∞7 Die wahre, alte Liebe

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Der Flug dauerte wirklich nicht lange.
Dylan hielt die Klappe und ich sah aus dem Fenster.
Ich sah die dunkeln Wolken.
Nass und tief hingen sie am Himmel, also wollten sie einen schlechten
Tag ankünden.
Ich konnte Teile der Stadt unter uns aus machen, vor allem die Hochhäuser und die Geschäftsbauten stachen aus der Anzahl heller Häuser und Strassen.
Sie waren von hier oben alle so klein, so unwirklich und unwichtig.
Selbst die Wassermassen vor dem, mit Containern gefüllten Hafen schienen nichts zu sein.
So kleine Überwindungen, als würde der Ernst des Lebens gar nicht dort unten statt finden können.
Und doch tat er es.
Bald sogar.
Ich spürte wie das Flugzeug an Höhe verlor, der Pilot machte seine Sache gut und vorsichtig.
Doch ich wollte nicht runter.
Ich hatte mich an jede Sekunde geklammert die ich hatte und nun ging der letzte Moment zu Ende, den ich in Erinnerung behalten wollte.
Vielleicht klappte alles, ich traf all die inneren Massnahmen bloss wegen diesem Gefühl.
Und ich hatte das Gefühl dass wir vom Himmel geschosse wurden.
Als sich das Flugzeug weiter senkte und die Container und Menschen wieder grösser wurden, war ich gezwungen wieder in die Realität, das echte Leben hier unten ein zu treten.
Den Ruck als wir auf der Erde aufsetzten spürte ich beinahe nicht.
Ich sah bloss viele Container, das Flugzeug schrammte an einigen Stellen gegen harte Teile, ein Hafen war kein idealer Landeplatz.
Aber die Eltern der Geiseln oder allgemein die Verwandten, mussten der Regierung ordentlich Feuer unter dem Hintern gemacht haben.
Sie scheuten vermutlich keine Kosten, wie man immer so schön sagte.
Es dauerte eine kurze Weile bis die riesige Maschine hielt.
Ich schloss unmerklich die Augen.
Auch das würde vorbei gehen.
Heute Abend spätestens wusste ich dass es vorbei war.
Vielleicht wurde bald alles wie immer und all meine Panik war umsonst.
So musste es sein.
Meine Hände vergrub ich zwischen denen von Aiden, sodass niemand sah wie sie zitterten.
Trotz meiner Mauer war Angst nicht zu verhindern.
Anders als sonst, wenn ich vollkommen gefühlskalt wurde.
Etwas schien die Mauer zu blockieren, sie liess sich nicht vollständig schliessen.
Doch ich liess es mir nicht anmerken, versuchte die Aufsteigende Gefühlswelle nieder zu ringen und lief neben Aiden zum Ausgang.
Als ich ausstieg und mir der salzige und nach Tang riechende Wind entgegen schlug, konzentrierte ich mich auf die Umgebung, um meinen menschlichen Gefühlen so wenig Raum wie möglich zu geben.
Ich lief hinunter, Aidens zerzausten Schopf unter mir, er hatte sich erneut vor mich gedrängt.
Mein Blick schweifte über die Umgebung.
Ich hatte schon viel gesehen, aber eine Geiselnahme von aussen zu betrachten, die andere Rolle zu besetzen sah ganz anders aus.
Das Dock grenzte unweigerlich an das dunkel Grüne Wasser, auf dem einiges Treibholz schwamm und immer wieder an den Rand prallte, worauf kleine Wellen zu hören waren. Friedlich eigentlich, wenn man den Rest und den Geruh nach Tot nicht mit ein bezog.
Das Meer erstreckte sich weit nach hinten und die Sonne war hinter den Wolken verschwunden.
Der Hafen war vollkommen still gelegt.
Kranen mit Gewichten standen an Ort und Stelle, viele Container standen auf dem breiten Gelände herum und etliche Häuser mit Booten grenzten an das Wasser.
Eines davon war in fünfzig Metern Abstand abgsperrt, ziemlich genau hier stiegen wir nun aus.
Überall wuselten Männer in Uniformen umher, viele Geräte waren aufgestellt und Offiziere diskutierten miteinander während sie davor standen und wohl überlegten wie man rein kam.
Sie wiesen auf Stellen am Bildschirm, der durch eine weisse Plane vor Regen geschützt war.
Die andern Geräte die zu der Überwachung dienten, waren ebenfalls besetzt und jede kleine Veränderung wurde gemeldet.
Es war erstaunlich dass keine Reporten in Massen heran strömten.
Doch wahrscheinlich hatte die Regierung nicht gewollt dass man sah wen sie zu Hilfe riefen.
Der Untergrund würde es dennoch sehen.
Und als Sieg auffassen, egal wie es hier endete.
Wir waren die ersten die so etwas je gewagt, oder mit gemacht hatten.
Al ich den Boden unter meinen Füssen spürte schoss mein Blick hoch.
Aiden reihte sich neben mir ein und seine Schulter berührte meine, eine sanfte unscheinbare Berührung.
Dennoch gab sie mir neue Kraft.
Das Treiben hielt inne, die meisten der Bullen blieben stehen, es war wohl such für sie schwer, nicht in alte Gewohnheiten zu verfallen.
Schliesslich standen sich hier zwei Erzfeinde gegenüber und waren gezwungen zusammen zu arbeiten.
Ein Mann mit mehreren Abzeichen und einer etwas ausgeschmückteren Uniform trat auf uns zu, seine Erfahrenen Augen scannten uns ab.
Trotz trat in meine Augen, die Kühle Seite ergriff kurz die Macht, wie immer wenn es wirklich darauf an kam.
Leonie und Lora standen etwas hinter uns, so konnte er nur mich als Mädchen sehen.
Er hob die Brauen, und ich verzog die Lippen zu einem verächtlichen Lächeln.
Mir war klar was er dachte.
Doch er kannte mich nicht.
Nur aus den Erzählungen.
Er schien nicht zu wissen wie er uns begrüssen sollte, normaler Weise war das die Stelle, an der wir gegenseitig aufeinander Schossen.
Aber jetzt sollten wir zusammen eine andere Gefahr ausschalten.
"Also...Dylan hat Sie schon aufgeklärt?"
Sein Blick huschte zu dem genanten, der eifrig nickte, beinahe ängstlich, dass ein Fehler gefunden werden könnte.
"Ja, wir wurden informiert."
Aiden klang kalt und erbarmungslos, viele der Cops liessen ihre Hände über die Dienstwaffen gleiten.
Sogleich griff auch unsere Seite zu den Waffen.
Lustig, wie wir uns gegenüber standen wie die Gegner im alten Westen. Nur noch die passende Musik.
Manchmal half es das Ganze ins Lächerliche zu ziehen, wenigstens für eine ganz Kurze Zeit.
Dann wurde es wieder ernst und ich konnte mich auch nicht mehr gegen die innere Spannung wehren, die sich in mir breit machte.
Die Stimmung war ebenfalls zum Zerreissen gespannt, eine falsche Bewegung bloss und es würde ein Blutbad geben.
Das sah auch der Kommandant, der uns nicht einmal seinen Namen genannt hatte.
Langsam und beschwichtigend hob er die Arme, dabei folgten seiner Bewegung an die siebzig Blicke.
"Wir arbeiten, so unwohl es den Seiten auch seien möge, zusammen, und ich bitte sie um Diskretion."
Aiden schnaubte und seine Augen stachen sich in die des etwas älteren Mannes.
"Wir wollen zuerst die Gefangenen sehen.
Davor machen wir gar nichts."
Es war eine Aufforderung, er hatte sie absichtlich gestellt, so sahen die Polizisten, dass ihr Anführer einem Befehl von unserem gehorchen musste.
Machtdemonstrationen. Die Welt wäre ohne sie besser dran, bestand aber genau daraus.
Und das musste er tun, denn ansonsten würde er auf keine Hilfe zählen können.
Er spannte den Kiefer an, natürlich entging mir das nicht.
"Sie sind da hinten.
Fünfundfünfzig Stück."
Wie er darüber redete.
Stücke von Kuchen.
Tiere, Objekte.
Das waren alles Menschen wie er und ich, mit Familie die sie vermisste oder Kinder die von ihnen versorgt werden mussten.
Mein Blick folgte seiner Hand zu einem bewachten Gefängnistransporter. Angreifen und sie mit Gewalt befreien, war keine Option.
"Wir wollen sie sehen.
Der Wagen könnte auch leer sein."
Aiden war für mich der geborene Amführer.
Nicht nur seine Art.
Sondern auch alles was er bedachte.
Wie er das "wir" aussprach, weil er genau wusste dass sich dann alle aus der Gang wichtig fühlten.
Und wie er jede Möglichkeit in Betracht zog, nur um dem Kommandant klar zu machen, wer hier wirklich das Sagen hatte.
Es war eines der versteckten Spiele, die man sooft mit bekam, wenn man nur genau hinsah.
Nur dann konnte man die Geflechte der Feindschaft erkennen, die bereits vor unserer Geburt hier gespielt hatten.
"Natürlich, sie sind sehr aufmerksam."
Angespannt rang der Mann vor uns sich ein Lächeln ab.
Daraufhin gab er ein Zeichen, die Wärter, die bis jetzt reglos vor dem hinteren Teil des Wagens aus Panzer gestanden hatte, bewegten sich.
Die Türen wurden geöffnet und meine Augen sogen den Anblick als Motivation auf.
Einige der Leute kannte ich.
Sie sassen in Handschellen und schäbigen Kleidern auf den beiden metallenen Bänken, dazwischen immer wieder bewaffnete Gefängnisangestellte.
Ihre Haare waren gemacht, sie waren auch rasiert, nicht wie in den Filmen wo sie wie Ratten gehalten wurden. Ihre Menschlichkeit war ihnen noch anzusehen.
Und die Ketten die von ihren Händen zu ihren Füssen reichten waren so schwer dass ich sie bei jeder Bewegung über den Boden scheppern hören konnte, wenn sie sich mühsam zurück lehnten.
Doch was gleich war, waren ihre Gesichter.
Sie waren eingefallen, in ihren Augen war bis jetzt nur Hass und Verzweiflung zu sehen, ich konnte mir nicht vorstellen wie schlimm es für sie sein musste.
Doch als sie nach einigem Blinzeln in unsere Richtung sahen, veränderten sie sich.
Ein Glanz trat in ihre Augen, sie sahen uns als ihre Retter.
Sie wussten das wir wegen ihnen gekommen waren.
Hoffnung schoss in ihnen hoch und in mir regte sich ebenfalls etwas, ich wollte ihnen dieses Gefühl weiterhin geben.
Wie sie uns ansahen, all ihr Vertrauen steckten sie in uns und wieder wurde mir klar für wie Viele das hier eine wirkliche Familie war.
Immer wieder bewiesen wir es, und nun schon wieder.
Das war etwas von dem Wenigen, was sich im Moment richtig anfühlte.
Dann schlossen sich die Türen wieder und nahmen für sie wieder die Hoffnung mit.
Ich richtete meinen Blick fest auf den Mann.
"Sie sind es."
Sagte ich dann, worauf Jake den Kopf neigte.
Er war gerade eben neben mich getreten.
Der Kommandant bedachte das mir einem interessierten Blick, der vor allem an mir haftete.
Ekelhaft.
Das war mir nicht wichtig, ich wollte diesen Tag hinter mich bringen und ihn ganz schnell aus meinem Kalender streichen.
"Dann lasst uns beginnen."
Der Mann nickte bedächtig, bevor er seine Augen von mir abwandte und die von Lucas streifte, der ihn während der Ganzen Zeit in der er vor mir gestanden hatte genau im Blick behalten hatte.
Als hätte ich einen undercover Schutzengel.
"Ihr geht zu den Fahrzeugen, macht euch bereit wenn wir das Haus stürmen."
Aiden nickte den Helfern zu, ohne ein Wort der Widerrede gingen sie zum Laderaum, es war wichtig hier den Zusammenhalt klar zu machen.
Vor allem im Angesicht der vielen Gesetzeshütern.
Der Innere Kreis schloss sich und wir folgten dem Mann, der sich vor dem grossen Bildschirm postierte.
Wir stellten uns darum herum auf, der sitzende, etwas jüngere Offizier begann zu schwitzen.
Aiden war sehr darauf bedacht, mich so gut es ging von den Männern ab zu schirmen, seine Hand streifte meine und ich nahm es gierig auf.
Natürlich konnte er sie nicht halten.
Schliesslich mussten wir unserem Ruf in den Augen der unerfahrenen Bullen gerecht werden, die solche Angst hatten wie der Junge vor uns. Wir mussten die eiskalten Killer einfach darstellen die man in uns sah.
So war es einfacher für uns, ihnen Respekt einflössen zu lassen. Doch gleichzeitig dachten sie so falsch von uns. Ein Dilemma das nie wirklich ausgeglichen werden konnte.
Dann begann der Mann zu sprechen, so etwas hatte es in der Geschichte noch nicht gegeben, und beide Seiten waren bereit.
Sie wussten dass sie eine Falle planten.
Und wir wussten es auch.
Fragte sich bloss, ob sie sich auch darüber im Klaren waren.
"Die Operation beginnt jetzt."

"Hier sind die Wärmebild Kameras.
Wir sehen hierdurch alles was darin vorgeht."
Ich richtete den Blick auf den Bildschirm, darauf war das Gebäude zu erkennen.
Darin sassen viele Umrisse von Personen auf dem Boden, immer wieder bewegten sich einige davon ein wenig.
Die roten und orangen Stellen vermischten sich mit den Grünen Stellen und so entstand der Umriss jedes einzelnen.
Es war erstaunlich wie genau das funktionierte.
Wir konnten anhand der Haarlänge auf anderen Kameras sogar fest stellen ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte.
"Die die sie nun sehen sind die Geiseln.
Sie sind nicht gefesselt, aber die Geiselnehmer stehen immer bewaffnet um sie herum. Sie rechnen damit dass wir früher oder später angreifen, sie haben uns gesehen. Nur euch nicht, und sie sollten mittlerweile so zermürbt und unruhig sein, wie es sich für Anfänger gehört."
Der etwas dickere Finger des Kommandanten fuhr über den Bildschirm.
Einige Personen liefen unruhig umher, ihre Farbe unterschied sich deutlich von den Sitzenden.
Ob Gefühle da auch eine Rolle spielten, oder doch bloss die Körperwärme.
Sie trugen Waffen und ihre Köpfe bewegten sich immer hin und her, sie schienen miteinander zu sprechen.
Ein Junge bewegte sich auf das Fenster zu und seine Füsse wurden deutlicher zu sehen, als er sich auf die Zehenspitzen stellte.
Dann begann er sich hastig zu bewegen, die Konturen flimmerten, als er schnell zu den Anderen Reds lief und wild mit den Armen fuchtelte.
Sie schienen uns wohl doch noch bemerkt zu haben.
Und sie wussten dass die Cops Verstärkung hatten.
Von uns, der Gang die sie fürchteten.
Wir standen hier in fünfzig Meter Abstand, bereit zu zu schlagen.
Ich sah den Bewegungen an, dass sie sofort ungeordneter und hektischer wurden.
Keine Gemeinschaft wie wir es waren. Keine geordneten Anführer ausser diesen Markus. Wahrscheinlich war er nicht einmal dabei und liess seine Mitglieder nun sterben wie die Fliegen.
Sie stellten sich näher zueinander und liessen die Geiseln einen Moment links los.
"Wir werden euch lenken, ihr solltet die Tür durchbrechen können, sie ist alt und Morsch."
Begann der Kommandant als ich ihn unterbrach.
Ich war die Einzige die ihn nicht wieder ins Visier genommen hatte.
Ich hatte versucht heraus zu finden wie die Geiselnehmer miteinander interagierten.
Die Gang war neu und dementsprechend unkoordiniert, aber ich zweifelte nicht an ihrer Effektivität.
"Was ist das?"
Ich berührte den surrenden Bildschirm.
Eine der Geiseln begann sich zu bewegen und robbte nach Links.
Die anderen Geiseln streckten kopfschüttelnd die Arme nach ihm aus, doch der Mann kroch weiter aus dem Kreis hinaus, ganz langsam glitten seine Konturen über den Boden.
"Mach das nicht." Murmelte ich.
Genau in solchen Momenten konnte man sich einen Fluchtversuch am wenigsten leisten.
Ich schüttelte den Kopf, angespannt verfolgte ich ihn mit Blicken.
Und da passierte auch das was ich vermutet hatte.
Die Reds waren gereizt und verunsichert, sie konnten sich nun keinen Fehltritt mehr erlauben und reagierten schneller und härter.
Einer der jungen Männer die im Kreis standen, drehte den Kopf und eine warme Atemwolke stob heraus, als er etwas zu rufen schien.
Dann ertönte ein Schuss.
Er war über den gesamten Hafen zu hören und hallte an den Containern wieder.
Der Mann klappte zusammen, die Farben veränderten sich, wurden beinahe unmerklich schwächer und kälter.
Die Geiseln rückten zusammen, an ihren Gesichtern auf einem anderen der vielen Computer hier, die mit langen Kabeln versehen waren, erkannte man dass sie weinten oder schrieen.
"Jetzt reicht es.
Ihr müsst jetzt rein."
Schweiss glänzte auf der Stirn des Polizisten und er nickte.
"Es bleibt keine Zeit mehr."
Je mehr Geiseln starben je mehr wurde ihm von der Regierung der Arsch aufgerissen.
Ganz einfach.
Sorgen um die Leute machte er sich nicht, so sah er nicht aus.
Doch der junge Officer war beim Schuss schmerzlich zusammen gezuckt.
Er schien vom Gefängnis zu stammen, denn seine Uniform unterschied sich etwas von den anderen.
Und so verspannt wie er da sass, machte er das ganze noch nicht so lange. Auch standen neben ihm zwei Weitere, als wäre er noch in der Lernphase.
Und wie unruhig er war, ab und zu linste er zu uns, doch das Verhalten grenzte fast an Furcht.
Aiden nickte bloss.
Ich wollt den Kopf schütteln und ihn von den nächsten Worten ab halten, aber dann erinnerte ich mich an unsere Leute im Bus. Mein Buchgefühl mochte recht haben, aber sie waren so wichtig für uns das wir es trotzdem tun würden. Und vorbereitet waren wir auch.
An ihre Gesichter, in denen diese unglaubliche Erleichterung zu sehen war.
Dass wir hier waren um sie zu holen.
"Wir greifen zu, alle zu den Motorrädern."
Er drückte sich auf das Headset und sogleich ertönte seine Stimme deutlich in meinem Ohr.
Dann wandte er sich ohne ein Wort um und lief los, die Anderen folgten ihm sofort, der Kommandant hatte ein Tuch gezogen mit dem er sich über die Stirn wischte.
Dann bemerkte ich den Blick des Jungen Mannes am Bildschirm und rannte zu den Anderen.
Aiden sah zu mir hinunter, seine Augen verschlossen, so wie alle unter diesen Umständen.
Doch kurz wurden sie weich und ich konnte darin noch einmal die Zuneigung sehen.
Ich lächelte schwach.
Es tat gut noch einmal die Wärme in mir drin zu spüren, bevor es los ging.
Er fuhr mir mit der Hand über den Rücken und stiess mich sanft neben sich her, er wusste dass ich den Anstoss brauchte.
Wieso er es wusste?
Keine Ahnung, aber er tat es.
Jetzt war der Moment gekommen in dem ich stark sein musste.
Schon lange hatte ich solche Dinge nicht mehr gemacht, ich hatte mich meistens eher um anderes gekümmert, aber jetzt ging es schon wieder los.
Ich hatte auch nicht erwartet davon verschont zu bleiben, ich wusste ja was das Leben mit sich brachte.
Trotzdem fühlte ich mich nicht bereit. Doch auf sowas würde nie irgend Jemand bereit sein.
Ein Wunder war es eigentlich sogar, dass wir nicht psychisch krank geworden waren, nach den Taten die wir begangen hatten. Denn Niemand schloss das so leicht weg.
Wer weiss, vielleicht waren wir das ja und Niemand wusste es.
Ich schüttelte den Kopf und lief weiter, ab und zu knackte ein Holz unter meinen Schuhen und mir wurde klar wie die Unruhe noch immer in meinem Körper hämmerte.
Wir entfernten und weiter vom Wagen des Gefängnisses und der Überwachungsstation an dem
Sich die Polizisten tummelten.
Dann kamen wir im Laderaum an.
Die Maschinen glänzten Metallig und die schwarzen Sitze trugen das Zeichen der Black Angels.
Es waren monströse Dinger, und garantiert solche von der schnellem Sorte. Denn wir standen auf schnell. Und wenn man eines Niemals tun durfte, dann war es uns etwas Schnelles erwischen lassen. Das war unser Element und wir liebten es.
Darauf achtete ich jedoch jetzt nicht wirklich. Es war einfach unwichtig, obwohl ich sonst Tonnen an Gedanken damit verschwendete.
Die restlichen Mitglieder sassen bereits auf den Rädern, ihre Gesichter angespannt und in sich selbst vertieft.
Was man in solchen Momenten tat, wenn man wusste wie bald es sich veränderte, konnte ich nicht beschreiben.
Es waren Momente der Taubheit, Momente in denen man an nichts denken konnte, bloss vor sich hin starrte und atmete.
"Du fährst mit mir Kätzchen."
Aidens stimme klang leise und er setzte sich schwungvoll auf die vorderste Maschine.
Seine Hände legte er auf die Lenker, während ich ihm wortlos folgte.
Ich setzte mich auf den Schwarzen Sattel und drückte die Beine fest gegen Aidens, sodass ich die Arme frei machen konnte.
Doch noch legte ich sie um seinen Bauch, die Stirn lehnte ich an seinen starken Rücken.
Ich hörte meinen eigenen Atem, wie er in meinen Ohren dröhnte und meine rasenden Herzschlag.
Er würde langsamer werden, sobald mein Körper sich aufs Überleben eingestellt hatte, aber jetzt schien ich innerlich zu explodieren. Jetzt konnte ich meinen Herz Rhythmus noch nicht kontrollieren und auch nicht verlangsamen.
Alles in mir wartete auf den Start, der unweigerlich näher Rückte.
Ich wollte nicht, das erste Mal sträubte ich mich gegen einen Auftrag.
Dabei ging es doch genau hier um etwas viel wichtigeres als Geld oder andere Dinge.
Ich sperrte alle Gefühle hinter der Wand ein, versuchte die Entschlossenheit in mir aufrecht zu erhalten.
Dann starteten die Motoren.
Aiden liess den Motor aufheulen, immer wieder spürte ich das Vibrieren unter mir, die Seiten des Motorrads wurden langsam warm.
Ich spürte die Wärme an meinen Beinen.
Es war das Zeichen noch einmal Mut zu fassen.
Ich hob den Kopf und schloss meinen Griff fester um Aiden, er gab mir Halt und da ich ihn berührte, schien es mir besser zu gehen.
Das Gedröhne unseres Motors verschmolz mit denen der Anderen und bald erfüllte den Laderaum ein Lärm, der alles überdeckte.
Meine Angst, meine Zweifel und meinen Widerstand.
Gemeinsam würden wir los fahren, zuschlagen mit einer Kraft wie all diese Motorräder zusammen.
"Bereit Kätzchen?"
Aiden drehte nochmals den Kopf mir und seine Augen schien meinen Anblick aufsaugen zu wollen.
Ich verzog leicht die Lippen, nickte aber.
Er musste sich konzentrieren, ich konnte ihn nicht mit einfacher Angst ablenken.
Gerne hätte ich ihm nochmals gesagt wie sehr ich ihn liebte.
Gerne hätte ich Jake neben uns, der hinter sich Leonie hatte, umarmt und ihm für alles Gedankt.
Allein wegen dem Prinzip.
Ich konnte nicht wissen ob ich jemanden von ihnen verlieren würde.
Der Gedanke daran liess mich Schütteln, doch ich zwang mich ruhig zu sitzen.
Ich war lange Zeit die Schwachstelle gewesen, die hatte beschützt werden müssen.
Doch ich hatte trainiert, ich hatte gelernt und war besser geworden.
Und jetzt war ich ein gleichwertiges Mitglied.
Ich sah nochmals zurück.
Nur ernste Mittlieder, keiner der sich ängstigte, jeder war bereit sein Leben jeden Moment zu riskieren.
Zu riskieren nie wieder nach Hause zu kommen, um anderen unschuldigen Menschen zu helfen.
Für mich waren diese Menschen in diesem Raum Familie. Die besten die ich kannte. Die reinsten. Auch wenn das nicht möglich war, da wir vermutlich alle irgendwann in die Hölle kommen würden.
Aber bis dahin würden wir so weiter machen. Immer weiter, alle zusammen.
"Wir halten uns daran, volle Kanne rein und dann umkreisen, keiner entkommt."
Hörte ich Jakes Stimme durch das Headset, es war schmerzlich, sie so nahe zu hören und ihn dennoch nicht umarmen zu können.
Der Blick von meinem Bruder traf meinen, und ich fühlte mich beinahe so verzweifelt wie damals als ich von ihm weg geschleppt worden war.
Ich wollte zu gerne wieder zu ihm, doch dafür war es jetzt zu spät.
Der Moment war gekommen und nichts würde uns jetzt noch davon abhalten, uns zu holen was wir wollten.
"Dann los."
Aiden hatte nicht laut gesprochen.
Doch es war genug gewesen um den Start Knopf zu drücken.
Einen Knopf der alles zerstören konnte. Oder retten.
Wieder heulte unser Motor auf und dann schossen wir los.
Über die Rampe, hinunter auf den Boden, mit einem lauten Dröhnen.
Bald hörte und sah ich die anderen.
In einem weiten Dreieck, alle versetzt hinter uns, rauschten wir hinaus, immer mehr folgten uns, die Gesichter entschlossen, die Haare flatterten im Wind.
Wir rasten über den Boden, er schien unter uns zu zittern und der erste Schwall Adrenalin schob die Gefühle aus dem Weg.
Die Bullen stoben auseinander und starrten uns von allen Seiten an.
Wir rasten durch die Aufstellung und gerade Rechtzeitig wurde die Absperrung gehoben, um uns durch zu lassen.
Dann waren nur noch wir da.
Die Lauten Geräusche um mich herum, den Wind im Gesicht und den Blick auf das Gebäude gerichtet.
Wir fegten über den Hafen, eine Meute des Todeskommandos, gefährlich und eingespielt.
Meine Finger fuhren zu meinen Waffen und nach einer kurzen Zeit fand ich das Gleichgewicht, Aiden los zu lassen und meine Pistolen zu ziehen.
Eine in jeder Hand, hielt ich sie an mich gedrückt.
Sie waren kalt und lagen schwer in meinen Händen.
Doch ich wusste, sobald wir drin waren, würde es leicht werden, den Abzug zu drücken.

Es waren nur noch wenige Sekunden.
Wir rasten über den Boden, Aiden beschleunigte und der Motor röhrte laut.
Die morsche Holztür zwischen den festen Stahlmauern kam näher, es war ein altes Tor, mit dem Gewicht und dem Schwung unserer Maschine würde es nachgeben wie Butter.
"Einige der Entführer wollen mit Geiseln hinten raus fliehen."
Die Stimme des Kommandanten ertönte plötzlich in meinem Ohr, jedoch durch den starken Wind etwas gedämpft.
Langsam holten die anderen auf und Jakes Stimme ertönte kurz darauf in meinem Kopf.
"Rechte und Linke Truppe, ihr fahrt um das Haus, umstellt es und fängt sie ab.
Die anderen weiter rein."
Ich wandte den Kopf langsam zurück, meine Haare peitschten um meinen Kopf wie Schlangen die sich freuten anzugreifen.
Ich sah wie eine Gruppe abdrehte und scharf aus der Formation trat, ihre Räder schlitterten und qualmten kurz auf dem rutschigen Boden, doch unsere Leute wussten alle wie man schnell war ohne
Dass die Strasse was dagegen hatten.
Kurz darauf schossen sie an den Seiten des Hauses entlang, Knut nickte mir kurz zu, dann verschwand er dahinter. Es war gut möglich ihn nie wieder zu sehen, aber wir Black Angels lebten nicht nach diesen Regeln. Ansonsten wäre längst Jeder in Selbstmitleid versunken.
Ich sah wieder nach vorne, ich murmelte etwas, doch ich hörte mich selbst nicht.
Die Türe war direkt vor uns und Aiden riss geschickt den Lenker hoch.
Ich lehnte den Oberkörper weit vor und die schwere Maschine bäumte sich auf, fuhr auf einem Rad weiter. Ein falscher Lenker und wir würden darunter zerquetscht werden. Aber ich zögerte keine Sekunden meine Waffen fester zu umklammern, denn ich vertraute Aiden blind.
Wohin er mich führen würde, ich würde folgen.
Und ich wusste dass es all den Leuten die hinter uns her rasten, den Wind in den peitschenden Haaren, genauso ging.
Kurz darauf krachte es, ein Ruck ging durch meinen Körper und die Maschine krachte schwer wieder auf den Boden.
Um mich herum flogen kleine dunkle Holzsplitter, hinter uns rasten die Anderen in das Gebäude.
In solchen Situationen blieb einem nicht viel Zeit.
Alles musste so gemacht werden wie abgesprochen.
Man musste die Situation erfassen, zugreifen und töten.
Aiden fuhr weiter, gegen die Hintere Betonwand zu und schlitternd kam unser Motorrad zum stehen, nachdem er den Lenker scharf nach Links gerissen hatte und wir mit qualmenden Reifen herum fuhren, mit guter Sicht auf die Mitte.
In den wenigen Sekunden, in denen alles geschockt inne hielt und sich die Anderen an den Enden des Gebäudes breit machten und einen Kreis aus Tonnen schweren Maschinen bildeten, konnte ich mich umsehen.
Der Raum war leer, der Rauch der qualmenden Räder erfüllte den Boden beinahe mystisch und bis einige alte Holzkisten und verlassene Fisch Maschinen war nicht viel zu sehen.
Kein Platz für einen Hinterhalt. Sehr gut. Aber auch ein viel zu kleiner Raum für
kämpfe und Geiselrettung.
In der Mitte sassen die meisten am Boden, wimmernd hatten sie die Arme um den Kopf geschlungen.
Ihre Haare waren Nass, wahrscheinlich hatten einige von ihnen schon baden gehen dürfen. Einige trugen zerrissene, andere blutige Kleider. Einer jungen Frau rann sogar Blut aus dem Mundwinkel, ihre Augenringe waren gar keine, sondern ein blauer Fleck.
Ich verabscheute die Entführer in diesem Moment.
Jede Gang war nicht heilig, wir auch nicht, kein Mensch der Leben raubte würde jemals Chancen auf Erlösung haben.
Aber ich würde nie, niemals auf die Idee kommen unschuldige Leute, Kinder und alte Greise so zu behandeln. Niemals würde ich so etwas wagen.
Ich sah einige Kinder und alte Leute darunter, die Angst so früh oder so spät zu erleben, das sollte nicht sein.
Weinen ertönte und vereinzelte Schreie entfuhren ihnen.
Ihre Augen jagten panisch umher, sie sahen bloss Rauch und blitzende Maschinen, hörten bloss den Lärm.
Und die Schüsse.
An die zwei Dutzend Entführer standen um sie herum, wie ein Hyänenrudel um seine Beute.
Sie waren nicht viel älter oder Jünger als wir und hatten sich gefasst und die Waffen gehoben.
Sie hatten vielleicht Angst vor uns, aber sie wussten auch dass wir sie töten würden.
Sie dachten sie hätten nichts mehr zu verlieren.
Und sie hatten definitiv nicht vor kampflos zu sterben, oder ihre Beute uns zu übergeben. Dafür reichte der Stolz einer Person zu weit.
Ich erkannte noch das Markus, so feige wie er anscheinend war, nicht hier war.
Dann regnete es Kugeln und ich riss die Waffen automatisch hoch.
Aiden und ich rutschten wie abgemacht hinter die Maschine, das gelle Klingen von Kugeln auf Metall war zu hören.
Ich hob den Kopf darüber und bemerkte etwas Erleichterung, dass die Jungs zu sehr beschäftigt waren zu schiessen, als eine Geisel zu bedrohen und uns zum stoppen oder Plan B zu zwingen.
Es verlief wie geplant.
Ich legte die Waffe an und fixierte einen Jungen.
Das erste Mal ab zu drücken war jedes Mal aufs Neue schwierig, vor allem wenn man sein Opfer so genau sah wie ich jetzt.
Ich fütterte mich mit Kühlen erinnerungen und dem Willen unsere Mitglieder frei zu bekommen.
Ansonsten dachte ich an nichts, denn dann wäre es mir in den Sinn gekommen, dass alles was ich mir dachte, nie genug war um einen Mord zu rechtfertigen.
Und dann würde ich zögern.
Und zögern war tödlich.
Also schoss ich, hielt den Rückstoss aus und sah wie der junge Mann zusammen klappte, neben die verschreckten Geiseln fiel.
Sie waren intelligent genug um zu wissen, dass wir ihnen helfen wollten.
Ich sah einige von uns umkippen, nicht viele, aber die Reds trafen. Und es waren allesamt unverzeihliche Verluste.
Ich fütterte meine Wut weiter, mit den Bildern der Kinder hier, der verletzten Frau und der Leiche am anderen Ende.
Ich schoss erneut, beachtete den Rauch um uns herum nicht und einer nach dem Anderen klappte zusammen.
Sie sanken zu Boden, Blutlachen breiteten sich aus und vermischten sich mit dem Geruch von Angst, Fisch und Meer. Es stank fürchterlich, doch mir konnte nicht einmal mehr schlecht werden. Denn ich war selbst ein Übel, und auch wenn ich das wusste hasste ich mich im Moment nicht.
Einer der Entführer, bei genauerem Hinsehen erkannte ich dass es der Letzte war, hob die Hände.
Ich liess die Waffe sinken.
Er liess den Blick über die Toten schweifen, verrenkt lagen sie um ihn herum, sie mussten auch seine Familie gewesen sein.
Genau wie wir eine hatten.
Eigentlich sollten wir zusammenarbeiten, stattdessen töteten wir sie, um unsere eigene Familie wieder zu bekommen.
Es war grausam und falsch, aber so viele Kriege basierten darauf schwächere ans Messer zu liefern, die sich zu viel vorgenommen hatten.
Und dieser Markus hatte eindeutig zu viele Visionen gehabt. Und dann noch zu feige hier selbst aufzutauchen und an der Spitze seiner Leute zu kämpfen. Sie hätten ihn gebraucht.
Das war was uns von ihnen unterschied.
Wir kämpften als Familie. Und sie nur als Verbündete.
Nach einer Weile kam man nicht mehr aus dem Kreis des Fangens und Befreien raus.
Ich sah den Schmerz in seinem Blick, die zitternden Arme gehoben, neben ihm die reglos zusammen gekauerten Geiseln.
Jemand aus unseren Reihen schoss und der Junge fiel nach hinten um.
Das Geräusch das ertönte, als er auf prallte drehte mir den Magen um.
Es wäre nicht nötig gewesen ihn zu töten.
Es war nur Grausam, aber es war die Hitze des Gefechts gewesen, der Finger rutschte in solchen Situationen schnell mal ab. Vor allem bei nervösen Menschen wie Lucas, der sich heute extrem schlecht unter Kontrolle hatte.
Oftmals drückte man ab, weil die Instinkte einem dazu drängten.
Automatisch verband man es damit, dass den Abzug zu drücken einem das Leben rettete.
Und dann hörte man nicht mehr auf.
Es war schnell gegangen, sie waren unerfahren und wir hatten nun die Kontrolle über die Geiseln.
Ich stand langsam auf, ich fühlte mich erstaunlich sicher auf den Beinen, fünf Leute von uns waren tot.
Es waren fünf zu viel, ich kannte sie zwar nicht gut, aber jeder würde für immer einen Platz bei uns behalten. Und ihre Familien würden Hilfe bekommen. Viele die hier dabei waren hatten aber gar keine, die Meisten hätten dann lieber daheim gewartet und das verstand ich.
Wie immer würden wir ein Video veröffentlichen, in dem wir alles sagten was es zu sagen gab, dieses Mal würden wir auch wieder die Gefallenen Ehren.
Die Armen, die das taten um Geld zu holen, liessen wir nicht beitreten oder an Einsätzen teil nehmen, wir halfen ihnen umsonst.
Denn wir wussten wie es war. Und das war einer der wenigen Teile in meinem Leben wo ich sagen konnte das wir wirklich gute Taten vollbrachten.
"Gesichert."
Sagte Aiden neben mir während er  über den Boden auf die Geiseln zu lief, die sich mittlerweile langsam aufsetzten. Sie hatten verstanden das wir ihnen nichts tun würden. Zum Glück, denn unser Kampf war noch nicht vorbei, und desto schneller sie aus der Gefahren Zone kamen, desto schneller waren sie in Sicherheit.
Es tat mir nur leid dass sie das alles mitansehen mussten. Das wünschte ich Niemandem der nicht freiwillig hier war.
"Bringt sie raus, dann bekommt ihr eure Belohnung."
Der Kommandant klang nun völlig ruhig, kein Stress mehr in seiner Stimme.
Das war immer ein Zeichen, ein Zeichen dafür dass er sich seiner Sache nun sicher war.
Und das bedeutete für uns Plan A.
Wir sahen uns an, einige Blicke wurden gewechselt.
Bis jetzt lief es gut, vor allem als die Aussenposten mit den wenigen verschleppten Geiseln rein kamen.
Ich suchte die Reihen ab und erkannte mit unglaublicher Erleichterung dass keiner aus dem Inneren Kreis fehlte.
Oft dachte ich darüber nach, dass ich in solchen Momenten wie jetzt nur auf bestimmte Leute achtete.
Die Anderen berührten mich, es tat mir leid und ich hinterfragte das Unternehmen, aber keiner löste so etwas in mir aus wie meine engsten Freunde.
Wir Menschen waren so.
Wir konzentrierten uns auf die die uns am meisten Bedeuteten, es berührte uns erst wenn es uns oder einen von ihnen traf.
Eigentlich war es egoistisch, doch so überlebten viele Familien.
Sie achteten auf ihre Nächsten Verwandten, kämpften sich durch den Krieg und sahen andere auf ihrem Weg sterben.
Doch anhalten würden sie erst wenn einer von ihnen betroffen war.
Wieso das so war konnte ich mir nie genau beantworten. Und es gab nichts was die Tatsache dass alles hier falsch war, rechtfertigen konnte.
Aber alles was ich gerade wusste, war dass sie noch lebten.
So oft liessen wir uns auf ein Spiel mit dem Tod ein, ein gefährliches, unberechenbares Spiel.
Wir hatten gelernt damit um zu gehen, hatten die Bedeutung des Wortes Sterben erkannt.
Aber irgendwann würde es auch uns Treffen.
Dessen war sich jeder bewusst.
Doch man sagte sich "nicht Heute" und machte weiter.
Doch irgendwann würde es kein Morgen mehr geben.
"Nehmt sie mit auf die Motorräder, vielleicht sind sie verletzt, aber übergebt sie erst beim Austausch, egal was die sagen."
Aiden hatte laut gesprochen, so dass es jeder verstand. Ins Headset zu reden wäre nicht ratsam gewesen.
Dann nickte er mir zu und wir liefen langsam auf die verängstigten Menschen zu.
"Keine Angst, wir bringen euch zu der Polizei.
Es ist vorbei ihr seid in Sicherheit."
Sagte ich immer wieder.
Die Angst wich, einige begannen vor Erleichterung zu weinen. Andere aber waren vor Schock noch immer starr und mussten auf die Motorräder getragen werden.
Ich wusste nicht was mich mehr anekelte.
Wie leicht die Lüge über meine Lippen gekommen war, oder wie sie bei den Worten Polizei auftauten, Mut schöpften.
Ich half zwei jungen Kindern auf, der Junge hatte eine aufgeschürfte Stirn und das Mädchen hatte sich an seinen Arm geklammert.
Ich übergab die zitternden Kleinen an Leonie, die sie zu dem Motorrad führte.
Weitere Geiseln folgten und ich entdeckte eine ältere Dame, die nicht aufstand.
Sie hatte die Hände gefaltet und die Augen geschlossen.
Ich sah mich kurz in dem Durcheinander um.
Unsere Mitglieder stützten die Menschen, die langsam aus ihrer Schock starre erwachten.
Die Familien fanden zusammen und Freudentränen fielen hie und da.
Wir blieben unberührt, führten sie zu den Motorrädern und halfen ihnen drauf.
Bald liefen die Letzten zu den Maschinen, alle flankiert von einem der Black Angels.
Nur die Frau sass noch da.
Ich lief langsam auf sie zu, ihre Haut sah aus wie Pergament und die kurzen gewellten Haare waren Schnee Weiss.
Sie zitterte leicht und öffnete die hellem blauen Augen als sie mich kommen sah.
Sie wich nicht zurück, in ihrem Blicn lag keine Angst, bloss Trauer.
Ich ging neben ihr in die Knie.
"Kommen sie, wir bringen sie hier raus."
Meine Stimme war weicher als beabsichtigt, aber ich konnte es einfach nicht für nötig halten, ihr gegenüber kalt zu bleiben.
Sie lächelte Schmerzhaft.
"Ich weiss wer ihr seid."
Ich sah sie bloss an und Nickte.
Offen sah se mir in die Augen.
"Wieso kamt ihr erst jetzt.
Gott schickte euch zu spät, aber er soll euch trotzdem Segnen.
Und mich zu meinem Mann bringen."
Sie wandte den Kopf zu dem Mann neben ihr.
Es war der, der erschossen worden war.
Friedlich lag er da, sie hatte seine Hände gefaltet und sass direkt neben ihm.
"Und du Junge Frau, du hast dein Leben vor dir.
Mit ihm."
Sie wies zu Aiden, der gerade ein kleines Kind zu Jake und Leonie auf das Motorrad hob.
"Halt ihn fest, denn irgendwann wird es dafür zu spät sein."
Sie lächelte bitter.
Aber dann stand sie auf.
"Ich möchte mich verabschieden. Weisst du, Felix hat immer gesagt, wenn er abtreten muss, dann will er das mit einem grossen Schritt tun. Und jetzt ist er gekrochen.."
Ich half ihr aufzustehen, es war rein gar keine Zeit dafür, doch ich brachte es nicht übers Herz ihr diese Bitte zu verwehren.
Langsam liess sie sich vor ihrem Mann wieder auf die Knie sinken, ich hatte Angst dass ihre Tränen die Haut reissen lassen würde wie nasses Papier.
Sie sah so zerbrechlich aus, und ich fragte mich ob ich ewig so leben würde wie jetzt.
Denn dann wäre ich nie imstande mit Aiden im Schaukelstuhl zu sitzen und Händchen zu halten.
War das wirklich das Leben das ich mir wünschte?
Sowas zu sehen, zu verursachen?
Ich zögerte, ich getraute mich nicht weiter zu denken.
"Er mag vielleicht gekrochen sein, aber es war mutig was ihr Mann getan hat.
Dank ihm konnten wir den Moment nutzen."
Ich log wie gedruckt, doch ich sah wie sie die Worte aufsog und mich aus schwachen Augen ansah.
"Wirklich? Hat mein Felix all diese Menschen gerettet?"
Ich lächelte sanft und nickte.
"Ja, das hat er."
Sie schluchzte leise und hielt dann die kalte Hand ihres Mannes fest.
Diese unglaubliche Liebe schmerzte mich.
Zu sehen wie sie solche Hingabe darauf verwendete ihn fest zu halten.
Einer der Mitglieder rief nach mir, doch ich gab ihm ein Zeichen zu warten, auch wenn ich es besser wusste.
"Hast du gehört mein Liebster? Du hast sie alle gerettet. Du hast dir verdient jetzt schlafen gehen zu können. Und irgendwann schlafen wir zusammen. Wie wir es uns versprochen haben."
Sie küsste den alten Mann auf die Stirn und drehte sich zu mir um.
Ich war gerührt aber gleichzeitig löste es so viel in mir aus was mich zweifeln liess.
Leise rannen die Tränen über ihre Wangen, doch sie gab keinen Ton von sich und lief neben mir zum Fahrzeug.
Ich empfand tiefes Mitgefühl und Bewunderung für die alte Frau.
"Ich habe zu Gott gebeten sterben zu dürfen.
Sie werden sehen, er wird mir den Wunsch erfüllen.
Er ist auch bei ihnen."
Sie nickte, bevor Aiden sie vorsichtig vor sich auf die Maschine bugsierte.
Ihre Worte gruben sich in mich hinein.
Ich hegte tiefen Respekt für die tapfere alte Dame.
Doch sie schien überzeugt, sterben zu wollen, dabei war das Leben doch etwas vom Wertvollsten dieser Welt.
Aber ihr Mann war tot, neben ihr gestorben.
Ich konnte nicht sagen, ob ich es mir nicht auch wünschen würde, wenn Aiden sterben würde.
Schnell schob ich diesen schrecklichen Gedanken weg und stieg hinter Aiden.
Nur war Gott nicht so wie sie dachte.
Er musste weinen wenn er sah was wir hier taten, was die ganze Welt tat.
Er musste uns trotzdem lieben, und ich fragte mich wie er sowas konnte.
"Alles okay bei dir?"
In seiner Stimme klang Sorge mit, doch ich nickte bloss und hielt mich an ihm fest.
Sofort durchströmte mich seine Wärme und ich wurde soweit ruhig, um mich auf den nächsten Schritt vor zu bereiten.
Die Übergabe, die darauf programmiert war, schief zu gehen.
Langsam setzten wir uns in Bewegung, keiner fuhr viel schneller als Schritttempo und das eng beieinander.
Ohne Protest sassen die ehemaligem Geiseln vor uns auf den Rädern und ich konnte die Erleichterung beinahe sehen, die von ihnen aus ging.
Dann richtete ich meinen Blick nach vorne, Aiden hatte sich merklich verspannt.
Kurz vor der Absperrung standen unsere Mitglieder.
Nebeneinander in einer Reihe, von dem wenigen Sonnenlicht, das durch die Wolken drang, geblendet.
Sie sahen ähnlich hoffnungsvoll aus wie unsere Mitfahrer.
Die Ketten waren ihnen abgenommen worden, viele hatten rote Schürfungen an den Handgelenken und einige blaue Flecken.
Sie wurden von bewaffneten Wärtern bewacht, der Gefangenen Transporter hinter ihnen stand noch offen.
Vor ihnen stand der Kommandant und einige andere Bullen, einige Unbewaffnete hielten Decken und Wärmflaschen, sowie Verbandszeug bereit.
Wir rollten langsam auf sie zu, bevor wir fünf Meter vor ihnen stoppten und uns nicht regten.
Die meisten Bullen standen hinter der Absperrung, die Blicke gespannt und starr auf uns gerichtet.
Ich wusste dass unsere Verstärkung irgendwo lauerte.
Bereit aus den Verstecken zu schiessen, oder uns zu Hilfe zu eilen.
Sie standen leise atmend und bereit irgendwo hinter den Containern. Viele von ihnen, genug um und alle hier raus zu holen.
Nur musste ich ihnen das Zeichen zum genau richtigen Zeitpunkt geben.
Und das forderte Konzentration. Also konzentrierte ich mich.
Aber ich bezweifelte nicht dass auch die Bullen Verstärkung angefordert hatten.
Langsam stiegen wir auf ein Zeichen von Aiden ab.
Die Geiseln hielten wir aber hinter uns, wieder schlich sich der ängstliche Gesichtsausdruck auf ihre Gesichter.
Die Familien drängten sich näher zusammen und die einzelnen Leute schlossen zitternd die Augen.
Die Frau stand dicht hinter mir.
"Es ist noch nicht vorbei nicht wahr?"
Sie sah mit traurigen Augen auf die Fünf Meter Platz, zwischen den beidem Fronten.
Ich hätte nicht antworten müssen, es war bloss eine alte Frau. Aber sie machte mir etwas Angst, vor allem die Tatsache dass sie alles erkannte was vielleicht selbst uns verborgen blieb.
Doch ich hatte das Gefühl als wäre ich es ihr schuldig, ihre Lebenserfahrung liess mich den Respekt vor ihr wahren.
"Nein."
Sagte ich leise und hielt den Blick auf unsere Mitglieder hinter den Reihen der Bullen.
Eine Weile war es ruhig, einige Möwen kreischten am Himmel und kleine Wellen schlugen an die Schiffe, die hin und her schaukelten.
Ansonsten regte sich niemand, wir standen einfach da, die Motorräder hinter uns, die Bullen und unsere Mitglieder vor uns.
Ich spürte den Blick des Kommandanten auf mir, bevor er sich zu einem der Wärter umdrehte und irgendetwas sagte.
Seine Augen richteten sich erneut auf mich und ich hob den Kopf, nicht bereit ihm das kleinste bisschen Schwäche zu zeigen.
Die alte Frau beobachtete mich dabei.
Dann spürte ich ihre knochige Hand an meinem Arm.
"Wie heissen sie mein Kind."
Es brachte mich aus dem Konzept, doch ich behielt meine drohende Haltung und meine Position in der Reihe.
"Jessica."
"Jessica,"
Murmelte die alte Frau und nickte bedächtig.
"Sie könnten meine Tochter sein, doch sie starb vor vielen Jahren.
Sie sehen etwas aus wie sie."
Sie schien in Erinnerungen zu schwelgen, auf jeden Fall wurde ihr Blick leer.
Sehr unpassend jetzt, ich konnte ihr nicht zuhören.
Vielleicht war sie wirklich schon so alt, dass sie in mir ihre verstorbene Tochter sehen wollte.
Ich sagte nichts, nahm es stumm zur Kenntnis und liess sie weiter in alten Erinnerungen schweben.
Besser sie bekam nicht all zu viel von dem Folgenden mit.
"Bereit für den Austausch?"
Schallte die Stimme des Kommandanten über den Platz.
"Immer."
Kam es ungerührt von Aiden zurück.
"Bringt sie vor."
Der Kommandant machte einen Wink und die Gefangenen traten vor die Reihen der Polizisten, wurden aber noch davon abgehalten, los zu laufen.
Wir taten es gleich, die Geiseln traten unsicher vor uns, die kleinen Kinder auf den Armen ihrer Eltern.
"Normalerweise läuft das anders ab, aber ich vermute sie setzten nicht all zu viel Wert auf Förmlichkeit."
Hallte die Stimme des Mannes zu uns herüber.
Keine Antwort.
"Dachte ich mir."
Wieder schweigen, es war erdrückend.
Alle waren angespannt, niemand regte sich, doch innerlich waren wir auf das äusserste bereit, sofort zu schiessen.
"Auf drei schicken wir sie los, sobald der Austausch erfolgt hat, sind wir fertig und wenn wir uns das nächste Mal wieder sehen..."
Aiden unterbrach ihn, ein kühles Lächeln auf den Lippen.
"Dann werden wir Sie wieder töten."
Darauf hin regte sich der Mann und leckte sich über die Lippen.
"Eins."
Ich stellte mich aufrecht auf.
Es war ein Countdown, zu einer ungewissen Zukunft.
"Zwei."
Ich schloss kurz die Augen, spürte Aiden neben mir und war froh darüber.
"Drei."
Ich öffnete sie wieder.
Die Geiseln der beiden Seiten setzten sich langsam in Bewegung.
"Sie müssen gehen, sie sind frei."
Sagte ich leise, doch die Frau blieb neben mir stehen.
Es fiel den Bullen nicht auf, und die alte Dame machte keine Anstalten los zu laufen.
Unwohl liess ich es bleiben, sie würde schon noch los gehen, vielleicht brauchte sie mehr Zeit.
Wachsam verfolgte ich die Bewegungen der beiden Gruppen.
Sie kreuzten sich in der Mitte, unsere Leute tauschten kurze Blicke mit den Zivilisten, bevor sie einander die Rücken zuwandten, indem sie weiter auf uns und die Reihen der Bullen zu liefen.
Ich sah die Lächelnden oder erlösten Gesichter deutlicher, je näher sie kamen.
Als sie uns erreichten schoben wir sie direkt hinter uns.
Einige kurze Gespräche erfolgten, dankbar äusserten sie sich für die Rettung. Und beinahe spürte ich Erleichterung, wäre ich nicht noch immer darauf gefasst dass mehr kommen würde. Und das tat es immer.
Aber bald hatten wir sie informiert und einige drückten ihnen eine Waffe in die Hand, während sie konzentriert eine gerade Haltung annahmen.
Wir liessen die geschwächten Glieder nicht nach vorne, aber auch sie würden ihren Teil beitragen müssen, auch wenn sie erst seit so kurzer Zeit wieder Frei waren.
Ich sah dass die Geiseln von den Rettungskräften zu kleinen Bussem geführt wurden, wo sie sofort mit Suppe und allerlei Befragungen attackiert wurden, jedoch ausser unserer Reichweite. Es war gut dass wenigstens sie jetzt heil hier raus kamen, es hatte genug ungerechte Qualen gegeben.
Der Kommandant nickte langsam, es war das Zeichen, dass der Auftrag, das einmalige Bündnis vorbei war.
Dann sah er nochmals zu mir und Aiden, in seinem Blick konnte ich nicht lesen was er dachte.
Dann machte er einen Schritt zur Seite.
Es war ein kleiner, unbedeutender Schritt.
Und ich wusste immer was unbedeutende Schritte zu bedeuten hatten.
Einige Milimeter von einer Achterbahn und man flog 50 Meter in die Tiefe.
Einige Milimeter daneben und man konnte nicht den Feind sondern seinen Liebsten treffen.
Es war ein schmaler Grat zwischen einem kleinen Schritt und einem grossen, sie beide konnten
Über Leben und Tod entscheiden.
Und wenn es eines gab was ich wusste, dann dass der Grat zwischen denen Beiden noch viel schmaler war. Also hätte ich gefasst sein müssen. Der Schritt hätte mir auffallen müssen.
Wir standen in einer Reihe aufgestellt vor ihnen, ich hätte wissen müssen dass es nicht zu Ende war.
Trotzdem war ich nicht vorbereitet.
Hinter dem Kommandant der keine Miene verzog, die Meisten hatten diesen unscheinbaren Schritt nicht mal bemerkt erschien der Wärter, zu dem er vor kurzem gesprochen hatte. In dem Moment rauschte eine Warnung durch meinen Kopf. Nur eine zu langsame.
Seine Augen waren unter seiner Mütze versteckt, der grösste Teil seines Gesichtes lag im Schatten.
Blitzschnell riss er den Arm hoch, zu spät bemerkte ich den aufblitzenden Lauf, der direkt auf mich gerichtet wurde. Die Sonne brach im Metall und während Aiden noch einen Schritt machte, sah ich dass er nicht schnell genug sein würde.
Ein gellender Schrei ertönte, vermutlich Leonie, dann ein Knall.

Manchmal nimmt einem das Leben viel zu viele Menschen. Vor allem solche die es noch nicht verdient haben ich hoffe ihr könnt euren Liebsten noch ganz oft sagen wie sehr ihr sie liebt, denn vielen ist das nicht mehr möglich.
Ich hoffe euch hat es gefallen und ihr wollt wissen was passiert ist :3
Love
Angora77

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