∞ 1 The Beginning

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Während ich über den Parkplatz des Flughafens Evers Marina stolperte, fragte ich mich, wieso ich ausgerechnet diesen Koffer hatte auswählen müssen.
Ich war in Eile gewesen, um so schnell wie möglich aus dem Heim wegzukommen und hatte mir deshalb kurzerhand den alten Koffer meiner Mitbewohnerin geschnappt. Jetzt verstand ich allerdings auch, wieso sie ihn mir so grosszügig überlassen hatte, ohne etwas dafür zu verlangen.
Schnaubend zog ich das Biest hinter mir her und rempelte einige der Passagiere an, die gerade in ihre Autos einsteigen wollten oder ihre Verwandten, die sie abholten, mit einem Küsschen begrüssten.
„Blödes Ding", murmelte ich und sah den Koffer strafend an, doch dieser blinkte bloss schwarz im Licht der Sonne, die nun hoch am Himmel stand, und mich unter meinem dünnen Top zum schwitzen brachte. Er schien mich doch wahrhaftig auszulachen.
"Wenigstens bin ich noch nicht auf die Fresse gefallen", überlegte ich laut und wandte den Blick von den gerade geschnittenen Hecken ab, die den öffentlichen Parkplatz von dem Privaten trennte.
Doch das Schicksal sollte man nicht heraus fordern, erst recht nicht wenn man Jessica Black hiess.
Ich stand nämlich auf seiner Liste ziemlich weit oben, was es mir auch dieses Mal nur all zu gerne zeigte.
Mein Koffer blieb in einer unebenen Stelle des, ansonsten perfekt gepflasterten Boden hängen und in meinem Schwung riss es mir prompt die Beine unter meinem Körper weg, sodass ich leise fluchend auf dem Bauch landete und meine Nase um ein Haar den Boden küsste.
"Uff, das war knapp."
Misstrauisch betrachtete ich das grüne Pflänzchen unter mir, welches sich einen Weg durch den Beton geschaffen hatte, als könnte es mich jeden Moment angreifen. Man wusste ja nie.
Doch dann ertönte ein Räuspern und ich erstarrte.
Die Bilder unserer letzten Begegnung flammten vor meinen Augen auf. Elf Jahre lang hatte ich darauf gewartet, dass ich diese Stimme wieder hören würde. Elf Jahre lang hatte ich mein Leben am anderen Ende der Amerikas ausgehalten, und auf diese Sekunde hingearbeitet.
Ich hob den Kopf, und mein Blick fiel auf ein paar Turnschuhe.
Dann wanderten meine Augen die lockere schwarze Hose hinauf.
Es gab nur eine Person, die im Sommer Schwarz tragen konnte, ohne vor Hitze um zu kippen.
Weiter oben machte ich ein Tanktop aus, und wieder blitzten die Bilder von früher in meinem Kopf auf.
Ich hatte es vermisst an diese Brust gedrückt zu werden, und von diesen Armen umarmt zu werden.
Jahrelang hatte ich versucht, mich an die Nähe meines Bruders zu erinnern. Je länger ich von ihm entfernt gewesen war, desto schwieriger war es mir gefallen. Und ich hatte immer versucht, es nicht völlig zu vergessen. Und als ich nun trotz dem blendenden Sonnenlicht sein Gesicht ausmachen konnte, kämpfte ich mit den Tränen.
Er stand wirklich vor mir, es war kein Traum. Ich lag nicht in meinem unbequemen Bett im Heim oder schlief gerade im Latein Unterricht.
Es war das wirkliche Leben. Die schmerzenden kleinen Steine, die in meine Hände drückten, bestätigten dies.
Jake sah mich lässig grinsend an und schüttelte anschliessend den Kopf.
Dann fuhr er sich durch die gestylten Haare und trat auf der Stelle hin und her. Er sah anders aus, so erwachsen. 21 Jahre alt, war er jetzt. Und ich war die ganze Zeit weg gewesen. Ich hatte bestimmt so viele Dinge verpasst. Ich konnte nicht zurück lächeln. Ich konnte meinen Bruder, der Mann der er geworden war, nur anstarren.
Trotz seines Lächelns wirkte auch er ziemlich berührt und traurig. Ich stand langsam auf und klopfte mir die Kieselsteine von den Knien, während ich ihn noch immer anstarrte.
„Jake." murmelte ich und Gänsehaut durchfuhr meinen Körper. Seinen Namen hatte ich schon so lange Zeit nicht mehr ausgesprochen.
Er machte einen Schritt nach vorne und legte vorsichtig die Hände an meine Schultern. Als müsse er testen, ob ich echt war.
„Hallo Jess."
Murmelte er dann leise und suchte mit den wasserblauen Augen meinen Blick. Oh tat das gut, ihn zu sehen. Ich konnte die Glücksgefühle kaum beschreiben, die in diesem Moment durch meinen Körper schossen.
Jetzt lächelte ich doch.
„Oh mein Gott, Jake!"
Rief ich ausser mir und fiel ihm um den Hals. Kurz drückte er mich richtig fest an sich. Abgesehen von dem Deo, den er benutzte, roch er immer noch so, wie ich es in Erinnerung hatte. Er versuchte zu verstecken, wie feucht seine Augen geworden waren.
"Immer noch wie vor elf Jahren, was Schwesterchen?"
Seine Stimme zitterte leicht und ich genoss es in vollen Zügen, sie zu hören.
Jake war noch nie ein Junge von grossen Gefühlen gewesen, aber wenn es um mich ging wurde er sehr sentimental. Und das war auch gut so, denn ich stand da und hätte ihn am liebsten nie wieder losgelassen. Es war als würden meine Emotionen verrückt spielen. Als er Anstalten machte, sich von mir zu lösen zog ich ihn noch näher an mich heran.
Wir beide brauchten das, die Nähe des Geschwisters, welches man so lange verloren hatte. Den einzigen Menschen, den man noch gehabt hatte.
Aber jetzt waren wir zusammen, und Nichts auf dieser Welt würde mich auch nur noch ein einziges Mal von meinem Bruder trennen.
"Ich hab dich vermisst", flüsterte ich unter Tränen und vergrub das Gesicht an seinem Hals. Sogleich kehrte die allbekannte Geborgenheit in seiner Nähe zurück
"Ich dich auch Jess."
Raunte er mir ins Ohr.
„Aber jetzt wird alles wieder gut. Ab jetzt wohnst du bei mir, in unserem eigenen Haus. Du hast also das Glück, mit dem bestaussehendsten Mann aus New York zusammen zu wohnen."
Er grinste schief. Oh ja, er war auch tief berührt von meiner Rückkehr.
Er überspielte es einfach grandios. Wie früher auch immer versuchte er, die Situation zu entschärfen, was ihm auch gelang.
Es tat gut wieder zu lachen, richtig zu lachen.
Spielerisch schlug ich ihm auf den Arm und wischte mir dann schnell mit dem Ärmel über die Augen.
„Willst du nach Hause?"
Er blickte mich erwartungsvoll an und hatte sich wieder vor mich hingestellt. Nach Hause. Diese Worte waren wie Balsam für meine Seele. Ich war im Heim nie zuhause gewesen.
„Ja. Ich will nach Hause."
Er grinste etwas breiter und ein glücklicher, gut gelaunter Ausdruck trat in seine Augen.
„Na dann."
Schwungvoll legte er mir einen Arm um die Schulter, als wir los liefen.
„Dein altes Zimmer ist zwar etwas renoviert, aber dennoch für dich reserviert. Du hast es bestimmt vermisst."
Dann nahm er mir den Koffer ab, der laut hinter uns her rollte und hob ihn mit einem Ruck hoch. Sofort war es still.
Ich folgte Jake zu einem BMW, der Schwarz glänzte. Ein grosses, flaches Auto. Unter seiner Haube mussten eine Menge PS schlummern. Jake hatte schon immer einen Fimmel für schnelle Autos gehabt, was grösstenteils wahrscheinlich an Dad lag. Er hatte mit ihm früher alte Autos repariert, und uns immer erzählt, was es für ein berauschendes Gefühl war, so unglaublich schnell zu sein, den Wind im Haar und das Gefühl, dass niemand einem aufhalten konnte.
„Wow! Ist das deins?"
Fragte ich Jake und er lachte leise.
„Nein." meinte er dann und zwinkerte mir geheimnisvoll zu.
„Wie denn? Hast du ihn geliehen?"
Ich runzelte die Stirn und mein Bruder schwieg bloss.
Da fiel mir wieder ein, dass ich so gut wie nichts mehr über meinen Bruder wusste. Er hatte sein Leben elf Jahre lang ohne mich gelebt. Da war bestimmt eine Menge passiert.
Ich musste ihn noch so viele Dinge fragen.
„Na los, steig ein!"
Meint Jake von hinten, wo er gerade meinen Koffer verstaute. Das liess ich mir nicht zweimal sagen. Das Auto roch nach Leder und die Sitze waren von der Sonne heiss geworden. Ich verbrannte mir fast die nackten Beine. Schnell zog ich meine Shorts etwas weiter nach unten, damit meine Oberschenkel nicht verbrutzelten.
Ich freute mich so sehr, wieder zu Hause zu sein.
Er wohnte noch immer in unserem Haus, und ich hoffte, dass ich damit die schlechten Erinnerungen in mir nicht weckte. Sondern nur die guten.
Ich hatte es geschafft einer anderen Mitbewohnerin ihr altes Handy abzuluchsen, und damit hatte ich dann etwas mit Jake schreiben können, meist in der Nacht, damit keine Heimleiterin mich erwischen konnte. So gut wie alle Technologien waren nämlich verboten gewesen. Für alle Mädels, die dort gewohnt hatten. Jungs hatte ich nie gesehen, ausser wenn man sich mal weg schlich.
„Und du wohnst da jetzt echt mit deinen Kumpels?"
Erkundigte ich mich neugierig, denn so etwas hatte er einmal in einer Message erwähnt, wenn ich mich richtig erinnerte.
Er spannte kaum merklich den Kiefer an, entspannte sich aber gleich wieder. Er fuhr sich mit der Hand durch die braunen Haare, während er das Auto von Parkplatz runter auf die Strasse fuhr und meinte dann: "Ja, wir wohnen dort zu sechst, aber keine Angst, die werden schon alle nett zu dir sein. Ansonsten können sie was erleben."
Ich kicherte. Das glaubte ich nur zu gerne. Jake hatte schon immer einen ausgeprägten Beschützerinstinkt gehabt.
Einmal hatte er sogar unseren Nachbarn geschlagen, weil dieser mir zu nahe kam, als er mir den Ball reichen wollte, den ich auf seiner Seite verloren hatte. Natürlich hatten die Schläge eines Neunjährigen Jungen einem erwachsenen Mann nichts ausgemacht, aber erschrocken hatte er sich auf jeden Fall.
Wahrscheinlich dachte er danach, dass Jake jähzornig sei, oder einfach zu aggressiv reagiert hatte.
Aber ich kannte den wahren Grund wieso. Dad. So vieles in unserem Leben hatte sich nach ihm gerichtet gehabt. Denn er hatte Jake nach Moms Tod aufgetragen, für mich zu sorgen. Er hatte gesagt, dass Familie der wichtigste Wert der Welt sei.
„Zahlen die denn auch Miete? Also eine Art Wohngemeinschaft?"
Erkundigte ich mich, weil mir seine erste Reaktion ungewöhnlich vorgekommen war. Ich blickte ihn von der Seite an und war einfach nur begeistert von der Tatsache, dass ich tatsächlich wieder neben meinem Bruder sitzen konnte.
„Ja. Sowas in der Art."
Meinte er knapp und ich blinzelte verunsichert. Da stimmte doch etwas nicht. Früher hatte mich mein älterer Bruder nie aus irgendetwas ausgeschlossen. Aber jetzt wirkte er unruhig.
„Ah, okay."
Ich machte mir bestimmt zu viele Gedanken. Ich hatte seine Reaktion einfach falsch gedeutet. Ich musste ihn ja zuerst wieder neu kennen lernen. Und wenn ich nicht darüber nachdachte, woher er diesen Neuwagen her hatte, dann war ja alles in Ordnung.
Jake setzte sich eine schwarze Sonnenbrille auf und nickte zufrieden, während er das Auto durch die vornehmeren Teile der Bronx fuhr. Pelham Bay. Dann verliessen wir den Teil der Stadt und nahmen den Highway 95. Diese Route kannte ich. Nur war ich sie damals mit sechs Jahren in die umgekehrte Richtung gefahren.
Den Rest der Fahrt verbrachten wir schweigend. Ich lauschte dem Radio und Jake konzentrierte sich auf die Strasse. Ich fühlte mich so wohl und sicher bei ihm. Ich liebte ihn über alles. Meine Angst, dass ich ihm gegenüber vielleicht nicht mehr dieselben Gefühle hegen würde, war verschwunden. Von ihm getrennt gewesen zu sein, waren die schlimmsten Jahre meines Lebens gewesen.
Wir bogen auf den Highway 278 ein und schlussendlich verliessen wir ihn, als wir das Viertel der Süd-Bronx erreichten. Das Armenviertel der Stadt, wie es im Allgemeinen bekannt war.
Meine Stirn hatte ich eng an die Scheibe gepresst und beobachtete die Umgebung, um so viel wie möglich von meinem Alten Stadtviertel in mich aufzusaugen.
In Pelham Bay waren die Leute gestresst rum gerannt, waren in grossen Gruppen herumgestanden oder hielten die Hand nach einem der gelben Taxis hoch, während sie die befahrene Strasse zu überqueren versuchten. Daraufhin folgte dann ein Hupkonzert, während von überall her ein Schwall Flüche auf die lebensmüden Fussgänger prasselte. Kurz gesagt, es herrschte ein geschäftliches Treiben.
Hier war es anders. Ich konnte in der Ferne noch die Wolkenkratzer ausmachen, die sich weit in den Himmel erstreckten. Aber vor uns waren die Häuser kleiner und vor allem flacher. Sie standen eng aneinander gereiht da, grenzten direkt an die staubigen Strassen und überall standen überfüllte Mülltonnen herum.
Die Umgebung wurde mir immer bekannter. Und als wir am Mac&Cheese Laden vorbei fuhren, an welchem wie früher immer gemeinsam gegessen hatten wusste ich, dass mein Zuhause gleich um die nächste Ecke war.
Jake lenkte den Wagen nun langsam in die E154th Street. Die Strasse an der ich gewohnt hatte. Meine Augen wurden gross und ich betrachtete die heruntergekommenen Häuser vor mir. Viele waren mir Wellblech notdürftig repariert worden, statt Fenstern gab es an einigen Häusern nur angeklebte Plastiksäcke.
Keine Leute standen draussen, wahrscheinlich arbeiteten alle. Die Luxuskarrosse die Jake hier vorführte passte so gar nicht in den Rest der Strasse und ich kam wieder nicht darum herum mich zu fragen, wie er an das Auto gekommen war. Er hatte es doch hoffentlich nicht....
„Wir sind da."
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Jake in eine Einfahrt bog. Er parkte einfach auf der Nebenstrasse zwischen unserem und dem Nachbarhaus.
Und da war es. Unser Haus.
Ich jauchzte und stieg aus. Schnell eilte ich auf den Gehweg, welcher von einigen Grasbüscheln durchstossen worden war, und warf einen Blick auf die Häuserreihen, und die regelmässig gesetzten Gartenzäune auf der gegenüber liegenden Strassenseite.
Dann atmete ich tief durch.
Ich wusste nicht an was ich denken würde, wenn ich es sehen würde, wenn ich gleich den Kopf umdrehte. An was ich vielleicht denken musste, was ich schon lange aus meinem Kopf verbannt, und tief in mir eingeschlossen hatte.
Doch egal was, jetzt war ein neuer Lebesabschnitt, und ich musste lernen, neue Dinge in diesem Haus zu erleben, und nicht an den Alten fest zu halten.
Also drehte ich mich um. Ich stand direkt davor und ich hätte nicht gedacht, dass ich mich so freuen würde, ein einfaches und altes Haus vor mir zu sehen. Doch das tat ich.
Es war alles gleich geblieben. Die grüne Wiese, durch die ein Kiesweg vom Gartentor bis zum Haus führte. Der Gartenzaun war an einigen Stellen herausgerissen oder gebrochen, aber das war nur Nebensache. Das alte Haus, von dem der Putz bereits seit Jahren abbröckeln musste war wunderschön. Das Dach wurde von braunen Giebeln gehalten und die kleinen, gläsernen Fenster schimmerten im Sonnenlicht. An einer Ecke bahnte sich Efeu die Hauswand hinauf bis zum Dach. Es sah schön aus, wie eine gewollte Verzierung.
Im kleinen Garten stand ein Wasserbecken aus Plastik, hoch genug um darin zu stehen. Eine kleine Plastiktreppe führte hoch. Es sah ziemlich heruntergekommen aus. Daran konnte ich mich nicht erinnern.
Ich lief den Kiesweg zum Eingang hinauf und genoss dabei das knirschen unter meinen Sohlen. Es war alles so gewohnt. Ich hatte ganz vergessen, meinen Koffer mitzunehmen. Ich war viel zu sehr von dem Türknauf vor mir fasziniert. Das war die Türe zu meinem Haus, zu meiner Kindheit. Ich atmete tief ein und berührte ihn dann ganz langsam. Zögernd stiess ich die Türe auf.
Ich schauderte und trotz der warmen Frühlingshitze begann ich zu frieren. Der Flur, der sich vor mir erstreckte bog als erstes nach Rechts in eine kleine, sehr unordentliche Küche. Als ich nach links blickte, konnte ich unser altes Wohnzimmer ausmachen. Dieselbe Couch stand noch dort. Genau wie früher.
Mit dem einzigen Unterschied, dass auf der Couch fünf junge Männer sassen, die alle mehr oder weniger regungslos zu mir starrten.
Abgesehen davon, dass ich es mir nicht gewohnt war, fünf ziemlich gut aussende männliche Wesen auf unserem Sofa sitzen zu sehen, machte mich der Gedanke daran, mit all denen unter einem Dach zu wohnen, leicht nervös.
Ich starrte bloss zurück und einer kratzte sich am Hals. Sie wussten wohl auch nicht genau, wir sie reagieren sollten. Dann erhob sich der eine leicht Lächelnd, bevor er anfing zu sprechen.
"Du bist also Jakes Schwester. Jessica, stimmts?"
Ich nickte. Um nicht wie ein dummes unbeholfenes Mädchen zu wirken, das völlig überfordert war, fügte ich noch schnell hinzu:"Aber ihr könnt mich auch Jessy nennen."
Ich blinzelte zweimal und lief dann den kurzen Flur entlang, näher zu den Jungs. Im Türrahmen zum Wohnzimmer blieb ich stehen. Nur zur Sicherheit.
„Und wie heisst ihr so?"
Direkt hinaus fragen war doch gut, da blieb kein Spielraum für peinliches Schweigen, dass sich bereits angebahnt hatte.
Der grosse, wandelnde Muskelprotz mit den kurz geschorenen Haaren, die er unter einem Cap versteckte, deutete auf sich.
„Also ich bin Sam. Der Blonde da ist Simon."
Der besagte junge Mann hatte wässrige blaue Augen und war ähnlich muskelbepackt wie sein Freund. Er trug eine lockere Hose, die so weit unter seinem Hinterteil anfing, dass nur das schlabbrige weisse und lange Shirt den Rest seines Körpers verdeckte. Er bestand wohl aus dreiviertel Oberkörper und einem Viertel Beine.
„Der dort ist Kenan."
Fuhr Sam fort und sein Finger richtete sich auf einen dunkelhäutigen, athletisch gebauten jungen Mann.
Er war mit Abstand der Grösste im Raum. Er sah aus wie einer dieser Wettkampfläufer, die man im Fernsehen so sah. Seine kurzen Rastas hatte er mit einer roten Bandana zurückgebunden.
„Und dann sind da noch Lucas und Leon. Unser Ärger im Doppelpack."
Lucas leierte oberkörperfrei auf der Couch herum. Ich versuchte, ihn nicht zu sehr anzustarren. Neben dem offensichtlich gut trainierten Sixpack konnte ich eine Narbe ausmachen, die sich vom linken Hüftknochen bis zu den Rippen erstreckte. Ich schluckte. Seine eisblauen Augen waren geradewegs auf mich gerichtet und er grinste offenherzig.
Dann war da noch Leon. Er hatte aufgestelltes, gegeltes blondes Haar und zurückhaltende graue Augen. Er lächelte leicht und meine Augen wanderten zum Skateboard zu seinen Füssen.
Das war cool, das musste er mir mal bei Gelegenheit beibringen.
„Ich kann es dir mal beibringen wenn du willst."
Meinte er und deutete auf das Board, dass ich wohl etwas zu lange angesehen hatte.
Ich nickte verlegen.
„Ja, gerne."
Das war doch gar nicht so schlimm abgelaufen, wie ich es befürchtet hatte. Und so wie ich die fünf jungen Männer jetzt einschätzte, würde es sich schon mit ihnen leben lassen. Hoffentlich.
„Cool das du hier bist. Eine Frau im Haus hat's wirklich langsam gebraucht."
Meinte Simon und ich hob langsam eine Braue.
Kenan schlug ihm hart gegen die Brust.
„Gehts noch?"
Simon lief rot an und spielte mit seinen wulstigen Fingern.
„Sorry, so war das nicht gemeint."
Ich lachte leise auf und winkte gut gelaunt ab.
„Schon okay."
Ich hatte selten Kontakt zu männlichen Wesen gehabt in dem Schulheim, wo ich gross geworden war. Ab und zu wenn ich mich aus dem Heim geschlichen hatte, dann hatte ich schon mit Jungs zu tun gehabt. Aber sonst nicht wirklich.
"Was ist denn hier so lustig?", grummelte Jake, der sich gerade mit meinem Koffer abmühte und ihn ins Haus schleppte. Ich hatte es ja gesagt: Das Ding war wirklich ein Biest.
"Deine Schwester ist echt cool," meinte Leon und hob den Daumen in die Luft. Ich blinzelte verlegen und Jake liess kurz von seiner Lebensaufgabe ab. Er stemmte die Arme in die Hüften, was ziemlich komisch aussah. Aber er wirkte sehr ernst. „Wenn ich euch erinnern muss..."
Simon hob abwehrend die Hände.
„Wir haben nichts gesagt."
Meinte er laut und fing sich dann von Kenan einen Schlag auf den Kopf ein. Ich runzelte die Stirn.
„Was nicht gesagt?"
Fragte ich in die Runde. Simon war wohl offensichtlich der mit den wenigsten Hirnzellen hier.
Lucas schwang sich von der Couch hoch und quetschte sich durch die Türe an mir vorbei. Dabei trafen sich unsere Blicke. Er wirkte schelmisch.
„Ach nichts. Jake wollte nur nicht, dass wir dir von all den peinlichen Dingen erzählen, die er in deiner Abwesenheit angestellt hast."
Meinte er und zwinkerte mir zu.
Er war ein sehr guter Lügner, aber ich wusste genau, dass es nicht das war, was Simon angesprochen hatte.
„Jake?"
Wandte ich mich ratlos an meinen Bruder. Es war doch klar, dass mir hier etwas verschwiegen wurde. Doch dieser zuckte nur die Schultern.
"Na dann Jess, lass uns dieses Monsterding in den oberen Stock schaffen, ohne dabei zu sterben."
Lenkte er ab und ich liess mich vorerst abwimmeln. Ich hatte es aber nicht vergessen. Irgendwann würde ich das nochmals ansprechen, denn hier verschwiegen mir alle offensichtlich etwas.
Aber gerade jetzt wollte ich einfach nur meine Ankunft in mein altes und gleichzeitig neues Leben geniessen.
Ich nickte und grinste breit, bevor ich mitanpackte.
Ich war endlich wieder zu Hause.

Ich hoffe das erste Kapitel hat euch gefallen, auch wenn es noch nicht sonderlich actionreich war ;) aber glaubt mir, wir stehen noch ganz am Anfang!
Kommentiert fleissig, welcher der Jungs euch bisher am besten gefällt!
Bis bald, ich freue mich, wenn ihr umblättert!
Eure
Angora77
PS: Die Bilder die ihr ab und zu über den Kapiteln sehen können sind aus dem Internet und gehören nicht mir!

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro