319-nichtvorhandener Bizeps

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Mühselig schließe ich mit der einen Hand die Haustür auf, beide Arme mit Körben behängt, in denen sich unsere Einkäufe befinden. Mein nichtvorhandener Bizeps schmerzt in beiden Oberarmen und mein Herz arbeitet angestrengt.

Normalerweise würde Harry die schweren Sachen all die Stufen nach oben tragen, mir nur die leichten Dinge überreichen, welche ich heute an Olivia und seine Mom übergab. Das Mädchen trägt ein einziges Pack an kleinen Wasserflaschen und in Annes Hände befindet sich einer der leichten Körbe, in dem sich nur Butter, Milch und Marmelade befinden.

Mir selbst gab ich den ganzen Rest, welchen ich auch nicht auf Fragen von der älteren Frau abgeben wollte. "Ich schaff das schon", gab ich ihr stöhnend zu verstehen, bemüht damit, meinen Kofferraum irgendwie zu zudrücken, wobei sie mir dann aber half. "Danke", keuchte ich bloß beschämt.

"Soll ich dir etwas abnehmen, Honor?", bietet sie auch jetzt wieder ihre Hilfe an, mir hilfsbereit eine Hand hinhaltend.

Dankend schüttele ich meinen Kopf, endlich den Schlüssel in das Schloss gesteckt bekommend. Doch das Umdrehen gelingt mir nicht so, weswegen ich ergeben seufze und verlegen zugebe: "Es wäre wirklich nett, wenn du aufschließen könntest."

Mit einem beruhigenden Lächeln tut die Frau mit den schwarzen Haaren dies, hält Olivia und mir dann die Tür weit auf, damit wir ohne große Probleme in die Wohnung kommen, in der ich dann gleich erst mal mit Schuhen weiterhin an, durch bis in die Küche laufe und dort alle Einkäufe auf den Tisch stelle.

Auch das junge Mädchen folgt mir, ihre Flaschen auf den Boden stellend, ehe sie zurück in den Flur läuft, dort etwas an Anne gerichtet erzählt, was ich jedoch nicht ganz verstehe.

Leicht erschöpft mache ich mich daran, alles in den Kühlschrank und die Schränke zu räumen, renne immer wieder zwischen Tisch und der Theke hin und her, lasse die Eier beinahe fallen und lege die Butter in das Gefrierfach.

"Willst du nicht erst deine Schuhe ausziehen?", ertönt es von Harrys Mutter, die in die Küche kommt und verfolgt, wie ich alles -ein wenig hektisch- einräume. "Ich kann hier solange weiter machen", teilt sie mir dann noch mit.

"Das wäre wirklich super", bedanke ich mich bei ihr, mit einem Lächeln auf sie zu gehend. "Ich würde Olivia dann auch noch schnell den Laptop anstellen, damit sie mit ihrer Mutter skypen kann", erkläre ich ihr.

"Dagegen habe ich nichts einzuwenden." Ihr freundliches Lachen, bei dem man ein wenig die Ansätze von Harrys Grübchen sieht, beruhigt einen und bringt einem selber zum Grinsen. Man wird entspannter, wofür ich ihr um den Hals fallen könnte.

Jedoch gehe ich an ihr vorbei, ein 'Danke' hauchend und schlüpfe aus meinen Schuhen. Mir fällt das Bild von Harry auf, welches er auf die Kommode stellte, nachdem ihm auffiel, dass ich durch die Trennung alles von ihm entfernt habe. Wenn er wüsste, dass Ethan und Nathan alles im Keller gesichert haben und vor mir retten, dann würde er einen ganzen Tag mit Laufen und Dekorieren verbringen, nur damit sich alles wieder an seinen alten Platz befindet.

Aber wenn wir bald umziehen, kann es noch etwas länger in den Kartons bleiben.

Im Schlafzimmer greife ich mir den Laptop des Lockenkopfs und das zugehörige Ladekabel. Er schaffte es irgendwie seinen Akku so sehr zu ruinieren, dass man das Gerät nun in jeder Sekunde laden muss, weil es sonst nach zehn Minuten abstürzt. Ein Passwort besitzt er auch nicht, weshalb keine weiteren Probleme auftreten sollten.

Am liebsten wäre es mir aber, wenn er eins besitzt und deswegen hier sein muss, um den Laptop zu entsperren. Aber er befindet sich in diesem 'Black Diabolus'-Ding und bereitet sich nun wahrscheinlich langsam auf den Kampf vor.

Wir könnten gemeinsam auf der Couch liegen, ich auf ihm und seine Hände die über meinen Rücken streicheln, während Olivia mit ihrer Mum skypet oder eben Frozen schaut. Dagegen hätte ich rein gar nichts einzuwenden, wenn Harry sich nur hier befinden würde. Jedoch tut er es nicht, weswegen ich missmutig den Kopf hängen lasse.

"Bereit?", frage ich das Mädchen, als ich das Wohnzimmer betrete und sehe, wie sie sich ein ihr neues Kleid anzieht. Zumindest versucht sie es, hängt mit ihrem Kopf jedoch an der Öffnung fest, da man erst einen Reißverschluss öffnen muss, was sie aber nicht tat.

"Mein Kopf ist zu groß", beschwert sie sich. "Hazza hatte Recht, wenn er mich Dickschädel nannte", redet sie weiter, woraus man schon ihre Enttäuschung hören kann.

"Der größte Dickschädel der Welt, hat dich so bezeichnet?", feixe ich. Harry lässt sich doch selber von nichts abbringen. "Komm mal her!" Dies war vielleicht keine so gute Idee, da sie mich ja nicht sieht, weswegen sie mit ihrem Fuß gegen den kleinen Tisch knallt, worauf ich schnell zu ihr haste.

Vorsichtig ziehe ich den Reißverschluss nach unten, erhalte daraufhin ein breites, wenn auch leicht gequältes Lachen des Kindes, das seinen Kopf nun vollkommen durch die Öffnung bekommt. "Mein Kopf war doch nicht zu groß", freut sie sich, hüpft aufgeregt auf die Couch, auf der ich nun Platz nahm.

"Nein", lache ich. "Das Kleid nur für einen Augenblick zu klein."

"Glaubst du, dass es meiner Mama gefällt?", erkundigt sie sich bei mir, zupft gleichzeitig leicht an dem Stoff, der ihr sehr gut steht.

"Da bin ich mir zu hundert Prozent sicher", antworte ich ihr ehrlich.

"Und Onkel Hazza? Wird es ihm auch gefallen?"

"Er wird denken, eine echte Prinzessin steht vor ihm", entgegne ich, klappe dann den Laptop auf, der mir ein Bild zeigt, bei dem ich heulen könnte.

Sein Bildschirm zeigt uns ein Bild von mir und Olivia, welches er vor vier Jahren heimlich im Kindergarten schoss. Es war an dem Tag, an dem alle fotografiert wurden, nachdem ich ihn dazu überreden konnte. Olivia war noch so klein und nur knapp drei Jahre alt, mit ihrem wunderschönen gelben Kleid. Sie lacht mich an, während ich ihre klatschenden Hände halte.

Und dieses Bild ist eine Erinnerung an schöne, alte Zeiten, in der Harry und ich uns langsam einander näherten und der Beginn von allem liegt.

Der Start von den schlaflosen Nächten, in denen wir andere Dinge miteinander taten. Von den Tagen, an denen wir gemeinsam lachten oder auf der Couch rumalberten. Der Beginn von der Zeit, in der wir niemand anderen sehen wollten, süchtig nach den Berührungen des jeweils anderen waren. Es war so schön.

Auch Olivia scheint von dem Foto fasziniert zu sein, hält sich kichernd ihre Hände vor das Gesicht. "Bin das ich?", harkt sie neugierig nach, erhält ein ehrliches Nicken von mir. "Da war ich ja noch so klein."

"Das war kurz nachdem ich dich und Harry im Kindergarten gefunden habe. Erinnerst du dich noch daran?"

Ich bezweifle stark, dass sie noch weiß, wie ich sie und den Mann damals im Kindergarten auffand, nachdem ich durch Zufall meine Jacke dort vergaß. Es war so, dass Harry sich dadurch mir mehr anvertraute und ich ihn besser kennen lernte. Vor dieser Sache hätte ich niemals gedacht, er würde irgendwelche Gefühle oder Sorgen für eines der Kinder empfinden, und dann erfahre ich, dass er sich ausgerechnet um die Jüngste kümmert.

"Ja, du durftest nicht wütend auf ihn sein", meint sie, was ich als halb richtig ansehe.

Sie hatte mich damals quasi angefleht nicht wütend zu werden, während ihr Freund noch leicht in seiner typischen Trotzphase steckte und mich provozierte. Doch irgendwann erzählte er mir dann die Wahrheit.

"Sozusagen, ja", antworte ich ihr, Skype auf dem Laptop öffnend, wodurch das Bild verschwindet. "Dann wollen wir mal deine Mama anrufen."

Mit meinem Finger gleite ich über das Pad, bewege den Pfeil auf das Profil von Olivias Mutter, bei der ich dann auf das Videosymbol klicke und der Laptop beginnt sich mit ihr zu verbinden. Kurze Zeit später erscheint sie dann auch.

Schon lange habe ich diese Frau nicht mehr gesehen, bin überrascht davon, sie plötzlich mit braunen, kurzen Haaren zu sehen. Scheinbar muss sie sich ihre gefärbt haben. Sie trägt eine weiße Bluse, wirkt somit sehr formell.

"Hallo Mama", quiekt ihr Kind neben mir, winkt freudig in die Kamera.

"Hi, mein Schatz", winkt ihre Mutter zurück. "Hallo Honor", begrüßt sie dann auch mich. Ich winke nur schweigend zurück, bevor ich mich erhebe und leise aus dem Wohnzimmer gehe, damit die beiden alleine sein können.

Noch im Rücken höre ich, wie Olivia ihr stolz ihr Kleid zeigt und von ihrer Mutter ein Lob und 'Schön' kommt. Seitdem sie mich so fertig wegen dem Unfall ihrer Tochter machte, wechselte ich kaum noch ein Wort mit ihr und ich denke, dass sich dies auch nicht großartig in nächster Zeit ändern wird.

Auch nicht durch unseren Umzug nach Corby, wodurch wir wieder näher bei ihr und ihrer Tochter wohnen, und diese somit wahrscheinlich noch öfters sehen werden. Sie entschuldigte sich nie für ihre ganzen Anschuldigungen und Vorwürfe, die mir eine schreckliche Zeit bereiteten.

Leise schließe ich hinter mir die Tür und begebe mich zurück in die Küche, wo Anne alle Körbe leer räumte, die nun auf dem Tisch stehen. Außer einer, in dem sich die Unterwäsche, Socken und Häschenschlüpfer für Harry befinden. "Ich räum das schnell weg", teile ich ihr peinlich berührt mit, greife mir -auf meine Unterlippe beißend- den Korb, mit dem ich ins Schlafzimmer laufe.

Dort räume ich die Unterwäsche in den Schrank, außer die mit den Hasen, welche ich offen aufs Bett lege, als mir eine kleine Verpackung auffällt, die sich unter allem befand. Scheinbar kaufte die Frau, hinter meinem Rücken, eine Packung Kondome, womit die Situation aus dem Laden nur noch peinlicher wurde.

Das ist wie... wie wenn deine besten Freunde, dir welche vor den Augen deiner Eltern in die Hand drücken und dazu den Kommentar abgeben: "Du wirst es brauchen!" Glaube ich zumindest, obwohl ich keinen Vergleich besitze, da Nathan und Ethan mir diese Peinlichkeit ersparten.

Aber mein eigener Freund bekommt dies bei seiner Mutter nicht auf die Reihe.

Mir kommt es so vor, als wird dieser Gang zurück in die Küche so peinlich werden. Und ich weiß nicht, was ich jetzt sagen soll. Wie soll man den auch bitte darauf antworten, wenn jemand anderes, als du selbst oder dein Partner, Kondome für einen kauft? Mit Danke, die benötige ich dringen? Oder, hey, die hab ich mir schon immer gewünscht?

Mir fällt nichts Gutes ein, weswegen ich erst mal schweige, als ich die Küche betrete. Unwohl tippe ich von einen Fuß auf den anderen, weiß nicht genau, was wir jetzt machen könnten, blicke mich deshalb unbeholfen in meiner eigenen Küche um, als würde ich sie zum aller ersten Mal sehen.

"Möchtest du einen Tee? Oder Kaffee? Wir haben auch noch Kuchen da", beginne ich dann Anne einige Dinge anzubieten. Mein inneres Ich feixt währenddessen: Und nun haben wir auch wieder Kondome!

Als sie mir mit 'Kamillentee wäre super' antwortet, freue ich mich und schiebe meine Gedanken beiseite. Lieber mache ich mich daran das Wasser aufzukochen und eine Tasse für sie und eine für mich vorzubereiten.

"Mit Milch oder Zucker?"

"Keins von beidem."

Ihre Beine hat sie, auf dem Stuhl sitzend, überschlagen, die Hände auf den Schoss liegend. Ich glaube, sie guckt sich ein wenig die leicht verwelkten Blumen auf dem Tisch an, die ich dann schnell gieße, nur damit es aussieht, als würde ich mich regelmäßig um die Pflanze kümmern.

Um ehrlich zu sein ist es ein Wunder, dass sie überhaupt noch steht.

Das Wasser kocht laut im Hintergrund, während zwischen Anne und mir eine beklemmende Stille herrscht. Sie ahnt wahrscheinlich, dass ich die Kondome gefunden habe.

Seufzend meine ich dann nach einer Weile, teile ihr meine Gedanken mit: "Irgendwie würde ich gerne nochmal mit Harry sprechen, bevor der Kampf losgeht", und erhalte von ihr ein zustimmendes Nicken, was wohl so viel heißen muss wie, dass sie auch gerne mit ihm sprechen würde.

"Vielleicht schreibst du ihm und sagst, dass er dich davor nochmal anrufen soll", schlägt sie vor, was ich für eine sehr gute Idee halte und deshalb gleich in die Tat umsetze.

Mein Handy ziehe ich aus meiner Hosentasche, öffne Harrys Kontakt und tippe.

Hi
Könntest du mich bitte, bevor du da raus musst und nicht mehr mit mir reden kannst, nochmal anrufen? Deine Mom und ich würden gerne mit dir reden und Glück wünschen.
Hab dich lieb.

Dann drücke ich auf senden, erhoffe mir ja irgendwie, dass er sofort antwortet, was jedoch nicht geschieht. Trotzdem stelle ich mein Smartphone von stumm auf laut, bevor es wieder in meiner Hosentasche landet.

"Er wird sich schon melden", teilt Anne mir Hoffnung schöpfend mit, dankbar ihre Tasse Tee annehmend, die ich ihr überreiche.

"Mein Magen fühlt sich einfach so komisch an und das kann nichts Gutes verheißen", gebe ich ehrlich zu, sehr nervös an dem heißen Getränk nippend.

Noch nie zuvor wünschte ich mir so sehr, dass ich mich irre.


*Alte Covers von Little Freaks*

*Geh gleich schlafen und würde mich morgen früh sehr über viele, liebe Kommentare freuen:)*

*Love you all*

*Ich schätze mal, dass wir am Samstag durch sind*

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