09 - Der Architekt

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Als ich an der Villa ankomme, sehe ich gleich hinter dem Zaun die ganzen Container stehen. Groß, rostig und noch völlig leer stehen sie in Reih und Glied und warten darauf, gefüllt zu werden. 
Das hat also geklappt. Hm. Vielleicht sollten wir die für ganz Doofe mit den Müllsorten beschriften. Das könnten auch die Jungs machen.
Kurz nach mir rollt ein weiterer, sehr exklusiver Wagen durchs Tor.
Das wird mein Termin sein.
Tatsächlich steigen sogar zwei Menschen aus. Der Architekt Lee Soomin ist ein großer, dünner, etwas steifer und sehr korrekter Mann. Und er hat seine kleine, runde, lebhafte Frau, die Kunsthistorikerin Dr. Lee Sujin, gleich mitgebracht. Mit den beiden betrachte ich natürlich als erstes das Desaster im Keller.

Zu meinem großen Erstaunen schwimmt Jin heute mal nicht an uns vorbei, und es ist auch kein Plätschern aus einem der Räume zu hören, die ich von der Treppe aus nicht einsehen kann.
Schluss mit Leiche im Keller? So schnell? Das wäre eine Sensation! Ich bin gespannt, wo er stattdessen steckt.
Die Antwort bekomme ich schnell, sobald wir die Treppe in den ersten Stock erklimmen. Er liegt mitsamt seinem stinkenden Floß im Flur mitten im Weg, so dass man von Raum zu Raum immer um ihn drumrum gehen muss. Er ignoriert uns völlig, liegt apathisch da, alle Viere von sich gestreckt. Der Umzug ans Licht scheint ihm jede Kraft geraubt zu haben. Meine Gäste kucken etwas pickiert und rümpfen die Nase, der Mann macht einen graden, stocksteifen Rücken. Ich murmele eine schnelle Ausrede und lenke ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes.

Hoseok Bauarbeiter und Kim Koll Tae sind noch nicht von der Arbeit wieder da. Darum scheuchen wir nur Jeongguk Poltergeist und Yoongi Löwengähnen auf, als wir den Hausrundgang machen. Heute gehe auch ich zum ersten Mal in alle Räume des Hauses, von der Speisekammer bis zu den Bädern. Wir beschäftigen uns nicht mit den Jungs oder ihrem Kram - es geht mich ja auch nichts an.
Trotzdem kann ich nicht umhin, nebenbei zu registrieren, dass in Yoongis Zimmer ein Tisch, ein Stuhl und ein Laptop stehen. Und das es ordentlicher und sauberer als im Rest der Privaträume ist. Yoongi fängt meinen kurzen Blick auf und kuckt ziemlich sauer aus der Wäsche, kann aber natürlich nichts dagegen machen. Jeongguk Poltergeist dreht einfach nur sein Gesicht weg, als wir seinen Raum betreten. Ich schiebe seine schmutzigen Klamotten mit dem Fuß beiseite und lenke die Aufmerksamkeit des Architekten auf einen nassen Streifen an der Wand.

Wir konzentrieren uns ganz auf die baulichen Schäden und auf das, was vom früheren Glanz des Hauses noch zu sehen ist. Denn daran kann die Kunsthistorikerin sich später bei der Innenausstattung orientieren. Von den Stuckdecken ist zum Beispiel lange nicht alles erhalten. Aber interessanterweise weiß sie zu vielen Mustern und Ornamenten bestimmte Namen. Damit kann sie alles wieder herstellen. In jedem Raum fragt sie mich nach den ursprünglichen Farben, während ihr Mann sich mit Außen- und Innenmauern, den Fenstern, Kaminen und Heizungen beschäftigt. Ich bin ganz Ohr, versuche, so viel wie möglich davon zu verstehen.

Für das Dachgeschoss gehen wir wieder zum Erkerzimmer und starren durch das Loch nach oben. Meine beiden Begleiter registrieren auch das besondere Dachgestühl, machen aber ansonsten ziemlich bedenkliche Gesichter.
"Die alten Balken und die Schindeln wollen Sie wahrscheinlich gerne erhalten. Ich kenne aber keinen Dachdecker mehr, der das noch kann."
"Das ist kein Problem. Der Mann, der Sie empfohlen hat, hat vor vielen Jahren als Lehrling selbst hier mitgebaut. Er freut sich drauf. Und die Schindeln ... Da sind durch den Brand doch einige zerstört. Die werden sicher nicht mehr für das ganze Dach reichen. Kann man die nach so langer Zeit noch nachkaufen?"
Der Mann hebt eine noch relativ heile Schindel auf, die bis hier runter gefallen sein muss, und betrachtet sich die Form.
"Das sind auch keine Schindeln von der Stange. Die werden schon längst nicht mehr hergestellt. Wenn wir nicht von einem anderen Altbau eine größere Menge davon abkaufen können, sehe ich schwarz."

In dem Moment steckt Hoseok den Kopf zur offenen Tür rein, um mich kurz zu grüßen. Er sieht den angeschlagenen Schindel in der Hand des Architekten, kommt ganz rein, verbeugt sich höflich und zeigt darauf.
"Gibts ein Problem damit?"
"Hallo, gut, dass Sie da sind. Darf ich vorstellen - Das ist Jung Hoseok, einer der jungen Männer, die hier wohnen, so lange sie am Bau mitarbeiten. Hoseok, wir haben grade festgestellt, dass doch einige Schindeln kaputt sind. Und dass die eine Form haben, die heute nicht mehr hergestellt wird. Das könnte eine Wiederverwendung der alten Schindeln erschweren."
"Darf ich mal sehen?"
Er greift sich das Teil und hält es so gegen das Licht vom Fenster, dass er das Profil erkennen kann. Sein Gesichtsausdruck wird immer zufriedener.
"Warten Sie ein paar Minuten, ich bin gleich wieder da. Schauen Sie sich doch so lange was anderes an."
Und schon ist er mitsamt der alten Dachschindel verschwunden.

Wir wenden uns trotz Jin dem Flur zu und versuchen zu beurteilen, wie gefährlich die Treppe ins Dachgeschoss wohl sein könnte. Ein paar Stufen trauen wir uns rauf, aber hier ist es dunkel, das Licht reicht nicht, um oben etwas genauer betrachten zu können. Eventuell ist auch die Tür, die am oberen Ende der Treppe gestanden hat, noch intakt und geschlossen. Also gehen wir gemeinsam - an der Jin-Insel vorbei - ins Erdgeschoss, um die Pläne zu studieren und auf Hoseok zu warten. 
Der kommt nach einer halben Stunde im Laufschritt aus dem Garten zurück. In jeder Hand hält er zwei Dachschindeln.
"Ich hab mich nicht geirrt. Das sind die gleichen. Die hier ..."
Er hält die linke Hand hoch.
"... sind von oben und aus dem Garten hier am Haus. Und die hier ..."
Triumphierend hält er uns die rechte Hand hin.
"... sind bei der Nachbarbaustelle alle ganz sorgfältig vom Dach geholt worden, damit sie verkauft werden können. An so jemand wie uns. Nebenan ist nämlich ein neues Dach drauf."

"Wie auch immer Sie jetzt auf die bereits geschlossene Nachbarbaustelle gekommen sind, junger Mann. Das hier ist die schnellste Lösung, die wir uns wünschen konnten. Ich kann aber erst übermorgen früh die Schindeln drüben sichten und einen Preis aushandeln."
Hoseok kümmert sich nicht um den versteckten Rüffel sondern hält stattdessen je eine Schindel gegen das Licht und zeigt uns, dass die Profile gleich sind. Die Kunsthistorikerin schaut allerdings genauer hin.
"Das ist eindeutig dieselbe Form, also kompatibel. Allerdings werden wir improvisieren müssen. Ihre Schindeln sind nämlich ein bisschen länger als die von nebenan. Aber wenn die tragenden Hölzer die richtigen Abstände haben, dann könnten wir zum Beispiel immer abwechselnd eine breitere und eine schmalere Reihe verlegen. Wer ist der Dachdecker?"

Hobi Bauarbeiter steht neben uns wie ein zufriedener Weihnachtsmann. Er verbeugt sich wieder, damit er sich nochmal in unser Gespräch einmischen kann.
"Der Dachdecker ist nebenan grade bei den letzten Abschlussarbeiten an den Giebeln. Soll ich diese vier Schindeln morgen mitnehmen und ihm das Problem schildern? Dann haben Sie vielleicht am Abend schon eine Antwort."
Ich freue mich wie ein Schneekönig über Hobi. Er selbst scheint gar nicht zu merken, dass er grade jeden Pragmatismus und seine ganze tolle Coolness hat fahren lassen, weil es ihn selbst so gepackt hat, zur Lösung beitragen zu können. Dieser enthusiastische Hobi ist schon wieder ein völlig anderer Mensch.
Und vielleicht ist das sogar der Ursprüngliche, der er sein könnte, wenn nicht wasauchimmer ...

"So machen wir es, junger Mann. Das Problem scheinen Sie verstanden zu haben. Da bin ich gespannt auf die Antwort. Hier. Geben Sie dem Mann bitte meine Karte."
Sorgfältig greift Hoseok sich wieder die vier Schindeln und legt sie mit der Visitenkarte neben dem Kamin ab, damit niemand drüber stolpert und er sie morgen früh nicht vergisst. Mit einem zufriedenen Grinsen verschwindet er die Treppe hoch.
"Ein sehr kluger Geselle. Wo haben Sie den denn gefunden?"
Da sag ich jetzt lieber nichts dazu.
"Naja - nebenan auf der Baustelle."

Wir gehen noch gemeinsam zum Pförtnerhaus, damit der Architekt sich auch von dem Teil der Aufgabe ein Bild machen kann. Ich denke an das Gespräch mit So-Ra und bitte den Mann um einen Ablaufplan für das gesamte Projekt, damit ich ein Gefühl dafür bekomme, in welcher Reihenfolge die ganzen Arbeitsschritte passieren werden. Kurz darauf verabschiedet sich das Ehepaar. 
Und irgendwas war da noch für heute. Aber was? Genau. Meine Work-Bau-Life-Balance. Meine "Ideen und Probleme aus dem Kopf krieg"-Liste. Oder Listen? Listen. Ich kann ja beim Notieren schon vorsortieren.
Ich beschließe also, heute nicht so lange hier zu bleiben. Aber erst will ich doch nochmal mit Hobi Bauarbeiter reden.

Ich laufe zurück zum Haus, steige die Treppe hoch, halte mir wegen Jin die Nase zu und frage einfach laut in die Runde der geschlossenen Türen.
"Hoseok? Wollen Sie ihre Ruhe haben, oder können wir noch einen Moment reden?"
Aus dem mittleren Zimmer zum Garten hin schallt ein dumpfes "Moment", nach ein paar Minuten geht die Tür auf, und der frisch umgezogene junge Mann erscheint.
"Warum um Himmels Willen haben Sie eigentlich dieses stinkende Floß ausgerechnet hier in den Flur gelegt?"
Er klettert drumrum, bevor er antwortet.
"Sie machen sich keine Vorstellung, was für ein Aufwand es gestern war, ihn da unten rauszuholen. Ein Riesengezeter! Jeongguk kann dann vor Ungeduld schon mal etwas grob werden. Das hat wiederum Yoongi auf den Plan gerufen."
Er seufzt.
"Und dann wollte Jin ums Verrecken nicht alleine im Erdgeschoss schlafen. Weil keiner von uns den Gestank im Zimmer haben will, haben wir ihn schließlich hier geparkt."
"Na, immerhin will er überhaupt mal selbst etwas. Auch wenn er hier nicht bleiben kann."

Gemeinsam entfliehen wir nach unten und setzen uns mit zwei Stühlen an die frische Luft auf der Terrasse.
"Worum geht es?"
"Meine Freundin ..."
"Der KaMpFhUnD?"
Wir müssen beide schmunzeln.
"Genau. Sie hat mich heute bei der Arbeit dabei erwischt, wie ich auf eine Kundenakte eine ToDo-Liste gekritzelt habe. Ich habs selbst gar nicht gemerkt. Aber dadurch ist mir bewusst geworden, dass ich seit Samstag nichts anderes getan habe, als ..."
"... über diese Baustelle und über uns nachzudenken."
"Jupp. Das halte ich aber nicht ein halbes Jahr lang durch. Und Sie alle auch nicht. Wir müssen trotz und wegen des Zeitdrucks Wege finden, wie wir effizient und zielführend kommunizieren, wer für was zuständig ist, und wann wirklich Feierabend ist. Mir ist auch erst da aufgefallen, dass es nicht in Ordnung war, Ihnen einfach die Annahme der Container aufs Auge zu drücken."

"Cool, dass Ihnen das selbst klar geworden ist. Ich kann ja am helllichten Vormittag drüben nicht weg. Wir haben Jin dazu verdonnert, aber eine Vorwarnstufe und ein bisschen Absprache wären in Zukunft schon super."
"Vollkommen verständlich. Wie wollen wir es also halten?"
Da ist es - das Gespräch auf Augenhöhe, die Offenheit, die ich mir gewünscht hatte. Und das fühlt sich absolut richtig an.
"Ich bin nebenan immer um 17.00 Uhr fertig. Tae ist dann relativ kaputt und braucht erstmal seine Ruhe, Jeongguk und Jin haben theoretisch den ganzen Tag Zeit. Nur was Yoongi tagsüber macht ... keine Ahnung. Er lässt sich da nicht in die Karten kucken und ist auch oft weg. Ich bin einfach froh, dass er unser Baby in der Spur hält."

"Wie läuft Ihre Ernährung ab? Gemeinsam? Reihum? Jeder für sich? Gibt es einen Ort oder Tageszeitpunkt, an dem Sie normalerweise alle übereinander stolpern?"
"Essen? Mal so, mal so. Wir können halt nichts kühl halten. Deshalb wählen wir eigentlich viel zu oft die teure Variante, was zu bestellen. Das machen wir dann allerdings in der Regel gemeinsam, gegen Abend. Und dann sitzen wir auch zusammen. Jin haben wir immer einfach was auf die Kellertreppe gestellt. Wenn einer von uns in die Stadt muss, bringen wir auch mal Konserven oder Tütensuppen mit. Unser einziger Luxus sind die Kaffeemaschine und ein Wasserkocher."

"Na, den Zustand können wir hoffentlich bald beheben, sobald Sie alle im Pförtnerhaus sind. Wird das denn mit fünf Personen in zwei Räumen gehen? Ich habe sonst überlegt, ob wir in der großen Garage nur einen Stellplatz lassen und aus der ganzen rechten Seite zwei weitere Zimmer machen. Dann müssten Sie sich nicht so stapeln."
"Das wäre schon besser, ja. Wir sind halt alle Individualisten und Geheimniskrämer. Zu wenig Freiraum erhöht das Konfliktpotential."
"Gut, dann machen wir das so. Ich schlage also vor, dass wir an jedem Tag um 17.30 Uhr miteinander telefonieren oder texten, um uns gegenseitig auf dem Laufenden zu halten. Das scheint der beste Weg zu sein, damit das Projekt in Gang kommt."
Ich atme tief durch und fühle mich ganz zuversichtlich dabei. Ich glaube, dass ich den baulichen Anteil des Projekts langsam im Griff habe und bei meiner seltsamen Truppe zumindest mal ein Bein auf den Boden kriege.

Da fällt mir noch was ein.
"Ist denn heute auch eine große Sendung vom Baumarkt gekommen?"
Hoseok Bauarbeiter kratzt sich nachdenklich am Kopf.
"Keine Ahnung. Jin hat nichts gesagt. Wenn, hat er den Kram jedenfalls nicht den Weg raufgeschleppt, hier ist nichts. Aber unten am Tor ist mir auch nichts aufgefallen."

"Dann werde ich mich gleich noch unten umsehen, bevor ich nach Hause fahre. Irgendwo müssen die Sachen ja sein. Wir besprechen uns also jeweils nachmittags, wenn der Job getan ist, lassen uns bewusst Luft für die Abende und versuchen, die Nichtberufstätigen tagsüber zielführend auf Trab zu halten. Sie sind für mich die Schnittstelle zu den anderen Hausbewohnern, zu den Handwerkern und zu Lieferanten. Sie können am besten beurteilen, wann hier wer wofür eingespannt werden kann."

Ich habe keine Ahnung, wie er reagieren wird, aber ich muss das endlich klären.
"Darf ich wenigstens Sie anmelden und offiziell auf meine Gehaltsliste setzen? Mir behagt das ohne Versicherungen nicht. Ihnen kann hier doch jederzeit etwas passieren."
"Wenn es erlaubt ist, dass man zwei Arbeitsverträge gleichzeitig hat? Ich hab nichts verbrochen. Mich können Sie ruhig anmelden. Ich habe auch einen regulären Ausweis. Mit der Adresse von einem Freund."
"Gut. Ich bringe beim nächsten Mal ein Buch für Ihre Arbeitszeiten mit. Wann immer Sie Waren annehmen oder die Kettensäge schwingen, schreiben Sie das auf. Ich kann da nur auf Ihre Ehrlichkeit bauen. Ich werde nicht heimlich im Busch sitzen und kontrollieren. Aber das kriegen wir schon hin."

"Die Kettensäge schwingen?"
Neugierig schaut er mich an. Ich grinse breit.
"Jupp. Bei der Lieferung vom Baumarkt sollte auch eine Kettensäge dabei sein. Für den Dschungel. Mit der Heckenschere kommen wir da nicht weit."
Nun grinst Hoseok auch.
"Dann weiß ich ja, was Jeongguk in den nächsten Tagen machen wird. Unser zukünftiges Zuhause freisäbeln."
"Klingt gut."
... 

Ein paar Augenblicke herrscht eine angenehme Stille zwischen uns. Ich bin sehr zufrieden.
"Hoseok?"
Sein wachsamer Blick richtet sich sofort auf mich. Offensichtlich kann er meinen plötzlich veränderten Tonfall nicht einschätzen.
"Es macht Spaß, mit Ihnen zusammen zu arbeiten. Sie sind zuverlässig, denken mit. Der Einfall mit den Dachschindeln war genial. Danke!"
Schnell wendet er den Blick ab. Vielleicht ist ihm mein Dank peinlich?
"Passt schon. Das heißt ja auch für mich, dass es mit dem Job weiter geht und ich mehr Geld beiseite schaffen kann für ... später."
Was auch immer er da grade runtergeschluckt hat.

Ich wechsele das Thema.
"Hat hier irgendjemand was dagegen, wenn ich nachher noch einen Fresskorb vorbeischicke?"
"Nienicht. Immer her damit!"
Hoseok entspannt sich. Seine Augen fangen an zu blitzen. Also mache ich mich bald auf die Socken, um unten an der Einfahrt - hoffentlich! - nach meiner Baumarkt-Beute zu suchen. Kurz darauf kann ich Hoseok ein paar Bilder schicken. Jin, dieser verrückte Hund, hat einfach alle Waren vom Baumarkt in die Container gepackt. Aus den Augen, aus dem Sinn. 
Unglaublich!

Wie ich es mir vorgenommen habe, fahre ich heute wesentlich früher nach Hause. Ich mache noch einen kurzen Abstecher zu einem Büromarkt, wo ich mir die ganzen Baupläne zweimal kopieren lasse. Währenddessen stöbere ich bei den Planern und Kalendern. Ich finde einen runtergesetzten Terminkalender von diesem Jahr, in dem die Jungs einfach ihre Arbeitsstunden notieren können. Und für meine Listen fällt mir ein großes, dickes Adressbuch in die Finger. Ein Alphabet-Register mit mehreren Seiten pro Buchstabe, ziemlich abgegrabbelt, total runtergesetzt, weil das heutzutage keiner mehr braucht. Sowas macht man inzwischen digital. In dieses Buch kann ich alle Gedanken, die mich von mir, meinem Schlaf oder meiner Arbeit ablenken, reinschreiben. A wie Architekt, B wie Bank, D wie Dachdecker, K wie Küche, P wie Pförtnerhaus, W wie Wege/Einfahrt, und so weiter. Das gefällt mir richtig gut. Schnell notiert, schnell wiedergefunden.

Zu Hause angekommen ordere ich noch einen Berg Pommes, Nuggets, Burger und Co. und lasse das zu den Jungs bringen. Hoseok bekommt eine Nachricht mit der ungefähren Uhrzeit. Feierabend!
Ich setze mich ganz bewusst mit einer Kanne Entspannungstee und einem Buch aufs Sofa und mache es mir gemütlich. Wenn ich mich abgelenkt fühle, schreibe ich das, was mir grade durch den Kopf schwirrt, in mein Alphabetbuch. Dann lese ich weiter. Ich fahre runter, kann mich entspannen, kann loslassen. Und ich kann in dieser Nacht gut schlafen. Wenn ich daraus ein Ritual mache, werde ich sehr viel gelassener durch dieses Projekt kommen.

........................................
29.12.2022    -    18.3.2024

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro