Kapitel 71: Die eigene Mitte finden

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Die nächsten Tage verliefen langsam und frustrierend. Während ich versuchte, mich wieder mehr auf den Unterricht zu konzentrieren, stellte ich regelmäßig zusammen mit Zack und Marge Nachforschungen zu der zweiten Aufgabe an, doch obwohl wir inzwischen bestimmt die halbe Bibliothek durchkämmt hatten, war immer noch nichts zu finden.

An einigen Tagen kam ich noch langsamer voran, da sowohl Zack als auch Marge zu ihrem Quidditch-Training mussten und so verbrachte ich auch viel Zeit alleine mit meiner Recherche.

Von Jenny und Matthew hatte ich seit unserem Gespräch in Hogsmeade nicht mehr gehört, und manchmal fragte ich mich, ob ich mich vollkommen umsonst durch dieses unheimliche Viertel gequält hatte. Aber ich selbst hatte bis jetzt ja auch keine Fortschritte gemacht.
Inzwischen war die Bibliothek zu einer Art Zuhause für mich geworden, denn ich verließ sie ausschließlich, um den Unterricht zu besuchen oder schlafen zu gehen.
Essen holte ich mir meistens auf dem Weg zu den unten gelegenen Klassenräumen und wenn ich dort keinen Unterricht hatte, auch mal nichts.

Würde die Bibliothek nachts nicht schließen, würde ich wahrscheinlich auch einiges an Schlaf auslassen.

Ich kam gerade von Kräuterkunde und steuerte die Große Halle an als auf einmal hinter mir ein "hey!" ertönte.

Ich blieb wie erstarrt stehen, als ich die Stimme erkannte und drehte mich langsam zu ihrer Quelle um.
Panisch sah ich dabei zu, wie Duncan mit einem grimmigen Lächeln auf mich zulief und sah mich nach allen möglichen Fluchtmöglichkeiten um, doch zu spät: er stand bereits vor mir.

Zwischen uns breitete sich ein unangenehmes Schweigen aus, in dem ich nervös die Umgebung um uns herum musterte, während ich seinen unschlüssigen Blick auf mir spürte.

"Hey", sagte er schließlich noch einmal überflüssigerweise und ich zwang mich, ihn anzusehen.

"Hi?", erwiderte ich zögerlich.
Ich fühlte mich unglaublich nervös und absurd gleichzeitig.

"Wegen dem Weihnachtsball-"
Duncan unterbrach sich.
"Also- ich wollte fragen ... was da jetzt los ist. Ich meine, ich nehme dir nichts übel oder so, aber ich verstehe nicht, warum du ... warum du weggehelaufen bist und mir aus dem Weg gehst. Bist du- ich meine, habe ich etwas falsch gemacht?", druckste er herum und bei jedem Wort wollte ich mehr im Boden versinken.

Konnte ich nicht wegrennen und mich für immer in mein Zimmer einschließen? Ihm einfach einen Brief schreiben, damit ich nicht persönlich mit ihm reden musste? Oder vielleicht konnte ich einfach einen Vergessenszauber anwenden?

Als ich merkte, dass Duncan mich erwartungsvoll ansah, spürte ich wie sich meine Wangen erwärmten und suchte nach Worten.
"Ich-", setzte ich an, "Nein, es- es lag an mir."

Duncan runzelte die Stirn.
"Inwiefern?"

Oh Gott, ich konnte ihm doch nicht sagen, dass ich mich von Malfoy hatte verunsichern lassen!
Sollte ich vielleicht doch wegrennen?
Stattdessen bemühte ich mich um einen neutralen Gesichtsausdruck und erwiderte schlicht: "Ich wüsste nicht, was dich das angeht."

Duncan war mit dieser Antwort offensichtlich nicht zufrieden, denn er verschränkte trotzig die Arme.
"Oh, weißt du, ich denke es geht mich etwas an, weil ich wissen will, wie es jetzt mit uns weitergeht."

"Wie es mit uns ... weitergeht?"
Ich biss mir beinahe auf die Zunge.

"Ja. Ich meine ... ich habe dich nicht auf den Ball eingeladen, weil du die Erstbeste warst..."

"Tut mir Leid", unterbrach ich ihn, bevor er noch schlimmere Dinge sagen konnte.

"Was tut dir Leid?"

"Ich kann das nicht. Ich will nicht, dass irgendetwas mit uns weitergeht", sagte ich schnell und war im nächsten Moment froh,
dass ich es ausgesprochen hatte.

"Aber was habe ich falsch gemacht?"
Duncan wirkte mit dem Verlauf des Gesprächs immer unzufriedener, aber das war ja auch kein Wunder.
Irgendwie tat er mir ja auch Leid.

"Du hast gar nichts falsch gemacht. Ich habe nur für die falsche Person Gefühle entwickelt."

Die Worte hingen zwischen uns in der Luft wie eine unsichtbare Wand die sich langsam festigte.
Ich gab mein Bestes, das Bild von grauen Augen und einem blonden Haarschopf aus meinem Kopf zu verbannen, während Duncan's Miene versteinerte.

"Verstehe", presste er schließlich hervor und eilte mit gesenktem Kopf an mir vorbei.

Er ließ mich gleichermaßen erleichtert wie schuldbewusst zurück.

Ich hatte nicht viel Zeit, mich meinem Gefühlschaos zu widmen, denn nach wie vor verbrachte ich meine gesamte Freizeit damit, in der Bibliothek nach einem Zauber zu suchen, den ich Unterwasser anwenden konnte.
Beinahe glaubte ich, jemand hätte mit Absicht die entsprechenden Bücher aus der Bibliothek entwendet, um den Champions extra Steine in den Weg zu legen.

Gelegentlich sah ich Krum draußen im Schwarzen See schwimmen und so war ich mir sicher, dass er das Rätsel um das Goldene Ei gelöst hatte, aber auch, dass er genau wie ich noch nicht ganz vorbereitet war. Immerhin konnte das mir ein kleiner Trost sein.

Auch heute arbeitete ich so lange wie es ging in der Bibliothek und als Madam Pince mich aus der Bibliothek hinausscheuchte, waren Marge und Zack schon lange fort.

Als ich gerade dabei war, meine Sachen zusammenzupacken, fiel aus einem meiner Schulbücher ein schmaler Zettel.
Verwundert bückte ich mich, um das Stück Papier vom Steinboden aufzuheben und faltete es auseinander.
Ich konnte mich nicht erinnern, sie hineingelegt, geschweige denn geschrieben zu haben.

Komm zum Astronomieturm

Kein Absender, keine Uhrzeit. Merkwürdig. Irgendjemand hatte es geschafft, unbemerkt einen Zettel in mein Buch hineinzuschmuggeln und schien auch noch
Irgendetwas von mir zu wollen.

Ein Schauer lief über meinen Rücken und instinktiv griff ich nach meinem Zauberstab.
Vielleicht hatte diese Person etwas mit meiner Teilnahme am Trimagischen Turnier zu tun. Vielleicht hatte sie sogar selber den Feuerkelch ausgetrickst, um mich teilnehmen zu lassen.
Ich sollte sie, wer auch immer es war, einfach ignorieren und schlafen gehen. Es konnte sich ja um eine Falle handeln!

Andererseits- wer sollte mir schon eine Falle stellen? Feinde hatte ich keine außer Malfoy, der war harmlos und es gab niemanden, der meine wahre Identität kannte- oder?
Doch wer auch immer mich treffen wollte, würde Antworten für mich haben. Ob zur zweiten Aufgabe, dem Trimagischen Turnier allgemein oder zu meinem Vater.
Also machte ich mich- mit weichen Knien- auf den Weg zum Astronomieturm.

Ich konnte jederzeit zum Ravenclaw-Turm abbiegen, einfach den Zettel vergessen und in meine weichen Kissen sinken.
Vielleicht war der Absender auch gar nicht mehr da und hatte schon vor Stunden auf mich gewartet?

Doch ich ging weiter.

Meine Schritte hallten in den steinernen Gängen wider, das einzige Geräusch weit und breit. Die Nachtruhe war vor wenigen Minuten angebrochen, doch außer ein paar missgünstig dreinschauenden Porträts gab es niemanden, der mich erwischte.
Weder Filch noch Snape konnten in allen
Teilen des Schlosses gleichzeitig sein.

Als ich den Astronomieturm erreichte, stieg ich entschlossen über die Absperrung und schlich die Stufen hoch.

Den Zauberstab hatte ich fest umklammert und ich achtete sorgfältig darauf, kein Geräusch zu machen, denn ich wusste immer noch nicht, wer mich erwartete.
Das leise Quietschen, welches das Öffnen der Tür nach draußen verursachte, ließ sich jedoch nicht vermeiden.

Kalte Nachtluft fuhr mir entgegen, eisig und belebend.
Automatisch rief ich meine Magie herauf, um mich mit einem Mantel aus Wärme zu umgeben.

Vor dem Mond, auf den man von hier aus einen fantastischen Ausblick hatte, zeichnete sich eine dunkle Siluhette ab.
Die Person hatte mir den Rücken zugewandt und saß mit zusammengefalteten Beinen auf dem Boden, den Kopf zum Himmel gewandt.

"Setz dich", sagte er und beim Klang der vertrauten Stimme ließ ich erstaunt den Zauberstab sinken.

"Was machst du hier!?", rief ich überrascht, denn ich war mir sehr sicher, dass er nicht einfach so in Hogwarts herumspazieren durfte, vor allem nicht in der Nacht.

Matthew drehte sich zu mir um und durchbohrte mich mit seinen eisblauen Augen.
"Setz dich zu mir, ich möchte dir etwas zeigen."

Zögerlich löste ich mich von der Tür zum Astronomieturm und lief auf meinen Halbbruder zu. Seine schwarzen Haare wehten ihm ins Gesicht und im Mondlicht zeichneten sich in seinem Gesicht noch mehr Schatten ab als sonst.

Langsam nahm ich ihm gegenüber Platz und spürte den kalten Steinboden unter mir.
In meiner Aufregung hatte ich den Wärmezauber wieder losgelassen und nun sickerte die Winterluft bis unter meine Haut.

"Also, was ist jetzt?", zischte ich und versuchte, ein Zähneklappern zu unterdrücken.

Auf Matthews Gesicht zeichnete sich die Andeutung eines Lächelns ab. "Nicht so harsch, Psycho,"
Ich zuckte bei dem alten Spitznamen unmerklich zusammen,
"Ich bin hier, um dir zu helfen. Du musst mir vertrauen."

Ich verschränkte die Arme. "Als ob ich dir einfach so vertrauen würde. Wie hast du den Zettel in mein Buch gekriegt? Und woher wusstest du, ob und wann ich überhaupt herkommen würde?"

Matthew strich sich betont langsam durch die Haare. "Naja, weißt du ... ich habe da unten in Hogsmeade nicht wirklich viel zu tun und da habe ich einfach ein bisschen recherchiert. Ich war mir sicher, dass du mit hoher Wahrscheinlichkeit den ganzen Tag in der Bibliothek verbringen würdest und die Öffnungszeiten herauszufinden, war nicht schwer.
Und was den Zettel angeht-", er zögerte kurz, "nun, du und deine Freunde wart anscheinend hochkonzentriert und es war wirklich nicht schwer, einen Hauself damit zu beauftragen."

Der Gedanke, dass jemand direkt neben mir an meinen Sachen gewesen war, erfüllte mich mit Unbehagen.

"Und wie willst du mir helfen?", kam ich schließlich zum Punkt, auch wenn ich kein gutes Gefühl dabei hatte, mit meinem ehemaligen Feind zusammenzuarbeiten.
"Ich möchte etwas ausprobieren und ich bin mir ziemlich sicher, dass es funktioniert", erwiederte Matthew, "Falte die Beine übereinander und achte darauf, dass dein Rücken gerade ist."

Mit gerunzelter Stirn folgte ich seinen Anweisungen und legte meine Arme in den Schoß. Was sollte das denn jetzt?

"Gut. Und jetzt schließe deine Augen."

"Was!?", rief ich empört und machte Anstalten, wieder aufzustehen. Als ob ich ihn auch nur eine Sekunde aus den Augen lassen würde!

Genervt zog Matthew mich wieder zu ihm herunter und verdrehte die Augen.
"Mach es einfach okay?"

Wie um mir zu beweisen, dass ich nichts zu befürchten hatte, schloss er ebenfalls die Augen und als ich sicher war, dass er mich nicht hereinlegte, tat ich es ihm gleich.

"Und jetzt?", wollte ich genervt wissen.
Mir war kalt und inzwischen bereute ich es, nicht einfach ins Bett gegangen zu sein.

"Jetzt streich alle überschüssigen Gedanken aus deinem Kopf. Stell dir vor, dass du sie nimmst und in eine Truhe schließt, aus der nichts herauskann. Deine Sorgen wegen dem Turnier, Schule, Freunde, einen Jungen, den du süß findest..."

Ich ließ ein empörtes Schnauben von mir hören, folgte aber trotzdem Matthews Anweisungen. Tatsächlich fiel es mir leicht, meine Gedanken auszublenden, auch wenn ich mich die ganze Zeit fragte was das Ganze sollte. Doch diese Fragen warf ich schließlich auch mit in die Truhe hinein.
Ich würde es nicht herausfinden, wenn ich nicht mitmachte.

"Blende alles um dich herum aus, Gedanken, Gefühle, störende Geräusche. Tu einfach das, was ich dir sage."

Ich versuchte, die Truhe in meinem Kopf verschlossen zu halten, bis mein Kopf nur noch von einer dunklen Leere gefüllt war, in der ich schwebte.

"Konzentriere dich auf deinen Atem."
Matthews Stimme fühlte sich weit weg an und doch immer noch unglaublich nah.
"Es gibt nur dich und deinen Körper. Deine Beine. Dein Bauch. Dein Kopf. Dein Atem.
Nimm Alles von dir wahr."

Eine merkwürdige Schwere legte sich auf meine Glieder, als ich versuchte, jeden kleinsten Zentimeter meines Körpers zu spüren und alles andere ausblendete. Meine Sorgen, meine Zweifel, die Kälte- ich drängte sie zurück, obwohl sie sich immer wieder in den Vordergrund zu kämpfen versuchten.

Verbissen konzentrierte ich mich suf meinen Atem und Matthews Stimme.
"Spürst du, wie die Luft, die du atmest, in dein Inneres fährt? Durch deine Nase, deine Luftröhre, in deine Brust?"

Ich folgte der Route, die er beschrieb und nickte.

"Geh tiefer. Erfühle deine Körpermitte. Deine Energie. Die Kraft, die dort sitzt."

Ich lenkte meine Gedanken weiter, von meinen Lungen weiter hinunter, direkt unter meinen Bauchnabel.
Energie, Kraft-
Ich glaubte, dort etwas zu spüren, etwas mächtiges, kraftvolles, doch als ich es zu greifen suchte-

Ich schlug die Augen auf. Schweratmend stellte ich fest, dass ich die Hand auf meinem Bauch abgelegt hatte, in dem Versuch, nach dieser merkwürdigen Energiequelle zu greifen, als meine Konzentration abgebrochen war.

Blinzelnd starrte ich Matthew an.
"Was war das?", brachte ich heraus.

Matthew lächelte besserwisserisch. "Meditation. Ein Wunder, dass ihr Zauberer diese Technik nicht lernt, sie eignet sich hervorragend, um seine magischen Kräfte zu ertasten."

Als er das sagte, schweifte sein Blick in die Ferne ab.
"Ich bin mir sicher, dass regelmäßige Meditation dir helfen wird, deine Magie zu bewusst wahrzunehmen und besser zu kontrollieren- dadurch steigerst du deine Konzentration darauf und kannst sie leichter ... abrufen", Matthew sah nun wieder zu mir, "Jenny hat gesagt, dass du das Talent zur zauberstablosen Magie von Mum geerbt hast. Wenn du dein Bewusstsein darüber durch Meditation stärkst- vielleicht kriegst du es noch bis Ende Februar hin, dich nur durch deinen Willen in irgendein Wasserwesen zu verwandeln."

Nachdenklich zupfte ich am Saum meines Rockes herum, während ich mir seine Idee durch den Kopf gehen ließ. "Meinst du wirklich, dass das funktioniert?"

Für mich klang es beinahe unvorstellbar, einen Zauber zu wirken, den es nicht gab. Aber auch gleichermaßen faszinierend. Wie würden die Zuschauer reagieren, wenn ich mich auf einmal ohne Zauberstab verwandeln würde? Meine Mitschüler? Mandy? Malfoy.

Unbewusst hatte sich ein verträumtes Grinsen auf meine Lippen geschlichen.

Matthew schmunzelte. "Ich verstehe Zauber so, dass ihre Namen und Zauberstabbewegungen dazu dienen, die Magie zu veranschaulichen und leichter zu lenken. Aber für den Zauber, den du anwenden wirst, gibt es keines von beidem, deshalb musst du ohne auskommen. Und das kannst du, denn du hast das Talent dafür."

Matthews Augen leuchteten beinahe begeistert. Als wäre er ein kleines Kind, das gerade ein Geschenk erhalten hatte.
Unwillkürlich fragte ich mich, ob er das gleiche Talent wie ich in sich trug, nur dass es sich gegen ihn gewandt hatte.

Ich tastete erneut nach meiner Magie und hatte auf einmal Angst, sie könne sich ebenfalls gegen mich wenden.
Doch das sanfte, angenehme Pulsieren unter meiner Haut wischte diese Zweifel augenblicklich fort.

***

Fun Fact 57 Pflege magischer Geschöpfe ist das einzige Fach, in dem Marge durchgängig gute Noten hat

Sooo, guten Morgen zusammen!
Ich hab heute nicht großartig viel zu sagen, deshalb wünsche ich euch direkt ein schönes Wochenende und hoffe, dass euch das heutige Kapitel gefallen hat.
Bis nächste Woche,
-Absolina^^

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