TAPE 6《7 Million Dollar Deal Part II》

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Gleichmäßige Atemzüge vollführend und die Augen geschlossen haltend, gab ich mich der Bemühung hin meine Ruhe wiederherzustellen. Die Anwesenheit der wenigen Personen lauerte in meinem Hinterkopf herum und machte es mir somit unmöglich dieses Ziel erfolgreich anzustreben. Mein Herz klopfte in unregelmäßigen Takten gegen meine Kammerwände und eine enorme Hitzewelle übermannte mich, die sich mit der Trockenheit meiner Lippen in einen unerbitterlichen Konkurrenzkampf verwickelte. Ich fühlte mich, als hätte man mich mitten in die Saharawüste abgesetzt; mich meinem Schicksal gnadenlos ausgeliefert.

Diese klaren Anzeichen meiner Nervosität, als auch der in mir verstaute Ärger wollten zu Ausdruck kommen, um der inneren Unterdrückung meiner Geduld eine Stimme zu verleihen. Gänzlich vertieft in diese Gedanken blickte ich auf meine Unterlagen und lief stocksteif so angespannt wie ich war, zurück auf meinen vorherigen Platz. Der Drang überall hinzusehen, sei es auf die exquisiten Stühle, den Mahagonitisch in der Ecke oder der auffällig modernen Vase mit den Mosaikverzierungen im hinteren Teilabschnitt des Raumes war groß. Noch größer war jedoch meine an mich gerichteten Drohungen nicht zu ihm zu sehen. Denn sobald ich diese verlogenen, dunklen Augen auch nur für eine Sekunde zu erblicken bekommen würde, wäre ich nicht mehr imstande meine Zunge zu hüten.

Ein flüchtiger Blick, den ich mir nicht jedoch verkneifen konnte, ließ mich erkennen, dass er mit den Fingern seinen Hemdkragen umspielte, sie dann in seinen Hosentaschen verstaute und aufstand.

Kurz verharrte er in dieser Stellung, sah von oben herab auf meine beinahe zusammengekauerte Arbeitskollegin und fuhr sich dann reflexartig durch das Haar. Ich wollte die Augen zusammenkneifen denn diese Angewohnheit an ihm schrie jedes Mal förmlich nach Problemen.

»Ist das Ihr Ernst?«, funkelte er sie, wie schon geahnt, an und bei seinem harten Tonfall zuckte Elvana erschrocken zusammen.

»Ich habe Ihnen Wochen dafür gegeben. Sind Sie sich im Klaren darüber wie wichtig diese Ausarbeitung ist? Sind Sie sich das bewusst, Ms. Harvis?«

Ein fast unsichtbares, stockendes Knicken folgte von Elvanas Seite aus, während kein Ton ihre Lippen verließ. Shane presste die Kiefer einander und eine Finsternis legte sich über sein einst so schönes, männliches Gesicht.

»Wie können Sie es dann wagen dies derart aufs Spiel zu setzten.«

Ich kann euch zerfetzen, ich kann euch vernichten besagte diese Haltung... dieser aufrechte Stand von ihm. Er brauchte nur ein Finger zu krümmen und schon fiel die Figur um. Schachmatt.

»Es tut mir leid, Sir«, flüsterte Elvana jetzt eindeutig den Tränen nahe. Ihre purpurroten Wangen, als auch die wässrigen langen Wimpern, die in gleichmäßigen Abständen geschwungen nach vorne gerichtet waren, indizierten den bevorstehenden emotionalen Ausbruch.

»Ich verlange eine Erklärung von Ihnen«, beharrte er, woraufhin Elvana wiederholt unter seinem einschüchternden Blick um Vergebung bat. Wenn sie doch nur ihren Mund aufbekommen würde... Als hätte diese Stille auch Shane stutzig gestimmt, legte sich der harte Ausdruck in seinem Gesicht und auch der angeschlagene, ruhigere Stimmton verdeutlichte seine Bemühungen beim zweiten Anlauf die Wogen zu glätten.

»Eine Erklärung, Ms. Harvis. Ich verlange von Ihnen nur eine simple Erklärung für diese unprofessionelle Arbeitsmoral.« Sie antwortete nicht. Er indes bedachte sie mit einem viel zu argwöhnischen und gleichermaßen erbarmungslosen Blick.

»Ich werde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmt. Sie sind engagiert und ehrgeizig. Wollen Sie dem wirklich nichts hinzufügen?«, schloss er mit Beharrlichkeit an und stellte sich nun gerade vor sie hin, um seinem Worten eine gewisse Standhaftigkeit zu verleihen. Komm schon, mach den Mund auf!

Denn so wie ich Shane kannte gab er nicht jedem eine Chance sich zu korrigieren, geschweige denn eine Möglichkeit sich in irgendeiner Weise zu rechtfertigen.

»Nein, Sir. Das habe ganz ich zu verantworten«, sagte sie im Vergleich zu ihrer fragilen Gestalt mit einer erstaunlich festen Stimme. Von der zurückhaltenden sowie gekränkten Ela fehlte jede Spur. Shanes Gesichtsausdruck nahm bei ihrer Antwort die ursprüngliche harte, eiskalte Form an, ehe er sich wiederaufrichtete.

»Wie Sie meinen«, presste er die fülligen Lippen, zu einer dünnen Linie verzogen, hervor. Einen Moment lang atmete er daraufhin tief aus und wand sich anschließend an Chloé.

»Ich gratuliere Ihnen. In Anbetracht der Umstände werden wir im kommenden Meeting ihr Konzept vorlegen und sie nachdem wir uns mit meinem Anwalt zusammensetzt haben in unsere AGBs integrieren«, gab er in einem reservierten Tonfall von sich. Chloé überspielte oder ignorierte seine einschüchternde Haltung und bedankte sich stattdessen etliche Male mit einer geschauspielerten Dankbarkeit bei ihm. Ungeachtet ihres infernalischen Blickes und der Boshaftigkeit Elvana auf diese Weise hinterhältig ausgetrickst zu haben, erreichte ihre Dreistigkeit uns dabei ebenfalls ein Lächeln zu zuwerfen seinen ultimativen Tiefpunkt. Wie konnte sie so anstandslos sein?
Zu aufgewühlt, zu irritiert war ich, um etwas dagegen zu unternehmen. Auf der anderen Seite hinderten mich ebenso die Umstände. Ich durfte es nicht tun. So egoistisch das auch klingen mochte, ich konnte es nicht riskieren selbst ins offene Messer zu laufen. Shane sowie alle anderen Mitarbeiter warteten doch sehnsüchtig auf einen Fehler. Scheiße nochmal.

»Die Konferenz ist hiermit beendet.« Das Schlusswort des Tages ertönte und im nächsten Moment steuerte Elvana bereits stürmisch auf den Ausgang zu. Ich blickte ihr bekümmert hinterher und hoffte, dass all das nur ein böser Traum war in dem ich gefangen gehalten wurde und jeden Moment erwachen würde. Das Erwachen blieb aus, ebenso wenig wie die Milderung des beklemmenden Druckes in meiner Brust.

Trotz dieser Gewissensbisse zwang ich mich schnell zur Besinnung, als mir auffiel, dass er mich beobachtete. Ohne zu Zögern erwiderte ich es ihn unübersehbar böse anfunkelnd, ehe ich ebenfalls aus dem Raum stolzierte. Gerade könnte es mir nicht gleichgültiger sein, dass ich ohne seine Erlaubnis den Raum verlassen hatte. Ich musste Elvana finden. Wo war sie denn bloß hin?

Grübelnd lief ich an den einzigen Ort wo sich Frauen wirklich aufhalten konnten, wenn sie den Tränen nahe standen diese aber der Außenwelt vorenthalten wollten. Auf die Damentoilette.

Nachdem ich mit einem lautlosen kleinen klick die metallfeste Tür hinter mir geschlossen hatte wand ich mich dem schlicht Raum zu. Die Leere animierte mich dazu den Mund zu öffnen.

»Ela... Ela bist du hier?« Ich verstummte jäh als ein Schniefen aus einer der Kabinen drang. Vorsichtig klopfte ich an einer der Türen an.

»Mach auf. Ich bin's.«

»Bitte geh...«, wisperte sie. Ich klopfe nochmal an. Dieses Mal fester, aufdringlicher.

»Komm schon. Ich werde nicht weggehen, ehe du mich nicht reinlässt«, verkündete ich mit Härte in der Stimme und zu meiner großen Verwunderung bewirkte dies etwas, denn das lautlose Klick gewährte mir den Durchgang zu ihr.
Sie hatte sich auf den Boden niedergelassen. Wie ein Haufen Elend hatte sie dabei die Beine zusammengezogen und geweint. Ihre verschmierte Wimperntusche und der ebenso leicht verblasste Lippenstiftabdruck ordneten ihre Zerstreuung einem klaren Bild zu. Ich hätte schreien, erschrocken die Luft einziehen oder sie bemitleidend angucken können, stattdessen kniete ich mich zu ihr runter, nahm sie in die Arme und sprach ihr harmlose Worte zu, indem ich ihr in gleichmäßigen Abständen über den Rücken strich. Sie weinte, weinte hemmungslos und ich konnte nicht anders als geduldig darauf zu warten bis sie sich einigermaßen beruhigt hatte.

»Schh...Alles wird gut ...beruhig dich«, flüsterte ich ihr sachte ins Ohr und als ich mir sicher war, dass man sie wieder ansprechen konnte, ließ ich von ihr ab und blickte ich ihr aufdringlich in die Augen.

»Warum hast du nicht einfach die Wahrheit gesagt?«

Sie schüttelte niedergeschmettert den Kopf.

»Nein... nein das hätte nichts genützt.«

Ich bemühte mich zwar umsichtig mit ihr zu sein, aber das missglückte mir, da ein abschätziges Schnauben meinerseits ins Freie gelangte.

»Es hätte was genützt! Hättest du ihm die Situation, wie es sich zugetragen hat geschildert, so hätte er Chloé-...«

»Es geht aber nicht um Cholé, Aurora verstehst du es denn nicht? Es geht um mich. Ich habe ihn enttäuscht. Das durfte mir nicht passieren! Nicht mir«, verfiel sie in Hysterie. Ihre Aussage verschlug mir schlagartig die Sprache. Warum durfte sie ihn denn nicht enttäuschen? Ja, Fehler im Beruf waren nicht gerne gesehen, aber so fixiert wie Elvana auf diesem Perfektionsmustrip war, musste es hier um mehr gehen als um den Job.

»Ach ich bitte dich«, gab ich von mir in der Hoffnung etwas mehr Lockerheit in die Lage einzubringen, doch das ging nach hinten los.

»Du kennst ihn nicht Aurora!«, schrie sie mit weit aufgerissenen Augen.

Oh Liebes... Niemand kannte ihn besser als ich. Denn niemand außer mir kannte seinen Schwachpunkt.

»Es gibt bei ihm keine Ausreden, keine Entschuldigungen, keine Erklärungen. Er will nur das der Job getan ist mehr nicht.«

»Aber es war deine Leistung!« Meine bröckelnde Selbstbeherrschung schwand mit Elvanas Uneinsicht dahin. So sehr ich ihren Kummer auch nachvollziehen konnte, wenn die Gerechtigkeit eine Rolle spielte, verlor ich jeglichen Feinsinn für Mitgefühl und Geduld.

»Du hast da daran gearbeitet und nicht sie. Du warst es. Das hättest du ihm klipp und klar sagen müssen. Niemand hätte dich dafür verurteilt, denn du bist hier im Recht.«

Sie schüttelte ein weiteres Mal den Kopf und ein bitteres Lächeln machte sich in ihren Gesichtszügen bereit.

»Du verstehst es nicht. Ihn interessiert es nicht.... Es interessiert ihn nicht, ob du krank bist, ob du Probleme hast... nichts. Die Arbeit ist die größte Priorität für ihn. Setzt du die Aufgabe nicht nach seinen Maßstäben um, so bist du ein für alle Mal raus. Er hat es schon zig Mal getan... und er ist nicht gerade der zurückhaltende Mensch, um dies nicht wieder zu tun.«

Elvana behielt Recht.
Shane machte es nicht im Geringsten etwas aus wie es seinen Angestellten ging, ob sie Probleme hatten, litten oder sich vor Scham am liebsten irgendwohin verkrochen hätten. So ähnlich erging es nämlich Elvana, die sich nach zwei Tagen einigermaßen gesammelt hatte, sodass sie Stärke bewahrte, wenn die anderen Ableitungsangestellten ihr hinterher blickten oder herumtuschelten. Shane wusste mit Sicherheit was für eine große Bombe er damit hatte hochgehen lassen. Zu hören zu bekommen, dass sie diesen Auftrag an Chloé verlor, machte die Situation unerträglicher. Aber sie war gewillt und so verfrachtete sie sich wohlwissend, dass sie das Gesprächsthema Nummer eins auf der Liste war, an ihren Platz und gab sich pausenlos ihren Aufgaben hin. Sonderlich viel unterhielt sie sich in den Tagen nicht, auch wenn ich immer wieder das Gespräch zu ihr suchte. Mit einem einfachen Lächeln tat sie die Ereignisse ab, aber die vom vielen Weinen angeschwollenen und geröteten Augen erzählten mir ihre eigene Geschichte. Wie so oft, wenn ich in ihre trüben glanzlosen Augen blickte, flackerte Shanes Schuld vor meinem geistigen Auge auf. Er hätte sie unterstützen, zu ihr halten, Vertrauen in ihre Loyalität haben müssen. Doch er entschied sich sie nach nur einem kleinen Fehler, nach all den Jahren auf diese Weise zu bestrafen. Er wusste mit Sicherheit, dass er ihr damit hart zusetzten und ihr damit das Herz brechen würde. Darin war er schließlich gut.

In meinen negativen Gedanken versunken, bemerkte ich gar nicht, dass mein Handy zu blinken begonnen hatte. Ich hatte mir mittlerweile einen kleinen Wecker für Shanes Kaffee gestellt, gerade aber würde ich das Handy am liebsten aus dem Fenster schleudern. Seufzend fand ich mich damit ab keine andere Wahl zu haben, stand wiederstrebend von meinem Sessel auf, bereitete den Kaffee nach seinen Vorlieben zu und begab mich zu ihm. Mit selbstsicheren Schritten betrat ich nach kurzem Klopfen sein Büro und stellte die Tasse etwas zu hart auf den Tisch ab. Ein ohrenbetäubender Laut entstand. Meine einzige Bemerkung lautete:

»Ihr Kaffee, Sir.«

Shane hob den Blick und wieder bildete sich eine kleine Falte auf seinem makellosen Gesicht, als er die Tasse Stirnrunzelnd betrachtete.

»Was für ein Problem haben Sie eigentlich?«, fragte er mich direkt und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Was für ein Problem ich hatte? Scheiße verdammt du bist mein Problem, hätte ich am liebsten laut angeschrien. Stattdessen erwiderte ich jedoch:

»Was für ein Problem soll ich Ihrer Meinung nach denn haben, Mr. Caprino?«

»Sie hätten mir ebenso die Tasse gegen den Kopf schlagen können, damit wär's auch getan«, funkelte er mich verärgert an. Oh, wenn du nur wüsstest wie gerne ich das gemacht hätte Shane...

»Los, ich kann mich nicht den ganzen Tag mit Ihren Stimmungsschwankungen herumtreiben. Zum allerletzten Mal, was ist Ihr Problem?«

Ich blieb stumm. Zur Hölle mit ihm.

»Sie weigern sich?« Er hob erstaunt eine Augenbraue.
»Dann lassen Sie mich raten. Es hat was mit meiner Entscheidung zu tun, dass ich Ms. Avens und nicht Ms. Harvis den Auftrag übergeben habe.« Machte es ihm Spaß Öl ins Feuer zu gießen?

»Das war nicht fair«, merkte ich spitz an und verfluchte mich im nächsten Moment dafür das ich verflixt nochmal den Mund nicht halten konnte.

»Fair

»Ja, fair. Sie haben gesehen, dass Ms. Harvis einen Grund für ihre Arbeitshaltung hatte und Sie haben unbeirrt weiterhin darauf beharrt.«

»Ms. Harvis hat mir keinen Grund genannt... und wer nichts sagt, der kann sich auch nicht verteidigen. Von daher ist alles gerecht was ich unternommen habe.«

»Sie haben Sie gedemütigt! Und das obwohl Sie jahrelang alles für Sie gibt. Haben Sie denn überhaupt kein Mitgefühl?«, rutschte es aus mir heraus und ich hielt abrupt den Atem an. Zu weit. Das ging zu weit Aurora.

»In dieser Branche gibt es für solcherlei eintönigen Gefühle keinen Platz. Was zählt ist das Resultat. Ms. Harvis hat Ihre Aufgabe missachtet. Also kann von Mitgefühl kaum die Rede sein.« Mir drohte nun endgültig der Kragen zu platzen. Das konnte er nicht ernst meinen. All die Jahre und das für nichts, weil sie ein einziges Mal nicht nach seinen Spielregeln verfahren hat. Ich versuchte mich zusammenzureißen, aber die nächsten Worte hatten bereits meinen Mund verlassen, ehe ich überhaupt blinzeln konnte.

»Sie hat einen Fehler gemacht Mr. Caprino, den Sie zutiefst bereut. Verraten Sie mir... haben Sie nie einen Fehler begannen, den Sie gerne rückgängig gemacht hätten?« Überlege ganz gut Shane...Grabe ganz tief in deinem Gedächtnis nach... Na, kommen alte Erinnerungen hoch?

Irgendetwas regte sich... Ich sah es ihm in dem Moment an, als seine Gesichtszüge sich verhärteten und seine Augen erneut eine nicht zu erkennende Farbe annahmen. Ich hatte einen Treffer gelandet. Einen perfekten Schuss ins Schwarze.

Als er aber daraufhin nichts erwiderte, wurde ich umso wütender und bevor ich noch etwas hirnrissiges von mir geben konnte, sagte ich:

»Wenn das alles wäre Mr. Caprino würde ich mich gerne wieder an meine Arbeit machen.«

Er sagte nichts, was ich als Einverständniserklärung anerkannte, kehrt machte und ihn keines weiteren Blickes würdigend aus Raum marschierte.

Scheiß Idiot. Scheiß verdammter I-

Ich stoppte mit meinen ausgemalten amateurhaften Flüchen dann, als Elvana versuchte sich unbemerkt schnell die verlaufene Wimperntusche wegzuwischen, doch ihre Hand zitterte zu stark, dass sie bei dem Versuch dies auf die Reihe zu bekommen scheiterte und Ihre Schminke noch schlimmer zurichtete.

Ich ging vorsichtig auf sie zu, kniete mich zu ihr nieder und blickte ihr tief in die schokobraunen, hell leuchtenden Augen indes ich mit sanfter Stimme fragte:

»Was ist passiert? Ist es... ist es immer noch wegen des Auftrags?«

Meine Frage wäre beinahe erneut dafür verantwortlich gewesen, dass Tränen flossen.

»Nein... nein, nein, nein! Bitte nicht weinen. Nicht weinen«

»Ich versuche es ja, aber immer wieder muss ich an seinen enttäuschten Blick denken und...«, fing sie an zu quengeln. Erste Tropfen kullerte ihre Wange runter.

»Stop! So werden wir auf keinen Fall weiterkommen. Das Ganze ist nun mal passiert. Ich sage natürlich nicht, dass du es an die abprallen lassen sollst. Dennoch ist es nicht das Ende, es ist eine lehrreiche Erfahrung, die du gemacht hast, ok? Es werden sich zig Gelegenheiten ergeben, wo du dein Können unter Beweis stellen kannst, wie zum Beispiel die Präsentation nächste Woche, die du schon fertig hast, nicht?«

Sie schniefte, aber stimmte mir mit einem anschließenden Nicken zu.

»Du bist talentiert Ela und dass es ein einmaliger Ausrutscher war, ist uns allen klar. Du schaffst das. Da bin ich mir ganz sicher. Alles wieder gut?«, hackte ich noch einmal nach.

»Ja. Alles wieder gut«, antworte sie und schenkte mir ein leichtes Lächeln, das ihre Augen nicht ganz erreichte, aber immerhin ein Anfang war. Mir wurde leichter ums Herz.

Ein gewöhnlicher Nachmittag brach an. Ich betätigte einige Anrufe, derweilen Elvana Einladungen für eine Feier verschickte, über die ich noch nicht im Bilde war. Von Shane wollte ich gar nicht erst anfangen, denn seit meiner hitzigen Diskussion mit ihm wollte er mich nicht empfangen. Ich war mir nicht sicher wie ich das Ganze zu deuten hatte. Hieß das, dass er mich feuern wollte? Im Nachhinein sah ich ein, dass mein Handeln vielleicht nicht ganz taktisch war, aber würde er es denn auch wirklich durchziehen? Bis jetzt hatte er sich nicht dazu geäußert, was ich als ein positives Zeichen annahm. Trotzdem war er zu wütend, um mich zu empfangen. Ich konnte mich nicht beklagen, denn mir kam es auch ganz gelegen. Umso erstaunter war ich als Ela mich aus meinen Gedanken riss und sagte:

»Mr. Caprino hat uns ins Büro angeordnet.«

Mein Blick war ihr nicht entgangen, denn im nächsten Augenblick zuckte sie nur mit den Achseln und antwortete:

»Frag mich nicht. Ich habe auch keine Details erhalten.« Protestlos stand ich auf. Das konnte interessant werden... Doch als wir im nächsten Moment Chloé auf uns zukommen sahen konnte ich mich nicht halten und zischte:

»Was hast du denn hier zu suchen?«

Alle Formalitäten waren von mir gewichen. Einen scheiß gab ich drauf. Sie wusste ganz genau wie sie nach der ganzen Aktion auf uns anzusprechen war. Die zuvor fein durchgezogene Linie der Höflichkeit und des Respekts waren bei dieser Lügnerin in jedem Maße überschritten, deshalb konnte ich ihr gegenüber auch glasklar meine Abneigung zur Schau stellen.

»Mr. Caprino möchte mich sprechen«, trällerte sie hochnäsig und fragend warfen Ela und ich uns gleichzeitig einen erstaunten Blick zu. Trotzdem sagten wir nichts und liefen allesamt auf die Tür zu. War sie vielleicht hier, weil Mr. Caprino doch eingesehen hatte, dass diese Vorgehensweise nicht richtig war? Oder hatte er sich wirklich darüber Gedanken gemacht was ich ihm gesagt hatte? War es möglich, dass er ein Fünkchen Herz und Erbarmen besaß? Hoffnung keimte in mir auf, denn wenn sich meine Vermutungen bewahrheiteten, dann gab es noch eine Chance für die Gerechtigkeit. Eine Chance für ihn...

Mit diesen Gedanken traten wir alle drei in den Raum. Shane saß in einem seiner maßgeschneiderten Anzüge da. Einzelne Strähnen seines Haares tanzten leicht aus der Reihe, die Emotionen waren wie immer hinter diesen mysteriösen Augen versteckt und auch seine Mimik war nur schwer festzulegen, während er wie ein Geschäftsmann fokussiert zu uns blickte.

»Ms. Duront, Sie werden all das Besprochen hier mitnotieren«, fing er an, ohne ein Hallo oder ähnliches auszusprechen. Ich fand die Aufforderung alles zu protokollieren zwar merkwürdig, dennoch positionierte ich mich etwas abseits neben seinem Pult, um weiterhin das ganze Szenario vor Augen zu behalten. Währenddessen standen Elvana und Chloé völlig versteift nebeneinander vor dem Pult. Den Notizblock und den Stift in der Hand umschlossen, wartete ich nun darauf seine Stimme zu hören.

»Ich werde schnell zur Sache kommen. Ich habe zu dieser Zusammenkunft gebeten, weil ich nach langem Überlegen zu dem Entschluss gekommen bin, dass es das Beste wäre, die Werbekampagne für unsere Kunden aus China in die Obhut von Ms. Avens zu übergeben und Sie damit zu entlasten, Ms.Harvis«, gab er monoton von sich und verschränkte die Hände hinter seinem Rücken. Ich blickte auch nach weiteren fünf Sekunden wie erstarrt auf das leere Blatt Papier vor mir und konnte mich nicht dazu aufraffen mich in Bewegung zu setzen.

Das konnte nicht sein. Das konnte er einfach nicht gemacht haben.

Aus dieser Hypnose wurde ich erst gerissen, als Shane sich unmittelbar wieder an mich wendete.

»Ms. Duront...«

In dem Moment drehte ich mich mit zusammengebissenen Zähnen gezwungenermaßen zu ihm um.

»Haben Sie auch jedes kleinste Detail mit aufgeschrieben?«

Und zum ersten Mal, als ich seinem Blick begegnete begriff ich.
Er wollte mich hier haben und zwar alleine deshalb, damit ich mitbekam was ich angestellt hatte. Damit er mir deutlich demonstrieren konnte, dass er immer noch das Sagen hatte. Damit er mir zeigte, dass er mich vernichten könnte, wenn er wollte.

Ich quälte mir eine Zustimmung ab und zielte mit meinen Augen auf seine.

Man sagte jeder Mensch würde sich ändern, sobald das Leben mit seinen harten Prüfungen einen anderen Menschen gar Persönlichkeiten aus uns formte.
Heute hatte er mir aber bewiesen, dass das nicht für jeden galt. Er war immer noch gefühlskalt, dominierend und herzlos. Er genoss es andere Menschen leiden zu sehen. Sie zu foltern... sie zu brechen.

Nun, dachte ich und blickte von Chloé zu Shane. Eigentlich wollte ich die ganze Angelegenheit etwas langsamer angehen lassen, aber angesichts der Lage blieb mir keine Wahl. Den Startpunkt seines Untergangs hatte er selbst bestimmt. Dieses Meeting werde ich dir Chloé, weil du meintest aus fremdem Fleiß profitieren zu können und dir Shane, weil du dachtest die leiseste Gewinnchance gegen mich zu haben, zur Hölle gestalten. Wartet nur ab...

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