∞ 29 Ich liebe dich

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Es blieb mir kaum Zeit, mich zu orientieren. Alles was mir auffiel, war, dass die Sonne bereits schräg am Himmel stand. Es war also Morgen. Wir waren
Mindestens sechs Stunden in diesem Bunker festgehalten worden. Wer weiss, was in dieser Zeit vielleicht alles passiert war.
„Los! Schnell, wir müssen von der Wiese runter, bevor uns noch jemand sieht!"
Jake rannte los, mich zog er hinter sich her. Bei jedem Schritt und jeder Vibration, die meinen Körper erfasste, schmerzte meine Schulter.
Das Gesicht schmerzlich verzogen, versuchte ich, mit dem Tempo der beiden Jungs mitzuhalten. Doch das war gar nicht so einfach.
„In den Wald und so weit weg von der Strasse wie möglich! Dann sind Ihre Chancen, uns zu finden geringer!"
Als wir endlich den Wald erreichten und ich knirschendes Laub und kleine Äste unter meinen Sohlen spürte, konnte ich fast nicht mehr. Mir war schwindelig und meine Schulter schmerzte höllisch.
„Komm Jessy, nur noch etwas tiefer, sie dürfen uns nicht entdecken!"
Spornte mich Jake an und ihm zuliebe strengte ich mich an.
Meine Beine fühlten sich wie Blei an, als wir weiter rannten und meine Lungen schienen Feuer gefangen zu haben. Das Blut pulsierte in meinem Kopf und ich konnte es hören wie einen Trommelwirbel.
Dann stolperte ich und hielt taumelnd inne.
Uns umgab nun Wald, wohin man auch blickte. Das grüne Blätterdach hatte sich schützend über uns geschlossen, nur einige Sonnenstrahlen erreichten den dicht bewachsenen Boden. Gestrüpp verfing sich zwischen meinen Beinen.
„Scheisse, sie kann so nicht mehr rennen."
Rief Jake Aiden zu. In Null Komma nichts stand er neben mir.
Mit diesen waldgrünen Augen musterte er mich. „Deine Naht ist aufgegangen. Es blutet wieder."
Ah ja? Das hatte ich gar nicht bemerkt. Doch als ich hinsah, bemerkte ich auch das rote Blut, das langsam immer mehr weisse Stoffteile verschlang und rot färbte.
„Ich weiss nicht, ob ich noch lange mithalten kann."
Keuchte ich und sah die beiden missmutig an.
„Es tut mir leid."
Jake umarmte mich vorsichtig.
„Wag es nicht, dich zu entschuldigen, Schwesterherz. Wir sind schliesslich der Grund dafür, wieso dir das angetan wurde. Ich hatte es versucht, doch du bist trotz allem hineingezogen worden."
Er umfasste mein Gesicht mit den Händen.
„Dann laufen wir eben in deinem Tempo weiter."
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein. Das lasse ich nicht zu. Wenn sie und erwischen, war alles umsonst. Ihr seid fitter als ich, rennt weiter bis ihr einen Weg raus aus dem Wald findet und gelangt irgendwie nach Hause. Die anderen müssen wissen, dass wir frei sind."
„Sicher lasse ich dich hier nicht einfach zurück!"
Protestierte mein Bruder und verzog die Lippen.
Dann war plötzlich Aiden neben mir und stützte mich, als ich leicht nach links kippte. Ich liess es zu.
„Sie hat recht. Renn du voraus, Jake. Informiere so schnell wie möglich die anderen. Ich bleibe hier mir Jessy und wir folgen dir so schnell wir können."
Sprachlos blickte ich Aiden von der Seite an, doch er ignorierte es und richtete seine schönen Augen auf Jake. Ich sah; dass mein Bruder nicht überzeugt war. Aber wir konnten es nunmal nicht riskieren, alle drei wieder geschnappt zu werden, nur weil ich zu langsam war.
Das musste er auch einsehen.
„Na gut. Aber du beschützt sie. Versprochen?"
Aiden nickte ernst. „Versprochen."
Jake küsste mich auf die Wange.
„Ich komme dich holen. Und danach rächen wir uns bei Angel."
Ich nickte schwach lächelnd. Dann drehte sich mein Bruder um und rannte wieder los. Er war schnell, bald verschwand sein Rücken zwischen den Baumstämmen und dem Dickicht um herum. Als ich ihn völlig aus dem Blick verloren hatte, seufzte ich und trottete los.
Ich zwang mich, immer schön ein Bein vor das andere zu ziehen.
Aiden ging neben mir. Wir schwiegen eine Weile. Ich war unglaublich wütend auf ihn. Und ich war verwirrt.
Schliesslich hielt ich das zwitschern der Vögel und das knacksen der Äste um uns nicht mehr aus.
„Wieso hast du das getan?"
Fuhr ich ihn an und er hob die Brauen.
„Was, dich nicht allein zurück gelassen wie ein Arschloch?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein. Wieso hast du ihn erschossen."
Er schwieg eine Weile und starrte nur geradeaus, während ich ihn genau von der Seite beobachtete. Sein Kiefer war angespannt, seine breiten Schultern gestrafft.
„Weil er ein Feind war."
Ich verzog die Lippen.
„Und das war alles?"
Wieder Schweigen. Dann atmete er langsam ein.
„Nein. Ich wollte nicht, dass du stirbst."
Ich nickte.
„Ist dir vielleicht mal die Idee gekommen, dass ich das nicht wollte?"
Er sah mich gespielt belustigt an. Auch wenn ich sah, dass er nur versuchte, seine Unsicherheit zu überspielen. Und Aiden war nie unsicher.
„Du hattest also die feste Absicht, da drin abzukratzen?"
Ich blitzte ihn erbost an. Wieder kam mir der Mann in den Sinn, der gestorben war bei dem kläglichen Versuch, uns zu helfen. Wir würden auch ihn rächen.
„Nein. Das meinte ich nicht. Ich wollte nicht, dass du dein eigenes Leben für mich riskierst."
Aiden zuckte die Schultern.
„Das ist mir egal."
„Du bist so bescheuert."
„Mag sein."
Jetzt blickte er mir direkt in die Augen. Sie funkelten schaurig stark.
„Aha."
Dann fuhr er sich durch die Haare und blickte hinauf in die Baumkronen.
„Ich habe nicht nachgedacht, als ich es getan habe."
„Aber du wusstest, dass da ein Typ mit nem Messer auf dich losgeht, oder?"
Er nickte.
„Ja. Aber ich konnte nur daran denken, den Typen abzuknallen, der dir weh tun wollte."
Mein Herz begann Sprünge in meiner Luft zu absolvieren, die Turnierreif waren.
Ich spürte auch die Hitze in meinem Gesicht. Hoffentlich bemerkte er es nicht.
Ich sah, wie Aiden drum und dran war, sich wieder zu verschliessen. Doch dieses mal würde ich es nicht zulassen.
Dieses Mal würde ich alles auf eine Karte setzen. Nachdem was wir heute Nacht passiert war wusste ich einfach, dass wir viel zu wenig Zeit hatten, Spielchen zu spielen.
„Ich bin damals nur weg gerannt, weil ich Angst hatte. Angst vor dem, was ich gefühlt hatte, als ich dich geküsst habe."
Entfuhr es mir und Aiden blieb stehen.
„Was?"
Ich nickte und lief weiter, in der Hoffnung, so mein rotes Gesicht vor ihm verstecken zu können.
„Ja. Ich hatte danach mit dir darüber reden wollen, aber da hast du schon Elli angeschleppt gehbat."
„Deshalb warst du so rasend vor Wut."
Ich biss die Zähne zusammen.
„Teilweise. Es liegt aber auch etwas daran, dass sie einfach eine Bitch ist."
Ich konnte ihn leise lachen hören.
„Weisst du was, Jessy?"
Ich schüttelte den Kopf. Er joggte neben mir.
„Ich habe mir Elli nur geangelt, weil ich es uns so leichter machen wollte. Ich dachte, so würdest du dich nicht von mir bedrängt fühlen."
Ich lachte trocken auf.
„Naja und ich habe dich einfach für ein ziemliches Arschloch gehalten."
Gestand ich und er murmelte irgendetwas unverständliches.
„Ich war ziemlich verwirrt, als du so eifersüchtig reagiert hast. Aber dann habe ich es kapiert."
Ich getraute mich, ihn anzusehen und blickte direkt in funkelnde Augen. Er hatte die Lippen zu einem unwiderstehlichen Lächeln verzogen.
„Wieso?"
Misstrauisch bog ich mit der gesunden Hand einen Ast zur Seite, der in der Luft vor mir baumelte. Ich konnte nur hoffen, irgendwann aus dem Wald herauszufinden.
„Weil du mich magst. Und zwar ziemlich fest."
Ich schnappte nach Luft und spürte sofort wieder diese Hitze, die mich von Kopf bis Fuss erfasste.
„Gar nicht...das musst du ja gerade sagen!"
Ging ich zum Gegenangriff über.
„Du hast mir im Bus von Long Island einen Korb gegeben, mich dann geküsst, danach mit einer anderen geschlafen, und jetzt hast du dein Leben für mich riskiert!"
Ich war völlig ausser Puste, so sehr raste mein Herz in meiner Brust. Jetzt war alles offen. Wir waren endlich ehrlich miteinander und ich hatte Angst davor, was nun passieren würde.
„Wieso hast du das alles getan? Ha?"
In meiner Stimme schwang leichte Verzweiflung mit. Ich verstand es wirklich nicht.
Aiden kniff kurz die Augen zusammen und schien sich innerlich zu winden.
Dann hielt er mich am Arm fest und zog mich zurück zu sich.
Er presste seine Stirn gegen meine und legte seine Hände auf meinen Rücken.
Ich war unfähig, mich zu bewegen und starrte ihn nur an. Er war mir so nahe.
„Weil ich dich verdammt nochmal liebe, Kätzchen."
Hauchte er mit rauer Stimme. Alles in mir zog sich zusammen und ich öffnete den Mund, ohne dass ein Ton herauskam.
„Deshalb. Weil ich trotz aller Anstrengung meine Gefühle für dich nicht verdrängen kann."
Er sah mir direkt in die Augen. Das erste Mal, seit wir uns kannten, hatte ich das Gefühl, dass er wirklich aufrichtig zu mir war. Und es war berauschend. Diese Worte aus seinem Mund zu hören, es war als würde die Welt um mich in neuem Glanz erstrahlen.
Langsam breitete sich ein unaufhaltbares Lächeln auf meinen Lippen aus.
Aiden blinzelte misstrauisch.
„Was?"
Ich freute mich so sehr, dass ich am liebsten an Ort und Stelle herum gehüpft wäre.
„Ich habe mich auch in dich verliebt, du Trottel."
Flüsterte ich und nach einem Moment des Erstaunens breitete sich ein freches Grinsen auf seinem Gesicht aus.
„Das wusste ich."
Ich schlug ihn auf die Schulter.
„Halt doch die Klappe."
„Tue ich, wenn du mich küsst."
Das liess ich mir nicht zweimal sagen. Ich senkte meine Lippen auf seine und genoss die Blitze, die durch meinen Körper zuckten. Als er seine Lippen bewegte und mich mit den Händen näher an seinen Körper drückte, hörte meine Schulter auf zu schmerzen. Ich hatte das Gefühl, zu schweben. Endlich war zwischen uns alles geklärt. Wir hatten uns endlich eingestehen können, was wir fühlten und es war gut. Sogar sehr gut.
Als Aiden sich von mir lösten, wirkte er äusserst zufrieden.
„Weisst du, etwas gutes hat die ganze Scheisse, die wir durchgemacht haben, doch."
Ich war noch immer damit beschäftigt, meine Hormone und Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen.
„Achja? Und was?"
Sein Gesicht war vor meinem und ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen.
„Ab jetzt kann ich dich küssen, wann immer ich will."
Ich lächelte und fuhr ihm über die Wange.
„Das habe ich aber nie gesagt."
„Es ist aber so. Weil du jetzt mir gehörst."
Ich schnaubte.
„Ich gehöre niemandem Aiden."
Er legte den Kopf schief.
„Na gut. Aber du gehörst jetzt zu mir."
Eine wohlige Wärme durchströmte meinen Körper uns ich spürte den kalten Windzug auf meinem zu grossen Teilen nackten Oberkörper nicht mehr.
„Ja. Das fände ich schön."
Flüsterte ich und er küsste mich nochmals kurz.
„Jap. Fühlt sich gut an."
Ich kam aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus. Und das obwohl wir immer noch in Gefahr schwebten.
„Wir müssen weiter."
Hauchte ich und er nickte entschlossen.
„So schnell wie möglich raus aus dem Wald."
Er nahm meine Hand und schob seine Finger zwischen meine. Es fühlte sich irgendwie so richtig an.
Ich starrte ihn an und er grinste leicht, den Kopf schief gelegt.
„Was? Nicht gedacht, dass ich so ekelhaft kitschig sein kann?"
Ich konnte nur lächeln.
„Ich liebe es."

Es vergingen gefühlte Stunden, bis wir endlich an eine Hauptstrasse traten, die zwischen dem Wald verlief. Der graue Beton durchkreuzte die stille Natur. Immer wieder fuhren Autos mit einem Krach an uns vorbei, dass ich zusammenzuckte.
Zuerst hatte Aiden nicht neben der Strasse herlaufen wollen. Falls das auch die Route der Survivors sein sollte. Aber danach hatte ich ihn überzeugt, dass wir nunmal eine Mitfahrgelegenheit brauchten. Wir wussten schliesslich immer noch nicht, wo wir uns befanden.
Den Daumen nach oben haltend, schleppte ich mich vorwärts. Zu einer anderen Zeit hätten die Autos sofort für mich angehalten.
Doch jetzt war mein Haar zerzaust und drahtig, meine Schulter und Teile meines Armes blutig und meine kurzen Sachen voller Schmutz. Ich sah aus wie eine lebendige Leiche, ich hätte auch nicht für eine so zwielichtige Person angehalten. Ein Wunder, dass mich Aiden bei diesem Look geküsst hatte.
„Komm schon, halt an", murmelte ich, als sich ein altes Auto näherte, dessen Lack sich langsam vom Auto löste. Es sah echt alt aus und hinter dem Steuer sass ein Mann mit langem Bart und buschigen Augenbrauen. Im Holzfällerhemd.
Als er mich sah, machte er grosse Augen und fuhr sofort an den Rand. Er kurbelte das Fenster von Hand runter.
„Lady, geht es Ihnen gut? War das dieser Mann?"
Ich schüttelte eifrig den Kopf, einfach erleichtert darüber, endlich jemanden angehalten zu haben.
„Nein, nein das ist mein Freund. Wir waren wandern, sind von der Route abgekommen und ich habe mich verletzt. Würden sie uns bitte mitnehmen," fragte ich ihn mit traurigen Augen.
Er schien nicht ganz überzeugt zu sein. Die Pistole an meinem Rücken gab ihm recht. Wer weiss, wie ich reagiert hätte, wenn er nicht ja gesagt hätte.
Doch das tat er. Er hatte sogar eine Decke für mich im Auto. Auf die Frage hin wohin wir fahren wollten, machte er grosse Augen.
„Ihr seid hier im Pochuk Mountain State Forest. Das ist ganz schön weit weg von eurem Zuhause."
Eineinhalb Stunden, um genau zu sein. Doch dieser vom Himmel geschickter Engel tat es, uns zu liebe.
Er erkundigte sich sogar, ob er uns direkt ins Krankenhaus fahren sollte. Doch wir verneinten.
Die ganze Fahrt über, plapperte der freundliche alte Mann uns die Ohren voll. Er hatte nicht einmal gefragt, wieso ich so ein Outfit beim Wandern trug. Er hatte wahrscheinlich gemerkt, dass es intelligenter war, keine Fragen zu stellen. Ich hatte meine erschöpften Glieder ausgestreckt und Aiden hatte seine Hand auf meine gelegt und nicht mehr weg genommen. Ein gutes Gefühl. Nicht mehr so tun zu müssen; als hasste ich ihn. Er kannte nun meine Gefühle und ich die seinen. Und als ich ihn vorhin meinen Freund genannt hatte, hatte er gelächelt.
Und eineinhalb stunden später, rollte er vor Aidens Haus hin, aus dem sofort eine Gruppe Leute stürzte.
Etwas überfordert umklammerte der alte Mann sein abgewetztes Lenkrad, als die Türen hinten aufgerissen wurden, und mir helfende Hände entgegen gestreckt wurden.
Ich befand mich halb in Trance, so kaputt war mein Körper. Ich liess mich einfach herausziehen und wurde von Jake und Leonie sofort in die Arme geschlossen.
„Alles gut, wir haben es geschafft. Wir sind in Sicherheit", raunte mit mein Bruder ins Ohr und klang so erleichtert wie ich ihn selten hörte.
„Hier, das ist für Sie", Fabio steckte dem alten Mann einige Geldscheine in die Tasche seines Hemdes, obwohl dieser protestierte. Danach tuckerte er aber zufrieden davon, nicht ohne mir nochmals zugewunken zu haben.
„Jessy, was ist passiert?"
Simons bullige Statur quetschte sich zu mir durch. Sofort war da Kenans Hand, die ihm einen Klapf auf den Hinterkopf gab.
„Halt doch die Klappe, Jake hat schon alles erzählt. Siehst du nicht, dass sie völlig kaputt ist?"
„Tschuldigung", nuschelte der blonde Riese. Ich musste leicht lächeln. Es war hier alles noch wie vorher. Es hatte sich nichts verändert.

Als ich mir eine angenehme Dusche, eine Ärzteaktion von Lucas und einen halben Tag Schlaf gegönnt hatte, war es wieder Abend. Ich gesellte mich zu den anderen des inneren Kreises, die sich auf dem Sofa und darum herum versammelt hatten.
„Hier, du musst wieder zu Kräften kommen. Das habe ich dir aufbewahrt."
Meinte Dylan lächelnd und hielt mir einen Teller mit Bolognaise hin. Ich nahm ihn dankend an.
„Das ist nahe genug, Würstchen."
Kommentierte Aiden.
„Du kannst mir sowas nicht befehlen. Du bist nicht ihr Vormund", setzte sich Dylan genervt zur Wehr.
Ich biss die Zähne zusammen. Ich mochte Dylan, auch wenn nichts romantisches zwischen uns entstanden war, was er sich offensichtlich wünschte. „Doch das kann ich. Denn ich bin ihr Freund."
Es wurde schlagartig ruhig.
Aiden hatte die Bombe also platzen lassen. Ganz toll. Ich schluckte den Bissen in meinem Mund mühsam hinunter und liess meinen Blick über die Anwesenden schweifen.
Leonie schien ganz aus dem Häuschen und war die Erste, die sich auf mich stürzte.
„Ich wusste es doch! Meine Güte ich wusste es!"
Kreischte sie freudig, während ihre Arme mich fast erwürgten. Fabio und Knut klopften Aiden auf die Brust und auch Kenan, Sam und Simon drückten ihr Wohlwollen ebenfalls mit herzlichen Umarmungen aus.
Mein Blick wanderte von Dylan, der nur nickend weg trottete, zu Lucas. Er sass auf dem Sessel mir gegenüber und starrte mich nur an. In seinem Blick lag nicht die übliche Zuneigung, der Schalk, den ich so an ihm mochte. Er war völlig verschlossen. Leon bedachte seinen besten Freund mit einem mitleidigem Blick. Ich schluckte und wandte dann den Blick ab. War Lucas wütend auf mich? Möglich, schliesslich hatte ich ab und zu mit ihm geflirtet und auch tiefgründige Gespräche mit ihm geführt. Und ich hatte mich auch etwas in ihn verknallt, doch das mit Aiden war anders. Bei ihm explodierte ein Feuerball in mir. Ich hoffte, Lucas später noch antreffen zu können, um mit ihm zu sprechen. Unsere Freundschaft sollte nicht darunter leiden, was wir nicht aussprachen. Doch das aller wichtigste im Moment war Jake.
Er hatte die Hände verschränkt und auf die Knie gestützt und starrte auf den Boden. Die braunen Haare hingen ihm in die Stirn.
Er hatte noch gar nichts gesagt, oder getan.
Ich war näher zu Aiden gerückt, der seinen Arm auf die Lehne des Sofas hinter mir gelegt hatte.
Als sich die anderen wieder setzten, huschten auch ihre Blicke zu meinem Bruder.
Wir alle wussten, wie tief die Feindschaft zwischen Aiden und ihm sass. Wie sehr sie ihren Frust über Angel jahrelang aneinander ausgelassen hatten.
„Ich habe dich gewarnt, die Finger von ihr zu lassen, Parker."
Meinte Jake dann und hob den Kopf. Aiden erwiderte seinen Blick stur.
„Das konnte ich aber nicht."
Ich schluckte.
„Sie ist meine Schwester. Eigentlich sollte ich dir dafür eine Reinhauen."
Ich sah ihn bittend an. Er sollte mir mein Glück bitte nicht durch eine alte Feindschaft zerstören. Ich liebte meinen Bruder, doch ich wusste auch, dass er eine Beziehung zwischen Aiden und mir schwierig gestalten konnte, wenn er wollte.
„Jake, bitte."
Flüsterte ich leise und er verzog das Gesicht. Dann seufzte er.
„Wenn du ihr jemals weh tust, dann bringe ich dich um."
Meinte er dann und Fabio lehnte sich etwas auf der Couch nach vorne.
Doch mein Gesicht hellte sich auf. Ich kannte ihn. Ich wusste, was nun kam.
„Aber sie scheint glücklich zu sein. Und wenn du es bist, der sie glücklich macht, dann stehe ich dem nicht im Weg."
Ich begann zu strahlen und fiel meinem Bruder kurzerhand um den Hals.
„Danke." hauchte ich in sein Ohr und er drückte mich fest an sich. Das Gefühl der Nähe zu meinem Bruder war beruhigend und es erfüllte mich mit einer tiefen Zufriedenheit.
„Du musst mir aber versprechen, sie zu beschützen wie ich es tun würde."
Ich sah nicht, wie Aiden reagierte, doch Jake wirkte zufrieden.
„Gut."
Erleichterung durchströmte mich.
„Na dann, jetzt dürfen wir wohl keine Sprüche mehr über dich reissen, Jess, jetzt wo du in festen Händen bist."
Meinte Kenan spasseshalber und ich grinste breit.
„Durftet ihr auch vorher nicht", mahnte Jake seinen Freund und Gelächter brach aus.
„Aber ernsthaft. Keine Sprüche. Sonst knallts."
Betonte Aiden ernst. Oh ja, daran würden sie sich halten. Niemand wollte sich mit ihm anlegen. Niemand ausser Dylan. Aber als ich mich nach ihm umsah, war er weg.
Dann setzte ich mich wieder neben Aiden, den ich nun offiziell als meinen festen Freund bezeichnen durfte. Grinsend lehnte ich den Kopf an seine Schulter. Es war ein wunderbares Gefühl, akzeptiert zu werden. Und nun endlich mit Sicherheit zu wissen, dass Aiden mich genauso wollte, wie ich ihn.
„Na gut, wir alle freuen uns für euch", setzte dann Fabio an. Keine Reaktion von Lucas.
„Und wie!" Rief Leonie dazwischen.
„Aber", setzte Fabio seinen Satz fort. „Wir müssen uns jetzt leider über die Survivors unterhalten."
Sofort war die Freude verflogen.
„Bevor Jake hier ankam, hatte Angel bereits einen Boten geschickt. Wir hätten uns auf eine Amtsübergabe vorbereiten sollen. In irgend einem Naturpark."
Ich nickte.
„Ja, dort hat sie uns gefangen gehalten. In irgend einem alten Bunker, der wohl nicht mehr benutzt wird."
„Sie ist jetzt sicherlich frustriert, dass ihr ihr Trumpf entkommen ist. Aber ich denke nicht, dass sie aufgeben wird."
„Nein, so ist sie nicht. Wir müssen uns wappnen und zurückschlagen, so schnell es geht. Wir müssen trainieren und mehr Leute anwerben. Sie wird nicht aufgeben."
Jake sprach über Angel, als würde er sie kennen. Und das tat er auch. Genauso wie Aiden. Wenn ich saran dachte, dass er sie mal geküsst hatte, dass er mal mit ihr...ein tiefes Gefühl der Eifersucht und wut machte sich in mir breit. Für das, was sie meinem Bruder, Aiden, Leon, dem Männlein und mir angetan hatte, würde sie bezahlen.
Ich hatte das Männlein nicht retten können, aber ich würde ihn rächen. Er mochte unbedeutend sein, doch er hatte alles für unsere und seine Freiheit riskiert. Ich würde mich für ihn an ihr rächen. Und dieses Versprechen würde ich halten.
„Wir sind dran, mehr Trainingsorte zu schaffen, die vor den Bullen sicher sind. Der Zuwachs der Gang ist enorm, unsere Auseinandersetzung mit den Survivor hat sich herumgesprochen."
Meinte Leon sachlich. Sein Gesicht war noch immer mit Bläueln übersät und sein linkes Auge war immer noch leicht geschwollen.
„Ja, es gibt wohl viele, die sie genauso hassen wie wir. Und deshalb schliessen sie sich uns an."
„Nur deshalb?"
Hakte ich nach.
Sam schüttelte den Kopf.
„Nein, auch weil sie sich genauso nach einer Familie sehnen wie wir alle. Nach Schutz und Zugehörigkeit."
Das war in der Tat ein guter Grund.
„Lasst uns morgen die Einzelheiten besprechen und Spione schicken, die herausfinden sollen, was Angel als nächstes tut. Ich bin zu erledigt, für heute."
Meinte Jake und rieb sich die Schläfen.
„Gut."
Langsam löste sich die Gemeinschaft auf, ich umarmte Jake zum Abschied, als er sich wieder auf den Weg zu uns nach Hause machte.
„Ich liebe dich", sagte ich zu meinem Bruder und er lächelte.
„Ich dich mehr, kleine Schwester. Ruh dich aus."
Das hatte ich vor.
Doch kaum hatte ich mich auf den Weg nach oben in mein Zimmer gemacht, legte sich ein schwerer Arm um meine Taille.
„Für heute können wir die Sorgen vergessen. Oder?"
Hörte ich Aidens raue Stimme neben mir und sogleich wurde mir warm.
„Ja."
Er lenkte mich in die Richtung seines Zimmers.
„Was genau wird das?"
Hakte ich nach und in meinem Bauch begannen die Schmetterlinge wieder aktiv zu werden.
„Du schläfst heute bei mir", murmelte er, als er die Türe aufstiess und ich konnte bloss nicken.
Sein schwarzes Shirt und die grauen Jogging Hosen sahen verdammt gut aus.
Dann warf er sich auf sein grosses, schwarz lackiertes Bett.
Er grinste sein typisches Aiden- grinsen, aber ich konnte etwas darin erkennen, dass meine ohnehin schon erhitzten Körper noch mehr erwärmte.
Liebe. Zuneigung. Offene Gefühle.
Ich tappte unbehaglich auf derselben Stelle, nachdem ich die Türe mit einem Ruck zugeknallt hatte. Das Zimmer war schön. Ein kleiner Fernseher, ein farblich passender Schrank mit grossem Spiegel. Das Zimmer war sehr schlicht eingerichtet, aber ich hätte es mir auch nicht anders vorstellen können.
„Hast du Schiss?"
Meinte Aiden provokant und wies auf den leeren Platz neben ihm.
Ich reckte das Kinn.
„Pff." machte ich. Doch ich hatte sehr wohl Schiss. Schiss davor, ihm nahe zu kommen. In einem Bett zu liegen mit ihm, war etwas intimes. Ich erinnerte mich nur zu gut an Long island. Doch damals war nichts passiert. Und dieses Mal? Erwartete er es vielleicht von mir? War ich dafür bereit?
Ich lief rot an.
„Du musst dich nicht schämen."
Meinte er plötzlich ernst und legte den Kopf schief. Eine typische Geste für ihn.
„Tu ich nicht."
Murmelte ich. Eine riesige Lüge. Was wenn ich ihm nicht gefallen würde? Ich bekam es mit der Angst zu tun. Eine dumme Angst. Wenn er mich liebte, würde er jeden Teil an mir lieben.
„Dann komm. Wir kuscheln."
Ich hob den Blick.
„Kuscheln?"
Er nickte, noch immer mit diesem wunderschönen Lächeln auf den vollen Lippen.
„Ja. Du musst nicht so angespannt sein. Du musst nichts tun, wozu du nicht bereit bist."
Bei ihm klang das so einfach. Voller Akzeptanz. Als wäre es keine Frage. Das nahm mir die Anspannung.
Ich kroch zu ihm unter die Decke und blickte ihn verlegen an.
Er legte einen Arm um mich und zog mich näher zu sich.
Dann deckte er uns zu und die weiche Bettdecke, die so gut nach ihm Roch, umhüllte uns.
Ich legte den Kopf zögernd auf seine Brust und lächelte selig.
Er hatte einen Arm auf meiner Hüfte platziert und mit der anderen umschloss er sanft meine Hand.
„Ich bin froh, hier bei dir zu sein. Es fühlt sich gut an."
Hauchte ich leise und betrachtete unsere umschlungenen Hände.
„Du musst nie wieder irgendwo anders hin."
Murmelte er und küsste mich auf den Kopf.
Ich gähnte leise und meine Liefer wurden schwer. Ob Aiden mich noch lange so im Arm gehalten hatte, wusste ich nicht, denn ich war schon eingeschlafen. Und das erste Mal in meinem Leben, verfolgten mich keine Albträume.

Ulala, ein Moment auf den wahrscheinlich einige von euch gewartet haben! Wie fandet ihr das Kapitel? Und was denkt ihr zu Lucas und Dylans Reaktion auf Aidens Verkündung?
Ich bin gespannt, wie es weiter geht, ihr auch? ;)
Alles liebe
Angora77 ☽

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