Kapitel 6: Aufbruch

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Die ganze Nacht über hatte ich kaum ein Auge zu tun können und obwohl es noch viel zu früh war, kletterte ich aus meinem Bett, als der Morgen dämmerte.

Ich war eh hellwach, also warum dumm herumliegen und versuchen, zu schlafen, obwohl es schon die ganze Nacht lang nicht geklappt hatte?

Heute war es endlich so weit! Der September begann heute und das hieß, dass ich endlich Hogwarts besuchen würde!

Vorsichtig, um Lea nicht zu wecken, schlich ich zu meiner Kommode, um mir etwas anzuziehen und meinen Zauberstab daraus hervorzuholen. Staunend fuhr ich mit den Fingerspitzen über das glatte Holz, das von einem blassen Grauton überzogen wurde.

Ich legte ihn behutsam auf meinem Bett ab und zog mir eher praktische Kleidung über: eine schlammgrüne Dreiviertelhose, die sich unten durch Bündchen an mein Bein schmiegte, ein weißes T-Shirt und dazu meine Jeans-Jacke. Wie immer flocht ich mir noch schnell einen lockeren Zopf, der über meine rechte Schulter fiel.

Ich griff nach meinem Zauberstab und packte ihn in den kleinen Rucksack, in denen sich die Sachen befanden, die ich für die Reise bereit haben wollte.

Der Rest meines Gepäcks war in einem alten wuchtigen Koffer von Jenny verstaut, der schon im unteren Stockwerk des Waisenhauses stand. Unter Anstrengung hatten Jenny und Dylan diesen die Treppe heruntergeschleppt, was mich zunehmend daran zweifeln ließ, wie ich es hinbekommen sollte, ihn alleine zu transportieren.

Ich griff nach dem Träger meines Rucksacks und warf mir diesen über die Schulter, bevor ich auf leisen Sohlen aus dem Zimmer schlich.

In den Flur drang nur wenig Licht durch die vereinzelten kleinen Fenster und ich passte auf, dass ich nicht auf eine der knarzenden Dielen trat. Dieses Haus benötigte ernsthaft mal eine Sanierung.

Ich wunderte mich, wann der Boden zum ersten Mal unter den Füßen eines etwas schwereren Kindes nachgeben würde.

Wenn ich das Dylan gesagt hätte, würde er wahrscheinlich von Tür zu Tür laufen und mit allem und jeden, die ihn nicht für komplett durchgeknallt hielten, Wetten abschließen. Und neben ihm Lea, die dabei herummeckerte, dass man um so etwas nicht wetten dürfte.

Ich unterdrückte ein Kichern. Ich würde die beiden vermissen, aber ich hoffte, auf Hogwarts ähnliche Freunde zu finden.

Einerseits hatte ich Angst, mich dort mit keinem zu verstehen, andererseits konnte ich es kaum erwarten, mich in diese neue Welt zu stürzen! Zur Not konnte ich ja versuchen, mich ein bisschen mit Professor McGonagall oder mit Professor Snape zu unterhalten, der fest davon überzeugt war, dass ich nach Slytherin kommen würde.

Sonst hatte ich gelesen, dass in dem Schloss, das zu einer Schule umfunktioniert worden war, nur so von lebendigen Bildern und umherirrenden Geistern wimmelte.

Irgendwen würde ich schon finden, mit dem ich die Zeit totschlagen könnte. Wer weiß, vielleicht würde ich auch einfach so viel mit Lernen verbringen, dass ich es gar nicht nötig hatte, Freundschaften aufzubauen.

Ich schüttelte den Kopf. Dumme Gedanken. Zur Not hatte ich ein Buch und wenn das nicht funktionierte-

"Pass auf, wo du hingehst, wenn du mit deinem Kopf gerade nicht anwesend bist", unterbrach eine belustigte Stimme meine wirren Gedankengänge.

Ich schreckte auf. Neben mir lief Jenny her, die mich angrinste und mich gerade daran hinderte, die Treppe herunterzustolpern.

"Mach dir keine Sorgen, Sam, du wirst bestimmt keine Probleme auf Hogwarts haben. Möchtest du schon etwas essen?"

Die Heimleiterin lächelte leicht, mit schiefgelegtem Kopf. Eine äußerst seltene Geste bei ihrem strengen Charakter. In diesem Fall ähnelte sie Snape dann doch ein wenig.

Sie begleitete mich in das Esszimmer, in denen alle normalerweise gemeinsam frühstückten, doch heute machte sie wohl eine Ausnahme.

Die Brünette stellte mir eine Schale Haferflocken hin, in die sie ein paar Stücke Obst geschnitten hatte und ich zwang das Essen in mich hinein. Trotz meinem Hunger hatte ich überhaupt keinen Appetit und rutschte nervös auf dem Stuhl hin und her, während ich in meinem Essen herumstocherte.

"Wann fahren wir los?", wollte ich wissen und blickte zu Jenny, die mit einem Apfel in der Hand am Tisch lehnte. "Halb neun, kurz vor dem Frühstück der anderen. Wir fahren mit dem Zug nach Kings Cross und da bringe ich dich zu dem Hogwarts-Express, Bahnsteig neundreiviertel." Sie biss geräuschvoll von dem Stück Obst ab.

"Bahnsteig neundreiviertel?" Ich schob mir einen Löffel Haferschleim in den Mund.

"Versteckter Bahnsteig, der ausschließlich für den Hogwarts-express errichtet worden ist. Du gelangst dorthin, indem du durch eine Wand rennst."

Durch eine Wand? Entgeistert starrte ich die Frau an. "Wie darf ich mir das denn vorstellen?"

Über Jennys Gesicht huschte ein Lächeln. Ich erkannte, dass es nicht ganz echt war, aber sie schien doch belustigt zu sein.

"Du gelangst in eine magische Welt, Sam, deren Bewohner alles dafür tun, sie vor Muggeln geheim zu halten. Die Frage ist, ob auch deine beiden Freunde es schaffen, sich nicht zu blamieren, indem sie gegen Wände laufen. Wir werden ja sehen."

Knapp zwei Stunden später saß ich gegenüber von Jenny in dem Zug, zu meiner linken Dylan, der aufgeregter als ich selbst zu sein schien, zu meiner rechten Lea, die bei jedem Pieps, der ihr nicht passte, anfing, herumzumeckern. Sie vor neun aus dem Bett zu schmeißen, war nie eine gute Idee. Vor allem an einem Wochenende. Ein Tag vor Schulstart.

Nachdenklich spielte ich an dem Griff meines Koffers und ignorierte den verwirrten Blick, den uns ein altes Ehepaar zuwarf.

"Also Sam, jetzt, wo du auf eine Hexenschule gehst", begann Dylan grinsend, "wirst du Matthew mal verzaubern können? Stell dir mal sein Gesicht vor, wenn du auf einem Hexenbesen angeritten kommst und ihn verfluchst! Oder einen Dämon beschwörst, der ihm Unglück bereitet! Kannst du sowas?"

Ich musste kichern und selbst Lea ließ ein belustigtes Schnauben von sich hören. Ihre Laune schien sich allmählich zu bessern.

"Keine Zauberei in nichtmagischen Gebieten. Das dürfte Severus dir doch gesagt haben?", rügte uns Jenny streng, deren Mundwinkel sich jedoch leicht angehoben hatten.

Ich lächelte schief. "Sag mal Jenny, woher kennst du diesen Typen? Ihr scheint miteinander vertraut zu sein."

Dylan lehnte sich interessiert vor und hob eine Augenbraue.

Ein Ausdruck, den ich nicht deuten konnte, legte sich für einen kurzen Moment auf ihr Gesicht und Jenny lehnte sich angespannt zurück. "Ich kenne ihn aus meiner Kindheit. Wir waren Nachbarn und haben oft miteinander gespielt. Daher...weiß ich auch ein bisschen über jene Welt", erklärte sie kurz angebunden, "wir müssen jetzt aussteigen."

Mit diesen Worten stand sie auf und lief zügig aus dem Waggon. Wir folgten ihr schnell und zogen mit vereinten Kräften mühsam mein schweres Gepäck hinter uns her.

Kaum waren wir draußen, schloss sich auch schon die Tür hinter uns und der Zug fuhr wieder ab.

Bahnhof Kings Cross.

Jenny organisierte uns einen Kofferwagen und führte uns ein paar Bahnsteige weiter.

Ich zeigte auf ein Schild, das die Gleise anzeigte. "Da vorne ist Gleis neun. Dann muss neundreiviertel in der Nähe sein, oder?"

Jenny warf mir einen anerkennenden Blick zu. "Nicht schlecht. Ich habe das damals nicht so schnell kapiert. Los, kommt!"

Sie scheuchte uns direkt zu der Säule, an der auf der einen Seite das Schild für Gleis neun, auf der anderen Seite das für zehn stand.

"Hier durch?"

Jenny nickte und schob den Kofferwagen zur Seite. "Einfach durchrennen. Ladies first."

Ich runzelte die Stirn und sah fragend zu Lea. Vielleicht wollte sie ja vor mir-

"Die Jüngste zuerst", machte sie meine Hoffnungen zunichte und musterte desinteressiert ihre grasgrün lackierten Nägel.

Ich schnaubte. Warum musste sie auch zwei Jahre älter als ich sein?

"Los, Hexchen. Zur Not kannst du deine Nase ja wieder gesund zaubern." Aufmunternd schubste Dylan mich nach vorne und dank seiner sorglosen Art war ich plötzlich viel zuversichtlicher.

Ich war eine Hexe und würde bald auf eine magische Schule gehen, dann würde ich es auch schaffen, durch eine verzauberte Wand zu laufen.

Meine Beine fühlten sich immer noch wie Wackelpudding an, bei der Vorstellung, gegen diese Wand zu krachen und es fühlte sich total behämmert an, doch ich fasste ein Herz und lief geradewegs auf die Backsteinmauer zu.

Ängstlich kniff ich die Augen zusammen und verlangsamte mein Tempo ein wenig, bevor ich mich schwungvoll gegen die Wand warf.

Ich prallte nicht auf. Ich berührte nicht einmal etwas. Stattdessen verlor ich komplett mein Gleichgewicht und fand mich sogleich auf gepflasterten Boden wieder.

Ein Mann, bei dem es sich wohl um einen Wächter oder ähnliches handeln musste, half mir auf und schob mich schnell zur Seite, während Dylan aus einem Eisentor stolperte, an dessen Stelle sich eigentlich die Wand hätte befinden müssen.

Faszinierend, die Magie.

Direkt nach ihm löste sich Leas Gestalt aus dem Tor, die genauso wie ich strauchelte, jedoch rechtzeitig von Dylan aufgefangen wurde.

Kopfschüttelnd zog ich die beiden zu mir. "Wenn mich mal jemand aufgefangen hätte!"

Gespielt beleidigt rieb ich mir den Ellenbogen und Dylan tätschelte mir den Kopf. "Alles gut, meine Butterblume, wenn du aus deiner Schule zurückkommst, fange ich dich auf, als wärst du gerade aus dem Himmel gefallen!"

Dann fügte er an Lea gewandt hinzu: "Du hilfst mir doch, oder? Ich weiß nicht, ob ich ihr Gewicht tragen kann!"

Die Blondine brach in glockenhelles Gelächter aus und stützte sich auf meiner Schulter ab. "Wenn die schwer ist, dann sind wir beide Walrösser! Das Mädchen wiegt so viel wie eine Feder, obwohl sie mich fast überragt! Weißt du noch, als sie süß, klein und pummelig war? Jetzt hat sie einen Schuss gemacht und sieht aus, als wäre sie einem Modemagazin entsprungen!"

Gespielt beleidigt plusterte sie die Wangen auf und funkelte mich an. "Wehe, du wirst noch hübscher! Ich verspreche dir, wenn du wieder da bist, siehst du neben mir aus wie ein Nilpferd!"

"Okay Lea, dann streiche ich den Nachtisch schon mal für dich. Gut für Dylan und mich, dann gibt's ne extra Portion Schokopudding."

Jenny stieß, den Kofferwagen im Schlepptau, zu uns und zwinkerte meiner besten Freundin zu.

"Was? Nein? Nicht meine Schokolade! Das kannst du mir nicht antun!", rief diese ihr zu und rannte unserer Heimleiterin hinterher, die mein Gepäck einfach weiterschob.

Lachend folgten Dylan und ich den beiden auf das Gleis.

Staunend betrachtete ich den unterirdischen Bahnsteig, der mit hunderten Menschen vollgestopft war, und die knallrote Dampflock, welche direkt daneben startbereit wartete. Das musste der Hogwarts-Express sein.

"Klappe zu, es zieht", bemerkte Dylan amüsiert und drückte meinen Unterkiefer, der sich wohl leicht geöffnet hatte, hoch. An dem Funkeln in seinen Augen erkannte ich jedoch, dass er genauso beeindruckt wie ich sein musste.

Jenny blieb direkt vor dem Hogwarts-Express stehen und veranlasste Dylan dazu, mit ihr den Koffer in den Zug zu hieven.

"Das wird vom Personal verstaut und in deinen Schlafsaal gebracht", erklärte sie mir, als sie wieder aus dem Zug herauskamen.

Ich nickte und stellte mich neben Lea, die etwas entfernt von der Lok stand. "Ich werde dich vermissen!", sagte diese und drückte mich einmal fest. "Schreib uns einen Brief ja? Wie ging das bei euch noch mal?"

"Über Eulen", antwortete ich sofort und grinste. "Dann müsst ihr mir aber auch schreiben. Über eine Eule."

"Das werden wir tun", versicherte mir Jenny, "und wehe, du schreibst uns morgen nicht, in welchem Haus du bist! Welche gab es nochmal?"

"Gryffindor, Ravenclaw, Slytherin und Hufflepuff", erklärte ich, stolz auf mein Wissen.

"Ich würde glaube ich am liebsten nach Gryffindor kommen, das Haus hat den besten Ruf. Wusstet ihr, dass Professor Dumbledore dort war? Oder Harry Potters Eltern! Ich wette, er wird auch nach Gryffindor sortiert!"

Ich überlegte kurz. "Aber ich glaube, Slytherin wäre auch ganz in Ordnung. Professor Snape ist da Hauslehrer. Er meinte auch, ich solle mich von Harry Potter fernhalten. Allerdings ist Slytherin mit Gryffindor verfeindet..."

In diesem Moment ertönte ein schriller Pfiff, der über den Bahnsteig hallte.

"Der Zug fährt gleich!", rief Jenny erschrocken und drängte mich zu der roten Lokomotive, "Schnell, hinein mit dir!"

Ich trat schnell durch die nächste Tür und umarmte eilig alle nochmal. "Viel Spaß in Hogwarts, mach dir eine schöne Zeit!", wünschte Lea mir, während sie mich an sich drückte. "Und vergiss nicht, ein paar Streiche für mich zu spielen, Sammy! Spaß muss sein!" Dylan zwinkerte mir zu.

"Sam", Jenny lenkte meinen Blick auf sich. Sie nahm meine Hand in beide ihrer Hände und legte etwas kaltes hinein.

"Nimm das hier. Es gehörte deiner Mutter. Und befolge den Rat von Snape, versprich mir das."

Sie sah mich eindringlich an.

Ich wollte gerade etwas erwidern, da begann die Tür sich schon zu schließen und ich musste einen Schritt zurückweichen.

Das Letzte was ich mit weit aufgerissenen Augen sah, war meine Heimleiterin, die mir mit einem traurigen Lächeln nachsah.

Dann fuhr der Hogwarts-Express davon. Ich sank an der Wand herunter auf den Boden. Mit meiner Hand umklammerte ich fest den Gegenstand, das Einzige, was ich von meiner Mutter hatte.

Es war eine feingliedrige, silberfarbene Kette, an der ein Anhänger in Form einer sich windenden Schlange befestigt war. Das Wappentier Slytherins.

***

Hi, hier bin ich wieder! Wie ihr vielleicht gemerkt habt *hust* oder vielleicht auch nicht, habe ich letzte Woche einmal ausgesetzt. Das liegt einfach daran, dass ich nicht wirklich das Gefühl habe, dass welche dabei sind, die dieses Buch fieberhaft lesen, also warum so oft uploaden, wenn es eh nur einer Person gefällt?
Vielleicht werde ich die Kapitel in Zukunft in größeren Abständen hochladen, vielleicht bleibt's auch bei einer Woche...mal sehen.

Aber zu etwas anderem. Hat jmnd von euch Karneval gefeiert? Und fastet ihr jetzt auf etwas? Ich bin ja gar nicht mehr so gläubig, aber ich nutze die Fastenzeit als Chance, weniger (bzw. erst mal gar kein) Fleisch und Süßigkeiten zu essen.

Ok, das war ein langes AN, ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen,

-Absolina

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