∞ 23 Freeze!

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Ich lief die grosse Hauptstrasse entlang.
Es war bereits dunkel und dementsprechend kühl. Ich fröstelte.
Ich trug eine hautenge schwarze Hose, die förmlich an mir klebte als wäre ich ins Wasser gefallen, dazu hochhackige, schwarze Stiefel, in denen ich ein Messer versteckt hatte.
Meine Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden, sehr eng. Frei zur Interpretation.
Dazu ein schwarzes Trägertop, in dessen Aussschnitt ich mir ein Klappmesser zwischen die hoch gepushten Brüste gesteckt hatte, und darüber ein schwarzer Pulli mit Kapuze.
Wieso der Push-Up nötig gewesen war, wusste ich nicht. Einer der Jungs musste ihn wohl zu der Ausrüsten gelegt haben.
Nicht lustig.
Ich schämte mich dafür, wie ich aussah.
Wie eine Prostituierte. Ich wusste schon, dass solche Frauen dies oft für ihr eigenes Überleben oder das ihrer Kinder taten. Ich verurteilte sie nicht dafür. Wer weiss, was ich an ihrer Stelle getan hätte. Aber ich war nunmal nicht an ihrer Stelle.
Es war schwer unter diesen Stofffetzen noch das kleine erste Hilfe Kästchen zu verstecken, das ich für Markus mitgebracht hatte. Schliesslich wussten wir nicht, in was für einer Verfassung er sich befand. Eigentlich war es die Pflicht der Bullen, ihm eine medizinische Versorgung zu ermöglichen. Vor all bei seiner schweren Verletzung.
Deswegen musste ich auch so bald zu möglich zu ihm gelangen.
Es war einfach. Zumindest meine Aufgabe. Ich sollte mich schnappen lassen, bei Markus bleiben und warten, bis sie uns raus holten.
Was für eine Rolle das Outfit dabei spielte, hatte ich nicht genau verstanden.
Aber die Jungs hatten mir versichert, dass ich in diesem Aufzug um diese späte Uhrzeit am ehesten angesprochen wurde.
Ich schnaubte. Auf Jake hätte ich hören sollen, der mir am liebsten einen Sack über den Kopf gestülpt hatte, nicht auf den Rest, der versichert hatte es sehe ‚gut' aus.
Es war bereits Abend, die Strasse wurde durch unzählige Laternen und die Lichter der Häuser erleuchtet, doch alle Geschäfte waren bereits zu.
Für die Aktion musste ich mich in die Umgebung wagen, in der auch Markus gefangen worden war. Nicht dass ich schlussendlich in einem anderen Knast landete als mein Zielobjekt.
Ich mochte die Erinnerungen trotzdem nicht. Wie ich feige weg gerannt, und er wegen mir in den Knast gewandert war.
Ich hielt mich nicht eng an den Häuserwinkeln, wo die Dunkelheit mir angenehme Deckung gegeben hätte.
Nein, ich musste auf mich aufmerksam machen.
Mein Atem ging unregelmässig, und ich schwitzte unter meiner Kleidung.
Es war meine erste wirkliche Aktion, die etwas mit den Black Angels zu tun hatte.
Und zudem war sie mir auch noch persönlich wichtig, da ich meinen Freund befreien wollte. Ein geschätztes Mitglied.
Ich suchte mit den Augen die an mir vorbeilaufenden Leute nach einem potenziellen Opfer ab.
Am besten einer der so alt war wie meine Jungs, dem würde sicher gefallen, wie ich angezogen war.
Eigentlich hätten sie Elli schicken sollen, die würde das besser machen als ich.
Mit Sicherheit.
Ich war nervös und hatte Angst, doch ich wusste, das Jake, Dylan und die anderen immer in meiner Nähe waren. Ich konnte sie nur nicht sehen.
Das gab mir Mut. Vor allem weil mich unser neues Mitglied heute schonmal gerettet hatte.
Im Notfall würde er es erneut tun.
Zehn Schritte vor mir chillten einige Jungs ihr Leben, die typischen High-School Typen, die sich für so cool hielten.
Eigentlich erinnerten sie mich sogar an Aiden, nur hatte ich sie zuvor noch nie gesehen.
Also waren sie keine Gang Mitglieder.
Nur Unwissende Teenager.
Perfekt.
Ich streifte mir den Pulli über den Kopf, worauf mir natürlich sofort die Aufmerksamkeit der jungen Männer gesichert war.
Jetzt hatte ich noch weniger an, es wurde noch kälter und mir wurde es schon unangenehm, so angestarrt zu werden.
Als Black Angel sollte man ohne Furcht sein.
Und ohne Scham. Man musste hart wirken, und das konnte ich normalerweise gut. Nur jetzt hatte ich grosse Angst, zu versagen.
Trotzdem setzte ich ein verführerisches Lächeln auf und stöckelte auf die Gruppe zu.
Dumme Absätze, auf denen sah man doch aus wie eine Giraffe.
Und meine Hüfte schwang viel zu aufreizend hin und her, dabei war das gar nicht beabsichtigt.
Die Schuhe regelten das irgendwie von alleine.
Die Jungs klopften sich gegenseitig auf die Brust und nickten in meine Richtung.
Ach was, schön dass sie mich bemerkt hatten.
Ihr Anführer, ein schwarzhaariger, völlig in schwarz gekleideter Typ, trat vor und grinste mich dreckig an.
Erinnerte mich irgendwie an einen Emo.
Ich hatte nichts gegen diese Gruppe, nur passten sie hier nicht rein, weil sie meist aus der Oberschicht kamen und sich nur hier unter die Leute mischten, um sich böse und rebellisch zu fühlen. Am Abend kehrten sie dann aber doch wieder zu Daddy in die Villa zurück.
Ich mochte es nicht, wie er mich ansah.
So als wäre ich nur ein Etwas, das man benutzen konnte um Spass zu haben.
Dabei war ich genauso vollwertig wie er.
Es war gut, dass er da war. Er war meine Aufgabe und er passte perfekt.
Mit einem kurzen Blick nach links erhaschte ich für einen Moment die Sicht auf eine Verkehrskamera.
Die würde alles aufzeichnen. Alles lief nach Plan. Jill hatte es prophezeit.
Und da die Bullen es sowieso liebten, uns so oft es ging einzubuchten, würde es hier nicht lange auf sich warten lassen.
Ich lächelte noch immer und stellte mich nah vor den leicht angetrunkenen Jungen.
Er packte mich grob am Arsch und zog mich zu sich, worauf ich meine Arme um seinen Hals legte.
Sofort grölten seine Jungs, worauf er sich aufplusterte wie ein Pfau.
"Lust auf ein bisschen Spass?"
"Natürlich, aber ich mag es gern gefährlich."
Er hob anerkennend die Augenbrauen und seine Kumpels klopften ihm lachend auf die breiten Schultern.
Ich schmiegte mich enger an ihn und versuchte meine aufsteigende Übelkeit zu unterdrücken.
So billig verhielt ich mich sonst nicht, aber wenn das der Sache diente, Markus lebendig raus zu holen tat ich es eben.
Auch wenn ich vermutete, dass es auch anders geklappt hätte.
Dafür musste ich den Jungs später noch ordentlich die Leviten lesen.
Kurz kniff ich ihn in die Oberschenkel und zuckte herausfordernd mit den Brauen.
Er schnappte nach Luft und grinste danach ziemlich überheblich.
Wie ein Fisch hatte ich ihn an der Angel.
"Jungs, ich bin gleich wieder bei euch."
Er zwinkerte mir zu, und das war mein Moment.
"Das glaube ich gern, aber auch nur, wenn sie dir ins Krankenhaus folgen."
Angeekelt verzog ich das Gesicht und machte mich los.
Der Satz gehörte eigentlich nicht zum Plan, aber das musste einfach gesagt werden.
"Was soll das Süsse..."
Verwirrt starrte er mich an, immer noch eine Hand nach mir ausgestreckt.
„Glaubst du wirklich ich würde mit dir etwas anfangen? Du solltest zuerst lernen wie man eine Frau behandelt, bevor du nochmal eine ansprichst."
Zischte ich provokant. Aber es war auch ein sehr grosser Funke Wahrheit darin enthalten.
Erzürnt und mit hochrotem Kopf, weil ich ihn vor seinen Kumpels gedemütigt hatte, trat er auf mich zu und hob die Hand.
Jetzt also auch noch das. Ich wusste mit welcher Art Mann ich es zu tun hatte. Und es machte mir das Folgende erheblich leichter.
Ich schlug blitzschnell zu, und meine geballte Faust traf auf seinen Kiefer.
Es war ein knacksen zu hören und der harte Typ schrie auf.
Seine Jungs rührten sich nicht, sondern starrten mich nur geschockt an. Ich schüttelte meine schmerzende Hand. Ich strich mir über die Pistole an meinem Gürtel und blickte vielsagend zu dem Rest der Truppe.
Langsam und ganz still bewegten sie sich rückwärts. Sie dachten nicht einmal daran, ihrem Anführer zu helfen. Dieser taumelte hilfesuchend hinter ihnen her.
Doch ich war noch nicht fertig mit ihm. Es musste schliesslich Aufmerksamkeit erregen.
„Na, na, na. Ich bin noch nicht fertig mit dir."
Ich rammte ihm mein Knie in den Bauch, sodass er nach Luft japsend in sich zusammensank.
Mein Ekel über diesen Jungen wurde von meinem Mitgefühl übertroffen, sodass ich seufzend von ihm abliess.
"Sorry, aber das gehört nun mal dazu", murmelte ich entschuldigend.
Ich hatte mir vorgenommen, niemals gegen jemanden zu kämpfen, der nicht ein Bulle oder Survivor war.
Toll, seit kurzem eine Black Angel und schon die Erste Ausnahme meiner Prinzipien.
„Ich...ich hab die Bullen gerufen. Lass ihn in Ruhe!"
Wagte es einer, mich aus gebührendem Sicherheitsabstand anzubrüllen. Wie mutig.
Ich lächelte.
„Gut."
Sie verstanden die Welt nicht mehr.
Wie erwartet erklang bald das so verhasste Sirenengeheul.
Ich tat so, als versuchte ich zu fliehen, und ein Streifenwagen brauste über das Trottoir und kam mit qualmenden Reifen vor mir zum stehen.
Ich hielt gespielt geschockt an und sah mich betont lange nach einem neuen Fluchtweg um.
Mein Herz klopfte wie verrückt und jagte das Blut in einem Höllentempo durch meinen Körper.
Jetzt musste ich nur noch ins Gefängnis. Dass ich da mal freiwillig hingehen würde...
Ein junger Police Officer stieg aus, wahrscheinlich hatte er seine Ausbildung erst kürzlich abgeschlossen, denn die ansonsten so reichlich vorhandenen Abzeichen fehlten an seiner strammen Uniform.
Und seine Motivation war auch etwas zu gross.
Wahrscheinlich war er sogar einer von den ehrlichen, die die Welt wirklich zu einem besseren Ort machen wollte.
Dann war ja gut dass er mich erwischte. Die Wahrscheinlichkeit dass er nicht wusste, dass ich eine Black war, war somit grösser.
Als er mich sah, wurden seine Augen gross.
Ich grinste ihn lässig an, während ich vergebens versuchte, ruhig zu atmen.
Nungut.
Los gehts.
Ohne ein Wort drehte ich mich um und rannte los. Natürlich extra langsam. Es sollte so aussehen,als wäre ich überrumpelt worden, und natürlich konnte ich auf solchen Hacken ohnehin nicht wirklich schnell rennen.
Ich sah eigentlich wirklich aus wie eine Tusse die versuchte Seil zu springen.
Und tatsächlich, nach ungefähr 10 Metern, warf sich der Junge Officer, etwas überengagiert auf mich, sodass wir beide zu Boden vielen.
Das wäre jetzt echt nicht nötig gewesen...
Es wäre ein leichtes gewesen, ihm die Waffe abzunehmen und ihn zu töten. Er war echt unvorsichtig. Doch das war ja nicht mein Ziel.
"Sie sind festgenommen und haben das Recht zu schweigen. Alles was sie sagen..."
"Wird vor Gericht gegen mich verwendet, ich weiss."
Gelangweilt, in der Hoffnung, dass er mein viel zu schnell schlagendes Herz nicht bemerkte, liess ich mir Handschellen anlegen und der Cop führte mich stolz zum Wagen, während er den Rest meiner Rechte hinunter ratterte.
Eine Trophäe.
Oder vielleicht eher ein trojanisches Pferd, dem er jetzt Einlass gewährte.

Im Revier lief Musik, irgendein versuchter Rapper der seine Sprüche zum Besten gab. Nichts besonderes. Trotzdem lief sie so laut, dass es den Radau der Gefangenen beinahe übertönte.
Grob zerrte mich der junge Bulle aus dem Auto und führte mich, mit einer Hand an der Schulter und der anderen an den Handschellen die kurze Treppe hinauf. Es war schwer mit den hohen Hacken da rauf zu stolpern, doch es musste ja auch nicht elegant aussehen. Es musste so aussehen, als hätte er mich wirklich in der Hand.
Dabei hätte ich ihm mit einer Bewegung den Arm brechen können, so ungeschickt wie er sich an mir fest krallte. Doch dafür war jetzt nicht die Zeit. Ich musste an Markus und mein Versprechen ihm gegenüber denken.
Er stiess die Tür auf und rief als aller erstes nach dem General. Bei seinem Namen wurde mir kalt. Eiskalt. Ich kannte ihn. Von irgendwo her, und es war keine angenehme Bekanntschaft.
"General Garrison, Sir ich habe die Black."
Scheisse. Er hatte also doch gewusst, wer ich war. Ich hoffte nur, die Jungs hatten das eingeplant.
Der lange Gang war stickig, und mit dem Rauch von Zigaretten gefüllt. Überall stank es, hoffentlich erstickte hier niemand an der dicken Luft.
Die Tür direkt links von uns wurde geöffnet, der General, gefolgt von zwei jüngeren Jungs, trat heraus.
Sein Gesicht zeigte keine Regung, doch meins Sprach Bände. Diese Züge waren mir bekannt, sie hatten sich tief in mein Gedächtnis hinein gebrannt. Also musste er eine Rolle in meinem Leben gespielt haben, als ich noch klein war. Nur welche?
"Na wen haben wir denn da? Es ist nicht sonderlich klug, völlig allein herumzustreunen, was?"
Ich richtete mich au und sah dem alten Mann direkt in die Augen. Ich wollte kaschieren, dass ich weniger über ihn wusste, als er über mich.
"Ich weiss nicht woher ich sie kenne, aber ich werde sie töten. Egal wann."
Der Männ lächelte und nickte langsam mit dem Kopf.
"Natürlich. Es überrascht mich nicht, dass du sein Temperament hast."
Er klang so, als würde er einem Kind sagen, dass es Superman war. So als würde er selbst nicht daran glauben, dass das jemals eintrat.
„Was?" fragte ich und war für eine Sekunde wirklich aus der Fassung gebracht. Von wem sprach er?
Ich versuchte, es in seinen Augen zu lesen.
Doch das waren die kältesten Augen, die mir jemals untergekommen waren. Keine Regung war darin zu erkennen. Als wäre dieser Mann innerlich bereits tot.
Dank lächelte der General belustigt und gab dem Officer ein gelangweiltes Zeichen.
Dieser packte mich wieder an der Schulter und zog mich zurück. Ich hatte sein Temperament. Sprach er von Jake? Woher kannten sie sich so gut?
Die Waffen waren mir abgenommen worden, und ich wurde von ihm durch den Gang geführt.
Eigentlich hätte mich eine weibliche Polizistin untersuchen müssen, doch meine Rechte schienen hier wohl keine grosse Rolle zu spielen.
Ich lief vorbei an dutzenden von kleinen, stinkenden Zellen.
Darin war fast kein Platz für die fünf bis acht Leute, die darin eingekercht waren und unter dem Gestank ihres eigenen Kots versuchen mussten, sich so nahe an die Gitter zu pressen, wie es nur ging.
Ich hielt den Atem an, so grässlich roch es hier.
Das waren echt unmenschliche Umstände hier. Von wegen Rechtssystem.
"Hallo Süsse."
"Ich steh auf böse Mädchen."
Einige Männer mit glasigen Augen und verklebten, entzündeten Wunden an Gesicht und Armen, streckten mir ihre Hände entgegen. Junkies. Die schlimme Sorte.
"Lust auf ein wenig Spass, Kleine?"
Diese Kommentare begleiteten mich.
Von Männern die keine Zukunft mehr in Sicht hatten. Die wahrscheinlich hier drin sterben würden, Wegen der Hygiene oder fehlendem Essen. Oder aber sie würden in den Knast wandern. Und sollten sie doch wieder frei kommen, würde es nicht lange dauern, bis sie wieder hier drin landeten.
Ich sah starr geradeaus.
Ich durfte mein Ziel nicht aus den Augen verlieren.
Tausenden Menschen in den Bronx ging es nicht besser als den Schweinen, die hier drinnen sassen.
Auch Markus war hier, doch er verdiente es nicht.
Meine Muskeln verspannten sich, ab der Wärme und dem Druck, der auf meiner Schulter lastete, und mich vorwärts stiessen.
Ich hasste die Hände des Officers.
Sie lagen auf meinen Schultern.
Und das war definitiv nicht von mir genehmigt worden.
Wenn es nicht um Markus gegangen wäre, dann hätte ich schon längst die Initiative ergriffen und ihm seine ekelhaften, von Donuts-Fett triefenden Finger abzureissen. Aber Markus war nunmal hier. Schwer verletzt und in einer Zelle voller Bakterien.
Also liess ich mich brav weiterstossen und behielt meine steinerne Miene bei.
Ich hatte in der Zeit, in der ich im Heim war, gelernt, wie man sie aufrechterhielt.
Kein Kämpfen, keine Gewalt oder Aufmüpfigkeit, dafür waren die Nonnen zu streng gewesen, die unsere Erziehung übernahmen.
Aber eine hatte es gegeben, eine Nonne. Sie war jung gewesen und sie war als Kind selbst im Heim gewesen.
Sie war nie wieder von dort losgekommen.
Abends hatte sie mich und einige Mädels gelehrt, wie wir uns stark verhielten, wie wir niemandem zeigten, was in unserem Innern vorging.
„Was ihr hier lernt ist unmenschlich, es macht eure gute Seele kaputt. Aber es rettet euch den Arsch da draussen."
Ihre darauf folgende Warnung, sich nie zu sehr darin zu verlieren, hatte ich damals schon ignoriert. Weil es eine so angenehme Gefühllosigkeit gewesen war, nicht an Jake oder meine Eltern zu denken.
Um meine Seele machte ich mir erst recht keine Sorgen. Selbst wenn sie einmal golden und hell strahlend gewesen sein soll, wie uns gelehrt wurden, war sie spätestens jetzt mit Teer übergossen. Teer bestehend aus den Strassen der Bronx, wie ein Gefängnis.
Das Gitter zu der hintersten Gemeinschaftszelle wurde geöffnet und ich wurde reingeschubst. Davor nahm mir der Bulle noch die Handschellen ab.
Ich konnte nur hoffen, dass es die Zelle war, in welcher Markus sich befand.
Wo die Neuen hinkamen.
Ich rappelte mich auf den Knien und von der stinkenden Brühe am Boden auf und fasste mir an die Brust, wo das erste Hilfe Set versteckt war.
Es war wohl doch gut gewesen, dass sie keine Frau in der Abendschicht gehabt hatten.
Und da stand ich also. In einer mittelgrossen Zelle.
Die Gitterstäbe waren rostig und der Boden schien schon lange nicht mehr geputzt worden zu sein.
In der Ecke gab es ein Klo, sowie,wie appetitlich, gleich daneben einige Brötchen.
Auch der Geruch hier drin war echt übel, doch all das übertraf etwas.
Die Jungs die mich anstarrten.
Die meisten waren Bertrunkene, die wahrscheinlich aus dem Reichen Viertel stammten, oder waren Obdachlose. Die schwereren Verbrecher mussten wohl irgendwo anders in der Zelle schmoren. Oder sie lebten nicht mehr. Das ersparte den überfüllten Gefängnissen einen Insassen mehr.
Merkwürdig nur, dass ich bei diesen ‚Leichtverbrechern' sass.
Ich hätte erwartet, dass sie mich als höhere Gefahr einstuften. Aber vielleicht war das Absicht.
Unruhig sah ich mich um, während ich eine Hand weg schlug, die nach meinem Po grabschte.
Mein Plan hatte genau bis hierhin gereicht.
Es war keine Zeit geblieben, und wenn doch, dann wollte ich sie nicht abwarten.
Wenn Markus jetzt nicht hier war, konnte ich nur auf den Moment warten, in welchem meine Gang mich holen kam.
Und hoffen, dass Markus dann noch unter den Lebenden weilte.
Eine schwache Stimme liess mich aufhorchen.
"Verdammte Kacke, jetzt haben sie dich doch erwischt!"
Ich sah zum hinteren Teil, wo ein Junge in roten Safarihosen auf einer der Pritschen lag, und sich mit schweissgebadetem Hemd auf die Ellbogen stützte.
"Oh Gott, Markus."
Mit wenigen Schritten, es war ja eine kleine Zelle, war ich bei meinem Freund und kniete mich neben ihn hin. Scheiss auf die Hosen.
Besorgt suchte ich sein Gesicht mit meinem Augen ab.
Er atmete schwer, sein Stirn war verschwitzt und seine Augen glänzten fiebrig. Seine Lippen waren aufgesprungen und ganz trocken. Seine Haut so bleich wie die eines Vampirs. Wenn er doch nur auch unsterblich wäre.
"Scheisse, haben die dich nicht behandelt?"
"Nein, bloss notdürftig verbunden. Aber was machst du hier, ich hatte doch gesagt..."
Ich unterbrach ihn, nicht bloss um ihm alles zu erklären, sondern auch, wegen seiner Stimme.
Sie war kratzig und eine Schwäche lag darin, die mich quälte. Und das war alles meine Schuld.
"Hör zu", leise flüsternd beugte ich mich zu ihm hinunter.
"Wir holen dich raus, es ist alles ein Teil des Plans, und rate mal, wer es kaum erwarten kann, dich wiederzusehen? Mara, sie ist schon ganz krank vor Sorge."
Daraufhin hellte sich sein Gesicht kurz auf und ein Funken Hoffnung blitzte in den müden Augen auf.
Das verschaffte auch mir Hoffnung, dass er es schaffen würde. Er würde durchhalten, alleine deswegen, weil er zu seiner grossen Liebe zurück wollte. Er hatte es bereits drei Tage überstanden.
„Ich habe hier etwas Desinfektionsmittel und Nähzeug...viel konnte ich nicht mitschmuggeln."
Murmelte ich und liess meine Hände zu seinen Beinen fahren, an welchen getrocknetes Blut klebte. Sehr viel.
Ich berührte seinen geschwollenen Oberschenkel und sofort biss Markus die Zähne zusammen, dass es knirschte.
„Du hast viel Blut verloren...das ist nicht gut."
Er sah mich nicht an, nur an die Decke.
„Jetzt bist du also Ärztin, ha?"
Meinte er bemüht lustig. Ich sah ihn ernst an.
„Ich bin alles, was wir aufbringen konnten. Wir kennen keinen Arzt der freiwillig eingebuchtet werden wollte."
Er schnaufte. „Verständlich."
„Ich muss das jetzt desinfizieren, okay?"
Fragte ich und öffnete das kleine Fläschchen.
Er verzog das Gesicht und nickte. Doch bevor ich die Flüssigkeit über sein wulstiges, angeschwollenes Bein giessen konnte, begann er, unregelmässig zu atmen.
„Scheisse."
Keuchte er und blickte fiebrig umher. Als würde er mich gar nicht richtig sehen.
„Was ist los? Tut es weh?"
Dumme Frage, natürlich tat es weh.
„Ja, aber das ist es nicht. Ich kann...mich nicht mehr bewegen. Ich hab keine Kraft mehr."
Heiser bewegte er einen Finger, was auch das Einzige war, was er tun konnte.
Okay, er musste hier dringend raus.
Ich fasste ihm an die Stirn. Sie brannte.
Dann krempelte ich vorsichtig das Hosenbein hoch um meine Arbeit zu tun und mir wurde übel.
Die Wunde eiterte, das Gewebe war rot und angeschwollen, Krusten aus Eiter und Blut klebten überall, auch an der Hose.
Mir lief es heiss und kalt zugleich über den Rücken. Es war so ernst wie ich es vermutet hatte.
Hoffentlich war es noch nicht zu spät.
Ich desinfizieret die Wunde mit dem gesamten Inhalt der Flasche und stopfte Markus ein Tuch in den Mund, damit er nicht schrie.
Die Insassen beobachteten uns, doch Niemand bewegte sich gross. Wieso auch. Es konnte ihnen schnuppe sein, was ich tat.
„Ich kann die Wunde nicht nähen...da ist zu viel Gewebe entzündet. Wir müssen warten bis die Anderen kommen. Schaffst du das Markus?"
Flüsterte ich und strich seine Blonden Haare zurück aus der Stirn.
Seine Wimpern flatterten und seine Augen waren geschwollen und glasig.
„Ja."
Ich wusste nicht, ob er log. Ich zog ihm meine Jacke an und hielt ihn dann im Arm. Damit er nicht mehr an der kühlen Wand lehnen musste.
Er zitterte und fror, obwohl er mit jedem Teil seines Körpers Hitze ausstrahlte.
„Bitte beeilt euch."
Flüsterte ich und hoffte, dass meine Worte durch die Gitter und hinaus in die Dunkelheit der Nacht gelangten, wo sich meine Freunde mit verdeckten Gesichtern bereit hielten. Bereit, Markus Leben zu retten.

Was denkt ihr, meine Sternchen
Wer ist dieser General Garrison und wir wird es nun weitergehen? Ich freue mich, weiter zu schreiben, denn ihr seid alle tolle Leser und motiviert mich enorm!
Love you
Angora77

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