Kapitel 30 -Erste Eindrücke

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Medina

Ein neues Jahr brach an, ein Jahr, das viele Veränderungen mit sich bringen sollte. Mittlerweile hatten Levi und Finnja sich kennengelernt, und wie ich es mir erhofft hatte, verstanden sich die beiden wirklich gut. Die Beziehung zu meinem Koch war einfach makellos. Ich kam hervorragend mit seiner, und er mit meiner Familie zurecht, so wie ich mit seinen, und er mit meinen Freunden - und doch legte sich Woche für Woche die verging, ein dunkler Schatten über meine Empfindungen ...

Es war Ende Januar und eine dünne Schneeschicht bedeckte das Rhein-Main-Gebiet. Ich hatte eine Woche Urlaub, da das 'Gustav' immer drei Wochen im Winter schloss und Levi und ich uns gemeinsam eine schöne Zeit in unseren vier Wänden machen wollten.

Der Morgen hatte perfekt begonnen, nachdem Levi und ich zusammen eine heiße Dusche genommen und anschließend ausgiebig gefrühstückt hatten. Bis es für meinen Koch an der Zeit war aufzubrechen ...

,,Ich versuche nicht lange weg zu sein ... Und mach dir bitte keine Sorgen! Wenn ich zurück bin, machen wir uns einen wunderschönen Nachmittag, okay?''

Ich nickte mit trübem Blick. Ich wusste, ich hätte mir mehr Mühe geben sollen, ein zuversichtliches Gesicht aufzusetzen, aber ich konnte einfach nicht. Der Gedanke, dass Levi die nächsten Stunden mit Amelie unterwegs sein würde, fuchste mich ungemein. Sie mussten gemeinsam zum Jugendamt fahren, um das gemeinsame Sorgerecht zu beantragen, und anschließend wollten sie sich für die Geburt noch das Krankenhaus ihrer Wahl ansehen.

Es hatte mich sehr getroffen, als Levi mir vor wenigen Wochen so behutsam wie möglich erklärte, dass er bei der Geburt des Kindes dabei sein wollte, an Amelies Seite. Ich hatte geweint und mich ins Schlafzimmer eingeschlossen, so lange, bis all meine Tränen versiegt waren und Levi sich vor verschlossener Tür die Lippen wund geredet hatte. Und nun rückte dieser Tag immer näher, und keiner von uns kam drum herum, sich auf seine eigene Art und Weise auf dieses Ereignis vorzubereiten.

,,Ich liebe dich'', waren Levis letzte Worte, als er mit einem zärtlichen Lächeln unsere Wohnung verließ.

,,Ich liebe dich auch'', flüsterte ich niedergeschlagen, als die Wohnungstür ins Schloss fiel. Diese Situation war einfach beschissen, und doch wusste ich, dass ich versuchen musste, mich so gut wie möglich abzulenken. Also beschloss ich, einkaufen zu gehen und Levi mit einem leckeren Essen zu überraschen - so wie er es schon oft für mich getan hatte. Ich war keine begabte Köchin, aber ich hatte mir in den vergangenen Monaten einiges von Levi abgeschaut, sodass ich mich dazu entschloss, indisches Butterhähnchen zuzubereiten, denn sicherlich würde mein Koch nach diesem langen Tag hungrig nach Hause kommen.


Levi

Es war so unglaublich ermüdend beim Jugendamt ... Tausende Zettel mussten ausgefüllt werden und die Damen hinter den Schreibtischen waren alles andere als freundlich. Dafür versuchte Amelie umso freundlicher zu mir zu sein. Ihr Bauch mit dem kleinen Charlie darin war mittlerweile kugelrund, schließlich sollte er sich in weniger als sechs Wochen schon auf den Weg in diese verrückte, turbulente Welt machen. Mir drehte sich der Magen um, als ich daran dachte, in eineinhalb Monaten Vater eines so kleinen Zwerges zu sein. Natürlich musste erst einmal ein Vaterschaftstest durchgeführt werden, aber da Amelie ja eigentlich schon zugegeben hatte, dass sie mir mit diesem kleinen Lebewesen 'ein Geschenk' gemacht hatte, hegte niemand mehr einen Zweifel daran, dass dieses Kind das meine war.

Nach einer halben Stunde Wartezeit beim Jugendamt und einer weiteren Stunde, in der wir uns mit den entsprechenden Formularen auseinandersetzten, machten Amelie und ich uns in meinem Audi auf den Weg zum St. Elisabethen Krankenhaus, eine Geburtsklinik in unserer Heimatstadt Frankfurt. Die Fahrt verlief ruhig. Wir hörten Musik und gingen unseren eigenen Gedanken nach, bis wir unser Ziel erreichten. Es war verrückt, als wir die Klinik betraten, denn alles war so anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Anstatt das Piepen irgendwelcher Gänsehaut erregenden Maschinen, dudelte eine fröhlich klingende Melodie im Hintergrund, ein wenig wie die Spieluhr, die meine Mutter für das Baby gekauft hatte, nur nicht ganz so einschläfernd. Außerdem sahen die langen Korridore bei weitem nicht so kahl und steril aus, wie bei meinen bisherigen Krankenhausbesuchen, denn große Leinwände mit in weichen Saum eingewickelten Neugeborenen hingen an den Wänden und grüne Topfpflanzen schmückten den mit gemütlichen Stühlen ausgestatteten Flur. Auch Amelie machte große Augen und lächelte mich aufgeregt an, als wir uns zu einer Gruppe Menschen gesellten, die genau wie wir da waren, um alles für ihren großen Tag zu besichtigen.

,,Ah Hallo, da haben wir ja noch zwei werdende Eltern'', begrüßte uns eine freundliche Dame in den Vierzigern lächelnd. ,,Schön, dass sie da sind. Nun beginnen wir aber mit unserem Rundgang, bevor ich noch in einen Kreißsaal gerufen werde.'' Die etwas korpulente Frau lachte herzlich und begann uns durch die Entbindungsstation zu führen. Erst zeigte sie der Gruppe eine Art Behandlungsraum, in dem sich die werdenden Mütter vor dem Einsetzen der Presswehen aufhielten. Anschließend führte sie uns durch die drei Kreißsäle, die alles andere als beängstigend waren. Das Bett, oder eher gesagt die Liege, in der Mitte des Raums war hoch und sah recht bequem aus. In der Ecke stand eine große Badewanne, die mit heißem Wasser gefüllt werden konnte, falls der werdenden Mutter der Wunsch danach stand. Bunte harmonische Portraits von hübschen Landschaften zierten die Wände und ein CD-Player stand in der Nähe des Bettes, in dem man die Musik seiner Wahl abspielen konnte.

,,Es sieht alles so friedlich aus'', murmelte Amelie mir mit leuchtenden Augen zu. Ich nickte, erwiderte aber nichts.

Der Rundgang ging weiter. Als nächstes standen wir in einem Operationssaal, der plötzlich nicht mehr so friedlich aussah.

,,Sollte es während der Geburt zu Komplikationen kommen, kann in diesem OP so schnell wie möglich ein Kaiserschnitt durchgeführt werden'', erklärte die Hebamme.

Nervös wanderte mein Blick über die vielen Operationsinstrumente, als ich plötzlich eine Berührung spürte - Amelie hatte meine Hand ergriffen. Stirnrunzelnd wanderte mein Blick auf ihre Finger hinunter, die sich an meine schmiegten, bevor mich ihre nussbraunen Augen ängstlich anfunkelten. Sofort entzog ich mich ihr. Zwar tat mir die junge Schuhverkäuferin leid, weil sie so aufgeregt war und Geborgenheit suchte, doch das fühlte sich ganz und gar nicht richtig an. Meine Liebe, meine Treue, ja meine gesamte Loyalität, gehörte Medina, und niemand anderem. Plötzlich breitete sich eine kleines Glücksgefühl in mir aus, als ich mir vorstellte, vielleicht eines Tages mit Medina diese Räumlichkeiten zu betreten. Ich sah es ganz genau vor mir, mein Püppchen in einem ihrer zauberhaften Sommerkleider, unter dem sich ein atemberaubend schöner, runder Bauch abzeichnete, in dem sich das Resultat unserer Liebe hüllte.

,,Tut mir leid'', flüsterte Amelie plötzlich und störte meine Träumerei.

,,Bitte lass das einfach'', murmelte ich, als wir der Menschenmenge in den letzten Raum dieses Besuchstags folgten - einen kleinen Aufenthaltsraum, in dem sich die frisch gebackenen Eltern mit ihrem Säugling in den ersten Stunden nach der Geburt zurückziehen konnten, bevor es zwei Etagen höher auf die normale Krankenstation ging.

,,So, das wars auch schon'', verkündete die Hebamme kurz darauf. ,,Wir hoffen, sie konnten alle einen guten Einblick von unseren Räumlichkeiten bekommen, und werden nun weniger Nervös einem der wichtigsten Tage ihres Lebens entgegentreten.''

Zustimmendes Gemurmel erfüllte den Korridor, bevor sich die freundliche Dame verabschiedete und alle ihre Wege gingen. Stumm liefen Amelie und ich zum Auto zurück - meine Abweisung wenige Minuten zuvor hatte sie ziemlich getroffen. Kaum waren wir eingestiegen, knurrte mein Magen. Der ganze Tag hatte mich auf eine merkwürdige Art und Weise geschlaucht und hungrig gemacht.

,,Ich könnte etwas essen'', meinte ich versöhnlich zur Mutter meines Kindes. ,,Wollen wir Döner essen gehen?''

Amelies goldenes Haar schwenkte in meine Richtung, als sie mich überrascht ansah.

,,Gerne'', sagte sie, ''Charlie und ich haben auch hunger.''

Ich nickte.

,,Okay, dann gehen wir noch was Essen, bevor ich dich nach Hause fahre.''

,,Okay'', antwortete sie fröhlich und plötzlich wusste ich, dass das zu viel des Guten war ...

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