324-nichts dergleichen

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Vor Schmerz verzieht der Mann sein Gesicht, fährt kurz mit seiner eingepackten Hand an seine Stirn, ehe er wieder vernünftig steht, den Ringrichter deutet, dass es ihm gut geht. Doch ich glaube dies nicht ganz, da er sehr verbissen guckt, ich das Gefühl nicht loswerde, er würde etwas verheimlichen. Ihm kann es nicht gut gehen.

"Nathan, er ist verletzt", wende ich mich an meinen besten Freund, mit einer sehr quietschenden Stimme.

"Er hat dem Ringrichter gesagt, dass es ihm gut geht und solange wird der Kampf weitergehen", erklärt er mir, seine Hand mitfühlend auf meine Schulter legend. "Er muss seinen Gegner K.O. schlagen oder selber nicht mehr kampffähig sein, damit dass sofort beendet wird. Solange musst du leider warten, Princess."

Kopfschüttelnd raufe ich meine Haare. Wie soll ich es schaffen hier still rumzustehen, während Harry dort kämpft und leidet. Irgendwas muss er haben, da bin ich mir sicher. Aber er ist auch so ein Dickkopf und stur. Niemals würde er daraus kommen, nur um für sein eigenes Wohl zu sorgen.

"Können wir dichter zu seiner Ecke?", bettele ich, schon einen Schritt nach vorne setzend. "Bitte?"

Meine beiden Freunde überlegen lange, bis sie sich einverstanden erklären, jedoch jeder eine meiner Hände nimmt, nur damit ich nichts Unüberlegtes mache. Ein bisschen verstehe ich sie ja, komme mir trotzdem total doof vor.

Harry ist verletzt.

Der Kampf geht weiter und die beiden Boxer teilen immer wieder mal stärkere, mal schwächere Schläge aus. Mein Freund schafft es erneut seinen Gegner zu Boden zu bringen, welcher nach drei angezählten Sekunden wieder aufsteht und weiterkämpft. Total furchtlos blickt er böse in Harrys Augen, hebt seine Fäuste als Deckung wieder.

Sie boxen weiter und Harry beginnt sofort damit, von links und rechts, immer schön abwechselnd auf seinen Gegner einzuschlagen, wobei er mit seinen Füßen so arbeitet, wie er es mir einmal bei uns im Schlafzimmer zeigte. Am liebsten würde ich ihn anfeuern, jedoch befürchte ich, dass -wenn er meine Stimme aus allen anderen heraushören sollte- er sich sofort besorgt nach mir umdreht, was fatale Folgen haben könnte.

Ihm darf Nichts geschehen.

In mir spüre ich Angst und jedes Mal etwas stolz, wenn er seinen Konkurrenten trifft, was ihm bestimmt Punkte einbringt. Aber dann erinnere ich mich wieder daran, dass das alles nur Show von dem Russen und dem Vater des Lockenkopfs ist.

Mein Herz schlägt höher, wenn er zu seinem eigenen Schutz einen fiesen Schlag durch gute Deckung abwehren kann, und es gibt mir solche Schmerzen, wenn er getroffen wird. Jedes Mal setze ich einen Fuß vor, wenn er sich nur etwas in Gefahr befindet, will zu ihm laufen, um die Schmerzen auf mich zu nehmen, doch werde von Nathan streng zurückgehalten.

"Wenn du da jetzt einfach hingehst, dann werdet ihr niemals aus dieser Sache rauskommen", warnt er mich ehrlich, und hat Recht.

Wenn ich jetzt etwas Dummes mache, werden wir für immer in dieser Hölle, gefangen sein. Und das kann ich Harry nicht antun.

Er kämpft so stark für uns, geht durch all dies. Wenn ich jetzt loslaufe, würde er es mir wahrscheinlich niemals verzeihen, da wir so kurz vor dem Ende standen. Aber trotzdem muss immer noch etwas gegen seinen Vater unternommen werden.

"Ich geh nicht zu ihm", wende ich mich nun an Nathan, drehe dem Ring extra meinen Rücken zu, um einen klaren Kopf zu bewahren. "Aber Harry muss irgendwie von dem Plan seines Vaters erfahren."

Nachdenklich nickt Nathan, ehe er meine Hände in seine nimmt, leicht die Knie beugt und zu mir sagt, beruhigend spricht: "Du bleibst hier stehen und ich geh zu ihm."

Sofort damit einverstanden nicke ich begeistert, umarme ihn dankbar und drücke einen Kuss auf seine Wange. Wenn ich nicht gehen kann, kann er es. Er darf Harry nur nicht sagen, dass ich hier bin, dann wird alles gut.

"Du musst ihm das genau erklären", weise ich meinen Freund ein, wieder besorgt hoch in den Ring blickend, da plötzlich das Gebrülle lauter wurde und meine scheußlichen Gedanken zurückkehrten.

Aber Harrys Gegner liegt erneut am Boden, was wohl heißt, dass sein Vater wirklich nur darauf hofft, dass der Lockenkopf zum Ende K.O. geschlagen wird, da er jetzt gerade viele Punkte aufbaut.

Beide halten sich noch sehr zurück, vor allem der russische Gegner, doch ich weiß nicht, ob mein Freund dessen Schläge standhalten kann, sobald er richtig zuhaut. Was wenn er der geballten Kraft des Russen nicht gewachsen ist?

"Aber Rub, du bleibst bei Ethan", kommt es dann noch von dem Blondschopf, der mich eindringlich ansieht. "Hast du mich verstanden?"

Erneut nicke ich, murmele zum zweiten Mal ein 'Danke'.

Mein braunhaariger Freund greift nun selbst nach meiner Hand, weil Nathan sich langsam zu der Ecke von Harry begeben will, uns beide liebevoll umarmt. Gerade will er gehen, da tippt jemand auf meine Schulter und spricht mich lachend an.

"Miss Chapel!"

Mein Blut gefriert, kaum dass ich die grauenhafte Stimme ihrem Besitzer zugeordnet habe. Ängstlich schließe ich meine Augen, bete dafür mich zu täuschen und nur verwechselt worden zu sein. Oder mich verhört zu haben.

Doch als ich mich umdrehe, blicke ich in die Augen des Teufels, muss hart schlucken.

Harrys Vater steht mit einem breiten Grinsen vor mir, hält Nathan davon ab, zu Harry zu gehen, da dieser sofort auf mich aufpassen möchte. Bedrohlich, wie mein Bewacher, baut er sich hinter mir groß auf und formt seine Augen zu kleinen Schlitzen, funkelt den Mann wütend an.

"Mein guter Harry meinte, Sie würden nicht kommen", redet der Mann weiter, wobei er amüsiert grinst, belustigt mein Gesicht mustert. "Da muss er Sie aber scheinbar einfach nur missverstanden haben." Seine Hand hebt er hoch, führt sie direkt auf meinen Kopf zu, bevor er sich eine meiner Haarsträhnen greift und zwischen seinen Finger dreht. "Stimmt's?"

Ohne eine Antwort starre ich in sein hässliches Gesicht, presse meine Lippen fest aufeinander. Ich will mich gar nicht erst auf sein Spiel einlassen, darf dies nicht tun. Einfach ruhig bleiben muss ich.

"Naja", seufzt er dann, zeigt mir dabei freudig seine Zähne. "Jetzt sind Sie ja hier und können selbst alles genaustens verfolgen."

Seine Worte klingen wie eine Drohung an mich, provozieren mich, dem ich plötzlich nicht mehr widerstehen kann. "Wir wissen genau, dass Sie ihn in eine Falle gelockt haben, und das wird er erfahren!", entgegne ich zischend, mich etwas nach vorne beugend.

Wie sehr ich diesen Mann doch hasse. Er ist scheußlich und verdient es nicht, sich überhaupt Vater zu nennen. Man sollte ihn wirklich wegsperren, die Welt vor ihm schützen. Vor allem Harry!

"Wird er nicht!" Wütend knurrt der Mann dies, zieht mich kräftig an meiner Haarsträhne zu sich heran, sodass ich vor Schmerz mein Gesicht verziehe und er dicht an mein Ohr seine nächsten Worte raunen kann. "Sie werden ihm nichts dergleichen sagen, Miss Chapel, weil sonst unsere Abmachung nichtig wird." Die kalten Augen bohren sich tief in meine, während mir sein Atem direkt gegen die Wange prallt.

"Die Abmachung ist schon längst hinfällig, nachdem Sie-" Ich ziehe seinen unausgesprochenen Namen lang und zische es abfällig. "-diesen Russen zum Betrügen her geordert haben. Sie manipulieren und betrügen."

Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, keife ich diesen Menschen an. Es interessiert mich nicht, ob er mich deswegen noch mehr hassen wird, es kümmert mich kein bisschen, wie er von mir denkt. Ich sage ihm ganz klar und deutlich die Wahrheit. Mitten in sein Gesicht, denn er verdient es nicht anders.

"Sie sind ein scheußlicher Betrüger und korrupter Mensch, der nur an sich selbst, als die Bedürfnisse anderer denkt", beginne ich, weiterhin Schmerz an meiner Kopfhaut spürend. Der Griff um meine Haare versteckt sich zwar mehr und mehr, jedoch bin ich noch lange nicht am Ende. "Sie haben gar nicht das Recht, sich Vater zu nennen! Harry konnte sich nie auf Sie verlassen, nie zu Ihnen aufblicken, wie man es zu seinem Vater eigentlich tun sollte. Sie haben voll und ganz, als Erziehungsperson, versagt."

Mir liegt noch so viel mehr auf dem Herzen, jedoch bringe ich nur noch eine weitere Sache hervor: "Harry ist alleine zu diesem großartigen Menschen geworden, der er heute ist. Er ist so viel besser, als Sie!"

Plötzlich werde ich noch fester an meinen Haaren gezogen, direkt an diesen Mann heran, der mir jetzt sehr wütend, aufgebracht ins Ohr flüstert: "Wir wollen doch nicht, dass jemand verletzt wird. Nicht wahr, Honor? Also würde ich jetzt schnell leise sein."

Nathan schreitet nun ein, befreit mich geschickt aus dem Griff des Mannes und zieht mich an sich, damit er mich vor diesem Kerl abschirmt. Sanft streicht er über meine Haare, übergibt mich dann aber an Ethan, weil er selber etwas an Harrys Vater sagen möchte.

"Sie wissen, dass sie nicht ewig so weitermachen können", spricht der Blondschopf -auch als Warnung- an den Mann gewandt. Wir drei sehen ihn abwartend an, halten uns zusammen irgendwie fest und warten.

Bis er laut lacht, den Mund richtig weit aufreißt und hämisch kontert: "Wir werden sehen", ehe er, mit einem provokantem Zwinkern, verschwindet.

Empört drehe ich mich meinen beiden Freunden zu, wieder den Blick in Richtung Ring gerichtet, und raufe mir meine Haare fassungslos. "Boar, wie kann jemand so arrogant und fies sein?", rege ich mich auf, mit einer Wortwahl, die ich nicht oft benutze. Dieser Mann macht mich fertig und wütend, dass ich gerne etwas einschlagen würde.

Ich bin einfach sprachlos, wie eine einzige Person, so gemein sein kann.

"Beruhig dich, Rub", versucht Ethan mich zu beruhigen, streicht liebevoll über meinen Rücken.

"Du kannst nicht zu Harry gehen", wende ich mich kopfschüttelnd an Nathan. "Nicht wenn sein Vater droht, ihm etwas anzutun. Wer weiß, was passiert." Immer mehr steigt die Panik in mir, Harry könne tatsächlich lebensbedrohlich verletzt werden, auch wenn dieser Mensch nur seine puren Hände besitzt.

Aber ich kenne all diese anderen Personen hier nicht und habe keine Ahnung, wie ich sie einschätzen soll.

"Wenn wir ihn nicht warnen, dann wird er verlieren. Gegen seinen Vater", entgegnet Nathan mir verzweifelt.

"Und wenn wir es verraten, dann geschieht ihm etwas", kontere ich, mir nervös auf die Unterlippe beißend, da ich keinen Ausweg kenne.

"Sein Vater weiß genau, dass wir nur zuschauen können", stellt Ethan dann das fest, was mich komplett deprimiert.

Ich kann Harry nicht helfen!

Deshalb müssen wir tatenlos zuschauen, wie erneut eine Glocke ertönt und er auf seinem Hocker Platz nimmt. Sofort flüstert sein Vater ihm Anweisungen ins Ohr, auf die Harry verständnisvoll nickt. Er trinkt etwas von einer neuen Wasserflasche, bekommt eine aufgesprungene Lippe versorgt.

Sein Blick geht immer wieder zu seinem einschüchternden Gegner, der ihn erneut feindselig anstarrt. Zu gerne würde ich zu meinem Freund laufen, ihn in meine Arme nehmen und sagen, dass er großartig kämpft, da er gerade etwas verzweifelt aussieht.

Ab und zu spüre ich auch die Blicke seines Vaters auf mir, gucke angespannt weg. Er macht es zu auffällig, so als solle Harry mich von alleine bemerken. Und einmal schaut er wirklich direkt in meine Richtung, weshalb ich mich hektisch hinter einem großen Mann verstecke, was Nathan und Ethan mir gleich tun.

Er scheint uns nicht bemerkt zu haben, da er unvermindert wieder geradeaus schaut. Direkt zu dem Mann, der bei dem Ertönen der Glocke sofort aufspringt, sich mit den Handschuhen auf die muskulöse Brust klopft, was einigen Zuschauern sehr zu gefallen scheint, da diese aufbrüllen und die Fäuste in die Luft reißen.

Harry muss auch aufstehen, hebt seine Arme zur Deckung. Er guckt furchtlos in die Augen seines Gegners, beginnt sofort zuzuschlagen, als der Richter den Ring freigibt, nachdem Runde sechs durch dasselbe Nummerngirl angekündigt wurde.

Der starke Russe wehrt die Schläge ab, kontert schnell mit zwei Schlägen, die viel schneller als zuvor sind. "Er hat sein Zeichen bekommen", haucht Ethan erstarrt neben mir, bange hoch schauend. Mir läuft es kalt den Rücken herunter. Harry schafft es jedoch beide mit großer Mühe abzuwehren, schlägt selber wieder zurück und trifft dieses Mal kräftig mit seiner linken Faust, was den Russen überrascht.

Und ebenso den Vater des Lockenkopfs. Es steht ihm ins Gesicht geschrieben, was mich freut.

Innerlich brülle ich auf, feuere meinen Freund nun selber an und grinse frech dem hässlichen Mann entgegen, der mich wütend anfunkelt. Sein Plan droht gerade kläglich zu scheitern, da er seinen eigenen Sohn unterschätzte, der jetzt erst in meinen Augen richtig anfängt.

Und jemand ruft laut aus, dass die Wetten nicht mehr geändert werden können. Genau ab der Hälfte.

Dieser Mann verliert gerade eine Menge Geld, weil Harry genau das tut, was ihm gesagt wurde, wofür ich ihn liebe. Meine Sorgen, dass er den Kräften des anderen nicht standhalten könnte sind wie verflogen und der pure Stolz steigt in mir auf. Er kann das schaffen, tut das, wie es am Anfang abgesprochen war.

Dafür kann er nichts und sein Vater kann ihn nicht behalten!

"Kann er ihn K.O. hauen?", drehe ich mich hoffnungsvoll zu Nathan, fest die Daumen drückend.

Tatsächlich nickt er voller Zuversicht, was mich glücklich grinsen lässt. Wir kommen hier raus, da Harry wunderbar kämpft.

Immer wieder setzt er einen gut gezielten Schlag, trifft mit viel Wucht die Schläfe seines Gegners, der darauf die Augen verdreht, hält eine gute Deckung und arbeitet grandios mit den Beinen und der Hüfte. Genauso, wie er es mir einst zeigte.

"Er kann das schaffen", hauche ich glücklich, sehe zu Ethan, der mir mit strahlenden Augen zu nickt. "Er kann das schaffen, Ethan. Er kann da raus."

Wahrscheinlich war ich noch nie so erleichtert, erfreut und stolz zugleich. Nicht auf Harry, oder irgendjemand anderen.

"Er schafft es!", sage ich mir dann selber, total entschlossen und wieder einen Blick zu Harrys Vater werfend, der mich grimmig ansieht.

Der Russe steht ihm gerade mit dem Rücken zugedreht, als seine Mimik sich mit einem Mal ändert, seine Hand an seinen Gürtelbund fährt.

Um mich herum bleibt alles mit einem Mal stehen. Niemand bewegt sich mehr, niemand brüllt. Nur dieser Mann kann sich noch bewegen und sieht mich überheblich an. So, als würde er gerade doch gewinnen.

Mich versetzt es in Schock, gleichzeitig erhalte ich einen einzigen Gedanken. Harry darf nichts passieren!

So schnell ich kann sprinte ich los, schubse Menschen weg, die mir im Weg stehen, während ich meine beiden Freunde mir nachrufen höre. Wild klettere ich auf die Plattform des Rings, unter dem untersten Bann hindurch und renne direkt vor Harry, an dessen Brust ich mich ranschmeiße, ihn darin stoppe, erneut einen Schlag an seinen Gegner abzugeben.

Fassungslos, geschockt blickt er mich an, als sich seine Lippen zu einem 'O' formen.

Nur wegen einem einzigen Geräusch, einem Knall, der mich zu Eis gefrieren lässt.

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