Ein narzisstisches Arschloch

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Kyle schmunzelnd, während er Anstallten dazu macht, mich zu küssen. Bevor es dazu allerdings kommen kann, werden wir von Taylor Swift unterbrochen, die plötzlich lauthals anfängt zu singen. Erschrocken zucke ich zusammen, während Kyle sich seufzend aufsetzt und genervt sein Handy rausholt. Kurz sieht er auf das Display, bevor er ohne eine Mine zu verziehen, den Anruf weg drückt.

Er wirft das Handy neben mich auf das Bett und beugt sich wieder zu mir runter. Anzüglich sieht er mich wieder an, doch dieses mal fällt mir die Unsicherheit dahinter auf.

"Wer war das?" ,frage ich, obwohl mich das eigentlich überhaupt nichts angeht.

"Niemand."

Das Handy klingelt erneut, weshalb ich meinen Kopf in die Richtung drehe. Auf dem Display erscheint der Name des Anrufers.

"Narzisstisches Arschloch" ,lese ich laut vor und ziehe meine Augenbrauen hoch.

"Mein Vater, er weiß nicht wo ich bin. Ich hab mich nach einem Streit davon geschlichen" ,gibt er zu und setzt sich wieder auf. Die sexuelle Stimmung ist längst gekippt und ich mustere ihn besorgt. Kyle beißt sich auf seine Unterlippe, während er sein klingelndes Handy nachdenklich mustert.

Ich richte mich etwas auf und stütze mich auf meinen Unterarmen ab, während ich Kyles Gesichtszüge mustere.

Er ist sich unsicher.

Vorsichtig strecke ich meinen Arm nach seinem Handy aus und drücke entschlossen auf den roten Knopf. Als ich wieder zu Kyle sehe, liegt sein Blick auf mir. Sein Ausdruck ist starr, ich habe ansolut keine Ahnung, was in seinem Kopf los ist.

"Ich hab mich heute vor ihm geoutet" ,spricht er aus, ohne wirklich dabei Emotionen zu zeigen.

Scharf ziehe ich die Luft ein und sehe ihn etwas mitleidig an. Das Outing ist höchstwahrscheinlich ziemlich schlecht verlaufen. Sein Vater hat schon oft homophobe Aussagen getätigt, weshalb er bestimmt nicht glücklich darüber war, als sein Sohn ihm gesagt hat, dass er nicht hetero ist.

"Und er hat es nicht gut aufgefasst" ,es ist keine Frage von mir, viel mehr eine Aussage, da ich mir ziemlich sicher bin.

"Das ist noch nett ausgedrückt. Er hat getobt und es einfach nicht akzeptieren wollen, dass sein einziger Sohn schwul ist. Ich habe Hausarrest bekommen, obwohl ich Volljährig bin und natürlich habe ich das absolut nicht akzeptiert, weshalb ich mich rausgeschlichen habe."

"Oh wow, das macht ihn wirklich nur noch unsympathischer. Deine Sexualität ist wirklich nicht etwas, wofür du dich schlecht fühlen solltest" ,sage ich, da es mir wichtig ist, dass er es weiß. Louis hatte am Anfang auch Schwierigkeiten zu akzeptieren, dass er nicht ganz so hetero ist. Mittlerweile geht er relativ offen damit um und versteckt sich nicht mehr, so wie noch vor einem Jahr.

"Ja, ich weiß. Er ist ein Arschloch. Wie haben es deine Eltern aufgenommen?" ,fragt er und startet einen wirklich traurigen Versuch von sich abzulenken.

"Äh..."

"Hast du dich noch nicht geoutet?" ,fragt Kyle und will seine Frage schon zurücknehmen, als ich ihm antworte.

"Ich habe keine Eltern."

"Wie?"

"Ich bin im Heim aufgewachsen. Keine Ahnung wer meine Eltern sind" ,erzähle ich, weshalb Kyle mich bestürzt ansieht. "Shit ich wollte nicht- also ich-"

"Alles gut Kyle. Ich rede darüber nur nicht so gern, es ist ein eher traurigeres Kapitel in meinem Leben" , beruhige ich ihn und schenke ihm ein kleines Lächeln. Es beschäftigt mich zwar immer noch, wer meine Eltern sind und warum sie mich abgegeben haben, aber es rückt jedes Jahr ein bisschen mehr in den Hintergrund. Mittlerweile bin ich sogar an einem Punkt angekommen, an dem ich mir nicht mal mehr sicher bin, ob ich einen von ihnen überhaupt kennenlernen möchte. Ohne die Geschichte zu kennen, kann ich mir eine eigene ausdenken. Eine tröstliche. Eine in der meine Eltern mich gern behalten hätten, aber nicht konnten wegen dem Geld oder weil sie noch so jung waren. Diese Geschichte lässt mich wenigstens ein bisschen gewollt fühlen.

Vielleicht kommt daher meine Fazination von Geschichten. Ich kann das Leben einer Person so gestalten wie ich möchte. Meistens sind die Menschen glücklich in meinen Bildern, auch wenn die Vorbilder eher traurig aussahen. Ich male sie an einen besseren Ort, an einen Ort, an dem ich mir vorstellen kann, dass sie glücklicher sind. Meistens suche ich mir deswegen auch Menschen raus, die ich aus irgendeinem Grund symphatisch finde. Ich möchte nicht, dass sie traurig sind und stelle sie mir fröhlich vor.

Wahrscheinlich konnte ich Kyle deshalb am Anfang nicht zeichnen. Ich fande ihn unsympatisch. Das hat sich im Laufe der Nacht geändert, aber dann war er mir zu glücklich zum Zeichnen. Er war schon an einem Ort an dem er sich wohl gefühlt hat. Jetzt, nach seinem Anruf ist er das nicht mehr.

Vermutlich weil ihn dieser daran erinnert hat, dass sein Vater noch existiert.

Ich mustere ihn, bevor ich ihn sanft von meinem Schoß schiebe. Kyle setzt sich neben mich auf mein Bett und sieht mich entschuldigend an.

"Ich wollte dich nicht traurig machen" ,entschuldigt er sich sofort und sieht mich aus Teddybär-Augen an.

Er hat meine ernste Mine wohl falsch interpretiert, als ich aufgestanden bin. Ich stehe mittlerweile vor dem Bett und sehe mit einem Lächeln zu ihm runter. "Du hast mich nicht traurig gemacht, du hast mich inspiriert" ,berichtige ich ihn und lege meine Hand unter seine Kinn. Sanft streiche ich über seine Wange, bis er wieder dieses Funkeln in seinen Augen bekommt. Er sitzt sofort aufrechter da und lächelt breit.

Die Sonne ist wieder aufgegangen.

Zum ersten Mal finde ich den Sonnenaufgang schöner als den Sonnenuntergang.

Schmunzelnd schüttel ich meinen Kopf wegen meinen eigenen kitschigen Gedanken. "Zeichnest du mich jetzt?" ,fragt Kyle aufgeregt, weshalb ich sanft auflachen muss. Er ist niedlich.

"Ja."

"Oh endlich! Okay was soll ich machen? Hast du irgendeine Pose im Kopf, die ich machen soll? Ich hätte ja ein paar Ideen!" ,meint er aufgeregt und sieht mich fast schon so an, wie die Welpen in der Tierhandlung, die Louis und ich letzte Woche zusammen angeschaut haben. Louis liebt Hunde. Allerdings darf er hier keinen halten, was ihn auf dauer immer sehr traurig macht, weshalb ich angefangen habe mit ihm einmal im Monat zur Tierhandlung zu gehen.

Schmunzelnd sehe ich zu der Skizze, auf der Louis unter drei Hunden vergraben liegt und lachend mit seinen Beinen strampelt.

Louis hat später mindestns drei Hunde, wenn es anders sein sollte, bin ich enttäuscht.

Ich sehe wieder zu Kyle, der immer noch auf meinem Bett sitzt und auf meine Antwort wartet. Ich muss lächeln.

"Sei einfach Kyle."

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