323-Prachtexemplar

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Um meine Angst diesem Menschen nicht zu zeigen, gucke ich verlegen auf den Boden, klammere mich fest an Ethans Hand, der dem Kerl breit angrinst. Der Braunschopf wirkt entspannt und seelenruhig, als würde er gerade einen alten Freund nach Jahren wiedertreffen.

Auch Nathan neben mir scheint die Sache locker zu sehen, lässt seine Hand da liegen, wo sie sich gerade befindet.

"Was wollt ihr da drin?", fragt der Mann nun, knurrt dies eher und verschränkt seine Arme nur noch mehr, uns drei skeptisch ansehend. "Ihr seht nicht gerade wie jemand aus, der etwas da drin wollen würde."

"Ey, nicht frech werden", keift Nathan ihn an, zieht empört eine Braue nach oben. "Ich könnte auch sagen, dass du nicht gerade wie jemand wirkst, der seinen Job ordentlich ausführt."

"Da muss ich meinem Partner Recht geben", fügt Ethan hinzu, einen Mundwinkel hebend. "Dort drin wartet ein Kunde ungeduldig auf dieses Prachtexemplar und du lässt uns nicht rein." Bei Prachtexemplar deutet er mit seinen Fingern auf mich, die nur hilflos aufblickt.

"Ich kann die Kleine auch selbst rein bringen", kommt es von dem Kerl, der schon nach meinem Arm greifen will, was Nathan verhindern kann, indem er seine Hand ausstreckt.

"Unser Kunde besteht auf reinliche Produkte und nur eine kleine Auswahl darf sie anfassen. Außerdem, siehst du nicht, wie eingeschüchtert sie ist? Sie spricht unsere Sprache nicht und ist zum ersten Mal in diesem Land. Stimmt es, Kleine?"

Auffordernd, dass ich sprechen soll, nickt Nathan mir zu, worauf ich haspelnd und ängstlich den Satz runter rattere, den Ethan mir sagte: "Menja ni gawariet po ruski jasukje."

Es fühlt sich an, als würde sich nur durch die Worte ein Knoten in meiner Zunge bilden. Hoffnungsvoll blicke ich etwas zu dem Kerl auf, versuche etwas durch die schwarzen Gläser der Sonnenbrille zu erkennen. Doch der Kerl ist vollkommen verschlossen!

"Ich werde fragengehen, ob jemand auf euch wartet", meint er dann, was mich hektisch einen Blick zu Ethan werfen lässt.

"Wenn er reingeht und sagt, dass wir hier stehen, dann ist Harry so was von in Gefahr!", zische ich ihm leise zu. Meine Angst um den Lockenkopf steigt mit jeder Sekunde stetig.

"Unser Kunde wäre empört, wenn er extra gucken kommen müsste. Außerdem vertrödeln wir damit kostbare Zeit", hält mein Freund ihn sofort auf, einen Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk werfend.

"Und läuft da drin nicht gerade ein Kampf. So etwas findet jeder interessanter, als einen Türsteher", mischt Nathan sich ein. "Der seinen Job zu allem noch nicht einmal richtig macht."

Ich will endlich zu Harry und ihn daraus holen. Sein Vater betrügt ihn, gab ihm falsche Anweisungen, damit er mit Absicht die Abmachung nicht einhalten kann und somit weiterhin für ihn arbeiten muss. Er will den Mann niemals gehen lassen, ihn für immer quälen und kontrollieren.

Ein Vater sollte sich niemals so verhalten!

In mir steigt immer mehr der Pessimismus, der mir sagt, dass wir nicht mehr oder nicht mehr rechtzeitig hinter diese Tür kommen werden und alle Bemühungen umsonst sein werden. Ich verliere gerade all meine Hoffnung, fühle mich schwach und so handlungsunfähig.

Unfähig Harry irgendwie zu helfen oder zu befreien, stehe ich hier draußen, sehe aus, als sei ich durch den schlimmsten Regen gelaufen, und schweige, während meine beiden besten Freunde mich als eine Prostituierte versuchen auszugeben.

Warum muss es immer, jedes Mal, so verdammt schwer sein?

"Wie alt ist die Kleine?", fragt der Kerl nun, mit seiner Hand, die ebenso Muskeln wie sein Arm besitzt, auf mich deutend. Er kann einem wahrscheinlich die Finger bei nur einem einzigen Händeschlag brechen.

"Was spielt das für eine Rolle?", kontert Nathan pissig, spielt nun denjenigen, der stark unter Zeitdruck steht. "Sie ist alt genug, glaub mir und wenn sie jünger aussieht, dann ist sie ja noch gut in Schuss."

"Wie alt bist du?", wendet Ethan sich kurz darauf an mich, weil der Kerl uns drei nur skeptisch ansieht, sich nicht erweichen lässt. Ich erhalte wieder mein Zeichen und sage brav meinen Satz auf: "Menja ni gaworiet po ruski jasuikje."

Die Augenbrauen genervt hochziehend, setzt der Kerl nun seine Sonnenbrille ab, wodurch man die grün-gelblichen Augen sieht, die etwas rot unterlaufen sind. Sein Blick schüchtert mich noch mehr ein, sorgt für so viel Angst in mir, dass ich mich ganz stark an Ethan klammere, um aufgrund meiner wackligen Beine nicht zu Boden zu sinken.

"Ey, Mann!", beschwert Nathan sich nun lautstark. "Du ruinierst unser ganzes Geschäft, wenn du uns nicht rein lässt. Und dann werde ich mich eindeutig bei deinem Boss beschweren, der uns die Unkosten erstatten kann. Vielleicht wirst aber auch du zur Kasse geboten. Also überleg dir gut, was du tust!"

"Unsere Zeit ist kostbar!", fügt sein Freund bedrohlich hinzu, wirft erneut einen Blick auf seine Uhr, um den Mann nochmals unter Druck zu setzen. Und es scheint leicht zu klappen, da der Kerl sehr nachdenklich vor uns steht, seine Verschränkung der Arme löst.

"Und ihr werdet einen Kunden verlieren, da wir ihm erklären müssen, wieso seine Ware nicht bei ihm erschien", sprechen beide weiter, zählen immer mehr unschöne Dinge für das Geschäft des Türsteherbosses auf, der langsam weich wird.

Innerlich flehe ich darum, dass er uns endlich einlässt, tippe so nervös von einem Fuß auf den anderen. "Okay, ein Angebot an dich Großer." Ethan kommt weiter auf ihn zu -mit etwas, das er gar nicht bieten kann.

"Wenn du uns rein lässt, unser Kunde seine Ware bekommt, dann bekommst du einmal eine schöne Lady, aufs Haus."

Dieses Angebot lässt sich der Mann nicht zweimal durch den Kopf gehen und öffnet einfach so die Tür, hinter der wir eine zweite nach einem kurzen Gang entdecken. Und hinter dieser Tür scheinen sich viele Menschen zu befinden, die alle samt laut brüllen und jemanden anzufeuern scheinen.

"Danke Großer", bedankt sich Nathan, ehe ich schon durch die Tür geschoben werde und der Gorilla die, vor der wir viel zu lange standen, hinter uns zufallen lässt.

Warum müssen alle hier so skrupellos und ekelhaft sein?

"Kann ich dieses Zeug jetzt von meinem Gesicht wischen?", frage ich beide genervt, erhalte in Feuchttuch von Nathan, das er scheinbar mit aus dem Auto genommen haben muss, weil er mich einfach zu gut kennt. "Und kannst du mir bitte verraten, was ich da gesagt habe?"

Flehend werfe ich einen Blick zu Ethan, der kichernd antwortet: "Also eigentlich hast du auf Russisch gesagt, dass du kein Russisch sprechen kannst."

Dieser Widerspruch.

Ich verdrehe meine Augen, bevor ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Tür vor mir lege.

Das braune Holz besitzt Kratzer, eingeritzte Namen und Sprüche, Flecke, von denen einige von einem riesigen Plakat überdeckt werden. Harry, oberkörperfrei, mit einer Hand, die sich in einem Boxhandschuh befindet, nach vorne schlagend und wild laut brüllend. Die kurzen Haare hängen ihm leicht ins Gesicht.

Sein Gegner sieht ebenso gefährlich aus, wie mein Freund es tut, guckt feindselig in dessen Augen, beide Fäuste gehoben und die Schultermuskeln anspannend. Diesem Menschen möchte man nicht alleine in einer dunklen Gasse begegnen.

"Das ist er, Rub", teilt Nathan mir mit, direkt auf den Mann deutend, der Alexander Pitschow heißt. So steht es zumindest unter seinem Bild auf dem Plakat. Als zweiter Name steht für ihn 'Schärneu monstre', was ich nicht verstehe, weshalb ich mich zu dem Braunschopf drehe.

"Schwarzes Monster. Auch wenn ich eher denke, dass es dunkel als Bedeutung haben soll", erklärt er mir, macht sich gleichzeitig über den Boxernamen des Kerls lustig. Wenn er vor ihm stehen würde, würde er dies sicherlich nicht tun.

'Honirs Pugnator' steht in einer blauen Schrift unter Harrys Namen, worauf ich sofort beginne zu überlegen. Meine Mom musste früher Latein in der Schule lernen und irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie mal das letzte Wort erwähnte.

"Ehrenkämpfer", kommt es von Nathan, der mich grinsend ansieht. "Oder Honors Kämpfer." Sein Grinsen wird immer breiter. Die beiden sehen mich lächelnd an, werfen mir verschmitzte Blicke zu. "Es ging ihm immer um dich!"

"Woher seid ihr euch mit dem Namen so sicher?", frage ich beide nachharkend, da sie sich schließlich auch vollkommen täuschen könnten. Auch wenn es schon eine gewisse Ähnlichkeit und Wahrheit besitzt. Also mir fällt zumindest keine andere Bedeutung ein.

"Wir haben es gegoogelt", gibt Nathan grinsend zu, sein Handy hochhaltend.

Ethan fügt hinzu: "Und außerdem habe ich ihm den Namen vorgeschlagen!"

Von drinnen ertönt erneut lautes Gebrülle und Jubel, ehe eine Glocke erschallt. Mein Herz pocht wieder schwer in meiner Brust, würde gerne weglaufen, ebenso wie ich, wenn Harry sich nicht da drin befinden würde.

Immer unruhiger starre ich auf die Tür, bis ich meinen ganzen Mut zusammen nehme und langsam nach dem Türgriff greife. Meine Augen schweifen erneut über das Gesicht von Harry, an dem der Schweiß klebt.

Dann drücke ich den Türgriff nach unten, wodurch die Lautstärke sich um einiges erhöht. Mein Trommelfell platzt bald, da jeder Mann hier drin laut brüllt, jemanden anzufeuern scheint. Einige sind dunkel gekleidet, andere wirken wie normale Geschäftsmänner. Einige von den Personen rauchen, andere halten ein Glas mit einer braunen Flüssigkeit in der Hand, die andere gerade ihrer Vorderperson auf den Kopf kippen, da sie ihre Hand zum Anfeuern in die Luft reißen.

Es ist stickig, sodass sich meine Kehle ganz trocken anfühlt. Ein beißender Geruch setzt sich in meine Nase. Einige werfen uns kurz Blicke zu, gierige, fragende und abfällige, die mir alle samt einen Schauer auf meinen Rücken bereiten und meine Haare sich zu Berge stellen lassen.

Plötzlich kommt einer auch noch auf mich zu, spricht mich lallend an: "Hallo, meine Schönheit."

Ängstlich greife ich nach Nathans Hand, drücke mich schutzsuchend an seine Brust, worauf er sofort einen Arm um mich legt und dem Kerl einen bedrohlichen Blick zu wirft, weshalb er verschwindet. Dankbar blicke ich auf zu meinem Freund, der mir aufmunternd zu nickt.

"Hier lang!" Ethan deutet uns den Weg, führt uns durch die Menschenmasse immer weiter. Manchmal bekomme ich Qualm ins Gesicht geblasen, muss mir einen anzüglichen Spruch anhören oder vor Händen wegschrecken.

Wäre Nathan nicht direkt an meiner Seite, dann wäre ich alleine komplett verloren. Jeder hier will mich irgendwie an grabschen oder anbaggern, wird immer wieder von meinem besten Freund aufgehalten.

Langsam verstehe ich, wieso Harry nicht wollte, dass ich alleine mitgekommen wäre oder allgemein. Ich würde sich wirklich nicht konzentrieren können, so wie ich ihn kenne, sondern immer wieder auf mich Acht geben. Und damit nicht auf sich selbst.

In einer Ecke spielen einige Männer noch ein Brettspiel, ihre Flaschen auf dem Tisch stehen habend. Andere hocken einfach nur auf einer Bank, unterhalten sich, während der Kamp läuft, von dem ich bis jetzt nur die Absperrseile des Rings gesehen habe, die rot und blau sind.

Ich höre Geschreie und dadurch hindurch manchmal dumpfe Geräusche, die von einem Schlag stammen könnten. Doch hier kann man langsam nichts mehr unterscheiden. Meine Sinne spielen verrückt, wissen nicht mehr wie sie die einzelnen Dinge zu ordnen sollen, während ich gleichzeitig immer mehr meine Orientierung verliere.

Ethan laufe ich nur noch nach, habe keine Ahnung, wo es hingeht. Ohne die beiden wäre ich verloren.

Erneut ertönt eine Glocke, wodurch das Brüllen um mich herum nur etwas leiser wird. Und dann entdecke ich rechts von mir einen blanken Rücken, auf dem sich ein großes Drachtattoo befindet.

Harrys Gegner hockt in seiner Ecke, ein Handtuch um die Schultern gelegt und von einem Mann verarztet werden. Schweiß tropft von seiner Nasenspitze auf den Boden. Er schnauft, starrt unvermittelt bedrohlich in eine einzige Richtung.

Über seinem Auge befindet sich eine Narbe, die er scheinbar schon länger mit sich tragen muss und der Arzt kümmert sich gerade um eine Wunde auf der Wange des Russens, die wahrscheinlich irgendwann auch mal nur noch eine Narbe sein wird. Den Mann scheinen die Verletzungen aber nicht zu stören, da er keine Miene verzieht.

Er schaut nur unverdrossen in eine einzige Richtung. In die Ecke, ihm direkt gegenüber.

Wir bewegen uns immer weiter, gehen weiter und biegen irgendwann rechts ab, bis wir uns auf der Hälfte des Lockenkopfs befinden, den ich aber immer noch nicht erblicken kann.

Ungeduldig verschnellere ich meine Schritte etwas, ziehe Nathan an meiner Hand mit mir und trete Ethan schon fast in die Fersen. Ich will endlich zu Harry und ihn warnen. Sein Vater lockte ihn in eine Falle, betrügt und verarscht ihn.

Dieser Mann hatte niemals vor seinen Sohn gehen zulassen.

Endlich erblicke ich ihn dann auch, mustere seinen Körper genau, wie er auf dem kleinen Hocker in der Ecke hockt, etwas aus einer Flasche trinkt, deren Rest er sich über den Kopf kippt. Sein Kopf ist hochrot, besitzt aber zum Glück keine Verletzung. Die braunen Haare kleben an seiner Stirn, die Tattoos auf seinem Körper strahlen durch den Schweiß. Er wirkt leicht erschöpft, versucht kontrolliert zu atmen.

Auch er wird von jemanden begutachtet, während ihm sein Vater von der Seite Anweisungen ins Ohr flüstert. Sofort will ich losstürmen, doch von Nathan aufgehalten.

"Nicht!", befiehlt er mir Kopfschüttelnd. Der Gong ertönt wieder.

"Wieso nicht?", keife ich ihn an, will mich losreißen. "Sein Vater verarscht ihn, er muss damit aufhören!"

"Die nächste Runde beginnt. Wenn du jetzt zu ihm läufst, dann wird er als Verlierer sofort dastehen oder abgelenkt sein", erklärt er mir.

"Rub, du musst warten", mischt sich Ethan zusätzlich ein. "Bis diese Runde vorbei ist."

Die beiden haben wahrscheinlich Recht, weshalb ich bangend hoch in den Ring blicke, verfolge, wie eine leicht bekleidete Frau ein Schild mit der Nummer fünf im Ring hochhält und in alle Richtungen zeigt.

"Runde fünf", brüllt jemand laut, worauf das Geschreie sofort wieder lauter wird und meine Angst um Harry noch mehr steigt.

Gleich als erstes bekommt er einen Schlag von seinem Gegner aufs Auge, wirkt leicht überrascht, doch setzt sofort zurück. Er schlägt so stark er kann, verpasst seinem Konkurrenten einen linken Hacken, dem gleich ein Schlag von rechts folgt.

Sein Gegner taumelt, fällt zu Boden, rappelt sich jedoch sofort wieder auf.

Alles verläuft so angespannt und ich tippe immer wieder von einem Fuß auf den anderen, bis ich zu Eis erstarre, da Harry an der rechten Schläfe getroffen wird und nach hinten an die Bänder des Ringes taumelt.

"Oh, Gott", keuche ich, mir meine Hände vor den Mund schlagend.



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