Koste es, was es wolle

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"Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jack Enchans einfach so leicht wieder hergeben wird. Auch nicht, wenn wir Jacy habe." Der Grünhaarige holte Lio aus seinen Gedanken, die er vorher alle samt diesem einen entscheidenden Moment gewidmet hatte, der sich bald abspielen würde.

Cliff saß neben ihm und bereitete zwei seiner Pistole vor, wobei sein Ausdruck so ernst war wie noch nie. Er hatte Cliff von dem Telefonat erzählt, welchem er mit eher skeptischer Meinung gegenüber stand. Keiner von den beiden konnte sich vorstellen, dass Jack Enchans freilassen würde, einfach so und ohne irgendeine erforderliche Gegenleistung. Sie hatten zwar Jacy, allerdings kannten sie Jack. Was gab ihnen die Sicherheit, dass er nicht mit etlichen seiner Leute zu dem Treffpunkt kam und sich dadurch Jacy holte und Enchans behielt?

Man konnte sagen, was man wollte, aber Jack war mächtig und solange es auch nur ein winziges Fünkchen Hoffnung gab, würde er nach ihm greifen und es für sich zum leuchten bringen, ganz allein für sich.

"Lio", wiederholte Cliff und schnippste vor seinem Gesicht, sodass er erschrocken zusammen zuckte und seinem Freund einen kurzen gereizten Blick zuwarf. "Hast du mir zugehört oder bist du gedanklich schon dabei Jack dafür leiden zu lassen, dass er Honey entführt hat?"

"Ich habe dir zugehört", murmelte Lio, während er sich weiter auf die Straße konzentrierte. "Du hast gesagt, dass du dir nicht vorstellen kannst, dass Jack uns Enchans einfach so über gibt."

Er hörte Cliff seufzen. "Das habe ich davor gesagt." Er nahm zwei Pistolen in die Hände und zeigte sie Lio mit eindringlichen Blick. "Es ist wichtig, dass du aufpasst, Idiot. Ich habe nicht vor grundlos zu schießen und selbst wenn es ernst wird, dann werde ich es mir zweimal überlegen."

"Ist ja gut", erwiderte Lio und ließ seinen Blick kurz zu Cliff und den Pistolen herüberschweifen. "Was ist mit den beiden?"

"Die hier", sagte der Grünhaarige und hielt eine einfache schwarze hoch, "ist ganz normal geladen. Die andere"- er hielt die zweite mit einem goldenen Streifen an der Seite hoch- "die ist mit Schwarzpatronen geladen."

Lio sah Cliff an und fokusierte kurz die Pistole mit dem goldenen Streifen. "Wie bist du an Schwarzpatronen gekommen?", fragte er eiskalt.

Auch Jacy auf von der Rückbank weiter nach vorne gerutscht und sah interessiert auf die Pistole. "Patronen, die jemanden nicht töten, sondern es nur so aussehen lassen. Das Zeug gibt es nicht in der Menschenwelt, wo hast du es her?"

Cliff steckte beide Pistolen wieder weg und verschloss den Gürtel seines lilanen Mantels, der als einziges seinen tattowierten Oberkörper bedeckte. "Das tut jetzt nichts zur Sache..."

"Du hast es aus der Unterwelt", unterbrach ihn Jacy. Ihre grünen Augen verengten sich zu Schlitzen, während sie noch immer auf den ehemaligen Platz der Pistole gerichtet waren. "Du kennst doch den Spruch der Unterwelt: "Kjai ni waradsi"-"Ich vergesse nie."

"Nicht direkt", erwiderte Cliff nach einer Weile ohne den Blick auf einen der beiden zu richten. "Jemand anderes hat sie mir beschafft, ich habe bezahlt und bin in keinster Weise aufgefallen. Die Unterwelt hat also keinen Grund mich zu suchen."

Lio ließ ein Seufzen seine Lippen verlassen. "Trotzdem Cliff, mach soetwas nie wieder. Du kannst nicht dein Leben für Schwarzpatronen riskieren, egal wie gut sie auch sein mögen."

Cliff drehte seinen Kopf und schaute ihn an. Gnadenloser Schmerz und pure Ernsthaftigkeit lag in seinen grünen Augen, in denen sich ebenso eine Spur Wahnsinn wiederfand. Er mochte es leugnen so viel er wollte, leugnen, dass er nicht vom gleichen Wahnsinn aus dem Land besetzt war wie sie alle, aber tief in seinem Inneren wusste er, dass er eigens von ihm geschaffen war.

"Ich habe Alice verloren. Ich habe Lace verloren. Ich werde nicht Enchans verlieren." Seine Stimme war geschärft und hart wie Eisen. "Ich werde jeden töten, der mir sie wegnehmen will."

Lio erwiderte seinen Blick und ließ ein kaum sichtbares Grinsen seine Lippen umspielen. "Dann sind wir schon zu zweit." Sein Freund verzog die Lippen zu einem Grinsen aus purem Wahnsinn.
"Lassen wir jeden bluten, der Honey etwas antut", sagte der Grünhaarige und lehnte sich in seinem Sitz zurück.

"Lassen wir sie in einem Meer aus Blut ertrinken", erwiderte Lio und ließ das Grinsen ebenso auf seine Lippen wandern. Das war der andere Cliff, der Wahnsinnige, jene Seite, die geschaffen wurde, als er die Verluste seiner Liebsten verkraften musste und es nicht konnte. Man könnte sagen er habe verloren, doch hier stand er nun. Selbstbewusst, stark und zu allem bereit.

"Ihr beide werdet nicht meinen Bruder töten", knurrte Jacy von der Rückbank und wollte die Kristalle ihren Arm besetzen lassen, doch der Eisenring an ihrem Handgelenk hielt sie zurück und ließ sie mit einem Fauchen aufhören. "Wenn ihr Jack tötet, dann..."

"Dann bist du die Nächste", entgegnete Cliff ihr eiskalt und brachte sie zum Verstummen. Es war hart und niemals, wenn sie nicht etwas wirlich Schlimmes getan hätte, würde er auch nur daran denken sie zu tötwm, aber es war nicht falsch, was Cliff hier machte.

Eine der gefährlichen Sachen an der jungen Kristalliärin war ihre scheinbare Unschuld, die sie immer wieder völlig harmlos wirken ließ, doch darüber hinaus vergaß man dann, wer sie eigentlich war und zu was sie ihm Stande war. Sie jetzt auf dem Boden zu halten, solange es ihnen noch möglich war, war das beste was sie machen konnten.

"Was...Was habe ich euch denn getan?", fragte sie und sah die beiden Jungs geschockt. Ihre Stimme zitterte, als verstünde sie jetzt gerade erst die Lage, in der sie sich befanden. Sie war jung, zwar durchaus stark und auch bekannt für ihre Fähigkeiten und die Treue zu ihrem Bruder, aber sie war noch zu jung, um in all diesem Wahnsinn mitzuspielen. Wobei die größte Gefahr ihre Treue war: Jack würde sie überall hinfolgen. Würde er sich von einer Klippe stürtzen, würde sie hinterherspringen.

"Noch gar nichts, aber wenn Jack es sagt, würdest selbst du zu den Waffen greifen und sie gegen uns richten", antwortete ihr Cliff wahrheitsgemäß, was sie nur noch geschockter zurück ließ.

"Jacy, du hast schonmal versucht mich abzulenken und zu verführen, auf Jacks Worte hin. Wir werden dich nicht einfach so töten, aber wenn es darauf ankommt, dann steht Enchans für uns immer an erster Stelle", fügte Lio hinzu.

Die Blondine verfiel in Schweigen und richtete ihren Blick raus aus dem Fenster auf die von Dunkelheit überzogene Straße. Das Leben, das sie lebten, war ein Spiel, ein grausames Spiel, in dem sie seit ihrer Geburt drinnen gefangen waren. Er und Cliff, Jack und Jacy, der Generalmajor und die Grafen und nun auch Enchans.
Es war ein Spiel auf Leben und Tod und sie spielten im Moment die Hauptrolle.

Die längst geschlossene Fabrik, die sie als ihren Treffpunkt gewählt hatten, kam immer näher und je näher sie diesen gruseligen Ort kamen, desto größer wurde seine Angst, seine Nervosität und seine Wut.
Er konnte nicht leugnen, dass er keine Angst vor Jack hatte, er hatte ihn erlebt, er kannte diesen Mann und seine Besessenheit, aber genauso wusste er, dass er, wenn er geschickt spielte, die Zügel irgendwie in die Hände bekommen konnte. Doch ihm blieb nur diese eine Chance und mehr nicht.

Mit dem stetigen Gedanken an das Treffen unfasste er das Lenkrad fester und ließ seine Augen weiter die dunkle Straße fokusieren. Das Szenario, wie Jack sich geschlagen geben musste und er Enchans wieder in seinen Armen hielt spielte sich wieder und wieder in seinem Kopf ab.

Reines Wunschdenken. Niemals würde es so friedelich ablaufen und Jack würde Enchans nicht wieder freigeben, wenn er merkte, dass sein Plan aufging. Dann hätte er sie für immer verloren und sie ihn.

"Ich will sie zurück. Koste es was es wolle!", murmelte er in Gedanken versunken. Zorn brodelte in ihm auf und begann zu wüten. Jacy hatte ihm alles erzählt. Jeded Detail offenbart und ihm Jacks Plöne verraten, jedenfalls soweit er es sagen konnte. Allerdings sprach nichts dagegen, dass der Cooper-Erbe nicht doch noch irgendetwas in der Hinterhand hatte, das ihm einen Vorteil brachte.

Jack wollte das Siegel des Grafen brechen, welches sich auf Enchans Hand befand. Sie alle hatten keine Ahnung von Magie und doch war Jack bereit so ein Risiko einzugehen, nur um Jacys Kräfte zurück zuerlangen. Enchans könnte sterben, allein bei dem, was er vermutlich heute vorhatte und egal wie sehr Lio es sich auch wünschte, der Gedanke daran, das auch nur eins von den Dingen, die Jack beim Telefonat über sich und Enchans gesagt hatte wahr waren, schnürte ihm die Kehle zu.

In wenigen Minuten entschied sich der komplette Verlauf ihrer Geschichte. Es konnte kein gutes Ende oder schlechtes Ende geben, nur eins, in dem Enchans überlebte oder eins, in dem sie starb.

Enchans

Nervös verschränkte Enchans ihre Finger mit einander, öffnete sie, verschloss sie wieder, während sie versuchte ihre braunen von Angst erfüllten Augen auf die Straße zu richten und nicht auf Jack.
Sie hatte Angst, schreckliche Angst, zurück zur alten Fabrik zu gehen.

Es war ein Schauplatz für Horrorgeschichten, doch dieses Mal war sie nicht hier, um sich zu gruseln, dieses Mal ging es um vermutlich nicht weniger als ihr Leben und ihre Zukunft. Dass Jack zu allem bereit war, dass hatte er ihr bereits bewiesen und sie spürte jetzt noch wie sich die Angst tief in ihr verankert hatte.

Wenn diese Angst sich zusammentat mit der gruseligen Atmospähre und der Tatsache, dass sie und Lio sich bei der alten Fabrik kennegelernt haben, dann würden die nächsten Minuten schlimmer werden, als jede Horrorgeschichte.

Sie sehnte sich danach Lio wiederzusehen und gleichzeitg zwang sie sich selber diese ungewollte Distanz zu ihm auf, aber es war längst zu spät, um noch ansatzweise etwas zu ändern. Den Grund für ihre Entführung kannte sie noch immer nicht und Jack fühlte sich auch nicht verantwortlich dafür, es ihr zu erzählen.

Nachdem Gespräch mit Lio und Ivy, hat sie den restlichen Tag in einem der unzähligen Zimmer verbracht und sich die Stadt angeschaut. Sie waren so hoch über dem Boden, dass sie meinte, selbst ihr Viertel und die Northern High erkennen zu können. Es war einer von diesen Momenten, in denen sie sich das Gleiche fragte, wie in den dutzenden Malen davor: Warum ich?

Warum sollte ausgerechnet sie in dieses Land gehen? Warum musste sie in diesen Streit von Lio und Jack geraten und warum musste sie dort die Hauptrolle spielen? Wer hatte das entschieden?

Ihr war klar, warum Lio für dieses Treffen die alte Fabrik ausgesucht hatte. Er und seine Dragons kannten das Gebiet in und aufwendig, jeden einzelnen Centimeter und jede noch so dunkle Ecke. Sollte es wirklich hart auf hart kommen, dann hatte ihr Exfreund Verstärkung bei sich, die Jacks Leuten jedenfalls in diesem Punkt schoneinmal überlegen waren.

Auf einmal spürte sie eine Hand langsam und zaghaft ihren Oberschenkel streicheln, was sie ungewollt ein wenig beruhigte. Es war eine ihr viel zu bekannte Geste, die sie an viel zu schöne Zeiten zurückerinnerte.

Tief in Gedanken versunken ignorierte sie Jack und seine grünen Augen, die amüsiert aufblitzten. Dieser Mann hatte Pläne, zu gute und zu viele Pläne.
"Keine Sorge, Honey", sagte er scheinbar besorgt und wandte ihr kurz seinen Kopf zu. "Nach diesem Abend müssem wir uns um nichts mehr Sorgen machen."

Sie seufzte lediglich und nahm ihren Blick von dem jungen Mann. "Ach sei doch still", murmelte sie und entfernte seine Hand von ihrem Bein. "Ohne dich und deine dämliche Aktion wären wir gar nicht erst in dieser Lage."

"Meine Aktion war nicht unbegründet", erwiderte er schlicht, jedoch ohne weiter darauf einzzgehen. "Das weißt du auch."

"Allerdings ist das eine Begründung, von der ich bis jetzt noch nichts erfahren habe", entgegnete sie, aber Jack schien es gar nicht wirklich zu interessieren. Es war ihr jedes Mal wieder ein Wunder, wie dieser Mann so schnell seine Facetten ändern konnte.

"Glaub mir, Honey, du wirst sie noch erfahren", meinte er und schenkte ihr ein Grinsen. "Und jetzt steig aus."

Sie zuckte zusammen. Sie konnten doch nicht etwa schon bei der alten Fabrik angekommen sein, oder? Ein Blick nach draußen verriet ihr das Gegenteil.

Nun packte sie die kalte Angst. Mit ihren scharfen Krallen begann sie sich an ihr festzuklammern, bevor sie sie mit ihn die Dunkelheit zerrte. Es gab keinen Weg mehr zurück und kein Warten. Entweder jetzt oder nie.

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