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„Ich hatte Angst um dich."

Jake hält mich immer noch im Arm. Sein Name gefällt mir viel besser als Fyn. „Ich auch um dich, obwohl ich wusste, dass du es schaffst", gibt er zu.

Ich musste es schaffen. Ich musste einfach.

„Du hast dich heute gut geschlagen", lobt er mich. Ein kleines bisschen löse ich mich von ihm, gerade so weit, dass ich ihm ins Gesicht sehen kann.

„Hast du mich beobachtet?", frage ich verwundert.

Er sieht schuldbewusst aus. „Ich bin momentan in der Videoüberwachung eingeteilt."

Seufzend nicke ich. „Besser du als jemand anderes. Wirklich gut war ich nämlich nicht und das weißt du."

Jake verzieht den Mund. „Es ist nicht einfach, das weiß ich. Aber morgen wird es besser."

Stirnrunzelnd senke ich den Blick. „Vielleicht wird es einfacher, aber nicht besser. Spätestens wenn sie mich mit irgendeinem Typen..." Ich kann den Satz nicht zu Ende führen. Jake löst die Umarmung, greift dafür nach meinen Händen.

„Ich kann dich davor nicht bewahren, auch wenn ich es gerne würde."

Obwohl ich weiß, was die Antwort sein wird, frage ich trotzdem. „Besteht nicht die Möglichkeit, dass wir beide...?"

Traurig lächelnd bestätigt er meine Vermutung. „Ich gehöre nicht zu eurer Gruppe, Luisa."

„Wo ist deine Gruppe?"

Er presst die Lippen zu einem schmalen Strich.

„Sie sind tot, richtig?" Ich bin überrascht, wie ruhig ich klinge. „Aber du hast überlebt."

Er atmet tief durch. „Ja. Ja, ich lebe noch, als einziger. Weil ich mich gut angestellt und auf jede Anweisung gehört habe. Keine Ahnung, ob sie sich von jeder Gruppe einen raus picken, den sie als Arbeiter behalten, oder ob ich der erste war."

Ich werde auch sterben. Am Ende werde ich sterben.

Jake scheint meinen Blick lesen zu können. „Du musst es versuchen, Lu. Bitte versuch es. Du bist die einzige von ihnen, die stark genug war. Die einzige, die nicht aufgehört hat zu kämpfen."

„Und damit bin ich genau das Gegenteil von der Person, die sie nicht umbringen würden."

„Schon, aber ich habe es auch geschafft, nicht wahr? Es kommt nur darauf an, dass du überzeugend bist", versucht er mich etwas positiver zu stimmen. „Und ich weiß, dass du es drauf hast. Das habe ich von Anfang an gewusst. Du hast nicht mal fünf Sekunden gebraucht, um mich aus dem Konzept zu bringen und das schafft nicht mal mehr die Injektion. Du bist etwas Besonderes und du wirst es schaffen."

Ich entziehe ihm meine Hände, um mir die schmerzenden Schläfen zu reiben. „Das mag ja alles sein, aber du hast es heute gesehen. Ich war furchtbar. Und es ist noch nicht mal was passiert."

Er lehnt sich gegen die Tür und mustert mich forschend. „Weil du ein Mensch bist, Lu. Du bist noch du selbst und keine dieser Maschinen. Natürlich musst du dich da erstmal dran gewöhnen. So ist es halt, aber du hast doch noch gar nichts verloren."

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Noch. Es reicht doch ein einziger Fehltritt, damit sie misstrauisch werden. Vorhin hätte ich fast vor allen angefangen zu heulen. Das hätte doch schon genügt, oder?"

Jake schweigt.

„Sag ich ja."

„Tu einfach was sie sagen. Schalt deinen Kopf aus und befolg jede Anweisung, nicht mehr und nicht weniger. Außer bei den Injektionen. Da darfst du das um Gottes Willen auf keinen Fall tun."

Ich muss lächeln. „Schon klar."

„Sie werden dich auf die Probe stellen. Vielleicht sogar noch mehr als die anderen, weil du auffällig warst am Anfang."

Mein Magen verkrampft sich. „Was heißt das?"

Er zögert. „Das heißt, dass sie Sachen von dir verlangen werden, die du sonst nicht tun würdest."

„Was für Sachen?"

Er soll aufhören es hinauszuzögern. „Es fängt einfach an", rückt er endlich mit der Sprache heraus. „Hausarbeiten. Du wirst Toiletten putzen müssen, in der Küche helfen. All so was. Dann kommen die Psycho-Spielchen. Anwesenheit bei der Injektion von anderen und Assistenz dabei. Ich habe mal gehört, dass sie vorher recherchieren, wer Vegetarier war und denen geben sie Fleisch zu essen. Bist du Vegetarierin?"

Ich schüttele den Kopf.

„Gut, das ist gut. Dann die Paarung. Ihr müsst euch in einer bestimmten vorgegebenen Zeit entsprechend näher gekommen sein. Wenn sie von dir verlangen, dass du...dass du mit ihm oder ihr schläfst, während zehn andere daneben stehen oder ihr dabei gefilmt werdet, dann musst du das tun." Mir wird schwindelig. Aber ich sehe Jake weiter an. Er soll alles erzählen. „Und du musst andere der Gruppe verpfeiffen, wenn sie etwas falsch machen. Gleichzeitig darfst du dich nirgendwo absichtlich einmischen. Wenn sie dir einen Befehl geben, musst du spuren. Ohne zu zögern. Aber das sind alles Regeln, die sie dir noch nennen werden. Befolge sie!"

Mein Gefühl sagt mir, dass das noch nicht alles ist.

Jake kaut auf seiner Lippe. „Ich weiß nicht, wie weit sie gehen. Das ist von Person zu Person unterschiedlich. Aber ich weiß, dass sie vor nichts zurückschrecken. Das Schlimmste heben sie sich zum Schluss auf."

Erst will ich ihn fragen, was er damit meint. Was ist das Schlimmste? Doch ich sehe ihm an, dass er es mir noch nicht sagen kann. Dass es ihm unfassbar schwer fällt.

Und ehrlich gesagt weiß ich nicht mal, ob ich es überhaupt wissen will.

Erfahren werde ich es irgendwann, das ist mir klar, aber vielleicht reicht es erstmal für heute. Das war ganz schön viel Information auf einmal. Und keine davon hat mir gefallen.

Außer die Tatsache, dass Jake noch da ist.

„Wozu das alles?", frage ich daher.

Jake antwortet mit einem Schulterzucken. „Ich weiß es nicht. Noch nicht. Seit die Gruppe...seit sie weg sind, versuche ich es herauszufinden. Aber sie sagen mir gegenüber nichts. Und ich kann nicht nachfragen, das wäre zu auffällig. Merk dir das – hinterfrag nichts!"

Ich nicke. „Noch was, an das ich denken sollte?"

Er überlegt. „Erzähl nicht zu viel. Wenn dich jemand etwas fragt, kannst du antworten, solange es nichts zu deiner Person ist. Zu Luisa, meine ich. Dann ist es ein Test." Er drückt sich von der Tür ab und hält mir seine Hand hin. „Vertrau niemandem. Eigentlich solltest du nicht mal mir vertrauen."

Ich lege meine Hand in seine. „Okay."

„Wieso tust du es trotzdem?"

Schulterzuckend verziehe ich das Gesicht. „Weil du gut bist. Ich weiß, dass du gut bist."

Ein Lächeln umspielt seine Lippen.

Wir verabreden uns für den folgenden Abend wieder vor der Tür. Er hält diesmal auf dem Weg zurück leider nicht meine Hand, weil er nicht weiß, ob jemand bei der Videoüberwachung ist. Vorhin, als wir halb elf zusammen durch die Gänge geschlichen sind, wusste er, dass keiner da ist, weil er eigentlich Schicht hatte.

„Kriegst du keinen Ärger, wenn du beim Schichtwechsel nicht da bist?", habe ich ihn besorgt gefragt.

Er hat den Kopf geschüttelt. „Ich sag einfach, dass ich auf' s Klo musste. Eine der wenigen Sachen, die nicht durh Befehle und Anweisungen kontrolliert werden kann."

Ich hätte ihn so gerne nochmal umarmt, seine Nähe gespürt, bevor wir uns verabschiedet haben.

Er ist der einzige hier, den ich wirklich bei mir haben will. Auch wenn ich nicht mal ihm vertrauen sollte, wie er selbst gesagt hat.

Aber das tue ich.

Was soll schon passieren? Höchstwahrscheinlich werde ich hier nicht lebendig raus kommen und jetzt habe ich die Wahl, ob ich vorher zumindest nochmal das Gefühl habe, einen echten Menschen um mich zu haben und nicht vollkommen allein zu sein, oder ob ich bis zu meinem Tod Tag für Tag ohne Lichtblick den Roboter spiele.

Jake kann mein Lichtblick sein.

Keine schwere Entscheidung.

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