∞18 Die Geschichte eines Vaters

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Jessy
Ich liess mich von Leonie beruhigen, liess zu dass sie mir einen Vortrag hielt wie schön es dennoch war, auch wenn ich es mir längst selbst eingestanden hatte.
Aber ich hätte Aiden gebraucht, ich brauchte ihn jetzt und einen Teil in mir hinderte es daran, all das Glück darüber zu verspüren welches ich eigentlich empfinden sollte.
Vielleicht spielten dabei auch die jüngsten Ereignisse eine Rolle.
Dann, nach einer Weile hörte ich wie die Türe unten zuschlug und horchte auf, behielt meine Haltung aber bei und deponierte mein Kinn weiterhin auf dem blauen Kissen.
Wenigstens etwas dass mir etwas Halt gab, jedoch ein jämmerlicher Trost im Gegensatz zu dem wo mein Kopf sonst so oft hatte ruhen dürfen.
Wieder kamen mir die Tränen und ich biss mir fest auf die Lippen um nicht wieder los zu heulen wie ein Schlosshund.
Dann flog die Türe auf.
Ich hob ruckartig den Kopf und meine Augen schossen hoch.
Im Türrahmen stand Aiden, in seinen Augen wieder diese angsteinflössende und beunruhigende Gefühlsmischung, doch dieses Mal anders.
Ich presste die Lippen zusammen als sein Blick mich fixierte und er einen langsamen Schritt in das Zimmer machte.
Leonie sah langsam von mir zu ihm, doch mein Blick haftete an ihm und auch für ihn schien es in diesem Raum nichts anderes zu geben.
Sie seufzte leise und etwas überfordert, bevor sie ihre langen dunkelblonden Haare zurück warf und mich mitfühlend ansah. Ich bemerkte es nicht.
"Ich lasse euch mal alleine."
Murmelte sie und strich mir kurz über den Arm, als wollte sie mir noch einmal Kraft spenden.
Dann schlich sie sich zur Tür und zog sie leise hinter sich zu, ihren Blick konnte ich genauestens Spüren, bevor sie die Tür schloss.
Doch meine Augen galten Aiden.
Ich versuchte zu sehen was er fühlte, das Gewirr aus Gedanken zu entziffern dass er mir nun doch durch seine Grünen Augen zeigte.
Ich erwartete eine Entschuldigung, irgendetwas in der Art.
Doch er kam nur langsam auf mich zu und sein gehetzter Blick wurde sanfter.
Beinahe liebevoll setzte er sich neben mich, sein Blick war nun völlig geklärt und er schien für sich selbst einen Entschluss gefasst zu haben.
Ich schluckte leer, mein Hals schien zugeschnürt, ich wusste nicht was ich ihm sagen könnte.
Doch das war nicht nötig, denn er wollte reden.
Er wollte es wieder gut machen, auf seine einzigartige Art.
"Ich habe so wenig was ich dir geben kann, der Mut hatte mich einfach verlassen, ich habe keine Ahnung wie man sich als Vater verhält, aber alles was ich kann werde ich für dich tun.
Und für das Kleine."
Er war nie mann der grossen Worte gewesen, ausser er sprach zu seiner Gang.
Da wurde er zu einem anderen Menschen.
Aber jetzt auch.
Er sprach mehr aus als nur das was er sagte.
Seine Ängste und sein Zweifel, all das teilte ich auch, hatte Angst vor allem was kommen könnte.
Doch wenn er mir half, wenn er bei mir blieb war alles gut.
Ich war nicht wütend, vielmehr verstand ich ihn, und als ich das selbst zur Kenntnis genommen hatte, schaffte ich es.
Ich konnte mich das erste Mal so sehr freuen wie es eine werdende Mutter tun sollte.
Ich begann zu lächeln, ein Strahlen wurde von tief in mir auf mein Gesicht gezaubert und ich hatte das Gefühl dass all das Glück die Trauer und die Strapazen in die hintersten Ecken meiner selbst verdrängte.
Alles mit der Liebe ausfüllte, die ich jetzt so sehr brauchte.
"Ich habe doch auch keine Ahnung wie das alles werden wird."
Flüsterte ich.
"Aber was ich weiss ist dass ich es so liebe wie es ist, dass ich glücklich bin auch ohne irgendwelche edlen Feste."
Ich versuchte ihm zu zeigen dass es wirklich so war.
Dass alles was mich glücklich machte in diesem Haus versammelt war.
Und er schien es auch zu sehen, denn die Erleichterung liess ihn hörbar einatmen.
Er legte langsam seine Stirn gegen meine und wieder sagte er mir damit so viel, so viele Dinge die ich aufnahm und nie wieder gehen lassen würde.
Die ich für immer in meinen Erinnerungen halten und davon zehren würde wenn es mir schlecht ging.
Denn er war meine Medizin.
"Wir hatten beide nicht die Perfekte Kindheit, aber wir machen es besser.
Under Kind wird anders aufwachsen als wir.
Versprich mir das."
Ich sah langsam zu ihm hoch, in seinen Augen erkannte ich wie ähnlich es ihm ging.
Er grinste wieder schief, das Zeichen dass er sich langsam aber sicher beruhigt hatte.
"Versprochen."
Ich schloss die Augen und auch wenn es bloss ein Wort war gab es mir mehr Sicherheit.
Denn er hielt seine Versprechen immer.

Ich spürte eine Bewegung von ihm und sah ihn wieder an, seine Augen waren flackernd auf meinen Unterleib gerichtet.
Zuerst war ich belustigt, er schien wohl keine Ahnung zu haben dass man noch so gut wie Nichts sah.
Aber dann wurde ich nervös.
"Kann ich?"
Zögernd sah er zu mir hoch und ich sah ihn mit grossen Augen an.
Es schien für ihn wirklich genauso besonders zu sein wie für mich, so unbeschreiblich der Weg, den wir nun zusammen gehen würden.
Voller Neuen Dinge aber auch voller schöner Momente.
Ich nickte langsam und griff nach seiner Hand, er wusste wohl doch dass er noch nicht viel spüren würde aber vielleicht war es das was er brauchte um es endgültig annehmen zu können.
Um zu spüren wie es sich wirklich anfühlte.
Unruhig und wachsam wanderte sein Blick unsere Hände entlang und ich musste schmunzeln, es fiel mir so leicht auf einmal die starke zu spielen.
Der harte Gang Anführer der sein Leben lang damit beschäftigt war sich gegen alles auf zu lehnen, war nervös davor mich zu berühren.
Langsam legte ich seine Hand auf meinen Bauch und sah zu ihm hoch, legte leicht den Kopf schief.
Dieser Ausdruck auf seinem Gesicht, so erstaunt und beeindruckt von beinahe gar nichts.
In seinen Augen begann es plötzlich zu glühen und ich wusste dass er es nun auch spürte.
Diesen grossen Stolz und die unglaubliche Freude.
Und mir wurde warm, von innen heraus strahlte die Hitze überall hin, erfüllte mich mit einem der Gefühle die ich noch haben würde.
Einem Gefühl auf dem Weg der jetzt kam und es war so schön, so einzig artig und neu dass ich mich nicht erinnern konnte, überhaupt an eine Abtreibung zu denken.
Dann nahm er den Blick von unseren Händen und sah mir in die Augen.
Die Ausdrücke waren so Hammer und so packend dass ich nicht anders konnte als lächeln.
"Ich könnte mir keine bessere Mutter für meine Kinder wünschen."
Sagte er und klang dabei so ehrlich dass mein Bauch zu kribbeln begann.
Was auch immer da drin gerade umher gammelte, jetzt erlebte es Mama beim Bauchkribbeln.
Dann runzelte er die Stirn, es kam ihm eindeutig zu schmalzig rüber aber ich lachte leise auf und zog ihn zu mir hinunter.
Doch bevor ich es tun konnte legte er schon seine Lippen auf meine und versiegelte das Lächeln mit einem heissen, leidenschaftlichen Kuss.
Es passierten viele Dinge in unserem Leben, rasend schnell gingen sie vorbei. Aber wir hielten uns nie lange bei Vergangenem auf, nicht mal bei Toden.
Ausser ich, denn Lucas wohnte immer noch in meinem Schädel.
Trotzdem schlugen diee  kleinen Hitzeschlage bei meinen Hormonen Alarm und ich rutschte langsam auf seinen Schoss, seine Hände führten meine Hüfte näher zu sich.
Ich reagierte auf jede seiner Berührungen und wir schienen verbundener als je zuvor zu sein.
Nach einer Weile lösten wir uns atemlos, sein heisser Atem strich über meine leicht geöffneten Lippen und ich machte langsam die Augen auf.
"So etwas sollte ich öfters sagen, wenn du dann so reagierst."
Flüsterte er neckend und ich konnte die Übermut in seiner Stimme hören, die Sorglosigkeit die man in unserem Leben so selten fand.
Mein Lächeln schwand langsam und mir kam etwas in den Sinn. Neben all den Dingen die ich verbannte.
"Ich hätte es verlieren können."
Sofort spürte ich seine Arme um meinen Rücken und ich legte meine Hände an seinen Bauch.
"Als ich im Gefängnis war hätte ich es verlieren können, es ist ein Wunder dass es nicht passiert ist.
Dann wäre ich schuld gewesen, dann hätte ich unser Kind verloren."
Er schüttelt den Kopf und küsste mich kurz um mich zu stoppen.
"Hast du nicht, also denk nicht mehr darüber nach und jetzt bin ich bei dir, niemand wird dich auch bloss ansehen wenn du es als zu grossen Stress empfindest."
Er grinse und schaffte es meine kurze Tiefphase gleich wieder hoch zu ziehen.
Mit solchen Schwankungen musste ich jetzt wohl öfters rechnen.
"Das Kleine ist stark, genauso wie seine Mutter.
Aber das wusste ich bereits."
Er lächelte schief und die kleinen Grübchen kamen wieder zum Vorschein, während er mich schelmisch ansah.
Es blieb noch genug Zeit mich mit all dem auseinander zu setzten.
Jetzt durfte ich den glücklichsten Moment meines bisherigen Lebens geniessen.
Und das tat ich auch, sass auf seinem Schoss und kuschelte mich an ihn, wollte alles spüren um all die verlorene Zeit wieder auf zu holen.
Er strich über mein Haar und irgendwann war ich so beruhigt und entspannt dass ich beinahe eindöste.
"Wach bleiben Kätzchen, da gibt es noch etwas wo du zuhören musst.
Wann sollen wir es den anderen sagen?"
Sofort war ich wieder hellwach.
Jake. Was würde e davon denken und vor allem wie würde er reagieren?
"Wir sollten es Ihnen jetzt sagen, Geheimnisse zerstören immer alles."
Beschloss ich, ich war eindeutig nicht wild auf noch ein Problem.
Er nickte bedächtig.
"Aber das mit dem Ring, damit sollten wir noch warten, es wäre zu viel auf einmal, teilen wir es ihnen langsam mit."
Ich lächelte ihn an und er nickte bloss.
"Wie du willst Kätzchen."
Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und stand dann mit mir auf, bevor er mich übervorsichtig auf den Boden stellte.
Daraufhin seufzte ich.
Zwei Tage danach und schon war ich wieder imstande mich besser zu fühlen.
"Ich bin schwanger nicht aus Glas."
Klärte ich ihn geduldig auf, es fühlte sich so schön an das zu sagen und ich wiederholte es innerlich immer wieder.
Er schob eine Lippe vor und sah mich aus befehlerischen Augen an.
"Na und, du bist meine Verlobte und hast mein Kind in deinem Bauch, ich habe auch was mit zu reden."
Ich musste leicht lächeln.
"Unser Kind."
Ergänzte ich und er hauchte mir einen Kuss auf die Lippen.
"Unser Baby."

Es waren doch einige Tage vergangen, wir hatten es sagen wollen, doch es war nie der richtige Zeitpunkt dafür gewesen.
Die stille Trauerfeier im Garten für Lucas hatte für mich einen Rückschlag bedeutete und war auch den anderen nahe gegangen.
Denn erst dann schienen sie wirklich zu realisieren dass er nicht mehr da war.
Nicht einmal seine Leiche hatten wir bekommen. Also gab es nichts, wovon wir uns hätten verabschieden können.
So etwas brauchte lange um zu heilen, doch ob Vor-oder Nachteil, hier in unserem Umfeld lernte man schneller damit um zu gehen, auch wenn ich mir sicher war dass ich ihn nie vergessen würde.
Ich hatte gewollt dass sie ihn gut in Erinnerungen behielten, und hatte die ganze Geschichte anders erzählt.
Er ging als Held hervor, der seinen Bruder durch seinen Willen wieder fand und der im Gefängnis zu mir gehalten hatte. Ich machte ihn in ihrem Gedächtnis nicht zu einem Verräter, denn sie alle sollten ihn so in Erinnerungen haben wie er davor gewesen war. Und es hatte ihnen Erleichterung verschafft es zu hören.
Ich trug das Gewicht des Wissens über die Wahrheit nun alleine, aber es war ein kleiner Preis, wenn ich dafür sah dass es ihnen leichter fiel, ihn nun gehen zu lassen.
Danach waren wir die nächsten Tagen damit beschäftigt gewesen uns über die Lage in der Stadt auf zu klären.
Die Reds verschmolzen immer mehr mit den Grenzen der Regierung und wir schienen einen Scheinkampf aus zu fechten.
Die Regierung gegen die Black Angels, bloss unter Tarnung; sodass ihre grausamen Taten nicht auf sie zurück geführt werden konnte.
Doch wir wussten es und das genügte, denn durch unsere Videos spalteten sich die Meinung der Bürger immer mehr.
Ich wurde aufgeklärt und erfuhr dass die ersten Kampfansagen verkündet wurden, und es sich wie ein Lauffeuer im Untergrund verbreitete.
Es machte mich traurig dass es schon wieder Krieg gab und immer mehr begann ich darüber nach zu denken, lag lange wach um mir klar zu werden was ich dachte.
Doch ich schaffte es nie, wirklich fest zu stellen was ich für richtig hielt.
Da waren immer noch die Verpflichtungen, die Loyalität und das Leben das ich führte, die mir den eigentlichen Willen verblendeten.
Die Gedanken schwirrten mir auch jetzt im Kopf herum, als wir wieder im Kreis der Sofas und Sesseln sassen, in denen wir und so oft zusammen fanden.
Es war schön den innersten Kreis zu stärken mit solche Momenten.
Genau das brauchte er jetzt nämlich, denn die Jungs waren oft weg und ich machte mir jedes Mal sorgen, denn ich wusste dass sie Gang Angelegenheiten regelten.
Deshalb genoss ich es umso mehr auf Aidens Schoss zu sitzen und dem angeheizten Geplapper zu zu hören.
Man konnte nicht erwarten dass wir nach allem was man erlebte, so waren we andere Teenager im selben Alter.
Aber auch wenn wir uns veränderten, mehr als man es vielleicht sollte, gab es noch immer die eine Seite die uns zu den Leuten machten die sich noch immer gerne Pannen Videos ansahen oder sich über Klatsch im Viertel stritten.
Ich mochte die lauten Gespräche, sie waren der Ausgleich zu der Ruhe meiner Zelle den ich noch immer brauchte
Ich wusste dass es eine Weile dauern würde bis es nachliess, und dass ich so ein Ereignis nie vergessen würde, doch es war leichter es zu akzeptieren wenn ich mit den Anderen zusammen war.
Kenan liess sich mit einer gekühlten Bierflasche auf den Sessel fallen, die kleinen Wassertropfen auf dem braunen Glas sahen verlockend aus und ich sah sehnsüchtig zu dem Getränk.
Er reichte die Halterung mit den abgebrochenen Henkeln herum und jeder nahm sich eine Flasche, um das Pack dann an den Nächsten weiter zu reichen.
Ich wusste natürlich was Aiden vor hatte, als Knut neben uns das Bierpack zu uns hinüber reichte und bereits die ersten kleinen Gespräche in die Runde geworfen wurden.
Aber ich merkte auch wie angespannt noch alles war, es wollte nicht so ausgelassen werden wie sonst.
Aber ich konzentrierte mich jetzt viel zu sehr auf das Bier.
Klar wusste ich dass es nicht so gut war in einer Schwangerschafz zu trinken, und bereits jetzt wollte ich dem Baby nichts böses, aber ich sah in diesem Viertel schon so viele anderen Bedingungen, als die unter denen man in anderen Stadtteilen lebte, und dennoch überlebten die Babys.
Sofort schimpfte ich mit mir, auch wenn ich es nicht wirklich fassen oder einordnen konnte, egal wie kindisch und unbeholfen  ich mir deswegen vorkam, ich war es dem kleinen schuldig, ich hatte es auf diese schreckliche Welt gesetzt also sollte ich mich auch um es bemühen.
Aber all diese Dinge die man über Mütter sagte waren richtig.
Diese Muttergefühle, das Gefühl der Verpflichtung und der unendlichen Zuneigung stimmte.
Bloss konnte ich sie noch nicht alle spüren.
Ich fühlte mich alleine, auf eine andere Art, denn niemand hier konnte nachvollziehen wie es sich anfühlte, diese inneren Schwankungen, die Schuldgefühle und die unaufhaltsame Angst um das kleine Ding, dass man irgendwann auf die Welt bringen würde.
Ich selbst hatte nie auch nur die kleinste Erfahrung damit gemacht, erst recht nicht unter diesen Umständen und all die Sorgen, das was ich dem ungeborenen Kind schon alles zu muten musste, die ich in mich hinein frass wollten einfach nicht aufhören.
Ich bekam gerade den Deckel einer Flasche zu fassen als Aiden die Hand mit einem gekonnten, feinen Schlag zur Seite schob.
Frustriert knurrte ich auf, mein Verlangen nach bestimmten Dingen war allein schon in den letzten Tagen immer kurioser gewesen.
Zuerst mochte ich gar nichts essen und nach der Vollendung der zweiten Woche plötzlich doppelt so viel.
Ab und zu war mir schlecht aber das hatte ich mittlerweile gut in den Griff bekommen.
Ich sah ihn bettelnd an, doch er schüttelte nur grinsend den Kopf, während er den Bierdeckel öffnete und sich die kühle Flüssigkeit hinunter kippte, das alles natürlich begleitet von einem schelmischen und neckenden Grinsen.
Fassungslos und aufs Äusserste Beleidigt verschränkte ich die Arme und blitzte ihn an.
"Nicht so böse sein Kätzchen, ich will nur das beste für dich."
"Ist klar."
Schnaubte ich, dieser Mistkerl genoss es doch, das sah ich in seinen glänzenden Augen.
Erst als ich die fragenden und leicht irritierten Blicke der Übrigen sah, die mittlerweile alle Gespräche eingestellt hatten, räusperte ich mich.
"Gib ihr schon eines Aiden."
Jake wies ungeduldig auf den Karton und trank dann gemütlich selbst einen Schluck.
Kurz sah ich zu Aiden hoch.
Vielleicht war es zu früh, bis jetzt hatte sich keine Gelegenheit erheben.
Aber das würde es ach nicht mehr tun, jetzt war die beste Möglichkeit seit langer Zeit.
Vielleicht war es gut wenn wir es ihnen jetzt sagten.
Wir alle, auch die Gang, konnte einen Lichtblick gut gebrauchen.
Nach dem Massaker, nach meiner Rettungsaktion und vor allem nach Lucas' Tod hatte ich so richtige Freude nicht mehr sehen können.
Klar war das Leben weiter gegangen doch so richtig war es nicht mehr der normale Alltag gewesen, auch wenn man das sowieso nicht verlangen konnte.
Ein so bedeutendes Ereignis mit so einem reinen Wesen war vielleicht auch neuer Mut für die Gang.
Vielleicht beflügelte es sie genauso wie mich, weiter zu machen, auch wenn ich bereits eine engere Bindung spürte, die mich aber zusätzlich noch verwirrte.
Auch wenn ich mich selbst gerade nicht gut fühlte, ich wollte die Blicke der anderen nicht länger so niedergeschmettert erleben, auch wenn keiner zugeben wollte dass es auch für ihn nicht leicht war.
Ich wollte ihnen Freude übermitteln und auch Hoffnung.
Also war es richtig, jedenfalls so richtig es sein konnte, ein Kind in so ein Umfeld zu setzen.
Aiden schien meine stumme Erlaubnis zu sehen, auch wenn er mich gerne aufzog, er war mir näher als manch ein anderer, ich fühlte mich mit ihm beinahe so verbunden wie mir dem kleinen Wesen in mir.
Ich sah den Stolz in seinen Augen und es war einer meiner ganz persönlichen Lichtblicke.
Nach den Schwierigkeiten am Anfang wurde ihm schnell klar wie wunderbar es war und dass er das als seinen kleinen Stolz sehen konnte, dass es ein Beweis von mir an ihn war und das hatte ihn beflügelt.
Ich hatte dieses Strahlen in seinem Augen jedes mal gesehen wenn wir leise darüber geredet hatten.
Er hatte keine schöne Kindheit gehabt genauso wenig wie ich, aber mit dem Eifer, mit dem er alles erzählte was er später mit dem kleinen Kind machen würde, wurde mir jedes Mal warm ums herz.
Er zog mich näher zu ihm, ich hatte immer wieder das Gefühl gehabt dass ich und das Kind das beste waren dass ihm im Moment passieren konnte und auch dass er sich an uns orientierte, dass er bereits väterlichen Stolz übte.
Auch wenn er am liebsten damit heraus geplatzt wäre und mit einem eigenen Kind geprahlt hätte, so war er dennoch gut genug darin, die anderen auf die Folter zu spannen.
Er zuckte locker die Schultern.
"In ihrem Zustand darf sie nunmal nicht."
Ich lächelte leicht und lehnte meinen Kopf an seine Brust, während er mir seiner Hand meine umschloss.
Kurz war es still, die meisten sahen uns noch mit einem "was ist hier los?"
blick an, doch dann spuckte Knut in hohem Bogen den Schluck Bier hinaus den er gerade getrunken hatte.
"Ist das euer Ernst!"
Mit grossen Augen sah er uns mit seinem rötlichen, etwas bulligen Kopf an und er wartete bloss bis Aiden auch nur ein Nicken andeutete, natürlich überliess ich ihm den Stolz der Verkündung, den er auch genoss.
"Ach du scheisse."
Entfuhr es dann Kenan und auf Simons Gesicht machte sich ein breites Grinsen breit.
"Du bist schwanger! Alles gute, meine Fresse ist das geil."
Sam strahlte mich an und ich sah dass die Nachricht bei ihm bereits wirkte, etwas von seinem alten Charme strahlte bereits durch die Gewitter Wolken.
Leonie die es schon wusste lächelte mich einfach sanft an, doch auch bei ihr musste es dieses Glücks Gefühl ausgelöst haben, das etwas so unschuldiges schönes ins Haus brachte.
Erst jetzt hatte Jake richtig zugehört und verschluckte sich an seinem Bier, worauf er laut los hustete.
Währenddessen widmete ich mich den hagelnden Glückwünschen und all den Fragen, während bloss Leon still sitzen blieb, den Blick in die Ferne gerichtet, kein bisschen Freude war in seinen trüben Augen zu sehen als unsere Blicke sich kurz trafen.
Dieser Blick war mir unheimlich, er freute sich nicht und liess es auch bleiben, sich zu uns zu gesellen, erst jetzt fiel mir auf wie wenig er in letzter Zeit gesprochen oder mich auch bloss angesehen hatte.
Doch danach drängten sich wieder die Anderen zwischen uns und ich schon den Blick schnell zur Seite.
Ich sah immer mehr wie die Stimmung wärmer wurde und wie die Freude auf die Gesichter meiner Mitbewohner gezaubert wurde.
Sie fragten mich wie es sich anfühlte und ich erzählte es.
Von der Verantwortung über die Freude und de tiefe Verbundenheit.
Ich erzählte alles Gute, denn sie schienen es auf zu saugen, es tat ihnen gut und je mehr ich die schönen Gefühle beschrieb desto mehr machten sie auf, desto mehr kam Licht in ihre Herzen.
All der Selbstzweifel, die Angst vor all dem was kam und die Gefühle die ich selbst nicht einirdnen konnte, verschwieg ich, ich wollte den Ausdruck ihrer Gesichter weiterhin geniessen, sie hatten es mehr als verdient.
Ich liess mich umarmen, auch wenn ich genau spürte wie die ansonsten so groben Jungs versuchten mich keines Wegs zu fest zu drücken, es war so süss von ihnen, wie sie sich anstrengten.
Als Leonie an der Reihe war umarmte sie mich herzlich.
"Ich werde alles tun um die zu helfen, glaub mir. Wir können uns ja mit dem Hüten abwechseln."
Sie lächelte und da war meine Angst kurz weg, denn ich wusste dass sie das ernst meinte, völlig ernst.
"Ich werd Tante."
Fröhlich hüpfend umkreiste sie die Jungs und erzählte es jedem nochmals.
Auch Aiden, der noch immer eine Hand um meine Hüfte geschlungen hatte, klatschte seine Jungs ab und nahm die Glückwünsche entgegen, auch wenn die meist etwas anders aussahen als meine.
Etwas mehr körperlich bezogen vielleicht, doch ich lächelte einfach, denn ich liebte seinen Ausdruck, dieses Strahlen in den Augen dass einfach immer heller wurde.
Dann sah ich mich nach der wichtigsten Person um, die noch nichts gesagt hatte, während die anderen langsam meinen Platz um Aiden herum einnahmen.
Als ich mich sanft von ihm löste sah er kurz zu mir, doch ich nickte lächelnd und so wandte er sich zögernd wieder den Jungs zu, die ihn gleich wieder in die hitzigen Gespräche hinein zogen.
Jake war nicht mehr auf der Couch, überhaupt war er nicht mehr im Wohnzimmer.
Mir wurde kalt und unwohl zugleich, ich hatte gehofft dass er nicht so reagieren würde, auch wenn ich bereits so eine Vorahnung gehabt hatte.
Etwas schmerzlich sah ich an den Fleck des Sofas, bevor ich langsam die Treppe hinauf lief, von unten hörte ich die Anderen und liess sie ihre Freude ausbauen.
Ich sah mich in dem oberen Gang um und strich langsam mit der Hand an der flachen Mauer entlang, während ich auf Jakes Zimmer zu steuerte.
Ich kannte ihn gut genug um zu wissen dass er hier war.
Schon immer war er an einen Ort der ihm gehörte zurück gewichen, wenn etwas schockendes Passiert war.
So hatte er mich immer von seiner Trauer ausgeschlossen, stundenlang war er in seinem Zimmer gesessen.
Ich hatte lauschen wollen doch er hatte keinen Ton von sich gegeben, jedes mal hatte er sich gefangen, auf seine Art.
Ich blieb vor seiner Türe stehen und lauschte, sogleich kam ich mir um
Jahre zurück versetzt vor, wenn ich hier gesessen hatte und gewartet hatte, bis mein starker Bruder wieder aufmachte.
Ich hob die Hand und hielt inne, ein schmerzhaftes Lächeln erinnerte mich daran dass ich meine Hände blau geklopft hatte.
Also liess ich sie wieder sinken und drückte stattdessen die Türklinke hinunter.
Sie war offen.

Langsam schwang die Türe auf, ich hatte beinahe Angst hinein zu sehen, ich wollte nicht wieder in die Jahre vor dem Heim zurück geschleudert werden.
Doch ich schaffte es, das Baby in mir schien mich dazu zu ermutigen.
Vielleicht bildete ich es mir nur ein, doch dass ich das grösste Geschenk der Welt bei mir tragen durfte, liess mich innerlich wachsen.
Ich war bereit den sich wiederholenden Geschehnissen die Stirn zu bieten.
Als ich klein war hatte ich es noch Nicht verstanden, aber jetzt tat ich es und ich würde dieses Zimmer nicht verlassen wie früher immer.
Langsam spähte ich hinein, meine Hände langen an der Stelle der Türe an denen sie bereits früher lagen, das Zimmer war genauso abgedunkelt und von einer Lampe beleuchtet wie damals.
Ich schluckte leicht und zwang mich ein zu sehen dass es nicht das Gleicje war.
Es war nun Jahre später und wir beide waren andere Menschen, es war nicht Dads Tot und er schottete sich auch nicht von mir ab.
Jake sass dort, am Rande des breiten Bettes, dessen Decke in dem Licht beinahe schwarz schimmerte.
Er hatte die Beine breit auf dem Boden plaziert, als müsse er von irgendwo Halt und Kraft beziehen, damit er sich aufrecht halten konnte.
Seine Arme waren auf den Knien abgestützt und seine Hände waren vor seinem Mund zusammengelegt, es sah aus als würde er beten.
Doch er sah einfach ins Leere und nur ab und zu zuckten die Wimpern, sein Blick war nicht wie damals, das konnte ich selbst durch das Dämmerlicht der Lampe erkennen.
Und das war auch der Anstoss für mich, weiter zu machen, denn diese Pose hatte mich verunsichert.
Ich setzte mich in Bewegung und hörte meinen Atem viel zu laut.
Als ich langsam über die Dielen lief, schien es mir als würde ich die hallenden kleinen Schühchen tragen, dieselben Schritte dröhnten in meinem Kopf und kurz verschwamm das Bild vor mir mit meiner Erinnerung von dem jüngeren Jake, wie er genauso da sass.
Ich dachte ein kindliches Echo mitschwingen zu hören, als ich leise seinen Namen sagte, als würde ich von meinem kleine Ich begleitet werden, dass das alles bereinigen wollte.
Nach so langer Zeit war es etwas womit ich noch immer nicht abgeschlossen hatte, und jetzt wiederholte es sich, vielleicht weil es mir eine zweite Chance gab, es anders zu machen.
Er sah langsam hoch, bevor sein Blick sich wieder in die Ferne richtete.
Ich wusste dass es ihm genauso ging, die Erinnerung verfolgte uns beide und jetzt mit dem Baby kamen alle Erinnerungen daran hoch.
Ich kniete mich langsam vor ihm hin, meine Knie schienen zu brennen, als ich mich auf demselben Fleck wie damals befand, als ich meinen Bruder umarmen wollte, nachdem wir abgehauen waren.
Aber ich machte es anders, ich wollte etwas sagen.
Doch ich wusste nicht was, sodass ich ihm einfach sanft und mit zitternder Hand eine Strähne aus der Stirn strich.
Er hielt meine Hand langsam fest und umfasste sie auch mit der anderen.
Ich sah den Moment in seinen schattigen Augen, als er sich aus seinem alten Muster riss in das er wieder verfallen war.
"Es war damals so schwer dich zu beschützen Jess, und jetzt scheint sich alles zu wiederholen, als wollte dieses Ereignis uns nicht los lassen, aber ich will nicht noch einmal versagen."
Jake weinte nie, auch jetzt nicht, doch ich hörte in seiner zitternden Stimme dass er nahe daran war.
Kleine Kinder hätten das was wir erlebt hatten niemals sehen dürfen, aber wir hatten beide Wege gefunden, damit klar zu kommen.
Doch diese Wege kreuzten sich nun aufs neue.
Aber dass er es mir von alleine sagte berührte mich, er hatte mich immer Brüderlichkeit spüren lassen, aber nie hatte er von seinen inneren Gedanken erzählt.
Damals hätte ich nichts gesagt, doch jetzt tat ich es, ich wollte ihm das zurück geben was er mir in Form dieser Worte gerade geschenkt hatte.
"Sieh mich an Jake. Sieh mich an."
Flüsterte ich und schob seinen Kopf so dass er mich nun direkt ansah und ich mir ein Lächeln auf die Lippen zwang.
"Du wirst nicht versagen. Du hast auch damals nicht versagt.
Du hast mich immer wieder aufs Neue vor dem Abgrund gerettet an dem ich innerlich stand."
Die Worte die wir wechselten waren viel zu wenige, aber darin war eine Geschichte, eine Geschichte die wir beide kannten und verdrängt hatten.
Und nun erzählten wir sie uns aufs neue.
Noch nie hatten wir uns einander so geöffnet, aber beide schienen wir den Drang zu haben, nun endlich nicht mehr aus zu weichen.
Er lächelte leicht und ich umarmte ih', während er mich langsam und vorsichtig zu sich hoch zog.
Es tat gut seine Wärme zu spüren und meine Augen brannten, denn so ein Grosses Gewicht löste sich schmerzhaft von meinen Schultern, dass ich schon so lange mit mir herum trug.
"Bitte erzähl es mir."
Sagte ich leise und ich konnte den Schmerz sehen.
Er erinnerte sich genau, doch ich hatte es mit den kleinen Jahren viel zu sehr verdrängt.
Aber er nickte.
Er redete mit mir über Dad, über das Ereignis das meine Welt zerstört hatte.
Meine Erinnerungen auf der Achterbahn waren alles was ich noch wusste und nun würde ich endlich den Rest erfahren.
Doch als er begann zu erzählen hörte ich nicht seine Worte.
Ich sah die Bilder dazu, ich verschwand in der Welt und tauchte als unscheinbarer Geist in die andere ein.
Ich sass da und hielt mich an meinem Bruder fest um mich in der Erinnerung nicht zu verlieren, die er mir zurück gab.
Dann verschwand das Zimmer und ich konnte sehen was danach passierte.
Wir waren auf der Bank, Jake hatte mich fest gehalten und ich hatte geweint.
Danach waren wir zum Revier gebracht worden, er hatte mich gezwungen nicht mehr zu unserem Vater zu sehen, stattdessen hatte er immer meine Hand gehalten.
Als uns einige Polizistinnen durch die starrende Menge geführt hatten weinte ich unter all den Blicken.
Doch er hielt meine Hand, den Kopf genauso gehoben wie Dad, er liess den General keine Sekunde aus den Augen und ich meinte sogar zu sehen, sie er ihm auf ewig Rache schwor, als so kleines Kind war seine Haltung bereits so viel stärker als es sein durfte.
Im Auto als wir zum Revier fuhren hatte er mir über die Haare gestrichen, ich hatte sein Shirt voll geweint doch seine Augen waren trocken geblieben.
Er hatte nur ins Leere gesehen, bereits damals hatte er die Mauer errichtet, die er gebraucht hatte um mir Trost spenden zu können.
Als wir dann auf das Revier gebracht und in einen Warteraum gestellt wurden, kümmerte man sich nicht mehr um uns.
Der General war unter Jakes Blicken in einem Büro verschwunden, die Läden der grossen Scheine waren unten gewesen und jeder Polizist hatte sich vielsagend angesehen, als Garrisons Vorgesetzter ihn angeschrien hatte.
Ich war auf dem grossen Stuhl in mich zusammengesunken gewesen und hatte auf meine rosa Sandalen gestarrt, die Tränen tropften nur noch leise auf den Boden und Jake sass versteinert dort, sah einfach zu wie alles gehetzt um uns herum lief.
Eine ganze Weile beachtete uns niemand mehr, alle waren in Aufruhr, unser Vater war nicht aus Notwehr von Garrison getötet worden, und das wussten sie auch.
Wenn sie das vertuschen wollten mussten sie alles verschwinden lassen.
Und das wollten diesen korrupten Schweine auch tun.
Eine Baare wurde hinein geschoben, eine schwarze Art von Sack lag darauf, sie hatte menschliche Umrisse und zwischen dem Reissverschluss sah man das Gesicht unseres Vaters.
Das war das letzte Mal dass wir ihn gesehen hatten.
Seine Haut hatte ausgesehen wie helles Pergament und seine Augen waren nun friedlich geschlossen gewesen.
Ich hatte es damals nicht verstanden, ich hatte gesehen wie sie meinen Dad durch die Türe weg schoben und hatte leise geschrien und versucht ihn zu erreichen, was mir auch gelungen war.
Die Polizisten hatten sich ratlos angesehen und warteten, sie wussten nicht wie reagieren.
Doch ich hatte die kalte Hand genommen, ich hatte nicht verstanden dass er tot war.
"Komm zurück Daddy du darfst jetzt nicht weg gehen."
Hatte ich geschluchzt.
"Du kannst auch am Ofen liegen und ich mache dir eine Wärmflasche! Bitte!"
Man hatte mir zugesehen, die Leute zeigten zum Teil sogar Mitgefühl, doch dann wurde mir de Hand entzogen und er weiter geschoben.
Ich hatte folgen wollen, hatte so sehr geweint dass es Jake sein Herz zerriss und er etwas sagen musste, auch wenn das noch mehr weh tat.
Sanft hielt er mich fest und drückte entschlossen meinen Kopf an seinen Hals.
"Hör auf Jess."
Seine Stimme war brüchig gewesen.
"Lass ihn schlafen.
Weisst du, er schläft jetzt ganz lange Jessica, und er hat es sich verdient denn jetzt können Mom und er endlich wieder zusammen sein und schlafen."
Ich hatte damals aufgehört zu weinen, hatte meine Augen gerieben doch er hatte die Augen geschlossen, damit ich den Schmerz darin nicht sah.
Danach waren sie heraus gekommen, sie hatten nicht gewusst was sie mit solch unberechenbaren Zeugen anstellen konnten.
Jake hatte es verstanden und reagiert.
Er hatte meine Hand gepackt und mich hinter sich her hinaus gezogen, die Polizisten versuchten vergeblich nach uns zu suchen, wir tauchten einfach in der Menge unter.
Wir rannten, rannten so lange bis wir zuhause waren und er sich einschloss.
Ich war die ganze Zeit vor seiner Tür, doch er hatte alleine sein wollen.
Danach war es zu diesem Gespräch gekommen, dass wir schon einmal abgeblockt hatten und danach, einige Tage später waren die Polizisten gekommen um mich weg zu bringen.
Langsam nahm ich wieder das Zimmer um mich herum wahr, spürte die Tränen auf meiner Wange und seine sanften Berührungen auf meinem Haar.
Es waren nicht bloss Tränen des Schmerzes, sondern auch der Erleichterung, denn nun endlich wusste ich es.
Wusste alles darüber was ich wissen wollte und es zeigte mir auf, wieso ich heute noch Dinge tat, die ich seit dem Tag tat, als sich alles änderte.
Ich zweifelte daran dass ich jemals ganz über seinen Tod hinweg kommen konnte, doch es war gut dass ich die Erinnerung bekommen hatte.
Sie zugelassen hatte und sie nicht mehr hinter meiner dunklen geheimen Tür versteckt hatte.
Ich konnte nun damit abschliessen, was mir all die Jahre verwehrt geblieben war.
Langsam sah ich wieder hoch zu Jake und er wischte mir eine Träne weg, sein Blick schien um so vieles leichter geworden zu sein.
"Lass uns es einfach annehmen Jess, wir sind jetzt hier, das ist unsere Zeit und wir werden immer von ihm beobachtet.
Er ist immer bei uns und er würde sich mit dir freuen, du weisst gar nicht wie sehr seine Augen leuchten würden.
Er wäre so stolz auf dich.
Genau wie ich."
Ich schluchzte leise auf, es war so erleichternd.
Ein Schatten der mich immer verfolgt hatte wich nun von mir, und mit dem letzten Satz hatte er mir gezeigt dass er meine Schwangerschaft akzeptierte und es seine Art war, mich zu beglückwünschen.
Wir waren für immer gezeichnet, niemals würde alles verschwinden, aber auch ohne Therapeut, einfach dank dem anderen schafften wir einen so grossen Schritt weg von dem Trauma.
Wir sassen noch eine Weile so bis meine Tränen getrocknet waren, hielten uns einfach fest und genossen es.
Und diese Geschichte, die Geschichte vom Tod meines Vaters flog nun in den Himmel.
Und fand endlich ihre Ruhe neben unseren Eltern, die auf uns hinab sahen.
Und lächelten.

Dieses Kapitel hat mich berührt, das soll echt nicht merkwürdig sein aber ich wollte die Verknüpfung ihrer alten Erlebnisse mit den neuen hin bringen und euch endlich wieder etwas mehr über ihre Vergangenheit zeigen.
Es ist wahr dass viel zu viele Menschen solche Dinge erleiden und wir es ihnen bloss nicht ansehen.
Ich hoffe ich habe euch zum Nachdenken gebracht und konnte euch irgendwo berühren
Love
Angora77

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