(28) Die Höhle

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Moira

„Guckt mal! Unsere Verfolger haben uns gefunden!"
Raffs Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
Was für Verfolger?
Ich folgte ihrem Blick zu dem Tunnel, aus dem sie gerade eben gefallen waren. Aus ihm flogen sieben entspannt aussehende Schneegeister in die Höhle.
„Verfolger?"
Ich sah fragend zu Astrid.
„Oh, du kennst die Geschichte ja noch gar nicht...", fiel jetzt auch Hicks wieder ein.
„Wir werden doch noch alle sterben!"
Was war denn bitte mit Fischbein los?!
Lange kannte ich ihn ja noch nicht, aber das war jetzt doch ein wenig seltsam.
Genau in diesem Moment flog die kleine Gruppe, ohne uns großartig Beachtung zu schenken, über uns hinweg und auf den Eisgeist zu.
„Du kannst dich wieder beruhigen, Fischbein."
Astrid klang, als wäre sie langsam mit den Nerven am Ende. Was eigentlich auch nur verständlich war, wenn man bedachte, dass es mitten in der Nacht war, wir uns vor ein oder zwei Stunden eigentlich schlafen legen wollten und jetzt in einer Höhle voller Schneegeister standen.
„Na toll. Die kommen zurück."
Fischbein konnte gerade noch so ein Wimmern unterdrücken.
Dann landeten der Eisgeist und sein kleines Gefolge auch schon wenige Meter vor uns.

Seine goldenen Augen hatte er fest auf uns gerichtet, als er einen Schritt vortrat.
Als er dann anfing, leise Geräusche von sich zu geben, spürte ich wieder das bekannte Kribbeln in meinem Kopf und sah kurz darauf alles aus Nachtblitz' Perspektive.

„Moira?"
Fischbein sah mich von der Seite her an.
„Falls du verstehst, was sie sagen, könntest du bitte...?"
Auch die Übrigen warfen mir neugierige Blicke zu.
Sie hatten also den Wechsel meiner Augenfarbe bemerkt.
Als ich nichts erwiderte, wandten sie alle etwas enttäuscht ihren Blick wieder von mir ab.
Innerlich seufzte ich einmal genervt auf.
„Sie ist sozusagen die Anführerin der Schneegeister hier. Fast alles hört auf ihr Kommando."
Die Blicke, mit denen mich nun alle anstarrten, waren unbezahlbar.

Ohnezahn trat ebenfalls einen Schritt vor.
„Er möchte wissen, was das alles soll."
Stille.
„Wu-hu! Du kannst sie tatsächlich verstehen!"
„Fischbein!"
„'Tschuldigung..."
Ich konzentrierte mich wieder auf die Drachen.
„Sie sagt, es wäre schwierig, aber sie haben eine Verpflichtung, eine Aufgabe, und diese werden sie so gut wie möglich erfüllen."
„Eine Aufgabe?"
Astrid trat Fischbein dafür auf den Fuß.
„Und wenn diese Aufgabe von ihnen erfordert, sich dem Alpha in den Weg zu stellen, dann tun sie das. Aber sie zweifeln nicht an seiner Autorität."
Ohnezahn brummte wieder etwas und erhielt darauf sofort eine Antwort.
„Er hat nicht das Recht darauf, zu erfahren, was das für eine Aufgabe sei."
Einigen klappten die Kinnladen herunter.
„Die Einzigen, die darauf ein Recht hätten, wären sie."
Es dauerte einen kleinen Moment, bis ich begriff, dass mit „sie" Nachtblitz und ich gemeint waren.
Meine Seelenverwandte war genauso überrascht wie ich, trat aber trotzdem neben Ohnezahn, der bereits etwas erwiderte.
„Als Alpha hat er sehr wohl das Recht, darüber Bescheid zu wissen."
Die Antwort des Eisgeists brachte mich kurz ins Stocken.
„Ja, ihr Alpha hätte darauf ein Recht, und Ohnezahn ist ein Alpha, aber nicht ihrer."
„Ist dann sie der Alpha der Schneegeister?"
Zur Abwechslung war es nicht Fischbein, sondern Astrid, die sich nicht zurückhalten konnte.
„Nein, sie ist es nicht.", gab ich wieder, was der Eisgeist gerade eben auf Ohnezahns Frage geantwortet hatte und zog wieder alle Blicke auf mich.
Der Eisgeist legte seinen Kopf in den Nacken und stieß einen gellenden Schrei aus.
Fast augenblicklich begann das Wasser in der Mitte der Höhle zu blubbern.
Hicks fand als Erster die Sprache wieder.
„Oh bei Thor..."

Auch die Anderen starrten nun geschockt auf das unruhige Wasser. Selbst Ohnezahn und die anderen Drachen blickten mit großen Augen auf das Geschehen.
Ich hatte das Gefühl, als würde der Boden beginnen zu Beben, aber ein Blick zu den Drachenreitern verriet mir, dass das nicht stimmen konnte.
Dann begann mein Kopf zu dröhnen und meine Umgebung verlor mehr und mehr an Schärfe.
Ich könnte gerade noch so erkennen, wie Astrid -ein verschwommener, blauer Punkt- zu mir stürmte und etwas rief, was aber auch nur als stark gedämpfter Ton bei mir ankam.
Dann sah ich endgültig nichts mehr.

Als ich meine Augen wieder öffnete, hatte ich den starken Drang, mich zu übergeben. Mir war noch immer etwas schwindlig, aber in solch einer Situation hatte ich mich schon des Öfteren befunden. Also kniff ich nochmal kurz die Augen zusammen, schüttelte leicht den Kopf und stand auf.
Aller Wahrscheinlichkeit nach musste ich wohl umgekippt sein.
Die besorgten Blicke der Drachenreiter bestätigten meine Vermutung nur.
„Alles in Ordnung?"
Ich nickte Astrid kurz zu und drehte mich wieder zu der Wasserfläche, welche immer stärker brodelte.
„Bist du dir sicher? Du bist gerade einfach so umgekippt."
„Ja, wirklich." Dann stockte ich.
„Wie lange...?"
„Keine fünf Sekunden. Du bist umgefallen und dann direkt wieder aufgestanden." Hicks sah mich jetzt auch besorgt an.
Ich hasste es.
„Du bist dir ganz sicher, dass-"
Ich drehte genervt meinen Kopf in seine Richtung.
„Zum letzten Mal: Es. Geht. Mir. Gut!"
Deutlich erschrocken über meine barsche Antwort verstummte er.
Augenblicklich meldete sich mein schlechtes Gewissen, wurde aber von meinem Verstand gleich wieder zum Verstummen gebracht.
Ich hatte sehr, sehr lange Zeit allein gelebt und sehr viel mehr Feinde als Verbündete. Natürlich war ich schon mal ohnmächtig geworden worden oder irgendwo gegen gestoßen. Allein schon bei meiner ersten Begegnung mit Nachtblitz.
Aber es gab für mich immer nur zwei Möglichkeiten: entweder ich blieb lange bewusstlos und riskierte die Gefangenschaft, oder ich biss die Zähne zusammen und sah zu, dass ich schnellstmöglich wieder auf den Beinen war. Und mit der Zeit hatte dies dazu geführt, dass ich immer schneller wieder zu mir kam und generell seltener zusammenklappte.
Was die Frage aufwirft, warum ich gerade umgekippt war. So leicht passierte das nämlich nicht.
Aber das musste ich Hicks nicht unbedingt auf die Nase binden.

Dieser hatte sich schnell wieder gefasst.
„Ok... Weißt du denn, was passiert ist?"
„Nein. Aber ich hatte plötzlich Kopfschmerzen und dann verschwamm alles."
Hicks sah immer noch nicht überzeugt aus, fragte aber auch nicht weiter nach.
Ich hätte ihm auch nicht zugehört, denn eine Bewegung hinter ihm beanspruchte meine Aufmerksamkeit.
Astrid bemerkte das als Erste und drehte sich wieder zur Mitte der Höhle. Die Übrigen folgten ihrem Beispiel.
„Odin steh uns bei..."
Rotzbakke zog scharf die Luft ein.

Zu sagen, ich wäre von dem derzeitigen Geschehen nicht beeindruckt, wäre gelogen.
Es kostete mich viel Selbstbeherrschung, nicht die Augen weit aufzureißen, als ein wirklich gigantischer weißer Drachenschädel die Wasseroberfläche durchbrach.
Seine hellen Augen wirkten im Vergleich zum Kopf (und den riesigen Stoßzähnen) fast schon winzig.
So gut wie alle sich in der Höhle befindenden Schneegeister hoben ab. Einige ließen sich in den Eingängen ihrer Tunnel nieder und beobachten von dort aus das Geschehen, einige kreisten weiter oben.
Nur der Eisgeist und zwei Drachen aus seinem „Gefolge" blieben am Boden.
„Noch einer von denen?", fragte Astrid leise, aber die Frage schien eher an sie selbst gerichtet zu sein.
„Das... das ist doch... nicht möglich..."
Hicks schienen die Worte zu fehlen, obwohl ich das Gefühl hatte, er hätte sowas in der Art schon erwartet.
Fischbein machte den Mund auf und zu, bekam jedoch keinen Ton raus. Rotzbakke und den Zwillingen ging es da ganz ähnlich.
Nachtblitz war mindestens genauso verwirrt und überrascht wie ich, das konnte ich spüren. Sogar Ohnezahn hatte überrascht die Augen aufgerissen.
Er fasste sich allerdings schnell wieder, als der Gigant Anstalten machte, aus dem Wasser zu steigen.

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Und das Bild ist selbstverständlich aus dem wundervollen Internet.

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