Aufregung und Erleichterung

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Ich spürte, wie mein Herz augenblicklich einige Takte schneller schlug und mir stockte sofort der Atem, als ich bemerkte, was das eigentlich bedeuten und was sie eventuell mitbekommen haben könnte.

Das Badezimmer lag nämlich exakt auf der Seite, bei der sie auch ganz genau sehen konnte, ob draußen nun das Auto stand, oder eben nicht. Meine Mama könnte zwar denken, dass das Auto in der Garage steht, aber gleichzeitig ist es auch mehr als verwunderlich, dass dieses Auto jetzt auf einmal wieder draußen steht, obwohl es keiner der beiden bewegt hat.
Ich musste jetzt einfach herausfinden, ob sie irgendwas gesehen hatte und ob ich gleich den Ärger meines Lebens kassieren würde. Meine Mama war zwar für vieles offen und tolerant und ich durfte auch gerne lange draußen bleiben, aber bei sowas platzte ihr verständlicherweise ordentlich der Kragen.

Ich beschloss, erst einmal fix in mein Zimmer zu gehen, mich dort bis auf die Boxershorts auszuziehen und meine Haare wenigstens etwas zu verwuscheln. Zwar hatte ich den verschlafenen Look schon etwas drauf, doch nun saß mir noch ein ganz anderes Problem fies im Nacken.

Lukas hatte mir ja einige Knutschflecke verpasst, die in dieser kurzen Zeit natürlich noch nicht verschwunden sind. Rein theoretisch bin ich ja die ganze Nacht hier alleine in meinem Bett gewesen und hatte gepennt. Knutschflecke kamen ja auch nicht einfach so wie irgendein fieser Ausschlag, über Nacht.
Ich biss mir auf die Unterlippe, fluchte leise und kramte dann in meinem Schrank herum, bis ich einen Hoodie fand, der meinen Hals wenigstens etwas verdeckte und der mir sogar noch etwas bis zu den Oberschenkeln ging, weshalb ich die leichten Knutschflecke dort auch noch einigermaßen verdecken konnte.

Ich musterte mich nochmal im Spiegel und, auch wenn ich gerade aussah wie der allerletzte Vollidiot auf diesem Planeten, beschloss ich einfach, die Sache durchzuziehen, denn schlimmer konnte es ja sowieso nicht mehr werden, falls meine Mama irgendwas von meinem spontanen Ausflug Richtung Lukas mitbekommen haben sollte.

Ich atmete einmal tief durch, machte dann meine Zimmertür auf und ging Richtung Bad, wo ich kurz ein wenig zögerte, ob ich das nun wirklich tun, oder einfach nicht bis 12 aus meinem Zimmer kommen und meine Eltern für zwei Wochen ignorieren sollte.
Doch ich entschied mich schlussendlich dazu, es doch zutun, denn ich wollte unbedingt Gewissheit haben. Also klopfte ich zögerlich an der Badezimmertür und betete zu Gott, dass meine Mama nichts mitbekommen hatte.

,,Was ist?'', fragte sie nur verwirrt nach und ich konnte hören, wie sie ihren Föhn augenblicklich ausschaltete.
,,Kann ich kurz reinkommen, Mama? Ich...ähm...ich such' was...'', fragte ich nur verwirrt nach, biss mir auf die Unterlippe und kam mir in diesem Moment wieder wie der letzte Vollidiot vor.
,,Ja, komm' rein, Timi!'', erwiderte sie nur freundlich und mir fiel ein unfassbarer Stein vom Herzen, weil sie eigentlich relativ gelassen und überhaupt nicht genervt klang. Vielleicht hatte sie ja doch nichts mitbekommen!

,,Ich bin auch gleich wieder weg, keine Sorge. Ich will mir nur schnell eine Kopfschmerztablette holen.'', sagte ich nur, als ich das Badezimmer betrat und ging an unsere Schublade, wo alle unsere Medikamente drin waren.

,,Geht es dir gut, Timi? Warum trägst du denn einen Pulli? Es ist doch warm. Hast du die Nacht nicht auch so geschwitzt, das hat doch richtig gekocht, heute Nacht.'', fragte meine Mama stattdessen irritiert nach und ich konnte ihren Blick förmlich auf mir ruhen spüren. Geschwitzt hatte ich, aber nicht auf diese Art und Weise...
,,Ach, mir ist nur so kalt gewesen. Keine Ahnung, und jetzt habe ich so Kopfschmerzen...'', seufzte ich nur, hielt mir gespielt gekränkt den Kopf fest und holte mir dann eine Tablette aus der Packung heraus.

,,Oh Gott, nicht, dass du jetzt krank wirst, mein Hase. Das muss bei Lukas und in den Ferien nun wirklich nicht sein. Komm' mal bitte her...'' Meine Mama klang sichtlich besorgt und ich fühlte mich einfach so schlecht, dass ich ihr gerade etwas vorspielte.
Meine Mama legte nur ihre flache, kalte Hand an meine Stirn und ich grinste schief, während ich mir wie in der Schulzeit vorkam, wo ich auch hin und wieder mal irgendeine Krankheit vorgetäuschte, nur um nicht in die Schule und schwänzen zu müssen.
,,Aber heiß ist deine Stirn nicht wirklich. Zwar ein wenig warm, aber das ist ja normal. Also Fieber hast du schon mal nicht.'', stelle meine Mama ihre Diagnose fest, musterte mich und seufzte dann.

,,Ja, keine Ahnung. Ich hab' auch nur so ein wenig Kopfschmerzen, aber mit der Tablette sind die dann hoffentlich wieder weg.'', erwiderte ich gleichgültig, machte eine abfällige Handbewegung und meine Mama musterte mich weiterhin besorgt.
,,Hoffen wir es mal. Aber leg' dich am Besten nochmal 'ne Runde hin und versuche ein wenig zu schlafen. Und trink' nochmal ordentlich Wasser und mach' dein Fenster auf, dann wird es sicherlich auch besser.'', lächelte mich meine Mama liebevoll an und strich mir einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht.

,,Wird gemacht, Mama!'', salutierte ich lachend, trat dann aus dem Bad und schloss die Tür hinter mir, während ich zeitgleich erleichtert ausatmete, weil sie wahrscheinlich gar nicht mitbekommen und die Lüge scheinbar geschluckt hatte.

Hätte meine Mama etwas bemerkt, dann hätte sie wahrscheinlich schon völlig wutentbrannt im Flur gestanden und mich schon längst zur Sau gemacht, was mir denn bitte einfiele, einfach mit dem Auto loszufahren.

Ich hatte wahrscheinlich einfach nur richtiges Glück gehabt und meine Mama hatte noch nicht aus dem Fenster geschaut, sondern sich erst einmal nur fertig gemacht und noch keinen Gedanken daran verschwendet, zu gucken, was eigentlich draußen so abging.

Ich lächelte zufrieden, ging zurück in mein Zimmer und zückte dann mein Handy, um Lukas zu schreiben, dass ich ebenfalls gut Zuhause angekommen bin und auch bei mir alles soweit glatt gelaufen ist und niemand auch nur irgendwas mitbekommen hatte.

Timi, 08:20 Uhr:,,Hallo, Lukas! :) Bin gut Zuhause angekommen, obwohl meine Mama wach und im Bad gewesen ist. Aber es ist nochmal alles gut gegangen und sie hat auch rein gar nichts mitbekommen. Ich habe nur vorgetäuscht, dass ich Kopfschmerzen habe, mehr aber auch nicht. :D Wie ist es bei dir noch so gelaufen? Alles gut?''
Lukas, 08:22 Uhr:,,Oh Gott, ein Glück hat das Alles geklappt! Aber was meinst du damit, dass du Kopfschmerzen vorgetäuscht hast? :D Bei mir ist soweit auch alles gut gegangen. Ich konnte still und heimlich zurück ins Haus schleichen und liege jetzt im Bett. :)''
Timi, 08:24 Uhr:,,Ich war mir halt nicht sicher, ob sie mitbekommen hat, dass ich weg bin, oder nicht, weil unser Bad ja auf der Vorderseite vom Haus liegt. Ich brauchte halt einen Vorwand, um jetzt plötzlich ins Bad zu müssen, weil ich eben herausfinden wollte, ob sie was mitbekommen hat, oder eben nicht. Ich habe mir dann fix eine Kopfschmerztablette geholt und dann ein wenig simuliert. :D Aber gut, dass das Alles so geklappt hat und wir sicher Zuhause angekommen sind. <3 Und in deinem Bett würde ich jetzt auch gerne endlich mal liegen. ^^''
Lukas, 08:25 Uhr:,,Du bist auch einer, haha. :D Aber ein Glück hat deine Mama nicht mitbekommen, das erleichtert mich gerade so! :) In fast drei Stunden ist es ja soweit, mein Hase. Ich halte es schon mal warm für dich. ;)''
Timi, 08:26 Uhr:,,Wäre schön, wenn du schon nackt darin liegen würdest, sobald ich komme. Ich vermisse deinen wunderschönen Körper und deine Nähe nämlich jetzt schon :( <3''
Lukas, 08:27 Uhr:,,Wird gemacht, Chef. ;) Ich vermisse dich auch Timi, aber wir sehen uns ja bald. <3 Ich versuche jetzt nochmal fix eine Runde zu schlafen und wenn ich wach werde, dann bist du hoffentlich schon bald da, oder liegst am Besten schon neben mir. Bis später, Baby! <3''
Timi, 08:28 Uhr:,,Schlaf' gut, Lukas und habe schöne Träume. Bis später, mein Engel! <3''

Ich lächelte unseren gemeinsamen Chat an, klickte auf Lukas' Profilbild, was immer noch ihn und Maria zeigte und ich konnte einfach nicht glauben, dass dieser Kerl tatsächlich mein fester Freund ist.

Es wirkte alles noch so surreal. Vor einigen Monaten hatte ich eigentlich ausschließlich nur Jagd auf Mädchen gemacht, meine wahren Gefühle immer wieder stark verdrängt und nicht mal im Traum daran gedacht, je nochmal irgendeinen Jungen zu daten.
Doch dann kam da plötzlich Lukas in mein Leben gestolpert und alles änderte sich schlagartig. Es ist wirklich verrückt, wie sehr ein Mensch dein ganzes Leben verändern und auf den Kopf stellen konnte. Doch ich war Lukas mehr als dankbar dafür, dass er es getan hatte...

Ich ging aus unseren gemeinsamen Chat heraus und ging dann meine Kontaktliste durch, weil ich einfach nicht schlafen konnte, weil ich noch viel zu aufgeregt wegen dem war, was alles in den letzten Stunden so passiert ist.
Ich klickte auf Alex' Profilbild, welches sie und Béla kuschelnd im Bett zeigte und ich musste sofort breiter lächeln, als ich daran dachte, dass ich solche Fotos auch demnächst mit Lukas zusammen machen konnte.

Zwar könnten wir diese nicht so einfach online stellen, weil uns die Gang leider immer noch fies im Nacken saß, aber das würde sich alles schon noch ergeben und darüber wollte ich jetzt auch gar nicht nachdenken, denn ich wollte meine gute Stimmung nicht schon wieder dadurch zerstören.

Ich klickte auf den gemeinsamen Chat von mir und Alex und sah, dass sie gerade online ist und ich mich gestern gar nicht mehr bei ihr gemeldet hatte. Alex und ich schrieben zwar nicht immer täglich miteinander, aber schon oft genug, sodass wir trotz unserer verschiedenen Lebensstile und dem Fakt, dass wir uns nicht mehr so oft sahen, immer mitbekamen, was der jeweils andere eigentlich so trieb und was momentan so in dem Leben des Anderen passiert ist.

Außerdem hatte ich meiner besten Freundin ja jetzt mehr als genug zu erzählen und ich wollte sie unbedingt mit Lukas auf dem Laufenden halten, weil sie einer der wenigen Menschen ist, die überhaupt von uns beiden Bescheid wusste.
Wie ich Marcel das Ganze erklären würde, wusste ich immer noch nicht, denn ich war mir immer noch nicht so sicher, wie dieser darauf reagieren würde, wenn sein bester Freund plötzlich schwul und sogar mit einem Jungen zusammen ist.

Ich schüttelte darüber nur mit dem Kopf, denn dafür wollte ich jetzt keinen weiteren Gedanken verschwenden, sondern ich wollte Alex jetzt die schönen Dinge schreiben, die mir die letzten Stunden widerfahren sind.

Timi, 08:35 Uhr:,,Alex? :)''
Alex, 0:37 Uhr:,,Warum bist du schon wach? Bist du krank? Was ist passiert?''
Timi, 08:38 Uhr:,,Du bist doof. :D Nein, ich bin nicht krank und ich bin nicht schon wach, sondern immer noch wach. ^^''

Alex, 08:40 Uhr:,,Na gut, hätte ich mir ja denken können, dass du nie im Leben freiwillig so früh aufstehst. :D''

Alex, 08:41 Uhr:,,Wie geht es dir eigentlich so? Alles gut? :)''
Timi, 08:43 Uhr:,,Mir geht es mehr als gut, Alex. Es ist alles perfekt. Ich liebe mein Leben und das meine ich auch wirklich ernst. <3''
Alex, 08:45 Uhr:,,Awwww, das freut mich! <3 Aber warum ist das denn so, was ist denn schönes passiert? :)''
Timi, 08:46 Uhr:,,Lukas und ich sind jetzt ein Paar seit einigen Stunden! <3''

Alex, 08:47 Uhr:,,Ihr zwei seid was?! Oh mein Gott!''

Alex, 08:48 Uhr:,,Wie kam es denn dazu? Oh mein Gott, Timi, ich freue mich wirklich so für dich, dass du endlich wieder jemanden gefunden hast. Ich kenne Lukas zwar nicht, aber das ist sicherlich ein ganz toller Kerl. Und er macht dich bestimmt sehr glücklich <3''
Timi, 08:54 Uhr:,,Na ja, wir beide waren halt heute Nacht mit dem Auto von meinen Eltern unterwegs gewesen. Ich habe mir das einfach heimlich geschnappt und bin zu Lukas gefahren. Ich konnte ihn ja heute leider nicht sehen, weil er ja mit seinem Vater in Köln gewesen ist, weil die dort einige Requisiten für das Theater abgeholt haben. Dann sind wir ein wenig auf der Autobahn gefahren, haben dann bei einer Raststätte geparkt, ein wenig rumgeknutscht und sind dann irgendwann auf der ausgeklappten Rückbank gelandet...''

Alex, 08:57 Uhr:,, Oh, ich kann mir wohl denken, was gleich kommen wird. :D Aber du bist auf der Autobahn gefahren? Timi , pass' aber immer wieder auf, wenn du sowas machst. Vor allem auch noch ohne Führerschein. Ich weiß ja, dass du schon ein wenig Erfahrung im fahren hast, aber trotzdem.

Timi, 09:00 Uhr:,,Ja Mama, ich passe schon auf mich auf, keine Sorge. ^^ Es ist ja auch nur einmalig gewesen und ich will es ja auch nicht ständig mit Lukas machen, also alles gut. :) Oh Gott, Alex, ich habe Lukas einfach einen geblasen und er mir einen runtergeholt, das ist so toll gewesen! <3 Ich habe das noch nie irgendwo so gespürt, wie bei Lukas. Er ist einfach so verdammt toll und süß.''

Alex, 09:04 Uhr:,,WAS? Awww, aber das freut mich so für dich, Timi! Es ist schön, zu hören, dass du endlich mal wieder jemanden gefunden hast, der dir so viel und dir auch ein gutes Gefühl gibt. ♥ Und wie seid ihr dann zusammengekommen?''
Timi, 09:05 Uhr:,,Kann ich dich eventuell anrufen? Ich habe jetzt keine Lust darauf, dass Alles zu schreiben. :D''

Alex, 09:06 Uhr:,,Klar, kannst du ruhig machen. :)''

Ich lächelte breit, schrieb Alex noch fix, dass ich sie jeden Moment dann anrufen würde und ging dann aus unseren Chat und WhatsApp heraus, um daraufhin auf mein Kontaktbuch zu gehen und dann ihre Nummer zu wählen.

Schon nach einmal Tuten ging Alex sofort heran und es tat irgendwie total gut, ihre mehr als freudige Stimme zu hören und zu wissen, dass ich wenigstens irgendjemanden hatte, mit dem ich über diese ganze Lukas-Sache offen und ehrlich reden konnte.
Ich hoffe, dass zu diesen Menschen auch irgendwann meine Mama und Marcel zählen würden, doch das hatte ja noch alles seine Zeit und konnte ruhig warten. In diesem Moment erzählte ich meiner besten Freundin erstmal von allem, was die letzten Stunden so schönes passiert ist.

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