Kapitel 29 - Beste Freunde

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Medina

Im September zog ich mit Sack und Pack bei Levi ein und es dauerte nicht lange, da besaßen wir einen wundervollen Alltag. Wir kochten zusammen, schauten Filme oder Serien, ich sah ihm beim Playstation spielen zu und wir hatten jede Menge atemberaubenden Sex. Nach und nach brachte ich meine persönlichen Gegenstände in der Wohnung unter, an der Klingel und auf dem Briefkasten standen nun zwei Namen, und ich dekorierte die Wohnung mit hübschen Blumen, sowie gemeinsamen Bilder von uns. Eigentlich hätte ich nicht glücklicher sein können, wären da nicht ständig Amelies Nachrichten und Anrufe gewesen ... Sie schrieb Levi, wenn es ihr nicht gut ging, schickte ihm Ultraschallfotos, was an sich lieb und völlig in Ordnung war, wenn nicht andauernd Bilder von ihrem nackten, immer runder werdenden Babybauch gefolgt wären, unter einem immer größer aussehenden Busen ... Manchmal antwortete mein Koch, manchmal nicht. Ab und zu telefonierten sie auch miteinander, wenn Amelie meinte, Levi unbedingt etwas 'Wichtiges' erzählen zu müssen, was mir ziemlich zusetzte. Doch ich versuchte, Levi nichts von meinen Ängsten und meinen Kummer wissen zu lassen, denn ich wollte unser gemeinsames Zusammenleben nicht mit meiner Eifersucht vergiften.

Der Herbst verging, und der Winter brach an. Und dann war es endlich soweit - meine beste Freundin Finnja kam endlich aus Kanada zurück und ich freute mich, wie ein kleines Kind im Freizeitpark, sie endlich wiedersehen und in die Arme schließen zu können. Es war ein kalter Freitagabend, als ich aufgeregt die Tür zur Bar ihres Vaters öffnete, die den Namen 'Mudanca de cor' trug und einen bezaubernden portugiesischen Charme versprühte, mit den vielen kleinen bunten Schirmchen, die die steinerne Decke schmückten und von ebenso bunten Lampions beleuchtet wurden, dass stets ein unglaublich schönes Farbspiel an die Wände, als auch den Boden, der warmen, mit südländischer Musik ausgestatteten Räumlichkeit reflektierte.

,,Medina!'', kreischte Finnja und stürzte in meine Arme, sobald die Tür hinter mir ins Schloss fiel - dass die Bar gut besucht war, war meiner rothaarigen Freundin völlig egal, schließlich war sie die Tochter der Eigentümer und konnte so laut sein, wie sie wollte. ,,Ich habe dich so vermisst!'', sagte sie und drückte mich fest an sich.

,,Ich habe dich auch unheimlich vermisst'', erwiderte ich mit Tränen in den Augen. Nach einigen Sekunden lösten wir uns voneinander und sahen uns freudestrahlend an. ,,Du siehst gut aus'', sagte ich und strich ihr bewundernd durch ihr fuchsrotes Haar, das sie von ihrer Mutter hatte.

,,Und du erst!'', rief sie und betrachtete mich von Kopf bis Fuß. ,,Dein tätowierter Koch scheint dir gut zu tun'', kicherte sie.

Eigentlich schon ...

,,Komm wir setzen uns zu Papa an die Bar, ja?''

,,Gerne'', erwiderte ich und wurde an den Barhockern angekommen, von Finnjas Vater herzlich begrüßt.

,,Medina Kleines! Wie geht es dir? Wie war es in England?'', fragte er freudig.

,,Hallo Herr Ferreira'', sagte ich lächelnd, ''Es war wirklich toll! Ich habe einige interessante Leute kennengelernt und viel erlebt.''

,,Aber niemand war wohl so interessant, wie der junge Mann den du hier kennengelernt hast, was?'', fragte der alte Deutschportugiese schmunzelnd.

Ich wurde auf der Stelle rot und sah meine beste Freundin an.

,,Tut mir leid ... Ich freue mich einfach nur so für dich, dass ich es meinen Eltern und Johanna erzählt habe'', sagte Finnja entschuldigend. Johanna war Finnjas ältere Schwester, die seit zwei Jahren in Portugal bei ihren Großeltern lebte und dort ihren Master absolvierte.

,,Ist schon okay'', erwiderte ich ein wenig verlegen.

,,Mein Dreikäsehoch meinte, dein Freund wäre von Kopf bis Fuß tätowiert ...", fuhr der Barbesitzer verschmitzt fort, was mich zum Lachen brachte.

,,Ja, er hat schon einige Tattoos ...''

,,Du solltest ihn mal mitbringen!'', meinte Finnjas Vater neugierig.

,,Unbedingt!'', schloss sich seine Tochter an. ,,Ich muss ihn schließlich noch richtig kennenlernen!''

,,Das werde ich'', versprach ich.

,,Wen mitbringen?'', ertönte da plötzlich eine gut gelaunte Stimme an unserer Seite. Es war Finnjas Patenonkel Giuseppe - ein italienischer Herr, der eine Schwäche für altmodische Schiebermützen besaß.

,,Medinas neuen Freund! Er ist ein tätowierter Koch!'', rief meine beste Freundin ausgelassen.

,,Soso'', meinte der Onkel lachend, bevor er uns begrüßte und fragte, wie es mir ging. ,,Hätte nicht gedacht, dass dir rebellische Jungs gefallen'', meinte Onkel Giuseppe schelmisch. ,,Wisst ihr Mädchen, wir alte Herren waren früher auch ganz schöne Rebellen!''

Finnja verdrehte die Augen.

,,Schon klar ...''

Ich lachte herzlich.

,,Apropo Rebellen!'', meinte Finnjas Papa an seinen langjährigen Freund gerichtet, ''Vor paar Tagen war Arthur mit seinen Jungs hier, sind auf ihren Maschinen gekommen ... Ich sag' dir, die Münzenberg-Sprösslinge fahren genauso durchgeknallt wie ihr Vater früher! Ich hatte ja mal vor, Johanna und Finnja mit dem Adels-Nachwuchs zu verkuppeln, schließlich sind sie sehr höflich und wirklich hübsche Kerlchen, aber meine Töchter auf diesen Monster-Maschinen? Nein danke! Ich hätte ja keine ruhige Nacht mehr ...''

,,Außerdem haben Johanna und ich da ja wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden'', meinte Finnja pikiert und funkelte ihren Vater böse an, was mich wieder zum Lachen brachte - ich liebte diese Familie! ,,Und du weißt ganz genau, dass Leon und Luca auf sehr spezielle Mädels stehen ...''

Das stimmte. Ich hatte die beiden Jungs bereits kennengelernt, sie waren verdammt gutaussehend und konnten sehr charmant sein, aber neben ihrer Raserei auf ihren Motorrädern, standen sie auf verwegene Mädels, mit Tattoos, Piercings und fetzig gefärbten Haaren. Und in dieses Beuteschema passte Finnja ganz und gar nicht - sie war eher eine süße, sehr mädchenhafte Person. Ein wenig wie Amelie, wurde mir plötzlich bewusst. Ob die Schuhverkäuferin und ich gut miteinander ausgekommen wären, hätten wir uns nicht in denselben Mann verliebt?

,,Ist ja gut, ist ja gut'', holte der Barbesitzer mich aus meiner Grübelei.

,,Komm Medina, lass uns in Papas Büro gehen, um in Ruhe quatschen zu können'', sagte meine beste Freundin, packte mich abrupt am Handgelenk und führte mich in ein kleines gemütliches Büro mit einer Dart-Scheibe an der Wand und einem Tischkicker in der hinteren Ecke. Außerdem besaß der Raum neben einem einfachen Holz-Schreibtisch und einem sesselartigen Bürostuhl, eine kleine Ledercouch, auf der wir es uns bequem machten.

,,Nun erzähl mal'', begann Finnja zugleich, ''Wie läuft es mit Levi und der Tatsache, dass er bald Vater wird?''

Ein wenig überfordert sah ich meine beste Freundin an.

,,Willst du mir nicht erstmal von Kanada erzählen?'', fragte ich mit zusammengezogenen Augenbrauen.

,,Ach, papperlapapp! Wir haben so oft telefoniert, dass du ohnehin schon alles weißt. Also sag schon, wie kommst du mit all dem zurecht?''

Ich schluckte, denn diese Frage ging mir wirklich unter die Haut. Einen Moment lang ließ ich die vergangenen Monate Revue passieren und fühlte mich plötzlich ganz durcheinander.

,,Es ... ist komisch ...'', gestand ich, ''Einerseits war ich noch nie in meinem Leben so glücklich, wie mit Levi, und andererseits war ich noch nie so unglücklich ...'' Finnja nickte verständnisvoll und wartete darauf, dass ich weitersprach. ,,Levi und ich passen wirklich unglaublich gut zusammen ...Wir haben so viele Gemeinsamkeiten, ergänzen uns aber auch hervorragend - und dennoch komme ich einfach nicht damit zurecht, dass er Zeit mit Amelie verbringt ...''

,,Tut er das denn viel?'', hakte Finnja vorsichtig nach.

Ich zuckte mit den Schultern.

,,Die letzten Monate hat er sich nur auf den nötigsten Kontakt beschränkt, aber nun, wo die Schwangerschaft immer mehr voranschreitet, häufen sich die Treffen ...'' Tränen stiegen mir in die Augen, was meine beste Freundin sofort zu bemerken schien, denn sie legte mir fürsorglich ihren Arm um die Schultern. ,,Vor ein paar Tagen zum Beispiel hat Amelie Levi angerufen und ihn gefragt, ob er vorbeikommen kann, um das Kinderbett aufzubauen, dass sie mit ihrer Schwester bestellt hat ... Levi sagte, dass das kein Problem wäre, wenn er mich mitbringen dürfte ... Natürlich ist Amelie daraufhin total durchgedreht und hat am Handy angefangen zu weinen ...''

,,Und?'', wollte Finnja wissen, ''Ist er trotzdem hin?''

Ich nickte.

,,Ja ... Er fühlt sich als Vater dazu verpflichtet, solche Vorbereitungen zu erledigen ... Aber das schlimmste war, dass ich ihm angesehen habe, dass er sich darauf freut, das Bett aufzubauen, verstehst du?''

Eine Träne kullerte meine Wange hinunter, während Finnja gefühlvoll meinen Arm streichelte.

,,Sag mal, hat diese Tussi denn keine Eltern?''

Ich schüttelte den Kopf.

,,Nein. Es gibt nur sie und ihre Schwester. Die ganze Zeit, während Levi bei Amelie war, habe ich Zuhause auf ihn gewartet und eine Träne nach der anderen vergossen ...''

,,Oh Medina'', flüsterte Amelie und zog mich in ihre Arme, als ich zu schluchzen begann.

,,Und nun wird es nur noch schlimmer ...'', wimmerte ich.

,,Aber Levi liebt dich, Medina! Du musst versuchen dir weniger Sorgen zu machen ...''

,,Aber ich weiß nicht wie'', schniefte ich.

,,Jetzt bin ich ja wieder da. Ich werde dich schon ablenken!'', versuchte meine beste Freundin mich aufzuheitern.

Mit Mühe rang ich mir ein Lächeln ab.

,,Darüber bin ich wirklich froh - ich brauche dich mehr, denn je ...''

,,Ist doch selbstverständlich. Gemeinsam werden wir das Kind schon schaukeln'', scherzte Finnja.

Ich nickte, auch wenn ich da so meine Zweifel hatte ...

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