253-Sweet Dreams

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"Kennst du den Song noch?"

Dad dreht, schon voll in dem Rhythmus des Liedes, das Radio lauter, trommelt wild auf dem Lenkrad, wobei er fragend zu mir sieht. Amüsiert, mit einem Schmunzeln nicke ich, schwanke leicht hin und her. Natürlich kenne ich das Lied noch, schließlich sangen er und ich es häufig, wenn wir unterwegs waren.

Die Geschichte dazu ist ziemlich lustig. In meinen Augen zumindest.

Zu meinem fünften Geburtstag schenkten meine Eltern mir eine CD, auf die Dad vorher Kinderlieder brannte. Dachte er zumindest, bis plötzlich ein altes Lied abgespielt wurde und ihm klar wurde, dass die CD für mich und Grandma verwechselt wurden. Sie wollten diese dann später austauschen, wogegen ich mich aber weigerte und lautstark protestierte. Mir gefielen die alten Songs so gut, dass wir sie danach auf jeder Autofahrt hören mussten, da ich nichts anderes mehr hören wollte.

Was Grandma mit den Kinderliedern machte weiß ich nicht, aber ich weiß, dass ich als Kind die Autofahrten sehr genoss.

Vor allem wenn ich vorne Rennfahrer spielen durfte und die Disk ablief. Dann war ich sozusagen wunschlos glücklich.

Wir beide wackeln im Takt hin und her, wozu ich klatsche, mein Vater weiterhin fährt, bis wir an einer roten Ampel halten, er nun lautstark beginnt zu singen. "Sweet Dreams are made of this, who am I to disagree", brüllt er durch den Wagen, sodass ich schon befürchte, die Menschen draußen rufen gleich einen Arzt. "Was ist", neckt er mich dann, stupst mich von der Seite frech an. "Kennst du denn Text nicht mehr?"

Bei dem herausfordernden Blick des Mannes beginne ich nun auch zu singen, klatsche weiterhin in meine Hände. Im Refrain meint Dad dann: "Du blühst ja richtig auf", und lacht, während ich weiterhin ausdrucksstarke Bewegungen mit meinen Armen vollführe.

Ich lausche einfach nur frei der Musik, dem Rhythmus und den Tönen, genieße es, wie Dad und ich vollkommen laut und ausgelassen hier singen. Bis zum Ende und der nächste Song beginnt, zu dem ich auch immer wild in meinem Kindersitz wackelte.

Manchmal war mein Oberkörper wie versteift, fest angeschnallt, wodurch nur mein Kopf und die kleinen Füße wackelten, Mom immer wieder ihre Chance für lustige Bilder nutzte. Autofahrten waren einfach immer grandios, wenn meine CD lief.

Laut, musikalisch, lustig und niemals langweilig.

Selbst meine Mutter sang häufig mit, obwohl sie nie solch ein großer Fan dieser grölenden Menschen in den Autos war. Sie hielt deren Verhalten für unzügelbar, unsittlich, weswegen sie meistens stumm neben Dad saß. Doch manchmal konnte auch sie sich nicht zurückhalten und klatschte lachend mit in ihre Hände, ließ sich –so wie ich es gerade tue- einfach von der Musik leiten.

"Sweet Dreams are made of this, who am I to disagree, I travel the world and the..."

Vollkommen unbeschwert drehe ich die Lautstärke höher, jodele weiter, tanze auf meinem Sitz und genieße dieses zufriedene, sorgenlose Gefühl, welches die Musik mir schenkt. Für ein paar Momente kann ich wirklich Alles vergessen, was mich bedrückt, unglücklich macht.

Denn mit diesen Liedern verbinde ich nur alte Zeiten, in denen es noch keinen Harry gab, der ständig meine Gedanken beeinflusste. Nur Mom, Dad und ich gab es, die wie Fußballfans ihr Auto zusammenbrüllten.

Zwar liegt diese Zeit schon sehr weit zurück und man möchte von zwei erwachsenen Menschen ein sittliches Verhalten im Straßenverkehr erwarten, jedoch kümmert sich niemand –nicht mein Vater und ich noch weniger- gerade um die Meinung anderer Menschen.

Die Fenster des Wagens sind sowieso verdunkelt, denke ich mir breit grinsend, bei dem Pianosolo über das Armaturenbrett vor mir gleitend, so als würde es gerade live von mir gespielt werden.

Nicht ganz sicher, ob ich gerade ein Hupen hörte, feuere ich Dad nun an, der seinen Kopf vor und zurück schwenkt, laut in der stillen Pause brüllt, danach ausgelassen mit mir lacht. „Warte, gleich kommt der Refrain nochmal", weckt er meine Aufmerksamkeit, hebt warnend den Finger und zählt, bis der Chorus erneut ertönt, wir wieder laut kreischen.

Zum Glück sind die Scheiben nicht nur getönt, sondern auch sehr dick. Wer weiß, ob die Leute draußen nicht sonst Hörschäden von unserem Quietschen bekommen.

Bei Elvis Presley drücke ich weiter, habe keine Lust auf Grandmas persönlichen King –gleich nach Grandpa.

Eine Gitarre beginnt zu spielen, worauf eine weibliche Stimme einsetzt, ich Dad mit großen Augen anschaue. "Du Mörder!", rege ich mich auf. „Was soll das?"

"Deine Mutter wollte auch mal andere Dinge hören", verteidigt er sich, während das neumodische Lied weiter spielt.

"Mom fährt nicht oft mit diesem Auto. Also erkläre dich." Ich scherze bloß, finde es trotzdem lustig. Er weiß ganz genau, wie viel mir diese CD bedeutet.

Wenn ich noch kleiner wäre, würde ich wahrscheinlich wirklich eine Szene abschieben, wieso sich mit einem Mal neue Lieder auf meiner geliebten Disk befinden. Jetzt kann ich mich nicht zurückhalten und singe beim zweiten Mal des Refrains erneut mit, ohne auch nur eine Erklärung des Mannes abzuwarten.

"I've got no roots, but my home was never on the ground. I've got no roots, but my home was never ground." Mir gefällt dieser Rhythmus, das Schleugzeug im Hintergrund und die starke, aufmunternde Stimmung die von dem Lied ausgeht, mich meinen Kopf stark schüttelnd lässt.

"Gott, Schatz", lacht Dad, mich etwas beruhigend festhaltend. "Pass auf, dass du dir nicht deinen Kopf stößt."

Verlegen beruhige ich mich nun ein wenig, schaue verlegen auf meine Finger, wieder ruhig sitzend. Bei einem Hupen drehe ich mich auf dem Sitz, werfe einen Blick auf das Auto hinter uns, dessen Fahrer sehr wütend aussieht und aggressiv die Hände in die Luft reißt. Danach schaue ich hektisch nach vorne, direkt auf die Ampel.

Die grün leuchtet.

"Nun sind wir beide Übeltäter", scherzt der Mann neben mir, endlich den Motor startend, damit wir hierwegkommen.

"Dad." Vollkommen empört und beschämt, da unser Hintermann uns bestimmt so wild zappeln gesehen hat, werfe ich ihm böse Blicke zu, muss jedoch ebenso amüsiert und belustigt lachen, weswegen ich mir meine Hände vor den Mund schlage. "Das hast du mit Absicht gemacht. Gib es zu!"

"Erwischt."

Kopfschüttelnd drehe ich meinen Kopf dem Fenster und den Häusern Corbys zu, die an uns vorbeiziehen. In einigen Gärten arbeiten die Menschen oder es spielen Kinder, die froh sind, nicht zur Schule zu müssen. Andere sieht man für einen kurzen Augenblick in der Küche kochen oder im Wohnzimmer bequem auf der Couch hockend, ihre freie Zeit genießen.

Mir fehlte diese Stadt so sehr und ich bin irgendwie froh, endlich wieder länger hier zu bleiben. Ich bin mehr glücklich darüber, als ich es mit Harry wäre. Wieso auch immer.

Bei ihm ging es mir immer nur darum in seiner Nähe zu sein und da interessierte der Ort mich recht wenig. Nun bin ich alleine und muss auch einsam auskommen, was wohl der Grund dafür ist, dass ich jegliche mögliche Gesellschaft bevorzuge.

Sie lenkt mich von so vielem ab.

Von der Uni, meinen Problemen, Charlotte und Harry, meiner Einsamkeit, der Wohnung, aber am meisten von Harry, ganz alleine. Ohne eine Person oder Taten. Einfach von der Person Harry, mit den Locken und Tattoos.

Corby zählte noch vor einem Jahr nicht zu meinen Zufluchtsorten, sondern galt als eine Stadt, in die ich nur noch zeitbegrenzt gehen würde. Doch dann kam die Arbeit im Kindergarten, nachdem wir umgezogen waren, mein Grandpa, Olivia, all die Ereignisse und vor allem der mürrische Hausmeister, um den sich alles drehte.

"Der Fahrer hinter uns sah so zornig aus", wende ich mich Dad zu, erneut einen Blick zu dem Mann hinter uns werfend, der nun bestimmt beabsichtigt und extra nach links abbiegt, während wir gerade aus fahren. Mein Lachen kann ich mir trotzdem nicht verkneifen.

"Du strahlst aber", stellt mein Vater auch fest, die Augen auf die Straße gerichtet. "Außerdem muss eine waschechte Chapel einmal bei einer grünen Ampel stehen bleiben."

"Mom bleibt bestimmt nie bei einer grünen Ampel stehen", kontere ich. Sofort als Gegenargument bringt Dad hervor, grinst dabei verschmitzt: "Nein, die jagt über rote Ampeln. Ist ihr erst letztens geschehen."

Ich kann mir nicht ganz vorstellen, wie meine Mom über eine rote Ampel fährt. Sie zählt zu den übervorsichtigen Menschen, die sich eigentlich an alle Regeln und Straßenschilder halten, sogar bei einem unnötigen Stoppschild stehen bleiben. Da erscheint es mir schon skurril, dass sie bei Rot eine Kreuzung überfahren haben soll.

"Ihr Gesicht, als sie es bemerkte, war göttlich. So groß waren diese braunen Augen noch nie", scherzt der Mann über seine eigene Frau, welche ihn vorwurfsvoll und warnend ansehen würde, wenn sie neben ihm säße. Doch ich bin hier und kann seelenruhig über die Erzählung lachen.

"Verrate ihr aber nicht, von wem du das erfuhrst! Ansonsten muss ich auf der Couch schlafen", fügt er noch hinzu, mir vertrauensvoll zuzwinkernd.

"Geht klar."

Eine Weile schweigen wir beide nach dieser Unterhalten, in der ich nach draußen schaue oder aufmerksam der neuen Musik auf meiner CD lausche. Sogar ein paar OneRepublic Songs wurden hinzugefügt, über die ich mich freue. Es sind zwar die Basics, doch damit kann ich leben.

"Du bist übrigens, schon quasi vollkommen bei deinem Großvater eingeplant", teilt Dad mir mit, nun in die Straße zu unserem Haus einbiegend. "Bei Mrs. Jenkins, versteht sich. Deine Mutter erzählte mir letztens, dass die Frau sich schon auf dich freut."

"Ich mich auch", erwidere ich, bin schon sehr gespannt auf die Gruppe. Ich weiß, dass einige von ihnen nun in der Schule sein müssten und neue Kinder hinzugekommen.

"Aber Meredith erhofft sich auch, dass du wenigstens eine Woche mit im Laden anpackst." Bei dem flehenden Lächeln, dass ich diesen Wunsch meiner Mom erfülle, nicke ich einverstanden, muss lächeln. Dad versucht immer alles damit Mom beruhigt und glücklich ist, genauso, wie er es für mich tut.

Solch einen Mann wünsche ich mir für meine Zukunft, weiß nur nicht, wer das sein sollte. Eigentlich existiert nur ein Kandidat in meinem Kopf, der jedoch so weit von mir entfernt ist, wie er es wahrscheinlich noch nie zuvor war.

Wir konnten uns in der Schulzeit zwar nie leiden, jedoch gab es damals nicht solch eine große Spalte zwischen uns, wie jetzt. Damals zerbrach er mein Herz nicht in tausend Stücke mit seinen Worten. Er sorgte manchmal für Schmerzen, tat mir weh und brachte mich zum Weinen, doch kreierte er nie tausende Scherben in mir.

Dieser Brief erscheint mir schlimmer, als jede vergangene Hänselei.

"Möchtest du denn wirklich so lange bleiben, während dein Freund in London arbeitet?", schneidet Dad ausgerechnet jetzt dieses pikante, traurige Thema an, von dem er nicht einmal die Wahrheit kennt. "Er muss dir doch fehlen."

"Tut er auch. Aber ich denke, dass es noch qualvoller wäre, wenn ich alleine in der Wohnung bin, während er arbeitet", versuche ich ihn zu beruhigen und dieses Thema schnell zu beenden. "Hier bin ich abgelenkt. Und wie oft bin ich denn schon mal Zuhause? Ihn habe ich ständig."

Ich lüge mich mit dieser Geschichte selber an, erzähle mir selber etwas von einem Traum, der kein Stück wahr wird, ein altes Hirngespinst darstellt. Wir werden nie wieder zusammen sein und er wird nie wieder Zuhause auf mich warten. Er wird nicht mehr arbeiten gehen, damit wir die Wohnung bezahlen können.

Um dieses Problem, nämlich das Geld, muss ich mich auch noch kümmern. Wahrscheinlich suche ich mir einen Job, der irgendwie zusammen mit der Uni klappt. Ich bin es, die sich um das Geld kümmert, nicht der Lockenkopf, da er kein Geld mehr für die Wohnung zahlen muss.

Ein weiterer Punkt, der mir jetzt auffällt.

Meine Abhängigkeit von Harry.

Nicht nur körperlich und geistlich, sondern auch materiell.

Auf ihn konnte ich mich immer verlassen und er kümmerte sich um jedes kleine Problem. Nun muss ich dies selber tun, hoffen, dass ich im Monat über die Runden komme. Ich lebte nicht nur durch seine Anwesenheit, die –scheinbar- gespielte Liebe, sondern auch seine Arbeit.

Was wenn er mich deswegen verließ?

"Bei deiner Mutter setzt du aber ein fröhlicheres Gesicht auf, oder?", holt Dad mich aus den Gedanken, mich skeptisch musternd. Hastig nicke ich, zwinge mich schnell dazu zu lächeln, damit er beruhigt ist und keinen Verdacht schöpft.

Den schwarzen Wagend vor der Garage parkend lächelt der Mann mit den schon leicht grauen Haaren mir stolz zu, bevor wir gemeinsam aussteigen. Kurz erinnere ich mich daran, wie Harry und ich hier zu Ostern gemeinsam aus seinen Auto stiegen, doch dies verdränge ich schnell, nehme Dad dankbar meinen Koffer aus dem Kofferraum ab und meinen Rucksack setze ich mir auf.

Der Weg zur Haustür wird nun von vielen, bunt blühenden Blumen verziert welche Mom in den letzten Tagen sicherlich mühsam pflanzte. Das Treppengeländer wurde neu gestrichen und ich ahne, dass die weiße Bank auch bald an der Reihe ist einen neuen Anstrich zu erhalten.

Ich trete in das Haus ein, stelle ordentlich meinen Koffer ab, ehe ich meine Schuhe ausziehe, den Rucksack absetze und meine Jacke aufhänge, sodass alles Moms Wünschen entspricht. Mein Vater tut es mir gleich, meint: "Lass die Sachen hier erst mal stehen", worauf er mich, eine Hand auf meinen Rücken, in die Küche führt, in der ein leckerere Geruch herrscht.

"Besuch", ruft Dad, über das Klappern von Löffeln und Messern, welche Mom einsortiert.

Freudig legt sie alles weg, dreht sich um, die nassen Hände an der Schürze abwischen, die neu sein muss, da ich sie noch nie zuvor sah. "Honor Schatz", strahlt sie. Mit großen Schritten kommt sie auf mich zu, zieht mich in eine feste, liebevolle Umarmung, die ich erwidere und deren Ende ich lange herauszögere.

"Hi, Mom", hauche ich. "Vielleicht habe ich doch Hunger."

"Damit habe ich gerechnet", entgegnet sie mir. "Nimm Platz."

Mit Hunger im Magen setze ich mich an meinem alten Platz, Dad direkt neben mir, der auch ganz hungrig aussieht, seinen Teller ein Stückchen verschiebt. "Es ist so schön dich mal wieder richtig Zuhause zu haben, Schatz", teilt Mom mir mit, endlich das Essen auf den Tisch stellend und sich ebenfalls setzend. "Ich freue mich auch."

Bei dem Wort Zuhause rührt sich etwas in mir, das ich die gesamte letzte Woche nicht spürte. Zweisamkeit, ein Gefühl nicht alleine zu sein und geliebt zu werden.

Auch wenn ich nicht mehr die Liebe von Harry genießen kann, gibt es meine Eltern, die in jeder Situation für mich da sind, mich unterstützen und mir immer ein Dach über dem Kopf anbieten.

Trotzdem gibt es weiterhin den Schmerz und die Trauer in mir, welche auch nicht verschwinden wird, aber meine Familie macht es eindeutig tausendmal besser.

"Wann kommt unsere Frau mit der einen Hand eigentlich? Sonst will sie mich doch immer sofort sehen", erkundige ich mich bei meinen Eltern, von denen Mom mich mahnend anfunkelt, während sich ihre Ehemann sein belustigtes Prusten nicht verkneifen kann.

Er amüsiert sich: "So habe nicht mal mehr ich sie genannt."

"Und so wird sie auch niemand in ihrer Anwesenheit bezeichnen", warnt die Frau uns beide vor, was uns freche Blicke austauschen lässt. Eine Bemerkung muss ich abgeben, schließlich ärgerte sie mich auch ganz oft. „Sie befindet sich auf der Toilette."

"Na, Hauptsache ihre andere Hand fiel nicht ins Klo", scherzt Dad, worauf aus dem Hintergrund lachend eine alte Frauenstimme ertönt, die meint: "Da fand ich Honor lustiger."

"Grandma." Kreischend springe ich auf, nehme meine Oma in den Arm.

Hier kann es mir wirklich besser ergehen, als alleine in London zu versauern und tausende Taschentücher zu verbrauchen.


*Das andere Lied, nach Sweet Dreams. Ich liebe es so sehr und... Ach, ja...*

https://youtu.be/PUdyuKaGQd4

Kill me, Styles...

https://youtu.be/8uD6s-X3590

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