A family like broken glass [3]

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Flashback

Völlig übermüdet und von einer nahezu schlaflosen Nacht geplagt, wachte ich auf und streckte mich einmal ausgiebig.
Ich sah neben mich, doch dort lag keine Alex mehr, wie ich zunächst erwartet hatte. Doch ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es mittlerweile schon neun Uhr war und sie höchstwahrscheinlich schon längst in der Schule war.
Ich hoffe wirklich, dass sie einigermaßen ausgeschlafen war, denn sie hatte ebenfalls, größtenteils wegen mir, die halbe halbe Nacht wach gelegen und mich immer wieder getröstet, wenn ich aufgewacht war und nur stumm vor mich hingeweint hatte.

Ich seufzte, strich mir einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht und wusste gar nicht so recht, wie ich ihr dafür eigentlich danken sollte, denn für mich war es echt keine reine Selbstverständlichkeit, dass sie das Alles extra für mich auf sich nahm.
Doch Alex würde sowieso kein Danke akzeptieren, denn für sie war das eine reine Selbstverständlichkeit und es gehörte bei besten Freunden eben dazu, dass man so etwas füreinander tat.
Klar, wenn Marcel oder auch Alex in der gleichen Scheiße stecken würden, würde ich natürlich genau so handeln, aber ich konnte mich einfach noch nie mit dem Gedanken abfinden, dass sie das tatsächlich einfach so für mich taten.
Ich dachte ständig, dass ich sie mit meinen Problemen nur nerven würde, es sie gar nicht weiter interessierte und sie am liebsten wollten, dass ich einfach meine Klappe hielt. Doch so war es nicht, denn in ihren Augen erkannte ich so viel Ehrlichkeit und Interesse, wie bei keinen anderen Menschen.

Ich setzte mich aufrecht hin, fuhr mir den Schlaf aus den Augen und schwang dann meine Beine über Alex' Bett, um hinunter zu meiner Mama zu gehen.
Sie war wahrscheinlich die ganze Nacht aufgeblieben und konnte bestimmt überhaupt nicht schlafen, denn sie nahm die ganze Sache sicherlich noch viel mehr mit, als mich und Luis.
Auch wenn mein Vater so ein Arschloch war, liebt sie ihn ja dennoch und sie hat mit ihm zusammen sehr viele Momente ihres Lebens verbracht und die beiden hatten auch zwei Kinder miteinander, das konnte man nicht so einfach hinnehmen und so tun, als wäre da nichts gewesen.

Ich seufzte erneut, sah mich kurz einmal im Spiegel an und sah selbstverständlich völlig zerstört und verheult aus.
Aufgrund dessen wendete ich den Blick wieder direkt von ihm ab und wenn es mein Spiegel wäre, hätte ich ihn schon längst zerhauen, weil ich mir dieses Elend einfach nicht mit angucken konnte. Ich bin ein Loser.
Ich öffnete die Zimmertür und schlürfte daraufhin immer noch völlig schlaftrunken die Treppe herunter, wo ich direkt in die Küche stolperte, weil ich extremen Durst hatte.

Ich holte mir ein Wasserglas aus dem Schrank heraus, goss mir etwas Wasser in dieses ein und trank dieses mit einem Zug aus, während ich mir noch eins einschenkte und dann ins Esszimmer ging.
Dort saß meine Mama mit Alex' Mutter zusammen und vor ihnen war ein wundervoll gedeckter Tisch, der noch viel anders als üblich aussah. Süß, dass sich selbst Alex' Mama so viel Mühe gab.
Die beiden Frauen bemerkten mich, lächelte mich an und ich setzte mich augenblicklich zu ihnen, um mein Glas Wasser auszutrinken.

,,Hast du wenigstens etwas geschlafen, mein Hase?'', fragte mich meine Mama und sah mich mit besorgten Augen an.
,,Ja, ging.'', antwortete ich müde und gähnte einmal herzhaft.
,,Und du?''
,,Gar nicht.'', seufzte sie leise, sah mich betrübt an und es brach mir innerlich das Herz, meine Mama so sehen zu müssen.

,,Willst du vielleicht was essen, Timi?'', fragte mich Alex' Mama und hielt mir ein Brötchen unter die Nase, welches ich skeptisch betrachtete.
,,Ich weiß gar nicht so recht, ob ich überhaupt Hunger habe, das schlägt mir alles nämlich so auf den Magen.'', erwiderte ich unsicher, aber nahm das Brötchen trotzdem zögerlich in die Hand.
,,Versuch' wenigstens eine Hälfte zu essen, mein Schatz.'', befahl mir meine Mama und blickte mich bittend an, während ich seufzte.

Meiner Mutter zur Liebe und damit sie sich nicht noch mehr Sorgen machte, schnitt ich das Brötchen auf, legte die eine Hälfte zurück in den Brotkorb und beschmierte es mir daraufhin mit etwas Nutella.
Sie lächelte mich zufrieden an, nahm einen Schluck ihres Kaffees und ich nahm zögerlich und widerwillig zugleich einige Bissen davon, weil es mir echt nicht schlecht tun würde, wenigstens etwas im Magen zu haben.
Doch nach nur wenigen Bissen, wo ich noch nicht einmal die Hälfte erreicht hatte, legte ich das Brötchen zurück aufs Brett und schob dieses dann von mir weg, weil ich das einfach nicht konnte und mir jetzt schon ziemlich schlecht war, und ich mich jeden Moment übergeben würde.

,,Geht nicht.'', sagte ich darauf nur und blickte schüchtern zu meiner Mama, die nur die Luft geräuschvoll aus ihren Backen pustete.
,,Ich kann dich ja nicht zwingen und ich kann es auch total nachvollziehen, dass dir das so auf den Magen schlägt.'', meinte sie zustimmend, zuckte mit den Schultern und tauschte dann unsere Bretter miteinander.
Sie aß stattdessen mein Brötchen, ich trank etwas von meinem Glas und sah dann auf die Wand gegenüber von mir, weil ich einfach nicht realisieren konnte, dass ich hier bei Alex Zuhause saß, weil sich meine Eltern nun endgültig voneinander getrennt hatten. Es war so surreal.

,,Ich muss dann mal los zur Arbeit. Fühlt euch einfach wie Zuhause.'', verabschiedete sich Alex' Mama dann von uns, als sie auf die Uhr blickte und erhob sich daraufhin vom Küchenstuhl.
,,Danke, dass wir hier sein dürfen, Rosalina.'', bedankte sich meine Mama lächelnd bei ihr und sie machte eine abfällige Handbewegung.
,,Ach, alles kein großartiges Ding. In dieser Situation ist es mehr als verständlich, dass ihr vorübergehend hier leben dürft.'', erwiderte sie ganz gelassen und grinste uns an.

,,Obwohl ich meinen Vater noch fragen möchte, ob wir zu ihn können. Wir wollen euch echt keine weiteren Umstände machen.'', sagte meine Mama, grinste schief und biss sich auf die Unterlippe.
,,Ach, ihr macht uns doch keine Umstände.'', winkte Alex' Mama weiterhin gelassen ab und ich kam mir in diesem Moment so vor, als würde ich gerade eine Konversation von mir und meiner besten Freundin verfolgen, weil diese schließlich genau so ähnlich verliefen.
,,Aber macht ruhig, wie ihr denkt. Ich werde dann mal los.'', fügte sie noch lächelnd hinzu und verließ daraufhin das Esszimmer, um in den Flur zu gehen.

,,Mama, du willst wirklich zu Opa gehen?'', fragte ich leicht verwundert nach und zog die Augenbrauen nach oben.
,,Klar. Warum denn auch nicht?'', fragte sie stattdessen und nahm einen Bissen meines Brötchens.
,,Du weißt, wie er über Papa denkt. Papa wird den nächsten Tag nicht mehr erleben, wenn Opa von allem erfährt.'', waren meine Bedenken und ich wollte gar nicht dabei sein, wenn meine Mama meinem Opa von alldem erzählte.

Mein Opa hasste meinen Vater nämlich zu tiefst, konnte ihn von Anfang an schon nicht richtig leiden und hätte ihn bei jedem einzelnen Familientreffen am liebsten eigenhändig erwürgt, weil er einfach so ein verdammtes Arschloch zu meiner Mama war.
Wenn er dann erst einmal erfuhr, was gestern Abend alles abgegangen war, dann würde er ihn höchstwahrscheinlich mit einer Schrotflinte durch ganz Bielefeld jagen, bis er diesen Bastard endlich mal mit einer Kugel im Kopf erwischte.
Keine Ahnung, was meine Mama vorhatte, ihm alles zu erzählen, aber da reichte auch keine Verschönerung mehr aus, denn mein Opa würde so oder so sauer werden und zu unserem ehemaligen Zuhause fahren, um meinen Vater alle Zähne und Knochen zu brechen.

,,Ja, aber irgendwo müssen wir doch erstmal unterkommen und er muss davon erfahren.'', erklärte mir meine Mama, sah bedrückt auf ihren Kaffee und seufzte einmal.
,,Ich werde ihn schon irgendwie dazu kriegen, dass er ruhig bleibt, keine Angst.'', fügte sie noch beruhigend hinzu und nahm den letzten Bissen meines Brötchens.
,,Hoffentlich. Opa muss echt keine blutigen Hände wegen uns kassieren.'', erwiderte ich, fuhr mir einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht und meine Mama nickte zustimmend.

,,Ich werde dann mal wieder hoch und versuchen noch etwas zu schlafen.'', verabschiedete ich mich dann von meiner Mama und erhob mich dabei vom Küchenstuhl.
,,Mach' das, mein Schatz. Ich fahre in der Zwischenzeit dann mal zu Opa.'', erklärte sie mir und lächelte mich an.
,,Timi, kannst du dich aber bitte um Luis kümmern, falls er aufwachen sollte? Er liegt auf der Couch im Wohnzimmer.'', fügte meine Mama noch hinzu und ich nickte direkt.
,,Wird gemacht, keine Sorge.'', bestätigte ich ihr lächelnd, salutierte einmal und ging daraufhin die Treppen hoch zu Alex' Zimmer, um mich dann wieder in ihr Bett zu legen und die Augen zu schließen, um zu versuchen, wenigstens etwas zu schlafen.

[...]

,,Was für ein Bastard!''
,,Was denkst du eigentlich, wer du bist?!'' Hä?
,,Alter, wo kommt denn auf einmal diese verdammte Banane her?! Welcher Hurensohn hat die dahingelegt?''

Von vollkommener Verwirrtheit geplagt, öffnete ich die Augen und sah mich verwundert indem Zimmer meiner besten Freundin um.
Ich sah neben mich und bemerkte Alex neben mir, die ihren Nintendo DS in der Hand hielt und gerade dabei war, eine Runde Mario Kart zu spielen.
Ich fuhr mir nur einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht, setzte mich leicht auf und rückte dabei näher an Alex heran, um mich mit meinem Kopf an sie zu lehnen.

,,Oh, Timi, du bist ja wach.'', sagte sie lächelnd, klappte den DS zu und drehte sich daraufhin zu mir.
,,Ja.'', erwiderte ich müde und rieb mir meiner Tonlage entsprechend über die Augen.
,,Aber ich hab' dich jetzt nicht geweckt, oder?'', fragte sie besorgt nach und ich schüttelte direkt mit dem Kopf.
,,Nein, alles gut.''

,,Und wie geht's dir so?'', fragte Alex dann nach, blickte mich nervös an und strich mir einige Haare aus dem Gesicht, die mir in dieses gefallen waren.
,,Na ja, es geht. Also, ich bin nicht mehr allzu viel am Boden, wie heute Nacht.'', antwortete ich seufzend und meine beste Freundin nickte verstehend.
,,Das ist halt alles noch so surreal für mich. Ich fühle mich immer noch wie in 'nem schlechten Albtraum. Ich kann einfach nicht glauben, dass meine Mama das ernsthaft durchgezogen hat.'', fügte ich noch hinzu und schüttelte dabei mit dem Kopf.

,,Das ist doch total normal, Timi. Das wird auch noch seine Zeit dauern, bis dein Kopf das wirklich gecheckt und verarbeitet hat. Du kannst es ja jetzt noch nicht einfach akzeptieren. Es ist normal, dass du damit noch nicht ganz so klar kommst.'', sagte Alex aufmunternd, rückte näher zu mir und ich nickte.
,,Mal sehen, wann der Zeitpunkt kommt.'', erwiderte ich, seufzte und sah meine beste Freundin mit unsicheren Augen an, die mich direkt in ihre Arme zog.
,,Darüber musst du dir noch keine Gedanken machen, mein Schatz. Er wird kommen - irgendwann. Aber erstmal musst du es verarbeiten können, aber das wird noch nicht heute, morgen oder auch nicht nächste Woche passieren. Aber das ist auch nicht schlimm.'', flüsterte sie mir beruhigend ins Ohr, strich mir sachte über den Rücken und wieder nickte ich.

,,Hast du meine Mama eigentlich schon gesehen? Sie wollte nämlich zu meinem Opa.'', fragte ich irgendwann nach, als wir eine Zeit lang miteinander geschwiegen hatten und ich löste mich von Alex.
,,Ja, sie kam vor circa 'ner halben Stunde wieder.'', antwortete Alex mir, strich mir über die Wange und lächelte mich weiterhin an.
,,Und? Hat sie was gesagt?'', harkte ich hoffnungsvoll und leicht aufgeregt zugleich nach.
,,Nein. Aber sie meinte zu mir, dass sie noch zu deinen Vater will, um ein paar Sachen zu holen.'', erklärte mir meine beste Freundin dann und meine Augen weiteten sich augenblicklich.

,,Sie will was?!'', fragte ich aufgebracht nach und mein Herz schlug nun einige Takte schneller.
,,Sie will zu euch nach Hause, um einige Sachen zu holen.'', wiederholte Alex ihre Worte von eben nochmal und sah mich leicht verwundert an.
,,Sag' mir bitte nicht, dass sie schon los ist.'' Ich packte Alex an ihren Schultern, sah sie hoffnungsvoll und aufgeregt zugleich an und meine beste Freundin schüttelte mit dem Kopf.
,,Ein Glück.'', sagte ich und stand daraufhin auf.

,,Was hast du denn vor, Timi?'', fragte Alex verwirrt nach, als ich mir meine Hose anzog.
,,Meine Mama davon abhalten, zu meinen Vater zu gehen. Ich kann sie da doch nicht alleine hingehen lassen, der Kerl macht sie kalt.'', erklärte ich Alex aufgebracht und ging daraufhin zur Zimmertür.
Alex kam mir augenblicklich hinterher, packte mich an der Hand und zog mich daraufhin zu sich, um mich zu sich zu drehen.

,,Alex, lass' mich los!'', befahl ich meiner besten Freundin und wollte mich gerade von ihr losreißen, doch sie drückte meine Hand noch viel fester, sodass ich einmal schmerzverzerrt das Gesicht verzog.
,,Timi Schatz, du wirst da genauso wenig alleine hingehen, wie deine Mutter, das kannst du vergessen. Du gehst nur dorthin, wenn ich mitkomme.'', sagte Alex, sah mich eindringlich an und lockerte meine Hand etwas.
,,Alex, nachher knallt er dir auch noch irgendwas Dämliches gegen den Kopf.'', war mein Bedenkpunkt und ich biss mir auf die Unterlippe.
,,Das ist mir scheiß egal. Aber, wenn deine Mama da nicht alleine hingehen soll, sollst du auch nicht alleine sein. Wer weiß, was der Kerl dann mit dir anstellt.'', erwiderte sie gleichgültig und sah mich ernst an.

,,Okay, gut.'', stimmte ich schlussendlich zu, Alex ließ meine Hand los und wir gingen daraufhin gemeinsam die Treppen runter und ins Wohnzimmer, wo sich meine Mama befand.
Sie war gerade dabei, sich eine Jacke herauszusuchen und ich war so froh darüber, sie noch rechtzeitig erwischt zu haben, bevor sie noch zu meinem Vater aufgebrochen wäre.
Mein Bastard von Vater war sicherlich ziemlich wütend auf uns alle, vor allem, weil meine Mama ihm gestern noch solche Dinge an den Kopf geknallt hatte und ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass er sie dafür blutig schlagen würde.

,,Mama, du bleibst hier!'', meinte ich direkt zu ihr und nahm ihr die Jacke aus den Händen, um sie daraufhin auf die Couch zu werfen.
,,Ähm...warum?'', fragte sie verwundert nach und legte den Kopf schief, während sie wieder nach ihrer Jacke griff.
,,Weil du nicht zu Papa gehen sollst!'', sagte ich, nahm wieder die Jacke an mich und warf sie wieder zurück auf die Couch.

,,Timi Schatz, ich muss noch ein paar Sachen holen.'', erklärte sie mir und wollte gerade wieder nach dieser verdammten Jacke greifen, doch ich schlug ihre Hand noch rechtzeitig davon weg, während ich sie eindringlich ansah.
,,Nein, Mama, das mache ich. Ich will dich nicht zu ihm gehenlassen, der macht nachher noch sonst was mit dir.'', erklärte ich ihr und schüttelte einmal mit dem Kopf.
,,Timi, er kann dir genauso was antun und das kann ich nicht mit dir verantworten. Ich stecke das schon gut weg, keine Angst.'', widersprach sie mir, wollte gerade losgehen, doch ich hielt sie noch rechtzeitig davon ab.

,,Mama, du hast genug eingesteckt über die Jahre. Soll er mich halt schlagen, das ist mir egal. Aber du hast das echt nicht verdient. Bitte Mama, lass' mich das machen.'', bettelte ich meine Mama an und sie sah unsicher zu Alex.
,,Ich werde Timi begleiten, versprochen. Ich werde auf ihn aufpassen und direkt dazwischen gehen, wenn irgendwas passieren sollte, Karina.'', versuchte Alex ebenfalls meine Mutter zu überreden und sah sie bittend an.
,,Da wird schon nicht passieren, Mama und wenn, dann rufen wir dich direkt an.'', versuchte ich sie ebenfalls weiterhin zu überreden und meine Mama fuhr sich durch ihre blonden Haare.

,,Och Kinder...''
,,Bitte, Mama.'', bettelte ich sie weiterhin an und sah sie mit meinen wohl besten Hundeaugen an.
,,Wir machen das schon.'', fügte Alex lächelnd hinzu.
,,Das wird alles schon, Mama.'', lächelte ich sie aufmunternd an und löste mich daraufhin von ihr.

,,Passt bitte auf euch auf, Kinder.'', sagte sie noch besorgt, als Alex gerade dabei war, die Wohnzimmertür zu öffnen.
,,Werden wir schon, Mama, keine Angst.'', lachte ich, winkte gelassen ab, griff nach den Sporttaschen und wir verließen daraufhin auch schon das Wohnzimmer, um stattdessen in den Flur zu gehen.
Dann zogen Alex und ich uns auch schon fix Schuhe und Jacke an, öffneten die Haustür und traten daraufhin aus dieser.

,,Nimmst du das Fahrrad von meinem Vater? Ich glaube ja, dass von Myci wird dir ein wenig zu klein sein.'', fragte mich Alex auf den Weg zur Garage und ich lachte.
,,Das ist 'ne Funfrage, oder?'', entgegnete ich stattdessen und meine beste Freundin verdrehte einmal die Augen.
,,Kann ich ja nichts für, dass du son Riese bist.'', war ihr Argument und sie zuckte mit den Schultern, während sie die Garagentür öffnete.
,,Kann ich ja nichts für, dass du und dein Bruder solche Zwerge seid.'', grinste ich sie frech an und legte meinen Arm auf ihrem Kopf ab, um unseren Größenunterschied etwas deutlicher zu machen.
,,Arschloch.'', erwiderte sie erneut Augen verdrehend, ehe sie den Arm von sich herunter schlug.

Dann schnappten wir uns auch schon die Fahrräder und fuhren dann zu mir nach Hause, wo mein Hurensohn von Vater wahrscheinlich gemütlich hauste und sicherlich ziemlich froh darüber ist, dass er uns nun endgültig los war. 
Er hatte doch eigentlich schon lang genug auf den Tag gewartet, an dem Mama endgültig der Kragen platzte und an dem sie mich und Luis einfach nahm, ihm 'ne Ansage machte und für immer aus seinem Leben, mit uns zusammen, verschwand.
Dabei wusste er doch gar nicht, dass er mit Mama die beste Frau der Welt erwischt hatte, die wirklich alles für einen tat und sogar ihr eigenes Leben für einen opfern würde, nur damit es einem gut ging und keiner, der ihr lieb ist, Leid ertragen musste.

Doch natürlich konnte dieser Bastard diese ganze Liebe und Fürsorge von Mama nicht wirklich wertschätzen und nahm das Alles, was sie für uns tat, wie etwas Selbstverständliches hin. Dieser elendige Hurensohn!
Ich schlug einmal wütend gegen meinen Lenker und plötzlich ertönte ein Hupen neben mir, weshalb ich augenblicklich auf die Bremse drückte und mich noch geradeso davor bewahren konnte, von einem Auto angefahren zu werden. Das Highlight kam auch noch dazu, als ich zu scharf bremste und dabei volle Kanne auf die  Fresse flog.
Ich verzog einmal schmerzverzerrt das Gesicht, hörte noch ein Fahrrad zu Boden knallen und ehe ich mich versah, war Alex auch schon neben mir aufgetaucht, kickte das Fahrrad ihres Vaters einfach zur Seite und half mir daraufhin wieder auf die Beine.

,,Alles OK?'', fragte sie mich besorgt und musterte mich einmal von oben bis unten.
,,Geht schon.'', antwortete ich nur gelassen, wollte gerade wieder nachdem Fahrrad greifen, doch Alex hielt mich noch rechtzeitig davon ab.
,,Wir gehen den Rest zu Fuß.'', sagte Alex in einem scharfen Ton und sah mich eindringlich an, während ich zusätzlich noch Besorgnis in ihren blauen Augen auffunkeln sah.
,,Warum?'', fragte ich verwirrt nach und stellte das Fahrrad, was keine weiteren Schäden abbekommen hatte, wieder aufrecht hin.
,,Weil du mit deinen Gedanken völlig woanders bist und wahrscheinlich wirklich noch angefahren wirst, wenn es so weitergeht.'', erklärte mir Alex, die mittlerweile ebenfalls wieder ihr Fahrrad in den Händen hielt und mich weiterhin ernst ansah.
,,Außerdem blutest du am Arm und ich besorg' in dem Laden gleich mal ein paar Pflaster.'', fügte sie nun etwas sanfter hinzu und wir schoben daraufhin die Fahrräder zu dem DM, während ich einmal leise seufzte.

,,Wäre es nicht doch besser gewesen, wenn mich das Auto erwischt hätte? Vielleicht wäre ich ja drauf gegangen.'', sprach ich meine Gedanken laut aus, sah zu Alex und diese rammte den vorderen Reifen meines Fahrrads direkt wütend mit ihrem, weshalb ich kurz zu stolpern begann.
,,Was laberst du da?'', fragte sie etwas lauter nach, sodass wir die Blicke einiger Passanten auf uns lenkten und sie mich sichtlich geschockt ansah.
,,Na ja, ob es nicht besser...also, ob es nicht besser gewesen...na, wenn ich halt jetzt wegen dem Auto...tot...wäre....'', wiederholte ich es etwas leiser und nicht mehr ganz so selbstbewusst, blickte wieder zu Alex und diese schüttelte nur mit dem Kopf.
,,Timi, du spinnst doch!'', erwiderte sie und sah mich weiterhin mit geschockter Miene an.

,,Nur, weil dein Vater vielleicht meint, dass es besser wäre, wenn du nie geboren wärst, heißt das noch lange nicht, dass es auch so ist. Das stimmt nämlich überhaupt nicht und es ist gut so, dass du hier bist.'', sagte meine beste Freundin aufmunternd zu mir, lächelte mich ihrer Tonlage entsprechend an und wir stellten die Fahrräder in die Ständer vor dem Laden.
,,Jetzt mal ehrlich, Timi. Ich mein', du machst manchmal vielleicht dumme Sachen, aber das ist doch normal im Leben und man kann daran doch arbeiten. Nur, weil du vielleicht nicht mehr das pflegeleichteste Kind bist, heißt es doch noch lange nicht, dass man dich einfach so aufgeben muss. Man kann doch daran arbeiten, wie gesagt. Aber du sollst definitiv nicht deswegen vom Auto erfasst werden.'', fügte ich noch hinzu, als sie unsere Fahrräder angeschlossen hatte und schloss nun mich fest in ihre Arme.
,,Hör' bitte nicht auf deinen Vater, Timi. Er ist so ein Arschloch zu dir und weiß doch gar nicht, was genau er eigentlich an dir hat. Du hast den Tod wirklich nicht verdient und du warst auch kein Fehler, echt nicht. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich zum Beispiel darüber bin, dass du hier bist und dich deine Mutter nicht abgetrieben oder dich das Auto da eben erwischt hat. Ich wüsste gar nicht so recht, was ich eigentlich ohne dich tun würde, denn du hilfst mir ebenfalls durch so viel Scheiße.'', flüsterte sie mir aufmunternd ins Ohr, presste mich fester an sich und ich nickte nur stumm, weil Alex auf einer Seite ja schon mit ihren liebevollen Worten Recht hatte.

,,Komm', wir holen dir erstmal 'nen Pflaster.'', lächelte Alex und griff daraufhin nach meiner Hand, um mich in den DM zu ziehen.
,,Hast du überhaupt Geld mit?'', fragte ich nach, weil einfach nur nach Hause, schnell die Sachen holen und dann wieder zu Alex wollte.
,,Nö, aber fällt doch nicht auf, wenn wir einen aus der Packung mitgehen lassen.'', erwiderte sie darauf nur gelassen und zuckte mit den Schultern, während mir ein Grinsen auf die Lippen huschte.

Als wir den Pflaster erfolgreich mitgehen lassen haben und mich Alex verarztet hatte, machten wir uns zu Fuß, weil Alex darauf bestand, mit den Fährrädern auf zu mir nach Hause.
Irgendwie war es ein merkwürdiges Gefühl, wieder zudem Haus zu gehen, wo ich gestern Abend etwas so schlimmes ereignet hatte, an dass ich am liebsten gar nicht mehr denken und es einfach nur noch aus meinen Erinnerungen löschen wollte.
Die Dinge, die mir mein Vater da gestern Abend indirekt gegen den Kopf geknallt hatte, saßen mir natürlich immer noch tief in den Knochen und egal, wie sehr Alex versucht hatte, mir diese auszureden, glaubte ich immer noch daran, dass da doch ein Fünkchen Wahrheit drin steckte. Solche Dinge sagte man doch nicht einfach so zu jemanden...

,,Fuck, sein Auto steht ja da.'', riss mich Alex' wütende Stimme aus meinen Gedanken und ich starrte in das nicht mehr ganz so glückliche Gesicht meiner besten Freundin.
,,Deine Mama meinte eigentlich zu mir, dass er Spätschicht hat.'', fügte sie noch hinzu, sah mich an und ich zuckte nur mit den Schultern.

,,Scheint ja nicht so.'', erwiderte ich leicht ängstlich und biss mir auf die Unterlippe. Wollte ich diesem Mann überhaupt wieder unter die Augen treten?

,,Willst du da wirklich rein? Wir können zur Not noch umdrehen.'', fragte mich Alex besorgt, als wir die Fährräder am Zaun abstellten und sie blickte mich ihrer Tonlage entsprechend von der Seite an.
Ich musterte das Haus, indem ich bis gestern noch gelebt hatte, einmal unsicher und wusste echt nicht, ob ich das wirklich wollte und auch konnte.
Eigentlich wollte ich meinen Vater eher ungerne wieder unter die Augen treten und mir von ihm anhören müssen, was er eigentlich von dieser ganzen Aktion hier hielt und wie lächerlich wir doch eigentlich waren.

,,Ich weiß nicht...'', sagte ich unsicher und biss mir auf die Unterlippe.
,,Wir wollen ja eigentlich nur Sachen holen.'', war mein Argument und ich zuckte mit den Schultern.
,,Rein theoretisch ja. Aber was ist, wenn wir auf deinen Vater treffen?'', war Alex' Bedenkpunkt und ich fuhr mir seufzend durch die Haare.
,,Ignorieren, einfach ignorieren.'', antwortete ich nur, machte eine abfällige Handbewegung und ging daraufhin auch schon durch den kleinen Vorgarten.

Keine Ahnung, woher dieser plötzliche Stimmungswechsel und dieser Mut kam, aber ich fühlte mich plötzlich so, als könnte ich es tatsächlich mit meinen Vater aufnehmen und als würden seine Worte nur so an mir abprallen.
Was wollte dieser Kerl auch schon von mir? Es war mir in diesem Moment völlig egal, was er eigentlich über mich und meine Mutter sagen würde, denn es war mir vollkommen egal und ich würde mir diese Worte dieses Mal nicht zu Herzen nehmen.
Ab jetzt galten ganz andere Regeln bei der Familie Wolbers und wenn er meinte, ein schlechtes Wort über uns zu verlieren, dann war das eben so. Mein Vater gehörte nicht mehr länger zur Familie, er wusste doch gar nicht, wer ich eigentlich bin und wenn es ihm nur besser ging, wenn er mich fertigmachte, dann ist das echt nicht mein Problem.

Ich kramte meinen Schlüssel aus der Hosentasche, schloss die Haustür auf und ließ diese dann mit einem gewaltigen Laut zu knallen, damit dieser Bastard bemerkte, dass ein neuer Mann im Haus war und den Laden mal so richtig aufmischen würde.
Zielsicher ging ich die Treppe nach oben und sofort in das Schlafzimmer meiner Eltern, wo ich direkt an den Schrank ging und die restlichen Sachen meiner Mutter zusammenkramte, um diese in einer der Sporttaschen zu packen.
Dann ging ich auch schon in Luis' Zimmer, wo wir ebenfalls einige Sachen einpackten und ich für ihn auch noch extra einiger seiner Lieblingsspielzeuge mitnahm, damit er sich vernünftig bei Alex beschäftigen konnte.
Als wir das fertig hatten, folgte mein Zimmer und auch dort packten wir einiges an Sachen ein und ich nahm auch noch meine ganzen Zeichnungen, Stifte und Blöcke an mich, weil ich Angst davor hatte, dass mein Vater diese noch verbrennen würde, weil er es ja so schrecklich fand, dass ich zeichnete und nichts Anständiges mit meiner Zeit anzufangen wusste.

,,Willst du noch was vom Bad mitnehmen?'', fragte Alex nach, als wir an dieses vorbeigingen und ich musterte es mit schief gelegtem Kopf.
,,Hm, ja. Zu mindestens die Zahnbürsten, weil davon habt ihr ja auch nichts im Überfluss.'', sagte ich grinsend und Alex erwiderte dieses.
,,Dann hol' die mal fix, damit wir hier schnell wieder verschwinden können. Es scheint ja so, als hätte uns dein Alter nicht bemerkt.'', lächelte Alex, sah sich kurz um und ich nickte zustimmend, während ich Alex die andere Sporttasche in die Hand drückte und ins Bad trat.

Mich wunderte es natürlich auch sehr, dass mein Vater uns noch nicht bemerkt, beziehungsweise sich noch nicht ansatzweise irgendwie hat blicken lassen.
Eigentlich hatte ich erwartet, dass er total die Show abziehen und mir die Sachen nur so förmlich entgegenwerfen würde, weil er damit einfach nichts mehr zutun haben und uns für immer aus seinem Leben haben wollte.
Aber wie es den Anschein machte, hatte er gar nicht mal mitbekommen, dass Alex und ich überhaupt hier waren und das war mir um einiges rechter, als wenn mein Vater diese lächerliche Show abgezogen hätte.

,,Hast du jetzt auch wirklich alles? Ich mein', die wirklich wichtigen Sachen könnt' ihr ja noch wann anders und mit eurem Opa zusammen holen.'', fragte mich meine beste Freundin sicherheitshalber und ich sah mich noch einmal um.
,,Ne, müsste eigentlich alles Nötige gewesen sein.'', sagte ich, weil mir nichts Großartiges einfiel, was noch hätte mit gemusst und sie nickte.
,,Dann lass' uns mal schnell hier verschwinden.'', erwiderte Alex und ich nicke, ehe wir die Treppen herunter gingen und ich uns schon dafür feierte, dass wir diesem Hurensohn nicht begegnet waren.

Ich wollte meiner besten Freundin gerade schon sagen, was für ein Glück wir eigentlich hatten, da öffnete sich plötzlich die Wohnzimmertür und anstatt einfach weiterzugehen und wegzurennen, blieb ich wie erstarrt stehen und meine Knie begangen zu zittern.
Mir blieb augenblicklich der Atem stehen, als ich sah, wie mein Vater mit einer Vodka-Falsche aus dieser geschwankt kam, einmal laut rülpste und mich daraufhin von oben bis unten zu mustern begann.
Sein Blick finsterte sich direkt und er nahm einen puren, tiefen Schluck seiner halb leer gesoffenen Flasche, ehe er näher auf mich zu kam und mir seine Fahne jetzt schon deutlich in die Nase stieg und ich deswegen einmal angewidert das Gesicht verzog.
Die Schritte, die mein Vater auf mich zu trat, ging ich automatisch zurück und ehe ich mich versah, war diese Idee gar nicht mal so intelligent gewesen, weil kurz darauf die Wand in meinem Rücken spürte und mein Vater die Hände links und rechts neben meinem Kopf abstützen konnte. Fuck!  


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