Kapitel 9 - Unerwartete Wendung

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Levi

,,Was willst du?'', maulte ich die vor mir schluchzende Amelie böswillig an.

,,Levi'', hauchte sie und wollte sich sofort in meine Arme werfen, doch ich hielt sie auf Abstand.

,,Ich fragte, was du hier möchtest?!''

Ihre Unterlippe zitterte, als sie mich mit blutunterlaufenen Augen ansah.

,,Warum hast du mich blockiert? Ich ... habe die ganze Zeit versucht dich zu erreichen ...''

Ich schnaubte genervt. Konnte sie nicht einfach verschwinden und diese armselige Mitleidstour sein lassen?!

,,Amelie, ich habe dir von Anfang an gesagt, dass niemals etwas Ernstes aus uns wird. Also hör endlich auf, dich da so hinein zu steigern und geh nach Hause zu deiner Schwester'', wütete ich und trat einen Schritt zurück, um ihr die Tür vor der Nase zuzuschlagen.

,,Nein! Nicht! Levi ... bitte warte ...'', rief sie, machte einen Satz in meine Richtung und versuchte, sich an meinem Arm fest zu krallen.

,,Lass los'', knurrte ich und schüttelte sie ab, da versteifte Amelie sich plötzlich und starrte wie betäubt an mir vorbei ins Innere meiner Wohnung. Ich folgte ihrem Blick. Da stand Medina mit zusammengezogenen Augenbrauen und beobachtete unsicher die Szene.

,,Darum hast du dich nicht mehr gemeldet ...'', flüsterte die Blondine entsetzt, ''Darum hast du mich blockiert und nichts mehr von mir wissen wollen ... Du schläfst mit einer anderen.''

Ich lachte verächtlich.

,,Wir sind kein, und waren auch nie ein Paar! Darum geht dich das überhaupt nichts an!''

,,Doch'', wimmerte sie mit vibrierenden Pupillen, ''Es geht mich was an.''

,,Nein, geht es nicht'', regte ich mich auf.

,,Aber'', schluchzte die junge Schuhverkäuferin, ''Ich ... ich bin schwanger, Levi ...''

Ein Schock. Es musste ein Schock gewesen sein, der in diesem Moment von mir Besitz ergriff, denn das Blut in meinen Venen gefror, in meinen Ohren begann es zu rauschen und mein Herz setzte einen Moment lang aus.

,,Und du weißt genau, dass niemand anderes als du in Frage kommt'', wimmerte Amelie weiter.

Fassungslos starrte ich die aufgewühlte Blondine an. Sie schien völlig fertig, was davon zeugte, dass sie die Wahrheit sprach. Oder?

,,Ich habe einen Test gemacht ... Er war sofort positiv. Nächste Woche habe ich einen Termin bei meinem Gynäkologen. Du ... kannst gerne mitkommen'', schniefte sie.

,,Das kann nicht sein'', widersprach ich. ,,Das ist nicht möglich!''

,,Doch, ist es. Und es gab nur dich, das weißt du'', verteidigte sie ihre Ehre.

,,Ich gehe wohl besser'', hörte ich da plötzlich eine leise, reservierte Stimme neben mir. Über Medinas wunderschönes, honigfarbenes Gesicht hatte sich ein bleicher Ausdruck gelegt und ihre veilchenblauen Augen wichen mir demonstrativ aus.

,,Nein'', rief ich und riss mich von Amelie los, die sich wie eine lästige Zecke an mir festgesaugt hatte. ,,Medina, warte!'' Doch das entzückende, schwarzhaarige Püppchen ergriff die Flucht.

,,Lass sie gehen'', meinte Amelie wehleidig und strich sich zitternd über ihren schlanken Bauch, ''Wir haben wichtige Dinge zu besprechen.''

,,Nein'', sagte ich entschlossen, ließ die Blondine im Eingang stehen und sprintete Medina hinterher, die bereits das Gebäude verlassen hatte. ,,Medina, bitte bleib stehen'', rief ich, schloss zu ihr auf und griff nach ihrer warmen, geschmeidigen Hand.

Zornig drehte sich das Püppchen zu mir um und ich erkannte ein verräterisches Funkeln in ihren veilchenblauen Augen.

,,Medina ... Ich ...''

,,Glaubst du sie lügt?'', fragte mich die hübsche Bankerstochter.

Wie ruhelose Geister, spukten die Gedanken in meinem Kopf herum. Amelie war nervig, anhänglich, einfach super anstrengend. Doch eins wusste ich genau, sie log nicht. Sie war eine süße, eher schüchterne Person, die sich in den letzten Wochen viel zu sehr von unserer 'Affäre' abhängig gemacht hatte.

,,Nein. Das glaube ich nicht'', antwortete ich ehrlich.

Ich sah, wie Medina schluckte und mit zuckenden Kiefer zu nicken begann.

,,Dann wünsche ich dir alles Gute, Levi.''

,,Nein!'', sagte ich aufgebracht. ,,Das kann es jetzt doch nicht gewesen sein! Ich ... will dich weiter kennenlernen ...''

Das Püppchen lachte bitter.

,,Ich glaube, du hast jetzt wichtigeres zutun.''

Energisch schüttelte ich den Kopf.

,,Du verstehst das nicht ... Selbst wenn ich ... Also wenn Amelie ...'' Ich schnaubte und fuhr mir aufgekratzt durch die Locken. ,,Ich ... liebe sie nicht.''

Ein kleines, trauriges Lächeln schmückte Medinas bezauberndes Gesicht.

,,Das tut mir sehr leid für dich, Levi.'' Eine kurze Stille folgte, bevor ein 'Leb wohl' sich bleischwer über mein Gemüt legte.

Wie in dichten Nebel gehüllt, ohne etwas von der belebten Frankfurter Altstadt mitzubekommen, stand ich da und beobachtete, wie sich Medina immer weiter von mir entfernte, ohne auch nur einmal zu mir zurück zu blicken.

- - -

Ich weiß nicht, wie lange ich noch an Ort und Stelle verweilte, bis ich mich endlich dazu durchringen konnte, zurück zu meiner Wohnung und somit auch zurück zu Amelie zu gehen. Sie hatte auf einem meiner modernen Küchenstühle Platz genommen und knetete nervös ihre Hände.

,,Wie konnte das passieren?'', fragte ich sie kalt, als ich die Küche betrat.

,,Ich ... weiß nicht ... Vielleicht ist das Kondom gerissen und wir haben es im Nachhinein nicht bemerkt, oder die Pille hat nicht gewirkt, schließlich haben wir ja ab und zu was zusammen getrunken'', wisperte die Blondine.

,,Oder du hast die Pille absichtlich vergessen, oder Löcher in das verfickte Kondom gestochen, damit ich endlich einen Grund haben könnte, mich voll und ganz auf dich einzulassen'', herrschte ich die Neunzehnjährige an.

Ängstlich, als auch empört, klappte der Schuhverkäuferin der Mund auf.

,,Nein! Nein, sowas würde ich niemals tun!'', verteidigte sie sich mit bebender Stimme.

,,Du solltest jetzt besser gehen'', knurrte ich und betrachtete sie bösartig.

,,Aber es ist dein Kind, Levi ...''

,,Bullshit!'', schrie ich, ''Ich will einen verdammten Vaterschaftstest und erst wenn ich schwarz auf weiß habe, dass das Wesen in deinem Bauch mein Kind ist, werde ich mich dazu bekennen! Aber nichtsdestotrotz wird niemals etwas aus uns werden! Und nun verschwinde!''

Die Blondine schüttelte sich vor Kummer.

,,Es ist verdammt nochmal dein Kind! Und es ist einfach passiert, ich konnte nichts dafür!''

Mit wackeligen Beinen, zerzaustem Haar und geschwollenen Augen kam Amelie erneut auf mich zu.

,,Bitte Levi ... Lass mich nicht im Stich. Ich schaffe das nicht alleine ...''

Mein Herz krampfte sich bei diesem Anblick zusammen. Ich hatte Amelie immer gemocht, und wusste ganz genau, dass sie viel zu sehr auf mich fixiert war, als dass sie sich auf irgendjemand anderes hätte einlassen können. Aber verdammt ...Ich wollte sie nicht! Und ich wollte auch dieses Kind nicht!

,,Hör zu ...", brachte ich schwerfällig über meine Lippen, ''Ich brauche jetzt etwas Zeit für mich. Ich melde mich in den nächsten Tagen bei dir, aber bitte ... Lass mich bis dahin einfach in ruhe!''

Einige Sekunden sah mich die Blondine mit einem Ausdruck purer Verzweiflung in den Augen an, bevor sie langsam und widerwillig zu nicken begann.

,,In Ordnung. Ich ... Wir werden auf dich warten.''

Ich schluckte. Denn dieses Wir, hatte ich niemals gewollt.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro