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„Haben dir die Klamotten nicht gefallen?"

Ich habe beschlossen, ihn fortan zu ignorieren. Ich komme her, nehme meine Injektion entgegen und dann gehe ich wieder. Es bringt nichts, wirklich gar nichts, mit Michael zu diskutieren. Er wird mir nicht sagen, was das alles soll. Alles was er tut, ist mich weiter zu provozieren.

„Hast du vergessen, wie man spricht?"

Ich presse die Lippen aufeinander und halte ihm meinen Arm hin. Er soll einfach anfangen.

Scheinbar ist diese recht einseitige Konversation für ihn aber noch nicht beendet. Denn anstatt zu beginnen, mustert er mich stirnrunzelnd, greift nach meinem Arm und schiebt ihn zurück auf meinen Oberschenkel.

„Es kann ganz einfach sein, Liebes", erinnert er mich mit seiner widerlich sanften Stimme. „Du musst es nur annehmen. Ganz einfach, wie gesagt. Iss das Essen, lass die Klamotten an und hör auf dich zu wehren. Dann hört es auf weh zu tun. Und dir geht es besser."

Die Augen verengend funkele ich ihn an. „Jetzt fang einfach an", zische ich. „Ich will das nicht hören."

Ich wache wieder auf der Liege auf. Wieder hat man mich angezogen. Doch ein Blick neben mich zeigt mir, dass sie mir kein gut gefülltes Tablett Essen bereit gestellt haben. Seufzend schließe ich die Augen, sauge die Wärme noch einen winzigen weiteren Moment in mich auf und versuche sie festzuhalten. Das Gefühl von Stoff auf meiner Haut, das Gefühl nicht zu frieren. Das alles sauge ich in mich auf, damit ich mich daran erinnern kann, wenn ich später wieder in die kalte, unbequeme Zelle muss.

Du musst da nicht hin, Lu. Du könntest hier bleiben.

Kann ich nicht. Ich kann nicht.

„Bist du wach?"

Erschrocken zucke ich zusammen und reiße die Augen auf.

Fyn. Nein, nicht-Fyn sitzt plötzlich neben mir auf der Liege, auf dem Schoß ein Tablett mit einem Teller Auflauf, einer Dose Limo und einem Stück Kuchen.

Hastig richte ich mich, ein stechender Schmerz breitet sich hinter meiner Stirn aus. Stöhnend reibe ich mir die Schläfen.

„Ich wollte dich nicht erschrecken", sagt er. „Tut mir leid."

Statt ihm zu antworten, öffne ich die Augen und halte seinen Blick fest.

Da ist es wieder. Ich kann es nicht erklären, nicht mal sagen, wie es aussieht oder woran ich es erkannt habe, aber es war definitiv da.

Er versucht mir vorzuspielen, er sei wie die anderen. Als hätte er sich vergessen, als hätte auch er den Injektionen nicht standhalten können.

Aber das hat er.

Und er heißt nicht Fyn.

Räuspernd weicht er mir aus, sieht auf das Tablett herab und greift nach dem Teller. „Du solltest wirklich etwas essen."

Enttäuscht, dass er wieder seine Maske aufgesetzt hat, schlage ich die Decke zurück und will aufstehen, aber Fyn reagiert schnell.

Und anders. Er reagiert anders als ich es erwartet hätte.

Blitzschnell stellt er den dampfenden Teller wieder ab und legt seine Hand auf meinen Unterarm. Er hält mich nicht fest, aber er will auch nicht, dass ich gehe. „Bitte tu was sie sagen", raunt er so leise, dass ich es fast nicht verstanden habe. „Bitte, Luisa."

Diesmal ist er es, der meinen Blick festhält und ich kann nicht wegsehen.

Er will mir etwas sagen. Irgendetwas will er mir sagen.

Blinzelnd entzieht er sich dem Moment, löst seine Hand von mir und räuspert sich erneut. „Wenn du etwas anderes möchtest, musst du es nur sagen", rutscht er zurück in seine Rolle, wobei er genau so klingt wie Michael.

Warum auch immer er das tut, aber er spielt. Fyn ist eine Rolle. Und er spielt sie gut, fast perfekt.

Doch aus irgendeinem Grund bringe ich ihn dazu, sie aufzugeben. Zwar nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber er lässt sie los. Aryas und Michaels Worte hallen leise in mir wider.

Du bist was Besonderes.

Vielleicht bin ich das wirklich, aber er ist es auch.

Fyn wartet am nächsten Tag auf mich, als ich von der Injektion komme. Er ist vor mir in dem Raum. Das weiß ich, weil ich diesmal mit aller Kraft gegen die Ohnmacht kämpfe, die jedes Mal auf den Schmerz folgt. Ich kann sie nicht ganz besiegen, aber als ich in den Raum geschoben werde, in dem Fyn bereits auf mich wartet, bin ich halbwegs bei mir.

Ich sitze noch im Rollstuhl, kann mich kaum rühren, weil mein ganzer Körper schmerzt, da wird hinter mir die Tür geschlossen.

Fyn steht sofort auf und kommt zu mir, um mich im Rollstuhl zu der Liege zu schieben und mich auf sie zu setzen, weil ich selbst dazu noch nicht in der Lage bin.

Auf dem Kopfkissen liegt frische Kleidung. Zwar habe ich mich gestern dazu überreden lassen ein paar Happen zu essen, aber die Sachen habe ich wieder ausgezogen. Die anderen waren schon schlecht genug auf mich zu sprechen.

„Du zitterst", stellt Fyn fest und ich kann mich nicht entscheiden, ob er eher nüchtern oder besorgt klingt. „Zieh dir wenigstens was an, solange du hier bist."

Ich schüttele den Kopf. Wenn ich die Klamotten erst anhabe, wird es mir unendlich schwer fallen sie wieder auszuziehen.

Fyn seufzt so leise, dass ich es gerade so hören kann, greift an mir vorbei nach der Decke und legt sie um meine Schultern, um mich dann an die Wand zu schieben, damit ich mich anlehnen kann.

Ich würde ihn so gerne fragen, wie er wirklich heißt. Und warum er sich so verhält. Doch gleichzeitig will ich ihn nicht in Gefahr bringen und ich habe das Gefühl, dass ich genau das tun würde, wenn ich ihn fragen würde. Warum sonst sollte er sich solche Mühe geben, sein wahres Ich zu verbergen?

Und doch ist da etwas, dass ihn dazu veranlasst es für wenige Augenblicke zu offenbaren. Vor mir.

„Iss", murmelt er und zwingt sich zu einem schmalen Lächeln. „Iss bitte."

Den Gefallen tue ich ihm. Und umso mehr ich esse, desto deutlicher zeigt mir mein Körper, dass auch er deswegen erleichtert ist. Mein schlechtes Gewissen verdränge ich so gut es geht, auch wenn es mir alles andere als leicht fällt.

„Meinst du, du könntest mir nächstes Mal etwas mehr mit bringen?", frage ich, sobald ich fertig bin.

Fyn durchschaut mich sofort. „Du solltest es lieber nicht mit ihnen teilen, Luisa."

Obwohl ich weiß, dass er recht hat, bin ich enttäuscht. „Sie wissen, dass ich eine Sonderbehandlung bekomme. Vielleicht wären sie etwas weniger wütend, wenn ich ihnen etwas mit bringen würde."

Sein Blick wird weich. „Es würde nie für alle reichen. Und vielleicht freuen sie sich gar nicht darüber, sondern hassen dich nur noch mehr."

Er hat recht. Sie werden mich hassen.

Und obwohl es mich ernüchtert, ist mir nicht entgangen, dass Fyns Antwort alles andere als distanziert und neutral war. Er hätte auch einfach sagen können, dass ich es nicht darf.

„Wenn du nach oben willst, musst du aufhören an die anderen zu denken", rät er mir.

„Vielleicht will ich ja gar nicht nach oben", entgegne ich trotzig.

Ein Lächeln umspielt seine Mundwinkel. Ein ehrliches Lächeln. „Wieso nicht?"

Ich runzele die Stirn. Ist das nicht offensichtlich? „Weil ich dann nicht mehr Ich wäre. Ich würde vergessen, wer ich bin. Und das ist nur der Anfang. Keine Ahnung, worauf das alles hinausläuft, aber es ist nicht gut. Das musst du noch besser wissen als ich."

Fyn mustert mich eindringlich. Er sieht aus, als wollte er mir irgendwas sagen, öffnet sogar kurz den Mund, schließt ihn dann aber kopfschüttelnd wieder.

„Was?", hake ich nach.

Er sieht mich nicht an, starrt auf den leeren Teller, den ich ihm zurück gegeben habe. „Du solltest auf sie hören, Luisa", sagt er knapp, steht auf und geht ohne ein weiteres Wort.

Die Decke nehme ich mit. Ich war so lange weg, dass den anderen Mädchen eh klar sein muss, dass ich nicht nur bei der Injektion war. Sie sagen keinen Ton, als ich komme, nehmen nur schweigend die Decke an und mustern mich missbilligend.

Egal was ich tue, ich kann nur verlieren.

Vielleicht hat Fyn recht und ich sollte mich einfach beugen.

Nein, das sollte ich nicht. Das kann ich nicht.

Und vermutlich ist das auch gar nicht der einzige Weg. Fyn tut zwar so, als wäre er ihn gegangen, aber er hat mir auch mehr als einmal gezeigt, dass er noch er ist.

Dass er es auch irgendwie anders da raus geschafft hat.

Aber wie?

Gott, Lu, wie kann man nur so dumm sein? Du weißt es doch schon längst!

Er spielt.

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