Ein Liebeslied

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"Du wirst es für mich tun, oder?"

Tief atmete er durch, dann stieg er auf die Bühne und somit ins Rampenlicht. Es blendete ihn, sodass er blinzelnd in die Menge schaute. So viele Leute... Ihm wurde schwindelig und so huschte er schnell zu seinem Platz am Klavier. Sobald er platzgenommen hatte, fiel ihm eine Last von den Schultern. Ehrfürchtig strich er über die Tasten, die ihn willkommen hießen wie einen alten Freund. Im Grunde war er das auch, so viel Zeit, wie sie zusammen verbrachten. Sie befanden sich nur an einem anderen Ort, nicht mehr in einem der Übungsräume des Musikinternats. Als er die Augen schloss und anfing, zu spielen, war er gedanklich auch nicht mehr auf der Bühne...

Überall schimmerte es golden. Goldene Blumen, goldener Staub, der den Boden kleidete, goldene Lampions, die in den Bäumen eingeflochten wurden. Zu allem Übel ging die Sonne gerade unter und ließ auch alles andere in ihrem goldenen Licht erstrahlen. Und das nur, weil irgendeine über Ecken befreundete Person ihrer Familie in einem Musikinternat aufgenommen wurde. Lustlos stocherte er in seinem Essen herum. Diese ganze Veranstaltung war überflüssig - er kannte die Person ja nichtmal. Nach einiger Zeit, die er als angemessen empfand, verabschiedete er sich aufs Klo. Das war immerhin nicht golden.

"Gefällt dir die Feier auch nicht?"

Erschrocken fuhr er herum. Im Türrahmen lehnte ein Junge, der älter aussah als er selbst. Auf seinen Lippen lag ein offenes Lächeln, als er ihm die Hand hinhält.

"Ich bin der, für den das ganze hier gemacht wird", lachte er.

Die Tasten klimperten spielerisch und leichtfüßig, was den Anfang ihrer Beziehung kennzeichnete. Die Musik wurde im Verlauf schneller und lauter, bis sie den Höhepunkt seiner Aufregung und seines Herzklopfens erreichte.

"Ich würde dich jetzt echt gerne küssen", sagte sein Freund leise, während er mit seinen Haaren spielte.

"Und warum tust du es nicht?", brachte er gerade noch über die Lippen, als sie von seinen verschlossen wurden. Eine hauchzarte Berührung, die viel zu schnell endete.

"Tu ich doch", antwortete er keck an seinem Mund.

Jetzt wurde die Musik langsamer und immer leiser, während seine Augen feucht wurden. Hier musste er sich besonders konzentrieren, denn er konnte ihre letzten gemeinsamen Momente nicht in den Dreck ziehen, indem er unsauber spielte.

"Der Arzt sagt, ich habe nicht mehr viel Zeit", hauchte sein Freund kraftlos. Vorsichtig griff er nach seiner Hand, als wäre er ein zerbrechlicher Gegenstand. "Ich weiß, wie sehr auch du die Musik liebst. Nimm bitte meinen Platz am Internat ein. Du wirst es für mich tun, oder?"

Unter Tränen nickte er - er würde ihm alles versprechen, alles, was er wollte. "Bitte verlass mich nicht", sagte er mit gebrochener Stimme.

Sein Freund sah ihn an, zum letzten Mal. "Ich werde immer bei dir sein. Ich bin die Sonne, die mit dir aufwacht und schlafen geht. Ich bin der Vogel, der dir ein Lied zwitschert. Ich bin der Wind, der mit dir tanzt. Ich bin der Regen auf deiner Haut und das Glück in deinem Herzen. Du wirst neues Glück finden, größeres, aber vergiss nie, dass ich dich liebe..." Erschöpft schloss er die Augen.

Erst als das laute Piepsen an seine Ohren gelangte, realisierte er, dass sein Freund gegangen war.

Auf dem Klavier saß er, plötzlich war er da. Sein Freund streckte lächelnd seinen Arm nach ihm aus und bewegte lautlos die Lippen. Ich bin so stolz auf dich. Unter Tränen reichte auch er seine Hand, während die andere das Lied beendete. Als sich ihre Hände berührten, verschwand sein Freund und der letzte Ton verklang.

Nein, er hatte es nicht für ihn gemacht. Nicht nur.

Er hatte es für sich selbst getan.

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