(22) Äxte und Flammen

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Moira war sofort im Vorteil.  Ihr Gegenüber war so sehr darauf fixiert, sie anzugreifen, dass er den Fuß seines betäubten Kollegen erst bemerkte, als es bereits zu spät war.
Kaum lag er am Boden, ragte auch schon das Ende eines winzigen Betäubungspfeils aus seinem ungeschützten Unterarm.
Dann vollführte Moira -scheinbar grundlos- eine Hechtrolle nach rechts.
Dass dies doch nicht grundlos war, erkannte man spätestens an der Axt, die jetzt dort aus dem Boden ragte, wo vor nichtmal fünf Sekunden noch Moira gestanden hatte.
Die junge Frau drehte sich um und sah zu dem Drachenjäger, der von der Treppe zu ihr herunter guckte.
Er schien nicht glücklich darüber zu sein, sie verfehlt zu haben.
„Woher?", fragte er wütend.
„Du hältst das Schwert immer so, dass die Spitze nach rechts zeigt, bevor du angreifst. Außerdem könnte das Rote Kreuz auf dem Boden nicht deutlicher sein. Aber die Idee mit dem falschen Zwilling war nicht schlecht." Sie deutete dennoch demonstrativ auf die beiden gekreuzten Striche, die selbst in dem spärlichen Licht der kleinen Feuerschalen nicht zu übersehen waren.
Ihr Gegner hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt.  Stattdessen zog er eine weitere Axt und kam langsam die Stufen herunter.
„Dann regeln wir das hier halt Mann gegen-"
„Frau. Nur für den Fall, dass du etwas anderes sagen wolltest."
Dann griff Moira an.
In den nächsten Minuten hörte man nur das Klirren und Kratzen von Metall auf Metall.

<Nachtblitz, ich glaube ihr könnt schonmal anfangen.>
<Sicher?>
<Nein. Ich kann mir gerade kein langes Gespräch leisten, also macht bitte einfach!>
Der Drachenjäger nutzte Moiras kurze Unaufmerksamkeit und drängte sie in eine Ecke des Raumes.  Dann schaffte er es, sie zu entwaffnen. Ihre Axt schlug klirrend auf dem Boden auf.
Ein selbstgefälliges Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit.
„Tja, schwarze Kriegerin, wer zuletzt lacht, lacht am besten."
Moira sah ihn mit gespielt überraschter Miene an. „Aber ich habe doch noch gar nicht gelacht,  oder?"
Das selbstgefällige Grinsen des Drachenjägers fing an ,sich aufzulösen. Einer Eingebung folgend, schaute er auf den Boden, wo Moiras Axt lag. Oder besser gesagt, die Hälfte ihrer Axt.
Die andere Hälfte hielt sie noch immer in ihren Händen.

Perplex sah der Mann in der Zipperlederweste zwischen dem Teil in Moiras Händen und dem auf dem Boden liegenden Stück hin und her. Sein Grinsen war gänzlich verschwunden.
Bevor ihm auch nur der Gedanke kam, wenigstens den einen Teil der Axt aus Moiras Reichweite zu entfernen, hatte sie diesen auch schon aufgehoben. Sie drückte die unteren Enden der Äxte, also die gegenüber der Klingen, gegeneinander. Dann ertönte ein leises Klicken und sie hielt wieder eine verlängerte, zweischneidige Axt in ihren Händen.
„Wie war das doch gleich mit dem Lachen?", fragte sie sarkastisch.
„Pass nur auf, Schwarze Kriegerin, irgendwann-" er unterbrach sich, als ein leises Zischen, gefolgt von einem seltsamen Geruch, den Raum erfüllte.
Moira hatte unbemerkt auf einen als Schraubenkopf getarnten Knopf gedrückt, wodurch sich jetzt Zippergas im Raum verteilte.
Ungerührt sah sie den Drachenjäger an.
„Irgendwann passiert was?"
Der Gefragte wusste, dass er (wieder einmal) verloren hatte.
„Hochmut kommt vor dem Fall.", meinte er daher nur.
Moira klappte ihre Axt zusammen, schaffte es irgendwie, den (noch immer perplexen) Wikinger zu entwaffnen und stieß ihn beiseite. Als sie ungefähr die Mitte des Raumes erreicht hatte, drehte sie sich zu ihm um.
„Ich habe Flügel."
Dann explodierte das Gebäude.

Na gut, es explodierte nicht wirklich. Eigentlich explodierte nur das Dach, als Nachtblitz es mit einer Feuerkugel beschoss. Aber das in der Luft enthaltene, zugegebenermaßen absichtlich verdünnte Zippergas begann zu brennen.
Die sogenannte schwarze Kriegerin stieß sich kräftig vom Boden ab und flog, gefolgt von einer Wolke brennenden Zippergases, durch das große Loch im Dach.

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Wütend stieß der Junge das Ruder ins Wasser. In Gedanken warf er den Drachenjägern alle erdenklichen Flüche an den Kopf.
Wie sollte er eine Person finden, die so unvorhersehbar war wie die Launen des Meeres, geschweige denn fangen? Und die versprochene Ausrüstung hatte er auch nicht erhalten. Stattdessen hatten ihn die Drachenjäger nur ausgelacht und gemeint, wenn er so toll sei, müsse er das auch ohne Ausrüstung schaffen.
Und die ›wichtigsten Fakten‹ waren:
„Sie ist schlau, keine schlechte Kämpferin und fast unauffindbar, wenn sie nicht gerade angreift. Aber das sollte kein Problem für einen Profi wie dich darstellen." Dann hatten sie ihm lachend doch noch eine kleine Tasche mit irgendwelchem Zeugs und dieses Boot zur Verfügung gestellt.

Selbst das Boot schwamm mehr schlecht als recht. Bei jeder Welle drohte es zu kentern.
Das bisschen Hoffnung, das der Junge vor kurzem noch verspürt hatte, war schon fast verschwunden. Wenn er nicht ertrank, würde er spätestens von...
Er unterbrach seine Gedanken und konzentrierte sich darauf, das Boot vorm Kentern zu bewahren. Dabei sah er immer mal wieder zur Drachenjägerbasis und wünschte sich, sie würde in Flammen aufgehen.
Diese blöden Drachenjäger hätten es nicht besser verdient! Aber wenn er selbst etwas gegen sie unternehmen würde, wäre das vermutlich seine letzte Tat.
Einmal mehr stellte er sich vor, wie das Hauptgebäude in Flammen aufging und-
BUMM!
Ein Knall riss ihn aus seinen Gedanken.
Erschrocken drehte er sich in die Richtung, aus der der Knall kam.

Er traute seinen Augen nicht. Die Zelte hatten Feuer gefangen und das Hauptgebäude hatte kein Dach mehr. Aber das Faszinierendste war die Gestalt, die aus dem dachlosem Gebäude schoss. Ihre Silhouette zeichnete sich scharf vor den emporsteigenden Flammen ab. Er vermutete, dass es sich dabei um brennendes Zippergas handelte. Einen Moment lang sah man die Flügel der Gestalt, dann war sie auch schon wieder über den Flammen und wurde von der Nacht verschluckt.
Die schwarze Kriegerin hatte wieder zugeschlagen.

Einige Funken erreichten sogar das kleine Boot und fielen wie winzige Sternschnuppen vom Himmel.
Einen Moment lang wusste der Junge nicht, ob er sich freuen, fürchten oder verzweifeln sollte.
Denn seine Aufgabe war es, genau diese Person zu stoppen.

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Bei den Drachenreitern:

„Schnell! Auf die Drachen!"
Trotz der ernsten Lage konnte sich  Raffnuss nicht beherrschen.
„Warum willst du Schnelle Stacheln reiten?"
Astrid verdrehte die Augen. „Ich meinte: Auf unsere Drachen!"
Sie saß mittlerweile schon auf Sturmpfeil, die die Schnellen Stacheln mit Pfeilschüssen gekonnt auf Abstand hielt. Auch Hicks und Rotzbakke waren schon halb aufgestiegen.
„Ach so... Sag das doch glei- Huch!" Das Zwillingsmädchen fiel wie tot zu Boden.
„Na, wer kann jetzt nicht reden, Hmm?"
Ihr Bruder konnte es einfach nicht lassen.
„Mhnmhlmnmnmhm!"
„TAFF! Steig verdammt nochmal auf!"
Selbst Fischbein und Fleischklops flogen schon ungefähr vier Meter über dem Boden, also gerade außer Reichweite der wilden Drachen. Nur die Zwillinge und ihr Zipper waren noch auf dem Boden.
„Ist ja schon gut.", brummte der langhaarige Drachenreiter, während er aufstieg.
Als er saß, nahm der zweite Kopf des Zippers vorsichtig die betäubte Wikingerin hoch, dann hob er ab.
„Bist du dir sicher, dass du die mitnehmen willst?" Als Kotz leise grummelte, zuckte Taff mit den Schultern.
„Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt."
Die anderen Drachenreiter konnten darüber nur die Augen verdrehen.

Als sich die Drachenreiter und ihre Drachen langsam von dem Schock erholt hatten, sprach Fischbein aus, was alle dachten.
„Das war aber knapp."
Die Anderen nickten zustimmend.
„Und das ist alles nur Moiras Schuld! Wegen ihr haben wir auf dieser blöden Insel übernachtet und wären fast von den Schnellen Stacheln erledigt worden! Das hat sie doch alles so geplant, um uns loszuwerden! Wenn ihr mich fragt,-"
„Es fragt dich aber keiner, Rotzbakke! Also tu uns allen einen Gefallen und HALT DEINEN MUND!"
„Schön, dich hat sie schon reingelegt, Astrid! Und die Anderen anscheinend auch! Aber mich legt niemand so schnell rein! Ihr werdet schon sehen!"
„Was hast du eigentlich für ein Problem mit Moira?"
Auch Fischbein ging Rotzbakke echt auf die Nerven.
„Warum vertrauen wir ihr überhaupt? Wir wissen so gut wie nichts über sie! Bestimmt ist das mit dem Kopfgeld auch nur eine Show, damit wir ihr glauben!"
„Leute, bitte! Bevor wir hier irgendwem irgendwas vorwerfen, sollten wir sie einfach mal darauf ansprechen. Vielleicht gibt es ja eine logische Erklärung dafür."
„Na bitte! Hicks hat sie auch schon ausgetrickst!"
„Rotzbakke, ich bitte dich!-"
„Hicks, Hicks, Hicks, hier muss jetzt ein wahrer Streitschlichter ans Werk." Dann wandte sich Taffnuss an Rotzbakke.
„Also-" Da wurde er auch schon von Fischbein unterbrochen.
„Ich glaube, Rotzbakke hat einfach ein Problem damit, Moira zu akzeptieren. Wisst ihr noch, wie es damals mit ihm und Astrid war? Die Beiden hätten sich fast gegenseitig die Köpfe eingeschlagen."
Rotzbakke öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, schloss ihn dann aber wieder.
Er wusste, das Fischbein (nerviger Weise) recht hatte.
Und vielleicht war da noch ein ganz kleiner anderer Punkt, weshalb er lieber Abstand zu Moira halten wollte...

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Das Bild (mal wieder aus dem Internet) oben sieht besser aus, wenn man die Helligkeit voll aufdreht.

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