10 - Routine

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In den nächsten Tagen passieren am Bau sehr viele Vorarbeiten. Der Architekt untersucht die Villa genau und schickt als erstes Handwerker, um den Keller leerzupumpen und das Leck zu suchen. Die Stadtwerke stellen für alles Nötige die Anschlüsse bereit. An der anderen Seite der Auffahrt gleich hinterm Tor wird eine Containerburg für alle Arbeiter, Architekt und Bauleitung aufgebaut. Jeongguk wirft sich mit Vergnügen mit der Kettensäge auf das Pförtnerhaus. Die Dachschindeln von nebenan werden gekauft, nachdem der Dachdecker die Kombination durchgewunken hat. Weitere Handwerker werden engagiert. Hoseoks Chef zum Beispiel freut sich, dass er nächste Woche einen Bautrupp mitsamt der Maschinen nur ein Grundstück weiter karren muss.

Yoongi ist eigentlich immer da, wo Jeongguk ist und hält sich ansonsten sehr bedeckt. Jin wird unter müdem Protest endgültig aufgescheucht und zum Handlanger für Hoseok gemacht - Hauptsache weit weg von Jeongguk.
Hoseok kriegt das mit der Koordination richtig gut hin. Darum stelle ich ihn gleich mit einem ordentlichen Gehalt fest an. Wir verstehen uns gut und kommen miteinander klar, auch wenn ich exakt Null Informationen über seine Person bekomme. Er gibt absolut nichts preis, arbeitet aber loyal, zuverlässig und mit Verstand. Was will ich also mehr? Die anderen Jungs wollen erstmal noch nicht in die Legalität.

Die Vorder- und die Küchenseite vom Pförtnerhaus sind freigelegt, der Architekt hat Gas gegeben und mailt mir die ersten Aufbaupläne, Kostenvoranschläge und einige Vorschläge, die ich durchwinken muss.
Jeongguk entdeckt in der Garage das alte Mofa und flippt bald aus vor Begeisterung, obwohl er gar keinen Führerschein dafür hat. Am liebsten würde er sich sofort Werkzeug greifen und das Ding reparieren.
Die Container für Sperrmüll und Grünzeug sind rappelvoll und werden bereits das erste Mal zur Leerung abgeholt.

Dafür funktionieren meine Vorstellungen von der Sanierung der Straßen und Wege überhaupt nicht. Hoseoks Chef kratzt einmal an dem zugewucherten Pflaster und schüttelt sofort den Kopf.
"Diese Pflastersteine sind sehr klein und zum Teil schon richtig wackelig. Das ist bestimmt hübsch gewesen. Aber wenn wir da einen Bagger drüberschicken, ist die Hälfte der Steine mit weg. Außerdem würden die Straßen in dem Zustand den Gewichten von schwerem Gerät und Kränen niemals standhalten. Das macht nur die Steine kaputt. Ich schlage vor, wir holen die alle raus, stapeln die am Rand des Grundstücks. Stattdessen schmeißen wir überall, wo wir nicht im Schlamm versinken wollen, Schotter hin. Und ganz am Schluss, wenn alle schweren Maschinen weg sind, dürfen Sie sich Muster wünschen, wie wir die Wege neu anlegen."
Seufzend sage ich dazu ja. Er ist der Fachmann. Und wenn ich die Steine erhalten kann, ist das schon viel wert.

Ich selbst gehe am Donnerstag nach der Arbeit zur Bank, um dort einiges zu regeln. Dann das Telefonat mit Hoseok, der alles im Griff hat. Und schließlich mache ich mir wieder ganz bewusst einen gemütlichen Abend. Spannenderweise spricht So-Ra mich bei der Arbeit nicht auf die Baustelle an. Ob sie mich nicht ablenken oder einfach nicht alles wissen will, kann ich nicht beurteilen. Aber wenn mir was auf der Seele brennt, kann ich das ja selbst ansprechen.

Am Ende der Woche ist der Keller zwar quatschenass, aber leer. Hoseok ruft mich vormittags im Büro an und druckst erst ein bisschen rum, bevor er die Katze aus dem Sack lässt.

"Frau Cho, wir ... Der Keller war ja nicht leer, als er voll Wasser gelaufen ist. Wir haben jetzt das Leck dicht und die Außentreppe offen. Aber ... Man kann zum Teil nicht mal mehr erkennen, WAS das war. ..."
Er holt tief Luft.
"Wollen Sie dabei sein, oder dürfen wir den Müll einfach so wegwerfen?"
Ich zucke zusammen und ernte einen fragenden Blick von So-Ra. Ich weiß erstmal nicht, was ich antworten soll.
"Ich dachte nur ... manchmal nimmt Sie das ja ganz schön mit, wenn Sie was finden. Von früher."

Ich springe über meinen Schatten.
"Danke, Hoseok. Danke, dass Sie daran gedacht haben. Das könnte tatsächlich hart werden, weil da sicher nichts mehr zu retten ist - Erinnerung her oder hin."
"Keine Ursache. Ich wollte Sie einfach nicht übergehen."
"Sind Sie beim Ausräumen direkt dabei?"
"Ja, bin ich. Der Chef hat unseren Trupp schon mal hier rübergeschickt, damit wir keine Zeit verlieren. Soll ich ..."
"Dann bin ich jetzt mal vernünftig und sage: raus und weg damit. Das spart mir viel Kraft. Wenn Ihnen etwas in die Finger fällt, wo ich ... Ich meine ... Ich bin ja nicht dabei. Aber ..."
"Wenn ich etwas finde, das nach einem sehr persönlichen Gegenstand aussieht, dann lege ich das beiseite und gebe es Ihnen in einem passenden Moment. Klingt das gut?"
Ich atme auf. Er hat mich verstanden.
"Danke. Ja, genau so. Dann schaffe ich das. Bis heute Nachmittag. Morgen komme ich dann mit Frühstück."
"Cool. Bis dann."

Am Freitag machen wir immer gemeinsam Feierabend. Während wir mit dem Fahrstuhl nach unten fahren, schaut So-Ra mich plötzlich prüfend an.
"Kino?"
Ich brauche einen Moment, bis ich schalte. Ich grinse sie an.
"Ist das jetzt ein Test, oder wollen wir wirklich?"
"Ja und Ja. Ich war einfach neugierig auf deine Antwort. Du wirkst entspannter als am letzten Wochenende. Oder täusche ich mich?"
"Nö. Zum Glück nicht. Ich habe ja meine Kladde für ablenkende Gedanken. Ich komme mit Hoseok Bauarbeiter, also mit dem einen meiner 'Untermieter' richtig gut klar. Der Architekt ist am Wirbeln. Und ich habe mir einen geregelten Feierabend verordnet. Hast du einen bestimmten Film im Auge?"
"Hm. Der läuft aber erst nächste Woche an."
"Gut, dann halten wir das für nächste Woche fest."
Wir schlendern gemeinsam zur S-Bahn-Station und plaudern dabei über dies und das, bis wir uns trennen müssen, weil wir in verschiedene Richtungen fahren.

Zu Hause setze ich mich erstmal mit einem Eis auf meinen Minibalkon. Später bei unserem obligatorischen Telefonat berichtet Hoseok mir, dass der Keller nun ganz leer ist und dass er drei Sachen für mich aufgehoben hat. Ab jetzt werden dort unten wochenlang die Trocknungsgeräte brummen, diverse Chemikalien werden den Schimmel und die Versalzung der Wände bekämpfen. Nächste Woche wird der Sockel von außen freigegraben, und dann kann die Isolation der Kellermauern beginnen.

Da das Pförtnerhaus inzwischen weitgehend freigelegt ist, können der Umbau und der Umzug vorbereitet werden. Dafür müssen die Küchenwand wieder aufgestellt, das Dach abgedichtet, die zwei neuen Zimmer abgeteilt und das ganze eingerichtet werden. Wir beschließen, das alles am Samstag beim gemeinsamen Frühstück zu besprechen.

Ich plane noch ein bisschen weiter. Zur Zeit schlafen alle Jungs auf mehr oder weniger gammeligen Matratzen vom Sperrmüll auf dem Fußboden. Und mindestens Jins Floß wird definitiv nicht mitgenommen, das muss so schnell wie möglich weg. Die Küche in der Pförtnerei ist total veraltet, unvollständig und größtenteils nicht mehr funktionstüchtig. Ich sollte also Betten kaufen und eine günstige Küchenzeile. Ein paar Geräte, ausreichend Geschirr und Besteck. Für den Gemeinschaftsraum einen großen Tisch mit ausreichend Stühlen. Dann können die Jungs nämlich schon bald umziehen und die Villa freigeben. Außerdem will ich mit ihnen überlegen, woran sie sich als nächstes aktiv beteiligen können. Wieder kann ich abends zufrieden ins Bett gehen.

Am Samstag Morgen lasse ich mir Zeit und mache mich dann wach und gut gelaunt auf zum nächsten großen Supersupermarkt. Ich kaufe einen großen Kühlschrank und eine Mikrowelle, die heute noch geliefert werden sollen. Grundnahrungsmittel, Kaffee und Tee, Saucen und Gewürze, erst mal nur wenig Küchengerät, einiges an Getränken, aber keinen Alkohol. Dann plündere ich den Bäcker und die Frischetheken. Schließlich kaufe ich noch zwei billige Touchhandys mit großer Karten-Kapazität.

Mein Auto wird gestrichen voll und ächzt ziemlich unter der Zuladung, als ich die Straße nach Pyeongchang-Dong hochfahre. Auf dem Grundstück arbeite ich mich noch ein Stück näher an die Villa ran und hupe einfach richtig laut und lange. Nach und nach erscheinen zerknitterte Gesichter in den leeren Fensterhöhlen. Der Anblick so vieler halbwacher Zombies ist echt niedlich. Ich muss laut lachen. Dann brülle ich ein gut gelauntes "Frühstück!" hoch zu den Gesichtern, die daraufhin mehr oder weniger schnell verschwinden.

Jeongguk Poltergeist und Kim Koll Tae sind am schnellsten bei mir. Sie beladen sich mit den Lebensmittel- und Getränkekisten und wanken nach hinten zur Veranda. Hoseok folgt ihnen auf dem Fuße, und nachdem die beiden Jüngsten noch ein zweites Mal gelaufen sind, ist der ganze Segen am großen Tisch im Wohnzimmer angekommen. Hier trifft dann auch der schweigsame Yoongi ein und bringt Geschirr aus der Küche. Jin dagegen braucht eine Extraaufforderung und setzt sich dann weit weg von allen anderen.

Yoongi ist eine harte Nuss - keine Ahnung, ob ich den jemals knacken werde. Und Jin? Es muss doch eine Möglichkeit geben, an Seokjin ranzukommen! Wer so gründlich jeden Lebenswillen verloren hat, muss entsprechendes erlebt haben. SO wird man nicht geboren. Und ich möchte gerne wissen, warum Jin so einen großen Bogen um Jeongguk macht. Ich würde ja gerne helfen, aber große Chancen habe ich wohl nicht.

Die anderen wirbeln in der Zwischenzeit um uns herum. In Windeseile sind der Tisch gedeckt, Kaffee und Tee gekocht und die Kisten mit weiteren Vorräten bestaunt. Jin ist es egal, Yoongi tut desinteressiert, scheint sich aber schon wieder zu ärgern, die anderen bedanken sich überschwänglich.
Erstmal essen wir uns richtig satt. Das weckt bei allen die Lebensgeister. Dann wird der Tisch abgedeckt, und wir nehmen uns Zeit zu reden.

"Ich würde gerne mit Ihnen zusammen Rückschau halten, bevor wir die nächsten Schritte planen. Vor genau einer Woche bin ich hier reingestolpert, auf den Spuren meiner Vergangenheit, und habe entdeckt, dass andere schneller waren als ich. Am nächsten Tag ist Kim Taehyung dazugestoßen. Jetzt sitzen wir hier zu sechst. Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich schon am Sonntag sicher war, dass von Ihnen keine Bedrohung für mich ausgeht. Deshalb bleibt das Angebot bestehen, dass ich jedem von Ihnen gerne aus dem Schlamassel helfen will. Ich hätte es immer noch lieber, wenn ich Ihre Hintergrundgeschichten wüsste. Aber ich habe gelernt: Sie bestimmen das Tempo, und wie viel Sie sich mir gegenüber öffnen wollen. Also habe ich Geduld."

Hoseok war offenbar immer legal - wenn man mal von dem Hausfriedensbruch absieht, ist bei mir auch legal und hat sich inzwischen auf elektronischem Wege als Bürger von Seoul mit der Adresse vom Pförtnerhaus angemeldet. Alle anderen wollen oder können immer noch nicht. Taehyung macht allerdings ein sehr nachdenkliches und ein bisschen trauriges Gesicht.
Hoffentlich kann er sich bald dazu entschließen. Seine Vergangenheit scheint eine große Last zu sein, die er gerne los wäre.

"Gut. Dann mache ich heute mal den Weihnachtsmann. Nachher werden eine große Kühl-Gefrier-Kombination und eine Mikrowelle geliefert - als kleiner Vorschuss auf eine vollständige Küche in der Pförtnerei. Außerdem habe ich mein Laptop mitgebracht, damit wir weitere Möbel wie zum Beispiel ordentliche Betten für Sie alle kaufen können. Ich weiß noch nicht, wann die Renovierung unten losgeht, aber der Umzug soll schnell über die Bühne gehen."

"Ich will mein Floß behalten. Ich will hinterher wieder in den Keller."
Die anderen fangen sofort an, auf Jin einzureden, beschweren sich wieder über den Gestank. Aber während alle anderen höflich bleiben, wird der Poltergeist deutlich.
"Hast du'n Vogel? Vergiss es, Leiche. Mit dem Floß kommst du nicht mal in die Garage. Ich hab echt die Nase voll von deiner Gammelei. Jedes Mal brauchst du eine Extraeinl..."
Ich greife ein, bevor es eskalieren kann, denn Jeongguk ist nun sogar aufgesprungen und hat sich mit wütendem Blick auf dem Schreibtisch abgestützt.

"Setzen Sie sich bitte wieder, Jeongguk. Danke."
Jungejunge - ist DER schnell auf 180! Vielleicht ist es das, was Jin so in die Defensive drängt. Ach Mist! Ich muss einfach mehr wissen.
Mein demonstratives 'Danke' lässt dem Poltergeist allerdings kaum eine Wahl, und Yoongi Löwengähnen erledigt mit einem leisen, aber klaren "Setz dich!" den Rest. Jin ist etwas kleiner geworden auf seinem Stuhl und sagt gar nichts mehr.

"Es tut mir leid, Kim Seokjin, aber in der Hinsicht entscheide ich. Niemand wird mehr in dem Keller wohnen. Und das verschimmelte Floß wird definitiv nicht mit umziehen. Sie haben nur noch die Wahl, welches neue Bett Sie bekommen. Nicht, ob ..."
Ich hole mein Laptop raus und gehe auf die Seite von IKEA.
"In der Pförtnerei werden vier Zimmer sein, Sie sind aber fünf Personen. Ich denke, Sie sollten selbst entscheiden, wer zu zweit in ein Zimmer geht, und wenn Sie einverstanden sind, kaufen wir dafür ein Stockbett."

Jeongguk und Kim Koll Tae schauen sich an, grinsen und melden sich sofort.
"Das Doppelzimmer nehmen wir. Gerne mit Stockbett."
Hervorragend. Da haben sich zwei gefunden.
"Wenn alle anderen nichts dagegen haben, dann ist die Frage ja schon geklärt. Also suchen sich jetzt alle, die nicht mehr auf dem Fußboden pennen wollen, ein Bett aus."
Nacheinander klicken die jungen Männer durch die Bettenabteilung und treffen schnelle Entscheidungen. Kissen, Decken, Bettwäsche dazu. Jin ist es egal.

Yoongi sucht sich nichts aus. Stattdessen brummt er unzufrieden.
"Können Sie dann mal wieder aufhören, den Kindsköppen den Hintern zu pudern? So lernen die nie, auf eigenen Füßen zu stehen."
"Auch das werden Sie mir überlassen müssen. Ich sage einfach nur: ich werfe niemand raus. Wer gehen will, wird nicht zurückgehalten. Und Jeongguk zum Beispiel kann noch lange nicht aus eigener Kraft auf die Füße kommen. Damit er später eine vernünftige, nicht zu löchrige Biografie vorweisen kann, muss aber bald was passieren."

Hoseok schaltet sich ein.
"Ich versteh dich nicht, Yoongi. Ich dachte, Guckie ist dir wichtig. Warum willst du unbedingt, dass er den ganz bitteren Weg geht?"
"Egal."
Yoongis Gesicht zeigt kurz eine gewisse Alarmbereitschaft, dann versinkt er wieder in Schweigen und hält sich raus.
Wer bist du? Und was willst du eigentlich? Weißt du das wenigstens selbst? Deine Antihaltung macht mich echt nervös.
Da Yoongi sich weigert, bestelle ich für ihn ein ganz schlichtes Modell und eine Matratze dazu.

"Nächste Frage: wo und wie waschen Sie ihre Kleidung? Spätestens beim Rückumzug in die Villa will ich eine Waschmaschine anschaffen. Die Küche im Haus unten hätte Platz dafür. Allerdings müssten Sie sich dann nach Absprachen eigenverantwortlich darum kümmern."
"Hei, saubere Klamotten! Sie sind echt spendabel, Frau Cho. Das wäre ganz große Klasse. Ich bin das Waschen von Hand echt leid."
Hoseok ist ehrlich froh. Yoongi tut desinteressiert. Jin ist ganz weit weg. Ich unterdrücke einen Seufzer und lächele Hoseok an.
"Gut. Dann suche ich die Küche fürs Pförtnerhaus so aus, dass eine Waschmaschine mit reinpasst."

Hobi Bauarbeiter denkt nach.
"Wäre es nicht sinnvoller, in der Küche mehr Stauraum zu haben und die Waschmaschine in die Garage zu stellen?"
"Hei, das ist meine Werkstatt!"
"Irrtum, Jeongguk. Das ist die Werkstatt mit vernünftiger Ausrüstung für alle Menschen, die hier leben und arbeiten."
Jeongguk schmollt. Ich denke über Hoseoks Vorschlag nach, finde die Idee gar nicht so schlecht, führe aber jetzt erstmal noch keine Entscheidung herbei.

"So. Ein letztes noch für heute. Der Architekt hat mir erklärt, was an Arbeitsschritten nötig ist fürs Pförtnerhaus. Im Moment sucht er die entsprechenden Handwerker. Wände abdichten und isolieren, Fenster und Türen austauschen, einen Fliesenboden verlegen. Der Dachdecker von nebenan wird loslegen, sobald die eingedrückte Küchenwand wieder steht. Was den Innenausbau anbetrifft, können Sie ganz viel helfen und alles beschleunigen. Die Werkstatt sollte aufgeräumt und ausgemistet werden, damit die zwei neuen Räume abgetrennt werden können. Möbel aufbauen, Wände streichen, Badezimmer schrubben - das könnten alles Sie machen. Und selbstverständlich die Stunden aufschreiben."
Die jungen Männer nicken und versprechen ihre Hilfe. Jin und Yoongi halten den Mund. Was die beiden angeht, bin ich echt ratlos und frustriert. An die beiden werde ich wohl nie rankommen.

Ein bisschen bange ist mir vor der nächsten Frage. Ich wende mich dennoch tapfer an Hobi Bauarbeiter.
"Hoseok. Ich ... könnten Sie mir die drei Gegenstände zeigen, die Sie gefunden haben?"
"Klar. Können wir jetzt machen."
Alle anderen decken den Tisch ab und verkrümeln sich dann, während er einen Karton vom Kaminsims herholt.

"Wollen Sie einfach reinschauen?"
"Hm. Ich glaube, mir ist es lieber, wenn Sie mir die Dinge nacheinander geben."
Er kuckt in den Karton, überlegt einen Moment und greift schließlich rein.
Ich platze gleich vor Spannung!
Alles in mir ist durcheinander, ich stehe unter Strom, möchte gleichzeitig wegrennen und in den Karton schauen.

Als erstes kommt ein Kinderkleid zum Vorschein. Es ist stockig und schmutzig, aber man kann noch sehen, das es mal zartgrün und über und über mit gelben und orangenen Blüten bedruckt war. Ich muss lächeln, wenn auch die Tränen bereits am Start sind.
"Im hintersten Raum stand ein alter Schrank. Sowohl das Möbel als auch der gesamte Inhalt waren total hinüber. Aber obendrauf stand eine Kiste mit Kinderkleidung. Ich habe versucht, das Kleid zu waschen und zu trocknen. Vieles war nicht mehr zu retten. Aber das fand ich so schön ..."

Ich nehme das Kleid entgegen, betrachte die Knöpfe und finde sofort, was ich suche.
"Dieses Kleid habe ich geliebt. Ich habe es zum ersten Mal angehabt bei meiner Einschulung. Und getragen, bis es mir wirklich nicht mehr gepasst hat. Einmal bin ich irgendwo hängen geblieben, und ein Knopf ist abgesprungen. Ich konnte ihn einfach nicht wiederfinden. Also ist Onkel Harry mit mir zu einem Nähwarengeschäft gefahren. Ich durfte einen neuen Knopf aussuchen. Zu Hause hat er mir dann beigebracht, wie man einen Riss repariert und einen Knopf annäht."
Hoseok lässt mich einfach reden und freut sich sichtlich, dass sein erster Fund schon mal ein Treffer war.

Ich versinke eine Weile in Erinnerungen, bevor ich mich ihm und dem Karton wieder zuwende. Das zweite, was er zu Tage fördert, ist eine alte Zigarrenschachtel. Ich kann mich erst gar nicht erinnern, aber als ich auf den Deckel schaue, schießt mir sofort ein Bild durch den Kopf. Und nun laufen sie, die Tränen.
"Das selbst gebastelte Memory!"
"In einem Regal standen mehrere Stapel mit Spielen. Die unten waren praktisch aufgelöst, die oberen Schachteln sehr schimmlig und aufgeweicht. Aber dieses Holzkästchen hat durchgehalten. ... Sie haben das Spiel selbst gemacht?"

Ich öffne den Deckel. Die meisten Karten sind sogar noch gut erhalten.
"Ich glaube, da war ich so acht Jahre alt. Onkel Harry und ich sind in den Ferien oft gewandert. Dabei hat er viel fotografiert, wir haben aber auch Blätter und Blüten und Gräser gesammelt und gepresst. Aus den Fundstücken und den Fotos haben wir dann dieses Spiel gebastelt. Den ganzen Winter lang haben wir fast jeden Tag gespielt. Und Onkel Harry hat fast immer verloren. Bis er heimlich trainiert hat. Dann hat er auch ab und zu gewonnen."
Ich drücke die Zigarrenschachtel an mich, so glücklich bin ich über diesen Fund. Hobi lächelt und wartet einfach ab, bis ich bereit bin für den dritten Fund.

"Ich ... hab sowas noch nie gesehen. Wahrscheinlich ist das was typisch Europäisches."
Vorsichtig hebt Hoseok ein unförmiges Stoffpaket aus der Kiste.
"Wir haben ein halbes Regal voll mit Weihnachtsschmuck gefunden. Das meiste war aus Papier oder Stroh und deshalb verschimmelt. Aber dieses Bündel steckte in einer Plastiktüte ganz oben im Regal. Es müffelt zwar, aber die Holzfiguren darin sind gut erhalten."
Holzfiguren. Weihnachtsschmuck. Die Krippenfiguren! Die Figuren, die jedes Jahr unterm Weihnachtsbaum in Berlin gestanden hatten, als Mama und Onkel Harry klein waren.
Beinahe andächtig wickele ich die Figuren aus und stelle sie auf dem Tisch auf. Ich erzähle Hoseok ein bisschen von Deutscher Weihnacht und versinke in Erinnerungen. Aber heute tut es nicht weh.

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31.12.2023    -    18.3.2024

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