Kapitel 2

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Sie ritten eine Weile schweigend nebeneinander her. Nach einem kurzen Galopp, mit dem sie ihre bekannte Welt hinter sich ließen und aus dem dichten Tannenwald hinaustraten, wurde auch Kilian wieder ernst. Vermutlich wurde ihm so langsam klar, dass es jetzt kein Zurück mehr gab.

Auch Ari hing ihren Gedanken nach. Sie wünschte sich so sehr für ihren Bruder, dass er an der Akademie angenommen wurde, aber gleichzeitig hatte sie auch Angst davor. Angst davor, allein zu sein. Niemanden mehr zu haben, dem sie so bedingungslos vertrauen konnte, wie ihrem Bruder.

Ari hatte nie wirklich Freunde gehabt, ebenso wie Kilian, was vermutlich daran lag, dass sie mit ihrer Familie relativ weit abseits wohnten. So ritten sie gedankenversunken weiter, immer weiter weg von ihrem Zuhause und ihren Eltern. Um nach Buralis zu gelangen, war ein mehrtägiger Ritt erforderlich, der sowohl für die beiden Geschwister als auch für die Pferde sehr anstrengend und kräftezehrend werden würde.

Die Zwillinge ritten an einem wunderschönen Fluss vorbei, der sich gemütlich durch ein Tal schlängelte. Das Wasser war dabei so klar, dass man bis auf den Grund sehen konnte. Als der Fluss in einem kleinen See mündete, machten die beiden Geschwister Halt. Sie waren jetzt fast sechs Stunden durchgehend geritten und nicht nur sie, sondern auch die beiden Pferde brauchten dringend eine Pause.

Die Sonne stand nun hoch am Himmel und Ari packte den Essenskorb aus, den ihre Mutter vor ihrer Abreise zusammengestellt hatte.
Ihre karge Mahlzeit bestand aus einem trockenen Stück Brot und Käse, den ihr Vater aus der Milch ihrer Ziegen gewann. Die Verpflegung würde nur für etwa zwei weitere Tage reichen. Spätestens dort würden sie in einem Dorf oder bei einer Taverne haltmachen müssen, um ihre Vorräte aufzustocken. Zum Glück konnten sie das Süßwasser aus dem See trinken und so ihren Durst ein wenig stillen.

„Wie es wohl so wird?", grübelte Kilian laut und sah seine Schwester aufgeregt an.
„Ach Kili!", versuchte Ari ihn zu beruhigen, „Du schaffst das schon. Du weißt, dass du die Kräfte hast, also warum sollten sie dich nicht wollen?".
„Ich weiß nicht, vielleicht sind sie nicht stark genug, die anderen Bewerber sind bestimmt besser und ich werde nicht mal den ersten Tag von der Aufnahmeprüfung schaffen", sorgte sich Kilian, während er gedankenverloren mit einigen kleinen Steinen herumspielte, die neben ihrem Rastplatz lagen.

Plötzlich begannen die Steine einige Zentimeter über dem Boden zu schweben. Und nicht nur das: Sie drehten sich im Kreis und tanzten umeinander herum. Während Kilian das gar nicht richtig wahrzunehmen schien, schaute Ari diesem Schauspiel fasziniert zu und nicht zum ersten Mal regte sich leise Eifersucht in ihr.

Es war doch auch unfair. Es gab nur männliche Sternenläufer mit Zauberkräften. Wie gerne hätte sie das auch gekonnt: Dinge durch die Kraft ihrer Gedanken zum Schweben zu bringen, das Wasser kontrollieren, mithilfe eines kleinen Fingerschwenks Feuer entzünden oder Pflanzen zum Wachsen zu bringen.

Die Sternenläufer waren fast götterähnliche Wesen, die von den Menschen und einigen anderen Wesen verehrt wurden. Es war ein Privileg magische Kräfte zu besitzen und wenn man dann auch noch an der Akademie der Sternenläufer angenommen wurde, wurde einem eine sehr hohe Ehre zuteil. Ari wünschte sich nichts mehr als ebenfalls diese Kräfte zu besitzen und an der Akademie studieren zu dürfen.
Aber das war ein Traum und es würde auch immer einer bleiben. Innerlich schalt sich Ari für solche Gedanken. Schließlich war sie so stolz auf ihren Bruder, dass er diese Kräfte hatte und die Möglichkeit bekam auf der Akademie zu studieren.

Die Akademie war der Ort, an dem die Männer mit Magie in ihrem Blut zu Sternenläufern ausgebildet wurden. Diese Sternenläufer sorgten für die gesamte Welt.  Jedes Jahr veranstaltete die Akademie eine Aufnahmeprüfung für begabte Männer, die so die Möglichkeit bekommen sollten, dort zu studieren. Und Kilian war nun einer von ihnen. Tausende Bewerber gab es jedes Jahr, doch nur die Besten erhielten einen Platz an der Akademie.

Schließlich saßen sie wieder auf und ritten weiter. Gegen Nachmittag fing es an zu regnen. Kurze Zeit später wurde der Himmel über ihren Köpfen immer dunkler und es braute sich langsam ein Unwetter zusammen. So beschlossen die beiden Geschwister gegen Abend in eine Taverne am Wegesrand einzukehren. Das Gasthaus trug den kreativen Namen „Der Schuppen" und für die Bezeichnung war es innerhalb der Taverne sogar relativ angenehm.

Ein warmes Feuer tauchte die Schankstube in einen leicht goldenen Schimmer und außer Ari und Kilian waren bis auf den Wirt und eine Bedienstete nur zwei weitere Gäste in der Taverne.

Die beiden Männer, die in einer Ecke saßen und die Kapuzen ihrer schwarzen Mäntel weit ins Gesicht gezogen hatten, sahen nun in die Richtung der Zwillinge. Ari fühlte sich unter den Blicken der Fremden sehr unwohl und teilte ihre Bedenken mit Kilian.

"Du, Kili... Die beiden Männer da in der Ecke", flüsterte Ari und nickte langsam und unauffällig in Richtung der dunklen Gestalten. "Mir ist nicht wohl dabei, so wie sie uns beobachten." Auch Kilian drehte nun unmerklich den Kopf in die Richtung, in die seine Schwester gewiesen hatte. Dabei lief ihm plötzlich ein kalter Schauer den Rücken hinunter.

"Du hast Recht. Mit denen stimmt etwas nicht. Lass unslieber schnell ein Zimmer nehmen und hoffen, dass die Typen möglichst schnellvon hier verschwinden.", stimmte Kilian leise seiner Zwillingsschwester zu.

Der etwas fülligere Wirt begrüßte sie freundlich, während er mit einem Handtuch einige Gläser abtrocknete. Seine weiße Weste spannte etwas über seinem Bauch, doch er hatte ein freundliches Gesicht mit einem warmherzigen Lächeln.

"Was kann ich denn für euch tun?", fragte er und legte das Geschirrtuch beiseite. Während Kilian sich mit dem Wirt auf einen Preis für die Übernachtung einigte, beobachtete Ari unauffällig die zwei Männer mit den Kapuzenumhängen.

Sie saßen fast bewegungslos in der Nische und sprachen kein Wort miteinander. Es wirkte fast so als wären sie gar nicht anwesend. Plötzlich hob einer der Männer den Kopf und zum ersten Mal konnte Ari einen Blick auf das Gesicht des Unbekannten erhaschen.

Sie erschrak. Schräg über das Gesicht zog sich eine lange, tiefe Narbe. Die Augen des Mannes waren obsidianschwarz. Als er seinen Mund zu einem leichten Grinsen verzog, wandte Ari schnell wieder den Blick ab. Dieser Mann hatte etwas Abstoßendes an sich.

Kilian hatte in der Zwischenzeit ihr Zimmer bezahlt. Die leicht bekleidete Bedienstete führte die Geschwister eine Treppe hinauf und einen kurzen Flur entlang, bis sie schließlich vor der Zimmertür angelangt waren. Das Mädchen, was nicht älter aussah als die Zwillinge, lächelte verhalten und deutet auf die Tür. Schüchtern schaute sie Kilian an, der sich für ihre Hilfe bedankte und schon huschte die Bedienstete davon.

Das Zimmer war sehr schlicht eingerichtet, doch für diese eine Nacht war es völlig ausreichend. Die Einrichtung bestand aus einem Doppelbett, was in adligen Kreisen nicht einmal als Einzelbett gegolten hätte, weil es so schmal war. Des Weiteren stand in der Ecke des Raumes eine kleine Kommode, daneben ein wacklig aussehender Holzstuhl. Die Wand schmückte eine einzelner Kerzenhalter, der gerade genügend Licht spendete, um die gröbsten Details des karg eingerichteten Zimmers zu erkennen.

Für sie beide war es kein Problem in einem gemeinsamen Bett zu schlafen, da sie das von zuhause gewohnt waren. Stattdessen fielen sie nach diesem langen und anstrengenden Tag todmüde ins Bett.

Kilian lag jedoch noch eine Weile wach und dachte über das merkwürdige Gefühl nach, das diese beiden Männer mit ihren Kapuzen in ihm ausgelöst hatten. Es war ein Kribbeln gewesen, jedoch kein angenehmes. Eher wie eine kalte Dusche. Noch bei dem Gedanken daran fröstelte es ihn. Doch auch ihn übermannte nach kurzer Zeit der ersehnte Schlaf. Er schlief so tief und fest, dass er nicht mitbekam, wie Ari mitten in der Nacht aufstand und das Zimmer verließ.

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