Immer noch Montag

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„Keine Ursache, Ma'm. Dafür bin ich doch da“, sagt Luke und packt einer Frau ihr paar Turnschuhe ein. Sie schenkt ihm ein strahlendes Lächeln, er erwidert höflich wie er ist und verabschiedet sie dann. Erst jetzt sieht er zur Tür, also zu mir und sein Lächeln wird ehrlich. Er öffnet den Mund leicht und will etwas sagen, aber ein Kunde kommt zur Kasse. Er sieht kurz nach unten, lächelt wieder und bediehnt dann den Mann vor ihm. Sein Blick schnellt immer wieder zu mir und ich wackele mit den Augenbrauen. Das bringt ihn zum Lachen und er entschuldigt sich immer wieder beim Kunden. Ich schlendere durch den Laden, tue so, als würde ich mich für Sport-BHs und Trinkflaschen interessieren. Dabei laufe ich sehr langsam, denn ich weiß, dass er mich beobachtet. Das ist ein Spiel. Wer bringt den anderen eher aus der Fassung? Ich gewinne. Wenn er im Café auftaucht, macht er das selbe mit mir. Da habe ich auch keine Chance. Er setzt sich dann immer an den kleinen Tisch im Eck, der zur Straßenseite zeigt und dreht sich zu mir. Ich versuche dann immer möglichst im Hintergrund zu arbeiten, wo er mich nicht sieht und – vor allem – ich ihn auch nicht. Oft funktioniert das allerdings nicht, weil höchstens drei oder vier Leute pro Schicht arbeiten und überall jemand gebraucht wird. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass ein Kaffee zurückgeht, weil ich die Milch vergessen habe oder Waffeln im Eisen anbrennen, weil Luke sich so offensichtlich und schamlos auf die Lippen beißt, dass ich ihn am liebsten rauswerfen würde. Ich kann nicht abstreiten ihn zu lieben, aber in diesen Momenten hasse ich ihn schon fast, weil er mir einige Peinlichkeiten einhandelt. Eigentlich hat er es also verdient, wegen mir aus der Fassung zu geraten und immer wieder zu vergessen, was der Kunde jetzt eigentlich von ihm will.

„Du hast gewonnen“, raunt er mir plötzlich ins Ohr, als ich mit den Händen nach einem Schuhkarton weit oben greifen möchte. Augenblicklich lasse ich los und seine Hände legen sich an meine Taille. Er stützt sein Kinn auf meiner Schulter ab und ich muss grinsen.

„Ich weiß“, antworte ich und er küsst mich auf die Wange.

„Wir sollten das nicht tun. Irgendwann werden wir noch gefeuert“, murmelt er und seine Lippen berühren meinen Hals. Er bringt mich zum Schaudern und das, obwohl ich ihn so gut kenne.

„Als ob man uns rauswirft. Niemand wird gefeuert“, antworte ich leise und spüre seine Hand an meinem Bauchnabel.

„Und wenn,“, beginne ich, bin aber durch seine Nähe sehr abgelenkt. „Ja?“, hinterfragt er feixend, weil er genau weiß, was in mir vorgeht. Ich packe seine Hand. „, dann finden wir doch eh was Neues“, beende ich meinen Satz und schiebe ihn leicht von mir weg, um mich dann zu ihm zu drehen.

„Auch wieder wahr“, gesteht er mir zu und neigt den Kopf leicht. Ich fahre ihm durch den kleinen Wirbel über dem rechten Ohr, den er immer zu verstecken versucht.

„Ich hole meine Sachen und dann können wir los“, murmelt er und hält meinen Blick fest. Er lässt mich los und verschwindet hinter der Kasse in dem kleinen Raum, wo die Angestellten ihre Klamotten und Taschen ablegen können. Er kommt mit einem dünnen Hemd wieder und verabschiedet sich noch von seinen Kollegen. Dann kreuzen wir unsere Finger ineinander und verlassen das Geschäft. Es ist nicht weit bis zu unserem Ziel. Der Laden ist vielleicht vierhundert Meter vom Sand entfert. Wir ziehen unsere Schuhe aus und fühlen den warmen Stein unter unseren Füßen. Luke hält mich fest, damit ich nicht kippe und dann laufen wir weiter, bis sich unsere Zehen in die kleinen Steinchen bohren, deren Farbe Lukes Haare haben. Die Sonne scheint im Meer zu ertrinken und immer wieder fliegt der Wind über die leichten Wellen. Luke und ich laufen, bis wir bis zu den Waden im Wasser stehen. Wir werfen unsere Schuhe hinter uns in den Sand und starren einfach nur noch geradeaus. Die kleinen Schaumkronen auf der Oberfläche kommen näher und immer, wenn sie kurz vor uns sind, scheinen sie unterzugehen. Sie sind einfach fort. Immer und immer wieder läuft es so ab und das dunkle Orange der Sonne taucht den Spiegel in eine warme Farbe. Als würde das Wasser brennen. Sanft und langsam.

„Noch drei Minuten. Höchstens“, murmele ich in eine Stille, die sicherlich eine Weile schon anhält.

„Was dann?“, fragt Luke und ich spüre seinen Blick auf mir. Ich sehe nach oben, eine kleine Wolkendecke hat sich aufgebaut. Sie kommt immer so schleichend und dann ist sie da. Grau und unbeständig.

„Dann regnet es.“ Luke lacht. Irgendwas schwingt in seiner Stimme mit. Ich weiß nicht, ob es Besorgnis ist. Vielleicht auch irgendwas anderes. Aber ich habe Recht, denn als von der Sonne nur noch ein dünner Streifen am Ende des Horizonts zu sehen ist, fallen die ersten Tropfen.

„Ich hab' s ja gesagt“, sage ich leise und Luke drückt meine Hand.

„Zufall“, lacht er wieder dieses komische Lachen.

„Ist dir das noch nicht aufgefallen? Es ist den ganzen Tag warm und sonnig und dann nieselt es abends für ein paar Minuten. Nicht lange und das Grau bleibt auch nur kurz, aber es geschieht nunmal.“ Der Nieselregen wird etwas stärker, meine Haare werden nass und das Wasser rinnt meine Arme herab. Ich sehe zu Luke und er starrt wieder geradeaus. Er scheint nachzudenken. Einige Tropfen verirren sich in seinen Haaren. Sie bilden kleine Regennester und wenn sie zu voll werden, fließen sie herab. An seiner Wange hinunter und dann saugen sie sich wie die anderen in sein Shirt. Er sieht so schön aus, so wie er da steht. Und dann, ganz plötzlich richtet er sich wieder zu mir. Seine freie Hand greift nach meiner Hüfte und er zieht mich zu sich. Seine Antwort ist ein Kuss. Und er hat Recht. Was sollen wir noch groß über das Wetter diskutieren? Wieso sollen wir uns über so etwas belangloses Gedanken machen, wenn wir auch einfach glücklich sein können? Seine Lippen sind einnehmender als das Weinen des Himmels und sein Atem erinnert mich daran, was hier und jetzt geschieht. Er ist Realität, er ist Gegenwart. Seine Hände sind mit meinen verschränkt und liegen an seiner Brust. Er löst sie kurz, legt sie dann unter meinen Po und hebt mich leicht an. Meine Haare streifen seine Wange, seine Stirn streift meine und wir sind uns seelisch fast noch näher als heute morgen. Falls es so etwas wie eine innere Verbindung zweier gibt, dann haben wir sie. Nein, wir sind sie.

Und es regnet immer noch, als ich meine Hände in seinem Nacken verschränke.

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