TWENTY-ONE - Abgrundtief gesunkener Vollidiot

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Victoria POV

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„Jetzt beeil dich endlich mal, ich fahr los!"

Genervt wie immer wirft Keshaw meine Türe wieder zu, und ich hebe meine Mascara wieder auf, die ich vor Schreck habe fallenlassen. Kopfschüttelnd räume ich meine Schminksachen weg, betrachte mich nochmals im Spiegel, und greife dann zu meinem Rucksack. Seit ich von Jasper nach Hause gekommen bin, und Keshaw klar und deutlich gesagt habe, wie viel seine Meinung in meinem Leben mitspielt, ist er bloss noch kühler geworden. Auch, wenn ich wirklich dachte, das wäre nicht möglich.

Er ist sogar so kühl, dass ich mir mittlerweile ernsthaft überlege, meine Gastfamilie zu wechseln, und das, obwohl ich Allison und Chris wirklich ins Herz geschlossen habe. Andererseits habe ich mir fest vorgenommen, mir mein Jahr nicht von Keshaw zerstören zu lassen, weshalb ein Gastfamilienwechsel eher gegen dieses Prinzip verstoßen würde, da Kesh ja der Grund dafür wäre. Also heisst es wohl einfach Augen zu und durch, nicht wahr?

Seufzend verlasse ich mein Zimmer und gehe schnell die Treppen runter, bevor Keshaw noch ohne mich losfährt. Doch unten angekommen fehlen seine Schuhe, und auch sein Motorradhelm ist weg. „Das hat er nicht getan", murmle ich leise, doch als ich aus dem Fenster neben der Haustüre schaue, sehe ich gerade noch, wie Keshaw auf seinem Motorrad um die Ecke biegt. Ein fassungsloses Keuchen entweicht mir, und eine Weile starre ich mit leicht geöffnetem Mund auf den Fleck, an dem Keshaws Motorrad eben noch stand.

„Das glaub ich jetzt nicht!", quetsche ich erbost hervor, wohlwissend, dass niemand das hören kann, da Allison und Chris auch diese Woche nicht nach Hause kommen werden. Was auch immer los ist, es scheint länger zu dauern. Ich schlucke trocken als Keshaw nicht zurückkommt, und mir dämmert, dass er wirklich einfach gegangen ist. Vor Wut steigen mir fast die Tränen in die Augen, denn so schlimm war er noch nie. Er hat immer auf mich gewartet, auch, wenn wir dann ein paar Minuten zu spät in der Schule waren. Dass er jetzt einfach losfährt, hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet, auch, wenn wir hier von Keshaw Novak sprechen.

Ich beiße mir heftig auf die Zunge um nicht wie ein kleines Kind loszuheulen, und ziehe mein Handy aus meiner Hosentasche raus. Zuerst überlege ich mir, Keshaw anzurufen, doch da er auf dem Motorrad sitzt, wird er entweder nicht rangehen, oder das Handy gar nicht erst hören. Wobei ich ihm durchaus auch zutrauen würde, dass er mich ignorieren würde. Also scrolle ich in meiner Kontaktliste weiter runter, bis ich Liv finde, und drücke auf den Hörer, in der Hoffnung, sie nimmt ab. Eine Weile scheint es nicht so, und ich gebe die Hoffnung schon fast auf, als sie sich dann doch meldet. „Vicky, weißt du, wie früh es ist?"

„Liv, ich brauche deine Hilfe", presse ich hervor, und räuspere mich. „Was ist denn los? Du hörst dich an, als würdest du gleich entweder explodieren oder laut losheulen." Ich seufze, und fahre mir frustriert durch die Haare. „Keshaw hat mich zu Hause stehenlassen, und ich schreibe gleich eine Prüfung, zu der ich nicht zu spät kommen möchte. Ich weiss, du hast erst zur dritten Stunde Unterricht, aber könntest du mich vielleicht zur Schule bringen?"

„Ich bin schon unterwegs!"

Liv legt auf, und dankbar stecke ich mein Handy wieder zurück an seinen Platz. Dann verlasse ich das Haus ebenfalls, und setze mich auf die Treppenstufen vor der Türe. Da es nicht kalt ist kann ich das locker aushalten, sonst hätte ich drinnen gewartet. Noch immer kann ich es nicht so ganz fassen, was Keshaw mir gerade geboten hat, und ich gebe noch immer mein Bestes, um nicht einfach kurz vor Wut zu schreien. Er hat vieles getan in den letzten Wochen um mich definitiv nicht als Freundin zu zählen, aber das hier toppt nochmals alles. Und das werde ich ihm genauso sagen, ob vor der Schule oder zu Hause ist mir recht herzlich egal.

Es dauert keine zehn Minuten bis Liv mit ihrem Wagen auf unseren Kiesplatz einbiegt, und dankbar steige ich schnell ein. „Hey", seufze ich als ich mich auf den Sitz setze, und Liv lächelt mich müde an. „Na du? Was um Himmels Willen ist mit Keshaw passiert, dass er sowas abzieht?" Ich zucke mit den Schultern und lehne mich gegen die Innenseite der Türe, als wir losfahren. „Er ist beleidigt", erkläre ich dann, und reibe mir die Schläfe. Ich fühle mich, als hätte ich gar nicht geschlafen, so wütend hat Keshaw mich gemacht. „Und wieso ist er denn bitte beleidigt? Wenn schon, dann solltest du beleidigt sein."

Verwirrt sieht Liv mich an, ehe sie sich wieder auf die Straße konzentriert, die sie definitiv zu schnell befährt. „Ich habe eventuell etwas mit Jasper", murmle ich dann leise, und bin froh, dass Liv nicht gleich das Bremspedal durchtritt. „Du hast was?", fragt sie dann nach, wobei ihre Stimme deutlich mindestens zwei Oktaven höher ist. „Ich habe mit Jasper öffentlich rumgemacht und dann bei ihm übernachtet. Ich kenne sogar schon seine Mutter und Schwester." Ich sage das alles so schnell, dass ich mich frage, wie Liv es überhaupt verstehen konnte, doch das hat sie.

„Du hast mit Jasper rumgemacht, bei ihm geschlafen und kennst sogar schon zwei Drittel seiner Familie", wiederholt Liv resigniert, und ich nicke bestätigend. „Bingo." Liv nickt ganz langsam, und lacht dann leise auf. „Das hätte ich jetzt nicht erwartet", erklärt sie dann, und ich räuspere mich verhalten. „Ich ehrlich gesagt auch nicht. Aber er hat es geschafft, seinen ersten, schlechten Eindruck wettzumachen." Eine Weile sagt Liv nichts, ehe sie die Stirn in Falten legt. „Habt ihr schon?", fragt sie mich, und verwirrt sehe ich zu ihr. „Habt ihr schon was?", erwidere ich, und Liv verdreht die Augen. „Na, ob ihr schon miteinander geschlafen habt", erklärt sie mir dann ihre Frage, und ich schüttle schnell den Kopf. „Nein, nein. Haben wir nicht."

Dass wir schon zweimal kurz davor waren erwähne ich lieber nicht, denn ich möchte Liv nicht schon um diese Uhrzeit völlig vom Hocker hauen.

Es ist für sie wohl schon Schock genug, dass ich überhaupt etwas mit Jasper habe. Wobei wieder die Frage in meinem Kopf auftaucht, was genau wir denn eigentlich haben. Sind wir Freunde mit gewissen Vorzügen? Sind wir zusammen? Sind wir kurz davor, zusammen zu sein? Oder war das alles einfach einmalig? Und überhaupt, wie verhalte ich mich denn gleich ihm gegenüber, wenn ich das Schulhaus betrete? Wie verhält er sich mir gegenüber?

„Sei einfach wie immer", bemerkt Liv plötzlich, und hat wohl meine Gedanken von meinem Gesicht ablesen können. „Das versuche ich ja", murmle ich, und meine Laune sinkt weiter, als das Schulhaus in Sicht kommt. „Das wird schon klappen, Süße. Jetzt konzentrier du dich lieber mal auf deine Prüfung." Ich nicke, und als wir zum Stehen kommen, umarme ich Liv zum Abschied kurz. „Du bist meine Retterin", sage ich grinsend, und Liv schüttelt schmunzelnd den Kopf. „Jetzt mach schon, dass du rauskommst."

Ich verlasse das Auto schnell, und ignoriere wenige neugierige Blicke. Anscheinend hat es sich schon etwas rumgesprochen, dass Jasper und ich öffentlich rumgemacht haben. Mitten auf der Tanzfläche, um genau zu sein. Hektisch gehe ich zu meinem Spind, um meine Bücher darin zu verstauen, als ich jemanden neben mir bemerke. Überrascht, dass ihm die Blicke der Schüler wohl nichts ausmachen, drehe ich mich zu Jasper um, und erwidere sein Lächeln. „Guten Morgen", schmunzle ich dann, als ich sehe, wie verwuschelt seine Haare sind, und daraus schliesse, dass er sie wohl noch nicht gestylt hat.

„Guten Morgen", erwidert Jasper, und fährt sich durch besagte Haare, die ich wohl etwas offensichtlich angestarrt habe. Dann legt er eine Hand an meine Wange und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. Vor der ganzen Schule, erneut. Etwas überrascht, aber dennoch glücklich erwidere ich den kleinen Kuss, und grinse wie ein Honigkuchenpferd, als wir uns wieder voneinander lösen. „Bereit für die Prüfung?" Ich schüttle heftig den Kopf, und verziehe das Gesicht nun doch ein wenig. „Nein, leider überhaupt nicht", seufze ich, und öffne meinen Spind, bei dem wir mittlerweile angelangt sind.

„Aber das wird schon irgendwie gehen. Immerhin muss ich das Jahr in Deutschland sowieso wiederholen...", murmle ich noch leise, und Jasper hebt eine Augenbraue. „Ihr müsst das wiederholen? Obwohl du hier gute Noten schreiben könntest?" Ich nicke. „Ja, an manchen Schulen ist es so. Und wer sagt denn, dass ich gute Noten schreiben werde?" Jasper zeigt mit dem Daumen auf sich. „Ich, um genau zu sein. Du bist schlau, das weißt du, und ich denke, dass die Highschool hier für dich ein Kinderspiel wird."

Ich lächle leicht, recke mich, und gebe Jasper einen flüchtigen Kuss. Als ich mich zurückziehen möchte legt er aber seine Hände an meine Hüften, und küsst mich erneut, ehe er seine Stirn leicht an meine lehnt. „Vielleicht sollte ich öfters solche Dinge sagen", murmelt er, und grinst mich schelmisch an. Ich schüttle nur lächelnd den Kopf und zwicke ihn leicht in den Arm, ehe ich mich ganz aus seinem Griff befreie. Und dann ertönt die Schulklingel, welche uns einen Sprint zum Klassenzimmer anhängt.

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Knappe zwei Stunden später verlasse ich das Klassenzimmer mit gemischten Gefühlen. Die Prüfung kann wirklich in alle Richtungen gehen – von super gut bis abgrundtief schlecht. Ich habe absolut keine Ahnung, alles ist möglich. Da Jasper jetzt Training hat, verbringe ich die Pause mit Helen und Liv, die auch wieder in der Schule aufgetaucht ist.

Gerade schildern Helen und ich Liv unser Leid, als mein Blick eine Person entdeckt, die mir heute besser nicht mehr über den Weg laufen sollte. Ich entschuldige mich bei meinen Freunden, kratze all meine Wut zusammen, und laufe entschlossen auf den braunhaarigen Jungen zu, der ahnungslos an seinem Spind lehnt.

Nicht mehr lange, mein Freund.

„Keshaw Novak, du abgrundtief gesunkener Vollidiot!"

Und tadaa, der ganze Flur dreht sich zu uns um.

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Was denkt ihr, das jetzt folgen wird? xD

Und wie hättet ihr reagiert, wenn Keshaw davongefahren wäre?

- Xo, Zebisthoughts

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