TWENTY-TWO - Gastmonster

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Victoria POV

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"Keshaw Novak, du abgrundtief gesunkener Vollidiot!" Die angesprochene Person, und noch eine Menge weiterer Personen auf dem Flur, dreht sich zu mir um, und sofort könnte ich ihn für den spöttischen Ausdruck auf seinem Gesicht erwürgen. Ja, das würde ich mir zutrauen. Bei meinem Gastmonster angekommen denke ich gar nicht erst daran zimperlich mit ihm umzugehen, sondern bohre Kesh meinen Zeigefiner so fest in die Brust dass er wirklich zurückweicht, bis er an seinem Spind klebt.

"Vicky?", fragt er dann trotzdem ruhig, wissend was er damit in mir auslöst.

Sein Todesurteil.

"Wer glaubst du eigentlich dass du bist, so mit mir umgehen zu können, nein, so mit irgendjemandem umgehen zu können, der dir absolut nichts getan hat? Was genau läuft bei dir nicht richtig?" Meine Stimme zittert vor Wut was mir bestätigt, dass diese über die letzten Stunden definitiv kein Bisschen verraucht ist. Immerhin ist mein Ventil auch der Auslöser, womit mein Ausbruch moralisch völlig vertretbar ist.

Diesmal scheint sogar Keshaw endlich zu merken dass ich wirklich ernsthaft wütend bin, und er es vielleicht etwas zu weit getrieben hat, denn sein sonst so unantastbarer Gesichtsausdruck wird etwas nachdenklicher. "Ich-"

"Nein, nichts du! Ich rede jetzt, und du wirst mir zuhören, ob du das willst oder nicht, immerhin höre ich auch den ganzen Tag lang deine grässliche Musik die du dir auf eine alte, verkratzte CD gebrannt hast als kleiner Junge! Ich habe absolut keine Ahnung was dein Problem mit mir ist. Ich bin angekommen, du bist aufgetaucht, und sofort hast du mich zu deinem persönlichen Ventil für alles erklärt, und leider scheinst du mit ziemlich viel Hass gefüllt zu sein. Das tut mir zwar leid, denn kein Mensch sollte so sein, und ich bin mir auch sicher dass dies seine Gründe hat, doch ich bin nicht der Auslöser, und wenn doch, dürftest du mir gerne mal sagen was genau ich denn so unglaublich falsch mache. Weisst du eigentlich, wie sich das für mich anfühlt? Ich komme in ein fremdes Land, in eine fremde Familie mit einer Sprache die nicht meine Muttersprache ist, komme auf eine fremde Schule mit fremden Leuten, erhoffe mir ein wenig Freundlichkeit von allen hier weil ich mich eigentlich auf diese zehn Monate gefreut habe, und dann kommt ein kleines Kind angelaufen das seine Gefühle nicht kontrollieren kann und auf mich projizieren muss, bloss, weil es nicht akzeptieren kann für die nächsten zehn Monate eben ein weiteres Mitglied in der Familie zu haben? Du siehst mich als einen Eindringling an den man verscheuchen muss, dabei will ich keinem etwas antun. Ich will genauso wie du das auch willst einfach mein Leben geniessen, Freunde finden und so glücklich wie eben möglich sein, denn, im Gegensatz zu dir ist meine Zeit hier begrenzt."

Ich hole tief Luft um weiterzufahren, als Keshaw es doch schafft mich zu unterbrechen. "Es war deine Wahl nach Amerika zu kommen", bringt er über die Lippen und sieht mir dabei direkt in die Augen. Ich schüttle nur leicht den Kopf und beisse mir auf die Zunge um dem Kloss in meinem Hals klarzumachen, dass jetzt nicht der Moment für seinen grossen Auftritt ist.

"Darum geht es nicht, Keshaw. Es geht darum dass man niemanden, absolut niemanden so behandelt wie du mich behandelst. Ich habe dir nie etwas getan, im Gegenteil - ich wollte sogar anfangs versuchen irgendwas wie eine Bindung oder so zu dir herzustellen, so wie bei Allison und Chris. Aber wenn einer von beiden sich so dermassen dagegen sträubt hat das keine Chance, und das habe ich gemerkt. Deine täglichen Demütigungen und Streiche, die deiner Meinung nach so unglaublich lustig sind, waren ja eine Sache - aber das heute Morgen war zu viel. Das einzige um das ich dich gebeten habe war, mich mit zur Schule zu nehmen, und sogar dafür bist du dir zu gut. Du bist ein verdammter Egoist, Keshaw, und ich hoffe du erhältst dein Karma bald. Solltest du dich jemals wundern weshalb du keine Freunde hast, dann denk an meine Worte zurück. Weshalb Ash zu dir hält kann ich ehrlich gesagt dem was ich bisher von dir gesehen habe nach zu urteilen nicht erklären, vielleicht hat er einfach Mitleid mit dir weil du so sein musst um deiner Meinung nach etwas in deinem Leben zu erreichen. Weisst du was das Beste ist? Ich hätte sogar etwas für dich getan wenn du mich mal gebraucht hättest, in Deutsch zum Beispiel oder sonst irgendwo, aber jetzt? Nein. Jetzt nicht mehr. Der Zug ist abgefahren, solltest du ihm in den nächsten zehn Monaten nachrennen wollen werde ich lachend die Geschwindigkeit noch etwas erhöhen. Für mich bist du ab heute eine fremde Person die ich nicht kennenlernen möchte. Ach, und ich werde Allison und Chris darüber in Kenntnis setzen, damit sie nicht noch weitere Versuche unternehmen uns irgendwie zu Freunden zu machen. Wir sind fertig."

Bei den letzten Sätzen bricht meine Stimme doch etwas, und als ich mich umdrehe und gehen möchte, ruft Keshaw mir "ich hätte dich sowieso nie gebraucht" nach, woraufhin ich bloss meinen Mittelfinger so weit wie möglich hochstrecke. Mit geschockten Gesichtern starrt mich mittlerweile die ganze Schule an, und ich erhalte auch einige Mitfühlende Blicke als mir kurz vor der Haupttüre des Gebäudes die erste Träne übers Gesicht rollt, doch das könnte mir jetzt gerade nicht egaler sein. Ich will einfach nur noch nach Hause und mich dort in meinem Bett verkriechen bis zum nächsten Morgen.

An der frischen Luft angekommen bleibe ich für den Bruchteil einer Sekunde stehen um tief Luft zu holen, und spüre Livs Anwesenheit neben mir. Sie taucht auf meiner rechten Seite auf und legt mir einen Arm um die Schultern, während Helen auf meiner linken Seite nach Tissues in ihrer Tasche kramt. Liv währenddessen begleitet mich langsam zu ihrem Auto und zückt ihren Schlüssel. "Wir fahren zu mir", beschliesst sie spontan, wogegen ich nichts einzuwenden habe.

Ich weiss dass meine Freundinnen beide gerade den Rest des Tages schwänzen, aber das wird jetzt gerade nicht unsere grösste Sorge sein. Wie ein nasser Sack Kartoffeln lasse ich mich auf den Beifahrersitz fallen, und sobald Helen hinten eingestiegen ist spüre ich ihre Hand auf meiner Schulter. Ich greife nach ihr, sehe meine Freundin an und lächle ihr dankbar zu. Sie soll wissen dass ich sie sehr schätze, auch wenn ich gerade nichts anderes tun kann als traurig auszusehen. Wir fahren los als das Klingeln der Schulglocke ertönt, und ich erlaube es mir für die Dauer der Fahrt die Augen zu schliessen.

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"Hier, das sind all unsere Vorräte." Liv taucht in ihrem Zimmer auf und setzt sich mit drei riesigen Bechern Eis auf ihr Bett, auf dem Helen und ich es uns ebenfalls schon bequem gemacht haben. Noch bevor wir überhaupt durch Livs Haustüre getreten sind haben wir uns dazu entschieden den Rest des Tages mit Netflix und Eis zu verbringen, somit mein erstes Kummer-Date in Amerika besiegelt wäre. Dass ausgerechnet mein Gastmonster der Auslöser wäre hätte ich nicht erwartet, um genau zu sein wusste ich vor meiner Anreise ja noch gar nichts von ihm.

Schnell verdränge ich Keshaw wieder aus meinen Gedanken und greife zu einem der Becher, zusammen mit einem Löffel. Wir kuscheln uns aneinander und Liv greift nach ihrer Fernbedienung, um eine neue Serie zu starten. "Pretty Little Liars?", fragt sie in die Runde, und wir nicken synchron. Zwar habe ich die Serie schon mindestens fünfmal geschaut, doch es ist immer wieder eine Freude.

So sitzen wir also mehrere Stunden regungslos auf dem Bett und schauen gebannt auf den Fernseher in Liv's Zimmer, die Eisbecher schon längst leer, als es an der Tür klingelt. Von dem ungewohnten Geräusch welches sich in diese angenehme Ruhe drängt schrecken wir alle drei auf, und Liv pausiert die Folge um zu hören wem ihre Mutter die Türe öffnet. Schade genug sagt sie keinen Namen, doch als sie dann nach ihrer Tochter ruft rücken wir gleich alle drei aus.

Nacheinander tapsen wir die Treppe runter zur Türe wo Liv's Mutter uns kurz begrüßt und dann im Wohnzimmer verschwindet. Ich habe nicht mal mitbekommen wann sie nach Hause gekommen ist.

„Was willst du denn hier?", fragt Liv plötzlich und lässt mich herumfahren. Ehrlich gesagt bin ich nicht völlig überrascht dass er hier ist, andererseits hätte es mich auch nicht überrascht wenn er nicht gekommen wäre. „Ich hole Victoria ab", beantwortet Kesh die Frage, sieht dabei aber mich an. Ich kann spüren dass er anders drauf ist als sonst, jedoch habe ich keine Ahnung was dieses anders ist. Ich weiß nur dass es eben anders ist. Mal was neues.

„Und wer hat dich darum gebeten? Vicky sicher nicht." Liv sieht ihren eigentlich besten Freund mit einer gehobenen Augenbraue an, und ich weiß dass sie wütend ist auf ihn. Was ich aber auch gut verstehen kann, ich wäre auch wütend auf meinen besten Freund wenn er sich so verhalten würde. Ich glaube jeder wäre das. „Niemand, Liv, hör auf hier den Bodyguard zu spielen. Aber es ist schon spät."

„Was, wenn sie hier schlafen möchte?"

Um die Diskussion schnell zu beenden räuspere ich mich etwas und trete hervor. „Ich hole kurz meine Tasche", teile ich allen Anwesenden mit und eile schnell nach oben. Mitsamt meiner Tasche verlasse ich nach einer Verabschiedung von meinen Freunden Liv's Haus, und ziehe mir den Helm über den Kopf den Kesh mir wortlos reicht. Ein mulmiges Gefühl macht sich in meiner Magengegend breit da ich noch immer keine Ahnung habe, was das hier werden soll. Dem Kesh den ich kenne wäre es nämlich absolut egal ob und wie ich nach Hause komme, er hätte mich im Leben nicht abgeholt.

Noch immer wortlos steige ich also hinter Kesh auf sein Motorrad und schlinge meine Arme fest um seinen Bauch, so, wie er es mir vor ein paar Wochen gezeigt hat. Die Fahrt nach Hause verläuft weitgehend ereignislos, sowas wie ein Gespräch würde sich auf dem Motorrad sowieso als etwas schwierig erweisen. Ich genieße also einfach den kühlen Wind auf meiner Haut und die Mobilität die ein Motorrad mit sich bringt. Zu Hause angekommen gebe ich meinen Gastbruder meinen Helm wieder zurück und gehe dann schon mal vor zur Türe. Diese halte ich offen bis Keshaw ebenfalls im inneren ist, sagen tun wir aber nach wie vor kein Wort.

Deshalb fühlt es sich umso komischer an schweigend meine Jacke und Schuhe loszuwerden, und dann schnell in der Küche zu verschwinden wo ich als erstes den Inhalt des Kühlschranks genau unter die Lupe nehme. Obwohl ich gerade erst ein ganzes Eis gegessen habe sehnt sich mein Körper nach einem Abendessen, welches ich bereit bin ihm zu geben. „Wir könnten was bestellen", reißt Keshaws tiefe Stimme mich aus meiner Inspektion des Kühlschranks, und erst jetzt bemerke ich dass er wohl schon die ganze Zeit im Türrahmen stand.

Überfordert mit dieser doch eigentlich normalen Frage nicke ich bloß schnell, und schließe den Kühlschrank wieder. „Pizza?" Diesmal schüttle ich den Kopf. „Sushi." Langsam hebt Kesh eine Augenbraue und heftet seinen Blick vom Handydisplay auf mich, und ich kann seine Überraschung über diese Antwort klar sehen. „Du magst Sushi?" Ich nicke. „Ja, schon immer eigentlich. Du etwa nicht?"

„Ich liebe Sushi."

Mit diesen Worten wendet mein Gastbruder sich wieder seinen Handy zu und bestellt wohl gerade unser Abendessen. „Hast du irgendwelche Favoriten oder sowas?" Ich schüttle als Antwort nur den Kopf und beschließe, mir eine heisse Schokolade zu machen. „Das Essen ist in fünfundvierzig Minuten da." Keshaw will gerade aus der Küche verschwinden als ich ihn leise aufhalte. „Warte mal", murmle ich und bin überrascht als Kesh dem tatsächlich nachkommt.

„Willst du auch einen?"

Ich halte meine Tasse hoch, in der ich meinen Kakao zubereiten werde, und schaue Kesh erwartungsvoll an. In den letzten Tagen hat er sich immer geweigert sich von mir Kakao machen zu lassen, doch den Kesh hier kenne ich nicht mal, also ist es einen Versuch Wert. Ich kann sehen wie der Junge innerlich mit sich ringt, ehe er lange ausatmet und dann tatsächlich leicht nicht. „Ja, gerne", murmelt er leise als er mein breites Lächeln sieht, und räuspert sich dann.

„Ich wollte eigentlich sowieso kurz mit dir sprechen."

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So... jetzt hat Vicky mal all den Dampf abgelassen. Meinungen dazu?

Und worüber denkt ihr, dass Kesh jetzt mit ihr sprechen will?

- Xo, Zebisthoughts

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