TAPE 7《A nasty surprise》

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Gerechtigkeit.

Was wird unter der Gerechtigkeit verstanden? In Anbetracht der sich stetig wandelnden Gesellschaft und den damit ebenso verschobenen Ideologien, ist dieser Begriff heutzutage nicht leicht einzuordnen. Aufgegriffen wird die Gerechtigkeit primär im Bereich der Justiz und den verbindlichen Normen. Trotzdem täuscht es darüber nicht hinweg, dass dieses Wort täglich jeden einzelnen Menschen auf dieser Erde begegnet; bedauerlicherweise häufiger dem Gegenspieler, - der Ungerechtigkeit. Manche Menschen sind umgeben voller ungerechten Taten, ungerechten Schlussfolgerungen ihnen gegenüber. Manch andere sind jedoch zu naiv und zu gutgläubig, um überhaupt von der bloßen Existenz dieses Begriffes Bescheid zu wissen. Was jedoch fest steht ist, dass ganz gleich welcher dieser Persönlichkeiten man auch sein mag, alle beide ein selbstzerstörerisches Resultat zur Folge haben.

Glaubt man nämlich immer an das Gute, dass alles aus einem bestimmten Grund geschieht, wird man vieles auf dieser Welt nicht nachvollziehen als auch ihre wahre Bedeutung dahinter kaum entschlüsseln können. Leid, Krieg, Tod... das alles ist ungerecht, doch wenn es noch individueller gestaltet werden soll, reicht ebenso vollkommen die Umgebung eines jeden einzelnen Individuums aus. Und zwar sind es nicht hauptsächlich die großen Machtspiele, welche die Ungerechtigkeit auf dem höchsten Niveau repräsentieren. Es sind die kleinen Dinge, die den eigentlichen Kern ausmachen. Ist man sich dessen in alltäglichen Situationen bewusst, steht dem fällen eines Urteils nichts im Wege. Denn es würde immer wieder stattfinden... in kleineren Varianten bis hin zu größeren, weltumfassenderen und je weitere kleinere Narben durch diese Pein im Herzen zustande kämen, desto mehr würde das Vertrauen, der Zusammenhalt in ein anderes Licht rücken. Schließlich lag es in der menschlichen Natur dieses eine Wort völlig in den Schmutz zu ziehen; und die heutige Gesellschaft, geglaubten Verbündeten, Vertrauten... gar Geliebten würden aus dem Menschen robuste und unmoralische Kreaturen kreieren.

Das Risiko war bekannt, aber die Hoffnung in der hintersten Ecke der Seele zog die gebrochenen Herzen abermals in den Bann der Verlockung. Verzweifelt und fest umklammert hoffte man, dass man sich irre. Und jedes verdammte Mal wurde man im Nachhinein für das verzweifeltes Zappeln ausgelacht.

Genau jetzt beim Hinabstarren in die Finsternis seiner Augen wurde mir dieser Fakt vom erneutem klar. Erneut klar, dass von etwas Gerechtem... etwas Gutem nie...niemals die Rede sein konnte. Menschen waren geschaffen worden, um einander weh zu tun, zu zerstören und exakt das hatte Shane bezweckt, als er bekannt gab nicht Elvana sondern Chloé den Auftrag zu übergeben.

Auf geschäftlicher Basis beruhend konnte dieser Akt als richtig eingestuft werden. Elvanas Mangelleistung zog die Konsequenz einer Bestrafung mit sich. Demnach war

war diese Vorgehensweise ihres Chefs taktisch durchaus nachvollziehbar und gerecht. Aber wenn die Mitarbeiter sich nicht von ihrer Boshaftigkeit und von ihrer Schadenfreue blenden lassen würden, so wäre es beim genaueren Hinsehen sofort aufgefallen, dass es nicht annähernd fair war wie ihr charismatischer Chef vorgegangen war.

Dem standen Tatsachen entgegen. Und Tatsachen waren unveränderlich.

Tatsache war nämlich, dass Elvana bereits jahrelang für dieses Unternehmen arbeitete und in bisherigen Karrierelaufbahn keinen Arbeitstag versäumt hatte. Tatsache war, dass sie all ihre Aufträge immer mit Bravour und einer gewissen Präzision gemeistert und sich zudem bis zum heutigen Tage keinen Fehler erlaubt hatte. Tatsache war auch, dass Sie gedemütigt worden war und das vor niemand geringerem als vor ihrer Arbeitskollegin, die nicht ansatzweise kompetent war wie sie. Doch die größte und zugleich schrecklichste Tatsache und Ungerechtigkeit, die ihr hierbei angetan worden war, war die, dass sie diejenige war die wegen meiner Zügellosigkeit, meinem vorlauten Mundwerk, meinem provokativen Satz bestraft wurde. Meinetwegen.
Ich wünschte ich hätte es gewusst. Ich wünschte ich hätte mich zurückgehalten. Denn Elvanas bestürzter Blick, ihre labile Körperhaltung und ihr apathischer Gesichtsausdruck bereitete ein dumpfer intensiver Schmerz in meiner Brust aus, der mein Herz in Teile zerfetzte.

Es ist deine Schuld, Aurora. Deinetwegen leidet ein unschuldiger Mensch, die deinen Taten zum Opfer verfiel. Und das obwohl es einzig und allein eine Sache zwischen dir und Shane ist. Ich hatte mich in seiner Falle verfangen. Nur ein Wort, eine Wiederrede und ich würde nun endgültig meinen Posten in Gefahr bringen, dessen war ich mir absolut sicher. Also musste ich meinen Kummer, meinen Ärger und all diese aufwühlenden Emotionen, die nach außen hin zu explodieren drohten, gewaltsam unterdrücken, während ich mir das Bild - diese trübseligen Augen, die mehr an Glanz und Kraft verloren, für immer ins Gedächtnis speicherte.

»Beeil dich. Dein Zeitfenster schrumpft. Du hast nur noch zwei Minuten«, ertönte es jäh in meinem Ohr und ich schreckte auf. Scheiße. Mit der einen Hand schloss ich schnell den Stick an den Rechner an, zeitgleich ich mit der anderen fast genauso eilig mein Bluetooth Headset zurechtrückte und in einem gedämpften Ton antwortete:

»Zut! Kannst du den Hauptrechner nicht etwas weiter in Schach halten?«

»Tut mir leid. Je länger ich mich in die Überwachungskameras hacke desto riskanter wird es. Die Liveüberwachungen sind zwar durch die Videoaufnahmen ersetzt, aber länger kann ich es nicht hinauszögern. Diese Kerle haben eines der besten Sicherheitssysteme, die ich je gesehen habe. Übrigens hast du gesagt, dass die Wachleute nur eine kleine Kaffeepause eingelegt haben, die sich deinen Angaben zufolge langsam dem Ende zuneigen müsste. Geh da raus. Auf der Stelle!«

Die Besorgnis hinter seinen Worten und das schnelle Französisch, das mit einem äußerst starken Akzent unterstrichen wurde, brachten mich für einen kurzen Moment aus dem Konzept, sodass meine Bewegungen an Geschwindigkeit verloren. Ich war schließlich kein Multitasking Talent und Druck erdrosselte erst recht mein Schneckentempo. Doch ich ließ meiner Verärgerung nicht genug Freiraum zum Atmen, denn was hatte er nochmal gesagt? Diese Kerle haben eines der besten Sicherheitssysteme.

Wenn selbst er das freilich zugab, dann musste das was bedeuten. Gleichzeitig bedeutete das aber auch, dass ich mich nun wirklich sputen musste.

»Ja, ja ich habe es ja verstanden. Hetz mich nicht!«, zischte ich mit belegter Stimme, tippte dabei hektisch nochmal das Passwort ein und übertrug die benötigten Daten auf den Stickordner.

»Aurora...«, ertönte die Stimme wieder mahnend und in der Sekunde zückte ich hastig den kleinen rechteckigen Datenspeicher heraus.

»Ich hab's.«

»Geh raus. Sofort. Vite, vite

Ein zweites Mal ließ ich mir das nicht sagen. Mit raschen, aber vorsichtigen Schritten lief ich den dunklen Raum entlang, dabei bedacht mit meinen Stilettos bloß keine Laute zu erzeugen. Allmählich fragte ich mich, was der Sinn solch eines Schuhwerks überhaupt sein mochte. Sie waren nicht bequem, nach einer Zeit taten die Füße unheimlich weh und was am problematischsten war, war das sie durch das nervige Geklapper einen Menschen, der etwas Verbotenes gar illegales tat auf der Stelle entlarvten. Glücklicherweise schaffte ich es die große Metalltür geräuschlos zu erreichen ohne das ich mich an einer der vielen am Boden liegenden Kabeln verhedderte, was praktisch an ein Wunder grenzte.
Ein letztes Mal drehte ich mich nach hinten um, ließ meine Blick scharfsinnig zwischen all dem Hightec gleiten, darauf achtend ja auch alles an seine rechtmäßige Platz zurückgelegt zu haben und trat hinaus. Wenige Sekunden später ragte nur noch die Türanschrift Betreten verboten! vor meinen Augen hervor. Erleichtert atmete ich auf als ich um die Ecke bog. Ich steckte mir den winzigen Stick in die Hosentasche und lief den Korridor entlang Richtung Aufzug.
Genau zur richtigen Zeit wie sich kurz darauf herausstellte, denn plötzlich ertönten wie aus dem nichts gedämpfte Stimmen am anderen Ende des Ganges, die, je weitere Schritte wiederhallten ebenfalls an Lautstärke dazugewannen.
Ein kurzer Blick zur Seite genügte und ich bekam mit, dass es sich um die Wachleute handelte über die wir gerade eben noch spekuliert hatten. Panisch wog ich prompt alle Möglichkeiten ab, die mir zu meiner Flucht verhelfen könnten. Aber dann kam ich schnell zu der Einsicht, dass sie mich nicht mehr entdecken konnten. Nachdem ich den anfänglichen Schock überwand und mir zudem sicher sein konnte, dass die Luft rein war, setzte ich meinen Weg fort. Als ich mich mit letzter Kraft in den Aufzug begab und mit zitternden Händen auf den Knopf mit der großen fünf drückte, lehnte ich mich nach hinten zurück.

Das war nochmal knapp gewesen...

»Aurora... Aurora bist du noch da?«,

Oh. Den hatte ich ja ganz vergessen.

»Eh jaja ich bin hier. Die Kamera hat mich nicht abbekommen, oder?«, fragte ich in Alarmbereitschaft.

»Nein. Es ist alles im Reinen. Sie werden dieser Manipulation nicht so schnell auf die Schliche kommen.«

»Ich bezweifle überhaupt, dass sie etwas bemerken werden«, sagte ich und musste grinsen.
»Schließlich habe ich nichts verändert und auch nichts gestohlen, ich habe mir lediglich nur etwas geborgt«Ich könnte schwören, dass er sich am anderen Ende der Leitung ein Lachen verkniff.

»Brauchst du noch etwas oder wirst du mit dem Rest alleine zurechtkommen?«

»Ich habe alles Nötige parat, den Rest packe ich auch selber, Jaques«, und fügte kurz daraufhin hinzu:

»Außerdem war ich nicht umsonst monatelang in diesem öden Kurs, um mir die Basics anzueignen.«

»Hey, so schlimm war es doch gar nicht. Du hattest schließlich den besten Sitznachbarn, den man sich nur wünschen kann.«

Die Aufzugstür ging auf.

»Da hast du recht«, lächelte ich vor mich hin und setzte meinen Weg auf meinen Schreibtisch fort.

»Ich vermisse meine Sitznachbarin, Aurora. Wann kommst du nach Hause?«, fragte er und verbarg seine Trauer nicht. Ich blies die Wangen auf.

»Ja, ich weiß schon, ich weiß schon. Ich soll dich nicht fragen weshalb du weggegangen bist, noch was du in Amerika zu suchen hast. Ich halte mich an mein Versprechen, aber kannst du mir bitte wenigstens verraten wann du vorhast zurückkommen?«

»Bald« So unbefriedigend dies für Jaques auch sein mochte, war das die einzige Anmerkung die ich dazu abgeben konnte ohne ihm noch eine weitere Lüge auftischen und meinem schlechten Gewissen einen weiteren Hieb verpassen zu müssen.

»Na gut, aber dann...«

»Aurora«, ertönte eine Stimme hinter mir und ich zuckte sofort zusammen.

»Eh ja Mr. Grees. Ich würde gerne meinen Termin auf den Donnerstag verlegen«, sprach ich einfach in den Hörer hinein, drehte mich um und gab Elvana mit einem Zeichen zu verdeutlichen zu warten, damit ich dieses angeblich 'wichtige' Telefongespräch zu Ende führen konnte.

»Quoi? Was faselst du da für einen Mist?«, erklang seine irritierte Stimme.

»Vielen Dank, Mr. Grees. Ich wünsche Ihnen auch einen schönen Tag. Auf wiederhörn«, dann betätigte ich den Knopf am Headseat um den Anruf abzubrechen.

Ich würde mich später entschuldigen.

Lächelnd widmete ich mich nun Elvana, die mich von der Seite aus beäugt hatte.

»Wo warst du?«, fiel sie direkt mit der Tür ins Haus.

»Unten in der Kantine. Ich dachte wir wollten etwas essen gehen. Ich habe dort auf dich gewartet und Ausschau nach dir gehalten, aber als ich dich nicht erblicken konnte kam ich wieder hoch.« Lüge.

Ihre Gesichtszüge erschlafften bei meinen Worten und das Lächeln, welches zuvor ihr kindliches Gesicht herzlich umzingelt hatte, erstarb urplötzlich.

»Ich war nicht in der Kantine. Ich bin noch nicht bereit mich den verspottenden Blicken meiner Arbeitskollegen hinzugeben. Außerdem sprechen sie permanent über das Meeting morgen und Chloé gibt die ganze Zeit damit an, dass ihre Präsentation der Hammer sein und Mr. Caprino Sie regelrecht anhimmeln wird.«

»Wenn du dich versteckst werden sie doch erst recht denken, dass dich die Sache fertig macht«, redete ich auf sie ein, denn ihr Tonfall gefiel mir überhaupt nicht. Es war so trüb, so pessimistisch... das kannte ich von der einer gut gelaunten Elvana Harvis nicht.

»So ist es doch auch, Aurora. Nicht, dass ich nur den einen Job vermasselt habe, nun wurde mir ebenfalls das zweite aus den Händen entrissen.«
Ein erneuter Schwall an Tränen stieg in ihren Augen auf und ich erwiderte sanfter:

»Lass deine Frustration nicht die Oberhand gewinnen. Jeder dieser Vollidioten weiß ganz genau, dass du sehr gut bist.«

»Irgendwie scheint davon aber im Moment nichts zu stimmen. Sieh mich doch an! Ich versage immer wieder aufs Neue.«

Ich stützte mich an ihrem Schreibtisch ab und bückte mich zu ihr rüber.

»Man weiß nie, wie es im Leben kommt«, sagte ich und zwinkerte ihr zu.

»Auch das Glück wechselt gerne mal die Seiten.«

»Wohl eher kaum. Ich bin gesegnet vom Pech.«

Ich musste mir ein Schmunzeln verkneifen. Geduld liebe Elvana...nur die Geduld.

»Naja ist jetzt auch irrelevant. Ich will jetzt nicht erneut über dieses Thema sprechen, dafür habe ich bereits genug Tränen vergossen. Gehen wir nach draußen was trinken. Das habe ich jetzt echt nötig.«

Ich nickte ihr zu, schnappte mir meinen Trenchcoat mitsamt Handtasche vom Sessel und hackte ich mich dann bei Elvana ein, als wir den Aufzug betraten.

»Übrigens, wer war das am Telefon?«

»Ach nur mein Zahnarzt, der leider durchgängig ausgebucht ist und bei dem ich einen Ersatztermin ergattern musste.«

»Und? Warst du erfolgreich?«, fragte sie mich.

Ich nickte. Oh ja. Und wie erfolgreich ich gewesen bin, Ela.

»Warum muss ich unbedingt dabei sein? Er hat mir doch eigenständig den Auftrag entzogen. Ist das nicht Folter genug?«, fragte Elvana recht verärgert am nächsten Morgen und knetete nervös ihre Finger, während wir nebeneinander herliefen.

»Du bist seine Sekretärin, Ela. Falls sich etwas ergibt, oder falls er etwas benötigt musst du dafür geradestehen.«

»Ich weiß ja...«, sagte sie und ihre Anspannung war mit beiden Händen zu greifen.

»Aber die ganze Woche an sich war bereits anstrengend genug. Ich konnte ihm nicht eine Sekunde von der Seite weichen, ehe er etwas anderes vom mir abverlangte. Ich musste mich dem stumm hingeben und das obwohl ich ihm nach all den Ereignissen gerne eine Zeit lang aus dem Weg gegangen wäre.«

»Denk einfach nicht daran. Wir haben es bald hinter uns«, schloss ich beim Laufen an.

»Ja nur hoffe ich das diese verfluchten Kopfschmerzen bald nachlassen.« Das Gesicht schmerzhaft verziehend, massierte sich die Schläfen im gleichmäßigen Takt.

»Wer war denn diejenige, die auf meinen Ratschlag, nach dem zweitem Brandy aufzuhören, nicht eingehen wollte und weiter getrunken hat?«, fragte ich sie und zog dabei eine Augenbraue in die Höhe. Ihre Zeigefinger schellte in die Luft, aber sie ließ den Kopf nicht hängen und verteidigte sich folgend:

»Ich hatte mehr als nur einen guten Grund um mich vollzufüllen.«

Ich kommentierte ihre Aussage nicht. Kurz darauf betraten wir den akkuraten und stilvollen Konferenzraum. Es war noch keiner da und bei den Erinnerungen an die letzten Ereignisse, die hier stattgefunden hatten, drehte sich mit krampfhaft der Magen um. Nach einem seitlichen Blick zu Elvana wurde mir bewusst, dass sie denselben Gedanken hatte wie ich, denn auch sie wurde plötzlich aschfahl im ganzen Gesicht. Es führte kein Weg daran vorbei, dass sie zu diesem Zeitpunkt ihre Professionalität unter Beweis stellen musste. Ihr Anblick ließ hingegen erahnen, dass dieser Vorsatz zu bröckeln begann; ein weiterer Grund für mich die Zähne zusammenzubeißen und die Show zu genießen, die hier gleich abspielen würde. Auf einmal ertönen hinter uns Stimmen, woraufhin Elvana und ich fast schon synchron unsere Blicke hoben. Ein aufgeregtes Kribbeln verlief über meine gesamte Handinnenfläche meine Arme hinauf. Sie waren gekommen und gleich konnte es beginnen... Wenige Meter von uns entfernt kamen nämlich vier Gestalten auf uns zu. Shane befand sich unter ihnen, der wie immer durch seinen selbstsicheren Gang, als auch aufgrund seines attraktiven Aussehens aus der Masse hervorstach. Die unglaubliche Größe, der gut gebaute Körper und der gerade, aber dennoch lässige Stand unterzeichnete diese praktisch zusätzlich. Nach dem ich mich endlich dazu aufraffen konnte meinen Blick von ihm zu wenden, stachen die beiden Männer, dicht gefolgt neben ihm mit denen er sich unterhielt, in mein Blickfeld. Das mussten unsere beiden asiatischen Kunden sein, schoss es mir durch den Kopf, als sie zu uns nähertraten. Der Größere von den beiden, hatte seinen spindeldürren Körper in einem grauen Anzug gesteckt. Seine ganze Gestalt wirkte derart jung, dass ich kurze Zeit daran zweifelte, wirklich den Vorgesetzten eines milliardenschweren Unternehmens vor mir zu haben. Viel eher hatte ich das Gefühl, dass er sich den Geschäftsanzug eines älteren Verwandten ausgeborgt hatte.
Der andere Asiate hingegen wirkte älter. In seinem faltigen strengen Gesicht zeichnete sich die Lebenserfahrung ab und auch er war recht dünn.

Zu guter Letzt oder auch nicht, galt meine Aufmerksamkeit niemand geringerem als Chloé mit der blonden ordentlich frisierten Mähne, dem zu weiten Ausschnitt und den magentaroten Lippen. Sie hatte sich neben das Trio positioniert, als stünde ihr ein Mitspracherecht zu. Eingebildet setzte sie einen Fuß nach dem anderen nach vorne und als sie plötzlich Elvana zu sehen bekam, glaubte ich ein Strahlen in ihren Augen gesehen zu haben. Shane nahm wie immer galant auf seinem weit ausgestreckten Sessel ganz vorne Platz. Die beiden Asiaten, die in einem schnellen und ebenso fehlerfreien Englisch miteinander kommunizierten, setzten sich seitlich zu Shane hin. Die Einzige, die stehenblieb war Chloé. Sie begab sich nämlich vorwärts zu einem kleinen aufgebauten Tisch, der mir zuvor in der Sorge um Elvana kaum aufgefallen war. Auf diesem standen bereits ein Laptop, welches mit unterschiedlichen Kabeln verbunden worden war. Chloé spielte noch einige Male an den Kabeln rum, um sich auch zu vergewissern, dass alles beisammen lag und beendete diesen Fortgang nachdem sie sich keiner lauernden Gefahr oder einem Hindernis aufgegeben sah. Gerade stellte sie sich hin, steckte selbstsicher die Brust raus und wandte sich nun voller Hingabe den Kunden zu. Shane, der den Smalltalk mit den Männern beendete, schweifte mit den Augen zu ihr,

Elvana und ich standen in der Ecke. Shane hatte es nicht für nötig empfunden uns den Geschäftsleuten vorzustellen. Damit gab er uns unmissverständlich zu verstehen, dass wir unsichtbar waren und es für die gesamte Verhandlung über auch bleiben sollten. Mein Notizblock lag parat in meiner Hand und auch Elvana konzentrierte sich nun auf ihren Job. Dann erfüllte Chloé schrille Stimme den Raum.
»Willkommen meine Herren. Zur kurzen Einführung möchte ich mich Ihnen gerne vorstellen. Mein Name ist Chloé Avens. Ich bin seit über einem Jahr bei Mr. Caprino in den Finanzen tätig. Mr. Caprino erwies mir die Ehre diesen Auftrag für Sie zu komplementieren und Ihnen unsere Ideen heute zu veranschaulichen«, sprach sie und tippte auf ihrem Laptop, woraufhin plötzlich ein Diagramm an der Wand erschien.

»Nun leite ich zum wesentlichen hin. Der asiatische Weltmarkt macht einen Umsatz von insgesamt 30 % aus und ist somit ganz an der Spitze der internationalen Branche - so zumindest der bisherige Stand wie sie anhand der Abbildung mitverfolgen können. Neuen Berichten zufolge wurde festgelegt, dass die Europäer, falls Sie in Amerika ebenfalls Fuß fassen sollte Ihre Produkte viel günstiger auf den Markt bringen. Ihnen so wie uns ist sicherlich bekannt, dass dies erhebliche Gefahren für Ihr Unternehmen zur Folge haben würde. Von meinen Berechnungen ausgehend werden Sie mindestens einen 4 prozentigen Verlust in Verkauf und Export einkalkulieren müssen.« Sie warf Shane ein zuckersüßes Lächeln zu was an seiner Miene jedoch nichts änderte. Gut so...

»Im Endeffekt kommt es nämlich immer auf das Timing an. Repräsentieren wir Ihre neuen Produkte weltweit als Erster so werden wir Interessenten finden, die mit uns kooperieren möchten. Dieser Einfluss der Cozusammenarbeit wird Ihnen einen Umsatz von maximal 10 % einbringen und demzufolge der europäischen Konkurrenz erhebliche Steine in den Weg legen. Doch um die Garantie dieser Zusammenfügung zu sichern, benötigen wir etwas handfestes.... etwas überzeugendes...«, sprach sie gefesselt und gestikulierte mir ihren Armen herum.

»Ich habe mir sehr lange Gedanken über die Frage gemacht: Wie kann man Menschen inspirieren? Wie kann man ihre Aufmerksamkeit erlangen? Denn das ist unser Job. In unserer Branche geht es nur um Alles oder Nichts«, sagte sie und schnippte dabei darstellerisch mit ihren Fingern.

Ich verdrehte die Augen. Oh bitte...

Die beiden Asiaten schienen jedoch von ihrem Geschwafel ernsthaft überzeugt zu sein, denn selbstzufrieden hörten sie ihr zu. Shanes Haltung lockerte sich ein wenig, als er sich an seinem Sessel zurücklehnte und aufmerksam nach vorne schaute.

Ein Schmunzeln bildete sich auf meinen Lippen. Da wäre ich aber lieber nicht zu voreilig.

»Ich möchte Sie jedoch nicht weiterhin aufhalten. Bitte schauen sie sich selber an, was ich auf Anlage dieser Basis zusammengebracht habe«, verkündete Chloé und ihre perfekten und zugleich weißen Zähne traten hervor. Schnell tippte sie auf die Tastaturen und die Wand erhellte sich von erneutem.

Dieses Mal war es... ein Video.

»Dies... ist die Werbekampagne, meine Herren. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen...«, und mit diesem Satz klickte sie auf die Videodatei.... und auf das Playzeichen.

Zunächst blieb der Bildschirm schwarz, bis das Video abspielen begann.

Es war totenstill. Niemand sagte etwas, niemand blickte sich an. Jeder in diesem Raum konzentrierte sich einzig und allein auf die Visualisierung vor Ihnen.

Doch bereits nach wenige Sekunden hörte ich etwas, was wie Musik in meinen Ohren klang.

»Was... was fällt Ihnen ein! Wie können Sie es wagen...«, durchbrach die wutlodernde Stimme des strengen Asiaten die Luft, welcher seine Hand zur Faust geballt an den Tisch schlug.

Tja, Mr. Caprino. Ich glaube das bedeutet soviel wie der Deal ist geplatzt.

Den Duft des Triumphes in mich einziehend, schloss ich einen kurzen Augenblick lang meine Augen.
Das nannte ich Gerechtigkeit.

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