Kapitel 72: Manchmal fressen Adler auch Schlangen

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Der Wind wehte kalt an meinen Ohren entlang und spielte mit meinen Haaren, doch ich versuchte mich nicht davon ablenken zu lassen und konzentrierte mich auf meinen Atem.
M

ein Rücken brannte vor Anstrengung und der Boden war viel zu kalt, sodass ich es nicht mehr lange auszuhalten glaubte.


Ob es gleich schon Mitternacht war? Es fühlte sich an, als würde ich schon Ewigkeiten hier sitzen.

Seit ich mich mit Matthew getroffen hatte, verbrachte ich die Hälfte des Tages damit, Meereswesen und vor allem deren Atemsysteme zu studieren und übte mich bis in die Nacht hinein im Meditieren.

Wirklich Fortschritte machte ich jedoch nur langsam. Die Magie, die ich bei meinem ersten Versuch in mir gespürt hatte, hatte ich bei den sonstigen Versuchen nicht mehr wieder gefunden und auch heute fühlte ich nicht wirklich viel.

Bei dem Gedanken daran stieg wieder Panik in mir auf, denn ich hatte nur noch knapp zwei Wochen Zeit bis zur nächsten Aufgabe.
Ich tastete fiebrig nach der Kraft in mir, doch dann schlug ich die Augen auf und schüttelte energisch den Kopf.
Ich hatte mich erneut in Gedanken verloren, ein Fehler, der mir immer wieder unterlief.

Meine Magie konnte ich erst aufrufen, sobald ich sie spürte und das würde mir nur dann gelingen, wenn ich es schaffte, meinen Kopf freizukriegen.

Seufzend stand ich auf und schüttelte meine Glieder aus. Meine Beine waren noch steif vom Sitzen und von der Kälte, während ich über den Astronomieturm lief, um mich wieder zu sortieren.
Die Uhr über der Tür nach drinnen zeigte zehn nach elf an. Na toll. Ich hatte es geschafft, gerade einmal fünf Minuten zu meditieren.

Seufzend setzte ich mich wieder hin und schloss abermals die Augen.
Es war so anstrengend, aber wenn ich es nicht rechtzeitig schaffte, eine andere Art des Zauberns zu erlernen, würde das, was ich aus dem See retten musste, für immer verloren sein. Also musste ich weiter üben.

Erneut durchkämmte ich meinen Kopf, schloss alles, was ich an herumstreunenden Gedanken fand, in eine große Truhe.
Ein Gefühl der Leere und Leichtigkeit umgab mich, als ich alles andere ausblendete und nach meiner Magie tastete.

Sobald Professor McGonagall den Verwandlungsunterricht beendet hatte, griff ich nach meiner bereits gepackten Tasche und stürmte in die Bibliothek.

Bis zur zweiten Aufgabe waren es nur noch sieben Tage und bis dahin musste ich mich perfekt verwandeln können.

Bei der Meditation hatte ich tatsächlich schon kleine Fortschritte gemacht, denn nach meinen stundenlangen Übungen konnte ich inzwischen schon eine Viertelstunde verharren und meinen Kopf leer halten. Natürlich würde ich weiterhin jeden Abend meditieren und ich hatte beschlossen, heute aktiv nach meiner Magie zu tasten. Wenn ich den Dreh raushatte, würde ich sie einfach aus meinem Inneren ziehen und für meine Zwecke benutzen können.

Doch um mich überhaupt verwandeln zu können, musste ich ein genaues Bild von dem haben, zu dem ich meinen Körper verformen wollte. Ich schnappte mir den Bücherstapel, den ich mir vor ein paar Tagen zusammengestellt hatte und schlug das erste Buch auf.

Anatomie der Wasserwesen

Konzentriert blätterte ich auf Seite 82, Atemsysteme, und ließ meine Augen über die Zeilen fliegen. In den letzten Tagen hatte ich mir den Aufbau von Flossen und Schuppenpanzern angesehen und nun musste ich mich um den komplizierten Teil kümmern.

Um die Funktion von Kiemen zu verstehen, musste ich mich zunächst mit ihrer molekularen Beschaffenheit und verschiedenen Mechanismen auseinandersetzen, die es ermöglichten, den Sauerstoff aus dem Wasser zu entziehen.
Die Masse an Informationen war dröge und ermüdend, aber auf den zweiten Blick auch ganz spannend.

Ich wusste von meinen Muggel-Freunden, dass Naturwissenschaften ein Schulfach in der weiterführenden Schule war und irgendwie fühlte ich mich in diesem Moment mit ihnen verbunden. Angespornt von dieser Tatsache schaffte ich es, mich in das Thema einzulesen und es nachzuvollziehen.
Kiemenatmung war ein sehr komplexes Thema und als ich mir das Wichtigste eingeprägt hatte, war es draußen schon dunkel.

Wie immer wurde ich von Madam Pince pünktlich zur Nachtruhe aus der Bibliothek herausgescheucht und machte mich auf den Weg zum Astronomieturm.

Nun, wo mir Meditation leichter fiel als am Anfang, gelang es mir immer schneller, mich auf meinen Atem zu konzentrieren und alles andere fallen zu lassen.

In den nächsten Tagen schaffte ich es erneut meine Magie zu erfühlen und sogar bewusst anzuwenden, um mich zu wärmen.
In dem Moment, als die Kühle verschwand und mich Wärme umgab, riss ich erstaunt die Augen auf.
Der Zustand der Zeitlosigkeit und Leere verflog augenblicklich, doch den Zauber konnte ich weiterhin aufrecht erhalten.
Ich hatte noch drei Tage bis zur Aufgabe und endlich schien ich auf meine Fähigkeiten Zugriff zu haben!

Der Vollmond schien hell auf mich herab, als ich vor Freude grinsend meinen Arm hob, der vor Wärme prickelte.

Ich hielt an dem Gefühl in meinem Bauch fest, an der pulsierenden Energie in meinem Körper und lenkte diese langsam in meine Hand. Schritt für Schritt ließ ich sie ein wenig höher kriechen, stets in der Sorge, dass ein zu schneller Gedanke den Prozess abbrechen würde.

Als die Magie meine Finger erreichte, konzentrierte ich mich fest auf das Bild, das ich Tagelang in meinem Kopf skizziert hatte.
Es fühlte sich an wie Stunden, in denen ich meine Hand anstarrte und in ihren Zwischenräumen papierdünne Hautstreifen wachsen ließ.
Die grünliche, durchscheinende Zellschicht schmimmerte im Mondlicht und als ich die Finger bewegte, fühlte es sich an, als würden sie zusammenkleben. Was sie ja irgendwie auch taten.

Um die Hautlappen an meiner Hand wieder zurückwachsen zu lassen, benötigte ich wieder jede Menge Konzentration und Zeit.

Als ich schließlich fertig war, war es schon früh am Morgen und ich musste mich beeilen, in mein Bett zu gelangen, bevor meine Zimmergenossinen wach wurden.
Den restlichen Tag über versuchte ich, im Unterricht nicht einzuschlafen und kassierte von Snape beinahe wieder eine Strafarbeit, da ich in meiner Müdigkeit Schlangenzähne mit Fischgräten verwechselt hatte.

An den Innenseiten meiner Finger fand ich kaum sichtbare Streifen, die leicht grünlich schmimmerten, und um die loszuwerden, benötigte ich die gesamte Unterrichtsstunde in Kräuterkunde.

Hinter mir ertönte ein gehässiges Kichern.
"Was starrst du deine Hand so an, Pears?", wollte Parkinson feixend wissen.

Offenbar war sie gerade damit fertig geworden, ihrem Bubotubler Eiter zu entnehmen, denn sie schlenderte nun selbstzufrieden flankiert von Greengrass und Zabini auf mich zu.
"Bereust du deine Existenz?"

Augenverdrehend schraubte ich das Fläschchen zu, in welches ich das Extrakt meiner Pflanze gefüllt hatte und verbarg unauffällig meine Hand in der Umhangtasche. An meinem kleinen Finger war noch ein kleiner Strich sichtbar.

Genervt stellte ich fest, dass mein Gegenüber immer noch den 'Pears ist eine falsche Schlange'- Anstecker trug.

Ich verschränkte die Arme und lehnte mich an meinen Arbeitstisch, wobei Ich es nur knapp schaffte, ein Gähnen zu unterdrücken. Um mich jetzt auf so einen nervenaufreibenden Streit einzulassen, war ich echt zu müde.

Mein Schweigen schien Parkinson als Bestätigung anzusehen, denn sie beugte sich nun feixend zu mir vor.
"Das muss ja ganz schön schwer als Champion sein, huh?"
In das Wort "Champion" legte sie alle Verachtung herein, die sie für mich übrig hatte.

Die Slytherin begann, an ihren Fingern abzuzählen. "Der Ruhm, das Preisgeld, der Weihnachtsball ... und ach ja, das hätte ich ganz vergessen, der Prüfungsausfall! Du arme Ravenclaw, hast gar keinen Grund mehr zu lernen!"

Greengrass und Zabini kicherten hinter Parkinson, welche unglaublich stolz auf ihren Witz zu sein schien.

Bei Ihren Worten begann ein Anflug von Hass unter meiner Haut zu brodeln und ich war ihm für einen winzigen Moment dankbar, dass er meine Müdigkeit vertrieb.
Wütend starrte ich die Slytherins an und wollte gerade zu einer hitzigen Antwort ansetzen, als mir einfiel, dass genau das ihr Ziel war.

Also konzentrierte ich mich auf meinen Atem und versuchte einen klaren Kopf zu bewahren, damit ich mich aus der Situation retten konnte.

Zack war vor etwa einer halben Stunde in den Krankenflügel gebracht worden, da er den gesamten Bubotubler-Eiter, den er gesammelt hatte, über sich gekippt hatte und nun war ich auf mich alleine gestellt.

Als sich nun auch noch Malfoy neben Parkinson schob, reichte es mir.
"Wisst ihr", zischte ich leise, "manchmal fressen Adler auch Schlangen."

Bevor einer der Angesprochenen etwas erwiedern konnte, schnappte ich mir meine Phiole, um sie vorne bei Professor Sprout abzugeben.

"Uhhhh, da hat wohl jemand einen schlechten Tag", spottete Malfoy im Hintergrund und wurde von dem Lachen seiner Hausgenossen begleitet.

"Pass auf Pans, nicht dass Pears dich beißt", lachte Greengrass und wieder war das Gewächshaus von gehässigem Gelächter erfüllt.

Ich versuchte die Slytherins weitestgehend zu ignorieren und überreichte meinen gesammelten Eiter Professor Sprout, welche mich daraufhin entließ.

Der erste Hauch von Panik erfasste mich zwei Tage vor der Aufgabe.

Mal wieder saß ich oben auf dem Astronomieturm und übte mich in der Verwandlung meines Körpers, als mir klar wurde, dass ich es bis zum 24. Februar unmöglich schaffen konnte, meinen gesamten Körper in wenigen Sekunden zu verwandeln. Um eine einzelne Hand zu verändern brauchte ich schon mindestens eine halbe Stunde. Sollte ich es dann überhaupt schaffen, mich komplett zu transformieren, würde die Zeit sicherlich schon abgelaufen sein.

Also verbrachte ich die gesamte Nacht damit, zu üben und zu meditieren, wobei ich zwischendurch meinen Zauberstab zur Hand nahm, der mir zumindest eine kleine Hilfe war.

Trotzdem hatte ich immer noch Probleme, vor allem bei den Kiemen, die mir noch zusätzlich den Atem nahmen.

Die Magie prickelte jedes Mal, wenn ich sie herbeirief, angenehm auf meiner Haut und ließ sich scheinbar problemlos lenken. Doch sobald ich versuchte, einen Zauber zu formen, musste ich mich extrem konzentrieren, wenn ich nicht wollte, dass sie mir entglitt. Unzählige Male musste ich die Nerven beibehalten, wenn der Zauber zum hundertsten Mal abbrach und ich ganz von vorne anfangen oder sogar wieder meditieren musste.

Irgendwann mitten in der Nacht lag ich nur noch auf dem Steinboden und starrte vor mich hin, unfähig mich noch irgendwie dazu zu bringen, weiterzumachen.
Was war schon dabei? Dann würde ich halt einfach nicht mitmachen und Null Punkte einkassieren, na und?

Ich hatte nie an dem Turnier teilnehmen wollen und ich konnte auch nicht disqualifiziert werden. Ich würde mich extrem blamieren, was total unangenehm sein würde, doch es war besser als vor aller Augen zu ertrinken und in wenigen Jahren würde die Sache wieder vergessen sein.
Und das wonach ich mich an meisten sehnte, wäre dann halt futsch. So wichtig konnte es ja eh nicht sein.
Ich wusste nicht einmal, was für mich das Wichtigste auf der Welt war. Vielleicht war damit ja auch ein Wunsch gemeint, der mir unter normalen Umständen gar nicht erfüllt worden wäre. Damit konnte ich leben. Warum tat ich diesen Mist hier überhaupt eigentlich? Ich könnte alle Aufgaben einfach verpassen und dann halt der schlechteste Champion sein, aber immerhin musste ich mich dann nicht mit diesen Rätseln und Problemen herumquälen!
Ich legte einen Arm über die Augen. Was hatte das ganze hier überhaupt für einen Sinn?

Ich musste eingeschlafen sein, denn das, woran ich mich als nächstes erinnern konnte war, dass ich meine Augen aufschlug.

Die Sonne schien mir blendend ins Gesicht doch das was mir als erstes auffiel war nicht das Licht oder die Tatsache, dass ich unterkühlt sein musste, sondern der Schnabel, der gefährlich nah in mein Gesicht reinragte.

Große, dunkle Augen starrten mich an, als ich blinzelnd versuchte zu realisieren, was gerade passierte.
Die Eule über mir schuhute leise und hüpfte ein wenig zur Seite, damit ich mich aufsetzen konnte.

Ein eisiger Schauer überlief mich angesichts der Nacht, die ich in der Kälte verbracht hatte und ich fragte mich, wie spät es war.

Meine Zimmergenossinen mussten schon wach sein, vielleicht waren sie schon am frühstücken, aber wahrscheinlich dachten sie, dass ich schon früher aufgestanden war. In ihren Augen bestimmt wahrscheinlicher als dass ich die Nacht auf dem Astronomieturm verbracht hatte. Hoffentlich. Aber da wir momentan eh nicht so gut aufeinander zu sprechen waren, verloren Mandy und Lisa sicherlich kaum einen Gedanken an mich.

Als ich die Uhrzeit sah, sprang ich erschrocken auf. Es war fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn und wenn ich zu spät zu Pflege magischer Geschöpfe käme, würde ich meine Klasse vielleicht nicht mehr finden.

Ich wollte gerade aus dem Astronomieturm stürmen, als die Eule von vorhin sich hinter mir meckernd bemerkbar machte. An ihre Klaue war ein kleiner Zettel gebunden, den sie demonstrativ hochhielt.

Seufzend beugte ich mich zu ihr herunter. Hagrid war der letzte der sich darüber ärgerte, dass ich ein bisschen zu spät kam.

Kaum hatte ich die Nachricht in der Hand, flog die Eule schon davon und ließ mich alleine zurück.
Ich faltete das Papier auseinander.

Sam,
Wenn du die Verwandlung morgen nicht schaffst, komm heute um 19 Uhr zum Eberkopf. Ich hab etwas, das dir helfen könnte, aber nur im Notfall.
Vernichte diese Nachricht, nachdem du sie gelesen hast,
Jenny

Erleichtert starrte ich die Nachricht vor mir an. Vielleicht hatte ich doch noch eine Chance.
Wieder etwas zuversichtlicher ließ ich den Zettel in meiner Umhangtasche verschwinden und verließ den Astronomieturm. Heute Abend ging es nach Hogsmeade!

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