212-zwei hungrige Neandertaler

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"Wir sollen euch übrigens schöne Grüße von Grandma und Grandpa ausrichten, die Harry einen angenehmen und herrlichen Geburtstag wünschen", übermittelt meine Mutter mir die Wünsche von meinen Großeltern, die es leider nicht schafften meine Eltern und Olivia nach London zu begleiten.

Auch wenn wir dadurch von den Enkelkinderwünschen meiner Großmutter verschont bleiben.

Ich sehe es vor mir, wie sie zur Tür reinkommt, breit grinsend Harrys Hand schüttelt und dazu einen Spruch raushaut, wie: "Mit neunzehn soll man sehr zeugungsfähig sein, was ich dir wünsche", oder einen ähnlichen Satz.

Meine Grandma hätte es zumindest drauf.

"Danke und die Grüße zurück", hört man Harry aus der Küche rufen, da meine Mom mit Absicht ihre Worte etwas lauter aussprach, damit der Mann diese auch in der Küche versteht.

Er backt einen Kuchen. Einen Schokokuchen zusammen mit Olivia, auch wenn ich mich etwas unwohl dabei fühle. Schließlich feiern wir heute seinen Geburtstag und er muss seinen eigenen Geburtstagskuchen backen.

Nur ich möchte ihm nicht noch einen Steinklotz und eine abgebrannte Küche schenken, weshalb ich im Wohnzimmer bei meinen Eltern und Niall bleibe, der gerade irgendwas per Nachrichten auf seinem Handy mit den anderen in unserer Gruppe diskutiert.

"Vergiss es", stöhnt er seufzend und entschuldigend auf, fährt sich dann durch die blonden Haare. "Die anderen kommen nicht mehr."

"Wieso?", frage ich sofort traue, lasse meine Schultern sinken. Harry hatte sich schon so auf Nathan und Ethan, Maja und Noah gefreut.

"Irgendwas von wegen Straßen gesperrt, Stau und so", erklärt er mir, zuckt unwissend mit den Schultern. "Auf jeden Fall werden sie aber nicht mehr kommen." In seinen blauen Augen erkennt man, dass es ihm ebenfalls leid tut, er aber versucht mich ebenso mit seinem Blick aufzumuntern und dazu sagt: "Wir werden schon unseren Spaß auch ohne die Vier haben."

"Aber es wird anders sein", entgegne ich jauchzend und drehe meinen Kopf zu meinem Dad, der tröstend einen Arm um meine Schulter legt. "Kopf hoch. Heute feiern wir den Geburtstag deines Freundes. Es geht immer mal was schief, wovon man sich aber nicht runterziehen lassen darf!"

Er hat Recht -auch wenn es mich deprimiert.

Entschlossen nicke ich, fülle mir selber dann nochmal etwas von dem Wasser ein, das auf der Glasplatte des Tisches steht.

Zum Mittag kochte Harry Schnitzel und irgendeine Pampe, die aber ausgesprochen gut schmeckte. Mom schmeckte es ebenso und Niall und Dad fraßen wie zwei hungrige Neandertaler in der Steinzeit, die seit Wochen nichts gefangen hatten.

Diese Tatsache freute mich wahrscheinlich mehr als Harry, weil somit in meinem Kopf ein weiterer Punkt auf der Liste erschien, die dafür sprechen, dass meine Eltern den Lockenkopf mögen. Ich habe einfach manchmal noch Angst, dass es Dinge gibt, die auf der Contraseite liegen, welche irgendwann alles ins Schwanken bringen werden, sollte meine Proseite nicht überfüllt sein.

Bis jetzt würden wir beide auf der Titanic Rose darstellen und keiner Jack. Zum Glück.

Nach dem Essen ging es ins Wohnzimmer, bis der Mann und das kleine, blonde Mädchen, das auf Nialls Schoss Hoppe, Hoppe, Reiter spielte, sich dazu entschieden einen Kuchen gemeinsam zu backen, weswegen sie uns verließen. Nur ab und zu muss ich mich erheben, da Harry das Backpulver nicht findet oder behauptet, ich hätte das Mehl zum Nachfüllen versteckt, da nur noch zwei Gramm in dem Glas sich befanden.

Die volle Tüte lag direkt neben dem Backpulver, was alles erklärte.

"Baby, wo zum Teufel steht das Öl?"

"Erstens, hör auf zu fluchen, wenn Olivia da ist!", rufe ich warnend zurück, meine aber eigentlich: Hör auf zu fluchen, wenn meine Eltern -vor allem meine Mom- anwesend sind! "Und zweitens, befindet es sich da, wo es immer steht."

"Oh, wirklich?", kommt es laut als sarkastische Antwort. "Weißt du, es steht nur nicht da, wo es immer steht." Dass er mit Absicht das Immer betont bringt mich genervt zum tiefen Luft einatmen, ehe ich mich erhebe, bei meinen Eltern entschuldige und dann in die Küche laufe, wo die Tür des Kühlschranks weit offen steht.

"Hier steht es nicht, wie immer", murmelt der Lockenkopf, den Kopf im Kühlschrank stecken, als würde er es dadurch plötzlich finden. Amüsiert muss ich lachen, weil er seinen Po so komisch raussteckt. Und wäre ich ein Mann, würde ich wahrscheinlich jetzt drauf schlagen.

Jedoch befehle ich ihm nur: "Geh mal weg da!", und schiebe ihn mit meiner Hüfte zur Seite. Suchend schaue ich mich in dem weißen Inneren der kalten Box um, entdecke unsere Milch, die heute abläuft, Käse, den wir auch nur für Pizza benutzen, Reste von dem heutigen Mittag, was es irgendwann mal in nächster Zeit so geben wird, Harrys Lieblingsmarmelade, die ich extra neu kaufte, nachdem ich seine auf Grund von dem Plan weggeworfen habe. Das einzige, das ich nicht finde ist dieses Öl.

"Genau, Baby. Es steht da, wo es immer steht", lacht Harry von hinten. "Mach den Kühlschrank jetzt zu, ehe unser ganzes Essen warm wird."

Mit einem leichten Grinsen schlingt er von hinten seine Arme um mich, küsst kurz, zärtlich meine Wange, bis er laut aufstöhnt, sich amüsiert, genervt und fassungslos aufregt, wovon mein Trommelfell fast platzen könnte, da er sich direkt an meinem Ohr befindet. "Olivia, du könntest auch ruhig sagen, dass das Öl direkt neben dir steht!"

Und ich sehe es auch. Die Flasche, mit der gelben Flüssigkeit und der großen Aufschrift 'Öl', die neben dem kleinen Mädchen steht, das nun beschämt und mit roten Wangen neben sich sieht. "Ich dachte das wäre kein Öl", murmelt sie leise, spielt an dem Saum von ihrem gelben Rock.

"Das steht doch groß drauf", meckert Harry Kopf schüttelnd, worauf ich mich einmische, ihn warnend anfahre, weil Olivia traurig aussieht: "Du weißt schon, dass sie noch nicht lesen kann, du Idiot, oder?"

"Ja", murrt er, füllt nur schnell eine Tasse Öl in den Teig, stellt die Flasche zurück in den Kühlschrank, bevor er zu dem Mädchen geht, dieses auf seine Hüfte hebt. "Es tut mir leid, nur du weißt, dass ich das Öl gesucht habe. Und wir beide haben doch schon so oft zusammen gebacken."

"T'schuldigung", grummelt sie leise, schlingt aber kurz darauf ihre zu kurzen Arme um Harrys Hals, der sie ebenfalls fest an sich drückt, ein 'Schon in Ordnung' in ihre Haare säuselt.

"Euch zwei kann ich dann wieder alleine lassen?", erkundige ich mich vorsichtig, setze schon einen Schritt in Richtung Tür. "Oder braucht ihr mich nochmal?"

"Nein." Beide sehen sich grinsend an. "Den Kakao finden wir auch ohne dich", spricht der Mann weiter. Seine Stimme wird immer ein großer Kontrast zu Olivias sein, die so sanft, süß und hoch spricht, nicht so rau, tief und oftmals mit vulgären Ausdrücken.

"Gut. Verwechselt ihn bitte nicht, mit Zimt."

"Wieso? Hast du das etwa schon mal?", kontert Harry frech, worauf ich aus Scham nicht antworte.

Er muss nicht erfahren, dass meine Grandma mich gerade noch so davon abhalten konnte, eine halbe Tüte Zimt in ihren schönen Teig zu kippen. Gerade noch so, weshalb es keine große Rolle spielt, Harry es somit nicht erfahren muss!

Neugierig sieht meine Mutter mich als erstes an, so als wolle sie unbedingt wissen, ob wir das lebenswichtige Öl gefunden haben. Seufzend, etwas gestresst, weil ich diesen Tag perfekt haben will, lasse ich mich auf die Couch fallen und lehne meinen Kopf an die weiche Lehne, ziehe ebenso eines der Kissen unter meinen Rücken.

"Alles gut", murmele ich nur kurz, ehe ich für einen Augenblick meine Augen schließe, überlege, was wir noch machen könnten.

Ich weiß, dass meine Eltern bald gehen wollen, weil sie ein wenig von London erkunden möchten, ehe sie morgen mit Olivia wieder nach Hause fahren, sie zu ihrer Mutter bringen. Harry plant deswegen wahrscheinlich, sehr viel Zeit mit der Kleinen zu verbringen, und ich bin deswegen nun am Überlegen, was man Schönes mit ihr machen könnte, damit wir auch nicht nur den ganzen Tag in der Wohnung hocken und Backzutaten suchen.

"Nathan schreibt, dass es ihnen leid tut und wir auf jeden Fall nachfeiern werden", liest Niall mir von seinem Handy vor, worauf sich kurz meine Mundwinkel heben. Natürlich feiern wird nach. Als ob Ethan sich seine Chance auf eine fette Sause nehmen lässt.

"So, zwanzig Minuten, dann muss der Kuchen raus", sind Harrys Worte, als er mit Olivia neben sich herlaufend das Wohnzimmer betritt und gerade Mehl von seinem Oberteil klopft. Leicht fliegt eine Staubwolke vor ihm, durch die er direkt wieder durchläuft. "Ja, ich habe mir einen Timer gestellt, damit wir den Kuchen nicht zu lange drinnen lassen", meint er sofort an mich und setzt sich, die Ellenbogen auf dem Rand der Couch abgelegt.

Sanft küsst er mich auf die Wange, lehnt sich locker zurück und betrachtet mein Profil, was ich im Augenwinkel erkenne. Es schüchtert einen irgendwie ein, verursacht wilde Schmetterlinge in deinem Bauch, wenn er einen so intensiv und kein bisschen unauffällig anstarrt.

Meinen Kopf drehen, um in die grünen Augen zu blicken, möchte ich aber auch nicht, weil ich nicht ganz weiß, voraussagen kann, was dann vor den Blicken meiner Eltern geschehen wird.

"Wir würden dann noch, wenn es euch genehm ist, zum Kuchen essen bleiben und danach machen wir uns auf den Weg", bietet meine Mom mit einem freundlichen Lächeln an, erhält von uns beiden gleichzeitig ein einverstandenes Nicken. "Olivias Rucksack bringt dein Vater nachher noch hoch", fügt sie hinzu, wirft einen Blick zu Dad, der sich gerade mit Niall über seinen Beruf zu unterhalten scheint, da ich Wörter wie 'Bohrer', 'keine Fachmänner' und 'solche Löcher' aufschnappe, zu denen er Handbewegungen macht.

"Ja, ja, Schatz", gibt er nur desinteressiert als Antwort, weswegen ich mir wohl merken muss, dass wir Olivias Rucksack noch holen müssen.

"Achso, bevor ich es vergesse", weckt Harry plötzlich meine Aufmerksamkeit, zieht mich mit sich auf die Füße. "Ich hab noch was für dich. Also, es sind zwar schon einige Tage, wenn nicht sogar ein Monat seitdem vergangen, aber ich wollte dir was -auf Rat von Ethan- zum Halbjährigen schenken und da hab ich naja, was gefunden. Warte kurz!"

Hektisch läuft er, nach dieser etwas peinlich berührten Erzählung weg und ich höre ihm in der Abstellkammer mit der Waschmaschine klappern, bis er zurückkehrt, etwas hinter seinem Rücken versteckt. "Die Dinger sind -erneut, laut Ethan- voll Retro und werden jetzt oft wieder gekauft."

Dann hält er mir den kleinen Kasten hin, den ich staunend in die Hand nehme, betrachte. Diese Geste, egal ob man ihn ermutigte oder nicht, sein Geschenk finde ich wunderschön, fabelhaft, freue mich so darüber. Es bedeutet viel, weil es ebenso eine Verbindung zu Harry, auf Grund seines Hobbys darstellt.

In meiner Hand befindet sich eine kleine, schwarze Polaroid-Kamera, welche ein Kribbeln in meinen Fingern verursacht, sodass ich schon nachdenke, was ich als erstes fotografiere.

Lautes Piepen unterbricht meine Gedanken, auf Grund von Harrys Alarm, der klingelt. Das waren zwar keine zwanzig Minuten, aber vielleicht hatten die beiden den Kuchen auch schon eher reingestellt. Ich weiß es nicht.

Neugierig folge ich den beiden in die Küche, reiche dem Mann mit einer Hand, die Lappen, mit denen er nun den Kuchen aus dem Ofen vom Blech zieht. Er und Olivia packen noch bunte Kerzen rauf, die ich extra gekauft hatte, als mir plötzlich eine Idee kommt. "Halt den mal hoch und lächle", fordere ich ihn auf, hebe selber die Polaroid vor mein Auge und schaue durch die Linse.

Ich drücke den Auslöser, warte auf das Foto, das wenige Sekunden später aus dem Schlitz kommt und wedele es etwas in der Luft. Und dann erscheint es, worauf ich total stolz auf mich bin. Auch wenn ich keine großartige Fotografin bin, gefällt es mir sehr.

Harry, wie er ein, ein Bisschen ulkiges Gesicht zieht, der Kuchen vor seinem Körper und einfach noch der Gedanke an die Situation. "Jetzt musst du noch hinschreiben, dass ich meinen eigenen Geburtstagskuchen gebacken habe", schlägt er mir belustigt vor, stellt den Kuchen auf der Theke ab, sucht danach nach einem Messer zum Schneiden.

"Wenn du meinst", antworte ich, suche schnell einen schwarzen Edding, mit dem ich Harrys Wunsch auf die freie, weiße Stelle unter dem Bild schreibe. Danach pinne ich es mit einem Magneten erst einmal an den Kühlschrank, rufe meine Eltern, damit sie kommen.

"Wollt ihr Kaffee?", erkundige ich mich bei beiden.

"Von einer Maschine, die seit fast einem halben Jahr einwandfrei läuft", mischt sich der Lockenkopf noch breit grinsend und frech ein, doch meine Mom und Dad lachen beide ebenfalls. Nur Niall versteht den Witz nicht.

"Eure kann bestimmt aber einen tollen Schaum machen", gibt meine Mutter mit ihrer Maschine an.

"Sie ist verrückt nach diesem Schaum", teilt Dad uns, die Augen verdrehend mit. "Ich warte nur darauf, dass sie sich mal eine Tasse Schaum macht."

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