Als es dunkel wurde

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Die kalte Nachtluft umgab sie, hüllte sie ein und gab ihr ein vertrautes Gefühl von Geborgenheit. Es waren Momente wie dieser, in denen sie verzweifelt zu den Sternen hinauf  geschaut und sich gefragt hatte, ob es noch Hoffnung gab. Momente, die sie zu dem gemacht hatten, wer sie heute war.

Die Sterne funkelten hoch über ihnen und wurden vom Wasser spiegelnd und glänzend wiedergegeben. Wie etliche kleine Kristalle funkelten sie im dunklen der Nacht, ungestört von der erdrückenden Angst und tiefschwarzen Dunkelheit.

Das Land der Sterne.
Hatte es seinen Namen von solchen Momenten erhalten? Weil die Sterne  dort heller und klarer erstrahlten, als irgendwo sonst?

Ihre braunen Augen richteten sich fest auf den strahlenden Himmel mit der stillen Hoffnung auf Antworten. Sie hatte sich nie gewünscht in eine so einzigartige Welt einzutauchen und doch war es passiert und alles hatte sich verschlimmert.
Dieses Land war wahnsinnig, Jack war wahnsinnig, Lio war wahnsinnig und sie selbst war kurz davor es ebenfalls zu werden.

Jack lehnte an seinem Auto und ließ seinen Blick aufmerksam durch die Umbegung schweifen. Ob er die Dragons bemerkt hatte, die sich  überrall auf dem Gelände befanden und sie beobachteten? Wahrscheinlich hatte er sie schon längst bemerkt und doch war er ohne irgendwelche Verstärkung angekommen. Es waren nur er und sie, niemand sonst.

"Das Leben kann nur scheiß zu dir sein, wenn es bereust." Sie  hatte Mitleid mit ihm gehabt, nachdem sie die Bilder gesehen hatte und diesen Blick in der Küche, den er nach draußen auf die Stadt gerichtet hatte. Er war zu gebrochen und zu kaputt, um irgendwie klar zu denken, doch trotzdem hatte er den Jack Cooper erschaffen, der so gebrochen wie er auch sein mochte, zu stark war, als dass man ihm ignorieren könnte.

Seine Hände griffen nach ihren Handgelenken und zogen sie zu sich hin. Die Grüne Augen des jungen Mannes nahmen ihre in Beschlag und beobachteten sie mit geschärften  Blicken. "Du hast heute zu mir gesagt, dass das Leben nur scheiße sein kann, wenn ich es bereue", erwiderte er nach einer Weile der Stille. "Das Leben kann auch einfach so scheiße zu dir sein, wenn du aus dem Land  der Sterne kommst und es einen Scheiß darauf gibt, wer du bist und was du schon erlebt hast."

Sein Griff verstärkte sich genauso wie die Aufmerksamkeit in seinem Blick, der ihr bewies, dass er sich sehr wohl bewusst war, wie viele Dragons sie  beobachteten. Und er war alleine  hier. Er hatte niemanden außer ihr dabei, also war Jack entweder so stark, dass ihn die Dragons egal waren oder er hatte irgendwas  in der Hinterhand.
Enchans tippte auf Letzteres.

Jack drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und vereinte dann für einen kurzen Moment ihre Lippen miteinander. Sie drehte ihr Gesicht  von seinem weg und riss sich von seinem Griff los, was der Braunhaarige nur mit einem leicht amüsierten Blick begutachtete.

"Enchans Johnsen", erhob er seine Stimme und richtete seinen Blick  in den Himmel. "Die erste Auserwählte der sechsten Generation, die Auserwählte des Skorpions. Wenn ich dich so anschaue, dann erinnerst du mich eins zu eins an Zemina, die erste Auserwählte vom Skorpion. Jedenfalls an das, was über sie erzählt wird."
Enchans folgte seinem Blick in die Sterne und ließ die etlichen funkelnden Punkte ihr gesamtes  Sichtfeld einnehmen.

"Die ersten  Auserwählten sollen nach ihrem Tod noch immer in ihren Sternenbildern"- er zog die Stirn in Falten und schien nach dem richtigen  Wort zu suchen- "exestieren. Man sagt ein Teil ihrer Persönlichkeit wird auf jeden Auserwählten weitergegeben. Aber keine Ahnung, wie viel daran war ist. Der Grad, auf dem sich religös, übernatürlich und total  bescheuert bewegen, ist schmal."

Sie antwortete nicht, sie wusste nicht was, doch sie nahm Jacks Worte aufmerksam auf. Der Gedanke, dass ein Teil ihrer  Persönlichkeit von der aller ersten Auserwählten stammen könnte, war gleichzeitig faszinierend und erschreckend.

"Wann haben du und Lio euch kennengelernt?" Ihre Frage kam unerwartet und er sah sie erstaunt über den plötzlichen Themenwechsel an. Er streckte seinen Arm aus und zog sie an ihrer Hüfte wieder zu sich, während er sie so umdrehte, dass sie mit dem Rücken an seiner Brust lehnte.

"Warum willst du das aufeinmal wissen?", stellte er als Gegenfrage und legte sein Kinn auf ihrem Kopf ab. "Waren wir nicht gerade noch bei Zemina und Auserwählten?"

"Du warst da. Ich bereite mich noch auf die nächsten Minuten vor", murmelte sie, den letzten
Teil eher leiser. "Außerdem will ich wissen, ob es irgendeinen Grund für euer 'angespanntes' Verhältnis gibt."

"Naja, unsere ersten Treffen waren  gar nicht so spannend. Wir waren die Kinder hochrangiger Familien und haben uns immer wieder mal gesehen", erzählte er nach einer Weile der Stille.

"Irgendwann kam dann Jacy dazu und die dachte dann das ihre Gefühle  gegenüber Lio bedeuteten, dass sie ihn liebt und er sie." Er machte eine Pause. "Naives, kleines Ding", fügte er mit einem Grinsen hinzu.

"So verlief unser Leben relativ  normal ab. Wir sahen uns hin und wieder, Jacy himmelte Lio an und irgendwann wurden die beiden dann auch tatsächlich ein Paar. Und dann begann die Zeit, in der sich allmählich Stück für Stück unsere Feindschaft entwickelt hat." Jack seufzte und es erschien ihr fast so, als versuchte er sich an ihr festzuklammmern.

"Er hat mir ihr damals Schluss  gemacht, einfach so und nie hat sie eine Erklärung dafür bekommen. Es war eine kurze Nachricht und dann war das Thema beendet", sagte er, während  sich sein Blick verfinsterte.

"Klar, es war nur eine dieser Jugendlieben, was Jacy heute auch immer wieder sagt, aber damals hat es ihr das Herz auf die schmerzhafteste Weise gebrochen, die sie sich vorstellen konnte. Und dann  war der endgültige Punkt erreicht, an Lios und meine Beziehung so wurde wie sie jetzt ist. Mit gegenseitigen Angriffen und geprägt von Hass."

Enchans schwieg, genau wie Jack. Es kam ihr so vor, als bedauere er die Entwicklung ihrer Beziehung mehr als er preisgeben wollte. Immerhin hat er Lio auf den Bildern erwähnt, also musste er doch noch immer eine Art Verbindung zwischen den beiden spüren, eine die ihm das Gefühl von Freundschaft gab. Doch das schien über die Zeit auch mehr und mehr einzufrieren.

"Die Bürger aus dem Land der Sterne vergleichen immer aus Spaß die Adeligen aus den Imperien mit einander, um ihre Kräfteunterschiede zu bestimmen und darüber zu diskutieren. Ein wenig, wie es einige Menschen mit Serien aus der Menschenwelt machen", erwiderte Jack nach einer Weile in der er Enchan fest  umschlossen hielt, wobei sie das Gefühl hatte von ihm als Kuscheltier missbraucht zu werden. Sie wehrte sich aber auch nicht dagegen, denn der enge Kontakt mit Jack spendete ihr Wärme, die sie gerade sehr gut gebrauchen konnte.

"Jedenfalls vergleicht das Land immer Maurice Adekten mit Lionard Black und es laufen nicht selten hitzige Debatten darüber, wer ein eins gegen eins Kampf gewinnen würde." Er lachte unverständlich auf. Er sprach von einem der Männer, die sie auf der großen Versammlung getroffen hatte. "Manche Leute sind so dämlich. Der Generalmajor würde uns beide im Kampf besiegen, ohne sich viel anstrengen zu müssen."

"Und warum machen die Leute das dann? Über den Generalmajor und Lio reden und sie vergleichen?", fragte sie leicht verwirrt.

"Weil Lio Maurice im letzten Krieg verletzen konnte. Maurice hat ihn am Leben gelassen und wurde belohnt mit einer risiegen Narbe", erläuterte Jack ihr und sie begann sich unbewusst anzuspannen. Sie kannte von Lio die Geschichten über die Schlachten und Kriege aus seinem Land, aber nun hörte sie es von Jack selbst. Lio hatte gekämpft.
Genau wie er.
Wie Jacy und Magreta.

Sie alle hatten sich mit Schwertern und Bögen in den Händen in eine blutige Schlacht geworfen, die Enchans so nur aus Serien und Büchern kennen konnte.

Sie spürte seinen Atem näher an ihr Ohr kommen und wie seine Bartstopeln ganz sacht ihre Haut entlangstrichen. "Furchteinflößend, nicht wahr?", flüsterte er und ließ seine Stimme bewusst betont in der Dunkelheit erklingen. Ihm war vollkommen klar, dass sie von Dragons beobachtet waren und es war ihm völlig egal. Er wird sich einen Spaß daraus machen, ganz gleich was für eine Wendung das Gespräch nehmen würde.

Ohne weiter auf die Frage einzugehen, befreite sie sich aus seinem Griff und ging schweigend auf das Geländer. Ihr Blick galt dem Wasser und ihre Aufmerksamkeit dem Wunsch, das alles hier möge ganz, ganz schnell enden.

Es fühlte sich schon beinahe an, als stünden sie eine Ewigkeit hier am Wasser, beobachtet von Lios Bande und doch noch ohne die Anwesenheit ihres Anführers.  Ob er gerade das gleiche fühlte wie sie? Ob bei ihm auch jegliche Gefühle, die er versucht hatte zu versiegeln wieder ausbrachen?

"Black."

Eine Stimme riss sie aus ihren Gedanken und sie erstarrte. Es war soweit

"Freut mich dich zu sehen. Wo ist Enchans vorlaute Freundin?", begrüßte Jack Lio und Cliff wie sie aus den Augenwinkel erkennen konnte.

"Nicht hier", antwortete Lio ihm schlicht, während er dabei völlig gelassen wirkte. "Auch wenn ich mir gerade wünsche, dass sie doch hier wäre."

Ihr ehemaliger Freund trug seinen schwarzen Mantel, dunkle Boots und Jeans, also eigentlich nichts anderes, als das er sonst immer trug. Seine kohleschwarzen Haare fielen offen auf seine Schultern herab; In seinen Augen glänzten zwei braune Augen gefährlich auf.

"Solche Dinge bereut man immer dann, wenn es gerade zu spät ist", erwiderte Jack und schenkte ihm ein Grinsen, das von dem jungen Anführer scharf erwidert wurde.

Neben Lio stand noch Cliff in seinem lilafarbenen Mantel. Die Augen aufmerksam und geschärft auf Jack gerichtet und neben ihm stand Jacy, die ihren Blick bis jetzt noch stetig auf den Boden gerichtet hatte. Ihre ganze Haltung ließ auf ihre Unsicherheit schließen, doch man konnte das Feuer in ihren grünen Augen bereits  lodern sehen. Sie hatte diese ganze Situation ebenso wenig gewollt wie sie alle hier, doch trotzdem konnte sie Enchans noch am besten verstehen: beide junge Frauen waren in der gleichen Position.

"Mir ist zu Ohren gekommen, dass du meine liebe, kleine Schwester in Gewahrsam genommen hast", meinte Jack schließlich nach einer Weile und ließ seinen Blick kurz hinüber zu Enchans gleiten, dann auf seine Schwester.

"Sowie du Enchans entführt und dich an ihr vergriffen hast?", stellte Lio als Gegenfrage, die der Braunhaarige  jedoch gelassen mit seinem vorherigen Grinsen erwiderte.

"Ihr seid nicht mehr zusammen, wie ich gehört habe, also was interessiert es dich, wenn Enchans und ich uns treffen?"

Lio schüttelte ein wenig fassungslos den Kopf. "Du hast  jemanden entführt und hast du mal nachgedacht, was du damit eigentlich auslösen könntest?" Er sah Jack ernst an, jedoch ohne seine Gelassenheit abzulegen. Sich aufzuregen würde nur in Jacks Karten spielen, also widerstand Lio dem Drang.

"Wir könnten diese Sache auf einem ganz leichten Weg beenden und keiner kommt zu Schaden", erwiderte der Braunhaarige schulterzuckend, während er Enchans mit einem Handzeichen andeutete zu ihm zu kommen. Sie schenkte ihm einen eiskalten Blick, doch der Gedanke an die zwei Pistolen in seiner Jacke ließen sie sich unentscheiden.
"Und du könntest deine eh schon längst verlorene Freundin wieder bekommen", beendete Jack seine Rede, als Enchans bei ihm ankam.

"Ohne das jemand zu Schaden kommt?" Lio lachte ungläubig auf. "Du willst dieses verdammte Ritual durchführen und riskiertst dabei ihr Leben!", fügte er inzwischen entrüstet hinzu.

"Ich habe nicht die Absicht sie zu töten, Black..."

"Spar dir das. Jacy hat mir erzählt was du vorhast. Und anscheinend hast du es vergessen, aber bei diesem Ritual muss jemand sein Leben lassen, doch dieser jemand wird nicht sie sein."

Jacks Augen füllten sich mit Belustigung und seinem Wahnsinn, den er schon die ganze Zeit in sich versteckte. "Dann bist du also wirklich so blöd wie du aussiehst", meinte er und stützte sich mit einem Arm auf ihrer Schulter ab. "Hast du im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst? Was für eine Fähigkeit hatte die erste Auserwählte des Landes und des Skorpions? Und was hat sie an alle folgenden Generationen weitergegeben?"

War das jenes von dem Jack vorhin gesprochen hatte?  Ein Teil der Persönlichkeit von Zemina lebt in ihr weiter? War das diese Fähigkeit?

Cliffs Augen weiteten sich schlagartig, noch bevor Lio es realisieren konnte. "Dann willst du... was ist falsch mit dir?! Du riskierst noch immer ihr Leben, wenn du das machst! Die Fähigkeit kann man nicht auf Zwang aktivieren!" Der Grünhaarige wollte nach einer seiner Pistolen greifen, doch Jacks nächster Zug ließ ihn erstarren.

"Sei lieber vorsichtig, Cliff. Wir wollen doch nicht das unserem kleinen Sonnenschein hier was passiert, oder?" Jacks grüne Augen blitzen auf ebenso wie sein Grinsen, dann spürte Enchans das kalte Eisen an ihrer Kopfhaut und kniff für einen kurzen Moment die Augen zusammen. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander, sie konnte keinen einzigen klaren mehr fassen, alles ging drunter und drüber.

Sie verstand nicht was hier los war, das einzig Verständliche in dieser Situation war die Pistole, die sich eiskalt in ihre Kopfhaut drückte.
Wenn das schon ihr letzter Moment sein würde, dann sollte sie die Zeit nutzen, um ihren letzten Mut zusammen zu bringen, damit sie entweder noch einen Fluchtweg finden oder hoch erhobenene Hauptes untergehen konnte.

Ihr Blick traf auf den von Lio. In seinen Augen leuchtete Schmerz auf , wie eine kleine, zierliche Flamme, die an Ketten zurück gehalten wurde, damit sie nicht in endloser Wut ausbrach. Er hatte nun verstanden, was Jack wollte und es versetzte ihm einen Stich ins Herz, das war ihm anzusehen.

Was ihre Augen über ihr Empfinden verieten, wusste sie nicht und das würde sie auch nie. Vermutlich waren es pure Verwirrung und Ansgt.
Wieder brannten Tränen in ihren Augen und wollten sich ihren Weg nach draußen bahnen, doch sie hielt sie auf. Sie wollte nicht einknicken, nicht in diesem Moment, auch wenn sie gegen ihre eigenen Gefühle noch so machtlos schien.

"Enchans", erhob Jacy dann ihre Stimme und sah sie eindringlich an. In ihren grünen Augen wurden gerade ganze Romane geschrieben und egal wie hell die Smaragde der Cooper-Tochter am Tag funkelten, in der Nacht wirkten sie wie dunkelgrüne Meere, die einsam ihren Weg in der Dunkelheit suchten. "Du bist die erste Auserwählte der sechsten Generation, die Auserwählte vom Skorpion. Jeder der Auserwählten hat eine bestimmte, Fähigkeit, die immer an die nächste Generation weitergegeben wird. Diese Fähigkeit erwacht in einem bestimmten Moment, in dem man sich für oder gegen das Land entscheidet. Und Jack will deine jetzt erwecken."

Ihre Augen weiteten sich. Das war also mit Fähigkeit gemeint, aber warum wollte er sie jetzt plötzlich erwecken? Wollte er sie nicht einfach nur töten?

Sie hörte Jacks leises Lachen. "Lio, wärst du so freundlich und zu erzählen, was die Fähigkeit deines Imperiums ist, um Enchans Verwirrung komplett zu beseitigen?", fragte er galant und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Lio sah ihn an, dann Enchans. Es dauerte eine Weile, bis er endlich  sprach. "Unverwunderbarkeit", sagte und Enchans Augen weiteten sich erneut. "Die Fähigkeit durch keinerlei physischen Schaden zu sterben."

Sie erstarrte und schaute den Anführer an, der ihren Blick stumm erwiderte, obwohl er innerlich schreien musste. Sie, Enchans Johnsen, sollte die Fähigkeit der Unverwunderbarkeit besitzen, was dann beudeten würde, dass diese Pistole ihr nichts anhaben konnte?

"Genau", bestätigte Jack derweil hinter ihr und seufzte. "Hoffen wir mal, dass Honey sich schon entschieden hat, wo sie hin will, denn dann können wir ihre Fähigkeit jetzt hier und gleich ohne weiteres aktivieren."

Cliff wollte gerade den Mund aufmachen, da legte sich ein Schauer über Jacks Augen, der den Grünhaarigen augenblicklich zum verstummen brachte.
"Allerdings habe ich auch kein Problem damit Enchans nach diesem Schuss für mich zu behalten und Dinge mit ihr zu tun, die du dir bis jetzt noch nicht einmal ausmalen willst, Black. Du solltest wissen wie sehr ihr an Jacy hänge und dass ich den gleichen Wahnsinn in mir trage wie du. Also lass meine Schwester frei und vielleicht werde ich gnädig zu Enchans sein."

Cliff und Lio wechselten einen schnellen Blick, der nur unter Jacks bedachten und aufmerksamen Augen stattfand. "Dabei habe ich schon so viele tolle Dinge mit ihr angestellt", erwiderte er nach einer Weile, in der Lio und Cliff zwanghaft überlegten. "Zum Beispiel..."

"Wenn du ihm das alles glaubst, dann bist du ein Idiot, Lio", unterbrach Enchans eiskalt Jack und ignorierte dabei seinen Atem, der warm an ihr Ohr drang und seinen empörten Gesichtsausdruck. "Lasst Jacy gehen. Wenn ihr sie so fest haltet, dann seid ihr nicht besser als Jack."

Lio, Cliff und Jacy erstarrte. Die braunen Augen ihres einstigen Freundes sahen sie erstaunt und ungläubig an, ganz ähnlich wie Jacks noch immer mit dem gleichen Ausdruck auf ihr ruhten.

Dann wurde die Stille von Jacks amüsierten Lachen unterbrochen. "Ihr habt sie gehört. Lasst meine Schwester gehen, sonst wird Enchans dir wohl nie verzeihen." Er warf Lio ein hämisches Grinsen zu, der Cliff nur widerwillig mit einem Grinsen andeutete die junge Blondine frei zu lassen.

"Den Eisenring", unterbrach Jack Cliff Aktion, als der gerade Jacy zu Jack hinschubsen wollte. "Mach ihn ab. Es gehört sich nicht eine Dame so zu quälen, Cliff. Und wenn du umbedingt sowas machen willst, dann benutz deine Freundin dafür."

Cliffs Augen füllten sich mit Wut, die schweigend zu Kochen begann. Mit einer Hand griff er in seinen Mantel und zog eine schwarze Pistole mit einem goldenen Streifen hervor und dazu eine Art winziger Schlüssel für den Eisenring. "Du bist nicht der einzige, der Leute bedrohen kann, Jacky", erwiderte er und richtete die Pistole auf Jacy, während die Blondine langsam auf ihren Bruder zuging, den Blick auf den Boden gerichtet und mit schmerzendem Handgelenk. Jacks Augen brannten gereizt auf, als er sah, wie Cliff die Pistole auf seine Schwester richtete.

Die Augen ihres Bruders lagen auf ihr, als sie immer näher und näher kam, sich auf ihre Zehenspitzen stellte und ihm etwas ins Ohr flüsterte: "Sie ist mit Schwarzpatronen geladen."

Jacks Wut wich seiner Belustigung, während seine Schwester mit einem ausdruckslosen Gesicht neben ihm stand und sich an seinem Arm festhielt. "Cliff, du bist zu gut für diese Welt", meinte er lachend und drückte seiner Schwester einen Kuss auf die Wange. "Aber rein aus Interesse: Wo hast du die Schwarzpatronen her?"

"Wer sagt, dass diese hier mit Schwarzpatronen gelanden? Es könnte genauso gut eine andere sein", entgegenete Cliff kalt mit einem Grinsen im Gesicht. "Oder gar keine ist mit Schwarzpatronen geladen."

Jacys Blick schnellte nach oben. "Du hast es im Auto Lio erklärt", erwiderte sie und schien in Panik zu verfallen. Sie warf einen Blick zu Lio, doch sein Blick war undurchdringbar wie eine Steinmauer.

"Ich kann gelogen haben", sagte der Grünhaarige trocken und zuckte mit den Schultern, die Pistole weiterhin auf Jacy gerichtet.

"Kristalliären können Lüge von Wahrheit unterscheiden", warf Jack ein, dessen Grinsen ebenfalls langsam schwand.

"Blöd nur, wenn Jacys Kräfte versiegelt sind", entgegnete Lio und Enchans starrte ihn an. Versiegelt? Man konnte Kräfte versiegeln? War das also der Grund, warum Jack sie für dieses Ritual brauchte? Um die Kräfte seiner Schwester freizusetzen.
Enchans Gedanken wurden erneut durcheinander gebracht. All den Mut, den sie sich gerade eben aufgebaut hatte verschwand.

Jacks Hand griff nach ihrer Schulter und setzte sich dort ab. Er warf einen Blick auf seine Schwester, dann auf Lio und Cliff. Die grünen Augen seiner Schwester sahen ihn beinahe flehend an.

"Ohne Rücksicht auf Verlsute, Schwesterchen", sagte Jack und Jacys Hoffnung erstarb. Sie nickte und im nächsten Moment hatte sie ihre Kristallform angenommen und Cliff bewusstlos zu Boden gebrachte, dann stützte sie sich auf Lio und drückte ihn mit all ihrer Kraft nieder.

Enchans Augen weiteten sich schlagartig und füllten sich mit purer Angst. "Ohne Rücksicht auf Verluste" hatte Jack gesagt, aber das konnte sie nicht zulassen.
"Lio!", schrie sie, doch bei dem Versuch sich von Jack loszureißen, wurde sie bloß wieder zurück gezogen. 

Ihr war nicht bewusst, wie viel Schmerz dieser Schrei in dem jungen Mamn auslöste. Die Kristalliärin über ihn gebeugt, lag er auf dem kalten Boden und versuchte gegen die Kraft anzukämpfen, aber Jacy ließ nicht los. Unsehbar für Enchans und ihren Bruder verließ eine Träne ihr Auge und tropfte auf Lios Mantel. Und noch eine. "Es tut mir leid", flüsterte sie und es schien nicht mehr wie ein Windhauch zu sein, der bei Lio ankam.

Er wollte etwas erwidern, doch seine ganze Aufmerksamkeit galt Enchans, die sich noch immer versuchte aus dem Griff zu wehren, doch es war vergeblich. Dort stand sie, seine Freundin, seine Göttin, völlig unschuldig und wehrlos und er konnte nichts machen. Absolut nichts. Er konnte nur mit ansehen, wie Jack sie festhielt, die Hand vor ihren Mund hielt und die Waffe, die sich an ihren Kopf drückte. Ihr schmerzerfülltes Weinen drang durch die Nacht.

Jack entsicherte die Waffe und sah Lio kalt an.
"Wenn sie überlebt, dann bin ich so gütig und du wirst sie vielleicht einmal wiedersehen", sagte er gefährlich leise.
"Wenn sie stirbt, dann solltest du dich jetzt verabschieden."

"JACK, NEIN!", wollte Lio schrein, doch seine Stimme verebbte im Geräusch des Schusses, bevor sie überhaupt zu hören war.
Jack hatte abgedrückt.

Teil 2-Vom Schmerz geküsst-Ende

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