∞20 Frauenarzt

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Normale Leute schlafen um sich zu erholen. Sie schlafen um am nächsten Tag wieder in ihr perfektes Leben zu starten.
Ein Leben das vielleicht einige Schwierigkeiten beinhaltete, aber für sie jeden Tag Lebenswert war.
Es war nicht für alle so, aber für so viele mehr als mich.
Für mich bedeutete Schlafen Taubheit.
Die Möglichkeit dem Leben zu entfliehen, einfach nur da zu liegen und die Welt zu vergessen.
Alles was ich erlebt hatte, gesehen und gehört hatte.
Alles was ich tun musste und wollte.
Jeder Schmerzende Moment konnte in der kühlen Dunkelheit des Schlafes vergraben werden.
Doch leider dauerte das nie lange.
Leider lebte ich noch immer dieses Leben und musste mich hoch raffen, um es weiterhin zu meistern.
Ich war kein normaler Mensch.
Und so gut es manchmal war das Adrenalin zu spüren oder die Freiheit, der Preis wurde immer grösser. Zu gross.
Ich setzte mich langsam auf und sah aus dem Fenster.
Irgendwann in der Nacht, es war dunkel aber ich wollte nicht auf die Uhr sehen, das würde mir nur zeigen wie sehr ich wieder im Leben stand.
Ich sah auf die zerwühlte Bettdecke hinab, danach fuhr ich mir die Strähnen aus dem Gesicht.
Schluckend liess ich den Blick im Zimmer umher wandern.
All die Möbel die in den Schatten der Nacht so anders aussahen, hier hatten sie die Chance sich unter der Maske neu zu verhalten und zu formen.
Beinahe wie ich, als ich in die Gang gekommen war.
Das hatte ich gewollt, mich neu formen und sehen was aus mir wird, bei Jake sein. Doch jetzt war es vielleicht die falsche Entscheidung gewesen.
Ich fuhr über den Ring an meinem Finger.
Immer hatte ich mir gewünscht einmal einen solchen Ring von dem Mann zu tragen den ich über alles liebte.
Und ich hatte es bekommen, ich hatten den Moment bekommen.
Doch es war ein Moment gewesen wie eine kleine Insel auf dem tosenden Meer der Probleme und der Schmerzen im weiten unendlichen Meer.
Ich wollte mich nicht immer an diese Insel klammern, in dem ewigen Hoffen dass die Wellen mich doch nicht mit sich mit reissen würde.
Dass ich doch nicht im tosenden Meer meiner Taten und Gefühle ersticken würde.
Doch vielleicht tat ich es doch.
Aber ich wollte durch die Probleme schwimmen, wollte sie hinter mir lassen und das sichere Festland erreichen. Doch nicht jeder war dafür gedacht, vielleicht sollte ich auch ertrinken.
So viele Zweifel.
Ich fuhr über die Decke und schlug sie zurück, nur die Lichter von der Großstadt hinter den Bronx warf etwas Licht in mein Zimmer, direkt auf den Spiegel, der es zu mir hinüber stand.
Ich wusste noch wie ich als kleines Mädchen meiner Mutter geholfen hatte ihn hinein zu transportieren.
Seit ihrem Tod hatte ih ihn weder verschoben oder hinein gesehen.
Aus Angst was er mir zeigen würde.
Doch nun leuchtete er, im Licht das allem anderen in dem Zimmer verwehrt blieb.
Ich stand langsam auf und spürte wie der Kalte Boden und meine Füsse wie Welten aufeinander prallten die nicht zusammen gehörten.
Langsam lief ich los und achtete nicht auf das knarren.
Ich näherte mich dem staubigen Spiegel, der ruhig da Stand und wartete, darauf dass ich mich überwinden würde.
Ich wollte es nicht tun, ich wollte weiterhin verdrängen dass er hier stand.
Doch man konnte nicht alles verdrängen, irgendwann würde es mich überwältigen, weil ich nicht mehr schlucken konnte.
Und es würde immer mehr dazu kommen.
Also überwand ich mich und trat den einen Schritt vor den Spiegel, den Blick auf meine Füsse gesenkt.
Das Shirt war etwas verrutscht und zerknittert, die kurze Hose streifte ich ab weil sie mir zu eng wurde.
Ich achtete nicht darauf wie meine Haare aus dem Dutt heraus fielen.
Ich konzentrierte mich nur darauf den Blick zu heben und mich anzusehen.
Langsam wischte ich den Staub von dem Glas, es quietschte und ich schluckte.
Dann sah ich mich.
Es war das erste Mal dass ich mich seit dem Test im Bad richtig ansah.
Ander Mädchen in meinem Alter hätten Unterstützung bekommen um diese "schwierige Phase" neben einer geübten und ausgebildeten Person gehen zu dürfen.
Ich hatte das nicht, ich musste alleine klar kommen.
Der Traum des perfekten Lebens war schon früh geplatzt, doch jetzt hätte ich mir gewünscht, dass es unter anderen Umständen geschehen wäre. Unter anderen Möglichkeiten. Es war zu spät für eine Abtreibung, aber ich schämte mich immer noch, überhaupt darüber nachgedacht zu haben.
Ich starrte mich einfach nur an. Den Spiegel.
Die verheulten grauen Augen, feine dunkle Augenringe und volle Lippen, die sich zusammengepresst hatten.
Verzweiflung in den Augen, der Goldton meiner Haare matt.
Ich erkannte nicht die Kämpferin in mir die ich mir vorgenommen hatte zu sein.
Nicht das Mädchen dass alles durchstand und sich selbst nicht aufgeben liess.
Aber vielleicht musste ich das Mädchen nicht mehr länger sein, ich musste mich nicht daran fest halten.
Alles veränderte sich, das Leben prägte und formte Menschen, auch mich.
Und ich musste es einfach zulassen, annehmen wer ih nun war und weitermachen.
Denn meine Familie würde wachsen und ich wollte dabei zusehen.
Langsam hob ich das T-Shirt hoch und drehte mich zur Seite.
Mein Herz raste, ich hatte mich nie so angesehen.
Eine feine Rundung hob sich von meinem Bauch ab, nicht gross und kaum mehr als zwei Finger breit, doch es berührte mich.
Tränen schossen mir in die Augen und ich fuhr mit zitternden kalten Fingern darüber.
Mein Baby. Meine Verantwortung. Mein Kind.
Ich musste lächeln, eine Mischung zwischen Weinen und Lächeln.
Ich sah mich tatsächlich an und ich kam damit zurecht was ich sah.
All meine Bedenken hatten sich aufgelöst.
Das Leben war hart und ich musste mit dem Leben was ich getan hatte.
Doch ich konnte mich noch immer ansehen, ohne den Blick abwenden zu wollen.
Viel eher war ich fasziniert.
Wie mein Bauch aussah und ich, wie sich die Proportionen veränderten und wieder wurde mir die Tatsache bewusst dass ich ein Leben in mir Trug.
Eines das alles spürte was ich erlebte und ich hatte genug erlebt, es sollte nicht Trauer und Schmerz spüren wenn es an seine Mutter dache.
Es sollte an die Liebe denken an die ich immer denken konnte.
Eine Frau trat hinter mich, sie ähnelte mir.
Ihre grauen Augen waren weise und sanft.
Sie lächelte als wäre sie ein Engel, und ihre Hand legte sich stolz auf meine Schulter.
Ich spürte die Tränen auf meinen Wangen und sah mich an.
"Mom."
flüsterte ich und sie lächelte, stand hinter mir wie ein Schutzengel und betrachtete mich und das Kind.
"Ich vermisse dich so sehr."
Flüsterte ich abgehakt und fasste mir an die Schultern.
Und dann stand da nur noch ich.
Alleine.
Ich wischte mir die Tränen ab und blinzelte um die Sicht klar zu kriegen.
Ich wollte mich gerade umdrehen als ich einen warmen Körper hinter mir spürte.
Einen echten, lebendigen Körper.
Ich sah im Spiegel etwas hoch und hätte die Augen überall wieder erkannt.
Das grün war matt und geschwächt, doch nie kam es mir so schön vor wie jetzt.
"Aiden..."
Sagte ich etwas erschrocken und liess das Shirt fallen.
Er betrachtete mich durch den Spiegel und eine Weile standen wie so da, die Geräusche der Nachtlebens auf den Strassen drangen durch das Fenster, gemeinsam mit dem Licht zu uns herüber.
"Wir müssen reden."
Ich nickte langsam und wollte ansetzen um mich zu erklären.
Ich wollte nicht dass er falsch von mir dachte.
Nicht er.
"Ich meine über alles."
Sein Blick war stark und ich nickte erneut, vielleicht war es an der Zeit zu reden.
"Man...sieht es schon?"
Fragte er und knetete sein dunkles Tanktop, er war verunsichert was dieses Thema anging.
Ich lächelte ein wenig und nickte.
"Ja...möchtest du?"
Ich wies auf meinen Bauch und blieb mit dem Rücken zu ihm stehen. Es war zwar nicht mehr als eine winzige Rundung am Bauch, der sonst Straff war, für andere war es noch gar nicht wirklich zu sehen.
Er zögerte aber kam dann näher.
Als er den Blick senkte fiel ihm eine Strähne ins Gesicht und er stellte sich nahe hinter mich.
Dann legte er seine grossen warmen Hände auf meinen Bauch und es fühlte sich so richtig an.
Als wäre der letzte Teil der gefehlt hatte endlich hinzugefügt worden.
Ich konnte sehen wie seine Augen sanft wurden, er sich etwas entspannte und mit dem Daumen über meine Haut fuhr.
"Danke."
Es war nicht nötig darauf etwas zu sagen das wusste ich, also schwieg ich und sah uns an.
In dem Spiegel, der keine Magie besass um die Wahrheit zu verändern.
er zeigte uns so Unperfekt wie wir waren.
Und trotzdem wollte ich dass es nicht anders war.
"Ich habe Lucas geküsst nachdem Dylan mich geschlagen hat.
Nie mehr als das, ich weiss..."
Aiden nahm die Hände von meinem Bauch und drehte mich um.
"Dylan hat dich auch noch geschlagen?"
Ich nickte und sah geradeaus, darauf bedacht mich nicht daran zu erinnern, denn dann würde mich Ekel überkommen.
"Dieses miese Schwein, ich werde ihn dazu bringen nach dem Tod..."
Fluchte er und ich wollte trotzdem nichts davon hören. Nicht jetzt.
"Aber er hat dem Baby nichts gemacht, er hat nichts geschafft was er wollte, hörst du? Er hat uns nicht zerstört."
Ich nahm seine Hand und legte sie zwischen meine Hände, ich wusste dass es ihn beruhigte.
Er wurde sanfter und sah auf mich hinunter wie ich es so liebte.
Worte konnten den Blick nicht beschreiben und ich wollte das auch gar nicht, ich wollte den Blick nur ewig geniessen.
Es war ein schöner Moment, er half die Wunden zu schliessen, die sich in mir aufgetan hatten.
Wenigstens vorübergehend, denn ich konnte nachdenken ohne mich wieder schlecht zu fühlen.
Wie würde das Baby aussehen? Wie Aiden? Wie ich? Und wie es wohl sein würde wenn es da war, ih fürchtete mich davor doch er tat es auch, und dank dem konnten wir uns zusammen freuen.
"Als du weg warst, als ich mit den Jungs hier unten sass wäre ich beinahe ausgerastet.
Ich habe jeden Tag nach einem Weg gesucht, jede Nacht wach gelegen und nachgedacht wie ich dich rausholen könnte.
Mein gesamter Lebensinhalt bestand daraus."
Er lachte kurz rau und ich lächelte ausatmend.
Langsam setzte wir uns aufs Bett und ich hockte mich im Schneidersitz hin, während er über meine Beine fuhr, obwohl er diese Tatsache gar nicht richtig zu bemerken schien.
"Ich liess alles aussen weg, Jake hat für mich die Führung übernommen weil ich nicht mehr klar denken konnte.
Ohne dich wollte ich gar nichts mehr können Jess verstehst du?
Ich hatte alle im Stich gelassen ohne eine Sekunde zu zögern. Ich hatte mich entscheiden müssen und ich habe ohne nachzudenken dich genommen."
Ich senkte den Blick und schluckte, die Worte schmerzten und doch war es ein heilender Schmerz.
Falls es sowas geben konnte.
Vielleicht wurde ich auch einfach verrückt.
"Ich hatte alles getan, ich habe ganze Bullenquartiere nieder gebrannt und es war mir so egal wer darüber bescheid wusste.
Ich wollte dich nur zurück, ich forderte immer nur Jessica Black."
Ich sah langsam wieder hoch.
Ich spürte seine Wut, die Verzweiflung durch das was Leon gesagt hatte.
"Wieso erzählst du mir das?"
Sagte ich leise.
"Weil ich es auch nicht leicht hatte, ich konnte nicht verhindern dass du alles durchmachst was du getan hast, dass dir und dem Baby etwas zugestossen war dass ich nicht verhindern konnte.
Ich hasste es so schwach zu sein aber es ging nicht anders; denn ohne dich will ich gar nicht so sein."
Er verzog das Gesicht über seine eigenen Worte.
"Verdammt ist das Kitischig."
Mein Lachen war eine Mischung aus Hysterie und ...noch mehr Hysterie.
Aber er lächelte und fuhr mit der Hand meine Wange entlang.
Wie ich die Berührung vermisst hatte.
"Kapierst du das Jessy, ich liebe dich so sehr dass es weh tut, du bist alles für mich, ihr seid alles.
Deshalb will ich das was er gesagt hat nicht glauben, deshalb weiss ich dass du die Wahrheit sagst.
Aber trotzdem, ich brauche Abstand."
Ich schlug die Augen auf und sah ihn an als hätte er einen Welpen getreten.
den Blick hatte ich von ihm gelernt.
Traurig erwiderte er ihn.
"Das alles hat mich kaputt gemacht, es ist nicht wegen Leon sondern wegen allem
Hier, ich möchte für dich da sein als Aiden, nicht als das was ich jetzt bin."
Er sah mich an und ich bemerkte wie inständig er hoffte dass ich ihn verstand.
Ich tat es nicht, ich wollte ihn anschreien dass ich ihn aber jetzt brauchte.
Doch er hatte genauso viel durchgemacht wie ich.
Und nannte es sich nicht Liebe, die einen Menschen dazu bewegte das Beste für den Anderen zu wollen?
Er hatte so viel für mich getan, jetzt konnte ich auch für ihn einmal etwas aufgeben.
Also lächelte ich leicht und schluckte, während ich langsam nickte.
"Gibst du mir die Zeit?"
Er lächelte und es grenzte schon fast an das normale schiefe Grinsen, das ich von ihm kannte.
Das war wohl das schwierigste Wort dass ich jemals ausgesprochen hatte, doch ich sagte es ihm zu liebe.
"Ja."
Als hätte ich ihn von irgendetwas erlöst atmete er auf und lächelte etwas.
"Ich schlafe heute trotzdem hier, ich lasse dich nicht allein nach dem Heute, nie wieder am besten.
Ich kann nur schlafen wenn ich weiss dass ich gleichzeitig auf dich aufpassen kann."
Er sah mich mit einem Blick an der keine Widerrede duldete und lief auf die andere Seite des Bettes.
Als er sich unter die Decke legte konnte ich es nur stumm betrachten, es kostete mich Beherrschung mich nun nicht an ihn zu kuscheln.
Doch ich legte mich einfach langsam hin und zog die Decke über meine kühlen Schultern.
So lagen wir dann in kurzem Schweigen einander gegenüber.
Er sah mich an und ich ihn.
Es waren solche Momente wo jeder versuchte den anderen so gut es ging in seinen Kopf zu brennen.
Denn was wir gelernt hatten zeigte alles, dass es dafür nie zu früh war.

Irgendwann brach er das Schweigen indem er sich bewegte und die Bettdecke etwas zu sich zog.
Ich reklamierte natürlich sofort und da ich das Baby Argument hatte bekam ich sie schliesslich zurück.
Es war schön etwas zu lachen auch wenn meine Gefühle eine Achterbahn durchlebten die mehr traurige als fröhliche Stationen durchlebte.
Wir berührten und nicht das hatte ich ihm indirekt versprochen. Den Freiraum.
Ich wusste dass er den schon immer gebraucht hatte und sich für mich immer zurück nahm, er sollte wieder etwas so leben wie bevor er mich kennen gelernt hatte.
Bevor sein Leben Kopf gestanden hatte.
Genauso wie meins.
Wir waren beide mit Karacho in das Leben des anderen getrampelt aber ich war mir sicher dass keiner von uns das wieder rückgängig machen wollte.
Egal was war oder jemals sein würde, er war der Vater meines Babys und das blieb auch so, er war ein Teil meiner Familie, und mit dem Ring an meinem Finger sogar offiziell.
Ich fuhr über den Stein und sah zu Aiden, der es beobachtete.
"Und was ist damit?"
Fragte ich leise.
Er drückte den Kopf am Kissen platt und grinste leicht, aber nachdenklich.
Ich sah es wenn es nur eine Maske war.
"Du behälst ihn, wir sagen es den Anderen sobald sich alles gelegt hat und danach wenn es...vorbei ist wirst du meine Frau.
Ganz einfach."
Er lächelte schief und ich mochte einmal mehr seine unkomplizierte Art.
So als ob nicht die ganze Welt untergehen und wir sterben konnten. Als würde es so einfach gestrickt sein wie ein Lappen.
Ich machte mir so viele Gedanken, was alles in dieser Zeit passieren konnte.
Was dieser Moment des Glücks alles verhindern könnte.
Aber er nahm es einfach hin und hatte es sich in den Kopf gesetzt bis dahin zu kommen.
Und wenn Aiden sich etwas in den Kopf gesetzt hatte würde er nicht aufgeben bevor er es nicht erreicht hätte.
Ich nickte leicht und kuschelte mich mehr in das geborgene Nest das ich mir geschaffen hatte.
Die Tatsache dass er hier neben mir lag nahm mir jeglichen Zweifel am Einschlafen, und die Angst vor dem Aufwachen.
Bei den meisten Menschen war es genau umgekehrt, doch so kannte ich mich eben.
Immer alles genauso wie es niemand anders hatte.
Ich dachte über die Bedeutung der Heirat nach.
Es war nicht notwendig, er wäre genauso mein Freund wir jetzt, nur wäre es offiziell beurkundet.
Eingetragen und ganz brav die Regeln befolgt.
Doch für mich war es nicht das sondern eine Verbindung, die noch mehr Zeigte als nur die Liebe und das Versprechen dass man sich gab.
es war mein Festland auf welches ich zuschwamm und nun mit Aiden am Hals wollte ich nicht aufhören zu kraulen.
"Ihr solltet schlafen."
Sagte er als ich einmal gähnen musste.
Ich hob eine Braue.
"Ihr?"
Sein Grinsen wurde breiter.
"Du und mein Kind.
Ich muss euch schliesslich bewachen können, sonst fühle ich mich nicht männlich genug."
Er zwinkerte und ich gluckste.
"Unser Kind. Und ja du warst definitiv Mann genug."
Seine Augen funkelten schelmisch und der Alte Aiden kehrte Stück für Stück zurück.
Kleine stücke aber sie kamen.
"Natürlich unser Kind."
Sagte er schnell und ernst.
Betont ernst.
"Dass ich dir..."
Ich lachte laut auf selbst wenn momentan alles gegen Fröhlichkeit sprach.
"Halt die Klappe du ekliger Idiot."
er grinste bloss und schloss danach die Augen, so als wäre meine Stimme gut genug endlich einschlafen zu können.
Ich lächelte und betrachtete ihn, seine entspannte Miene und wie er da, einen Meter neben mir lag.
So unerreichbar. Leider.
Er würde ein guter Vater sein, selbst wenn er das noch nicht wusste.
Mein Lächeln verschwand und ich griff nach meinem Wegwerf Handy, das ich von Jill extra dafür bekommen hatte, ihn zu kontaktieren.
Ich musste endlich mehr über Garrison und meinen Vater herausfinden, es verfolgte mich heute noch und das war nun schon mehrere Monate her, vielleicht sogar ein ganzes Jahr.
Ich wollte mehr über das erfahren was meine Kindheit zerstörte, vielleicht half es mir ja irgendwie.
Also schrieb ich Jill, ich hatte schon lange zuvor darüber nachgedacht doch irgendwie musste ich es jetzt tun, bevor mein Mut wieder schwand.
Ich beauftragte ihn alles über meinen Dad und die Geschehnisse um ihn herum heraus zu finden.
Erst als ich die SMS abgeschickt hatte konnte ich einschlafen.
Und ich wollte am nächsten Morgen dennoch nicht aufwachen. Weil ich genau wusste dass es nicht so weiter ging wie ich es gerne gehabt hätte.

Es vergingen weitere drei Wochen.
Die Schlägereien häuften sich, es war zu fühlen wie Angespannt alles lag, es lag sogar spürbar in der Luft.
Für jeden der in den Bronx lebte.
Die Nachrichten sprudelten über wegen den Berichten von Hooligans die alles zerstörten, sowohl von den Black Angels als auch den Reds und kleineren Gangs die mitmischen wollten aber keine Ahnung hatten auf was sie sich einliessen. Meistens aber standen sie auf unserer Seite.
Ein Gutes Zeichen, denn sie schlugen sich immer auf die Seiten derer die sie als Gewinner vermuteten.
Es wurde immer aggressiver, je länger wir uns mit ihnen rum schlagen mussten desto mehr waren unsere Nerven freigelegt.
Ich hatte das meiste durch Kontakte und den Fernseher mitbekommen, ich war nicht mehr sooft wie die Anderen in Ausseneinsätzen.
Aiden und ich sprachen nicht mehr oft und es fühlte sich an als wäre unsere Beziehung einfach aus Eis gelegt worden. Etwas schmerzend und bereis jetzt fühlte ich die Sehnsucht nach ihm.
Es tat aber besser nicht zu fragen; denn in der verzwickten Situation die wir gerade hatten konnten wir alle nicht noch mehr Stress gebrauchen. Doch trotzdem bestand er wegen dem Baby und seiner Verantwortung für uns darauf dass ich mich aus den gefährlichen Angelegenheiten raus hielt.
Blöd nur dass kein Tag in meinem Leben ungefährlich war.
Leon war aus dem Haus geschmissen worden und nach einer Woche mit einer Entschuldigung wieder gekommen.
Doch als ich ihm in die Augen sah erkannte ich darin kein bisschen der vorgespielten Reue und zog mich immer weiter zurück wenn er anwesend war.
Es war nicht zu übersehen, selbst für mich die nur zwischen den beiden Häusern meiner Familie wechselte.
Die Gangs im Untergrund waren aufgebracht und es wurde immer Kritischer, desto mehr Tage vergingen.
Sie regten sich auf dass wir die Frds existieren liessen und sie nicht schon längst ausgerottet hatten, denn mittlerweile war für jeden illegalen Menschen in diesen Vierteln bekannt für wen die Reds wirklich arbeiteten.
Und das war die Regierung.
Es war alles fake gewesen, ein Trick um uns zu stürzen und die Macht an die Regierung weiterzugeben, die wir hier in dem Stadtteil hatten, indem sie ihnen verweigert wurde.
Man nannte uns rebellisch, eigensinnig und dumm, doch ich war stolz darauf, dass sich die Menschen hier niemals unter eine Regierung stellen würde, die und nicht gleich ansah wie die reichen Bürger.
Doch wir konnten nicht einfach hundert Menschen töten lassen, dann wären sämtliche Einheiten der Polizei der USA hinter uns her gewesen, selbst wenn das Projekt mittlerweile offensichtlich war.
Die übrigen Leute kümmerte es aber nicht und ein bisschen verstand ich es.
Sie waren ihr Leben lang unterdrückt worden von Leuten wie ihnen und nun weilten sie inmitten der unseren und gaben sich für Jemanden aus der sie nicht waren.
Kein Wunder dass sich immer mehr Menschen selbstständig machten und kleiner oder weniger kleinere Anschläge auf die "Reds" verübten.
Doch gleichzeitig reizten wir auch die Regierung und nach Aidens Aktionen und meine Befreiung konnten wir uns wohl nicht mehr viel mehr leisten.
Und trotzdem, als Kopf des Untergrunds hatte die Regierung vorausgesetzt dass wir das alles befehligten.
Und somit waren schlussendlich an jedem Fehltritt der Gangs hier wir schuld.
Wir hatten es uns ja ausgesucht und den Posten wollten wir nicht aufgeben, er verschaffte uns viele Privilegien die auch unsere Mitglieder anlockte und die es auch brauchten.
Aber dennoch waren wir kurz gesagt ziemlich am Arsch was unsere Beziehung zum Staat ausmachte.
Sie konnten von uns nicht erwarten das wir jede einzelne Handlung eines jeden einzelnen Mitglieds einer gang bestimmen konnten.
Denn nicht alle Teile der Black Angels waren übersichtlich.
Wir koordinierten das Meiste nach den Strassen und Wohnblöcken, aber wir wussten nicht jeden Schritt voraus den ein einzelnes Mitglied tun würde.
Manches regelten die Mitglieder selbst, und es war auch gut so denn Niemand von uns hatte vor die Freiheit die sie besassen einzuschränken.
Dann waren wir nicht besser als die die wir so abgrundtief verabscheuten.
Wir als Anführer waren bloss das Bild.
Wir verkörperten die Gang und standen für sie ein, erledigten den Kram der zu kompliziert war als dass es jeder für sich tun konnte.
Aber wir waren nunmal nicht überall und sie konnten nicht von uns abhängig sein.
Jeder Mensch hier war gut genug darauf spezialisiert zu überleben, sie mussten es sogar tun und so handelten sie wie sie es nunmal taten.
Auch heute, als ich mich mit Aiden auf dem Weg zur Frauenärztin befand sah ich wie gefährlich es geworden war.
Die Menschen liefen mit gespannten Schultern herum, als rechnete man mit allem.
Ich hatte mehr Drogen gesehen als das ganze letzte Jahr und auch die Waffendealer standen plötzlich an allen Ecken der schmutzigen und schlecht abgezäunten Gassen zwischen den Blechhäusern am  äussersten Rand.
Es schien als würde sich das ganze Viertel still für einen Krieg rüsten der vielleicht kam und vielleicht nicht.
Das Surren lag in der Luft wie ein unheilvoller Vorbote und die Bullen die mir begegnet waren hatten sich so nett verhalten wie noch nie.
Und so durchschaubar.
Die Blicke die wir uns zuwarfen wenn wir aneinander vorbei liefen waren so berechnend als würde man sich jeden Moment auf den Anderen stürzen. Aiden drängte mich meistens weg aber dennoch entging es mir nicht.
Doch wenn sie dann den Hut etwas nach unten zogen um die schwangere junge Frau voller Respekt zu grüssen wurde mir übel.
Würden wir jetzt angreifen würden sie mich genauso rücksichtslos töten wie wenn ich nicht schwanger gewesen wäre.
Und ausserdem sah man nicht viel, es waren erst eineinhalb Monate, nicht einmal zwei, also erwartete ich auch nicht zu viel.
Sie lächelten manchmal sogar und machten einen Kommentar zu dem Babydasein, doch es war jedesmal eine versteckte Drohung dahinter, das spürten wir einfach.
Wenn wir dann etwas erwiderten kam es mir so vor als wäre es ein verstecktes aufeinander rum
Hacken.
Das Vorspiel bevor es irgendwann hart auf hart kam und eskalierte.
Das Problem war nur dass wir keine Ahnung hatten was sie planten und uns somit nur bereit halten konnten.
Vielleicht ein grossflächiger Angriff, doch nicht einmal Jill hatte heraus finden können was das Ziel war.
Sie hatten aus ihren Fehlern gelernt und nun hatten wir es auch mit der Regierung und nicht nur der Polizei zu tun:
Sie spielten auf höherem Level als unsere sonstigen Widersacher.
Wenn ich dann aber in den Nachrichten von den unverantwortlichen  Drogenverkäufer in unserer Gang hörte, wurde ich wütend.
Für mich waren Drogen nichts anderes als Tod und eine gefakte Realität, wenn man nicht stark genug war seine Eigene auszuhalten.
Und erst Recht fand ich es schlecht dass wie sie trotzdem verkauften.
Oft schon hatte ich die Jungs überreden wollen es sein zu lassen, denn die Menschen zerstörten sich mur selbst.
Aber sie hatten abgewehrt, sowohl Jake als auch Aiden.
Sie sagten dass sie nicht die Macht darüber hatten dieses riesige Geschäft zu verbieten.
Es finanzierte grosse Teile unserer Gang und Niemals würden sich alle an ein Verbot halten.
Wenn wir leben wollten wie wir es taten, wenn wir es und leisten wollten frei zu sein, dann gab es Dinge die wir auch falsch machten um das zu bekommen.
Es war kein fairer Kampf und das war das was mich immer mehr störte.
Auch die Bullen taten weiterhin auf nett, in der Öffentlichkeit wollten sie nichts preisgeben wie sie gegen uns vorgingen, aber in ihren Worten waten versteckte Drohungen gefangen, sodass uns klar wurde dass sie etwas vorhatten.
Wir waren gespalten, Jake und Aiden hatten oft diskutiert ob man sie öffentlich angreifen sollte.
Ich fand Anschläge falsch, denn bisher hatte unsere Gang immer die Moral gehabt, nicht gegen
Zivilisten zu gehen.
Es war etwas was uns auszeichnete und auch viele Sympathien weckte.
Ich wollte nicht dass unschuldige Menschen verletzt wurden deren Leben sie sich gebaut hatten und Freude hatten.
Nur weil wir das nie bekommen würden hiess es nicht dass wir ihnen ihres nehmen mussten.
Aber auch die Polizei und all die Agenten die die Regierung los sendete und nur von unseren Besten Hackern identifiziert werden konnten, handelten kalt.
Manche unserer Mitglieder hatten aus Angst austreten wollen, denn mit den Bullen war nicht mehr zu spassen, sie hatten
Verstärkung einer anderen Liga bekommen und die Angst um die Familie wurde grösser, jetzt wo deren Sicherheit nicht mehr durch den Gang Code gesichert war.
Aber wenn sie raus wollten, gab es nur einen Weg, denn ohne den Schutz der Masse, fanden sie Polizisten im nu.
Den Tod.
Stieg man aus war man Fressen für die Agenten, die auf der Suche nach Infos war.
Also blieb man. Und der einzige Ausweg war aufgeben oder Kämpfen.
Und es war klar was wir wählen würden.

Doch trotz diesen Überlegungen die mich Tag für Tag und sogar nachts in meinen Träumen, wenn ich alleine und nun ohne Aiden im Bett lag, war ich ab und zu in meiner eigenen kleinen Welt.
Vielleicht hatte ich mich an das Leven gewöhnt, was zwar unwahrscheinlich war aber möglich.
Vielleicht hatte ich auch einfach den Lebens-Mechanismus eingestellt.
Ich wusste dass ich die Freude und die Liebe brauchte um sie an das heranwachsende Baby in meinem Bauch weiter geben zu können.
Ich hatte nicht die Möglichkeit der gesündesten Schwangerschaft und das machte mir Tag für Tag mehr Angst.
Aber ich konnte mir Mühe geben und mich von allem fern halten was nicht gut für das Kind war.
Von Aiden hatte ich mich ebenfalls fern gehalten, wie er es sich gewünscht hatte.
Ab und zu im Kreis sassen wir nebeneinander, doch zu lange hatte er mich nicht mehr berührt, mich mit seinem Sprüchen genervt oder mich einfach richtig angelächelt.
Ich wusste dass es einfach nur seine Art war sich zu fassen um stärker zurück kommen zu können und seine Familie zu schützen.
Trotzdem war es schwer ohne ihn, auch wenn ich mir oft genug sagte dass ich diese eine Last jetzt auch noch aushielt wenn och schon so viel angerichtet hatte.
Wenn ich die kleine, unmerkliche aber mittlerweile etwas sichtbare Rundung an meinem Bauch ansah, wusste ich nicht wer von uns trotz allem der Böseste war.
Waren es wir? Die wir so viele Leben gefordert hatten nur für das Ziel der Freiheit zu erreichen die uns alle so viel kosteten?
Oder war es die Regierung die Macht über uns besitzen wollte und deshalb so viel angerichtet hatte ohne dafür auch mal bestraft zu werden oder wenigstens aufzufliegen?
Ich wusste es nicht, wahrscheinlich waren wir beide Schlimm.
Wahrscheinlich wäre die Welt ohne Beides besser dran.
Nebenbei checkte ich immer öfters meine Mails.
Das lag Teils daran dass mein Verlobter so gut wie keine Zeit mit mir verbrachte und wenn dann für mein Baby und Teils daran, dass ich immer noch auf die Recherchen wartete, von denen ich inständig hoffte dass es sie gab.
Nur leider war noch immer kein Mail gekommen.
Und die Geschichte meiner Familie in die ich hinein gezogen wurde seit meiner Ankunft, blieb weiterhin im Dunkeln.
Ich sass oft in der Nacht vor dem Laptop und klickte immer wieder auf aktualisieren. Nur brachte es nie etwas.
Heute war es aber endlich so weit, bald war der erste Monat erreicht, bald waren es drei Wochen her seit ich in diesen kalten Mauern des Gefängnisses gesessen hatte.
Und die Gitter verfolgten mich noch immer in meinen Träumen.
Zu gerne wäre ich zu Aiden gekrabbelt und hätte mich in seine Arme gekuschelt.
Aber Aiden schlief ja eben nicht im selben Zimmer wie ich.
Nicht mehr. Und er hatte mich weder angefasst noch wirklich oft mit mir gesprochen.
Nur wenn es um das Baby ging.
Mittlerweile war ich ziemlich angefressen deswegen, aber das konnten die Hormone sein.
Jetzt stand der erste Ultraschall an. Um zu sehen ob alles okay war, und was weiss ich.
Ich hatte nicht all zu viele Erfahrungen mit sowas, dementsprechend war ich auch starr vor Angst, während ich mich bereit machte und mir ein dunkles Ouftit anzog.
War weniger auffällig.
Und das letzte was diese gespannte Stimmung da draussen brauchte war eine schwangere Chaos Stifterin.
Der einzige Gedanke der mich beruhigte, war dass ich die Frau kannte die den Ultraschall machen würde.
Es war Miranda.
Und ich vertraute ihr.
Aiden hatte lange gebraucht bis er zugelassen hatte dass ich das tat, er hätte mich am liebsten in meiner Kammer eingesperrt.
Aber auch sie war bei dem Sturm des Gefängnisses entkommen. Ich freute mich für sie.
Und sie arbeitete wieder als Ärtztin.
Nur in den Bronx, denn wo anders konnte sie nicht hin, wenn sie nicht wieder zurück wollte, dort hin wo ich auch gewesen war.
Sie war fleissig gewesen und ihre kleine Praxis lag unauffällig zwischen einigen alten Blöcken.
Natürlich musste sie auf die Hygiene achten, aber ich wusste dass die Sicherheit ihrer Patienten an erster Stelle stand.
Deshalb hatte ich nicht eine
Sekunde gezögert und mich bei ihr angemeldet.
Als Dankeschön für die Befreiung hatte sie angeboten es kostenlos und ohne irgendwelche Aufzeichnungen zu machen, die noch gegen uns hätten verwendet werden können.
Ich hatte natürlich nicht abgeschlagen.
Jetzt streifte ich mir die Jacke über, der Sommer meines Lebens in dem ich Aiden kennen gelernt hatte lag ein Jahr zurück. Jetzt war es bald Herbst und ich hatte mir schon ausgerechnet dass das Kind in einem Frühling geboren werden würde.
Eine schöne Jahreszeit, voller neuem Leben und schönen Pflanzen.
Während ich meine Sandalen anzog deren Bäner mir bis zu den Knien hinauf und kurz unter die Hose geschnürt waren, gaben mir Halt. Irgendwie.
Ich wusste das Aiden mitkommen wollte.
Aber leider musste ich mir die Frage stellen ob er es wegen mir tat oder einfach nur zum Schutz seines Kindes.
Besser nicht daran denken.
"Angezogen?"
Aiden trampelte die Treppe runter und schnappte sich im Vorbeigehen seine Jacke, während ich ihm mit meinem Blick folgte.
Obwohl er den fröhlichen Gang Leader gab, sah ich wie angespannt er war.
Da ging es mir genau gleich.
Die Nervosität klopfte mir bis zum Hals.
"Ja..."
Antwortete ich nur und winkte noch kurz Jake zu, der skeptisch zu Aiden rüber sah und mir dann einen Kuss auf den Kopf drückte.
Er war mein grösster Halt momentan.
Aber das war er schon immer gewesen, in jeder schwierigen Situation war es mein grosser Bruder auf den ich mich verlassen konnte.
Aiden hielt mir ohne Worte die Türe auf und trat ebenfalls schweigend hinaus, die warme aber trockene Luft schwebte in einer Brise über uns.
Es war ziemlich ruhig, so spät Nachmittags ging die Hitze auf ihren Höhepunkt zu.
Gut so, dann gab es weniger Augen die mich sehen konnten.
Das würde Aiden ja nicht gefallen.
Während wie die gewohnte Strasse entlang liefen, auf das herunter gekommene Viertel zu, indem Miranda auf mich wartete, trieb mir die Wärme den Schweiss auf die Haut.
Ich spürte wie mein Top an meinem Bauch klebte und auch wenn da noch nicht mehr als eine kleine Rundung zu sehen war, war es mir doch irgendwie unangenehm.
Ich hob den dunklen Stoff etwas an um mir Luft auf die Haut zu lassen und sofort huschte Aidens Blick zu mir.
"Wie fühlst du dich?"
Ich zuckte die Schultern und starrte auf die Strasse vor uns, gespickt mit trockenem und rissigem Schlamm und ab und zu etwas Strasse.
Das Wasser drang hier ab und zu aus irgendwelchen Ritzen hervor und verwandelte die Gassen in Matsch Pfützen.
"Gut."
Seine Augen verengten sich etwas, während er mich mit seinen breiten Schultern leicht berührte.
Der erste Kontakt seit langem und ich spürte wie ausgehungert ich war.
"Magst du soweit laufen?"
Hackte er nach, in seiner Stimme klang Sorge mit.
Ich verdrehte die Augen und legte einen Zahn zu.
Desto schneller wir dort waren desto weniger musste ich mit ihm reden.
"Ach jetzt interessiert es dich plötzlich wieder."
Meinte ich schnippisch.
Im nächsten Moment bereute ich den Kommentar schon wieder.
Die Pause einzulegen hatte er mit meinem Verständnis in Kraft gesetzt.
Und ich hatte vermutlich keine Ahnung wieviele Hebel er schon in Bewegung gesetzt hatte um für meine Sicherheit zu sorgen.
Es war nicht recht von mir ihn jetzt so anzumachen aber ich schon es auf die Hormone.
Ich bemerkte wie sich sein Kiefer anspannte und er schweigend und mit langen Schritten weiter ging, die Hände in den Hosentaschen vergraben.
Ich fluchte innerlich, aber natürlich war ich viel zu stolz um mich zu entschuldigen.
Hoffentlich bekam das Baby meine Emotionen nicht mit, sonst würde es sich noch fühlen wie auf einer Achterbahn.
Während die Sonne auf meinen brennenden Kopf hinunter schien und ich durch die Gassen bog, immer dicht gefolgt von Aiden, fuhr ich ab und zu mit dem Finger über die staubigen Mauern.
Einige herum lungernde Teenager begegneten uns, aber sie erkannten uns nicht.
Das taten auch hier nicht alle.
Nur ein Mädchen musterte mich interessiert, bevor sie mit ihren Freunden zu tuscheln begann.
Ich wandte den Blick ab und steuerte direkt auf den herunter gekommenen Teil des Hauses zu, indem Miranda ihre Klinik hatte.
Ich zögerte nicht, die knarrende und halb offene Türe mit dem zerschlissenen Schloss zu öffnen.
Denn hätte ich es getan, hätte ich schlussendlich keinen Fuss mehr in das Gebäude gesetzt.
Es roch noch stickiger, aber es war auch kühler drin und sofort wünschte ich mir ich hätte doch eine dickere Jacke angezogen.
Aber als Aiden seine Jacke auszog machte ich nur eine abwehrende Handbewegung.
Er verdrehte die Augen, was leider extrem heiss aussah.
Aber ich konnte es mit Sicherheit nicht ertragen seine Jacke zu riechen wenn ich ihn dann trotzdem nicht berühren durfte.
Der Gang war leer und nur eine alte Vase mit Erde drinnen stand am Eingang, ansonsten wars selbst der Teppich so abgewetzt dass nur einige Fetzen übrig geblieben waren.
Auf einem neu eingemauerten Schild stand in ordentlicher Schrift Dr. Miranda Kingsley; Frauenärztin.
Unmissverständlich für alle die es lasen.
Ich räusperte mich und trat die Stufen hinauf, die aus Stein waren und somit nicht meinen unruhig fliegenden Atem übertönten, wie ich es gehofft hatte.
Also bemerkte Aiden sehr wohl was ich für eine Angst hatte.
Eigentlich war ich ja krank.
Ich hatte mehr Angst vor einem Besuch beim Arzt als davor einen Menschen zu töten.
Die Realität war schon viel zu weit weg und ich wusste dass ich das ändern musste sobald das Kind auf der Welt war.
Nur hatte ich Angst, weil ich ab dann anders leben müsste.
Daran musste ich jetzt aber nicht denken.
Mit einem tiefen Durchatmen öffnete ich die Türe.
Aiden drückte noch die Klingel, was ich glatt vergessen hatte.
Die Praxid sah ziemlich ordentlich aus.
Weiss gestrichen, aber mit einem etwas gelblichen Stich darin.
Die Feuchtgkeit hier war nunmal nicht die Beste.
Es war bescheiden und hatte nur wenige Stühle auf denen man warten konnte.
Einen Empfang hatte es nicht, die Hälfte der Kundschaft hätte eh den Computer geraubt.
Da ich aus dem Nebenzimmer noch Geräusche hörte drehte ich mich unsicher zu Aiden um.
"Setz dich, wir warten."
Er nickte auf den Stuhl aus Plastik und ich setzte mich gehorsam hin, was ihm gefiel.
War ja klar.
Er setzte sich auf den Stuhl neben mir und streckte die Beine aus.
Ich faltete die Hände auf dem Schoss und atmete langsam aus um meine Atmung zu kontrollieren.
Ein einziges Bild an der Wand gegenüber zog unsere Blicke an.
Es war golden umrahmt, aber die Farbe blätterte bereits ab.
Es zeigte ein Baby.
Keine schematischen Darstellungen von Muskeln mit unaussprechlichen Namen die in dieser Gegend sowieso Niemand gekannt hätte, sondern einfach ein Baby.
Klein, blonde seidige Haare mit grossen blauen Augen und speckigen Füsschen, die es in den Händen hielt und uns ein breites Lachen schenkte.
Ich starrte das Bild wie gebannt an und war mir nicht sicher was ich davon halten sollte.
Auch Aiden musterte das Kleinkind skeptisch.
"Ist das ein Junge oder Mädchen?"
Fragte er dann nach einer Weile ernst und ich schüttelte langsam den Kopf.
"Keine Ahnung."
Darauf hin war es wieder still.
"Wir sollten aufpassen und unserem Kind beibringen dass es seine Füsse nicht essen soll."
Aidens Mundwinkel waren schief gehoben und ich unterdrückte mühevoll ein Kichern, bevor ich dann doch leise los prustete.
Er lenkte mich absichtlich ab, aber es klappte.
Es ging nicht mehr allzu lange bis eine junge Frau mit einem riesigen Bauch an uns vorbei rauschte und eine etwas müde aussehende Miranda hinter ihr im Türrahmen auftauchte.
Ich starrte der Frau hinterher und hoffte von ganzem Herzen das ich nicht auch so einen Ballon herum schleppen musste, wenn die Schwangerschaft zu Ende ging.
Dann drehte ich mich zu der dunkelhäutigen freundlichen Frau um, deren krause Locken ordentlich hochgebunden waren.
Sie trug einen weissen Kittel und dieser liess sie völlig authentisch und professionell wirken.
"Jessica."
Lächelte sie und ich genoss es, mal wieder das schöne Funkeln in Augen zu sehen.
Ich grinste sie ehrlich an und sie schloss mich vorsichtig in ihre Arme.
Sowas tat wirklich gut, den Vergleich mit einer Mutter hatte ich nie abgesetzt, sie wirkte immer noch so auf mich.
Dann drehte sie sich zu Aiden der beschützerisch hinter mich getreten war und schenkte auch ihm ein Aufblitzen ihrer weissen Zähne.
"Sie sind der Vater nehme ich an."
Er nickte nur langsam und schüttelte ihre Hand, während er sie beobachtete.
"Jessica hat mir viel von Ihnen erzählt."
Sie zwinkerte mir zu und ich wurde knallrot.
Echt nicht der beste Zeitpunkt.
"Hat sie."
Aiden grinste nun ziemlich zufrieden und ich hätte ihm am liebsten eine runter gehauen.
Miranda gluckste, bevor sie uns ins Zimmer führte.
"Ja, das hat sie."

Was ist das aller erste, was euch in den Sinn kommt nach diesem Kapitel? Schreibt es in die Kommis!
Mal sehen was so alles raus kommt^^
Love you
Angora77

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