230-zehn Zentimeter

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Einen Kaffeebecher und einen mit Pfefferminztee gefüllt in meinen Händen, laufe ich durch die eisigen Straßen in Richtung Krankenhaus. Der Wind weht durch meine offenen Haare, was mich ziemlich stört, weswegen ich es bereue sie nicht zusammen gebunden zu haben.

Niall meinte noch warnend, dabei gemütlich auf der Couch sitzend, dass draußen windiges Wetter herrscht. Ich zuckte nur uninteressiert mit den Schultern, machte mich auf den Weg.

Zusätzlich nervt die schwere Tasche auf meiner Schulter mit ihrem Gewicht und dem Fakt, dass sie mir ständig runter rutscht. Ich verstehe wirklich nicht, wie Harry es meistert, damit locker und lässig durch die Gegend zu laufen.

Den Kaffee für den Mann und den Tee für mich besorgte ich noch schnell in einem kleinen Cafe, wo ich mich kurz aufwärmen konnte. Eigentlich wäre ich nicht mehr raus gegangen, wenn ich nicht wüsste, dass es jetzt zu dem Mann geht, der ungeduldig im Krankenhaus auf mich wartet.

Seine Tasche packte ich mit allen möglichen, wie Boxershorts, Socken, Pullis, Shirts und Jogginghosen voll, steckte dann an die Seite noch seine Kopfhörer, da er in ein anderes Zimmer verlegt werden soll, welches er sich mit einem anderen Patienten teilen soll. Den muss er dann nicht mit seiner Musik beschallen, sondern kann sie für sich hören.

Gestern Abend meinte er, dass ich Zuhause schlafen soll, weil die Betten nicht für zwei ausgelegt sind. Ich hätte auch auf ihm geschlafen, aber dadurch würde er heute wahrscheinlich unter Schmerzen leiden. Und dann meinte er, dass ich Zuhause besser schlafen kann, in unserem weichen Bett.

"Das fühlt sich aber nicht wie unser Bett an, wenn du nicht da bist", entgegnete ich ihm gestern, spät abends mit einem Schmollmund, jedoch ließ er sich nicht mehr überreden, weswegen ich mit Niall nach Hause fuhr.

Einen kleinen Vorteil besaß Zuhause dann doch schon, da ich mit dem Iren vor dem Fernseher hockte und mir langweilige Sendungen ansah, die mich jedoch auf eine wunderbare Idee brachten, weswegen sich noch ein spitzer, silberner Metallgegenstand in der Ledertasche befindet.

Ich weiß nur nicht, wie Harry auf meine Idee reagieren wird.

Enthusiastisch laufe ich weiter, kämpfe gegen die Kälte und Menschenmassen an, die mir entgegen kommen. Fünf weitere Minuten, dann komme ich bei dem Krankenhaus an, dessen Eingangstüren sich zum Glück automatisch öffnen, weswegen ich bis zum Fahrstuhl durchlaufen kann.

Eine alte Frau drückt auf den Knopf, wodurch sich die Türen öffnen. Mit einem kleinen Lächeln lasse ich ihr den Vortritt trete ein und erkenne an der Anzeige, dass sie auf dieselbe Etage wie ich muss. Ihr alter Blick fällt auf die Becher in meiner Hand und dann auf die Tasche, die mich leicht nach rechts zieht.

"Schwer bepackt?", fragt sie mich amüsiert, worauf ich stöhnend nicke, antworte: "Ja" und lächle. "Man weiß nie, was Männer benötigen", meint sie, spricht dabei scheinbar aus Erfahrung.

"In diesem Falle ist es eher meine Überfürsorglichkeit", erkläre ich. "Er würde eine Woche auch nur mit einer Boxer, einem Paar Socken und einer Jogginghose überleben."

"Aber dies können Sie als seine Frau nicht zulassen", stellt sie fest, worauf ich mich fast an meiner Spuke verschlucke, sie jedoch nicht mehr korrigieren kann, da der Fahrstuhl sich durch ein Pling öffnet. "Ich wünsche Ihnen alles Gute mit Ihrem Mann", wünscht sie mir, den Stock zum Abschied hebend. "Und er überlebt auch zwei Wochen mit denselben Sachen", fügt die alte Dame noch scherzend hinzu, ehe sie um die Ecke verschwindet.

Ihre Worte überwältigen mich so sehr, dass ich nur im letzten Moment bemerke, wie der Fahrstuhl sich schon wieder schließt, weswegen ich hektisch raus hechte, mich in Richtung Harrys Zimmer begebe.

Wirken wir so...? Wirke ich, wie eine Ehefrau, die ihrem Mann seine Kleidung bringt?

Vergiss den Gedanken und konzentriere dich auf das Wesentliche, ermahne ich mich selber, drücke mit meinem Ellenbogen den Griff zu dem Zimmer herunter und trete ein.

"Du könntest ruhig das Rollo hoch ziehen und lüften", meckere ich, genervt die Augen verdrehend, da es grauenhaft in diesem Raum riecht. "Hast du geraucht?"

"Ich hab Besuch", kommt es mit einem Mal von dem Bett und ich schaue erschrocken von dem Tisch auf, auf dem ich die Becher stellte.

Ein Mann mit leicht grau-braunen Haaren sieht zu mir, eine Zigarette in seiner Hand. Der Blick liegt auf mir, mustert mich und ein Grinsen liegt auf seinen Lippen. Irgendwie sieht er nett und freundlich aus, doch mir gefällt die Tatsache nicht, dass er raucht. Die leicht krumme Nase rümpft er beim Riechen, ehe er sagt: "Es stinkt wirklich."

"Wovon das nur kommt?", regt Harry sich auf, der bewegungslos im Bett liegt. "Mach die Zigarette endlich aus."

Der Herr mit den kurzen Haaren und rundlichem Gesicht nimmt einen letzten Zug, ehe er den Stummel auf dem Teller ausdrückt, auf den vor ein paar Minuten oder Stunden ein Stück Kuchen oder so lag. Dann steht er stöhnend, sein Hemd zurück unter seinen Gürtel stecken, auf, verabschiedet sich bei Harry, dem er hart von der Seite auf den Oberarm schlägt, gleichzeitig seine Hand schüttelt.

"Ich wollte sowieso gehen, mein Junge", teilt er dem Lockenkopf mit, der mürrisch nickt, krampfhaft die große Hand schüttelt. "Halt die Ohren steif und denk dran, was ich gesagt habe."

"Ja."

"Miss Chapel", verabschiedet er sich von mir, nickt mir zu. Verdattert schaue ich dem Herren nach, bekomme meinen Mund nicht zu. Woher weiß er meinen Namen?

Verwirrt schüttele ich meinen Kopf, laufe zu Harry, den ich zur Begrüßung auf die Stirn küsse. "Ich hab dir frische Wäsche mitgebracht", erzähle ich ihm, kurz auf die Tasche deutend.

"Danke, Baby."

Mit einer Hand greift er zu meinem Becken, an dem er mich mehr zu sich zieht, bis ich auf dem Bett knie, und ihn liebevoll küsse, sanft über seine Wangen streiche. Denn Kuss unterbreche ich erst nach einer Weile, als ich frage: "Erzählst du mir, wer das war?"

"Nicht so wichtig!", wimmelt der Lockenkopf mich ab, küsst mich erneut.

Na, schön.

Zärtlich küsse ich ihn wieder, arbeite mit meiner Zunge gegen seine, bis er nun derjenige ist, der diese Aktion stoppt. "Keine Nachfrage, wer er ist oder wieso er hier war?"

"Du bist deswegen dann nur genervt und außerdem denke ich, dass er dein Anwalt ist. Und selbst wenn nicht", erkläre ich, meine Stirn gegen seine legend. "Ich vertraue dir."

"Ich habe noch keinen Anwalt", erzählt Harry mir, womit dieser Punkt weg fällt. "Ich finde einfach, dass er keine große Rolle für uns spielen sollte, weshalb ich nicht weiter drüber reden will."

"Du hast doch wieder davon angefangen", ärgere ich ihn, mich nun aufrichtend.

Lange starre ich ihn einfach an, mir verlegend auf die Unterlippe beißend, bis ich mich mit meinen Händen von seiner Brust drücke, zu dem Schrank laufe, in den ich seine Tasche erst mal beförderte. Etwas nervös wühle ich nach dem Gegenstand, den ich gestern lange suchte, weil er einfach verschwunden war.

"Was suchst du jetzt?", fragt Harry mich neugierig, richtet sich im Bett etwas auf. "Handschellen oder was?"

Kopfschüttelnd finde ich den Gegenstand endlich, halte ihn hinter meinen Rücken und schmunzle in mich rein. Keine Ahnung, ob er es mögen wird oder nicht, aber ich fand es keine so schlechte Idee.

Vorsichtig lege ich mich zurück ins Bett, hebe dann meine Hand, an der das silberne Ding auf einem meiner Finger hängt. Harry hebt skeptisch eine Braue. "Sieht das für dich, wie Handschellen aus?"

"Ich weiß noch nicht, ob mir Handschellen lieber wären oder nicht", murmelt er vor sich hin. "Wofür die Schere, Honor?"

Verlegen schlucke ich hart, bevor ich erkläre: "Naja, also ich habe gestern Abend eine Sendung zum Thema Haare schneiden gesehen und dann ist mir eingefallen, dass deine hier hinten-" Etwas gehe ich durch die Haare an seinem Hinterkopf, die sich durch das trockene Blut ganz komisch anfühlen. "-etwas kaputt sind und... Dir würde vielleicht auch ein neuer Haarschnitt stehen", murmele ich zum Schluss nur noch, kaum verständlich.

"Von dir?", hackt der Mann nach.

"Mmmh." Nickend beantworte ich schweigend seine Frage, schaue verlegen weg. "Du musst nicht! Ich weiß, es ist eine dumme Idee. Ich pack die Schere gleich-"

"Lass uns dazu vielleicht ins Bad gehen, damit mein Bett später nicht kratzt", unterbricht der Mann mich mit einem Lächeln, umfasst mein Gesicht, damit ich ihn ansehe und still halte.

"Wirklich?" Irgendwie erfreut darüber strahle ich, reiße meine Augen überrascht weit auf.

"Ja", versichert Harry mir.

"Danke. Ich schneide auch nicht zu viel ab, versprochen."

"Wehe ich besitze später eine Glatze", warnt er mich, während ich ihm nun beim Aufstehen helfe. Unter seinen Armen ihn schwach haltend, seine Hand fest umklammern, führe ich ihn ins Badezimmer, wo er auf einem Hocker Platz nimmt, sich sein Oberteil über den Kopf zieht.

"Ich bin vorsichtig. Wirklich! Versprochen!"

Meine Hände zittern jetzt und ich schaue unsicher auf Harry, der vor mir abwartend sitzt. Wenn ich seine Haare jetzt abschneide, wird er nicht mehr mein Lockenkopf sein und ich weiß nicht, ob ich mich an diesen Gedanken gewöhnen kann. Seine Locken sind doch mit sein 'Markenzeichen'.

"Baby. Du musst nicht alles abschneiden, aber bitte schneide was ab, weil ich selber langsam diese Länge überhabe", munter der Mann mich nun auf. "Pass auf." Vorsichtig nimmt er die Schere an sich, schaut sich im Spiegel an, wo er sieht, wie viel er von seinen Haaren abschneidet.

"Das sind doch mindestens zehn Zentimeter, Harry", stelle ich keuchend fest, kann nicht glauben, dass er sich diese Länge einfach so abschneidet.

"Zehn nervige Zentimeter, die kaputt sind durch das ganze Blut. Schneid es einfach ab, Honor."

Einverstanden, weil er so überzeugt vor mir sitzt, nehme ich die Schere wieder an mich und schneide so viel ab, wie er vorher schon abschnitt, versuche alles etwas stufig zu machen und schaue immer wieder in den Spiegel, durch den Harry mich beobachtet. Er lächelt manchmal aufmunternd oder sagt etwas, wie, dass es ihm gefällt, worauf ich weitermache.

Es sieht wirklich nicht schlecht aus.

Mich stört nicht die Länge der Haare oder irgendwas an seinen Haaren. Mich stört dieser rote Fleck an seinem Hinterkopf, der wohl eine Weile nicht verschwinden wird.

"Fertig?"

Nickend antworte ich, wuschele einmal durch die nun viel kürzeren Haare, bevor ich nach einem frischen, auf dem Waschbecken liegenden Verband greife, den ich Harry um den Kopf wickele. Zur Sicherheit liegen an die zehn Stück der Verbände hier, damit etwas immer griffbereit liegt.

"Danke!", bedankt er sich bei mir, zieht mich auf seinen Schoss. "Wenn ich stehen könnte, würde ich ja jetzt mit dir was in der Dusche, als Dankeschön, wiederholen, aber du musst warten, bis ich aus eigener Kraft wieder stehen kann."

"Das wird schon wieder", ermutige ich ihn, gehe nicht stark auf seine Anspielung ein. Wer weiß, ob er wirklich alles hörte, das ich sagte, während er schlief. Ich erhoffe mir, dass einige, unwichtige Stellen, vielleicht nicht hängen geblieben sind.

"Hilfst du mir zurück, damit ich meinen nun schon kalten Kaffee trinken kann?", bittet er mich nach einer kurzen Weile, worauf ich aufspringe, seine Hand ergreife und ihn zurück in das Zimmer führe, wo er stöhnend sich auf das Bett setzt, dankend den Becher annimmt, welchen ich ihn überreiche.

"Ich kann dir sonst auch neuen holen, wenn er dir nicht schmeckt", biete ich ihm an, da er sein Gesicht leicht angewidert verzieht. "Das macht mir wirklich nichts aus."

"Nein, du bleibst hier."

"Na, schön", murmele ich, nicht ganz zufrieden damit, dass ihm der Kaffee nicht so schmeckt, wie er es eigentlich sollte.

"Der Arzt meinte, dass ich in drei Tagen vielleicht, wenn die Werte gut sind, raus darf?"

"Wirklich?" Quietschend sehe ich ihn darüber freudestrahlend an, kann es nicht glauben.

"Ja und er meinte, dass die Werte bis jetzt wirklich gut sind", redet Harry weiter. "Und ich bekomme übrigens das Attest, damit wir im Gerichtsprozess Beweise haben", erzählt er mir, amüsiert über meine Freude.

"Hör auf über mich zu lachen", meckere ich. "Ich freue mich halt einfach über die ganzen Infos." Kurz schubse ich ihn leicht an der Schulter. "Dir geht es gut und Niall lebt auch. Leonard wird seine gerechte Strafe bekommen und ja... Wir beide schaffen es einfach immer wieder so viele Hindernisse zu überwinden und darauf bin ich stolz, Harry!"

"Ich bin stolz auf dich, weil du so stark bist, Honor", kontert er. "Und ohne dich hätte ich das wahrscheinlich niemals solange ausgehalten."

Verlegen schaue ich weg, obwohl ich das Selbe entgegnen könnte. Ohne ihn, würde ich am Boden eines dunklen Meeres liegen und in meinem morschen Wrack ertrinken.

"Ich liebe dich."

"Ich liebe dich auch."

Wir beide lachen und ich umarme Harry, der mit dieser neuen, etwas kürzeren Frisur trotzdem sehr ungewohnt aussieht.

"Wir haben in englischer Literatur gerade in ganz spannendes Buch angefangen", spreche ich irgendwann in die Stille. "Soll ich dir davon vielleicht etwas vorlesen?"

"Hast du es hier?", fragt Harry mich verwirrt.

"Ich habe es dir eingepackt, weil ich dachte, dass es dich vielleicht interessiert", erzähle ich, stehe auf, um es aus seiner Tasche zu holen. "Und in der Uni behaupte ich, dass ich nie eins bekommen habe. Der Professor verschusselt viele Dinge, da wird ihm dies nicht auffallen."

"Na, dann." Amüsiert klopft er auf die Matratze neben sich, wo ich nun Platz nehme und das Buch aufschlage, ehe ich beginne zu lesen, dabei meinen Kopf an Harrys Schulter gelehnt.

"Vor tausenden von Jahren herrschte ein Prinz in..."

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