[𝟕] 𝐌𝐚𝐫𝐢𝐞𝐥𝐥𝐚 𝐮𝐧𝐝 𝐁𝐞𝐥𝐢𝐬𝐬𝐚

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Bella

Ich war absolut überfordert. Jedes einzelne Augenpaar lag auf mir, seitdem Matteo und ich den Raum betreten hatten. Das war noch nicht einmal alles. Sein Vater löste seinen bösen Blick nicht eine einzige Sekunde von mir. Ein Schauder lief mir über den Rücken und ich fragte mich augenblicklich, was hier vor sich ging. Männer mit pechschwarzen Anzügen redeten miteinander, tranken Whiskey oder rauchten Zigarren. Es waren nicht viele Frauen hier, ich erkannte nur zwei bildhübsche Mädchen neben Matteos Vater und ein paar, die in der Menschenmenge untergingen.

Die Bar war riesig, aber sehr edel gehalten. Wie ein Festsaal. Sie schien nicht irgendwie normal. Alles war so hochwertig. Das gehörte Matteos Vater und ihm? So reich waren sie? Die meisten saßen an den Tischen, andere unterhalten sich im Stehen. Manche gingen auch herum, während sie in Gesprächen vertieft waren. Im Großen und Ganzen war es hier drinnen komplett voll. Der Geruch von Essen stieg mir in die Nase und mein Bauch fing an, leise zu knurren.

Ich hatte jedoch nicht wirklich viel Zeit, um alles genau unter die Lupe zu nehmen. Matteo wandte sich an mich. Er kam mir näher und irgendwann war er mir so nah, dass ich seinen Atem an meinem Hals spüren konnte. »Bleib genau hier stehen. Ich muss kurz etwas besprechen«, flüsterte er mir zu.

Ich schluckte weil er mir zu nah war. Aber auch Verärgerung kam in mir auf, weil er mich einfach alleine lassen wollte. »Klar. Lass mich alleine«

Ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. Es war ehrlich. »Ich dachte du magst meine Gesellschaft nicht«, erwiderte er leise. Sein angenehmer Geruch stieg mir in die Nase und ich instinktiv fragte ich mich, welches Parfüm er drauf hatte.

»Ich kann dich absolut nicht leiden«, murmelte ich. »Aber ich will nicht alleine hier stehen blieben. Das ist unangenehm«, fügte ich leise hinzu. Meine Wangen erröteten sich und mir wurde bewusst, dass ich nicht wollte, dass er ging, weil ich seine Nähe gerade brauchte. Ich hatte das Gefühl, ich würde unter seine unechte Fassade blicken und es machte mich verrückt, dass ich anfing, mich für Mr. Unsympathisch zu interessieren.

»Dich wird schon keiner töten, Micina«, raunte er in mein Ohr. Mein angespannter Körper wurde von einer elektrisierenden Gänsehaut eingenommen.

»Haha, Lustig«, ich blickte nun zu ihm und erhaschte direkt einen Blick in seine eindringlichen, grünen Augen. »Und hör auf mich so zu nennen!«

Er grinste. »Okay, Micina. Nimm dir einen Drink und warte hier auf mich. Ich bin gleich da wieder da«, und dann war er fort. Er ließ mich einfach mitten in der Menge stehen. Ich schaute ihm nach, bis er bei seinem Vater ankam und anfing, sich mit ihm und ein paar Männern zu unterhalten. Der Blick seines Vaters verfolgte mich und ich bemerkte, wie nervös ich wurde, jetzt, wo ich hier so alleine stand und nicht wusste, was ich mit mir anstellen sollte. Ich schaute schnell weg.

Als eine Kellnerin mit einem Tablett an mir vorbei huschte, schnappte ich mir ein Weinglas. Ich wusste nicht einmal, ob es Wein war. Oder war es vielleicht Sekt? Ich schluckte. Ich trank eigentlich gar keinen Alkohol. Das war überhaupt nicht meins. Aber Jeder auf dieser absurden Veranstaltung hielt ein Glas in der Hand und ich wollte nicht die Einzige sein, die aus der Menge stach. Ich wollte gar nicht wissen, wie ich auf die anderen wirkte. Höchstwahrscheinlich schien ich schwach und verloren. Und das war alles Matteos Schuld. Wieso hatte er mich mitgenommen, wenn er mich sowieso alleine stehen lassen wollte?

Ich trank einen Schluck aus meinem Glas, aber es schmeckte mir nicht. Es war mir klar, dass es mir nicht schmecken würde. Plötzlich wurde mir warm und ich fühlte mich noch unwohler als vorher. Am Liebsten würde ich Matteo den Hals dafür umdrehen und danach weglaufen, aber ich wusste noch nicht einmal, in welchem Teil Kanadas wir uns gerade befanden, geschweige denn, wie ich nach Hause kommen sollte.

Als ich zur Seite blickte, bemerkte ich, dass Jemand auf mich zukam. Sie war eine von den Frauen, die vorhin neben Matteos Vater standen. Ich schluckte, während ich versuchte, sie so unauffällig wie möglich zu mustern. Sie trug hohe High-heels und ein dunkelgrünes Kleid, welches ihre grünen Augen perfekt unterstrich. Ihre Schwarzen Locken hingen überall und die Art und Weise, wie selbstbewusst sie an mich herantritt, schüchterte mich jetzt schon ein.

Bleib stark, Bella. Dir kann nichts passieren. Außer, dass du heute Abend umgebracht wirst, weil Jeder hier drinnen es anscheinend auf dich abgesehen hat.

»Noch eine, also«, murmelte sie, während sie sich neben mich stellte und sich zu den Anderen drehte. Ich verstand gar nichts mehr. Aber ich wollte unmittelbar wissen, welches Parfüm sie verwendete. Es erinnerte mich an einen blumigen Garten.

»Wie bitte?«, fragte ich etwas unsicher. Ihre grünen Augen bohrten sich in meine Haut und hinterließen ein Gefühl von Gefahr. Sie schien nicht begeistert von mir und ich wusste noch nicht einmal, wer die bildhübsche Grünäugige vor mir war.

»Noch eine, die unsterblich in Matteo verliebt ist und ihm auf Schritt und Tritt folgt«, sie trank das volle Glas, welches sie sich nun schnappte, in einem Zug aus. Ich gab mir Mühe dabei, mein Gesicht nicht zu verziehen, auch, wenn ich mich fragte, wie sie diesen Alkohol hinunterschlucken konnte. Ich war empört.

»Ich bin sicher nicht in Matteo verliebt«, erwiderte ich und versuchte mein Selbstbewusstsein so hoch wie möglich zu halten. Ich konnte nicht fassen, dass sie mich einfach so attackierte. Sie kannte mich doch gar nicht?

Meine Muskel spannten sich an und ich schaute mich instinktiv um, um darüber nachzudenken, den Rest der Veranstaltung auf der Toilette zu verbringen und mir zu wünschen, ich wäre niemals zu meinem Vater in den Urlaub geflogen und mich nicht - natürlich komplett ungewollt - mit einer Mafia-Familie angelegt.

»Das sagen sie alle«, sie seufzte, während meine Augen Matteo suchten und hofften, er wäre schon wieder auf dem Weg zu mir. Doch er war nicht mehr zu sehen. Jetzt war er komplett verschwunden. »Aber dann lassen sie ihn nicht mehr in Ruhe und bereiten mir nur noch Kopfschmerzen, weil ich mich dann darum kümmern und mir das anhören darf«

Ich wusste nicht genau, was ich denken sollte, aber sofort fragte ich mich, welche Rolle diese Frau in Matteos Leben spielte. Irgendetwas in mir drin fing an zu schmerzen, wenn ich daran dachte, dass dies vielleicht seine Freundin war. Ich suchte schon wieder nach Matteo. Doch noch immer schien er verschwunden zu sein. Ich musste aufhören mir einzubilden, dass es mich stören würde, wenn er eine Freundin hätte.

»Du brauchst dich nicht um mich zu kümmern. Ich stehe nicht auf Matteo«

»Du bist genau wie die anderen Schlampen, die er vögelt«, entkam es ihr und sie schnappte sich sofort ein neues Glas. Mit geweiteten Augen starrte ich sie an. »Wie bitte?«

War jeder, der etwas mit Matteos Familie zutun hatte, so unsympathisch? Und wieso beleidigte sie mich, ohne mich zu kennen? Ich wurde wütend. Ich wurde so wütend, dass ich das Glas neben mir auf den Tisch knallte. Ich konnte doch nichts dafür, dass ich dieses Gespräch mitgehört und ihren Plan gestört hatte. Musste ich mir jetzt wirklich jeden Tag gefallen lassen, wenn sie so mit mir umgingen?

Ich musste tief Luft schnappen, ehe ich mich zu der fremden, unsympathischen Frau wandte, die mich noch immer abfällig anblickte. »Ich nehme ihn dir nicht weg, keine Sorge. Dein Freund, oder was auch immer er für dich ist, ist nämlich genau so unfreundlich wie du. Und mit solchen Menschen gebe ich mich normalerweise nicht ab«, fauchte ich zurück.

»Schätzchen«, sie fing an zu lachen. »Ich bin seine Schwester«

Ich seufzte. Es hätte mir klar sein müssen, dass dieses Unfreundlichkeits-Gen in der Familie lag.

Plötzlich tauchte hinter ihr noch Jemand auf. Noch eine Frau. Sie war kleiner, hatte aber genau die gleichen grünen Augen wie Matteo und seine Schwester. Noch eine??

Ich wollte nur noch meinen Kopf in den Sand stecken. Oder Matteo in seine Eier treten. Ich hatte das Bedürfnis, igendwem weh zutun und es störte mich, dass diese Familie mich so wütend machte. Ich war nett. Ich stritt sonst nie mit Jemandem. Ich hielt mich zurück und verbrachte den ganzen Abend mit einem Buch in der Hand im Bett.

Und jetzt stand ich hier und musste mir das gefallen lassen.

»Lissa, hör auf damit«, sagte nun die -neue - Fremde und schaute zu ihr hoch. Matteos Schwester, die, wie ich mitbekommen hatte anscheinend Lissa hieß, wandte ihren bösen Blick von mir ab. Ich atmete die Luft aus, die ich die ganze Zeit über in mir gehalten habe. Ich war sichtlich nervös, aber versuchte es noch immer zu verdrängen.

»Wie unhöflich von uns«, die Fremde lächelte mich an und hielt mir ihre Hand hin. »Mein Name ist Mariella und das hier ist Belissa, aber jeder nennt sie Lissa«

Ich gab Mariella unsicher die Hand, während Belissa nur verärgert schnaubte. »Ja, weil Kanadier nicht wissen, wie man italienische Namen ausspricht«, merkte sie an. Mariella lachte nur. »Wir sind Matteos jüngere Schwestern«

Ich zwang mich zu einem Lächeln. Mariella war überhaupt nicht wie der Rest ihrer Familie. Sie schien so anders. Sie schien so rein, als hätte sie keine bösen Absichten mit mir. Nicht wie der Rest ihrer komischen Familie. Und dann fiel mir das bescheuerte Gespräch zwischen Matteo und seinem Vater wieder ein, das mein Leben auf einen Schlag verändert hatte. Sie hatten Belissa und Mariella erwähnt. Alles fing an immer mehr Sinn zu ergeben. Trotzdem wusste ich nicht genau, weshalb wir hier und vor Allem, weshalb so viele Menschen hier waren. Das war die Mafia von Matteos Vater? All diese Menschen hatten Blut an ihren Händen kleben? Machten illegale Dinge? Waren böse Menschen?

»Mein Name ist Bella. Freut mich, euch..«, ich räusperte mich. »dich kennenzulernen«

Belissas Kopf schoss direkt in meine Richtung, während Mariella sofort anfing zu lachen. Ich war verdutzt und verstand nicht, was ich jetzt schon wieder gesagt hatte. »Oh mein Gott, ich hätte es wissen müssen!«, brachte Mariella nur zwischen ihrer Lachattacke heraus. Noch immer blickte ich sie verwirrt an.

»Du bist die, die gelauscht hat! Oh, wie lustig. Matteo hat uns davon erzählt«, fügte Mariella grinsend hinzu, während Belissa ihr gegen den Arm stieß und dafür sorgte, dass sie aufhörte zu lachen. »Das ist gar nicht lustig. Gott, dass ist ja noch schlimmer«, zischte sie und Mariella verstummte komplett. Sie versuchte offensichtlich, sich ihr Lachen zurückzuhalten. Ich wusste auf Anhieb, das Belissa definitiv die Ältere von den beiden sein musste.

»Mein Vater hasst dich«, merkte Belissa nun an. Mariella sagte weiterhin nichts, war kurz davor, endgültig die Beherrschung zu verlieren und loszulachen. »Keine Sorge«, gab ich gespielt lächelnd von mir. »Ich hasse ihn auch«

Mariella lachte los. Erst jetzt betrachtete ich sie so richtig. Sie hatte hellere Haare als Matteo und Belissa. Trotzdem erkannte man direkt, dass sie zur Familie gehörte. Ihr warmes Lächeln, welches sie mir zuwarf, gab mir die Kraft, um das alles zu überstehen. Zumindest war eine so nett und interessierte sich dafür, wie ich mich hier fühlte. Ich bemerkte auf Anhieb, dass sie charakterlich ganz anders als ihre Geschwister war.

»Lasst uns nicht streiten. Bella wird bestimmt nichts weitererzählen, da bin ich mir sicher«, Mariella hatte recht. Ich mochte sie wirklich. Ich lächelte zurück.

»Ja dazu wird sie gar nicht kommen, weil sie unter der Erde liegen wird«, mein Lächeln verblasste. »Lissa«, antwortete Mariella warnend.

Dann fingen sie an, auf italienisch zu diskutieren. Ich verfluchte mich für die Tatsache, dass ich mich damals in der Schule für Spanisch anstatt Italienisch entschieden hatte. Ich wünschte, ich könnte verstehen, was sie über mich sagten.

Eine männliche Stimme ertönte von hinten. »Silenzio, beide«

Wir alle drehten uns gleichzeitig um. Genau hinter mir Stand Matteo und musterte uns alle drei. Belissa und Mariella waren sofort ruhig, während ich Matteo vor mir einfach nur anstarrte. Ich wollte ihm keine Aufmerksamkeit schenken oder ihm zeigen, dass ich ihn so attraktiv fand, dass ich nicht mehr aufhören konnte, ihn anzustarren. Aber ich konnte nicht anders, als in seine grünen Augen zu schauen und mich für den Hauch einer Sekunde zu verlieren.

Mariella sprang ihrem Bruder förmlich in die Arme. Ein paar Personen um uns herum blickten bei ihrem glücklichen Gequiecke zu uns, doch das schien die beiden nicht zu interessieren. Irgendwie fand ich es schön, dass sie so ein Verhältnis zueinander hatten. Trotzdem konnte ich nicht verstehen, wieso Mariella ihn leiden konnte - ich hasste ihn mit Allem, was ich hatte. Matteo umarmte sie fest und zog danach seine andere Schwester in die Arme. Zum ersten Mal an diesem Abend sah ich Belissa lächeln. Und dann verstand ich was hier los war. Vermutlich hatten sie sich für lange Zeit nicht mehr gesehen und jetzt erst wiedergetroffen. Wie schön. Ein Familientreffen, in welches ich sicherlich nicht hineinpasste.

Sie waren sofort in einem Gespräch auf italienisch vertieft, während ich etwas nutzlos daneben stand. Ab und zu blickten Matteos grüne Augen zu mir, musterten mich und glitten über meinen Körper, aber diese Momente waren viel zu schnell vorbei. Innerlich seufzte ich. Das Glas, welches ich neben mir auf dem Tisch abgestellt hatte, führte ich nun zu meinem Mund. Ich trank es aus, auch, wenn es mir überhaupt nicht schmeckte. Ich brauchte dringend etwas, was mich ablenkte. Was mich kurz vergessen ließ, dass ich mich hier befand. Auf einer Veranstaltung. Für eine Mafia.

Ich entfernte mich ein Stückchen von Matteo und seinen Schwestern um mich umzusehen. Ich konnte mich an ihren Gesprächen sowieso nicht beteiligen, zumal ich das auch nicht wollte. Ich beobachtete also die Einrichtung dieser Bar. Sie war edel. Viel zu edel für eine Mafia, aber ich ging davon aus, dass diese so luxuriös lebten. Sie hatten anscheinend viel Geld, aber das war mir schon klar, nachdem ich diesen Raum betreten hatte. Ich ging weiter. Die Menschen hier schauten mich komisch an, aber das störte mich nicht mehr. Ich passte hier definitiv nicht rein und wartete nur auf den Tag, bis Matteo und sein Vater für immer verschwanden und nur eine Erinnerung an Ihnen bleiben würde.

In mir drin schmerzte alles, wenn ich an diesen Tag dachte. Nicht nur, weil Matteo gehen würde, was mich komischerweise mehr mitnahm als es sollte. Sie würden Nora und ihrer Mutter weh tun. Sie würden ihnen einen Unfall vortäuschen und dabei kein Schamgefühl zeigen. Keine Reue. Nichts. Diese Familie empfand keine Liebe. Kein Mitgefühl. Sie würden verschwinden und es so aussehen lassen, als wären sie nie hier gewesen. Ich schluckte. Ich schnappte mir ein zweites Glas Sekt und ging mich weiter umschauen.

Ich war total in Gedanken vertieft, als ich vor einem riesigen Bild stehenblieb. Es zog meine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Meine Augen weiteten sich, als ich Matteo darauf erkannte. Und seinen Vater. Neben ihnen Mariella und Belissa und noch eine wunderschöne Frau. Es war nicht schwer zu erkennen, wer diese war. Das musste ihre Mutter gewesen sein. Noch eine Tatsache schockierte mich. Mariella war ihrer Mutter aus dem Gesicht geschnitten. Das Lächeln, die Augen, die Nase. Alles war gleich. Unwillkürlich lächelte ich. Ich war mir sicher, dass sie nicht mehr lebte, aber sie sah gutherzig aus. Alle auf diesem Bild lächelten. Sogar Matteos Vater.

»Wieso läufst du weg, Micina?«

Bei seinen rauen Worten bedeckte sich mein ganzer Körper automatisch mit einer angenehmen Gänsehaut. Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken und brauchte einen Moment, um reagieren zu können. Mir wurde augenblicklich warm.

»Ich weiß nicht, was ich hier mache«, murmelte ich und schaute mir noch immer die bildhübschen Gesichtszüge seiner Mutter an. Auch er sah auf dem Bild etwas anders aus. Er sah glücklicher aus.

»Ich wollte dir bewusst machen, dass das alles sehr Ernst ist. Dass du das für dich behalten musst«

Ich blieb ruhig. Matteo legte seine Hand auf meinen Oberarm und drehte mich vorsichtig zu sich. Als er mich berührte, fuhr eine elektrisierende Wärme durch meinen Körper. Meine Knie wurden weich, als ich vor ihm stand und gezwungen war, in seine Augen zu schauen.

»Ich habe dir gesagt, dass ich Niemandem etwas sagen werde«, erwiderte ich und blickte ihn etwas verärgert an. Seine Miene blieb gleich. Kein einziger Muskel in seinem Gesicht verzog sich. Ich wollte ihn küssen. Aber ich wollte ihn auch anschreien. Ich wollte, dass er mich berührte. Aber ich wollte auch, dass er mich für immer in Ruhe ließ. Ich wollte dieses Verlangen, welches ich so für ihn verspürte, loswerden, aber ich wollte, dass er dieses immer und immer wieder wieder in mir auslöste.

Ich wollte dass er der erste und letzte Mann in meinem Leben ist. Aber ich wollte auch, dass er der letzte Mann auf der Welt war, zu dem ich mich hingezogen fühlte.

»Ich vertraue dir nicht, Micina«, flüsterte er leise und verpasste mir einen schmerzhaften Stich in der Brust. Es gab noch eine Sache die ich wollte. Dass er genau so fühlte, wie ich.

»Ich dir auch nicht, Matthäus«, flüsterte ich trotzig zurück und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass es mich so unfassbar störte, dass er mir nicht vertrauen wollte.

»Ich werde es Niemandem sagen. Ob du mir glaubst oder nicht ist deine Sache«, fauchte ich und war seinem Gesicht näher, als ich ertragen konnte. Mein Körper war auf Alarmbereitschaft. Alles in mir war angespannt und die Tatsache, dass er mir tief in die Augen schaute, ließ noch mehr Blitze des Verlangens in mir einschlagen. Mein Körper hatte eine absurde Reaktion auf ihn.

»Also, hör auf mir auf die Nerven zu gehen. Ich will nicht hier sein und die ganze Zeit alleine stehen gelassen werden. Ich kenne keinen und weiß gar nicht, was hier vor sich geht. Und deine Schwester hasst mich. Also lass mich gefälligst nicht mehr alleine heute Abend oder..«, ich hier kurz inne. Er fing an zu grinsen. Da war es wieder. Das Gefühl welches in mir aufkam, wenn ich ihn am Liebsten eigenhändig erwürgen wollte. Ich verlor den Faden und wusste nicht mehr, was ich sagen sollte.

»Oder was, Micina?«

Ich schnaubte. »Oder ich tue dir weh«

Ein raues Lachen. Seine Grübchen kamen zum Vorschein. Ich unterdrückte mir meine Wut. »Jetzt habe ich Angst«, sagte er grinsend. »Du willst mich doch nicht etwa kneifen oder treten?«

Mir reichte es. Er machte sich über mich lustig. Ließ mich alleine. Ich wusste wieder, dass ich ihn definitiv nicht wollte. Das Einzige was ich von ihm wollte, war es, in Ruhe gelassen zu werden. Ich ging an ihm vorbei.

»Schon gut, Micina«, er hielt meinen Arm fest und zog mich zurück. Er zog mich an sich. Nun standen wir da. Körper an Körper. Ich hielt die Luft an. »Ich lasse dich nicht mehr alleine. Und meine Schwester kann Niemanden leiden, also fang mir ja nicht an zu weinen, nur weil sie nicht nett zu dir ist«

Ich schnaubte. »Du bist so nett zu mir, Mattis. Dankeschön. Wirklich, Danke«, zischte ich. Plötzlich kam er mir näher. Und näher. Immer näher. Ich vergaß komplett zu atmen. Alles in mir erstarrte.

»Ich heiße Matteo«, flüsterte er gegen meine Lippen. Unfähig dazu, etwas zu sagen, starrte ich ihn an. »Ist das angekommen?«, fragte er zusätzlich. Ich biss meine Zähne zusammen.

»Ja«, murmelte ich widerwillig. Als er mich losließ und noch einmal anschaute, war ich die Jenige, die schadenfroh lächeln musste. »Angekommen, Matthäus«

Ich ging vor und ließ ihn stehen. Ich hörte ihn verärgert ausatmen, doch das war mir egal. Ich wollte ihm auf keinen Fall zeigen, dass ich zu den Frauen gehörte, die ihm verfielen, auch wenn mein Körper und Verstand etwas ganz anderes zu mir sagten.

»Nagut, Micina«, brummte er, während er neben mir herging. »Stell mir Fragen und ich beantworte sie dir ehrlich«

Ich hatte was ich wollte. Ich wusste zwar nicht, wieso er plötzlich so kooperativ war, aber ich hatte definitiv Fragen, die ich ihm stellen wollte. Ich ordnete meine Gedanken und hinterfragte nicht, wieso er mit mir darüber reden wollte.

»Wer sind die ganzen Menschen?«, ich blickte mich um. Matteo nickte einem älteren Pärchen zu und schaute wieder zu mir. Kurz kam mir der Gedanke in den Sinn, dass wir möglicherweise auch aussahen wie ein Paar. Zumindest dachte seine Schwester das.

»Die meisten hier sind Anhänger der Mafia meines Vaters, die überlebt haben. Der da vorne«, er nickte in die Richtung eines älteren Herren, der dabei war, eine Zigarre zu rauchen und Karten zu spielen. »Ist der Mafia-Boss einer kanadischen Mafia. Genau so wie der da vorne«, diesmal zeigte er in die andere Richtung auf einen noch viel älteren Mann, der sich gerade mit Matteos Vater unterhielt.

»Mein Vater hat sich nach dem Angriff und der Flucht hierher mit der kanadischen Mafia zusammengetan, um mächtiger zu werden und seine Rache zu planen«, fing er an zu erklären- Verstehend nickte ich. Dann blickte ich in seine grünen Augen. »Was meinst du mit Angriff? Und Flucht? Wieso lebt ihr dieses Doppelleben?«

Bei dieser Frage erkannte ich die Unsicherheit in seinen Augen. Er wusste nicht, ob er mir antworten sollte, aber ich bestand darauf. Ich steckte mittendrin - wortwörtlich. Er seufzte.

»In Sizilien herrschten zwei Mafia-Familien. Wir und die Medina's«, erklärte er abwertend. Er bleib stehen, um mich nun anschauen zu können. Ich machte es ihm gleich. »Seit Jahrzehnten kämpfen unsere Familien um die Vorherrschaft Siziliens. Und eines Tages, da griffen Sie uns an. All unsere Standorte, all unsere Männer«

In seinen Augen war ein ganz kleiner Funken von Kummer zu erkennen. »Sie gewannen, weil wir mit diesem Angriff nicht gerechnet haben. Sie töteten Alles und Jeden. Legten Bomben. All das, was du in deinen schlimmsten Alpträumen nicht wahrhaben wollen würdest«, er schluckte. Mein Körper war übersäht von einer Gänsehaut. Ich erkannte die Ironie des Schicksals in seiner Erzählung. Während ich vor Monaten noch weinte, weil ich Angst vor meiner Abschlussprüfung hatte, führte Matteos Familie wahrhaftig einen Krieg um eine Insel. Wir führten wirklich zwei unterschiedliche Leben. Wir waren Welten voneinander getrennt.

Und doch waren wir gegeneinander gestoßen.

»Und ihr seid geflüchtet?«, fragte ich leise. Matteo nickte. »Unsere Mutter ist ums Leben gekommen. Und wir sind so weit weg wie möglich. Nicht, weil wir Angst hatten oder weil wir weglaufen wollten. Nein, ganz im Gegenteil«

Er blickt mich an. Ich verstand nichts. »Die Medinas denken, wir sind tot. Und das ist unser Vorteil. In einem Monat, wenn wir zurück nach Sizilien gehen, werden sie überrascht sein. Und dann werden wir sie alle töten. Wir werden uns für meine Mutter rächen. Wir werden uns alles zurückholen«

Eigentlich hätte ich aufgelacht und mich gefragt, in welchem Film Matteo gerade lebte. Aber das alles entsprach der Wahrheit.

»Und Noras Mutter? Das war alles gespielt?«

Er antwortete nicht. Mein Herz zerbrach. Ja, es war alles gespielt.

»Manchmal muss man Opfer bringen«

Ungläubig schüttelte ich den Kopf. »Das ist dämlich. Wirklich, wirklich unfassbar. Wisst ihr was ihr ihnen damit antun werdet?«

Matteo seufzte. »So ist es nunmal. Sie werden damit klarkommen. Früher oder später, jedenfalls«

Ich schüttelte meinen Kopf, würde am Liebsten stundenlang auf ihm einreden, damit er das nicht tat. Damit sie keinen Unfall vortäuschten. Aber es schien alles geplant zu sein. Und mit seinem Vater würde ich mich auf gar keinen Fall anlegen. Sein Vater hasste mich, sah in mir nur Jemanden, der den wichtigen Plan zerstörte. »Tut mir leid, dass ihr eure Mutter verloren habt«, murmelte ich leise. Matteo nickte nur. Dann fing er sich wieder und wir gingen wieder durch den Raum.

»Hast du kein Problem damit, zu töten?«, fragte ich nun weiter. Matteo blieb eine Sekunde still. Ab und zu nickte er Leuten zu, ging dann aber mit mir weiter. »Nein«, sagte er kalt und ich glaubte es ihm sofort aufs Wort. »Mit fünf hielt ich meine erste Waffe in der Hand. Mit sieben habe ich das erste Mal getötet. Das ist mein Alltag«, er räusperte sich, während ich ihn schockiert musterte. »Das war direkt«, antwortete ich flüsternd, eher zu mir selbst als zu ihm. Er hatte es natürlich gehört.

»Ich bin ehrlich zu dir«, merkte er an. »Ich bin ein schlechter Mensch, das weiß ich«

Ich wünschte mir tief im Inneren er wäre es nicht. Aber er war wirklich ein schlechter Mensch.

Ich schielte zu dem Bild, welches an der Wand hing und fragte mich, ob das nur seine äußere Fassade war und ob er vielleicht doch ganz anders war. Kein schlechter Mensch war.

»Aber ich kann nicht ändern, wer ich bin. Eines Tages wird mein Vater auch nicht mehr da sein und dann muss ich seine Rolle übernehmen. Verstehst du jetzt, warum das alles so Ernst ist, Micina?«

Ich nickte. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Er brachte mich zum Nachdenken, obwohl das alles, was er mir erzählte, eigentlich an mir vorbei gehen sollte. Aber das tat es nicht. Es war nervenaufreibend, dass es das nicht tat.

»Hast du sonst noch Fragen, Micina?«

Ich dachte eine Sekunde nach. Dann musste ich irgendwie lächeln. »Warum nennst du mich so?«

Er runzelte die Stirn und seine grünen Augen fanden meine. »Was meinst du? Micina?«

Ich nickte. »Was heißt das?«

Ein Lächeln umspielte sein wunderschönes Gesicht. »Kätzchen«

Verwirrt und belustigt zugleich schaute ich ihn an. »Ich fand es lustig, dass du uns belauscht hast. Man hat dich gar nicht gehört in dieser Nacht. Wie eine Katze«

Es war kurz ruhig zwischen uns. Wir schauten uns einfach nur in die Augen. Und dann lächelte ich. Es war das erste Mal, dass ich wegen ihm ein ehrliches Lächeln aufsetzte.

>>>

Jetzt noch ein Kuss.. dann wäre alles perfekt. Aber nö. Ich will euch noch bisschen ärgern.

Hihi.

Ich sag nur: Bald Poolparty... :-)

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