295-die Familiengeschichte der Styles

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Es fällt mir schwer mich auf das Essen zu konzentrieren, während Harry vor mir sitzt und angestrengt überlegt, wie er mir nun endlich Alles erzählen soll. Alles umfasst, die gesamte Geschichte zwischen ihm und seinen Vater, die vergangenen Jahre, was er tat und sein Plan, der unsere gemeinsame Zukunft beeinflussen wird.

"Iss, bevor dein Essen kalt wird", bat er mich vor wenigen Minuten, da ich ihn ungeduldig anstarrte, kaum noch vernünftig atmen konnte. Weiterhin bin ich nicht in der Lage die Luft normal ein und aus zu atmen, jedoch strenge ich mich stark an, meinen Blick nicht von dem Mann nehmend.

Nachdenklich beißt der Lockenkopf sich auf die Innenseite seiner Wange, fährt sich mit seiner unversehrten Hand einmal gestresst durch die Haare. Unter dem Tisch wackelt er mit seinem Fuß, tippt in einem schnellen Tempo auf den Boden, was sehr an meinen Nerven zieht.

"Könntest du bitte stillhalten?", frage ich ihn deswegen, scharf die Luft einziehend. Mein Kopf oder mein Herz, eins von beiden wäre in wenigen Sekunden explodiert, wenn er nicht sofort bei meiner Aufforderung mit dem Wackeln aufhören würde. "Danke", seufze ich deswegen.

Um etwas für eine bessere Atmosphäre zu sorgen greife ich mir nun mein Messer und die Gabel, womit ich beginne mein Hühnchen zu schneiden. Leicht den Kopf gesenkt, den Blick auf das Fleisch gerichtet und konzentriert schneiden, möchte ich Harry die Zeit zum Wortesammeln geben.

Häufig brauche ich selber eine Weile, ehe ich weiß, wie ich mich am besten ausdrücken soll. Vor allem früher, als wir langsam in der Schule mit Vorträgen begannen musste ich immer fünf Minuten vor der Stunde alleine auf der Toilette sitzen und meine Karteikarten erneut durchgehen, die ich abends unter dem Licht meiner Schreibtischlampe schrieb.

"Weißt du", beginnt Harry nun sich räuspernd, wobei er den Kopf etwas schief legt. "Eigentlich war die Beziehung zwischen mir und meinem Vater nie besonders gut."

Mit dieser Aussage rechnete ich, weswegen ich schweigend nicke. Das klappernde Besteck lege ich zur Seite, um ihn nicht plötzlich mit Klirren zu unterbrechen, denn mich selber würde dies nervös und verrückt machen.

"Am Anfang konnte ich noch gut damit leben. Es gab ständig eine Art Wechsel der Gefühle, womit ich über die Jahre lernte klar zu kommen", berichtet Harry mir. Dabei wirkt er so, als stünde er vollkommen neben sich, würde sich sehr in Gedanken befinden. "Bis Gemma krank und mein Vater immer anstrengender wurde und begann, mir für jegliche Dinge die Schuld zu geben."

Bei dem Namen seiner Schwester trübt sich sein Blick kurz, wirkt traurig und verletzt. Er wird sie für immer vermissen, dass weiß ich, er wird immer an sie denken und sie für immer in seinem Herzen tragen. Er liebt sie, und das wird sich nie ändern. Das zeigt mir einfach nur, dass sein Vater damals Falsches sagte. So viel Falsches!

"Er schlug mich, während sie im Krankenhaus lag", erzählt Harry.

Vor meinem Inneren tauchen wieder die Bilder aus meinem Traum auf, der so wehtat, und ich sehe Harrys Rücken, der von tausenden Narben bedeckt wird. Diese Vorstellung von diese kleinen Jungen, mit den vielen Locken erscheint, wie er weinend am Boden liegt, mit der kindlichen, weinenden Stimme seinen Vater anbettelt, endlich aufzuhören ihn zu schlagen.

"Du weißt, dass er mir die Schuld für ihren Tod gab und ich dann später abhaute und Jace begegnete, weil ich es nicht mehr ertragen konnte", spricht er nun ruhig, erhält zur Bestätigung ein Nicken von mir.

"Wie hat er dich wiedergefunden, Harry?", traue ich mich nun, nachdem lange eine unangenehme Stille zwischen uns herrschte, zu fragen, wobei ich nach der Hand greife, die auf dem Tisch liegt. Meinen Teller schob ich davor zur Seite, konzentriere mich nun voll und ganz auf den Mann, der niedergeschlagen den Kopf schüttelt.

"Ich dachte wirklich, dass wir sicher wären und er uns nie finden würde. Dich wollte ich immer beschützen und dann versage ich so kläglich dabei", murmelt er vor sich hin und für mich klingt es so, als würde er sich selber an allem die Schuld geben, doch ich bezweifle, dass es so ist. "Der Zeitungsartikel, vor dreieinhalb Jahren." Abwartend sieht er mich an, als könne ich ihn mit dieser Aussage sofort verstehen. "Über die neuen Mathestudenten, welche die Aufnahmeprüfung bestanden", fährt er, wegen meiner Unwissenheit, fort.

Und nun fällt es mir wieder ein.

Nachdem Harry die Prüfung für die Aufnahme an der Uni bestanden hatte, schrieb die Campuszeitung einen großen Artikel über die Neuen. Es ging um eine Menge und man sprach mit fast jedem der Studenten, zu denen ebenfalls Harry zählte. Seine Worte, die er damals sagte, bewegten scheinbar nicht nur mich, sondern die Redaktionsleitung, da man diese als Überschrift verwendete. Aber als so große Sache wurde es nach wenigen Tagen dann wieder nicht angesehen, und jeder lebte normal weiter.

Deswegen muss ich lange überlegen, begreife nicht, was der Mann von mir will, bis ich mir diesen Artikel wieder vor Augen rufe. Wir erhalten hier eine Chance, unser Leben neu zu ordnen, nachdem wir den Aufnahmetermin verpassten -Harry Styles.

"Dein Vater lass den Artikel", stelle ich dann geschockt fest.

Schweigend, traurig und entschuldigend zu mir blickend nicht Harry zustimmend. In seinen Augen erkennt man die Reue, welche ich unbegründet finde. Warum tut es ihm leid? Er wollte damals ein neues Leben starten und nicht mehr an seine Eltern denken. Wie hätte er denn mit so etwas rechnen sollen?

"Harry", seufze ich, meinen Griff um seine Hand festigen. "Du konntest das doch nicht ahnen. Kein normaler Mensch liest sich die Zeitung von einer Uni durch, an die er selber nicht geht. Ich meine, kaum einer von uns Studenten, lass jemals die Zeitung."

"Er tat es." Seine roten Lippen presst er fest aufeinander.

In mir spüre ich diesen Drang aufzustehen und sein Gesicht liebevoll zwischen meine Hände zu nehmen, meine Stirn an seine zu legen und ihn zu küssen, wobei ich leise in den Kuss raune, dass er es nicht voraussehen konnte.

"Gemma wäre vielleicht an die Uni gegangen und er wollte gucken, ob er etwas über sie liest."

"Harry?" Bei seinen Worten schießt mir etwas in den Kopf, was ich nicht wahr haben möchte. Dieser geknickte Ausdruck schmerzt in meiner Brust und als mich die grünen Augen anblicken, muss ich tief Luft holen, bevor ich mich traue zu fragen: "Erhielt dein Vater, durch Gemmas Tod, eine psychische Störung?"

Ein Nicken.

"Ich glaube es zumindest. Meine Mom ging nie mit ihm zum Arzt, da er sie irgendwann auch schlug und einschüchterte, nachdem ich abhaute", erzählt er mir dann aber. "Er wollte nicht zu einen Arzt gehen und sah selber nicht ein, dass er krank ist."

Mir tut Harrys Geschichte immer mehr leid und nun begreife ich, wieso er seiner Mutter verzeihen konnte. Sie wurde immer von seinem Vater unter Druck gesetzt und gezwungen, musste Harry schlagen. Er wusste das und ich weiß es nun auch, weswegen ich die Familiengeschichte der Styles immer tragischer finde.

"Also gibt er dir immer noch die Schuld?", frage ich, bekomme ein Nicken, ehe Harry noch weiterfährt: "Und er will mich endlich, vollkommen für Gemmas Tod bestrafen, da ich in seinen Augen weiterhin ein verzogener, frecher Bengel bin, der nichts kann."

"Da irrt er sich aber", entgegne ich ihm sofort, ernst meine Brauen zusammenschieben. "Du bist so ein wunderbarer Mann, den ich für seinen Mut und Stärke bewundere. Dein Vater ist krank."

Zustimmend nickt er, was er heute sehr häufig tut. Einige der Dinge, die wir gerade besprachen, hätte ich mir zu gerne als falsch gewünscht. Zu gerne wäre ich in einigen Punkten von Harry korrigiert worden, eines Besseren belehrt, doch dies geschah nicht.

"Meine Mom und ich, haben einen Plan, oder eine Idee -wie man es nennen will."

"Und der wäre?"

"Dafür muss ich dir noch Einiges erzählen", teilt er mir mit, weshalb ich tief einatme, dann meine: "Ich bin bereit", und mich gerade hinsetze.

"Nachdem ich mich von dir trennte, da die Gefahr, dass du verletzt werden könntest, zu groß war, begann ich für meinen Vater in so einem illegalen Schuppen zu Boxen", erklärt er mir, was ich aufmerksam verfolge. "Zwielichtige Kerle wetteten um den Sieg und mein Vater machte es sich zu Gunsten, dass ich alles tat, um-"

"Um mich zu schützen", beende ich den Satz, da er diesen nicht beendete.

"Er begann mir zu sagen, wie ich in den einzelnen Runden kämpfen soll. Zum Beispiel erst schwach, dass alle auf meinen Gegner setzen, während nur mein Vater auf meiner Seite bleibt und in der letzten Runde, in der man nicht mehr wechseln darf, die dumme Muskelmaschine K.O. schlagen."

"Das ist Betrug", meckere ich sofort, bis mir selber auffällt, wie dumm dies ist. "Niemand hat das bemerkt?"

"Wie, wenn dieser Scheißkerl sich immer wieder neue Taktiken einfallen ließ?"

Ergeben nicke ich, lasse traurig meinen Kopf hängen.

Sein Vater zieht ihn in solch illegale Geschäfte mit rein, nur weil er sich im Recht befindet, denkt, Harry würde den Tod von Gemma verursacht haben. In meinen Augen, muss ihr Verlust damals irgendwas in im ausgelöst haben, weswegen er nun so ist.

Und ein wenig deprimiert, langsam verzweifelt frage ich mich, wann andere uns endlich in Ruhe lassen?

Es gab Louis, der den Kindergarten anzündete. Leonard, welcher Harry fast tötete und mich vergewaltigte. Und nun gibt es da auch noch Harrys Vater.

"Wusste dein Vater, dass du boxt?", frage ich den Lockenkopf.

"Irgendwie wusste er eine Menge über mich", antwortet dieser darauf. "Du musst vorsichtig sein, Honor. Dieser Mann ist unberechenbar und steht nicht alleine. Er hat Männer, warum auch immer, die Aufgaben für ihn erledigen."

"Das klingt, wie ein schlechter Mafia-Film, Harry." Ein wenig jaulend verziehe ich traurig und erschöpft mein Gesicht, begreife nicht, wie wir nach vier Jahren immer noch nicht frei von Problemen sein und endlich glücklich zusammen leben können.

Ich will es einfach nicht begreifen!

"Nimm das bloß nicht auf die leichte Schulter!", warnt er mich ernst. "Glaub mir. Ich habe die Narben auf den Rücken nicht ohne Grund. Du sollst nicht auch noch verletzt werden. Deswegen halte ich dich soweit es geht, aus dem Plan raus."

"Aber ich will helfen!", entgegne ich sofort beleidigt. "Harry, ich will damit machen! Nicht ausgeschlossen werden."

"Du hilfst mir am meisten, wenn ich weiß, dass du dich in Sicherheit befindest." Seine Arme verschränkt er vor der Brust, lehnt sich an die Lehne des Stuhls und mustert mich nachdenklich.

"Wie lautet denn dein Plan, oder die Idee?"

Neugierig hebe ich eine Braue, sehe ihn abwartend an, dass er mir endlich erzählt, wie er all dies beenden will. Ich will erfahren, was er geplant hat, wie wir endlich frei von allem werden.

Andere Menschen, Ethan, Nathan, meine Eltern wussten von dieser Gefahr, vor mir, Bescheid. Sie kannten all diese Geschichten und Ereignis über Harrys Vater, während ich drei Jahre im Dunklen tappte und dachte, der Mann habe mich verlassen, da er mich nicht liebt oder ich etwas Falsches tat. Und dann erfahre ich so viele Dinge, alle auf ein einziges Mal.

"Wir werden es so beenden, wie es quasi angefangen hat. Mit Boxen!", teilt Harry mir dann mit. "Mein Vater will das Geld haben, viel Geld. Ich biete ihm an, dass er einen Kamp groß ausschreiben kann und alles, eine Menge Geld setzen soll und ich zum letzten Mal für ihn kämpfe."

"Denkst du, dass er darauf eingehen wird?", harke ich skeptisch nach.

Es klingt so einfach für mich und irgendwie nicht gerade sinnvoll. So wie ich, von all den Erzählungen, Harrys Vater einschätze, wird er auf diese Forderung nicht so leicht eingehen.

"Meine Mutter und ich sind tausende Möglichkeiten durchgegangen, die alle aber unschön endeten. Das ist unsere einzige Chance, Honor, und wir müssen es probieren", meint Harry, greift nun nach meinen Händen, um mir Mut zu zusprechen. "Ein Problem gibt es dabei!"

"Und welches?"

"Ich ahne, dass er dich treffen will, weil er weiß, dass es am meisten um dich gehen wird. Und so verrückt, wie ich ihn kenne, werden wir da nicht um ein Treffen herum kommen."

Ängstlich beiße ich mir fest auf meine Unterlippe, denke angestrengt nach. "Ich soll deinen Vater treffen?"

Harry nickt. "Es tut mir wirklich leid, aber wenn alles enden soll, dann wird es wohl nicht anders klappen", entschuldigt er sich bei mir, wehleidig in meine Augen schauend.

Ich soll Harrys Vater treffen, damit wir endlich frei sind, Harry ihn los wird und alles gut werden kann. Und wenn es nur bei diesem Essen bleibt, zu dem Harry mich begleiten wird, da er von einem Wir spricht, was habe ich dann zu verlieren?

Die Frage ist nur, ob dieser kranke Mann überhaupt auf den Plan eingehen wird.

"Es ist viel verlangt und gefä-"

"Ich mach es!", unterbreche ich ihn entschlossen.

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