322-nicht sehr erreichbar

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Nathan biegt rechts ab, während ich zum nun schon fünften Mal das Piepen aus dem Handy höre, ungeduldig mit meinem Fuß auf die Matte tippe, genervt aus dem Fenster schaue. Die Häuser, welche in die Dunkelheit der Nacht getränkt sind, ziehen nur so an uns vorbei, da Nathan eindeutig etwas zu schnell fährt.

Nicht nur ich sorge mich um Harry, sondern jeder von uns, der von dieser Sache Bescheid weiß.

Warum kann unser Leben nicht ein einziges Mal normal und sorgenlos verlaufen, frage ich mich selbst, nun auf den roten Hörer drückend, da die Mailbox angeht, ehe ich schon zum zweiten Mal die Nummer meines Freundes wähle, besorgt zu dem Mann neben mir blicke, der beruhigend seine Hand auf meinen Oberschenkel legt.

Ethan versucht mich mit einem kleinen, freundlichen Lächeln aufzumuntern, schiebt dann eine Strähne hinter mein Ohr. Er lauscht aber ebenso aufmerksam, wie ich, als erneut das Piepen ertönt, welches mich noch ganz verrückt macht.

"Geh ran!", raune ich flehend, wackele etwas mit dem Hand, so als könne dadurch plötzlich die wichtige Stimme des Mannes ertönen. Aber ich bekomme als Antwort nur: "Guten Tag, Sie sind verbunden mit..."

Stöhnend lege ich erneut auf, würde mein Handy so gerne verzweifelt aus dem Fenster werfen, doch wähle dieses Mal Nialls Nummer, wo ich mir mehr erhoffe. Einen Blick in den Rückspiegel werfend, sehe ich, wie auch Nathan mich immer wieder kurz mustert, ehe er wieder auf die Straße blickt, uns sicher durch die Gegend fährt.

Hoffentlich sind wir bald da!

"Geht er immer noch nicht ran?", erkundigt der Blondschopf sich nun auch noch an seinen Freund gewandt. "Sie versucht es nun schon bei Niall", teilt sein Freund ihm daraufhin mit.

Wir beruhigend wäre es, wenn der Ire dann auch rangehen würde. Jedoch gelange ich sofort an seine Mailbox, was wohl heißen muss, dass sein Handy, ausgeschalten wurde. Und das bringt mich vollkommen ans Ende.

"Er geht nicht ran", schluchze ich, stecke mir mein Handy wütend in meine Hosentasche. "Verdammt, keiner der beiden geht an sein Handy." Ich rege mich total auf, werde immer aufgebrachter und unruhiger.

Am liebsten würde ich an dieser roten Ampel einfach aus dem Auto steigen, sie verfluchen, dass sie nicht auf Grün ist und alleine, den Weg bis zu diesem Club, dieser Bar oder was auch immer selber laufen. Ich würde so schnell wie noch nie in meinem Leben laufen.

Es wäre schneller als vor Jahren, in denen ich durch den Schulflur gejagt wurde, es wäre schneller, als an dem Tag, an dem ich ins Krankenhaus laufen musste, da Leo Harry niederschlug. Ich würde um mein Leben laufen, um Harrys, das mit meinem verbunden ist.

Nathan fährt aber weiter, kaum dass die Lichter auf Gelb geschaltet haben und drückt kräftig aufs Gas. Wir jagen weiter, fahren durch die dunklen Straßen, überhole andere und biegen scharf um die einzelnen Kurven.

"Vielleicht haben die dort auch keinen Empfang, Rub", startet Ethan den Versuch mich zu beruhigen, worauf ich jedoch gleich pampig entgegne: "Ich hab heute früh noch mit ihm telefoniert!" Zusätzlich verschränke ich meine Arme vor der Brust, ziehe meine Augenbrauen streng, nachdenklich zusammen.

Wie kann ich Harry und, oder Niall pünktlich erreichen, sodass niemand verletzt wird und alles gut verläuft? Wie kann ich dafür sorgen, dass endlich alles im Guten endet und wir aus diesen Problemen der letzten Jahre befreit sind? Wie, verdammte Sch...

"Es wird Alles gut, Honor", kommt es von vorne. "Mach dir keine Sorgen!" Nathan versucht mich zu beruhigen, biegt danach gleich links ab und muss stark bremsen, da ein gelbes, kleines und vor allem sehr altes Auto vor uns rückwärts einparken will und wir nicht an dem Wagen vorbei kommen.

"Ernsthaft?", beschweren wir drei uns gleichzeitig, wobei ich die Lauteste bin, erzürnt meine Haare raufe. Warum kann es nicht einmal reibungslos verlaufen?

Nathan schlägt hinzu noch stark mit seiner Hand auf das Lenkrad, trifft etwas die Hupe, wodurch ein lautes Geräusch ertönt. Den Wagen vor uns lässt es dadurch aber leider auch nicht schneller einparken. Es dauert viel zu lange.

Der Fahrer fährt sogar jetzt noch einmal vor, obwohl er nur einmal scharf links hätte lenken müssen. Und dadurch geht das ganze Gefahre und Rangieren erneut von vorne los. Mein Kopf pocht immer mehr, während ich dieser Person hilflos zusehen muss, wie ungeschickt sie einparkt, bis genug Platz für uns zum Vorbeifahren ist.

Nathan drückt sofort aufs Gas und löst die Kupplung, jagt an der Person vorbei, die mich kurz soweit hatte, dass ich ausgestiegen wäre, ihn oder sie aus dem Wagen gezogen und diesen dann selbst eingeparkt hätte. Es fehlte nicht mehr viel und ich hätte es tatsächlich getan.

Oder ich wäre mit dem gelben Auto einfach davon gefahren, um endlich bei Harry zu sein, um den ich mir mehr und mehr Sorgen mache, nicht ahne, was er gerade tut oder wie es ihm geht.

Warum kann er nicht einfach an sein Handy gehen. Oder Niall?

Der Ire versprach mir, er würde mich anrufen, wenn etwas sein sollte und würde selber auch immer erreichbar sein. Wenn sich sofort die Mailbox meldet, sehe ich das als nicht sehr erreichbar an. Ich sehe als eher als falsche Nutzung von seinem Handy.

Hauptsache es wird ausgeschaltet in seiner Hosentasche schön warm gehalten!

Wenn Harry etwas passieren sollte, dann kann Niall von mir sich solch eine Ansage anhören, er wird sich wünschen, sein Handy besäße gar keinen Ausknopf. Dem Lockenkopf darf einfach Nichts geschehen!

"Ich mach mir solche Sorgen um ihn", teile ich meinen Freunden, mit einer vibrierender, schwacher Stimme, mit, schluchze erneut so ängstlich. Meine Beine zittern unentwegt. Mein Herz pocht stark gegen meinen Brustkorb, so als sei es bereit als Ersatz für Harrys zuschlagen -wenn dies nötig sein wird. Immer mehr Tränen bilden sich in meinen Augen, sorgen für einen verschwommenen Blick.

Zärtlich und liebevoll zieht Ethan mich an seine Brust. Mit seiner großen Hand streicht er sanft über meinen Kopf, säuselt leise, beruhigende Worte. Er erhofft sich zumindest diese Wirkung. Doch ich kann nicht mehr, sehe nur noch Rot, Blut und höre Schreie, sowie Sirenen von Polizei oder Krankenwagen.

Diese ganzen Gedanken machen mich komplett fertig.

"Honor, du holst jetzt tief Luft", befiehlt Nathan mir streng von vorne, bleibt erneut an einer roten Ampel stehen. Wie sehr ich diese Farbe gerade hasse. Doch ich tue was er mir sagt, folge den demonstrierenden Anweisungen von Ethan, der selber tief Luft durch die Nase einzieht und dann langsam durch den Mund ausbläst.

Ich wiederhole sein Beispiel, schließe zusätzlich meine Augen und konzentriere mich auf die Stimmen meiner beiden Freunde, bis ich durch einen kleinen Ruck merke, wie wir weiterfahren, und wieder einen Blick nach draußen werfe.

Die Gegend in die wir nun kommen, wird von Straße zu Straße schäbiger, dunkler. Mülltonnen liegen umgeschmissen am Straßenrand, Häuser sind zusammengebrochen oder sehen sehr einsturzgefährdet aus. Niemand möchte freiwillig in einem dieser Häuser wohne, was ich auch niemandem verübeln kann.

Es sieht scheußlich aus.

"Da hat Harry zuerst gewohnt", teilt Ethan mir plötzlich mit, wozu er auf ein sehr altes, rötliches Haus deutet, dessen Steine in sich zusammenfallen. Das Dach besitzt Löcher und die Tür wurde aufgebrochen.

"Wirklich?" Geschockt sehe ich ihn fragend, sowie fassungslos an, kann es nicht glauben.

Mir fällt auf, dass ich immer noch nicht alles aus den vergangen Jahren weiß und mir ist klar, dass ich niemals alles erfahren werde. Vor allem, wenn dem Lockenkopf nun etwas geschehen sollte.

"Ja. Sein Vater zwang ihn dazu, da er kein Geld besaß", erklärt mein bester Freund mir, nickt ebenso berührt davon, wie ich. "Harry sollte für seinen Luxus arbeiten."

"Indem er andere Menschen betrügt", murmele ich wütend. "Dieser Mensch wird nie damit aufhören, andere über den Tisch zu ziehen, aber ich bin so froh, wenn Harry da endlich raus ist."

Ethan nickt zustimmend, scheint dieselbe Hoffnung zu besitzen. "Weißt du, als was sein Vater früher arbeitete?"

Unwissend schüttele ich meinen Kopf, da mir dies nie erzählt wurde und ich es auch nie im Kindergarten oder der Schule erfuhr.

"Als Anwalt", feixt Nathan abwertend. "Der größte Betrüger der Welt, setzte sich früher für andere ein."

"Wahrscheinlich hat er schon damals alle abgezogen", gibt der Braunschopf pampig, mit viel Hass auf den Mann als Antwort.

"Für mich klingt es auch skurril, dass er früher mal etwas Gutes getan haben soll."

"Ob Harrys Mutter etwas davon weiß!", fragt Ethan laut, worauf ich ihn wütend ansehe.

"Selbst wenn, dann musste sie stillschweigen, weil ihr Mann sie erpresst und geschlagen hat. Sie war ganz bestimmt niemals dafür!", verteidige ich sie sofort, kann mir niemals vorstellen, Anne habe ihren Mann bei seinen Geschäften unterstützt oder diese befürwortet.

Daran zweifle ich sehr stark!

"Wir sind gleich da, Rub", beruhigt der Blonde von vorne mich schnell, bevor ich seinem Freund noch eine lange Geschichte davon erzähle, wie hilfreich die Mutter meines Freundes in den letzten Tagen war.

Sie war so eine große Hilfe mich von all den Problemen abzulenken, mit Olivia und gab mir immer großartige Ratschläge. Ich bewundere sie sehr für ihre Kraft und den Mut, eine Person zu verlassen, vor der man sich jahrelang fürchtete.

"Glaubst du, wir kommen da einfach so rein?", erkundigt Ethan sich bei mir, mich von der Seite musternd. Er wirkt ebenso besorgt und macht sich Sorgen. Um Harry, jedoch auch um mich und ebenso Niall, der sich mit in diesem ganzen Mist befindet.

Unwissend zucke ich mit den Schultern, haben wirkliche keine Ahnung, was uns alleine an dem Eingang zu diesem Ding erwartet, hinter deren Tür Harry sich befindet und wahrscheinlich gegen einen muskelbepackten Russen kämpft, während er denkt, dass er alles unter Kontrolle hat.

Sein Vater lässt ihn in diesem Glauben, obwohl es vollkommener Schwachsinn ist. Das ist alles ein Betrug. Das Beste, was sein Vater kann! Betrügen.

Er betrügt seinen eigenen Sohn, der schon so viel unter ihm leiden musste und eigentlich genug für ihn tat.

Nathan parkt nun direkt vor einem schwarzen Gebäude ein, das seinem Namen alle Ehren macht. In einer lilanen Leuchtschrift steht der Name groß über einer Eingangstür vor der sich ein stark bepackter Kerl befindet, dessen Glatze lila im Licht leuchtet.

Doch sein Mund wirkt keineswegs freundlich, während man seine Augen durch die schwarze Sonnenbrille nicht erkennt. Nur schwarze Kleidung trägt er, wirkt nicht einmal mehr wie ein freundlicher Securitymensch im Kaufhaus.

Er wirkt eher so, als würde er sich nur auf mich schmeißen, wenn ich diesen vergoldeten Türknauf nur berühre. "Wir kommen da niemals rein", stelle ich deprimiert fest, fahre mir nervös durch meine Haare, niedergeschlagen Ethan und Nathan Hilfe ersuchend ansehend.

"Ich hab eine Idee", teilt Ethan mir dann aber mir, worauf ich etwas Hoffnung schöpfe. "Hast du hier irgendwo eine Schere?"

"Was?" Total verwirrt verziehe ich meine Augenbrauen, sehe ihn komisch an. Wofür braucht er eine Schere.

"Hier im Erste-Hilfe-Kasten", kommt es von Nathan, der den Kasten aus meinem Fußraum zieht, wo er nur steht, weil er in meinem Kofferraum immer hin und her rutschen würde. Mit einem Lächeln überreicht er seinem Freund die Schere, der damit sofort auf mich zukommt.

"Stopp!" Energisch hebe ich meine Hände. "Was hast du vor?"

"Vertraue mir!", bittet Ethan mich bloß, ehe er etwas an dem Stoff von meinem Oberteil zieht und dann einfach an diesem rum schnippelt.

Fassungslos verfolge ich dies, beobachte leicht im Augenwinkel, wie Nathan währenddessen in meinem Handschuhfach wühlt, bis er mein altes Mascara hervorholt, das aber immer nach wenigen Minuten bröckelt.

"Beug dich leicht nach vorne, Rub", befiehlt er mir, was ich achtsam tue. So, dass mir die Schere nicht gleich in die Brust gerammt wird. Etwas unordentlich verteilt Nathan die Schminke auf meinen Wimpern, schmiert sich das Schwarz auf die Fingerkuppe seines Zeigefingers, mit dem er dann über meine Augenlider streicht.

Und Ethan schneidet plötzlich einfach so große Löcher in meine Hose, sodass ich sie eigentlich auch gleich ganz ausziehen könnte. "Fertig!", teilt er mir stolz mit.

"Prima! Ich sehe aus, wie eine Schlampe", beschwere ich mich, abfällig an mir selbst herabstarrend.

"Super, genau das brauchen wir jetzt!", kontert er, öffnet dann die Autotür. "Du hältst meine Hand und wenn er dich etwas fragt, sagst du nur: Menja ni gaworjut po ruski jasuikje. Kapiert?"

"Menja ni was?", harke ich total skeptisch nach, werde von ihm jedoch schon aus dem Auto gezogen, direkt in die Richtung des Glatzkopfaffens, der uns einschüchternd anfunkelt. Nathan bleibt direkt hinter mir, legt eine Hand auf meine Hüfte, was man aber auch schon eher als meinen Po bezeichnen kann. Ich will es gar nicht genau wissen.

"Hey, Großer", begrüßt Ethan dann einfach so den Mann, von dem ein bedrohliches Brummen kommt.

Gott, was soll das werden?

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro