Der Abschied hält nicht ewig

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,,Ich schwöre dir, ich schaff' das jetzt!'', rief mir Lukas, von sich überzeugt, zu und ich lachte.
,,Wie eben?'', harkte ich grinsend nach und zog an meiner Kippe, während ich an einer Metallstange lehnte, die, die Schaukel fest verankert hielt.
,,Das zählt nicht, da ist mir 'n Kind vor die Schaukel gelaufen!'', redete er sich heraus und nahm noch mehr Anschwung.

,,Digga, das stand locker 'nen Kilometer entfernt!'', lachte ich weiterhin und schüttelte mit dem Kopf.
,,Ach, halt doch deine Klappe!'' Lukas sah mich nur beleidigt an, doch ich konnte ihn momentan einfach mit keinem einzigen Wort ernst nehmen.
,,Ich werde dir gleich beweisen, dass ich das sehr wohl schaffe!'', rief mir Lukas völlig größenwahnsinnig zu und war ziemlich von sich überzeugt.

,,Dann spring' mal ab, Süßer, und beweis' es mir!'', befahl ich ihm mit einem leicht anzüglichen Unterton und grinste ihn dreckig an.
,,Ja, gleich!'', machte Lukas nur und blickte konzentriert zu den gut bewachsenen Büschen.
Ich zog nur erwartungsvoll an meiner Kippe und wartete gespannt darauf, dass dieser Kerl endlich von dieser verdammten Schaukel abspringen würde.

,,So, Tim, ich spring' jetzt!'', kündigte Lukas an und blickte einmal kurz zu mir.
,,Sag' Bescheid, wenn ich dich auffangen muss!'', lachte ich und drückte meine Kippe fix auf dem Mülleimer aus, weil ich Lukas' Sprung nur zu ungerne verpassen wollte.
Tatsächlich nahm er noch einmal einen kräftigen Anschwung und sprang dann auch schon von der Schaukel ab.

Doch wie zu erwarten, erreichte Lukas sein Ziel nicht, sondern landete ein paar Meter, auf seinen Knie, vor dem Strich, den er sich vorhin gezogen hatte.
Ich lachte nur, ging augenblicklich auf ihn zu und beugte mich daraufhin breit grinsend über ihn.
Ich sah ihn vielsagend an und Lukas' Miene wurde mit einem Mal wieder ganz beleidigt.

,,Mensch, du hast es ja echt weit geschafft,'', kommentierte ich seinen Sprung lachend und wuschelte ihm einmal durch die Haare.
,,Och man, die paar Meter!'', meckerte Lukas und schlug meine Hände von sich weg.
,,Och, Schätzchen...'' Ich tätschelte schmollend seine Wange, setzte ihm die Kapuze meiner Jacke auf, schubste ihn nach hinten in den Sand und setzte mich daraufhin rittlings auf ihn.

Lukas und ich hatten großes Glück, denn kaum einer war noch in dem Park und vor allem der Spielplatz war gar nicht mehr gut besucht, weil wir es schon weit über der Mittagszeit und fast Abend hatten.
In jeder anderen Situation wäre ich Lukas höchstwahrscheinlich niemals, zu mindestens in der Öffentlichkeit, so nahe gekommen.
Ich sollte immer noch im Hinterkopf behalten, dass mir Ronny fest im Nacken saß und er, jeden Moment, hier um die Ecke kommen und mich so mit Lukas zusammen erwischen könnte. Das durfte wirklich niemals passieren!
Bielefeld war zwar nicht gerade klein, aber dieser scheiß Penner musste zu unserem Glück ja ausgerechnet in Mitte seine verdammte Wohngruppe haben.

Ich verschwendete keinen weiteren Gedanken an dieses  Arschloch, sondern konzentrierte mich viel eher auf die Schönheit unter mir, die sich nach einem Kuss von mir sehnte.
Ich grinste ihn nur vollkommen verliebt und glücklich zugleich an, beugte mich zu ihm herunter und vereinte daraufhin unsere Lippen miteinander.
Lukas erwiderte den Kuss augenblicklich, packte seine Hände an meine Hüfte und zog mich an diesen viel dichter zu sich. Ich vergrub meine Hände in seinen so weichen Haaren und fuhr ihm in regelmäßigen Abständen durch diese.

Mein Körper kribbelte in diesem Moment so, als würden tausende von kleinen Spinnen über meine komplette Haut krabbeln und ich wollte nicht mehr, dass es je irgendwann aufhörte.
Jedes erdenkliche Haar meines Körpers stellte sich mit einem Mal auf und augenblicklich zierte eine angenehme schöne Gänsehaut meine komplette Haut.
Mein Herz begann nun ebenfalls damit, einige Takte schneller zu schlagen und als Lukas auch noch seine Zunge in meinen Mund schob, drohte dieses zu explodieren.

Ich wusste echt nicht, wann ich mich das letzte Mal so gefühlt hatte, oder ob ich mich überhaupt irgendwann mal so gefühlt hatte.
Bei meinen ganzen Exfreundinnen hatte ich noch nie so ein Gefühl gehabt - noch nicht einmal ansatzweise, noch nicht einmal einen Hauch.
Doch bei Lukas rasteten meine Gefühle und mein Körper einach komplett aus und es fühlte sich einfach so verdammt schön und richtig an, ihn jetzt zu küssen und hier mit ihm zusammen im Sand zu liegen.
Ich konnte mir absolut nichts Besseres auf dieser ganzen weiten Welt vorstellen, was sich viel besser anfühlte, als auf Lukas zu sitzen und seine weichen Lippen auf meinen zu fühlen.

,,Tim, wie spät haben wir es eigentlich? Ich darf meinen letzten Bus echt nicht verpassen, meine Eltern können mich heute nicht abholen.'', fragte mich Lukas, als wir uns aufgrund des Luftmangels voneinander gelöst hatten.
Ich setzte mich nur widerwillig aufrecht hin, zückte mein Handy aus der Hosentasche und drückte auf den Knopf an der Seite, um für Lukas zu gucken, wie spät es eigentlich war.
,,18:40.'', antwortete ich ihm und seine Augen weiteten sich mit einem Mal.
,,Fuck, ich muss echt los.'', meinte Lukas nur ganz hektisch und setzte sich ebenfalls aufrecht hin.

,,Och man, warum musst du nur 'n Dorfkind sein?'', fragte ich seufzend nach und sah betrübt auf den Sand. Ich wollte nicht, dass er ging!
,,In manchen Fällen würde ich auch viel lieber direkt in der Stadt leben.'', gab Lukas zu und fuhr mir einige verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht, weshalb meine Kopfhaut wie verrückt zu kribbeln begann.
,,Aber, was will man schon dagegen machen?! Meine Eltern wollen leider nicht direkt in der Stadt leben.'' Lukas zuckte nur ratlos mit den Schultern und blickte mich entschuldigt an. Ach man, es war doch gerade alles so schön!

,,Tja, dann lass' uns mal los.'', seufzte ich erneut und erhob mich dann auch schon von ihm.
Ich streckte Lukas meine Hand entgegen, er griff augenblicklich nach dieser und zog sich daraufhin an ihr hoch.
Wir lächelten uns nur breit an, ich drückte ihm einen zügigen Kuss auf die ach so weichen Lippen und wir gingen daraufhin gemeinsam Richtung Lukas' Bushaltestelle.

Als Lukas' Bus dann kam, drehte er sich zu mir und sah mich mit einer sehr traurigen Miene an. Ach man!
Ich seufzte nur einmal leise, fuhr mir durch die Haare und sah diesen hübschen Kerl ebenfalls mit einer sehr traurigen Miene an.
Lukas streckte nur seine Arme nach mir aus, lächelte mich an und ich schmiss mich, ohne überhaupt zu zögern, augenblicklich in diese.

Er schlang seine Arme fest um mich, strich mir sachte über den Rücken und zog mich noch ein ganzes Stückchen näher zu sich.
Ich schlang nur ebenfalls meine Arme um ihn und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge, um seinen atemberaubenden Duft einzuatmen.
Lukas drückte mir in der Zwischenzeit einen Kuss auf die Haare, ehe er uns beide widerwillig etwas voneinander löste. Zieh' mich wieder zurück!

,,Dann Tschüss, Timi. Wir schreiben auf jeden Fall noch miteinander.'', verabschiedete sich Lukas dann schweren Herzens von mir und drückte mir nun einen sanften Kuss auf die Lippen.
,,Tschüss, Lukas. Wir werden auf jeden Fall noch miteinander schreiben, ich schwöre.'', verabschiedete ich mich aufmunternd lächelnd von ihm und löste mich nun endgültig von ihm.
Ich wollte mich nicht von ihm verabschieden, sondern noch einige, nein, unendlich viele Stunden mit ihm zusammen verbringen.

Lukas lächelte mich nochmal mit seinem wohl schönsten Lächeln an, drückte mir noch einmal einen sanften Kuss auf die Lippen und stieg daraufhin in seinen Bus, wo der Busfahrer und die anderen Kinder schon ungeduldig auf ihn warteten.
Ich wartete noch, bis Lukas einen Platz in diesem gefunden hatte und als sein Bus dann los fuhr, beschloss ich ebenfalls nach Hause zu gehen.
Ich zündete mir nach einer, für mich eher sehr langen Zeit, wieder eine Kippe an und ging glücklich grinsend nach Hause.

[...]

,,Hey, ich bin wieder Zuhause!'', rief ich durch den Flur, als ich die Haustür aufgeschlossen hatte.
,,Timi, bleib' ja stehen und beweg' dich keinen einzigen Zentimeter!'', schrie meine Mutter direkt zurück und kam mit schnellen Schritten die Treppe herunter.
,,Wieso?!'', fragte ich verwirrt nach und fragte mich, was ich denn jetzt schon wieder verbrochen haben sollte. Ich war doch in der Schule heute gewesen...

,,Ich hab' gewischt.'', erklärte sie mir und ich wusste natürlich sofort, was eigentlich los ist.
,,Okay, dann gehe ich mal lieber vom Esszimmer aus rein.'', erwiderte ich darauf lächelnd, öffnete wieder die Haustür und ging daraufhin ums Haus herum, um die Balkontür, die zu unserem Garten grenzte, von der Esszimmertür zu benutzen.
Meine Mama trat nun ebenfalls von der Tür aus zu mir in den Raum und lächelte mich daraufhin an.

,,Na, mein Schatz, wo warst du denn, dass du erst so spät kommst?'', fragte sie mich und trat daraufhin auf mich zu.
,,Ich war mit 'nem Kumpel unterwegs.'', antwortete ich ihr knapp und ließ mich auf einen der Küchenstühle nieder.
,,Mit dem vom Dorf.'', fügte ich noch schnell hinzu, weil ich ganz genau wusste, dass meine Mama da noch ein wenig nachgeharkt hätte, weil sie schließlich immer alles unbedingt wissen musste.

Wenn Lukas tatsächlich nur irgendein neuer Kumpel von mir wäre, würde ich ihr höchstwahrscheinlich auch etwas mehr über ihn erzählen.
Lukas war an sich ja überhaupt gar kein schlechter Kerl und ich war mir auch ziemlich sicher, dass meine Mama ihn mögen würde.
Doch Lukas war eben nicht nur irgendein Kumpel, wie Marcel zum Beispiel, sondern er war... wie drückte man das denn jetzt richtig aus?! Lukas war halt...wie nannten die das in Die Sims nochmal?! Romantisches Interesse?!
Ja, genau!
Lukas war halt eben mein romantisches Interesse und kein wirklicher Kumpel, denn dafür lief eindeutig viel mehr zwischen uns, als, dass wir nur irgendwelche Freunde waren.

Klar, ich erzählte meiner Mama sonst so gut wie alles, was so in meinem Leben abging und sie war auch einer meiner engsten Vertrauenspersonen, aber das mit Lukas konnte ich ihr einfach (noch) nicht erzählen.
Meine Mama wusste ja noch nicht einmal, dass ihr Sohn eigentlich gar nicht auf Weiber stand und das war die erste Sache, die ich ihr noch beichten musste, bevor überhaupt das mit Lukas kam.
Außerdem waren Lukas und ich ja noch nicht einmal ein Paar und kamen uns erst so richtig näher. Wenn ich ein Mädchen kennengelernt hatte, hatte ich meiner Mama ja auch nicht direkt davon erzählt, sondern erst Bescheid gegeben, wenn es was Ernsthaftes geworden war.

,,Ach so, der. Und was ihr zwei so schönes gemacht?'', fragte sie lächelnd nach und setzte sich gegenüber von mir auf die Sitzbank.
,,Wir waren 'n Eis essen, sind ein bisschen durch Mitte und dann zum Basilisken Park gegangen.'', erzählte ich ihr grinsend und mein Bauch begann einmal ganz angenehm zu kribbeln. Ach, Lukas fehlte mir ja schon irgendwie.
,,Och, das ist ja schön.'', grinste meine Mama in ihre Tasse Kaffee und ich nickte zustimmend. Und wie es das war.

,,Möchtest du eigentlich noch was essen, mein Spatz?'', fragte mich Mama dann, als sie die Tasse wieder zurück auf den Tisch gestellt hatte.
,,Was gibt's denn?'', fragte ich stattdessen und legte den Kopf schief.
,,Pizza.'', antwortete sie mir immer noch grinsend und ich sah meine Mama nun sichtlich verblüfft an.

,,Bitte was?!'', fragte ich leicht unglaubwürdig nach, weil meine Mama sonst nie Pizza bestellte.
Meine Mama hasste bestellte Sachen einfach, vermied diese so gut, wie es eben nur ging und holte sich höchstens mal 'nen Döner vom Dönerstand, bei uns direkt um die Ecke.
Aber ansonsten verabscheute meine Mama diese Art von Essen und sowas kam bei uns höchstens mal auf den Tisch, wenn ich ein ganzes Wochenende mal auf meine Geschwister aufpassen musste und keine Lust auf kochen hatte.

,,Ach, Hardy und Randi hatten mich halt gefragt, beziehungsweise eher angebettelt, ob wir denn nicht mal Pizza machen könnten und dann haben wir eben zusammen eine gebacken.'', erklärte sie mir lächelnd und ich nickte einmal verstehend.
,,Können wir dann auch endlich mal unseren Döner zusammenmachen?! Du weißt, Alex und ich nerven dich schon acht Jahre damit.'', fragte ich frech grinsend und vielsagend zugleich nach und meine Mama verdrehte nur einmal die Augen.

,,Ey, du bist mittlerweile schon alt genug, um dir selbst was zu essen zu machen, mein Freund.'', zog sie sich lachend aus der Affäre und sah mich einmal eindringlich an.

,,Ich lass' es mir aber viel lieber gut bei dir gehen.'', konterte ich breit lächelnd und lehnte mich tiefen entspannt auf dem gemütlichen Küchenstuhl zurück.

,,So, aber möchtest nun was, oder nicht?'', griff meine Mama auf ihre Frage zurück und machte sich schon mal startbereit.
,,Du stehst ja so oder so schon.'', lachte ich nur und sie verdrehte einmal die Augen.
,,Touché.'', erwiderte sie darauf nur, ging lächelnd in die Küche und brachte mir kurz darauf einen Teller mit zwei Pizzastücken.

,,Du, Timi Spatz, wo ist eigentlich deine schwarze Strickjacke hin?'', fragte mich meine Mama plötzlich und mir fiel mit einem Mal das abgebissene Pizzastück aus dem Mund.
Fuck, was sagte ich denn nur jetzt zu ihr? Ich konnte doch nicht sagen, dass ich meine Jacke Lukas gegeben hatte, nur weil ihm kalt gewesen war und ich ihm diese danach einfach geschenkt hatte.
Einerseits, weil sie (noch) nicht wusste, wer Lukas eigentlich war und anderseits, weil es sie eventuell auch sehr wundern könnte, wieso ich einem Jungen meine Jacke gab und er mir diese, nachdem Abschied, nicht direkt wiedergab.
Bei Marcel und Alex war das nochmal eine ganz andere Hausnummer, denn wenn Alex kalt war, dann gaben Marcel oder ich ihr einfach unsere Sachen und keinen juckten es, weil es einfach normal zwischen uns war. Und Marcel und ich tauschten auch öfters mal gemeinsam die Sachen untereinander aus, weshalb es meine Mama mittlerweile schon lange nicht mehr wunderte, wenn in der Wäsche oder in meinem Kleiderschrank ein Kleidungsstück lag, das mein bester Freund noch einige Wochen zuvor getragen hatte.

,,Ähm...'', machte ich nur unsicher und kaute zu Ende, damit ich noch etwas mehr Bedenkzeit hatte.
,,Äh...die hab' ich glaube ich bei Marcels Vater im Auto liegen lassen. Das war da nämlich so verdammt heiß drin gewesen, da hab' ich die halt ausgezogen und eben vergessen.'', log ich sie schief grinsend an und hoffte, dass meine Mama nichts merkte.
,,Oh, ach so. Soll ich die denn morgen mal holen? Ich fahr' morgen zufälligerweise an dem Haus von Marcel vorbei.'', fragte mich meine Mama lächelnd und meine Augen weiteten sich augenblicklich.
,,Nein!'', rief ich nur und meine Mutter sah mich leicht schockiert und verwirrt zugleich an.

,,Ähm...du brauchst die doch nicht holen und extra 'nen Abstecher dahin machen. Ich hol' mir die schon alleine wieder und wenn, ich hab' doch noch genug Strickjacken.'', fügte ich leicht nervös hinzu und kratzte mich immer noch unsicher am Hinterkopf.
,,Okay?! Das wäre aber echt kein Problem für mich, mein Schatz. Das dauert doch keine fünf Minuten und hält mich doch auch nicht weiter von der Arbeit ab.'', erwiderte meine Mutter darauf nur und musterte mich einmal skeptisch. Wehe, sie bekam etwas mit...
,,Oder hast du sie gar nicht bei Marcels Vater im Auto liegen lassen, sondern viel eher einem Mädchen geschenkt, weil ihr kalt war?'', harkte sie nun nach, zog die Augenbrauen nach oben und verschränkte breit grinsend die Arme vor der Brust.

Ich schluckte nur einmal schwer, blickte mich nervös in dem hellen Esszimmer um und wusste gar nicht so recht, was genau ich eigentlich darauf erwidern sollte. Auffälliger ging es doch echt nicht, Wolbers!
Ich wusste ganz genau, dass sie dieses Gespräch, vor ein paar Tagen, nicht kalt gelassen und sie sich sehr wohl einige, wenn nicht sogar viele Gedanken darüber gemacht hat.
Meine Mama kannte mich einfach viel zu gut, um nicht merken zu können, dass etwas anders an mir war, dass ich mich viel anders als sonst benahm und momentan meine ganzen Gedanken auch ganz woanders hingen.

,,Timi Schatz, ist irgendwas mit dir?'', fragte meine Mama besorgt nach und ich sah vom Teller zu ihr auf.
,,Nein...ähm...es ist alles gut.'', antwortete ich ihr mit leicht zittriger Stimme und hatte so Angst davor, dass sie irgendwie Verdacht schöpfen würde - wenn sie das denn nicht schon längst getan hatte.
,,Wirklich? Du wirkst in letzter Zeit ein bisschen anders und sehr geheimnisvoll. Vor allem, wenn ich dich auf das Thema Liebe anspreche.'', sagte meine Mama und betrachtete mich erneut mit skeptischen Augen.

,,Tim, du weißt doch, dass wir beide über alles reden können. Du brauchst da echt keine Angst haben, ich reiße dir schon für nichts den Kopf ab und das könnte ich auch nicht.'', meinte meine Mama in einem nun sanfteren Ton und lächelte mich aufmunternd an.
,,Es ist aber zurzeit wirklich nichts, Mama. Ich bin nur wegen der Schule momentan etwas gestresst und...na ja.'', antwortete ich ihr bloß abwesend und machte eine abfällige Handbewegung.
,,Und falls irgendwas sein sollte, dann komme ich natürlich direkt zu dir, das weißt du doch.'', fügte ich noch lächelnd hinzu und biss ein Stück von der äußerst leckeren Pizza ab.
,,Ja gut...'', gab sie sich seufzend geschlagen, obwohl ich wusste, dass sie mit ihren Gedanken noch weiterhin daran hängenbleiben würde, was genau momentan mit ihrem Sohn los war. Ich kannte diese Frau schließlich genauso gut, sowie sie mich.

 ,,Ach Timi, weißt du eigentlich, wer das Wochenende kommt und dann für 'ne Woche hier bleibt?'', fragte meine Mama mich dann irgendwann grinsend und ich sah erneut von meinem Teller auf.
,,Ähm...keine Ahnung?! Wer soll denn schon großartig kommen?'', fragte ich nur verwirrt und zuckte ahnungslos mit den Schultern.
,,Ach komm', als ob du das nicht wissen würdest.'', machte meine Mama etwas enttäuscht und sah mich unglaubwürdig und empört zugleich an.
,,Ich hab' echt keine Ahnung, Mama.'', sagte ich nur und überlegte, ob in nächster Zeit irgendein Familientreffen anstand oder ob jemand in nächster Zeit Geburtstag hatte.

,,Wer nimmt meistens immer dein Bett ein und für wen pennst du extra auf 'ner Matratze, wenn sie mal zu Besuch kommt?'', half mir meine Mama auf die Sprünge und meine Miene erhellte sich mit einem Mal.
,,Ist nicht wahr, oder? Sie kommt hierher, nach Bielefeld?'', fragte ich leicht unglaubwürdig nach und fing nun wie ein Vollidiot zu lächeln an.
,,Ja, richtig, mein Schatz. Linda kommt uns endlich mal wieder besuchen. Sie hat zurzeit Semesterferien und da wollte sie gerne mal 'nen kleinen Abstecher zu uns machen.'', grinste meine Mama und ich freute mich sehr darüber, meine ältere Stiefschwester, nach so einer verdammt langen Zeit, endlich mal wiederzusehen.

Ich mochte Linda echt verdammt gerne und, auch wenn so ein riesiger Altersunterschied zwischen uns lag und wir damals nicht gerade viel miteinander zutun hatten, verstand ich mich extrem gut mit ihr.
Als meine Mama und mein Stiefvater sich damals dazu entschlossen hatten, dieses Haus hier zu kaufen und endlich zusammenzuziehen, hatte sie noch ungefähr ein Jahr hier gelebt, bis sie aufgrund ihres Studiums endgültig ausgezogen ist.
Aber auch schon damals, als wir uns gerade erst kennengelernt hatten, hatten wir uns verdammt gut miteinander verstanden und es hatte auf Anhieb super mit uns beiden zusammen geklappt.

Zwischen meinen ganzen kleinen Geschwistern, war es echt richtig angenehm, dass ich mal jemanden dazwischen hatte, der etwas älter als ich war und mit dem ich mich auch über etwas erwachsene Themen unterhalten konnte.
Vor allem damals, als ich noch ein kleiner Pisser von vierzehn Jahren war und kurz vor meinem ersten Mal stand, war Linda mir eine sehr gute und hilfreiche Hilfe gewesen.
Ich wollte mich eher weniger mit meiner Mama darüber unterhalten, weil es mir damals noch viel zu peinlich gewesen war und ich auch ein wenig Angst vor ihrer Reaktion gehabt hatte.

Da kam mir so eine Schwester wie Linda, die mich höchstwahrscheinlich nicht deswegen verurteilen würde und auch schon wenig Erfahrung in diesem Bereich hatte, gerade recht.
Ich konnte mich damals so gut mit ihr darüber unterhalten, dass ich vorhatte, mit Anna schon bald zu schlafen und mein erstes Mal mit ihr zusammen zu erleben.
Linda hatte darauf total locker reagiert, gesagt, dass das doch überhaupt nichts Weltbewegendes ist und ich das auch ruhig meiner Mama sagen könnte, weil sie mir wohl kaum, vor allem ausgerechnet deswegen, den Kopf abreißen würde.

Auch, wenn sie es nicht wusste, hatte sie mir im Bezug darauf extrem die Angst und Aufregung genommen, dass ich es eventuell verkacken könnte.
Leider Gottes war ich Dank Film und Fernsehen so krass geprägt gewesen und bin tatsächlich davon ausgegangen, dass unser erstes Mal total perfekt sein und ich dabei schon wie der größte Player und erfahrene Junge wirken müsste.
Und auch darüber hatte meine ältere Stiefschwester nur gelacht und gemeint, dass ich mich davon bloß nicht beeinflussen lassen und wir es einfach auf unsere Art und Weise machen und selbst entscheiden sollten, was wir für richtig empfanden.
,,Wenn was schief geht, geht es halt eben schief, dann ist das so. Nichts kann zu hundert Prozent perfekt sein und irgendwann werdet ihr darüber lachen können, dass ihr euch solche Gedanken darüber gemacht habt. Das wird alles schon.'', hatte sie damals nur laut lachend und aufmunternd zugleich erwidert, als ich ihr meine Bedenken mitgeteilt hatte.

,,Wann kommt sie denn? Freitag oder Samstag?'', fragte ich nach und nahm den letzten Bissen der Pizza.
,,Freitag schon. Wenn du von der Schule kommen solltest, sollte sie schon längst da sein.'', erklärte sie mir und nahm meinen nun leeren Teller an sich.
,,Oh, okay.'', grinste ich und erhob mich daraufhin vom Küchenstuhl.

,,Ich werd' dann mal rauf auf mein Zimmer.'', verabschiedete ich mich und ging daraufhin Richtung Küchentür.
,,Mach' das, Hase.'', lächelte Mama.
Ich öffnete die Tür und trat langsam aus dem Raum heraus.

,,Ähm...Timi?'', rief meine Mutter mir noch hinterher und ich kam wieder zurück ins Esszimmer.
,,Ja?'', fragte ich verwundert nach und lehnte mich gegen die Tür.

,,Und es ist wirklich nichts? Du bist momentan nicht in irgendein Mädchen verliebt, oder so? Du weißt, wir können wirklich über alles reden.'', fragte sie nochmal sicherheitshalber besorgt nach und lächelte mich an.
,,Es ist wirklich nichts, Mama. Und falls irgendwas sein sollte, dann sage ich dir schon Bescheid, keine Angst.'', besänftigte ich sie und grinste sie beruhigend an.

,,Dann ist ja gut.'', atmete sie erleichtert auf, obwohl es so oder so an ihr haften bleiben und stark nagen würde.
Ich wusste es einfach, denn wenn meine Mama erst einmal mitbekam, dass ich mich momentan etwas anders verhielt, drehten sich ihre Gedanken nur noch darum und ließen ihr einfach keine gewollte Ruhe.
,,Mach' dir keine Sogen und Gedanken darüber, wirklich.'', lachte ich, drückte meiner Mama noch fix einen Kuss auf die Wange und verließ dann auch schon das Esszimmer.

Ich ging breit grinsend die knarzende Treppe nach oben und zückte währenddessen, nach langer Zeit, mein Handy aus der Hosentasche.
Mir hatte keiner weiter geschrieben, außer Alex, die fragte, ob wir nachher eventuell noch eine Runde miteinander skypen und ich ihr den weiteren Verlauf mit Lukas erzählen könnte.
Ich antwortete ihr schnell und dann tauchte plötzlich eine neue Nachricht auf, die mein Herz viel schneller schlagen und mich augenblicklich noch viel breiter lächeln ließ.

Lukas, 19:45 Uhr:,,Hey, Timi! :) Bist du gut Zuhause angekommen? Ich auf jeden Fall schon, doch irgendwie fehlt da etwas in meinem Bett und allgemein in meiner Nähe. Na ja, Gute Nacht! ♥''



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