Rena erwachte in wohliger Wärme... mit der Nase an der bloßen Brust des Prollo-Alpha...
Hu?!
Unwillkürlich zuckte sie zurück und drehte sich dann vorsichtig um.
Die Sonne ging gerade erst auf und irgendwo krähte ein Hahn.

Tja, ... friedlich ... irgendwie ... oder nannte man das ländlich-idyllisch?
Außerdem war ihr heute nicht mehr kalt. Dafür hatte sie nun allerdings Hunger wie ein Bär.
- Hatte sie gestern überhaupt etwas gegessen?
Oh, ... sie erinnerte sich nicht mehr.
Ihr Magen knurrte sogar noch lauter als der Hahn krähte, und weckte schließlich auch den Prollo auf der sich abrupt aufsetzte, als er blinzelnd die Augen aufschlug und in ihre hinein blickte.
„Du... bist ja schon wach.."
„Und habe Hunger!", nickte sie verlegen, doch er grinste sich nur eins und sah zum Fenster hin.

„Habe ich nun wirklich mal so lang geschlafen... wow! Scheint ja echt mal was gebracht zu haben.
„Hausleitungen und Nachtwächter... Statusbericht!", sagte er doppelstimmig, also mit Alphastimme in den Rudellink und Rena hatte kurz den Eindruck von einem fast schmerzenden Druck in ihrem Kopf... bevor sie auf einmal fremde Stimmen hörte... die hier definitiv nicht anwesend waren:

Haus Rote Mühle, alles okay und alle sind da!

Sonnenhof, alles okay und alle da. Sie haben letzte Nacht ausnahmsweise mal alle in ihren Betten gelegen und geschlafen, Gideon.

Aussiedlerhof West, alles ruhig und friedlich. Die Streitigkeiten haben aufgehört nachdem du die Leute verbal angebunden hast.
Sie sind allerdings allesamt ziemlich zornig darüber.
Wir müssen darum unbedingt noch mal über den Bann sprechen, Gideon!

Wohnhaus Ost, alles in Ordnung und keiner wird vermisst. Da sind sogar ein paar Abtrünnige zurückgekommen, die sich wohl noch irgendwo versteckt gehalten haben, aber noch im Territorium waren. Sie scheinen dich also gehört zu haben, Gideon. Was bin ich froh, dass sie da draußen nun nicht von der Regierung gejagt werden.

Hof Weideland, du hast sie äußerst effektiv angebunden, so viel ist sicher. Eine so ruhige Nacht hatten wir seit eineinhalb Jahren nicht mehr.

Klappsmühle Meeresbriese, die Insassen haben sich gefügt. Sie essen, trinken und Gamen tatsächlich, ein paar haben sogar Netflix und den Disney-Chanel für sich entdeckt und die Heulerei und das Geschrei haben aufgehört.
Ich bin angenehm überrascht, dass wir niemanden ruhig stellen mussten, Gideon. Wir sollten also definitiv noch mal ausführlich über den Bann sprechen. Er hat auch positive Seiten.

Hier Wohnkomplex 1 im Ort, alles ruhig, aber das war es ja auch vorher. Bei uns wurde keiner gebannt!

Wohnkomplex 2, meldet alles in bester Ordnung. Die Leute machen sich gerade auf den Weg zur Arbeit. Kurz hatten alle befürchtet das der Bann uns alle betrifft, aber scheinbar sind nur die irren und die Flüchtlinge davon eingenommen worden. Eine gute Idee wie ich finde. Erspart den Grenzpatrouillen viel Ärger und Schläge von den Gewaltätigen Idioten, die meinten die kommen her um uns anzupöbeln oder aufzumischen. - Gut gemacht, Gideon.

Wohnkomplex 3... würdet ihr mal bitte mit dem schwafeln aufhören, - danke!
Hier ist alles in Ordung, wann gibt es eine Versammlung und Abstimmung wegen dem Bann?

Wohnkomplex 4 hier, von mir aus kann der Bann bleiben. Wir haben nichts davon gespürt, außer das die Assis unten an der Ecke, die sich immer da getroffen haben um unsere Leute zu überreden das Territorium mit ihnen zusammen zu verlassen, nicht mehr da sind, und auch die Kids nicht mehr einschüchtern oder hinter ihnen herjagen.

Hier Wohnkomplex 5, könnten wir den Bann bitte auch bei der normalen Menschbevölkerung einführen? Die sind nämlich immer noch da und lauern den Kindern auf dem Schulweg auf. Wir bitten um Geleitschutz für den heutigen Unterricht.

Rena sah Gideon groß an, der lediglich seine Mundwinkel hob und mit den Augen rollte.

„Hier spricht Gideon, habe verstanden. Staffel 1 begleitet die Kids nun bis in den Unterricht und sorgt auch dafür, dass die Lehrer sich nun mal gut und anständig benehmen. Wenn sie protestieren, werden die Lehrer nach Hause geschickt, um ihre Sachen zu packen und das Territorium unseres Rudels sofort zu verlassen.
Gilt auch für den Rektor der Schule! Für den sogar ganz besonders.
Falls die Polizei kommt, schickt sie zu mir. Die Abmachung mit der Bundesregierung gilt nämlich auch für die Ordnungshüter. Sie haben sich ebenfalls zu benehmen, oder sie werden von hier verwiesen und andere Polizisten werden hierher versetzt, um ihren Dienst besser zu tun.
Was mich betrifft, ich habe endlich mal wieder eine Nacht durchgeschlafen. Wundervolle 8 Stunden am Stück!
Das hatte ich seit eineinhalb Jahren nicht. Und damit steht für mich nun zumindest eines fest. Für die Nächte werde ich den Bann aufrecht erhalten.
An den Tagen aber können wir gerne darüber reden, ob sich dann nicht genau jene Erwachsenen um die Kranken und Aggressiven kümmern möchten, und auch um all jene, die hier unbedingt weg und ausbrechen wollen, die gegen den Bann als Binde- und Beruhigungsmittel stimmen und sich nun gerne darüber empören möchten.
Wie gesagt, wer dafür ist, ihn sein zu lassen, der geht nun ab sofort im Schichtdienst rund um die Uhr in die Pflege und soziale Betreuung. Gilt auch für Mütter mit kleinen Kindern. Denn Ich habe es nun satt das diese sich ständig nur ausruhen. Wir haben hier Kindergärten und wir haben Schulen. Wir haben hier ältere, gebissene und jüngere gebissene, die dringend eine Aufgabe brauchen.
Das ganze Rudel wird sich ab sofort für die Kinder verantwortlich fühlen. Und zwar für alle Kinder, egal ob gebissen oder geboren. Dann können ihre Mütter Tatsächlich auch mal für die Nachtschichten eingesetzt werden und ihre Kinder bei einer Freundin einem Freund oder sogar im Rudelhaus schlafen lassen.
Aber wem das nicht genügt, einfach nur aus Trotz und weil sie noch immer Menschen sind, der kann gerne heute Abend mit dem Rudel mitdiskutieren.
Wir treffen uns um 18:00 Uhr auf dem Versammlungsplatz am Klinkerhof, sagt es an alle weiter die im Territorium leben... ja, auch an die rechten Brüder im Ort.
Und ich meine damit diesmal ebenfalls die Kranken, die Verrückten, die Gewalttätigen, und auch diejenigen, die so gerne flüchten wollen. Sie haben auch eine Stimme. Sie müssen auch gehört werden. Wir müssen endlich wissen, was wir tun können, damit es hier allen Menschen gut geht und nicht nur ein paar wenigen von uns! Habt einen schönen Tag. Der Bann ist ab sofort gelöst und ihr könnt gehen wohin ihr wollt und auch machen was ihr wollt... bis auf das übertreten der Grenzen. Und - natürlich - sobald ihr eure 2 Stunden Hilfsdienst am Tag geleistet habt.
Diesen Hilfsdienst dürft ihr euch gerne selbst aussuchen. Solange er in der Liste der hier zu erledigenden Arbeiten auftaucht.
Aber die Grenzen unseres Territoriums werden von den gebissenen Menschen nun nicht noch einmal übertreten.
Ich werde nicht zulassen, dass ihr da draußen von der Regierung gejagt und vielleicht sogar getötet werdet. Dafür haben wir euch nicht gerettet und hergebracht, Leute. Und dafür arbeiten wir auch nicht jeden Tag so hart, dass es hier vielleicht doch noch allen gefällt. Und nun ... wünsche ich euch allen einen schönen Tag, bis heute Abend ...
ach ja... die Hausleiter verteilen die Arbeiten und sehen zu das alle etwas tun!
Wenn ihr einfach nur mal mitspielt muss ich niemanden Bannen!
- Alpha Gideon Ende und Aus.

Rena sah ihn nur riesengroß an, derweil Gideon sich nun schweigend aus dem Bett, erhob und anzog.

Hu...

Sie blieb derweil lieber noch sitzen und hielt sich die Decke vor die Brust.
Nur in Unterwäsche vor ihm herum zu spazieren, war wirklich zu unschicklich.

Und schon wieder schmunzelte er kurz zu ihr hin, während er sich sein Holzfällerhemd zuknöpfte und dann die Ärmel hochkrempelte.
„Du musst wirklich keine Angst haben, dass ich dir etwas weggucke. Ich werde dich noch nicht einmal anfassen, wenn du das nicht willst. Aber zur Zeit brauchst du noch meine körperliche Nähe, damit du das Wolfsfieber gut überwindest, also bleibe ich auch heute noch bei dir, Rena. Wir schauen einfach mal, wie es läuft, okay?
Und nun zieh dich bitte an und komm dann raus.
Wir gehen zusammen runter und frühstücken erst mal was, bevor noch dein Magen aus deinem Hals heraus kommt und sich noch lauter bei mir beschwert, dass ich dich wohl nicht ausreichend füttere, obwohl du gerade noch krank bist und das dringend brauchst.
Ich warte direkt vor der Tür, damit du dich ganz in Ruhe anziehen kannst."
Er deutete noch mal bekräftigend nickend auf den Schrank, und Rena nickte nun gleichfalls zu ihm hoch.
Dann tat er tatsächlich das, was er gerade gesagt hatte, und verschwand aus dem Zimmer.
Die Tür fiel leise klickend ins Schloss.

Oh Mann...