∞ 26 Handschellen und Putzammer

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Das kleine Haus war bereits randvoll, doch immer mehr Leute trafen ein. So waren die Bronx eben. Jeder kannte Jeden und solche Partys sprachen sich nunmal schnell herum. Da ich aber im Gegenteil zu allen anderen nicht meine ganze Kindheit hier verbracht hatte, kannte ich die Meisten nicht.
Das war auch gut so. Denn so musste ich mir keine Gedanken machen, mit wem ich tanzte. Bisher hatte ich mein Tanzbein aber noch nicht geschwungen.
Die Musik ging mir durch Mark und Bein als ich mich zwischen den verschwitzten Teenagern durchdrängte und dem dröhnenden Bass zu entkommen versuchte, auf der Suche nach Leonie.
Die Party verlief gut. Die Menge tanzte, trank und feierte. Ob im Haus, auf dem Dach, oder draussen auf der Strasse.
Es war die perfekte Gelegenheit für jeden, mal wieder richtig die Sau rauszulassen.
Und solange die Polizei sich da raushielt, würde es auch weiterhin gut gehen.
Ich hatte meine bisherige Zeit mit auffüllen der Vorräten verbracht, aber jetzt wollte ich auch etwas Spass.
Ich entdeckte Leonie bei Aiden und Elli, sowie Aidens Clique und einigen Mädchen.
Ich stöhnte auf. War ja klar dass sie zu scheu war, sich unter die Leute zu mischen.
Aber gut, das war ihre Entscheidung. Wenn sie lieber bei Aiden, seinen besoffenen Kumpels Fabio und Knut und den Mädels bleiben wollte, Bitteschön.
Ich würde das nicht tun.
Ich stürmte auf Leonie zu und riss ihr die Alkohol Flasche aus der Hand. Eine der Wenigen, die noch nicht von tausend Mündern berührt worden war.
"Genau den brauch ich jetzt."
Ich trank in grossen Schlücken und beachtete das Brennen in meinem Hals nicht. Es tat sogar gut. Es war Schmerz den man fühlen konnte. Und darauf folgte eine angenehme Wärme und ein betäubendes Gefühl. Das war das beste daran.
Bald schon setzte die gesamte Wirkung ein und mein Hirn vergass die Vorfälle der letzten Tage.
Etwas benebelt sah ich die anderen an, die alle schon leicht betrunken waren.
Oder besser gesagt völlig besoffen. Ich glaubte aber nicht, dass es überhaupt jemanden gab, der jetzt noch nüchtern war.
Leonie zog mich kichernd auf die Tanzfläche und ich lachte laut auf.
Na also, jetzt getraute sie sich doch. Wie Alkohol Menschen doch veränderte.
Sie begann zu tanzen und auch ich liess meine Hüfte zum Takt der Musik kreisen.
Der DJ legte einen neuen Song auf und darauf verschnellerte sich der Beat. Die Menge reagierte sofort und die Bewegungen wurden schneller.
Wir waren wie ein Meer aus Menschen, welches sich fliessend veränderte und deren Wellen das gesamte Haus überschwemmten.
Ich liess mich von den Leuten neben mir mitreissen, die Lichter leuchteten in allen Farben und meine Haare flogen um meinen Kopf.
Ab und zu reichten Leonie und ich die Flasche herum und nahmen je einen grossen Schluck.
Es tat so gut alles zu vergessen, auch wenn mir die Kontrolle über mein Handeln langsam entfuhr.
Aber das war das reizende daran. Nie zu wissen was man als nächstes tun würde.
Das war der Nervenkitzel den ich suchte.
Dann stand plötzlich Dylan vor mir.
„Krieg ich einen Schluck?"
Rief er gegen die Musik an und ich nickte lächelnd.
Dann tanzte er mit uns mit. Erstaunlich beweglich, der Junge. Irgendwann liess ich zu, dass er sich mir näherte. Sein Surfer Style und die gegelten braunen Haare standen ihm.
Er grinste mich leicht verunsichert an, getraute sich dann aber doch noch, seine Hände auf meiner Hüfte zu platzieren.
Ich hatte nichts dagegen. Es fühlte sich gut an und ich mochte Dylan. Also war es kein Problem.
Ich genoss die Nähe des festen Körpers hinter mir und tanzte weiter. Meine Füsse schmerzten bereits und ich konnte Dylans Atem in meinen Ohren hören, während wir immer wieder an andere tanzende Leute stiessen.
Da fiel mein Blick plötzlich auf ihn. Seine grünen Augen folgten mir auf jeden Schritt und er sass noch immer am selben Platz zwischen seinen Freunden. Aiden.
Ich sah ihn an, doch dabei rauschte mir kein einziger Gedanke durchs vernebelte Hirn.
Also machte es mir auch nichts, aus als er langsam aufstand. Er ignorierte seine Kumpels die ihm fragend nachsahen, den Blick noch immer auf mich gerichtet.
Elli bemerkte das alles nicht, sie hing gebeugt aus dem Fenster und kotzte den Alkohol wieder aus.
Ich tanzte weiter, doch meine Bewegungen wurden langsamer, meine Konzentration richtete sich nur auf ihn. Ich wusste nicht, ob Dylan es merkte.
Er bahnte sich einem Weg durch die Menge, die jedoch schon fast bereitwillig vor ihm zurück wich.
Als wüssten sie, dass man ihn besser nicht davon abhalten sollte, sein Ziel zu erreichen.
Und sein Ziel war ich.
Als er mich erreicht hatte, wanderte sein Blick zu meinem Surfer Boy. Stark und herausfordernd.
Dylan hielt langsam inne uns sah mich fragend an. Ich traute ihm zu, dass er Aiden sehr wohl die Stirn bot, wenn ich ihn brauchte. Aber ich nickte nur und er schenkte dem Typen vor mir noch einen warnenden Blick, bevor er sich verzog. Irgendwie süss.
Vielleicht hätte ich im normalen Leben jetzt etwas gesagt wie : „Du hast mir nicht zu sagen, mit wem ich tanze!"
Aber jetzt stand ich nur da und beobachtete mit grossen Augen, wie er mir näher kam.
„Darf ich?"
Ohne eine Antwort abzuwarten, positionierte er sanft seine Hände an meiner Hüfte und sah mir tief in die Augen.
Wenn ich nicht angetrunken gewesen wäre, dann hätte ich garantiert anders reagiert. Aber dann hätte ich mich auch an unseren Streit und meine Erniedrigung durch seine Freundin erinnert.
Das tat ich aber nicht. Also reagierte ich so, wie ich es nunmal tat. Ich lächelte sanft und genoss die Anwesenheit des Jungen, in den ich unumstösslich verknallt war und den ich dennoch hasste.
Wie auf Befehl wurde das Lied langsamer und um ins herum bildeten sich bereits Pärchen.
Ich legte ihm meine Arme um den Hals und zog ihn etwas zu mir hinunter.
Seine gestylten Haare hingen ihm vereinzelt in die Stirn und das sah wirklich verdammt süss aus.
Zum anbeissen. Wer weiss, vielleicht wagte ich es ja.
Er schob mich sanft näher an sich heran und ich konnte seinen warmen Atem an meiner Wange spüren.
Ich schloss die Augen und genoss es, er hielt mich so in den Armen, als hätte er nicht die Absicht mich je wieder los zu lassen. Und um ehrlich zu sein war mir das ziemlich recht.
„Kätzchen."
Hörte ich dann seine raue Stimme an meinem Ohr, was mir eine gehörige Gänsehaut verpasste.
„Hm?"
Machte ich und fühlte mich, als würde ich durch den Himmel schweben. Und immer wenn ich schwankte waren Aiden's starke Arme da, um mich wieder an sich zu drücken. So nahe, dass alles um mich herum nach ihm roch. Es war ein wunderschöner Augenblick.
Aber kein Moment währt ewig. Auch nicht dieser.
"Ich will ja nich stören", ein grinsender Fabio, der sich gerade durch die Menge gekämpft hatte, sah wissend zwischen Aiden und mir hin und her.
Wiederwillig löste sich der braunhaarige Junge mit gerunzelter Stirn von mir, liess den Arm aber auf meiner Hüfte liegen. Als Zeichen für alle die vielleicht noch mit mir hätten tanzen wollen.
"Wir gehen nach oben, Flaschendrehen spielen, kommt ihr mit?"
Fabio sah uns erwartungsvoll an, und ich sah wie ein Teil der Gruppe sich nach oben aufmachte.
Aiden und ich antworteten fast gleichzeitig.
"Aber klar."
Wenn schon alle die ich kannte nach oben verschwanden, wollte ich dort auch hin. So sah meine angetrunkene Schlussfolgerung aus.
Leicht schwankend machten wir uns auf den Weg nach oben. Dabei entging mir Aidens Hand an meinem Rücken nicht.
Sie berührte den Saum meines Kleides nur mit den Fingerspitzen. Und trotzdem brannte sich ihre Anwesenheit tief in meine Haut hinein.
Die Treppe wirkte gefährlich hoch und ich musste mich an Fabio festklammern, der vor mir lief, um nicht andauernd umzukippen. Er war erstaunlich geduldig mit mir. Und das obwohl wir nicht die besten Freunde waren.
Etwas peinlich dass die Schwester von Jake Black, dem Jungen der nie betrunken wurde, bereits nach einer kleinen Dosis völlig besoffen war.
Aber Fabio quittierte meine Aktion nur mit einem grinsen und bahnte sich einen Weg nach oben.
Dabei entging mir nicht dass sich Aidens Hand für eine Millisekunde auf meinen Rücken senkte.
Als würde mich ein Energieschwall treffen.
Unsere Zimmer waren tabu, und deshalb hielt sich niemand dort auf, doch der Gang und die Treppe wimmelten nur so von besoffenen Leuten.
Viele Leute hatten ein Problem damit, so viele Fremde in ihrem Haus zu sehen.
Aber so wuchsen wir nunmal auf. Es war mir egal und ich wusste auch, dass vielleicht das ein oder andere Schmuckstück weg sein könnte. Doch ich war mir ziemlich sicher, dass der gegenseitige und nicht erzwungene Respekt das verhinderte.
Wir traten in Leonies Zimmer ein, wo schon eine Horde von Jungs und Mädchen im Kreis sassen.
Irgendwelche Leute von denen ich nicht gewusst hatte, dass sie existierten. Aber auch ein Teil des inneren Kreises der Black Angels.
Ich setzte mich neben Leonie, die gerade kichernd mit einem Typen quatschte, der seine Muskeln spielen liess. Das gefiel dem grossen Bruder Aiden nicht sonderlich. Und Jake wohl auch nicht, wenn er hier gewesen wäre.
Auf einen scharfen Blick von Aiden räusperte sich der Schwarzhaarige und starrte geradeaus.
Auch mein Begleiter setzte sich und Dylan ebenfalls.
Zwischen mich und Aiden.
Es störte mich nicht.
Ich mochte Dylan und er gab sich wirklich die beste Mühe, akzeptiert zu werden. Nur Aiden machte es ihm echt schwer.
Grinsend und mit feinen Grübchen um die Augen blickte mich der Neuzugang zu unserer Gang an.
„Du siehst sehr schön aus heute. Das konnte ich dir vorhin nicht sagen."
Meinte er dann etwas verlegen und knetete dabei unauffällig seine Hände.
Ich musste kichern. Wirklich süss. Sonst hörte ich viel plumpere Anmachen.
„Danke."
Flüsterte ich und wippte etwas vor, vergass dass ich mein Gleichgewicht in meinem Zustand nicht unbedingt halten konnte, und kippte um.
Innert einer Sekunde schnellten Dylans Hände vor und hielten meine Hüfte fest.
Ich schwebte kurz mit der Nase direkt über dem harten Boden und unterdrückte einen Schluckauf.
„Ops."
Nuschelte ich und langsam zog er mich zurück.
Schönes Gefühl. Seine Hände waren irgendwie auch ganz toll. Aber es kribbelte nicht so wie bei Aiden.
„Mission betrunkenes Mädchen retten erfüllt."
Schief grinsend nahm er seine Hände wieder zurück. Also von mir aus hätte er das nicht tun müssen.
„Und was kommt als nächstes?"
Flüsterte ich ihm durch meine Faust zu, mit dem Gedanken, dass es so leiser klang.
Dabei sass der ganze Kreis da und beobachtete mein klägliches Versagen im Flirten.
Dylans Augen leuchteten auf, doch in dem Moment in welchem er mir antworten wollte, wurde er von Aiden angestossen.
„Das ist nicht dein Platz, Würstchen."
Knurrte er wenig begeistert und Dylan verdrehte die Augen.
„Du solltest wenigstens ertragen können dass ich neben ihr sitze. Du hast bereits eine Freundin, das sollte dir genügen."
Schnauzte er den Jungen mit den funkelnden Grünen Augen an, der ihn gerade tödlich anblitzte.
„Ja, da hat er recht!"
Elli, die es natürlich geschafft hatte, sich irgendwie neben Aiden zu quetschen, zog seinen Arm zu sich und sah ihn vorwurfsvoll an. Man konnte es ihr nicht verdenken.
Doch Aiden machte keinen Wank.
„Verpiss. Dich."
Seine Stimme war leise und drohend.
Ich wollte gerade protestieren, als Leonie warnend eine Hand auf meinen Arm legte und Dylan kopfschüttelnd aufstand und sich Aiden gegenüber hinsetzte. Schade, jetzt war er ziemlich weit weg von mir.
„Also, kanns los gehen?"
Ich nickte und wartete die Antwort von Anderen nicht ab.
„Flasche?"
Hickste ich und hielt fordernd eine Hand in die Mitte.
Es sollte endlich Jemand eine dort hin stellen.
Wir waren alle mehr oder weniger besoffen und hatten eigentlich genug Alkohol, doch irgendwoher mussten wir doch eine Flasche bekommen, und den Inhalt weg zu schütten erschien uns allen sehr unmoralisch.
Also reichten wir sie im Kreis herum, während jeder mit seinem Nachbarn irgendwelche hirnlose Fragen ausdiskutierte.
Gerade trank Fabio den letzten Schluck und stellte die leere Flasche in die Mitte und drehte sie zur Probe im Kreis.
"Funktioniert zu 99 Prozent."
Seine Stimme hatte auch schon besser geklungen.
Bis die Nachricht in mein vernebeltes Hirn gelangte, sah ich nachdenklich auf die Flasche.
Dann erhellte sich mein Gesicht, vergass die Aussage wieder und ich fragte laut:
"Wer beginnt?"
"Ich."
Elli rückte dichter zu Aiden und schloss damit den Kreis, was mir aus irgendeinem Grund nicht gefiel.
Ich atmete laut aus, und Leonie warf mir einen mitfühlenden Blick zu.
Aber wieso war ich auch eifersüchtig, genoss aber trotzdem Dylans Blicke auf mir.
Ich sollte einfach die Klappe halten. Ja, das war wohl eine gute Idee.
"Also", Elli wickelte sich eine ihrer Strähnen um den Finger, was wohl sexy hätte aussehen sollen.
Doch die Haare verfingen sich in den ellenlangen Fingernägeln und sie unterbrach ihre Kunstpause verlegen.
"Wen die Flasche trifft, der muss...die Kleider mit seinem Gegenüber tauschen. Und zwar vor allen."
Gemurmel ertönte und jeder beobachtete gespannt die sich drehende Flasche.
Sie verlangsamte sich und hielt schliesslich quietschend an und zeigte auf:
Dylan.
Oh verdammt.
Langsam schwenkte mein Kopf zu seinem Gegenüber und meine Kinnlade kippte nach unten.
Es war Aiden.
Man sah ihren Gesichtern an wie begeistert sie davon waren und Aiden rümpfte unmotiviert das Gesicht.
"Dass mach ich nicht. auf keinen Fall."
Eine Sache die ich immer tat, wenn ich betrunken war, war Reden. Ich sprach alles aus, wirklich alles, was mir einfiel.
Und jetzt war ich noch nicht einmal richtig schlimm betrunken.
„Schade. Ich hätte das gerne gesehen."
Mein Grinsen erlosch, als das von Dylan breiter wurde und hüstelnde Menschen ihre Blicke von mir abwandten.
„Ou." murmelte ich und guckte hilfesuchend zu Leonie, die nur seufzend meine Hand tätschelte.
"Naja", säuselte Elli lächelnd.
"Dann müsst ihr beide ein Kleidungsstück abgeben."
Ein Lächeln machte sich auf den meisten Gesichtern der Mädchen breit, und die Jungs sahen die zwei schadenfreudig an. Also eigentlich bloss Dylan. Bei Aiden wagte das natürlich keiner. Spielverderber.
Resigniert zogen sich die beiden das Shirt über den Kopf.
Dylans Körper war gut gebaut. Meine Güte unter all den schlabber Pullis hatte ich das nie gemerkt.
Doch trotz seines Hammer Bodys klebte mein Blick an Aidens Bauch.
Die Mädchen um mich herum gaben sehr eindeutige Laute von sich, doch ich biss mir auf die Lippen und wandte dann den Blick ab.
Dabei entging mir aber Aidens Blick nicht, der genervt zu Elli hinuntersah.
„Ich bin dran."
Dylan schnappte sich die durchsichtige Flasche und drehte sie nachdenklich in den Händen.
Dann hellte sich sein Gesicht auf.
"Derjenige den es trifft, muss sich mit diesen hier", Dylan zog Handschellen aus der Hosentasche, „an jemanden Ketten. Und zwar den ganzen Abend lang. Doch man muss die Augen schliessen und herumlaufen, bis man jemanden berührt."
Mit grossen Augen starrte ich die silbernen und ziemlich sauberen Handschellen an.
Entweder mochte er Fesselspielchen oder die Bullen waren wohl nicht sein grösster Fan.
"Woher hast du die?"
Misstrauisch betrachtete Leonie die glänzenden Metallreifen die durch starken stahl miteinander verbunden waren. „Die sehen ziemlich echt aus."
"Ja und hast du überhaupt die Schlüssel dazu?"
Fabio beäugte Dylan ziemlich unüberzeugt von der Sache.
"Die hab ich von nem Freund und der hat sie den Cops abgenommen."
Er zog zwei kleine Schlüsselchen hervor.
„Und ja natürlich habe ich die."
Genervt verzog er das Gesicht.
„Soll ich die Flasche jetzt drehen oder nicht?"
Dabei schwang er ziemlich sexy die Fesseln an seinem Finger herum.
„Ich hätte nichts dagegen, wenn er mich fesseln würde." nuschelte ich zu Leonie hinüber, die sich ein Grinsen verkneifen musste. „Du solltest echt besser ruhig sein, Jess."
Dann drehte er die Flasche.
Und bei wem musste die Flasche stehen bleiben? Natürlich bei mir.
Ich starrte die Flasche böse an und hoffte dass sie sich noch ein Stück bewegen würde.
Doch natürlich tat sie das nicht.
Seufzend stand ich auf und schloss die Augen. Dann drehte ich mich einige Male im Kreis, sodass ich die Orientierung nun vollends verlor.
Dann stolperte ich umher und verfluchte den Alkohol.
Einige male sogen die umstehenden scharf die Luft ein, worauf ich sogleich eine andere Richtung einschlug.
Eigentlich wollte ich am liebsten mich selbst berühren und sonst niemanden.
"Ach kommt schon Leute, mir is schwindlig," jammerte ich und rudert mit den Armen.
Meine linke Hand streifte einen starken Rücken und ich erstarrte.
Die Jungs grölten Lautstark und die Mädchen löcherten mich mit Todesblicken. Und das spürte ich noch mit geschlossenen Augen.
An dem Zwick her, der durch meine Finger jagte, wusste ich auch schon wer es war.
Von Leonie tönte schallendes Gelächter hinüber.
Zögernd, ja schon fast unwillig öffnete ich die Augen, nur jm gleich in die dunkelgrünen Augen von Aiden zu sehen, der mal wieder sein typisches Grinsen aufgelegt hatte.
"Also jetzt würde ich schon gern..."
Setzte ich etwas hilflos an als Aiden mir ziemlich verführerisch zu zwinkerte.
"Zu spät," schadenfroh sah mich Leonie an. "Du kannst nicht mehr zurück."
Na toll, danke für deine Unterstützung, BESTE Freundin.
Ich ignorierte Ellis Proteste, dass Kleider ausziehen die bessere Idee wäre. Auch Aiden schien nicht einmal im Traum daran zu denken. Dylan schloss den ersten Reifen um mein Handgelenk und den zweiten um das von Aiden.
Seine Idee schien ihm irgendwie nicht mehr so zu gefallen.
Das Metall war kühl und gerade so locker, dass es mir nicht in die Haut schnitt.
Aiden setzt sich und ich wurde mitgerissen, sodass ich auf seinen Schoss plumpste.
Verflixt, zum Glück befand sich Jake noch unten.
Ansonsten wäre mein Stuhl jetzt einen Kopf kürzer.
Schnell verschränkte er die Arme, sodass es kein Entkommen für mich gab. Und das vor seiner Freundin. Irgendwie tat sie mit leid. Ich hätte das nicht gerne mitangesehen. Doch erstaunlicherweise sagte sie kein Wort und starrte uns nur an. Ich an ihrer Stelle hätte es Aiden nicht durchgehen lassen.
Vorwurfsvoll sah ich ihn an doch sein freches Grinsen entlockte bald auch mir ein Lächeln.
Blöd nur, dass man als Betrunkene immer so schnell umzustimmen war.
Mittlerweile war es ruhig geworden und als mich alle ansahen, kam mir in den Sinn das ich wohl dran war, eine Aufgabe zu stellen.
"Also auf wen die Flasche zeigt, muss mit seinem linken Nachbar für zehn Minuten in die Putzkammer."
Das war das einfachste, was mir einfiel. Und ziemlich klischeehaft. Aber es entstanden daraus immer die besten Geschichten. Und einige davon wollte ich schliesslich später meinen Enkeln erzählen.
Ich drehte die klebrige Flasche und sie schwenkte mehrere male hin und her, bevor sie stehen blieb.
Dieses Mal ertönte kein Gelächter.
Es war mucksmäuschen still und alle Blicke waren gesenkt.
Die Stimmung spannte sich an und ich schloss die Augen. Wieso konnte nicht wenigstens ein einziger Abend gut verlaufen? Nur ein Abend.
Natürlich nicht.
Die Flasche zeigte auf Elli. Und Links von ihr, sass Aiden.
Und der war an mich gekettet. Für den Rest des Abends.
„Shit."
Entfuhr es Fabio und sprach damit aus, was ich dachte.

Die Tür wurde von einer unruhigen Leonie abgeschlossen, und ich hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte.
Sie wusste auch, dass es nicht gut war, uns drei in einen drei Quadratmeter grossen Raum zu stecken. Vor allem wenn man bedachte, was ich Elli in letzter Zeit so alles angetan hatte. Ich war wirklich nicht zimperlich mit ihr umgegangen.
Ich kaute auf meiner Lippe herum und spürte wie die Wirkung des Alkohols etwas abflaute.
Es war einer der klareren Momente, die aber meist durch Nachschub an Alkohol wieder zunichte gemacht wurden. Das war nicht gut, da jetzt nämlich mein Verstand zurück kehrte.
Kurz nahm ich mich zusammen, nahm die Hand von der Tür und sah dann zu den beiden anderen Unglücklichen.
Eine schwache Glühbirne erleuchtete den Raum und ein müffelnder Wischmobb stand in der Ecke.
Staub überzog den Lappen und auch sonst sah die Kammer ziemlich ungereinigt aus. War ja nicht so als ob wir sie oft benützen würden.
Von draussen waren gedämpfte Stimmen zu hören, aber verstehen tat ich nichts so richtig.
„Also."
Das o zog ich unnötig in die Länge und wippte vor und zurück, worauf ich wohl oder Übel auch Aidens Hand mit mir mitzog.
War irgendwie gar nicht so schlimm. Seine Nähe.
Elli starrte mich feindselig an, ich blitzte zurück, und Aiden kratzte sich am Hals.
Mit einer, halb in der Luft hängenden Hand und verschwitztem Oberkörper in einem engen roten, und jetzt staubigem, Kleid, stand ich da.
In einer Putzkammer.
"Ja.."
Betretene Stille folgte auf seinen vergeblichen Gesprächs Versuch.
Dann wich plötzlich jegliche Arroganz und Dümmlichkeit aus Ellis Gesicht.
Kurz fragte ich mich ob sie so dumm war, dass der Alkohol ihre Intelligenz förderte, verwarf den Gedanken dann aber wieder.
Alkohol half ihr da auch nicht.
„Ich bin nicht dumm. Ich sehe wie du sie ansiehst Aiden."
Setzte sie dann an und meine Augen wurden gross.
Oh oh.
„Es ist ein Kack Gefühl, wenn der eigene Freund eine andere auf seinen Schoss zieht. Das will ich so nicht mehr."
Ich blinzelte und hätte mich gerne weg gezaubert. Auden hatte sich etwas versteift, sagte jedoch kein Wort.
Leider musste ich Elli zustimmen. Sie hatte recht, wenn sie sie Aiden dafür kritisierte.
"Also sei bitte ganz ehrlich. Liebst du mich, Aiden?"
Fragte sie ernst und ihre Tonlage war überhaupt nicht mehr so schmerzhaft hoch wie sonst.
Ich verschluckte mich und hustete.
Aiden hob beide Brauen und lehnte sich dann etwas zurück. Tja Pech, da konnte er jetzt nicht entkommen.
„Also falls du raus willst, du sitzt in einer Putzkammer mit uns fest.
Und dein einziger sonstiger Gesprächspartner ist Herr Mobb da drüben."
Klärte ich ihn freundlich auf, während ich nach hinten auf den zerfransten und ekligen Wischmobb deutete.
Elli kniff die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.
„Bitte antworte einfach."
Okay, das war gerade kein lustiger Moment. Ich sollte einfach die Klappe halten und so tun, als wäre ich nicht da. Das sollte ja eigentlich ein Privatgespräch sein.
Aiden öffnete die vollen Lippen kurz, während er sich am Nacken kratzte und meine Hand neben seinem Gesicht hin und her schwenkte.
Ich hätte binahe gelacht, wenn ich nicht Elli angesehen hätte.
Ihre perfekt gewellten roten Haare wirkten seltsam matt und in ihren sehr stark geschminkten Augen stand etwas wie Hoffnung geschrieben.
Wow.
Ihr lag also doch etwas an ihm.
Aiden spannte seine Muskeln an und entspannte sich wieder. Als ob das jemandem half.
„Elli..."
Ich schluckte leer und wünschte, sie hätte diese Frage nicht gestellt. Wieso genau ich das tat, wusste ich nicht. Vielleicht wollte ich nicht, dass sie traurig war, vielleicht wollte ich nicht dabei sein, wenn er einer anderen seine Liebe gestand.
Aiden sah sie an, sein Gesicht war nun wie versteinert. So hatte er ausgesehen, als er mir zum ersten Mal begegnet war, und als er mit den Cops geredet hatte.
Es war ein schlechtes Zeichen.
Ein Zeichen dafür dass es ihm nicht gefiel, hier zu sein.
Langsam senkte ich den Blick.
Ich spürte, wie Aiden mit sich rang.
Ich spürte auch das verlangen, meine ohnehin schon an ihn gebundene Hand in seine zu schieben. Aber so blöd ich es auch fand, da würde ich mich ausnahmsweise nicht einmischen.
Das war ihre Sache und ich versuchte mich einfach so unsichtbar wie möglich zu machen.
Was nicht so gut klappte, da ich bei jeder von Aidens Gesten mitgerissen wurde und so immer irgendwie vor ihm und zwischen ihm und Elli herum hoppelte.
Peinlich.
„Elli, was?"
Flüsterte sie und wartete auf eine Antwort.
Ein kleiner Teil in mir, wünschte sich diese Ebenfalls, aber der Grössere wollte einfach verschwinden.
Ich bemerkte dass ich die Luft angehalten hatte und atmete laut aus und wieder ein.
"Nein."
Eine Welle an Erleichterung und unglaublicher Freude rauschte durch mich hindurch, aber noch hielt ich den Blick gesenkt, sodass mir meine Haare ins Gesicht fielen.
Unauffällig verhalten. Das war mein Ziel. Vor allem jetzt.
Als Elli begann zu sprechen, konnte ich echte Trauer und eine Spur Verletztheit erkennen, und fühlte sogar etwas, das sich Mitgefühl nannte.
„Okay."
Wisperte sie und schluckte. Ihre Augen glänzten verdächtig.
Oh nein, nicht heulen. Das konnte ich jetzt gar nicht gebrauchen.
„Es tut mir leid Elli...ich..."
Sie hob eine Hand und Aiden verstummte.
"Es ist wegen ihr. Oder?"
"Es tut mir leid."
Wiederholte Aiden sich und klang so als würde es ihm wirklich nahe gehen, doch ich hörte nicht mehr richtig zu.
Ellis Geste in meine Richtung hatte mir so etwas wie Hoffnung verpasst, von der ich mir eigentlich vorgenommen hatte, zu vertreiben.
"Hat mir sowieso nichts bedeutet."
Ich konnte das Zittern in ihrer Stimme hören und hob den Kopf.
Sie hatte die kleinen Fäuste geballt und die Lippen zu einem flachen Strich zusammen gepresst.
Sie war zwar ein Mädchen, aber sie war auch eine Bewohnerin der Bronx.
Sogar sie hatte so etwas wie Würde und sie war stärker als ich es ihr zugestehen wollte.
Vorsichtig wollte ich sie trösten, doch sie wich zurück.
Verständlich, nach meiner Attacke vor einigen Wochen würd ich mich auch nicht nochmals von mir berühren lassen.
Sie blitzte mich warnend an und ich verstand schon.
Ich trat wieder zurück und lockerte leicht meine angespannten Schultern.
Da ertönte von draussen eine Stimme. Sie hatten wohl gelauscht.
"Wir gehen wieder nach unten, bevor was kaputt geht, hier sind die Schlüssel für die Tür und die Handschellen."
Ich hörte wie sich Schritte der Tür näherten, Jemand die Schlüssel unten durch hinein schob und dann weiter den Gang entlang trappelten.
Dann entfernten sich die Stimmen und draussen wurde es ruhig.
Ich hob eine Braue, schwieg aber noch immer und scharrte mit meinen Schuhen im Staub, den ich zu kleinen Häufchen zusammen schob.
Daneben lag der Schlüssel. War ja auch verdammt schwer, die Türe einfach zu öffnen.
Aiden und ich bückten uns nach den Schlüsseln, doch schlugen unsanft mit den Köpfen gegeneinander, worauf er sich fluchend aufrichtete. Und da er es tat, musste ich es wohl oder übel auch tun.
„Mann! Sorry."
Murrte er und ich zog verlegen den Träger meines Kleides wieder ganz nach oben.
„Keine Sache."
Ohne es zu wollen, liefen meine Wangen rot an und ich spürte Ellis Blicke wie Messerstiche.
Eigentlich wollte ich ihr in solch einem Moment nicht auch noch eins auswischen, aber was konnte ich schon für die Hitzeregulierung in meinem Körper.
Blitzschnell schnappte sich die rothaarige Schönheit mit den traurigen Rehaugen die beiden Schlüssel, schloss auf und schlüpfte hinaus.
Bevor mir klar wurde was geschah, knallte die Türe bereits ins Schloss.
Keiner von uns zwei verbliebenen regte sich.
Dann hörte ich wie das klopfe ihrer Absätze auf dem Boden langsam leiser wurde. Fassungslos starrte ich die geschlossene Türe vor mir an.
Ich hatte die Hand noch immer an den schmerzenden Kopf gedrückt, realisierte dann aber mein Dilemma.
Jetzt war ich mit ihm alleine.
Und die Handschellen waren wir nicht los. Denn die Schlüssel hatte Elli.
"So ein Miststück!"
Ich rüttelte am Türknauf und zog Aiden so abrupt mit, dass er gegen mich stiess.
"Uff", ich wollte mich umdrehen um ihn weg zu schubsen, doch ich hatte diese verflixten Handschellen vergessen.
So verfing ich mich und konnte mich irgendwie nicht mehr bewegen.
Schon etwas unvorteilhaft, so zwischen der Türe und ihm eingeklemmt zu sein.
„Ui."
Machte ich und Aiden musste verhalten grinsen.
Es schien ihm ganz gut zu gehen, dafür dass er gerade seine Freundin abserviert hatte. Hatte er doch getan, oder?
"Wenn du fertig bist, hilfst du mir dann mal?"
Er biss sich auf die vollen Lippen, was ziemlich sexy aussah, und schüttelte den Kopf. Seine Haare lösten sich allmählich aus der Haltung, in die sie gebracht wurden und vielen ihm in die Stirn.
Ich reagierte, bevor ich realisierte, was ich tat und dass ich ja eigentlich beleidigt und sauer auf ihn war.
Schnell strich ich ihm eine Strähne zurück in die Form und wollte die Hand dann zurück ziehen.
Doch Aiden war plötzlich ernst geworden, packte meine Hand und zog mich noch enger an seinen nackten Oberkörper.
Ja er war noch immer ohne Shirt, was ich bisher sehr gut verdrängt hatte.
Jetzt nicht mehr.
Ich spürte den Herzschlag in seiner kräftigen Brust und sah ihm in die Augen. In meinem Hals bildete sich ein Kloss.
Riesen Fehler. Das mit den Augen. Denn sofort versank ich in ihnen, hatte das Gefühl mich in dem Waldgrün zu verirren. Aber ich wollte keinen Weg hinaus finden, sondern da bleiben. Bei ihm.
Verächtlich schüttelte ich den Kopf und zwang mich, seine Augen bloss als Augen zu sehen.
Sehorgane die nichts als Schleimige Dinger waren, die in unseren Köpfen steckten.
Er senkte den Kopf langsam und ich legte meinen etwas zurück.
"Wir müssen raus", flüsterte ich ziemlich unmotiviert.
Ich war viel zu beschäftigt damit, seine Lippen anzustarren. Diese verzogen sich zu einem Lächeln und liessen eine Reihe perfekt weisser Zähne zum Vorschein kommen.
"Jup", amüsiert lehnte sich Aiden an die Wand.
"Na dann mach doch was.. Tritt die Tür auf", demonstrativ deutete ich zum Ausgang und sah Aiden erwartungsvoll an.
"Kätzchen, willst du wirklich so schnell weg von mir?"
Meine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
„Ja!"
Er gluckste und hob dann seinen Arm, sodass auch meiner mitgerissen wurde.
„Kannst du aber so oder so nicht."
Das gabs doch nicht. Entgeistert starrte ich ihn an.
"Halt einfach die Klappe und mach etwas um hier raus zu kommen."
Meine Worte wären eingefroren, wenn man sie wie in den Comics als Sprechblase gesehen hätte.
"Bring mich dazu", herausfordernd sah er mich an.
Ein Gedanke jagte durch mein Hirn und ich begann zu lächeln.
"Okay."
Wenn er mich küsste, vergass ich alles um mich herum, und jetzt war der perfekte Augenblick, um herauszufinden ob es ihm auch so ging...
Eigentlich widersprach das ja meinem Vorsatz, hart zu bleiben und ihm die kalte Schulter zu zeigen, aber was sollte das schon bringen. Immerhin hatte er jetzt keine Freundin mehr, also durfte ich das rein rechtlich ja tun.
Also atmete ich tief ein.
Langsam stellte ich mich auf die Zehenspitzen und berührte seine Lippen mit meinen.
Brummend senkte er den Kopf und zog mich enger an sich.
Ich versuchte meine Absicht hinter diesem Kuss nicht zu vergessen und so bugsierte ich ihn langsam Richtung Tür.
Ich vergrub meine Hände in seinem Haar und es war mir egal, ob ich seine Frisur zerstörte oder nicht.
Er stöhnte leise und fuhr mit seinen Händen meinen Rücken hinunter.
Seine Lippen brannten auf meinen und ich musste mich zusammenreissen um die Augen zu öffnen und einen Schritt zurück zu gehen.
Er sah mich verwirrt und unwillig an, als ich mich von ihm gelöst hatte und erkannte mein Vorhaben zu spät. Ich warf mich auf ihn und die Tür gab krachend nach.
Mit einem Rumps landete sie auf dem Boden und Aiden fiel unsanft hinterher.
Ich hingegen landete bequem auf seiner Brust und rappelte mich triumphierend grinsend wieder auf.
Auch Aiden stand von meiner Hand hochgezogen ebenfalls leise fluchend auf und klopfte sich den Staub aus der Hose, wodurch meine Hand kräftig durchgeschüttelt wurde.
Erst jetzt fielen mir die vielen Leute auf, die and den Wänden lehnten, mit Drinks in den Händen, die uns anstarrten. Sofort wurde ich knallrot und sah zu Boden.
Na toll wie dass wohl rüber kam.
Ein Junge und ein Mädchen, der Junge Oberkörperfrei, mit Handschellen aneinandergefesselt und gerade aus der Putzkammer gefallen.
Es gab wirklich niemanden ausser mir auf dieser Welt, der in so viele Fettnäpchen treten konnte. Ich war in dieser Sache echt unangefochtene Weltmeisterin.
Aiden räusperte sich und wies zur Tür.
„Hier ist verbotene Zone. Also raus hier."
Motzend und maulend gehorchten ihm die Fremden und er scheuchte sie vor sich aus dem Zimmer.
Dann schloss er hinter uns die Türe ab und zog mich die Treppe hinunter. Ich musste ihm wohl oder übel folgen.
Unten angekommen hielten wir vergebens nach Elli Ausschau. Das Getümmel war einfach zu unübersichtlich.
Plötzlich spürte ich Aidens Hände an der Hüfte und wurde mit einem Ruck hochgehoben. Nun hatte ich den perfekten Ausblick über alle Köpfe hinweg. Ich entdeckte die niedergeschlagene junge Frau gleich bei ihren Freundinnen in einer Ecke. Mit ganz vielen Abschminktüchern in der Hand.
Ich strampelte mit den Beinen und Aiden liess mich wieder runter.
Dabei entging mir aber nicht Fabios Lachanfall, der sich aus der anderen Ecke erhob. „Also habt ihr es doch noch raus geschafft! Das waren aber mehr als Zehn Minuten."
Kaum setzten meine Füsse wieder auf dem Boden ab, übernahm ich die Führung und zerrte Aiden hinter mir her.
Bei Elli angekommen, stellte ich mich wütend vor sie. Sie sah mich mit verquollenen Augen an und wimmerte kläglich. Okay, vielleicht sollte ich an dieser Stelle etwas mitfühlender sein. Schliesslich wusste ich, wie sich Liebeskummer anfühlte. Er war echt beschissen. Und zudem fühlte ich mich minimal schlecht, weil ich ihren Ex geküsst hatte. Und das nur zwei Minuten nach ihrer Trennung.
„Kannst du mir bitte die Schlüssel geben."
Murmelte ich.
Schniefend und ohne Widerstand drückte sie mir das kleinen Metallstück in die Hand und wandte sich dann wieder ihren Freundinnen zu, die sie trösteten und ihr alle möglichen Mascaras anboten. Ich bekam einige fiese Blicke ab. Doch ich war zu erleichtert, um darauf zu achten. Gott sei Dank. Den ganzen Abend an Aiden gekettet zu sein, wäre nicht gerade prickelnd gewesen.
Ich schloss hastig die Handschellen auf und schüttelte dann meine Hand aus.
Auch Aiden schien ziemlich erleichtert, sich wieder frei bewegen zu können.
"Hey, was macht ihr da? Es sollte doch für den ganzen Abend sein", ein grinsender Dylan stellte sich zu mir und legte den Kopf schief. Sofort fiel ihm das Haar in die Stirn, doch es sah nicht halb so gut aus, wie bei Aiden.
"Du...argh", ich tippte ihm mit dem Finger auf die Brust und blitzte ihn wütend an. "Du hast ja keine Ahnung, wie...", ich suchte nach Worten.
"Toll es war?"
Aiden stellte sich vor Dylan, der Ton seiner Stimme war trocken.
Jetzt sollte sich Dylan lieber aus dem Staub machen.
Ich mein ja nur. Wäre zu seinem Besten.
"Ich bin mir sicher das war es. Aber für Elli wars wohl nicht ganz so hervorragend, was?"
Dylan berührte Aidens unausgesprochene Drohung nicht im geringsten und er wich keinen Zentimeter zurück. Stattdessen wirkte er ziemlich amüsiert.
"Willst du Tanzen, Jessy?"
Lächelnd, als stände vor ihm nicht ein stinksaurer Gang Anführer, sah er zu mir.
Ich schüttelte stumm den Kopf. Zu seinem eigenen Schutz. Etwas überfordert sah ich zu den beiden Jungs.
Dylan bewegte sich noch immer nicht und Aidens Muskeln spannten sich merklich an.
"Sie hat nein gesagt, also verpiss dich endlich", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, man merkte wie viel Selbstbeherrschung es ihn kostete, nicht zu zu schlagen.
"Ähm... Jungs, am besten.."
Ich erhob meine Stimme, wurde aber von Dylan unterbrochen.
"Ich gehen dort hin wo es mir passt. Und hier gefällt es mir gerade echt gut."
Er lächelte Aiden provokant an. Ich meine wir standen im Ecken des nach Schweiss und Alkohol stinkenden Wohnzimmers, so gut konnte es ihm gar nicht gefallen.
Aidens Faust schnellte vor und landete in Dylans Bauch.
Dieser krümmte sich, lief dann aber vorwärts und rammte seinen Kopf ebenfalls in Aidens Bauch, sodass die beiden umfielen.
"Verdammt", murmelte ich und wusste nicht was ich tun sollte. Sie erinnerten mich an Elli und mich selbst.
Die Gang war sich Schlägereien gewöhnt und so tanzten alle einfach unberührt weiter. Das war so der Brauch, dass sich bloss der engste Freundeskreis um die Schlägerei kümmerte, da das ansonsten in einem Chaos ausarten würde.
Aiden kauerte über Dylan und schlug ihm mitten ins Gesicht, doch Dylan konterte sogleich mit einem Tritt ans Schienbein und so ging es auch weiter. Keiner hatte vor, nachzugeben.
Fabio, Knut und die anderen Kumpels von Aiden versuchten vergebens, die zwei auseinander zu reissen, ohne eine Faust zu kassieren.
Ich blickte genervt von einem zum anderen.
"Scheisse", fluchte Fabio und stemmte sich mit aller Kraft gegen Aiden, während Dylan von anderen festgehalten wurde.
Doch die beiden dachten nicht daran, voneinander ab zu lassen. Sie stemmten sich gegen die Jungs, die bereits rot anliefen vor Anstrengung.
"Verdammte Scheisse jetzt hört endlich auf damit ihr Arschlöcher!!"
Ich hatte ziemlich laut geschrien, und tatsächlich hielten die beiden inne.
Ich sah Aiden vorwurfsvoll an und atmete dann erledigt aus. „Danke."
Das war ja ein toller Abend gewesen.

Jap Sternchen, hasst ihr Elli noch immer? Ich danke euch für eure enorme Unterstützung bei diesem Buch! Love you
Angora77

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