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Sloan ist überrascht, dass ich vollkommen fassungslos reagiere. „Das ist doch nichts Schlimmes", sagt sie sanft.

Mir ist immer noch ein wenig schlecht. „Was genau bedeutet das?"

Sie blinzelt, runzelt die Stirn und zieht ein Gesicht, als hätte sie nicht damit gerechnet mir das erklären zu müssen. „Na ja, das Übliche eben. Wir bekommen ein Mädchen oder einen Jungen zugeteilt, der ebenfalls einer von uns ist und sind dann ein Paar."

„Und was müssen wir dann machen?", frage ich leise, was mir schwer fällt, weil ich kurz davor bin auszurasten.

Sloans Gesichtsausdruck wird immer verwirrter. „Was Paare eben so machen. Sich kennenlernen, Zeit miteinander verbringen, sich näherkommen."

„Du meinst Sex?"

Sie kichert. „Ja, darauf läuft es hinaus. Ist das so schlimm?"

Unfähig darauf zu antworten, stehe ich hölzern auf, lasse mein Tablett kommentarlos stehen und verlasse eilig den Speisesaal.

Ich schaffe es nicht mal bis zu meinem Zimmer. Auf der Treppe geben meine Knie nach.

Nicht weinen, Lu, nicht weinen. Du darfst noch nicht weinen. Erst wenn du allein bist.

Allein. Was heißt schon allein? Allein bin ich auch jetzt, die anderen sind noch beim Essen, aber hier wird alles überwacht, sicher auch unsere Zimmer. Es würde mich überraschen, wenn es anders wäre.

Ich muss aufstehen. Ich muss in mein Zimmer gehen. Vielleicht sieht man meine Tränen nicht, wenn ich sofort unter die Dusche steige.

Das ist doch Irrsinn! Absoluter Wahnsinn! Sie können doch nicht...ich meine, das dürfen sie doch nicht!

Das ist mit Abstand das Schlimmste bisher. Sie paaren uns wie läufige Tiere. Und die anderen scheinen das nicht mal verwerflich zu finden. Zumindest ist es bei Sloan so und die habe ich bis gerade eben als halbwegs in Ordnung eingestuft.

Ich mache mir nicht mal die Mühe, meine Klamotten ordentlich zusammenzulegen, streife einfach alles im Badezimmer ab und lasse es auf den Fliesen liegen.

Sobald das heiße Wasser auf mich einprasselt, kann ich es nicht mehr zurückhalten.

Es dauert eine ganze Weile, bis ich mich beruhigt habe. In Handtücher eingewickelt verlasse ich das warme, wohlige Bad, in das ich für eine dennoch viel zu kurze Zeit fliehen konnte. Aber das kann ich nicht ewig tun. Gerade als ich am Schrank stehe und etwas Bequemes raus suchen will, klopft es.

Fyn, denke ich für einen Moment.

„Ja?"

Es ist Sloan. Sie hat sich Sorgen gemacht, weil ich einfach gegangen bin und steht schon eine Zeitlang vor der Tür, aber ich habe sie unter der Dusche nicht gehört.

„Geht es dir wieder gut?", fragt sie vorsichtig, während sie sich auf mein Bett setzt.

Ich nicke. „Geht schon wieder. Ich war nur ein bisschen durcheinander."

„Aber warum denn?" Sloan sieht mich mit ihren großen, gutgläubigen Augen an. Sie versteht es wirklich nicht. „Uns passiert doch nichts. Hier geht es uns doch gut."

Schweigend widme ich mich wieder dem Kleiderschrank, weil ich ihr nicht ins Gesicht sehen kann. Sie würde merken, dass ich lüge.

„Es lag nicht an dem, was du mir erzählt hast", gebe ich leise vor. „Mir war einfach nicht so gut vorhin."

Sloan scheint mir das ohne Weiteres abzukaufen. „Oh...dann solltest du zu Michael gehen. Er kann dir bestimmt was dagegen geben. Hattest du deine Injektion heute schon? Mir geht es danach immer viel besser."

Ein Schauer überkommt mich. Sie haben Sloan genau da, wo sie sie haben wollen. Ich weiß zwar nicht warum oder wozu, aber genau das wollen sie.

Und es wird nicht gut ausgehen. Für keinen von uns, wenn ich mir nicht was einfallen lasse.

Vielleicht wird sie ja wieder normal, wenn sie dieses beschissene Zeug nicht mehr gespritzt bekommt. Vielleicht wirkt es nur, wenn es kontinuierlich verabreicht wird. Warum sonst sollten sie es uns jeden Tag geben?

Aber vielleicht erinnert sie sich trotzdem nicht mehr an ihr altes Ich, wenn es abgesetzt wird. Vielleicht ist es bereits zu spät dafür.

„Soll ich dich begleiten?"

Ich zucke zusammen, sie steht auf einmal direkt hinter mir. Hastig ziehe ich den nächstbesten Pullover und eine Leggins heraus. „Schon gut, nein, mir geht' s schon wieder gut."

Angestrengt zwinge ich mir ein Lächeln auf die Lippen, während ich mich zu ihr drehe. Kurz mustert sie mich forschend, dann verzieht sich auch ihr Mund.

„Na gut. Dann lass ich dich mal allein. Übrigens hat da jemand was unter dein Kissen gelegt."

Sie ist so schnell weg, dass ich ihr nur mit offenem Mund hinterhersehen kann. Selbst als sie einige Sekunden fort ist, kann ich mich nicht rühren.

Und dann löse ich mich mit einem Mal aus meiner Starre und stürze zum Bett. Das Kissen ist platt gedrückt, mir wäre das vermutlich gar nicht aufgefallen. Wenn derjenige heimlich etwas darunter platziert gewollt hätte, hätte er es wieder aufgeschlagen und gerade platziert.

Er oder sie will, dass ich es finde.

Es ist ein Zettel. Klein zusammengefaltet und so weiß wie das Laken.

Meine Finger zittern, während ich ihn ausbreite. Ich weiß schon bevor ich ihn geöffnet habe, von wem er ist.

Komm halb elf zur Tür, die zum Speisesaal führt.

Ich habe keine Ahnung, ob die halbe Stunde bereits vergangen ist, aber um zehn hat draußen ein Glockenton geläutet. Um sechs gab es Abendessen, um acht mussten die Kleinsten ins Bett und um zehn wurde die allgemeine Nachtruhe eingeläutet. Jedes Mal ertönte das gleiche Geräusch. Nach der zehn-Uhr-Glocke habe ich erst angefangen die Sekunden zu zählen, aber ich war so aufgeregt, dass ich immer wieder von vorne anfangen muss, weil ich mich verzählt habe. Und deswegen gehe ich nun nach meinem Gefühl.

Schon als ich die Treppe eilig runter schleiche, spähe ich Richtung Tür, an der ich mich mit Fyn treffe.

Es muss Fyn sein.

Dass er noch nicht da ist, macht mich noch nervöser. Bin ich zu früh? Oder zu spät?

Immerhin ist es recht dunkel im Aufenthaltssaal, da nur noch vereinzelt ein paar Jugendliche auf den Sofas sitzen und sich leise unterhalten. Keiner beachtet mich. Das ist gut, schätze ich.

Dennoch schlägt mein Herz mit jedem Schritt, der mich näher an den verabredeten Ort bringt, schneller. Wenn ich dort rum stehe, muss das doch jemand sehen, oder? Was, wenn ich darauf angesprochen werde? Was sage ich dann? Dass ich gern alleine vor Türen rumlungere?

Meine Sorge ist unbegründet, denn ich stehe nicht mal den Bruchteil einer Sekunde, als die Tür sich öffnet.

„Hey", begrüßt Fyn mich leise, ich höre das Lächeln in seiner Stimme. Augenblicklich fällt mir ein ganzes Meer an Steinen vom Herzen.

Er ist es wirklich. Ich erkenne ihn nur schemenhaft, weil es so dunkel ist, aber er ist es.

„Hey", entgegne ich erleichtert. Meine Stimme klingt nicht so, als wäre sie meine. Es fühlt sich nicht mal so an, als hätte ich gerade etwas gesagt, so paralysiert fühle ich mich.

Einen Moment ist es still, wir sehen uns an ohne uns wirklich sehen zu können und ich habe das erste Mal an diesem Tag nicht mal ein kleines Bisschen Angst.

„Komm mit", flüstert Fyn, dann spüre ich seine Hand in meiner und im nächsten Moment zieht er mich zu sich auf den Gang, der Aufenthaltsbereich und Speisesaal miteinander verbindet.

Er lässt mich nicht los. Auch nicht, als wir durch den verlassenen Speisesaal laufen, am leeren Buffet vorbei zu einer Tür, die mir vorhin nicht aufgefallen ist. Sie führt zu einem weiteren Labyrinth aus Gängen, das so aussieht wie die Gänge unten. Ich muss mich zusammenreißen, um keine Panik zu bekommen.

Fyn führt mich bestimmt an, hält nicht ein einziges Mal, bis wir mehrmals abgebogen und ich komplett die Orientierung verloren habe und öffnet dann zielstrebig einen von unzählig vielen Räumen, an denen wir vorbei gekommen sind.

Er schließt die Tür hinter uns, dreht sich zu mir und will gerade etwas sagen, aber ich halte es nicht mehr aus und falle ihm um den Hals. Nur für den Bruchteil einer Sekunde ist er überrascht, dann schließt er die Arme um mich und hält mich, bis ich mich beruhigt habe, weil ich aus mir unerfindlichen Gründen angefangen habe zu weinen.

Weil ich erleichtert bin.

Weil er noch da ist.

Und weil ich ihm vertraue.

Er streicht mir sanft über den Rücken und über den Kopf, wartet, bis ich nicht mehr schluchzen muss und gibt mir einfach Zeit. Zeit, um zu realisieren, dass er es wirklich ist. Dass ihm nichts passiert ist.

Dass ich ihn nicht verloren habe.

„Ich heiße übrigens Jake", sagt er nach einer Weile.

Ich muss lachen und schmiege meine Wange in seinen Pullover. „Hallo, Jake."

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