(31) Blaue Blüten

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Astrid

Der Drachenjäger kam, noch immer lachend, hinter der Netzschleuder hervor.
„So so. Der berüchtigte Drachenmeister und der Alpha."
Hicks starrte den Mann an, in seinen Augen loderten Wut und Hass.
Ohnezahn begann zu knurren.
Der Drachenjäger ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Provozierend langsam senkte er seine Axt, bis diese nur noch wenige Millimeter vom Hals des Nachtschatten entfernt war.
Er schaute auf den Drachen hinunter und sagte mit gespieltem Bedauern: „Schade, dass wir uns auf diese Weise begegnen mussten-"
„Wenn du ihm auch nur einen einzigen Kratzer zufügst..."
Mein Verlobter hatte sich wieder gefasst und ging nun drohend einen Schritt nach vorn. Seine linke Hand schloss sich unbemerkt um den Griff seines Feuerschwertes.
Genauso unbemerkt wie diese Bewegung für den Drachenjäger neben Ohnezahn blieb, blieb für Hicks allerdings auch die, die sich im Schatten hinter ihm abspielte.
„Hicks! Hinter dir!"
Gerade noch rechtzeitig fuhr er herum und riss sein Schwert nach oben.
Funken stoben, als die Gronkeleisenkeule auf das Metall seines Schwertes traf.
Hicks keuchte erschrocken auf.
Das war sehr knapp gewesen... aber knapp vorbei ist auch daneben.
Dummerweise hatte ich meine Deckung geopfert, als ich Hicks gewarnt hatte.

„Und deine Freunde sind auch dabei. Wie reizend."
Seine Lippen verzogen sich mal wieder zu einem gemeinen Grinsen.
„Möchte deine Freundin ihrem Drachen vielleicht etwas Gesellschaft leisten?"
Mein Verstand setzte kurz aus.
Sie hatten Sturmpfeil.
Dann setzte mein Verstand wieder ein.
Sie konnten sie gar nicht haben, denn ich hatte sie vor zehn Sekunden noch an mir vorbeifliegen sehen.
Der Drachenjäger hatte also gelogen.
Um mich abzulenken.

Diese Erkenntnis kam leider eine Sekunde zu spät. Der Drachenjäger, dessen Bauch vorhin intensiven Kontakt mit dem ‚ungefährlichen' Ende meiner Axt hatte, schlug mir nun ebendiese aus der Hand.
Er hatte sich sehr zu meinem Leidwesen schneller erholt, als ich vermutet hatte.
Meiner einen Waffe beraubt, nutzte ich nun meine anderen.
Ja, Hände und Füße gehen auch als Waffe durch.
Wenigstens in diesem Punkt waren mein Widersacher und ich uns einig.

Vielleicht sollte ich mal über kurze Haare nachdenken. In etwa so wie Malas.
Vielleicht würde ich meinem Zopf hinterher trauern, aber mich würde auch kein Drachenjäger mehr an ihm packen und zu Boden reißen können.
Als Rache für diese Tat verpasste mein Fuß ihm immerhin ein ordentliches Veilchen. Das änderte aber leider nichts daran, dass ich jetzt mit gefesselten Händen und dem Kopf voller Flüche, die man lieber nicht laut aussprechen sollte, auf dem Deck stand und den immer breiter grinsenden Drachenjäger am liebsten das Grinsen aus dem Gesicht gewischt und ihn anschließend erwürgt hätte. Oder beides gleichzeitig.
„Es ist doch irgendwie immer dasselbe; sobald es um eure geschuppten Viecher geht, werdet ihr vorschnell."
Überheblich sah er mich an.
Oh, wie ich diesen Kerl hasste. Und dabei kannte ich ihn gerade mal eine Minute lang.

Diese Minute hatte jedoch dafür ausgereicht, dass sich meine restlichen Teammitglieder, Sturmpfeil miteingeschlossen, um das Schiff versammeln konnten.
Das blieb den Drachenjägern natürlich nicht verborgen.
„So zahlreich wie immer. Dabei fällt mir ein, ich habe euch gar keinen ordentlichen Empfang bereitet. Wie unhöflich von mir."
Mich beschlich eine ungute Vorahnung.
„Und ich habe sogar alles schon so schön vorbereitet... Nun ja, lieber später als gar nicht, nicht wahr?"
Und mit diesen Worten kappte er das Seil, welches das Hauptsegel oben gehalten hatte.

Zu jedem anderen Zeitpunkt und unter anderen Umständen wäre es ein umwerfender Anblick gewesen.
Als das Segel sich öffnete, fielen aus jeder Falte hunderte von Blüten.
Und sie hatten sogar meine Lieblingsfarbe: blau.
Nur leider handelte es sich hier um blauen Oleander, und so schwebten für mich keine schönen Blumen auf das gesamte Deck, sondern für Drachen tödliches Gift.
Der einzige kurze Lichtblick: direkt über Ohnezahn hing ebenfalls ein kleines Segel, welches dafür sorgte, dass er nicht mit den Pflanzen in Berührung kam.
So war er die einzige Person an Deck, die nicht über und über mit den Blumen bedeckt war.
Während ich versuchte, die Blüten aus meinem Pony zu schütteln, warf ich dem lauthals lachenden Drachenjäger mörderische Blicke zu.
Ich musste unbedingt noch lernen, mit meinen Blicken zu töten.

So ungern ich es auch zugab, der Zug des Drachenjägers war perfekt.
Er hinderte zum Einen Ohnezahn daran, sich zu viel zu bewegen, und hinderte zum Anderen unsere Mitstreiter daran, uns zu Hilfe zu kommen, da kein Drache auf dem blauen Oleander landen oder sich ihm auch nur auf einen Meter nähern würde.
Frustriert ballte ich meine Hände zu Fäusten und unterdrückte die Tränen der Wut.
Der Typ hatte gerade genau das geschafft, was Viggo in mehreren Monaten nicht gelungen war; er hatte Ohnezahn in seiner Gewalt und gleichzeitig die Gewissheit, dass keiner unserer Freunde ihm dazwischenpfuschen konnte.
Und das, ohne auch nur einen einzigen Teil davon geplant zu haben.

Okay, mit Ausnahme des blauen Oleanders. Trotzdem hatte es keine Garantie dafür gegeben, dass Ohnezahn genau dort liegen würde, wo er vor den Blumen verschont war, oder dafür, dass irgendwas so lief, wie sie es sich vorgestellt hatten.
Warum passierte uns sowas nicht auch mal?
Vielleicht war Viggos strategisches Denken und Planen sowohl seine große Stärke als auch seine Schwäche gewesen.
Wie hieß es so schön?
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Mir fielen Moiras Worte wieder ein.

Nun, das, was wir hier machen, lässt sich nur schwer planen. Es gibt... keinen richtigen Feind, den man mit Logik, Verstand und List besiegen kann.

Hatte sie damit vielleicht nicht nur gemeint, wie unvorhersehbar unser Vorgehen war, sondern auch das unserer Feinde?
So eine Art Warnung zwischen den Zeilen? Nach dem Motto: Ja, ihr habt schon viele eurer Feinde überlebt und besiegt, aber das waren in letzter Zeit meistens Strategen, also seid mir nicht böse, aber ihr habt überhaupt keinen Plan, wie man mit Gegnern umgeht, die spontan sind?

Argh, warum konnten ihre Aussagen nicht einfach eindeutig sein?

Dafür konnte man die Worte des Drachenjägers garantiert nicht falsch deuten.
„Wenn du nicht willst, dass deinen Freunden etwas passiert, dann schick sie weg und sorg dafür, dass sie uns nicht nochmal in die Quere kommen."
„Wie soll er denn dafür sorgen, dass uns nichts passiert? Ich mein ja nur, aber wir könnten in einen Sturm geraten oder..."
Kommando zurück.
Die größten Spatzenhirne des Inselreichs konnten diese Aussage durchaus falsch deuten.

Diese Tatsache brachte auch unseren Widersacher kurz aus dem Takt.
Solche Antworten hatte er ganz bestimmt noch nie erhalten.

„Oder ich schlafe ein und falle ins Meer, wo mich ein Tiefseespalter verschlingen könnte."
„Und was, wenn uns eure Kollegen sehen und nicht wissen, das sie uns nichts tun dürfen?"
„Ja, was willst'e dann machen?"
Was auch immer die Zwillinge da vorhatten, ich hoffte, dass es funktionierte. Die Möglichkeit, dass sie das tatsächlich ernst meinten, bestand auch noch, aber ich glaubte, hinter diesem Blödsinn steckte etwas mehr.
Oh bitte, großer Odin, lass es so sein.

Letztendlich hatte der Typ mit dem nervigen Grinsen die Nase voll von dem schwachsinnigen Gerede.
„Männer, bringt die Armbrüste in Position!"
Dann wandte er sich wieder an den Nachtschatten.
„Gleich ist es zu spät."
Der Alpha knurrte den Mann kurz an, bevor er sich an die Drachen richtete.
Bis auf Sturmpfeil kamen alle sofort seinem Befehl nach.
Meine treue Nadderdame zögerte, doch als Ohnezahn auf einen schiefen Blick des Drachenjägers hin seinen Befehl mit etwas mehr Nachdruck wiederholte, warf sie mir noch schnell einen traurigen Blick zu und folgte den Anderen.

Kaum waren unsere Freunde außer Hörweite, erhob der Chefdrachenjäger wieder das Wort.
„Ich will ehrlich zu euch sein; ihr habt mich enttäuscht."
Mit seiner Axt schob er ein paar Blüten hin und her.
„Ich habe schon so viel von euch Drachenreitern gehört.
Wie gerissen ihr seid."
Er machte eine Pause und nahm seine Axt wieder hoch.
„Wie klug ihr seid."
Wieder eine Pause.
„Wie hartnäckig und aufmerksam ihr seid."
Es war schon komisch, wie er uns mit Komplimenten runter machte.
„Ich hatte es mir deutlich schwieriger vorgestellt, euch zu überwältigen.
Wenn nicht einmal Drago es geschafft hat, den Nachtschatten dauerhaft sein Eigen nennen zu können... Aber ich will mich nicht beklagen. Auch wenn ich mir etwas mehr Gegenwehr gewünscht hätte."

Und dann blitze etwas kurz auf, als ihm mit einem metallischen Klirren die Axt aus der Hand geschlagen wurde.

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Der blaue Oleander oben ist aus dem Internet...

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