305-Alles wird gut, Harry!

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Kalte Fingerspitzen streichen liebevoll über meine rechte Schläfe. Starke Arme drücken meinen bibbernden Körper fest an eine warme Brust, hinter der sich ein schlagendes Herz befindet. Der süße Geruch von Lavendel und Honig benebelt meine Sinne.

Und ebenso sorgt er für ein Schmunzeln auf meinen Lippen, weil ich nun weiß: Harry ist wieder dar!

Eine dünne Decke bedeckt meine nackten Beine, welche sich in den Stoff geschlungen haben und dadurch kaum beweglich sind. Wahrscheinlich bewegte ich mich im Schlaf ständig hin und her, wie ich es schon früher tat.

Nur schwach erinnere ich mich daran, wie ich einmal den Lockenkopf im Bett neben mir direkt in seinen Allerwertesten trat, worauf er sich -mit schmerzverzogenen Gesicht und über seinen Po streichend- bei mir beschwerte.

"Glaubst du, sie wird wütend sein?"

Klar, so rau und mir eine Gänsehaut bereitend, ertönt die wunderschöne Stimme. Besorgnis, sowie Nachdenklichkeit klingt mit, während jedes einzelne Wort in meinem Kopf erneut hallt. Seine Atmung an meinem Ohr, welches an seinem Brustkorb liegt, geht stockend, schwerfällig.

Fast so, als würde ihn etwas bedrücken.

"Ich würde es ihr nicht verübeln", antwortet Anne. Ehrlich, wie mir scheint, und besonnen. Daraufhin stöhnt Harry tief, gereizt auf und aufgrund seiner kleinen Bewegung vermute ich, dass er sich durch die kurzen Locken fährt, das Gesicht so verzogen, dass die kleine Falte auf seinem Nasenrücken prangt.

Einen kleinen Spalt öffne ich nun meine Augen. Nur so weit, um nicht von den grellen Lampen an der Decke geblendet zu werden, und so, dass ich Harrys Gesicht von der Seite betrachten kann. Tatsächlich befindet sich die kleine Falte auf seiner Nase, über die er sich reibt, danach erneut kräftig Luft holt.

Den ganzen Tag könnte ich diesen Menschen so betrachten, seine Schönheit von der Seite mustern, bis ich irgendwann mich aufrichte und das warme Gesicht zwischen meine Hände nehme, an deren Handflächen die kurzen Bartstoppeln kratzen.

Ihn bedrückt etwas, eindeutig, was in mir das Verlangen auslöst ihn zu beruhigen, nur durch meine Berührungen. Genauso, wie er es immer schafft.

Ich will ihm sagen: "Alles wird gut, Harry!"

Doch bleibe ich liegen, atme unauffällig weiter und belausche die beiden Erwachsenen, deren ganzes Gesprächsthema ich noch nicht vollkommen begreife. Aber mein Kopf wird den Gedanken nicht ganz los, dass ich mit in den Grund verwickelt bin, ohne etwas getan zu haben.

"Wahrscheinlich will sie dich begleiten", meint die schwarzhaarige Frau, die ich nun ebenfalls erblicke. Vorher saß sie an meinem Fußende, wo ich nicht hingucken konnte, jedoch steht sie nun auf, geht zu dem dunklen Fenster, welches direkt auf die Straße führt.

Draußen herrscht bereits die Nacht, was mich grübeln lässt, wie lange ich wohl geschlafen haben muss.

Einen grauen Cardigan tragen, dazu eine schwarze Leggings steht die Frau, ihre Arme vor der Brust verschränkt, vor dem zugezogenen Fenster, dessen Vorhänge sie nun etwas zur Seite zieht, dann leise spricht: "Ihr habt euch geschworen da gemeinsam durchzugehen, Harry! Findest du diese Sache dann nicht etwas unfair? Würde sie dies mit dir tun, wärst du außer dir."

Eindeutig geht es hierbei nicht nur um mich alleine. Ich vermute, dass alles mit Harrys Vater zusammen hängt. Irgendwie verläuft alles in letzter Zeit sowieso nur zu diesem grauenvollen Menschen, und diese Tatsache beängstigt mich mehr und mehr.

"Vielleicht will sie aber auch gar nicht mit. Ich meine -also sie gibt es zwar nicht zu... Aber ich habe es gesehen, wie sehr sie sich vor ihm fürchtet, da würde ich es ihr nicht übel nehmen, wenn sie nicht-" Er zieht scharf die Luft ein, macht eine kurze Pause, ehe er den Satz beendet: "-wenn sie nicht mit möchte."

Reden die beiden über den Kampf am Samstag?

Womöglich, aber warum spricht er davon, dass ich nicht mit will? Ich versprach ihm hoch und heilig, dass ich ihn begleiten und nicht alleine lassen werde. Er würde das Selbe für mich tun. Diese Sache beinhaltet uns beide, beeinflusst unser gemeinsames Leben, da werden wir das Ende ebenso zusammen bestreiten.

"Aber jetzt hast du dafür gesorgt, dass sie nicht mit kann", entgegnet Anne, die sich am Fenster umdreht, ernst mit ihren ähnlichen Augen, in die ihres Sohns blickt, der den Kopf hängen lässt. Dies bemerke ich genau.

Sein Blick liegt auf mir, weswegen ich schnell meine Augen wieder vollkommen schließen musste.

Mein Kopf wünscht sich inständig, dass er es nicht bemerkt hat, während mein Herz wild dafür pocht, dass er mich küsst und rau in mein Ohr flüstert, wie unhöflich Lauschen sei.

Ungeduldig warte ich auf eine Berührung. Und seine Hand legt sich in diesem Moment auf meine Stirn, streicht ein paar kitzelnde Strähnen aus meine Gesicht, bevor Harry feststellt: "Ihr Fieber ist endlich weg. Sie fühlt sich wieder vollkommen normal an."

"Die Wirkung lässt nach", teilt Anne ihm freudig mit, nun ebenfalls zurück zur Couch kommend. "Sie wird auch bald aufwachen." Vorsichtig tätschelt sie ebenso meinen Kopf, meine Temperatur fühlend. "Und dann wirst du ihr mitteilen, was du gemacht hast!"

Den letzten Teil spricht sie befehlerisch aus, wie eine Mutter, die ihr Kind dazu bringen will, einen Fehler zuzugeben, egal wie schlimm er ist.

Es erscheint mir genauso, wie damals, als Sky zu ihren Nachbarn gehen musste, um sich für die zerschossene Fensterscheibe zu entschuldigen. Ich stand die gesamte Zeit neben ihr und muss zugeben, meine Beine haben vor Angst geschlottert, obwohl ich nichts getan hatte. Zum Glück war der alte Mann damals gar nicht Zuhause und Sky log ihre Mutter an, von wegen ihr wurde verziehen.

Diese Lüge gefiel mir noch weniger, als das Klingeln und als die Frau mich fragend ansah, brachte ich keinen Ton heraus, was meine beste Freundin jedoch irgendwie retten konnte.

Nun werde ich leicht angehoben, bevor mein Kopf vorsichtig, sanft und rücksichtsvoll auf die Lehne der Couch abgelegt wird. "Möchtest du etwas trinken, Mom?" Harry richtet sein Shirt, das total verwurschtelt war, spielt danach mit den Ringen an seinen Fingern.

"Könntest du so lieb sein und mir einen Kaffee kochen? Mir fallen sonst die Augen zu", bittet sie ihn, mit einem liebevollen Gesichtsausdruck, dem ich persönlich nicht nein sagen könnte.

"Natürlich", antwortet ihr Sohn nickend. "Ich brauche auch einen", bevor er zur Tür geht, durch die er verschwindet.

Mit Anne alleine, drehe ich mich nun ein wenig auf meine Seite, da mein Po vom Liegen schon leicht weh tut. Die Frau mustert mich nur kurz, bevor sie mir wieder den Rücken zu dreht und müde seufzend aus dem Fenster blickt, die Hände dieses Mal im Rücken verschlungen.

Das Gespräch der beiden Personen muss sich um Samstag gedreht haben. Aber ich kann einfach nicht verstehen, was passiert ist oder wieso Harry denkt, dass ich ihn nicht begleiten werde.

Mein eigentlicher Plan war, als eventuell einziger Fan von Harry direkt am Rand des Rings zu stehen, ein Shirt mit seinem Gesicht und seinem Namen fett auf die Brust gedruckt, seine Tattoos mit Edding auf meine Haut gemalt und wild kreischend, ihn anfeuernd.

Obwohl ich eher stumm am Rand stehen werde und mich ständig ängstlich umblicke, da mit viele skurrile, grimmige Männer anstarren werden. Auf jeden Fall stelle ich mir diesen Ort nicht gerade schön vor, oder wie ein kleines, gemütliches Plätzchen, an dem ich meinen Samstagabend verbringen möchte.

Aber ich werde es für Harry tun, davon halten mich keine einschüchternden Kerle ab, nicht Harry und auch nicht sein Vater, vor dem ich mich am meisten fürchte. Mein Versprechen gegenüber des Lockenkopfs werde ich nicht brechen, denn er brach seins auch nicht.

Mir in dieser Halle nicht von der Seite zu weichen, mich nicht alleine zulassen und mich zu beschützen, in allen Situationen. Er versprach mir dies schon vor Jahren.

Nach Minuten, in denen ab und zu Geräusche aus der Küche an mein Ohr drangen und Anne sich wieder auf die Couch setzte, nachdem sie erneut meine Temperatur fühlte, erscheint Harry im Wohnzimmer, zwei Tassen in seiner Hand vorsichtig tragend. Mit Bedacht stellt er sie auf den kleinen Glastisch, auf dem ich leicht im Augenwinkel ein paar alte Fotos ausgebreitet liegen sehe.

Wie lange habe ich wirklich geschlafen?

Durch die Dunkelheit draußen vermute ich, dass es schon nach neun Uhr sein muss, da es in den vergangenen Tagen immer sehr spät draußen dunkel wurde. Aber kann ich tatsächlich so unendlich lange gepennt haben, nur um die Wirkung der Drogen und Medikamente von Harrys Mom zu überleben?

"Erinnerst du dich noch an den Urlaub?", erkundigt sich Anne, mit einem in freudigen Gedanken schwellenden Ton, scheint ein Bild anzuheben. "Du und Gemma damals am Strand?"

"Sie wollte mich nicht loslassen, weil sie Angst hatte, dass ich wegschwimmen würde", fügt der Lockenkopf zu.

Wie gerne würde ich seine Emotion nun sehen, beobachten, welche Auswirkung dieses Bild auf ihn ausübt. Aber gleichzeitig möchte ich noch eine Weile lauschen, wie die beiden sich ungestört unterhalten und irgendwie auch weiterhin annähern.

Die Schwarzhaarige lacht nun: "Dabei hattest du Schwimmflügel um und konntest kaum deine Beine vernünftig bewegen." Mit ihrem Finger deutet sie auf einen verschwommenen Punkt, der scheinbar Harry sein soll. Doch ich sehe es nicht deutlich genug. "Du in dieser Badewindel und diese süßen Schwimmflügel."

"Die scheiß Dinger haben immer gekratzt", beschwert Harry sich, was mich fast laut kichern lässt. Natürlich muss er fluchen. "Und nie wolltest du oder Gemma mich diese Dinger abnehmen lassen. Dabei hätte ich schon viel eher schwimmen können, wenn ihr es nur zugelassen hättet."

Das Verhältnis zwischen den Dreien war damals bestimmt wunderbar. Da bin ich mir sicher. Erst die tragische Nachricht von Gemmas Krebs und das folgende Verhalten von dem Vater der beiden Kinder ruinierte alles.

Harry erzählte mir mal, wie sehr selbst Anne von dem Mann eingeschüchtert wurde und geschlagen, wodurch sie eingeschüchtert war. Der Lockenkopf war einfach wütend auf sie, dass sie sich nie -im Gegensatz zu ihm- wehrte und ihren Sohn in Sicherheit brachte, der der ständigen Gewalt ausgesetzt wurde.

Manchmal tuen mir alle drei der Familie leid. Harry. Anne. Gemma.

Für den Vater verspüre ich kein Mitleid, nur Hass und Wut.

Und ich hoffe inständig darauf, dass er seine gerechte Strafe noch erleben wird, irgendwann die selben Schmerzen wie sein Sohn durchleben muss. Er verdient es.

"Du sahst zu süß damit aus", scherzt seine Mom, verträumt bei dem Anblick ihres jungen Sohns auf dem Bild lachen. "Gemma ging ja sowieso nie von deiner Seite, weil sie dich immer beschützen wollte. Egal ob mit Schwimmflügel oder nicht."

"Ja", seufzt Harry und sofort spüre ich etwas von ihm, das sich nicht gut in meinem Herzen anfühlt. Er denkt nach, über eine bestimmte, unschöne Sache, die ihn so traurig macht.

"Sie passt auch jetzt auf dich auf, Schatz", versucht es Anne, aufmunternd eine Hand auf seine Schulter legend. "Schließlich brach sie noch nie ihre Versprechen."

Harry nickt, ohne einen Ton hervor zu bringen, doch wirkt er ein Stück weit wieder besser. Zumindest äußerlich. Wie es in seinem Inneren aussieht, kann ich mir nicht ganz vorstellen.

"Schmeckt dir der Kaffee oder benötigst du Milch, Zucker, Kaffeesahne oder keine Ahnung was?"

"Alles in Ordnung", antwortet seine Mutter. "Du weißt doch, dass ich meinen Kaffee gerne schwarz trinke."

Beide nicken, worauf für eine Weile wieder eine Stille herrscht, in der ich mich nun entscheide, langsam so zu tun, als würde ich endlich aufwachen.

Müde gähne ich, strecke meine Arme aus, ein wenig gespielt schmatzend, bevor ich mir meine Augen reibe. Zwei grüne Augenpaare mustern mich, wobei das eine ein wenig besorgt aussieht.

"Mir geht es wieder besser", meine ich zu Harry, der seine Tasse wieder abstellt. "Also guck nicht so", beende ich dann aber lachend den Satz, mich stöhnen aufrichtend. Liebevoll schlinge ich meine Arme von hinten um seinen Hals, drücke mich dicht an seinen Rücken, bevor ich zärtlich einen Kuss auf seine Wange presse.

"Du hast ganz schön lange geschlafen", teilt er mir scherzend mit, einen Blick zu Uhr werfend. Tatsächlich haben wir es schon halb zehn und ich mache mir deswegen gar nicht erst die Mühe zu rechnen, wie lange ich wirklich schlief.

"Damit wir die Nacht durchmachen können", hauche ich -wenn auch nur albernd und keinesfalls mit einem ernsten Ton- an sein Ohr, bevor ich leicht meine warmen Finger unter den Stoff seines Shirts fahren lasse.

An meiner Handfläche spüre ich sein Herz wild schlagen, jede Bewegung seines Brustkorbs wenn er ein- und ausatmet. Zusätzlich kitzeln mich einige seiner Locken an meiner Wange.

Anne beobachtete uns, leicht an ihrem Kaffee nur noch nippend, doch Harry einen alles sagenden Blick zu werfen. 'Erzähl es ihr', befiehlt sie ihm streng.

Jedoch kommt er gar nicht erst dazu, da mit einem mal eine Kinderstimme von der Wohnzimmertür erklingt und ein kleines Mädchen, nur in ihrem Pyjama und barfüßig, auf mich zugelaufen kommt. Wild hüpft sie vor mir auf und ab, wiederholt dabei immer aufgeregt und nach Luft schnappend: "Hallo Honor! Hallo Honor!"

Total überrascht schaue ich zu dem Lockenkopf, der beschämt meinen Blicken aus dem Weg geht und den Kopf hängen lässt.

"Hi, Olivia", bringe ich sehr überfordert hervor, nehme sie nun auf meinen Arm, nachdem ich mich von Harry weg bewegte, der immer noch nichts sagte. "Was machst du denn hier?"

"Harry hat mich abgeholt und gesagt, wir können die ganze Woche Filme gucken, durch London laufen und am -äh- Samstag guckst du sogar Anna und Elsa mit mir." Ihre Augen strahlen bei diesen ganzen Aufklärungen und ich schaue wieder fassungslos zu Harry neben mir, der meinen Blick immer noch ausweicht.

Nach vorne gelehnt, die Arme auf seinen Knien abgestützt, kommt von ihm keine Erklärung.

"Olivia?"

"Ja!" Sofort hüpft sie auf und ab. "Ich bin nur wach, weil ich gucken wollte, ob du vielleicht doch noch aufwachst. Ich wollte dir doch Hallo sagen", erklärt sie mir. Das kleine Mädchen denkt, ich sei wütend auf sie, weil sie um diese späte Uhrzeit noch wach ist. Jedoch bin ich eher etwas wütend auf den Mann neben mir.

"Alles in Ordnung", beruhige ich sie schnell. "Weißt du was? Ich bring dich jetzt ins Bett und danach-" Ernst drehe ich mich zu Harry, unter dessen Kinn ich mit einer Hand fahre, damit er mich ansieht. Und zwar genau, direkt in meine Augen. "-reden wir beide mal miteinander!"


*Danke für eure Geduld und falls es jemanden interessiert.... Ich habe meine theoretische Fahrprüfung bestanden:)*

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