihm sogar angedroht, ihn für immer zu verlassen, ... na ja, ... sie hatte es sogar tatsächlich kurz vorgehabt, war schon mit klein Sander zusammen in ihren lila Porsche eingestiegen, nachdem sie hochgegangen und sich, statt sich zu beruhigen, eine Tasche gepackt hatte, um zu verschwinden. Das hatte sie bisher so noch nie getan ... und noch nie war es ihr so ernst damit gewesen, wusste er inzwischen.

Sebastian hatte sie gerade noch aufhalten können.

Aber nun war das ganze Rudel tief beunruhigt und bestürzt über das sonderbare Verhalten ihrer Luna und das Geschehen rund um die verrückte Arielle.

Sie hatten die kleine wilde Göre, die ihre Tochter war, ja nur immer müde belächelt, wenn überhaupt je mal angesehen. Sie war schließlich auch nur eine Absonderlichkeit, viel zu jung gebissen worden und auch gar kein richtiger Werwolf, kletterte sie immerzu in den Felsen im Wald und auf hohen Bäumen herum. Aber menschlich war sie ja nun mal auch nicht mehr. Sie trieb sich am liebsten tage- und nächtelang ganz allein in den Wäldern herum, stahl immer wieder alles mögliche und unmögliche Zeug, das sie gar nicht gebrauchen konnte, aus dem Supermarkt und blieb schon seit Jahren der Schule fern.

Doch dass sie, wie am Fluss zuletzt von ihr angeklagt, jeden Tag geschlagen, knochenbrechend zusammengedroschen wie auch hungern gelassen geworden war, hatte er so gar nicht mitbekommen.

Okay, es hatte ihn wohl schlicht auch nicht interessiert, wie sie sich nun in ihrer Ausbildung schlug und ob sie da endlich mal irgendwelche Fortschritte im Training machte.

Sein getreuer Leader Lucan, bei dem sie auch wohnen durfte, nachdem sie einfach zu wild und unberechenbar geworden war, um bei ihrer zu menschlichen Mutter zu bleiben, hatte sich nach Feststellung von Rahels Schwangerschaft und damit ihrem Ausstieg aus dem Luna-Training, wiederwillig dazu bereit erklärt, sie weiter zu trainieren, doch hatte er sich in den letzten Monaten so oft über ihre unerlaubte Abwesenheit beschwert, dass sie deshalb schon ein paar Mal im Loch gelandet war, um sich dort hoffentlich wieder zu fangen ... und um wieder beim Luna-Training einzusteigen.

Er hatte es Dennis nie verheimlicht, was sie alles taten, um seine Mate zu disziplinieren zu versuchen und hatte sich mit ihm deshalb ja auch immer wieder beraten.

Dennis hatte es letztlich so entschieden zum Wohle seiner Luna und hatte den Bestrafungen stets besorgt zugestimmt. Doch wenn das kleine Mädchen tatsächlich immer nur vor ernstgemeinten Schlägen und dem ständigen Hunger in ihrer Ziehfamilie geflohen war und deshalb gestohlen hatte ...?

Waren sie zuletzt dann vielleicht doch etwas zu hart zu ihr gewesen, um ihre wilde Wölfin zumindest ein wenig zu bannen? Doch das war alles absolut kein Grund für die letztliche Eskalation und ihren ernsthaften Gewaltausbruch gegenüber den Wächtern, Rahel und ihm selbst. Da hatte grenzenloser Hass auf sein Rudel in ihren Augen gestanden und sie hatte sogar einen seiner besten Wächter getötet, die sie ja nur aufhalten und festhalten wollten. Ihre Augen waren schwarz mit einem glühenden, roten Rand gewesen, sogar in Menschengestalt. War sie also letztlich doch noch ein wilder Rogue geworden, wie sie es in all den vergangenen Jahren immerzu befürchtet hatten ...? Nur weil er rein aus Versehen ihre Mutter getötet hatte?

Nein, das hatte er so nicht gewollt und auch niemals gedacht, dass sie seine Maßnahmen zu ihrem Schutz derart verachten würde.
Sie war doch schließlich neulich noch ein kleines Kind gewesen, oder? Zugegeben, ... ein böses, seltsames, kleines Kind, das immer wieder andere Wölfe und auch Menschen angriff ... Doch, wie Rahel ihm vorhin noch wüst schreiend und schimpfend und auf ihn einschlagend vorgeworfen hatte, waren die reingeborenen Werwölfe auch oft genug fies und grausam zu ihr gewesen und forderten generell gerne die neu gebissenen Werwölfe zu diversen Tätigkeiten auf, nur damit diese sich dadurch beweisen und zu ihrer Gruppe dazustoßen durften ... Was absolut unsinnig war. Sie waren schließlich mit dem ersten Walk zusammen alle ein Rudel und fertig, ... zumindest sah es Rahel so ...

Und er ja eigentlich auch, zugegeben. Doch die Omega waren ihm einfach zu schwach, zu geringwertig, unnütz im Kampf und tatsächlich auch oft in viel ihren zu vermenschlichten Persönlichkeiten zu nervend, um sich länger und dann auch noch geduldig mit ihnen zu beschäftigen.
Auch Marnie war ja nur ein solcher Omega gewesen, ... jedoch mit einem nun bitterbösen Gefährten, von dem sie noch gar nichts wusste und der sich gerade noch freudestrahlend hier eingefunden hatte, um mit ihm seine Vorbereitungen für Marnies Umsiedlung zu ihm in die Rhön zu besprechen. Denn auch ihre Mutter hatte er mitnehmen wollen. Widerwillig, ... ja, das schon. Aber was tat man nicht alles, um seine Luna glücklich zu sehen?

Tja, ... was tat er nicht alles?

Doch seit heute Morgen hatte er schlicht bei ihr verschissen.

So zumindest hatte Rahel es gebrüllt und scheinbar schien nun auch Dennis das so zu sehen, denn er sah ihn mit Werwolf-Alpha-rot glühenden Augen böse an, während er selbst nur hart schluckte und dann aber zu seiner vermutlich doch frevlerischen Tat stand ... Es blieb ihm sowieso nichts anderes mehr übrig, als es zu tun.

„Ich sagte gerade, ich habe Arielle getötet, ... rein aus Versehen natürlich. Ich dachte, ihr Wolf hätte ihren Geist nun endgültig übernommen, dabei hat die dumme Frau nur mit meiner Luna zusammen und ganz im Geheimen versucht, ihre Wölfin doch noch mal zu aktivieren und ... steckte heute Morgen wohl fest. Ich habe nicht weiter hingehört, als Rahel mir sagte, sie hätte Probleme dabei, sich zurück zu verwandeln ..."

Ach ... und da hast du sie einfach mal eben so erledigt, ja ...?! Und das auch noch vor den Augen meiner Mate? Vor Marnies rein menschlichen Augen, die ich doch eigentlich gerne damit überraschen und auch umwerben wollte, dass sie als meine Luna sofort wieder richtigen Umgang mit ihrer Mutter haben sollte ...?!
Doch nun hat sie also, nach deinem sicher schnellen und gnädig gedachten Mord an ihrer geliebten Mahmen, total durchgedreht, sich unkontrolliert in ihre Werwölfin verwandelt, Sedan getötet, Rahel verletzt und sogar auch noch ein großes Stück aus DIR herausgebissen, bevor sie in den Taunus geflohen ist wie ein gejagtes Stück Wild?
", knurrte sein ehemaliger Beta erbost zusammenfassend, was Dared ihm gerade alles erzählt hatte, und wurde dabei aber nur immer rasender vor Wut.

„Genau das.", murmelte Dared also sichtlich beunruhigt und hielt den Blick weiter beschämt am Boden.

Verdammt noch mal, ... Dared! Ausgerechnet zu dem Rogue-Rudel treibst du sie hin?! Mia weiß doch zum Teufel noch mal ganz genau, wer sie ist! Und sie ist ihrem Alpha zum Gehorsam und zur Auskunft verpflichtet. Marnie ist die zukünftige Luna des Rhön-Rudels und wir liegen beide in ständiger Fehde mit dem Taunus. Was also, wenn sie sie nun einfach so töten, eh? Oder denkst du echt, unsere kleine, arme, unterdrückte Schwester, die sich noch nicht mal mehr auf den offiziellen Mate-Bällen in unsere Nähe traut, kann sie jetzt noch retten? Verdammt, Dared ...! Mia bekommt da vermutlich nur gerade mal eben noch so das Atmen und bloße Überleben erlaubt. Und du denkst auch noch, dass Marnie nun bei ihnen ist, beunruhigt mich absolut GAR NICHT?", brüllte er Dared aufgebracht an.

„Es tut mir ehrlich leid, Leonidas.", murmelte Dared nur noch elender und niedergeschlagener fühlend, doch der rastete nun beinahe vollends aus. „ES TUT DIR EHRLICH LEID??? - Bist du eigentlich total bescheuert oder suchst du einfach nur riesengroßen Streit mit mir?", donnerte er nun los, ganz wie der zornige Alpha, der er auch in der Tat in den letzten Jahren geworden war, und schüttelte dann hart um Fassung ringend den Kopf. „Das reicht mir nicht, Dared! Wir müssen sie da auf der Stelle rausholen, hast du das verstanden? Mobilisiere nun also schleunigst deine gesamten, verdammten Wächter und ich hole die meinen hinzu. Dann werden wir, bei Lunas Ohren, in spätestens einer Stunde zusammen in den Taunus gehen und meine Marnie retten! Und wehe dir, wenn sie das alles nicht überlebt hat ... Dared, ich sage es dir jetzt und hier noch im Guten, ... WEHE DIR!"

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